100 Tage IBUK von der Leyen: noch bisschen früh für eine Bilanz
Eine neue Regierung, einen Minister oder eine Ministerin nach den ersten 100 Tagen ihrer Amtszeit in einer Bilanz zu beurteilen, ist inzwischen (ein vor allem medialer) Brauch. Und mit Erreichen dieser 100 Tage große Koalition und damit auch 100 Tage Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen kann ich dem nicht ganz ausweichen, will es aber knapp machen: Bei der ersten Frau an der Spitze der deutschen Streitkräfte, der ersten Inhaberin der Befehls- und Kommandogewalt (IBUK) im Frieden lässt sich vielleicht die, wie es neudeutsch heißt, öffentliche Performance bewerten. Ob und was sie erreicht hat: Dafür ist es, finde ich, noch ziemlich zu früh.
Schauen wir also auf die öffentliche Performance. Da hat Politprofi von der Leyen alle Register gezogen. Von der ersten Reise in einen Auslandseinsatz, nach Afghanistan am vierten Advent, wo sie die Richtung vorgab: Der Mensch steht im Mittelpunkt. Von ihren medienwirksam verkündeten Entwürfen zur besseren Vereinbarkeit von (Militär)Dienst und Familie, für mehr Attraktivität des Arbeitgebers Bundeswehr. Über die im Dreiklang mit Bundespräsident und Außenminister auf der Münchner Sicherheitskonferenz verkündete neue Marschrichtung, Deutschland müsse mehr Verantwortung übernehmen. Und bis zum publikumswirksamen Rausschmiss des Staatssekretärs, der für Rüstungsprojekte zuständig war – gefolgt von der Ankündigung, dass bei diesem ganzen Beschaffungsprozess ein neuer Kurs ansteht. (Es gab auch noch einen vierten Punkt, auf den komme ich später.)
Für eine Bilanz eignet sich das alles (noch) nicht. Denn all das, womit von der Leyen in den vergangenen Monaten in der Öffentlichkeit und auch in der Truppe gepunktet hat, muss noch umgesetzt werden.
Das geht nicht innerhalb von Wochen, das wissen auch die Betroffenen, zum Beispiel die Soldaten mit Kindern, die auf eine bessere Betreuung ihres Nachwuchses angewiesen sind. Aber diese Soldaten erinnern sich auch, dass Vorgänger Thomas de Maizière im Jahr 2011 bei der Vorstellung der Neuausrichtung der Bundeswehr versprochen hatte, bis Ende jenes Jahres würden die meisten wissen, wo ihr künftiger Arbeitsplatz sei. Manche wussten es zwei Jahre später noch nicht – und das haben sie ihrem obersten Chef mehr übelgenommen als andere Probleme, die auf den Minister zurückfielen. Ob das Versprechen von mehr Attraktivität und besserer Familienvereinbarkeit eingelöst wird, darauf wird die Truppe schauen. Spätestens am Ende dieses Jahres.
Auch die Frage, wie sich mehr deutsche Verantwortung (Gleichgültigkeit ist keine Option) praktisch auswirkt, ist noch offen. Nicht nur, weil Außenamtschef Frank-Walter Steinmeier das keinesfalls als Zusage für mehr militärisches Engagement verstanden wissen will. Sondern auch, weil zwischen einem hehren Anspruch und der Verwirklichung möglicherweise eine Lücke klafft – wenn angesichts von 2.000 Franzosen, 6.000 afrikanischen Soldaten und demnächst (mühsam zusammengekratzten) 1.000 Mann der Europäischen Union für die Zentralafrikanische Republik der deutsche Beitrag maximal ein Rettungsflieger und einige Stabssoldaten sind. Das hat nicht allein von der Leyen zu verantworten, weil da im Kabinett auch noch andere mitreden (und Entwicklungsminister Gerd Müller ohnehin der Meinung ist, Afrika gehöre in sein Ressort und nicht in militärische Überlegungen). Aber wie sich die Zusage aus München konkret auswirkt, bleibt offen.
Und die Organisation der Rüstung? Da gibt’s nach dem Abschied von Staatssekretär Stéphane Beemelmans und Rüstungsdirektor Detlef Selhausen noch keine handfesten Aussagen, übrigens noch nicht mal einen neuen Staatssekretär. Dafür aber inzwischen eine Ausschreibung für externe Beratung, mit der die Beschaffungsprozesse untersucht und irgendwann verbessert werden sollen. Das dauert allerdings auch eine Weile.
Strich drunter: Nein, nach 100 Tagen kann zumindest ich nicht wirklich sagen, wohin die Reise geht – zu viel hängt davon ab, was von den Ankündigungen wie und wann umgesetzt wird.
Und dann hat Medienprofi von der Leyen auch noch am vergangenen Wochenende, kurz vor Erreichen der 100 Tage, einen für sie ungewöhnlichen Fehler begangen: Was sie zum Thema Solidarität mit den osteuropäischen NATO-Verbündeten und zum Umgang mit Russland gesagt hat, hätte auch vom Außenminister kommen können – und wenig Aufsehen erregt. Doch gerade weil es von der Verteidigungsministerin kam, schlugen die Wellen hoch: Aus ihrem Plädoyer für eine demonstrative Solidarität mit Estland, Lettland, Litauen, Polen und den anderen Bündnismitgliedern im Osten hörten einige selbst in der Koalition den Wunsch nach gen Osten rasselnden Panzerketten hinaus. Das hat sie vermutlich nicht so gemeint. Aber dass die Chefin einer Streitmacht anders wahrgenommen wird als der Chefdiplomat – das hätte sie einpreisen müssen.
Ähnliches gilt übrigens für die Überlegung, mal an die körperlichen Anforderungen an Soldaten heranzugehen. Kann man machen. Wie das in der Truppe ankommt? Siehe die Kommentare hier.
(Foto: von der Leyen am 28.01.2014 im Gefechtsübungszentrum des Heeres – © Thomas Trutschel/photothek.net)
@Vtg-Amtmann
Bisweilen denke ich darüber nach, ob ich hier verpflichtend tl;dr einführen muss…
@Vtg-Amtmann
Danke! Aber die Hoffnung, dass unter Controlling mal etwas anderes als Kontrolle oder Dokumentation verstanden wird, ist zur Zeit gering… :(
Bislang scheint Mittelabfluss und Einhalten von Meilensteinen auf Biegen und Brechen das Hauptaugenmerk zu bleiben.
@T.W.
Kann ich durchaus verstehen, aber gerade in diesem Falle ist die Darstellung das Lesen wert.
Donnerstag, 27. März 2014, 17:42 Uhr, „Rüstungsindustrie wird ungeduldig mit von der Leyen“Berlin (Reuters) – In der deutschen Rüstungsindustrie wächst die Ungeduld mit Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen.“
Schon toll, was der große Anonymus eines anonymen und wohl großen Unternehmens da für „_d_i_e_ Industrie“ von sich gibt. Wieso hat denn der Mann nicht den PoPo in der Hose die „gewissen Rüstungsprojekte“ bzw. „wichtigen Wehr-Vorhaben“ beim Namen zu nennen?
Wäre doch glatt eine Aufgabe für den Innenminister, dafür Sorge zu tragen, daß dieser „Rüstungsvertreter“ und „dessen Unternehmen“ ermittelt werden, die da so dumm-dreist mittels einer sachlich und fachlich hohlen Reuters-News auf unsere Regierung Einfluß nehmen und Druck ausüben wollen?
