Probleme mit der Tradition: Bundeswehr verbietet ‚Treue um Treue‘
Mit (militärischen) Traditionen tut sich die Bundeswehr immer dann besonders schwer, wenn sie auf die Wehrmacht oder das 3. Reich zurückgeführt werden können oder nur könnten – und das führt bisweilen zu sehr emotionalen Diskussionen. So war es zum Beispiel, als dem damaligen Jagdgeschwader 74 sein Traditionsname Mölders aberkannt wurde. Jetzt hat das Deutsche Heer einen Traditionsspruch verboten, und auch das dürfte wieder für heftige Debatten sorgen: Treue um Treue, ein Wahlspruch, der insbesondere bei den Fallschirmjäger der Bundeswehr in Gebrauch ist (inzwischen: war) und auch im Zusammenhang mit dem Afghanistan-Einsatz immer wieder auftauchte. Wie auf dem obigen Bild des Wracks eines geschützten Transportfahrzeuges Dingo – das Fahrzeug war während des Gefechts am Karfreitag 2010 im Dorf Isa Khel bei Kundus, bei dem drei deutsche Soldaten ums Leben kamen, gesprengt worden. Monate später stellten Fallschirmjäger die Reste des Dingos sicher und erinnerten mit Treue um Treue an ihre gefallenen Kameraden.
Ein Erlaß mit Datum 6. Mai 2014, in Kraft gesetzt am 20. Mai, schreibt das Verbot dieses Spruches für das Heer fest. Die Weisung, die Augen geradeaus! vorliegt:
Im Verantwortungsbereich der DSK [Division Schnelle Kräfte, T.W.] wird der Wahlspruch „Treue um Treue“ zur Ehrung für die gefallenen Bundeswehrsoldaten vom „Karfreitagsgefecht“ des 02. April 2010 innerhalb von Liegenschaften der Bundeswehr genutzt. Darüber hinaus findet der Wahlspruch u.a. in Dienstgebäuden oder auch auf diversen Trinkbechern in Form einer Gravur Verwendung.
In Anlehnung an die Weisung FüSK II 4 [Abteilung Führung Streitkräfte im Verteidigungsministerium, T.W.] und als Ergebnis der durch den InspH [Inspekteur des Heeres, T.W.] beauftragten Untersuchung des Wahlspruches durch bundeswehreigene und externe Institutionen wird festgestellt, dass der Ausdruck nicht geeignet ist, Traditionen der Bundeswehr zu pflegen und in diesem Zusammenhang Treuepflicht zu symbolisieren.
In heutiger Wahrnehmung und in der Geschichte deutscher Streitkräfte ist der Wahlspruch im Wesentlichen durch die Verwendung als Motto der Fallschirmjägertruppe der Wehrmacht geprägt worden und mit dieser verbunden.
Es ist davon auszugehen, dass seine Verwendung in der Bundeswehr und insbesondere bei den Fallschirmjägern in der öffentlichen Wahrnehmung auch als Bekenntnis zu einer Traditionslinie Wehrmacht – Bundeswehr aufgefasst wird.
Mit Entscheidung InspH vom 06. Mai 2014 wird die Nutzung des Wahlspruches „Treue um Treue für das Deutsche Heer im dienstlichen Umfeld in jeglicher Form verboten.
Heeresinspekteur Bruno Kasdorf hatte da allerdings wenig Spielraum. Die in seinem Erlass genannte Weisung aus dem Ministerium, datiert vom 26. Februar 2013, verbietet ausdrücklich diesen Spruch für die Gedenktafeln für gefallene Bundeswehrsoldaten:
Im Einsatzgebiet AFG enthalten zwei Gedenktafeln für Gefallene der Bundeswehr die Inschrift „Treue um Treue“. (…)
Hierzu ist festzustellen: Die Inschriften sind nicht geeignet, Traditionen der Bundeswehr zu pflegen oder die den Soldaten der Bundeswehr abverlangte Tapferkeit und Treuepflicht zu symbolisieren. Vielmehr ist absehbar, dass die Inschriften zu Missverständnissen führen können, die einem würdigen Gedenken an die Gefallenen der Bundeswehr in der Öffentlichkeit abträglich sind. Der Wahlspruch „Treue um Treue“ ist daher auf Gedenktafeln für die Gefallenen der Bundeswehr nicht zu verwenden.