Und wenn im BMVg Risiken von Projekten systematisch heruntergespielt worden sind, was sich ja als absolut zutreffend bewiesen hat, dann gehören dazu nicht nur die „Gegangenen und Gefeuerten“, sondern auch Diejenigen in „der Industrie“, die dafür diesen Herren den Input gegegeben haben! Ein heißes Gleis, auf das sich Herr Anonymus da begibt! Parlamentarische Freunde schafft er sich damit ganz bestimmt nicht und zur Unternehmenskultur seines Ladens trägt er auch nicht gerade bei!
Immerhin scheint die Vorstellung einer neutralen Untersuchung ein paar Leute in der Wirtschaft unruhig zu machen. Es könnte ja das bequeme Bild „Die Rüstungsprozessen müssen unbedingt reformiert werden“ bröckeln und darunter ein wenig vom realen Leben durchschimmern ;)
@TW: Sorry, zur Länge meines Beitrags: „Controlling“ vs. „Kontrolle“ oder gar vs. „Dienstaufsicht & Kontrolle“ läßt sich im konkreten Kontext zum Bw-Beschaffungswesen und zu UvdL leider nicht nur in ein paar Sätzen darlegen. Dabei habe ich mich dennoch bemüht, das Ganze so kompakt und allgemeinverständlich, aber auch so komplett als möglich bzw. nötig zu fassen. Sie haben doch noch die Reden und Diskussionen der MSC und daraufhin die Rede des GI bei der DGAP in Erinnerung. Oder?
@drd: Nachdem Sie im „Bruttosozialprodukt-Thread“ gleich 2 x ziemlich tief eingestiegen sind, hat beim Piloten und Techniker das BFD-BWL-Herz (Schwerpunkt: Controlling & Unternehmensführung) eben mal herzhaft gelacht. Wenn Sie Tieferes interessiert, aber auch Andere, oder gar den GI, darf „Horváth & Partners, Das Controllingkonzept – Der Weg zu einem wirkungsvollen Controllingsystem“ (7., vollständig überarbeitete Auflage 2009. Buch. XVII, 343 Seiten, Beck- dtv ISBN 978-3-406-59251-5) empfohlen werden. Dürfte aktuell eine der kompetentesten Literatur-Quellen sein.
Was die Reuters-Meldung anbetrifft, so wissen Insider längst woher der Wind weht. Outsidern sei gesagt, „Am meisten fühlt man sich von der Wahrheit getroffen, die man sich selbst verheimlichen wollte.“ (Friedl Beutelrock, München (!))
@ V tdg-Amtmann
Sehr treffende Darstellung,
Mein Kommentar und Erklaerungsversuch: Waehrend meiner aktiven Zeit habe ich im BWB zwischen guten Fachleuten auf dem falschen DP und Mehlaugen in Fuehrungsfunktion alle Variationen, zu ungunsten der TSK Marine erlebt.
Das Beschaffungsunwesen ist wie v.I. dargestellt immer sehr komplex und es auch gewesen, wurde aber durch unsaegliche ‚Diven‘ (Sing Diva), auch bei den Militaers, wesentlich verkompliziert.
Warum? Das Desaster wurde bereits 1948 eingeleitet und ist seitdem nicht geaendert worden indem man seinerzeit von US einige Dinge lernte und dann in DL u.a. ‚civil control‘ mit ‚Zivile Kontrolle‘ uebersetzte. Die sinngemaesse Uebersetzung waere ‚Zivile oder politische Leitung gewesen‘.
Und seitdem fuehlt sich jeder Parlamentarier, StS, Minister, Beamter, you name it, als Kontrolleur der SK bzw Soldaten. Dies hat seit 1955 die Zusammenarbeit im BMVg-Bereich bestimmt und vergiftet. Irgendwie scheint man die falsche Version den Bea-Anw heute noch bereits im Grundkursus einzuimpfen.
Nur wo es persoenliche Wertschaetzung u/o Sympathie zwischen Einzelpersonen gab (kam vor) kam es zu guten End-Ergebnissen trotz der ‚Kontrolle‘.
@Vtg-Amtmann:
Die MKinzey-, Management- und Controlling-Logik birgt aber auch große Gefahren.
Kriegsführung läßt sich mit BWL-Logik nicht erfassen.
Was nicht heißen soll, dass man im Grundbetrieb dazu lernen kann.
Wobei die zentralistischen Controlling-Ansätze in der aktuellen Forschung auch hinterfragt werden und als Gegenmodell „Führen mit Auftrag“ (einschl. ungefiltertes Feedback) propagiert wird: http://www.stephenbungay.com/Books.ink
Gerade im BMVg ist nicht mehr Mikromanagement, sondern Führung erforderlich.
@Vtg-Amtmann
Tja… das Problem ist ja nicht, dass man dem Thema BWL/VWL bei der „Ausbildung“ der Beschaffer keine Aufmerksamkeit schenken würde. Ganz im Gegenteil, da wird erstaunlich viel Gewicht drauf gelegt, auch wenn es vielleicht für einen Teil ein reines Auswendiglernen bleibt. Das Problem liegt eher in der aktuellen Realität, die sich halt nicht ändert wenn man die Arbeitsebene schult und die Etagen darüber weitermachen lässt.
@MikeMolto
Die Aussage “ Irgendwie scheint man die falsche Version den Bea-Anw heute noch bereits im Grundkursus einzuimpfen.“ kann ich nur nachdrücklich zurückweisen. Das ist definitiv nicht der Fall. Im Gegenteil wird ständig darauf hingewiesen, wie falsch dieses Mittel derzeit meist eingesetzt wird. Das Grundübel ist meistens, dass es nicht jede Führungsperson mag, wenn alle Fakten auf dem Tisch liegen. Zumal wenn es noch Etagen darüber gibt, die das für „Personalentscheidungen“ nutzen könnten.
@Memoria&Vtg-Amtmann
Sehr richtig. Da muss man auch gar nicht mit dem Consulting Unsinn anfangen. Der hat schließlich nur einen Grund: Externe Meinung gefährdet keine Karrieren und geht an Privatzwist vorbei. Selten kommt dabei etwas heraus, was einem die eigenen Leute nicht längst hätten erklären können. Darum ist es ja auch so beliebt in der Wirtschaft.
Die Grundidee, dass man über nüchterne und sachliche Analyse Leitungsentscheidungen unterstützt ist doch eigentlich vom Militär abgeschaut. Das ist umso unerfreulicher, dass dort allmählich dieses Konzept nicht klappt. All diese Managemententscheidungsprozesse sind im Grunde nur der deutsche Führungsprozess in abgewandelter Form (mal gut mal schlecht an wirtschaftliche Realitäten angepasst). Manchmal mit dem Umweg über englischsprachige Wirtschaftswissenschaftler… Controlling muss auch gar nicht zentralistisch sein. Ganz im Gegenteil. Eigentlich ist „internes Rechnungswesen“ das Vorbild, also der Überblick über die eigenen Prozesse und was wann wieviel warum kostet und was wer wann wieso und wieviel braucht. Das ist im normalfall also bereits im kleinsten Projekt oder in der kleinsten Teileinheit sinnvoll. Jeder Zugführer muss doch über seine Jungs und Mädels und alles Gerät detailliert Bescheid wissen und auskunftsfähig sein. DAS ist Controlling, nicht etwa vorgefertigte Exceltabellen mit lustigen Zahlen füllen, und das Ergebnis an ne LoNo hängen.
Führung bedeutet aber auch immer Entscheidungen, Entscheidungen bedeuten Risiken (vor allem wenn die Gehaltsklasse höher wird) und Risiken schaden der Karriere. Da muss man kein Genie sein, um zu erkenne, wen das wohl begünstigt beim Karrierespiel. Ist vielleicht etwas überspitzt, aber ich denke anders wird es nicht deutlich genug.
@memoria: Ich darf aus ihrem Beitrag herauspicken: „W obei die zentralistischen Controlling-Ansätze in der aktuellen Forschung auch hinterfragt werden und als Gegenmodell “Führen mit Auftrag” (einschl. ungefiltertes Feedback) propagiert wird:[link]. Gerade im BMVg ist nicht mehr Mikromanagement, sondern Führung erforderlich.“.
Genau dahin gehen die modernen Controlling-Ansätze, wie von mir dargestellt. Man hätte das längst vor mehr als 20 Jahren haben können, wenn man Prof. R. Höhn wissenschaftlich beherzigt und damals einen klare politische Cäsur gesetzt hätte, bevor dieser Mann von z.B. Pelikan, Aldi, Rotermund, Deutsche Bank, Balsen, Kaufhof, etc. etc. auf die Bundeswehr reflektierte.
Man hat aber mit dem politisch unzweifelbar Schlechten, Gutes weggeschmissen.
Übrigens, ich bin ein stolzer „Harzburger“, obwohl in den 80ern schon dort als einer der Kritikreichsten verrufen und noch heute geachtet. Das daraus resultierende Netzwerk will ich nicht missen.
@all: Dem letztem Beitrag von @drd gilt es nur noch hinzuzufügen, daß wahrscheinlich zig Universitäten weltweit und nicht nur bis Harvard. mehr von Clausewitz gelernt haben, als unsere FüAk in Hamburg. Speziell lassen da die USA grüßen.
Controlling lebt ja von Kennzahlen – nur welche sollen erhoben werden, welche sind für eine Steuerung geeignet? An was mißt man das (benchmark / Vergleichswerte)?
Wollen wir „McNamara“ („body count“)? Zumal wohl EBAO auch noch nicht zum Standardrepertoire gehört.
Davon ab ist das Controlling schon dezentral, mein Bataillon hatte einen Controller …^^ (allerdings wg. Einsatzverpflichtung abgemeldet – es gibt wichtigeres).
Uvdl sagt der Rüstungsindustrie nicht, was und wie in ihrer Amtszeit Rüstungsgüter beschafft werden sollen. Die arbeiten wohl z.B. am MKS180. Ob uvdl dieses System so haben will, ist unklar. An Alternativen kann auch nicht gearbeitet werden, weil uvdl nicht sagt, was sie will. Da dürfte auch praktischer Stillstand herrschen. Ein McKinsey berater wird auch kaum definieren können, was beschafft werden soll. Das bestimmt die Politik und die Militärische Führung.
@Benedikt:
„Ob uvdl dieses System so haben will, ist unklar. An Alternativen kann auch nicht gearbeitet werden, weil uvdl nicht sagt, was sie will.“
Die Ministerin ist nicht für die Systemauslegung des MKS 180 zuständig.
@Memoria
Danke
@Benedikt
Sie haben ein wirklich eingefahrenes Bild, geprägt von Ihrer Sicht auf EADS usw.
An Alternativen kann nicht gearbeitet werden? Nur mal so am Rande. Die Industrie tut gerade das was ihr das BAAIN BW aufgetragen hat. Im Rahmen des CPM nov die Erarbeitung von Studien.
http://ted.europa.eu/udl?uri=TED:NOTICE:316518-2013:TEXT:DE:HTML&tabId=1
Also gemäß des großen Schaubilds für den CPM nov im Teil Analyse des Integrierten Planungsprozesses. Schauen Sie auch mal ruhig nach den anderen Studien für die Module des MKS 180. Derzeit zum ASW Modul und zum Modul Gewahrsam (auschreibungen-deutschland.de, Auschreibungen Koblenz).
Auch dort legt nicht die Industrie fest was geprüft werden soll. Auch wenn es manch einer gerne so sehen möchte.
Die Fähigkeitslücke und Funktionale Forderung (FFF) kommt nicht von der Industrie. Früher gab es mal noch Fachreferate wie die M5-Schiene Flottenkommando und aus den Flottillen. Aber dieses finden nur noch marginal statt (bzw ist im Marinekommando aufgegangen. Personen sind weg bzw anderweitig verwendet). Welchen Einfluss die Geschwader und Flottillen wirklich noch nehmen können ist fraglich. Wenn ich den Bereich Reparatur sehe habe ich meine Zweifel. Man hat sich als Marine erfolgreich „enteiert“.
DAS ist das eigentliche Problem!
Aber die Operateure sind ja mit ihren Forderungen eh schon immer der Feind gewesen. Völliger Bullshit aus meiner Sicht. Nehmt die Operateure mit in den Kreis, und zwar nicht erst am Ende sondern bei der Bewertung der Technical Requirements gegen die Functional Requirements. Einfluss nehmen können diese eh nicht (also die Kreise der Entscheider nicht wirklich stören, denn die faktischen Unterschriften dürfen diese gar nicht leisten. Also keine Sorge werte Damen und Herren aus Koblenz…). Aber zumindest wäre sehr schnell klar im Prozess, welche Lösung OPERATIV Sinn ergibt und welche totaler Quatsch ist und aus dem Vorhaben gestrichen werden kann. Und da reicht guten Operateuren eine 80% Lösung vollkommen aus. Denn sie sind es die das Gerät später nutzen müssen und sie finden auch die Wege das Maximum aus dem System rauszholen.
Lasst die Operateure auf die Ingenieure in der Industrie los und verbessert den Austausch. Das hat nichts mit Einflussnahme oder Bestechlichkeit zu tun sondern mit Ehrlichkeit und zielführenden Verbesserungen. Es wird nicht für das BAAIN BW oder AIN beschafft sondern für die Operateure. Und das sind nun wirklich keine Träumer sondern Leute mit Fachwissen die im Prozess wieder viel mehr an Bedeutung gewinnen sollten.
@NMWC
Die einstmals integrale Forderungs- und Bewertungskompetenz der TSK in Sachen einsatz- und versorgungsreifer operativer Fähigkeiten (Mat/Pers/Ausbildung) ist doch systematisch durch und in Folge der Scharping`schen Reformen zertrümmert worden, gleichzeitig wurden die Systemkompetenzen Land/Luft/See des alten BWB durch die Schaffung des IT-Amtes geschreddert. Sie erinnern sich doch bestimmt noch an diesen irrsinnigen Innovationspakt den Herr Schröder mit der Industrie geschlossen hat……
Das Thema ist durch. Der deutsche Staat hat keine wirkliche Kontrolle mehr über seine investiven Beschaffungen, egal ob Schiffe oder neue Flugplätze oder Autobahnen
Den ganzen Reuters Artikel kann man unter Handelsblatt.com „Rüstungsfirmen fordern Klarheit“. Was nützt eine Ausschreibung, wenn das Ergebnis nicht in einer 25+ Mio. Vorlage endet? Beim MKS180 z.B. können wie Wild Forderungen erarbeitet werden, wenn es aber dafür keine Finanzmittel gibt, wird man diese Forderungen wieder fallen lassen müssen. Oder man hält an diesen Fest, und manipuliert dann die Preise nach unten, um dann später zu versuchen die Mehrkosten wieder draufzuschlagen. Mit den bekannten Problemen.