Allerdings ist mein Eindruck, dass die Fallschirmjäger, die mit diesem Spruch in Afghanistan (und in der Heimat) ihrer gefallenen Kameraden gedachten, dabei nicht unbedingt die Wehrmacht vor Augen hatten. Das Zitat findet sich unter anderem beim früheren Reichspräsidenten Paul von Hindenburg, aber es steht auch auf als Motto auf der Webseite der Schützenkompanie Wilten in Österreich, beim früheren Bundeswehr-Fallschirmjägerbataillon 273, als Überschrift im Spiegel – aber auch, laut Wikipedia, auf einem Denkmal für die Waffen-SS.
Über den Heeres-Erlass hatte am (heutigen) Donnerstag zuerst die Wochenzeitung Junge Freiheit berichtet (Link aus bekannten Gründen nicht).
(Ich bitte bei den Kommentaren in diesem Fall mal besonders dringlich um Sachlichkeit in der Auseinandersetzung.)
(Foto: Der beim Karfreitagsgefecht beschädigte, von der Bundeswehr gesprengte und später wieder sicher gestellte Dingo in Isa Kehl, mit Gedenken an die Gefallenen – via Johannes Clair/“Vier Tage im November“)
In der Tat haben wir mit diesem Spruch im Einsatz nicht nur besonderen Stolz, sondern auch das Bewusstsein FÜREINANDER verbunden.
Nach meinen Informationen stammt der Spruch zudem aus den Befreiungskriegen gegen Napoleon. Besonders in diesem Zusammenhang und der ersten demokratischen Revolution auf deutschem Boden, hervorgegangen aus der Zeit bis 1815, sollte solch ein Spruch besonders gewürdigt werden.
Ich suche allerdings noch nach stichhaltigen Quellen…
Aber generell sollte der Kontext von Bundeswehrsoldaten im Kampfeinsatz auch bei altgedienten „kalten Kriegern“ dahingehend Beachtung finden, dass das Gefecht und die Sorge um Kameraden keine „Beamtenmentalität“ zulassen.
-Just my two Cents
Ich kann als ehemaliger Artillerist mit „Treue um Treue“eh wenig anfangen, mache mir aber Sorgen um „Zu Gleich“.
Ebenfalls ein Jahrhunderte alter Spruch der Artillerie, genutzt um die Soldaten zu einer gemeinsamen Kraftanstrengung zu vereinen, sei es jetzt das aufprotzen der Geschütze oder die Reinigung desselben.
Leider wurde dieser Spruch auch während des Dritten Reichs verwendet.
Und jetzt?
P. S.: In I-O wird immer noch eine Truppenzeitschrift herausgegeben die diesen Namen trägt, angeblich wird der Ruf auch noch aktuell bei der Artillerie verwendet.
Werferfehler
Hmmmm, nach der Erlasslage sicherlich kaum zu umgehen…
Aber mal ehrlich:
Wenn wir hier genau suchen, so finden wir bestimmt für jeden Wahlspruch eine Wehrmachteinheit, die genau diesen auch genutzt hat.
Wie sieht es mir „Horrido Joho“ oder „Panzer Hurra“ oder „Glück Ab“ aus? Da lässt sich doch mit ein wenig Überkorrektheit auch noch etwas finden…
Wir sollten endlich einmal lernen, dass deutsche Militärgeschichte sich nicht auf 12 Jahre begrenzt.
Sch… auf öffentliche Wahrnehmung. Das Desinteresse kann auch gern mal in entgegengesetzter Richtung zum Ausdruck gebracht werden.
Ansatz: Interne Angelegenheit, geht niemand etwas an.
pi
Klassiker, dann aber „suum cuique“ und „Autobahn“ weiterhin verwenden.
@ Johannes Clair
Danke für den ehrlichen Satz:
„In der Tat haben wir mit diesem Spruch im Einsatz nicht nur besonderen Stolz, sondern auch das Bewusstsein FÜREINANDER verbunden.“
Ich bin mir auch zu 100% sicher, dass rechtsextremes oder NS Gedankengut hierbei keine Rolle gespielt hat. Gerade ein Leitsatz wie „Treue um Treue“, beschreibt die Mentalität eines Kampfverbandes, der durch Dreck und Blut zusammengeschweißt wird und zusammen hält.