@klabautermann
Jo!
Und trotzdem werde ich nicht müde meine Sicht der Dinge ab und an in den Orbit zu hämmern und nebenbei ein wenig gegen gewisse Legendenbildungen anzugehen. Warum? Weil ich einfach zu gerne gegen den Strom schwimme… ;)
@Benedikt
Sarcasm on…
Ja wenn es natürlich beim Handelsblatt so steht dann muss es sicherlich stimmen. Ist dieses Blatt ja alleine schon aufgrund des Namens die gottgegebene Kompetenz und Fachexpertise auch für den Bereich der Beschaffung und sowieso für alles. Wie konnte ich das bislang bloss anders sehen…
Sarcasm off…
@Benedikt
http://www.nzz.ch/finanzen/uebersicht/finanzportal/amerikas-ruestungsaktien-sind-hoch-im-kurs-1.18271423
besonders der letzte Absatz ist interessant, denn letztendlich fährt die europäische Rüstungsindustrie das gleiche Geschäftsmodell, die europäischen Staaten haben aber ein völlig anderes Beschaffungsmodell als die USA, (z.Bsp. Prototyping, konkurrenzierende Beschaffung etc.), wodurch letztendlich das ganze Entwicklungsrisiko auf den Steuerzahler fällt. UvdL kann machen was sie will, ohne Änderungen des HH- und Vergaberechts sitzt sie immer am kürzeren Hebel.
@Thomas Melber: Ihr Beitrag klingt so ein bißchen nach „das war noch nie da, das haben wir schon immer auf unsere Art gemacht, da haben wir Wichtigeres zu tun, da könnte ja jeder kommen“.
Keineswegs erschöpft sich modernes Controlling nur in Kennziffern, Benchmarks und Exceltabellen. Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Péter Horváth definiert: „Controlling ist – funktional gesehen – dasjenige Subsystem der Führung, das Planung und Kontrolle sowie Informationsversorgung systembildend und systemkoppelnd ergebniszielorientiert koordiniert und so die Adaption und Koordination des Gesamtsystems unterstützt.“ (Controlling, Horváth, 6. Auflage, 1996, S. 141)
Damit sind Planung, Steuerung und Kontrolle die maßgeblichen Merkmale eines Controllingsystems. Unter dem Ansatz „Planung“ muß als erster Schritt die Analyse der Informationsbeschaffung und -Interpretation verstanden werden, denn das Controlling soll allen am Zielprozess Beteiligten – von der Arbeits- bis zur Entscheidungsebene – Informationen und Instrumente geben und sichern, so daß diese ihren Aufgaben im Zielerreichungsprozess gerecht werden. Controlling muß also mit den anderen Management-Systemen wie „Organisations-, Führungs- und Informationssystem“ und z.B. auch „Personalauswahl- und –Qualifizierungssystem“ auf das Engste und uneingeschränkt systemübergreifend zusammenarbeiten. Controlling muß als integrale und kypernetische Funktion in der Organisation die Steuerung des Systems unmittelbar unterstützen. Hierbei ist jedoch streng zwischen operativen und strategischen Controlling zu differenzieren. Das operative Controlling konzentriert sich stets auf quantifizierbare Parameter für den Steuerungsprozess, wogegen das strategische Controlling qualitative Parameter für den Planungsprozess bereitstellt.
Derart greift man im modernen Controlling nicht nur auf die „harten Kennziffern und Benchmarks“ zurück, wobei gerade bei (militärischen) Beschaffungsvorhaben es auch von diesen nur so „wimmelt“, sondern man ist weit jenseits des Rechnungswesens und längst mittendrin in z.B. der SWOT-Analyse, unter Einbezug von Produktlebenszyklus (PLZ), div. Prognosemodelle und Planspieltheorien, u.a. (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Controllinginstrumente).
Als treffliches Beispiel für das defizitäre und unprofessionelle Beschaffungsmanagement des BMVg ist die seit 2002 bis heute anstehende Beschaffung und Einführung samt dem seit 2004 bestehenden Wettbewerb für 9 marktverfügbare, serienmäßige und voll autorotionsfähige Basisschulungshubschrauber (BSHS) zu sehen. Mit einem „sauberen Controlling“ hätten m.M.n. diese BSHS schon in 2006 für den Schulbetrieb an der HFlgWaS eingesetzt werden können, statt demnächst mit dem 3ten Interessensbekundungsverfahren, einem 2ten Teilnehmerwettbewerb und dem 2ten Verhandlungsverfahren über damit absehbar mindestens 14 Jahre, die Zeit „zu verplempern“ und Unsummen an Betriebskosten für Alternativlösungen zu verschwenden, welche längst und mehrfach die deutlich unter einer 25 Mio. € – BMF-Vorlage liegende Investion refinanziert bzw. amortisiert hätten.
Bei einem „professionellen bzw. state-of-art-Controlling“ geht es nicht nur um die 15 „dicken Balken im Auge der Ministerin“, sondern neben so Milliarden-Baustellen wie z.B. dem Marinehubschrauber SEA LION, gerade auch um die Dunkelziffern bzw. um das Kleinvieh, welches in Summe ebenfalls extrem viel Mist produziert! Weitere Beispiele unter dem 25-Mio. €-Limit zeigt da http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/bundesrechnungshof-zeigt-faelle-von-verschwendung-von-steuern-a-866940.html auf, was die Politik und deren parlamentarische Kontrollorgane offenbar und leider nur als Peanuts sehen.
@Benedikt: Die IBUK führt, steuert und verantwortet, sie _l_ä_ß_t_ planen, konzipieren, evaluieren, auswählen und verwerfen, etc.! Und weil dies eben Dank der bisherigen Systemimmanenzen und –Defizite sowie Dank der Rüstungsindustrie und deren Lobbyisten nicht zufriedenstellend funktionierte, ist externe professionelle „Controllig-Expertise“ gefragt. Dies aber bitte unter vorbehaltlosen und unbevormundeten Einbezug der stets ex-ante und nicht erst ex-post überzuordnenden „Fach-Expertise“ der Operateure. Genau das können nämlich die externen Profis genauso wenig wie bislang die selbstherrlichen internen „Pseudo-Controller“! Die bekannten Ursachen des Dilemmas müssen sich eben b.a.w. gedulden, bangen oder auch hoffen und ansonsten haben sich diese über kurz oder lang selber in den Papierkorb befördert. Der einsamen und milliardenschweren „Ich will das so, ’der Sack-ist-zu-Entscheidungen’“ hatten wir seit März 2011 viel zu viele!