Wenn man bedenkt, dass das 3. Reich über 20 Millionen Menschen unter Waffen hatte, dann wird eigentlich der komplette deutsche Sprachgebrauch auch mal iwo gefallen und niedergeschrieben worden sein (Ironie on/off nach jdrms. Gusto)
Wie steht’s mit ‚Stillgestanden‘ und ‚Rührt Euch‘ ?
ALLES MUSS RAUS (Ignorie aus)
@ politisch inkorrekt:
Mal ne dumme Frage: Ist das wirklich Ihre Lösung?
Wir haben ein Problem, scheiß drauf, das sitzen wir aus.
Wie im Beitrag von T. W. oben angemerkt gibt es keine Alternative da ja genau dieser Spruch verboten wurde.
Werferfehler
Zumal der Spruch ja gerade aus eigener Erfahrung entstanden ist und NICHT irgendein Wehrmachtsbezug hatte.
@Clair: Keiner der 2010 dabei war wird dieses Verbot verstehen.
Lach mich weg….da wird ein Spruch genutzt um Kameradschaft auszudrücken und was wird draus? Ein politisches Statement.
Wie ist das mit den Kindergärten??? Erinnert doch auch an Lebensborn…Öhem..sorry
Ironie ON:
Als gute Soldaten einer postheroischen Gesellschaft, sollten wir entweder auf die Helden, oder auf die deutsche Sprache verzichten.
OFF
Wie schon erwähnt, wurden in 12 Jahren und 80 Mio Menschen so ziemlich alle Begriffe von bedenklichen Subjekten verwendet und verbreitet. Semper Fi (sry Marines :))
Ich verstehe die Reaktionen vollkommen, möchte aber anmerken, dass die Bundeswehr und Deutschland seit Jahren versucht, einen angemessenen Umgang mit dem erneuten Aufkeimen „martialischer“ Symbole, Riten und Verhaltensformen zu finden, die nuneinmal mit Kampfeinsätzen einhergehen. Das große Problem, was andere Staaten nicht in dieser Ausprägung haben, ist das Dritte Reich und die Überhöhung der mit Kampf und Kriegeridealen verbundenen Werte sowie deren Umdeutung/Missbrauch zu massivsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Dieser Prozess ist schlicht und ergreifen sehr schwer. Wieviel geht, was kann man machen, was nicht mehr? Da ist die Sichtweise der Bundeswehr und der Öffentlichkeit natürlich nicht die gleiche.
Nach Jahrzehnten, in denen dieses Problem rein akademisch war, ist es nun sehr greifbar. Es wäre aber unfair pauschal abzuurteilen. Erklären und öffentlich darüber Reden wäre sinnvoller. Nur das ist leichter gesagt als getan… Wäre der Kampf nicht in Afghanistan sondern in Deutschland, läge die Wahrnehmung sehr sicher näher beieinander! Was man daher ankreiden kann: Die Politik hat diese Einsätze begonnen, also müsste sie auch deren Auswirkungen auf Soldaten und Öffentlichkeit deutlicher bearbeiten und nicht nur Wächter der political correctness sein.
Oh Gott… es ist noch niemandem aufgefallen – daher psssssssst!
Das Eiserne Kreuz war auf jedem Fahrzeug der Wehrmacht – unbedingt verbieten!!!
Im Dritten Reich haben die Soldaten auch Uniform getragen.
Müssen die Deutschen Soldaten ab sofort nackt auf den Übungsplatz? Es könnte ja ältere Leute geben, die das sonst falsch interpretieren.
Aber mal ganz ehrlich, für so einen Erlass hat sich jemand den Kopf zerbrochen? Und für so etwas bekommt jemand Geld? Und auch noch viel Geld.
Sorry aber wenn derjenige keine wichtigere Aufgabe in der Bundeswehr hat, dann Besen in die Hand und ab auf die Straße. Da kommt eventuell etwas sinnvolles raus.
Da kann ich nur mit dem Kopf schütteln.
Selbsterniedrigung ist die höchste des Kunst des Unterworfenen. Darin sind einige Unterworfene sehr, sehr gut in Deutschland.
„Treue um Treue“ sind deutsche Begriffe, deutsche Werte, die von jeder Generation neu erfüllt werden. Nur durch die Taten der jetzigen Soldatengeneration ist der dahinter stehende Gedanke zu bewerten.
Deswegen: Treue um Treue. Ein hoher Anspruch. Schwer zu erfüllen. Egal ob Erlass oder Nicht-Erlass. Es zählt die Tat.
Ist doch alles gut….dafür bekommen die Jungs doch jetzt einen Flatscreen auf die Stube….wer braucht da noch Traditionen?
Frau vdL:
HIER sollten sie mit ihren (leider falsch laufenden) Bemühungen um mehr „Attraktivität“ ansetzen….
Es ist nicht Geld oder ein flacher Fernseher auf der Stube, die einen Soldaten ausmacht-es ist seine EINSTELLUNG, und diese drückt sich (auch) durch Traditionen wie diese aus……zerstören sie dies weiter-und dann wundern sie sich, das mit ihnen „keiner mehr mitspielen “ mag?
Kann nicht ihr Ernst sein…
(Ja, ich weiß, das vdL3 dies nicht veranlasst hat…..aber HIER sollte sie ansetzen….das würde nicht mal einen Euro kosten…..!)
Harald Schmidt hatte mal ne schow auf nem Dampfer auf dem Rhein veranstalted und dabei die retorische Frage gestellt ob es denn politisch korrekt sei auf einem Dampfer der 1936 gebaut wurde eine Unterhaltungssendung abzuhalten auf nem Fluss der auch in den dunklen Jahren durch Deutschland floss. Ich bin der Meinung dass 69J abstand auch mal genug sind und es Unsinn ist Einschränkungen hinzunehmen für Dinge die unsere UrgroßVäter getan haben. Ich habe niemanden umgebracht und kann diesen Schei* einfach nicht mehr hören.
@ Johannes Clair | 05. Juni 2014 – 17:14
Danke. Leider geht es der politischen Ebene im Militär weder um die Verbundenheit der Einheiten zu dem Spruch, noch um dessen wahre Herkunft. Es soll einfach keine Spur zum 3. Reich führen, das ist (so banal es klingt) alles.
Edit1: drd hat es besser als ich auf den Punkt gebracht!
Edit2: Ich mache an dieser Stelle mal ganz frech Werbung für Ihr Buch; dieses zu lesen kann ich jedem der es noch nicht getan hat sehr empfehlen.
Wohl nur die Bundeswehrführung schafft es mit einem Erlass das Andenken der Gefallenen zu verhöhnen, die eigenen Soldaten implizit zu Nazis zu deklarieren, Soldatische Kameradschaft und Zusammenhalt zu demontieren und in den totalen Kotau vor irgendwelchen imaginären Kritikern zu vollführen.
Wo ist eigentliche die Kameradschaft und soldatische Selbstachtung der militärischen Führung?
Wofür sollen deutsche Soldaten eigentlich kämpfen und sterben sterben? Für diese politimilitärische Mischpoke die ihnen offenbar nur Verachtung entgegenbringt.
Pfui!
Die (zivile) Führung, also die ganzen fachfremden Karrieristen um Ministerium werden hoffentlich bald feststellen müssen, dass eine Verwaltungsbeamtenarmee nicht kämpfen kann. Wenn wir das aber auch gar nicht mehr wollen, sondern eher so eine Art bewaffnete Sittenpolizei mit erweiterter Brunnenbohrfähigkeit, dann sind wir auf dem besten Wege.
toll auch die Begründung des Usrpungserlasses
Bei wem denn? Antifa? und welche plausibilität müssen diese „missverständnisse“ denn haben um für die Armee imperative Gültigkeit zu erlangen?
grotesker kann man sich wohl nicht erniedrigen
Das hat 2010/11 vor Ort keinen interessiert und knapp vier Jahre später wird sich darüber aufgeregt?