Mag sein, dass das Handelsblatt keine Ahnung von Rüstung hat, wie ich auch. Bloß viele 25+ Mio. Vorhaben gab es in der letzten Zeit wirklich nicht. Da habe ich schon das Gefühl, das vieles Gesucht wird, aber dann nur ganz wenig wirklich beschafft wird. Beim MKS180 z.B. werden zig Studien angefordert und bezahlt, aber es ist noch unklar, ob es ein MKS180 Programm je geben wird. Uvdl lässt wohl alles so weiterlaufen, ohne dass neue Entscheidungen getroffen werden. Wenn die Politik das MKS180 so nicht will, waren die ganzen Studien rausgeschmissenes Zeit und Geld. Bei den Drohnen wollte man sich auch zur ILA 2012 entschieden haben. Jetzt zu ILA 2014 ist noch keine Entscheidung in Sicht. Nichts genaues weis man nicht! Ein McKinsey Berater kann auch nicht die Militärische und Politische Meinungsbildung ersetzen. Das werden schon die Politiker sich nicht gefallen lassen.
Ein hierarchisches System, wie eine Armee, braucht kein Controlling. Die Auftragsvergabe (Befehl) die Überwachung der Durchführung (Dienstaufsicht) und der Abschlussbericht (Meldung der Durchführung) beinhaltet alles was uns Controlling vorgaukelt. Aber es kommt ja aus dem zivilen Bereich und ist somit pauschal schon mal besser und richtngsweisender als alles was eine Armee kann. Insofern wurde Controlling an irgendeiner Stelle mal angeflanscht. Selbstverständlich hat die „normale“ Stabsarbeit weiter zu erfolgen und mit der Schnittstelle Drehstuhl werden Kennziffersysteme und Balance Score Cards befriedigt. SAP steht dem in dieser Beziehung in nichts nach. Sicherlich können die geneigten Blogger noch einen Haufen weiterer Beispiele nennen. Wir schnüren ein Korsett für die Wespentallie und wundern uns das wir nicht mehr atmen können. Ziel aber einer jeden Reform, bei den Streitkräften, muss sein, dass Soldaten, mit ausgereiften Plattformen, Waffen und Geräten, in den Einsatz können. Haben wir irgendetwas davon bisher erreicht? Fahren mehr Schiffe und Panzer mit einer kompletten Besatzung? Gleiches gilt sinngemäß für Luftfahrzeuge. Heldenklau und Kanibalisierung sind doch die einzigen Möglichkeiten überhaupt noch was zu bewegen. Aber gut das wir auf esoterischer Ebene Konzeptionen und Konzepte schreiben. Damit können sich kluge Menschen jahrelang beschäftigen und in Stäben den Eindruck erwecken, es bewege sich was.
@BausC „Ein hierarchisches System, wie eine Armee, braucht kein Controlling. Die Auftragsvergabe (Befehl) die Überwachung der Durchführung (Dienstaufsicht) und der Abschlussbericht (Meldung der Durchführung) beinhaltet alles was uns Controlling vorgaukelt.“ (Zitatende)
Da darf ich Ihnen zwei Alternativen vorschlagen:
1.) Laden Sie bitte http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=3&ved=0CEIQFjAC&url=http%3A%2F%2Fwww.bmvg.de%2Fresource%2Fresource%2FMzEzNTM4MmUzMzMyMmUzMTM1MzMyZTM2MzEzMDMwMzAzMDMwMzAzMDY4MzU3ODZmNzMzOTY2NjUyMDIwMjAyMDIw%2FDas%2520BMVg%2520stellt%2520sich%2520vor_Juli%25202012_final_barrierefrei.pdf&ei=XEc1U_LLBcqQtQaytICQCg&usg=AFQjCNG60C5EU7UL8CpM9DnA6OJZ6afmuw&bvm=bv.63808443,d.Yms und suchen Sie unter „Controlling“. Alle Abteilungen, Dezernate und Referate die diesen Begriff enthalten, könnte man dann bei Ihrem „Modell“ ersatzlos streichen, einschließlich des Personals, denn das Controlling erledigt sich ja mittels „Befehl und Gehorsam“ ganz von alleine. Das würde nicht nur viele Gelder sparen sondern vielleicht sogar besser funktionieren als bislang?
2.) Ein Blick in http://wiki.gebit-ms.de/display/HFUF/4.1.1%09Bildung+hierarchisch+abgestufter+Gremien könnte sich allerdings auch lohnen.
Als eher hypothetische Frage zu Ihrem „Modell“ bzw. zu Ihrer „Hypothese“ verbleibt, welcher Ansatz funktioniert auf Dauer besser?
@Vtg-Amtmann
Ihr letzter Absatz bezüglich ex-ante und ex-post sowie vorbehaltlos und unbevormundet spricht mir aus der Seele.
@Benedikt
Es ist im Einzelplan 14 und in der weitereren Planung eine Menge Geld eingestellt. Der Integrierte Planungsprozess MKS180 hat begonnen. Insofern ist es im Moment müssig über die möglichen Entscheidungen zu spekulieren. M.E. sind diese Studien kein herausgeschmissenes Geld, wenn man sich bei den Ergebnissen klipp und klar die Karten legen würde. Und da teile ich Ihre Befürchtungen. Diese Studien werden nicht dazu führen dass es zu einem möglichen Abbruch kommt. Eher werden die FFF nochmal angepasst/verschlimmbessert. Hier kommen wieder meine Beispiele über meine Operateurkameraden ins Spiel. Da diese nicht wirkllich erwünscht sind und es hier eher nur um irgendwelche Leuchtturmflaggenstöcke geht sehe ich das Ganze kritisch.
Alleine wenn ich an den Bereich dieser elenden Modularität denke. Da klingeln bei mir so viele Alarmglocken.
Aber ansonsten hat sich bezüglich eines älteren Beitrags zum Thema bislang nicht allzu viel verändert. http://augengeradeaus.net/2013/03/mehr-militarische-zusammenarbeit-in-europa-deutsch-niederlandisches-abkommen-im-april/comment-page-1/#comment-58031
Erst mit Beendigung der Studien und der Auswertung/Umsetzung in eine Realisierung (annäherung an die „Auswahlentscheidung“) würde ich den Beitrag nochmal anpassen wollen.
Das Problem mit allen Strudien im Bereich des BMVg ist, dass saemtliche Praemissen mit dem Auftraggeber abgestimmt werden muessen. (Textbaustein im Vertrag).
Damit laesst sich jedes gewuenschte Ergebnis erreichen bzw manipulieren.
M.E. kann man deshalb das Geld fuer die Studien sparen.
Andererseits gibt es genuegend faehige OR und Techniker in der Bw, zivil und militaerisch, aber man braucht ja das pseudo-alibi der Unabhaengigkeit und bei Misslingen die ‚Unschuld‘ des eigenen Hauses.
@MikeMolto
und deshalb hat ma ja die Weterentwicklungsabteilungen der TSK schnell wieder abgeschaft, denn die hätten ja die Studienbegleitung fachlich unter Umständen ernst genommen ;-)
@MikeMolto
Diese Abstimmung ist es die mich auch dabei stört.
Wegen mir könnte man sich das Geld für die Studien auch sparen und lieber in die Stunden für eine ordentliche Erarbeitung der FFF stecken und dann fpr eine intensivere „Begleitung“ und Auswertung der technischen Antworten der Industrie auf diese FFF’en.
@klabautermann
Touchdown and 2point conversion…YES!!!!!