Ich prognostiziere, dass sich an der Nutzung nach 3,5 Jahren nicht mehr viel ändern wird. Eher wird diese Entscheidung den Eindruck weiter verstärken, dass „die da oben“ von den kampf-/einsatzerfahrenen Soldaten meilenweit entfernt sind.
Zu dem suum Clique Einwurf
Dieser Ausspruch lässt sich auf den Hohen Orden vom Schwarzen Adler und die Gründung des Berittenen Feldjägercorps 1740 zurückführen.
@drd: Schön formuliert!
Mir fällt spontan nur ein:
„Wenn all untreu werden…“
Ähh – ach ne, ist ja auch unpassend – wegduck.
Ich glaube, das Problem liegt viel tiefer. In Deutschland hat man sich jahrzehntelang gegeißelt, Unheil über die Welt gebracht zu haben. Das Aufarbeiten von Fehlern und Geschehnissen ist ja auch wichtig, also nicht falsch verstehen. Aber über die Zeit ist m.M.n. vom Aufarbeiten der Vergangenheit und dem Sicherstellen, dass sich das nicht wiederholen kann oder vergessen wird, fließend übergegangen worden, alles was mit Krieg oder Gewalt zu tun hat kategorisch zu verdammen. Krieg ist schlecht und falsch. Das ist das immer wieder zwischen den Zeilen lesbare Mantra unserer Politik und Presse. Und genau diese polarisierenden und Meinungsbildende Herrschaften und Frauenzimmer haben in der Masse weder die Bw von innen, noch einen Einsatz aus echter Nähe gesehen. So hat sich eine Parallelgesellschaft entwickelt deren Kluft mit jedem Einsatz größer wird. Die Politik ist so in ihrer Angst vor sich selbst gefangen, dass einfach stumpf alles verboten wird, was nach „Kriegerkult“ reicht. So erklärt sich dann auch recht einfach der Spruch „Soldat sei ein Job wie jeder andere“, völlige Unkenntnis/Desinteresse bzgl. RPA, etc. Ach ja, übrigens ist so auch die Empörung über Putin zu erklären. Da kommt einer mit A… in der Hose, der in einer Kultur aufgewachsen ist wo Gewalt dazugehört (da darf man seinem Kind unerhörter Weise sogar mal nen Klaps geben), und handelt so, wie es in dieser Kultur üblich ist. Mit Stärke und breitem Kreuz. Aber Gott sei Dank haben wir ja das Diktat – oh Verzeihung – die Primaten – kreuzkruzi… – das Primat? der Politik…
Sorry, musste mal raus!
Oh ein Glück dass wir vor dem Trugschluss bewahrt werden, Deutschland hätte eine Geschichte! Nein, jetzt aber mal im Ernst: Das ist doch komplett lächerlich. Nur weil etwas in der NS-Zeit getan oder gesagt wurde, drückt das doch nicht den Nationalsozialismus aus. Wie realitätsfern muss man sein, um das zu glauben?
War das eine schlimme Zeit, ein Angriffskrieg und wurden Verbrechen begannen? Natürlich, ohne Frage.
Waren unsere Großväter und Urgroßväter allesamt Mörder von Unschuldigen, die aufgrund der puren Bosheit ihrer Seelen mit jedem Wort böses gesagt und mit jeder Bewegung böses getan haben? Nein.
Wir reden hier nicht von Lord of the Rings, wo alles schön schwarz-weiß ist, hier geht es um echte Menschen mit echten Wünschen und Zwängen, Hoffnungen und Albträumen.
Da sagen manche, der Meinung war ich auch mal, wir würden hier in Deutschland eine ganz gute Vergangenheitsbewältigung durchziehen. Wenn das aber darin besteht, das pure Böse auf alles zu projizieren, was die Zeit eventuell überdauert hat, dann kann ich keine Form der Verarbeitung erkennen.
@Jugendoffizier: Ja, ein Glück! Warte erst mal ab, bis jemandem die verdächtige Ähnlichkeit von MG3 und MG42 auffällt.
Mich würde interessieren, wie es denn zu dieser Weisung gekommen ist. Sind da nähere Hintergründe bekannt? Hat sich das das Ministerium einfach so ausgedacht? Kann ich mir nur schwer vorstellen…
Anmerkung am Rande, auch zum Kommentar von PW1: Von der zu Grunde liegenden Weisung FüSK habe ich leider bislang nur diesen Textauszug; die Weisung selbst ist Verschlusssache – was ja auch schon einiges aussagt (der Heeres-Erlass dagegen nicht). War auf die Schnelle noch nicht zu beschaffen, ich bemühe mich weiter.
Ich denke nicht das die Kameraden mit dem Begriff an das Dritte Reich gedacht haben. Man sollte in Deutschland langsam die Kirche im Dorf lassen. Haben die da droben denn sonst nix zu tun. Keiner will das Dritte Reich verherrlichen aber ein bisschen Tradition würde uns in unserem Lande nicht schaden.
@ T.W.
interessant wäre in dem Zusammenhang auch wer die ominösen „externen Institutionen“ waren.
Es gab keinen Skandal, deshalb tut man im vorauseilenden Gehorsam alles dafür, damit jetzt einer draus wird. Wow.
Aber das passt eben in die Linie vom Einebnen von Ehrenmalen (in Munster, obwohl bereits „entschärft“), dem Herumeiern bei Traditionsfragen bis hin zur Entmilitarisierung der Streitkräfte ;-)
Ich lese das so:
Die Weisung hatte nur die Gedenktafeln im Blick, das Verbot hat Herr Kasdorf zu verantworten.
(…) der Bundesrepublik Deutschland TREU zu dienen (…)
Oha, geht ja garnicht.
Zum treuen dienen verpflichtet unser Diensteid, Treue gegenüber dem Kameraden das Gesetz. Aber wenn man diese Selbsverständlichkeit, im Friedensbetrieb leicht dahergesagt, überträgt auf den eigentlichen Zweck des treuen dienens, dem Kampf mit all seinen Folgen, wird eine Brücke zur Wehrmacht geschlagen. Klar, man kann alles militärische in der Bundeswehr auch auf die Wehrmacht rückübertragen, denn, oh Wunder, die Wehrmacht war eine Armee… Aber paßt auch zum aktuellen Trend, alles militärische aus der Bundeswehr sukzessive zu verdrängen. Ironischerweise in einer Zeit, in der die Bundeswehr auch wirklich im Einsatz ist und sich nicht nur wie im kalten Krieg selbst verwaltet.
@ PW1
Es wollte sich nur jemand bei FueS als besonders mainsteamig profilieren. Bei FueS/H/M und BMVg nie, never, nie Hintergruende erwarten!
@Werferfehler
Ja, das wäre eine Lösung. Einfach zu intern gewachsenen Traditionen stehen und diese nach außen vereidigen. Imaginären Kritikern und bewussten Falschverstehern begegnet man mit Tatsachen und unterlässt jede Hyperventilation, die zu unüberlegten grotesken Zwangshandlungen führt.
Einfach zu sich selbst und seiner Armee stehen.
pi
Die Weltanschauungskonformen Gedenktafeln müssten dann demnächst wohl so lauten.
„Hier lief der militaristische Zivilversager X freiwillig in die Kugel der Afghanischen Freiheitskämpfer. Selbst Schuld.
gez. Der Bundesmister der Verteidigung“
Dann wird ja wohl demnächst auch das Motto der Feldjäger der Bundeswehr entsorgt.
Ja es trifft zu, dass der Spruch nach Ende des Zweiten Weltkrieges auch von ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS genutzt wurde, um sich bei Denkmalen und anderen Gelegenheiten, an den eigentlich Wahlspruch „Unsere Ehre heißt Treue“ anzulehnen.
Aber DAS soll es sein? Hauptsache politisch super korrekt. Und schön weiter reformieren, transformieren, ……..
*Kopfschüttel*
Zu meinem Beitrag von 18:41 (Editieren nicht mehr möglich)
Ich bemerke gerade, dass dieses Beispiel bereits angesprochen wurde.
Gott sei Dank dürfen wir noch Hosen tragen….