Nachtrag zum Thema: Das nichtöffentliche Auswahl- und Vergabeverfahren (Verhandlungsverfahren) für Evaluierungs-, Consultant-, Restrukturierungs- und Konsolidierungs-Dienstleistungen nennt einen RFP (Request for Proposal) per 24.04.2014. Ergo wird sich die Rüstungsindustrie noch geraume Zeit gedulden müssen, ebenso wie sich BMVg und Bw bislang hinsichtlich einer eigenen Planungssicherheit stets und teils über Jahre und Jahrzehnte gedulden mussten! So lanzierte Meldungen wie jüngst bei Reuters sind schlichtweg populistische und alberne „Rumpelstilzchen-Allüren“ primitivster Art, welche UvdL absolut nicht beeindrucken dürften.
Wenn dann im Herbst der Berater anfängt, wird auch nichts neues vor Frühling 2015 beschafft. Ich frage mich, was eigentlich wofür überhaupt ein Berater notwendig ist. Da gab es schon eine Kommission, die zumindest alle Probleme benannt hat. Da kann man doch von der sehr hoch bezahlten BMVg Spitze erwarten, dass die auch selbständig sinnvolle Schlüsse daraus ziehen können, und nicht die Hilfe von einen Jung BWLer brauchen, der keine Ahnung von Politik und Rüstung hat. Das ganze sieht schon sehr verdächtig nach Einarbeitungszeit wie bei TdM aus. Man lässt sich Zeit, um alles sich anzuschauen, ändern tut sich am Ende nix. Außer natürlich dass viel Kohle für Beratung rausgeschmissen wurde.
Kurzer Abschweifer zurück zum EF-2000.
Hab versucht mich über Aufwuchs/Flugstunden/Material zu informieren. Gebe mal sinngemäß grob eine Aussage weiter ohne Rücksicht auf 100% Korrektheit.
„….also bei der F-4 sind nach der Landung 2-3 Warte gekommen und die Kiste war in ca. 1h umgedreht und flugbereit…wenns schnell gehen musste auch mal 45min. Beim Eurofighter kommen nach der Landung gefühlt 10 Techniker, die 2,5h alle Rechner auslesen und die bugs fixen…..“
Das ist übrigens angeblich Stand heute und nicht vor 10 Jahren….
Vielleicht hat das auch was mit Controlling zu tun….
…wollte nicht den Gesprächsfaden reißen lassen und melde mich wieder ab.
Controlling auf die reine Kostenrechnung zu verkürzen, greift zu kurz. Grundsätzlich wird unter modernen Ansätzen eher die Aufgabe der Informationsbereitstellung für das Management mit Soll-Ist-Abgleich zwischen dem Gewollten und dem, was tatsächlich passiert, verstanden. Also das, was eigentlich auch der militärische Führungsprozess leisten sollte, wenn er denn in der Bundeswehr funktionieren würde!
@CRM-Moderator:
Den Faden greife ich aber gerne auf.
Nach meinem Eindruck ist dies ein allgemeines – und damit leitungsrelevantes – Thema.
Nicht nur in Deutschland ist zu beobachten, dass der Umfang an Elektronik und IT in Waffensystemen zwar einen Mehrwert bringt, das System jedoch auch wartungsintensiver und anfälliger macht (kennt eigentlich jeder von der Entwicklung der Autos in den letzten 20 Jahren).
Verschärfend hinzu kommt der COTS/ MOTS-Trend.
Besonders drastisch ist dies bei fliegenden Systemen (F-22, F-35, EF-2000, NH-90, UHT, etc.). Aber auch bei schwimmenden Plattformen (F124, F125).
Der dauerhafte Trend zu immer mehr Leistung führte dazu, dass ein wesentliches Element eines Waffensystems oftmals aus dem Blick geriet: Zuverlässigkeit.
Die Balance scheint mir hier oftmals nicht mehr gegeben.
Im Bereich der Landsysteme wird dies ebenfalls bald deutlich zu werden.
Ich empfehle sich dabei die Einführung des SPz Puma sehr genau anzuschauen (dort kommt noch das spezifisch deutsche Problem der zivilen Normen hinzu).
Es ist an der Zeit hier im Sinne eines ganzheitlichen „Controllings“ festzustellen: Manchmal ist weniger mehr. Forderungsmanagement nennt man das ja nun.
Dafür müßten jedoch – wie weiter oben beschrieben – die jeweiligen Praktiker (Industrie, Bedarfsträger, Bedarfsdecker) miteinander reden. Dies wiederum wird derzeit jedoch durch die Neugestaltung der Weiterentwicklung und die im sich greifende Angst um – angebliche – vergaberechtliche Probleme verhindert.
Die Ministerin hat ja angekündigt bald wieder einen Rü-Sts zu benennen.
Das wäre ein lohnendes Thema für ihn bzw. sie.
@MFG: 1+, das kann gar nicht oft genug gesagt werden!
@Benedikt: Sie sollten sich mal die Home-Pages von > http://www.pwc.e/index.jhtml , vvvvvv.mckinsey.de oder http://www.horvath-partners.com/de/home/ < genauer ansehen, um hier mal beispielhaft potentielle Consultant-Unternehmen samt deren Beratungsansätzen und –methoden zu nennen.
Da kommen mit Garantie keine „ahnungslosen Jung-BWLer“ dem BMVg ins Haus (davon hat die Bw von den eigenen Unis genügend), sondern eine geballte Ladung an hoch speziallisierten Kompetenzen und Erfahrungen in Sachen Evaluierungs-, Consultants-, Restrukturierungs- und Konsolidierungs-Dienstleistungen. Sie werden auch Gift darauf nehmen können, daß diese Damen und Herren am langen Arm nicht nur über Jahre selektierte externe Fach- und Vertragsjuristen, ehem. Militärs und für jedes der 15 großen Einzel-Beschaffungsvorhaben echte Insider und anerkannte Spezialisten mit sich führen werden, sondern dieser Inititial-Kader wird auch sehr genau wissen, wo man im BMVg, in dessen Ämtern und bei den Operateuren bzw. in der Truppe exakt die Expertise findet, die dem Beratungsauftrag und dessen Zielsetzung unmittelbar zuarbeiten wird bzw. muß und Integration ins Team erfährt (derart können dann auch so Life-Cycle-Cost-relevante Parameter wie von @CRM-Moderator zum EF-2000 eingebracht, controllingmäßig erfaßt werden).
Ein externer Berater lebt nicht davon, daß er leistungs- und erfolgsunabhängig sein Fixum verdient, sich Freunde oder gar Feinde verschafft, sondern er lebt von den vorbehaltlosen Offenbarungen seines Kunden, deren sorgfältiger Analyse und der gemeinsamen Erarbeitung von Lösungen, als von den Erfolgen seiner Arbeit und damit von der Zufriedenheit und dem nachhaltigen Nutzen seines Auftraggebers.
Gerade das schafft nämlich die erforderliche Distanziertheit und Objektivität gegenüber den abzuklärenden Problemfeldern sowie den dafür Verantwortlichen und bürgt auch für ein gesundes Maß an Durchsetzungsvermögen, für einen distinguierten Scharfblick, welcher notfalls bis zur Skrupellosig gehen kann und welcher i.d.R. sehr schnell zur uneingeschränkten Servilität des Kunden führt. Es gilt schlichtweg, das beste Team entsteht im Zusammenspiel mit dem Kunden, wobei die Team-Leitung und –Führung stets dem Consultant und aus sehr guten Gründen nie dem Kunden obliegen wird.