Someone | 05. Juni 2014 – 18:10
„Zu dem suum Clique Einwurf
Dieser Ausspruch lässt sich auf den Hohen Orden vom Schwarzen Adler und die Gründung des Berittenen Feldjägercorps 1740 zurückführen.“
Da haben Sie natürlich völlig recht. Wenn ich jetzt hier aber loslegen würde, und dadurch genügend Aufmerksamkeit erregt wird, würde ich fast wetten, dass es dann sehr schnell gehen würde…
Das grundlegende Problem ist doch, dass man sich einfach mal intensiv mit Tradition auseinandersetzen muss, um dann einen Schlussstrich zu ziehen unter Einbindung aller Soödaten. Imho war es in den vergangenen Jahren immer so, je mehr die alten Soldatengenerationen wegsterben, desto mehr wird das…..
Edit: Chickenhawk hat schon die nächste Stufe gezündet
Ich versuche gerade einmal die Herkunft der Worte zu ergründen:
1) Schauspiel von August von Platen-Hallermuende:
books.google.de/books?id=xTMVAAAAQAAJ&lpg=PA226&ots=Gq9Vgg38Ky&dq=“treue um treue“ herkunft&hl=de&pg=PA226#v=onepage&q=“treue um treue“ herkunft&f=false
2) Kath. Burschenschaft Sigfridia
http://www.rkdb.de/sigfridia.php
3) Wilhelm II
http://books.google.de/books?id=F-KGQYUc5AEC&pg=PA36&lpg=PA36&dq=wilhelm+II+treue+um+treue&source=bl&ots=QVm7HcUJ2q&sig=yn8r60XzKSmDpx3_3h-95wLSNi8&hl=de&sa=X&ei=MaCQU57wDqPj4QTO94GYBA&ved=0CFQQ6AEwCA
4)Wie anders aber mit dem Volk der zwei Stämme! Auch das wurde gefesselt und in die Sklaverei geschleppt; aber es fühlte sich seiner Herkunft in unabänderlicher Treue verbunden, und Jahwe, der sie sich großgezogen, vergalt ihnen Treue um Treue. Und sie kehrten zurück und errichteten Zions Mauern in neuer Schönheit, – und aus ihrem Schoße erwuchs der Erlöser!
http://gutenberg.spiegel.de/buch/2917/82
5) Brief des Vorsitzenden „Bund deutscher Fallschirmjäger“ 12.2011, Zitat: „Treue um Treue – hier wird unser Leitwort gelebt und vorgelebt.“
http://www.fallschirmjäger-nagold.de/fjn/images/pdf/Jahresrundbrief_Praesident_BDF.pdf
Also fest steht, dass es diesen Satz bereits weit vor den FschJg der Wehrmacht gab.
Herr Kasdorf sollte bedenken, dass der Dienstgrad „Generalleutnant“ ebenfalls von der Wehrmacht genutzt wurde. Wenn er auch nur einen Rest an Glaubwürdigkeit behalten will, sollte er diesen Titel umgehend ablegen.
Ansonsten ist es eine bodenlose Unverschämtheit, mit Verweisen auf angebliche NS-Parallelen auf ein in jeder Hinsicht anständiges Gefallenengedenken zu reagieren. Von Vorgesetzten kann man jetzt offenbar auch auf höchster Ebene nicht mehr erwarten, dass sie sich vor ihre Untergebenen stellen. Es ist erbärmlich, und man schämt sich bei so etwas mitgemacht zu haben. Nicht mehr meine Armee; nicht mehr mein Land.
Sehr geehrte Stabsoffiziere, ich bitte sie eindringlich den Satz der Vereidigungsformel schnellsmöglichst zu ändern.
Der Satz ich schwöre, der BRD, TREU zu dienen und mein Vaterland tapfer zu vereidigen…sehe ich in diesem Zusammenhang auch an das 3.Reich angeleht!!!
Ironie aus!!!!
Wie kann man das ansehen von gefallenen Kameraden nur so durch den SCHMUTZ ziehen!!! Vielen Dank dafür!!!!
Lächerlich und hochnotpeinlich!! Weil die Wehrmacht Tarnkleidung trug, muss die darf das die Bundeswehr nicht mehr? Total konstruiert!!! Und dieses Land will international (mehr) Verantwortung übernehmen? Zum totlachen!! Was bekommen denn die Zivilisten wie ich hier zu Hause davon mit, was die Soldaten im Gefecht untereinander brüllen um Zusammenhalt und Motivation zu erreichen?? Schäme mich für so einen bürokratischen Blödsinn!