Was die Zeit- und Kostenrahmen anbetrifft, so gilt im Beratungsgeschäft knallhart das Prinzip der Milestones und binnen einer Woche nach Arbeitsaufnahme werden dem BMVg die ersten Bestandsaufnahmen, aber auch die erste Abschlagsrechnungen auf dem Tisch liegen.
Ich bin mir absolut sicher, daß da über Wochen und bis zu maximal 2 – 3 Monaten, d.h. bis ca. Juli 2014 ganze Heerscharen an Beamten und Militärs in Berlin, Bonn und Koblenz durch ein vehementes Fegefeuer gehen werden und davon auch ein gerüttelt Maß zur Hölle gefahren bzw. wegrationalisiert wird, aber andererseits werden auch viele „Einzelkämpfer“ in diesem heißen Sommer die ihnen längst gebührende Aufwertung erfahren. Hinzukommen werden eine ungewohnte Arbeits-Rasanz und -Intensität sowie auch ein strammes tägliches Arbeitsquantum (i.d.R. bis zu 10 Std pro Manntag), welche nun mal für ein Krisenmanagement absolut von Nöten sind.
Gute Beratung versetzt bekanntlich Berge, aber nicht nur dadurch, indem man an diese glaubt oder nur davon redet, sondern daß in professioneller Gründlichkeit und Rigorosität die alten abgetragen und mit akribischer Perfektion die neuen aufgebaut werden! Danach wird i.d.R. eine Raunen durch die Flure gehen, etwa „wieso eigentlich nicht gleich so, man hätte ja nur vor die eigene Bürotüre schauen müssen“ oder auch „(blaue) Wunder geschehen in den unwahrscheinlichsten Augenblicken und widerfahren stets denen, die am wenigsten damit gerechnet haben“.
Die IBUK geht da „voll drauf los“, auch wenn das Vielen absolut nicht schmecken wird, da bin ich mir ganz sicher.
Die Beamten in Berlin, Bonn oder Koblenz wollen Erstmal taten von der BMVg Führung sehen. Ansonsten wird sich dort nichts ändern. Die haben sicherlich alle die neuen Leitlinien für die Beschaffungen von TdMs Weise Kommission gelesen. Und die haben auch gesehen, wie TdMs erster StS SB gegen diese Leitlinien komplett in einer Nacht und Nebelauktion beim NH90 NFH verstoßen hatte.
OT: Generalabrechnung mit der politisch motivierten Rüstungsbeschaffung von Hans Rühle (ehem. Leiter Planungsstab) in die DIE WELT: „Ministerin von der Leyens „management by terror“ “
[Im Thread zu 100 Tage vdL ist das nicht ganz so OT, deshalb verschiebe ich das dorthin. T.W.]
@Vtg-Amtmann
Gut gebruellt – alleine mir fehlt der Glaube.
Begruendet mit :
Grundsaetzlich: Da sich fast alle Firmen derartiger hochqualifizierter Consultants bedienen, wuerden deren Aktien gegen unendlich steigen. Viele Firmen sind trotz consultants in Konkurs gegangen. – Ihre Consultant-Glaeubigkeit erinnert ein wenig an Religion.
Speziell Bw:
1. Nach unseren Erfahrungen wird bei der (internationalen?) Ausschreibung die billigste Firma den Zuschlag bekommen, und nicht die ‚guenstigste‘ (wie will man hier ‚guenstig‘ ermitteln anhand der powerpoint-Folien?)
2. Ihre Praemisse: ‚ er lebt von den vorbehaltlosen Offenbarungen seines Kunden‘
Diese finden Sie mal im BMVg!
3, Wenn dann dennoch etwas Vernuenftiges an Vorschlaegen kommen sollte; dann ist es zu teuer in der Durchfuehrung und wird zur Unkenntlichkeit verwaessert.
4. Da die Bw eben keine gewinnoptimierte Firma ist, muss die politische Zielsetzung fuer die Streitkraefte und die Aufgabenstellung genau definiert sein. Daran scheitert selbst ein guter Consultant, weil die politische Fuehrung nur Gemeinplaetze von sich gibt/geben wird.
5. Es ist bereits beschlossen, dass es keine Reform der Reform geben wird. Aber natuerlich koennte man sich auch um-entschliessen. Das haben wir schon erlebt.
Mit Ihnen erwarte ich ein, auch in dieser Hinsicht, interessantes Jahr.
@Benedikt: Sehe ich völlig anders:
Zum Einem haben die Beamten und auch die Militärs im Beschaffungswesen mit dem Abgang von TdM, SB, RW, CS, DS und US genügend und sehr deutliche Taten gesehen. Sie kennen doch den Spruch „Neue Besen kehren gut und gründlich, bitte überprüfen sie deshalb ihren eigenen Standort, vielleicht sitzen sie schon längst im Papierkorb“.
Zum Anderen war z.B. die „Beemelmans’sche NH90-NFH-Nacht-& Nebelaktion“ längst seit 2012 von langer Hand vorgeplant: Es haben dabei eine ganze „Latte von Beamten und Militärs“ kräftigst mitgezogen und sind auch bestens bekannt, weil urkundsbewiesen eindeutig Beteiligte!
Genau das werden u.a. externe Berater ohne jegliche Resentiments und ohne Rücksicht auf Verluste todsicher aufdecken und genau davor haben die Industrie und die vorgenannten „Standortüberprüfer“ eine bestialische Angst.
Hinzukommt der Selbstreinigungseffekt! Wieso sollten Topleute, die von SB, DS & Co, weil unbequem in die Besenkammer versetzt wurden, die jahrelang bestens, integer und fachlich kompetent nicht nur ihrer Pflicht mehr als genügten und sich mit ehrlichem Herzblut in ihre Arbeit und die Projekte engagierten sowie längst besoldungs- und versorgungsmäßig gesichert sind, auf einmal ihren Mund halten, wenn ihnen ein objektiver, urteilsfähiger und entscheidungsrelevanter Consultant gegenüber steht und peinlichst genau zuhört?
Zum „Zwergerlaufstand“ der angefütterten Rosinenpicker wird es nicht kommen, es werden m.M.n. vielmehr „voll drauf los“ die Fetzen fliegen!
@MikeMolto: Weniger Religion und Gläubigkeit, als Erfahrung und Realitätssinn, und das aus einer biederen sowie erfolgreichen KMU-Perspektive. Man suche unter > BVMW Auswahl externer Dienstleister: Checklisten und Arbeitshilfen <. Das wird doch wohl auch noch gerade das BAAINBw Dank der Stoiber’schen Syntax http://img5.fotos-hochladen.net/uploads/kastoiobivltsgpy.jpg hinbekommen und final dem BMVg per Entscheidungsvorlage als Kontrapunkt zur Rüstunsgsindustrie überlassen ?
Entschuldigung, OT:
WELT online vom Freitag: „Ministerin von der Leyens ‚management by terror'“
Verfasser ist Hans Rühle (1982 bis 1988 Leiter des Planungsstabs im Verteidigungsministerium).
Einleitung: „Die Verteidigungsministerin will mit aller Härte den Rüstungssektor neu ordnen. Dabei schießt sie kapitale Böcke. Die Erfahrungen aus Pannenprojekten der Bundeswehr stimmen skeptisch.“
Schlußsätze: „Frau von der Leyen geht einen schweren Gang. Das im Ansatz erkennbare „management by terror“ wird ihr dabei nicht sehr viel nützen. Soldaten haben gelernt, damit umzugehen: Augen geradeaus, Ohren auf Durchzug, Dienst nach Vorschrift.“
[Auch dieser Kommentar passt besser in den 100-Tage-Thread, wo er weniger OT ist… ich verschiebe ihn dorthin. T.W.]