Zum Glück sind die 103B alle außer Dienst gestellt. Der Aufschrei wäre wohl unerträglich. Aber das Schild der Mölders im Marinemuseum sollte dringend abgenommen werden. Und die Ehrenmale in Kiel müssen auch ganz schnell zugeschüttet werden…
Oh, und die Schleswig-Holstein war da ja auch noch…oh weh oh weh…
Es fällt irgendwie schwer bei so etwas sachlich zu bleiben. Glaubt hier einer wirklich ernsthaft das es jemals eine solche Rede wie diese
http://m.youtube.com/watch?v=pxBQLFLei70
geben würde? Das ein dekorierter Admiral so eine Rede an seiner AlmaMater halten würde?
Oder ein General eine solche Rede?
http://m.youtube.com/watch?v=IDxU4Y4aXPg
Einfach mal unvoreingenommen reinschauen. Marines ticken halt etwas anders.
Irgendwie einfach armselig – ich bin gespannt was dann noch alles political correct entsorgt werden muß neben dem Feldjägerspruch und dem Eisernen Kreuz als Logo der Bundeswehr.
Noch unverständlicher wenn man weiß daß der Leiter FüSK II 4 selbst ein Jäger-Offizier ist und auch Fallschirmspringer… und das anscheinend auch nicht verhindern konnte.
Führung nach Douglas Adams
Ich bitte ebnfalls kritisch zu prüfen, dass der GröFaZ damals schon mit Messer und Gabel gegessen hat und auch Vegetarier war.
Und in allen OHG (sofern es noch welche gibt), wird ebenfalls immer Messer und Besteck eingedeckt.
Wieso aber die Grünen mit Ihrem „veggie day“ genau anspielen wollten ist unklar, wir sollten allerdings schnellstmöglich vegetarisches Essen verbieten.
Es lebe der vorauseilende Gehorsam….der schon soweit voraus ist, dass nichtmal die üblichen verdächtigen nach 4 Jahren seit diesem medienwirksamen Bild drauf angesprungen sind…
Vielleicht auch gleich die ganze Bw verbieten…..
Wenn „Treue um Treue“ ein Wahlspruch der FschJg der Wehrmacht war und er deshalb nun verboten wird, sollte man vielleicht den ganzen Schritt tun und die FschJgTr abschaffen, da es ja diese auch schon in der Wehrmacht gab.
Wann geht Deutschland, wann geht die Bundeswehrführung endlich kritisch aber angemessen mit der deutschen Vergangenheit um?
Wurde der Wahlspruch durch die FschJg vielleicht auch in der Wehrmacht verwendet um eine kameradschaftliche, ehrvolle Beziehung untereinander zu beschreiben? In diesem Fall: Völlig unkritisch – Weiterverwendung des Wahlspruch aus Traditionsgründen heute zwingend erforderlich.
Wurde er jedoch im Zusammenhang mit Kriegsverbrechen – wir wissen ja dass solche leider auch von der Wehrmacht begangen wurden – verwendet, dann muss die Weiternutzung wirklich untersagt werden – allerdings mit genauer Aufklärung über die Hintergründe. Die betroffenen FschJg und die Öffentlichkeit würden dies verstehen und akzeptieren.
Diese Weisung ist genau so schwachsinnig wie das Konstruieren eines Zusammenhangs des neuen Schiess und Ausbildungskonzepts (nSAK) und dem Nationalsozialistischen Automobilkorps.
Wie gut das wir keine anderen Sorgen haben. Unfassbar.
Am 3. Oktober 1953 erschien in der »Berliner Stimme«, einer Parteizeitung der SPD, ein Nachruf auf den kurz zuvor unerwartet verstorbenen Regierenden Bürgermeister von Berlin, Ernst Reuter. In dem Nachruf heißt es abschließend:
Nachzulesen auf der Homepage der Berliner SPD:
http://archiv.spd-berlin.de/geschichte/personen/l-z/reuter-ernst/ernst-reuter-nachruf-berliner-stimme/