Das mit den NH90 NFH Deal musste noch kurz vor der Wahl in trockene Tücher gebracht werden. Da ist das ganze doch recht schief gegangen. Diese ganzen Berater Aufträge sind doch extrem Korruptionsanfällig. Wird das richtige Ergebnis produziert, kann es ein paar quasi Folgeaufträge von Airbus oder Rheinmetall geben. Zufälle gibt es immer wieder.
Die Rüstungsindustrie dürfte jetzt unruhig geworden sein, weil die nach 100 Tagen nicht wissen, wie es da Beschaffungsmäßig weitergehen soll. Da von Uvdl nichts kommt, gehen die wohl jetzt an die Medien. Uvdl verspielt wohl ihren Kredit noch schneller, als es TdM gemacht hat. Die wollen eine Ministerin regieren sehen, und nicht noch mehr Stillstand wie unter TdM sehen. Die Parlamentarier mosern auch schon über Uvdl Führungsstil.
Nicht nur Uvdl kann nicht liefern, die gesamte GroKo kann nicht liefern. Außer vielleicht massige Gebührenerhöhungen und Mehrkosten für den Bürger. Aber damit gewinnt man keine Wahlen. Mit der Zeit werden dann die Probleme immer größer. Gibt ja genug Beispiele in Europa wie so etwas läuft.
Nun, der Artikel von Rühle ist imho absolut zutreffend. Aus eigenem Erleben könnte ich neben der Tiger und Eurofighter story noch die F125 story beisteuern….
@klabautermann
Ich bitte darum! Anfüttern und dann schweigen gildet nicht…und wenn es hier keiner hören will, ich hab da auf jeden Fall Interesse dran.
@NMWC
Nur so viel, der Auftrag für die Erstellung eines Initiativantrages für eine sogenannte „Stabilisierungsfregatte“ (WHAT?????) sowie Plan zur Erarbeitung einer FF kam aus dem Ministerium – also keine Initiative des Bedarfsträgers Marine – und war vom Kanzleramt getriggert. Als dann der grobe Plan zur Erstellung der FF vorgelegt wurde, wurde innerhalb von 36 Stunden die Federführung für das Projekt der zuständigen Abteilung des Marineamtes entzogen und durch eine Art Industriekooperationsstudie (FüM/Rü/AdmRü/ BWB) ersetzt mit Schwerpunkt auf sogenannte „Intensivnutzung“ (weitestgehende Automatisierung der Schiffsbetriebstechnik mit hoher Ausfallsicherheit und geringem Wartungsaufwand)……..das perpetuum mobile navalis……also ein Fahrzeug, dass man auch in Sachen technisch-logistischen Fachpersonal nicht gerade üppig ausgestatteten Ländern ganz gut verkaufen konnte……
Operaiver Bedarf für die Marine ? Nachrangig, bis auf das zwei-Besatzungskonzept, was wiederrum dem damalige InspM gut in den Kram passte…….das sollte wohl reichen ;-)
Abseits vom Thema Rüstung fragt man sich nach 100 Tagen schon welche Vorstellung vdL von der Rolle einer Armee hat.
Sie sieht es wohl eher als hoffentlich-rechtliches Unternehmen mit sozialem Charakter, das „dem Frieden in der Welt dient“.
Da haben wir dann wohl grundlegend unterschiedliche Erwartungshaltungen („we fight our country’s battles in the air, on Land and at sea…“ und noch dazu im Cyber-Raum).
Die Diskussionen um Air Policing und ZAR zeigen ja überdeutlich den Unterschied zwischen Reden und Handeln.
Merkels Meisterschülerin: Immer unpräzise bleiben, es allen recht machen. Ohne Kante und Linie, aber vielen Ausreden („es wird nur Logistik und Stabspersonal abgefragt“).
Laut Newsroom soll die Zentralredaktion der Informationsarbeit der Bundeswehr in die Ehemalige Zentrale von dapd in in der Reinhardtstraße 52 in Berlin umziehen oder zusammen ziehen. http://www.newsroom.de/news/detail/$IWCOCMJREKKO/
War ja im August 2013 auf AG ein Thema http://augengeradeaus.net/2013/08/bundeswehr-medienarbeit-st-augustin-wird-nicht-mehr-gebraucht-redaktionsort-in-berlin-noch-offen/
Da dürften dann wohl bald ein paar Umzüge vom Rheinland nach Berlin anstehen.
@ Klabautermann
danke fuer die F 125-Story, kannte ich noch nicht…(oder nicht mehr).
Ein guter Bericht von Rühle, dennoch kann – ja muß man – über Teilstrecken anderer Ansicht sein, denn Rühle sieht die Probleme als ehem. Insider bzw. als politischer Beamter und ist damit bereits im Ansatz in vielen Bereichen befangen.
So haben uns z.B. die Waffensysteme Leopard, Marder, UH-1D, GH-53 und BO105-M, 1A1, PP1M gelehrt, daß (Weiter-) Entwicklung und (Lizenz-) Produktion im eigenen Land Wertschöpfungen und direkte volkswirtschaftliche Rückflüsse von bis zu 70% gewährleisten, wogegen multilaterale Rüstungsvorhaben stets mit den jeweils nationalen Projektanteilen ihre absoluten Grenzen der Wertschöpfung finden. Hinzukommen wie beim NH90 mit bis zu 40 Untervarianten die divergierenden nationalen Forderungen und damit ganz erhebliche Reibungsverluste bei FuE-, Projektkoordination, Erprobung, Zulassung und Produktion samt überzogen Zeitplänen und explodierender Kosten. Für den UH-TIGER gilt Gleiches, da längst nicht mehr ein rein bilaterales Projekt.
Es liegt auch nicht nur an der Politik, daß die Einbindung der Enduser bzw. Operateure absolut defizitär ist, sondern an dem Wasserkopf AIN und BAAINBw (exRü & exBWB) mit tausenden an Mitarbeitern. Mehr Effektivität im Beschaffungswesen läßt sich m.M.n. nur erreichen, durch
• weitere Verkleinerung von BAAINBw und AIN bei gesteigerter Personalqualifizierung und Erhöhung der militärischen Planstellen,
• direkte Einbindung der Truppe bereits bei Projektbeginn, d.h. die Projekt-Federführung obliegt der jeweiligen TSK,
• neutrale und objektive Markterkundungen, Marktsichtungen und Marktsymposien, wie in dem „Leitfaden für die Beteiligung der Industrie in Integrierten Projektteams (IPT)“ in den verschiedenen Phasen des CPM [nov.] des BMVg AIN I 3 unter Ziffern 2.1 bis 2.3 beschrieben und keine Gefälligkeitsgutachten oder gar exklusive Präsentationen einzelner Hersteller,
• transparente Evaluierungen und stringente Einhaltung des Vergaberechts,
• Fixed-Price-Verträge, Freeze Contract (keine lfd. Änderungen der FFF) und Risk Share Options,
• ohne „Wenn und Aber“ festgeschriebene Zulassungskriterien, Meilensteine und Vertragsstrafen,
• sowie gemeinsame Vetorechte des GI und der TSK-Inspekteure zum jeweiligen Projekt bis einschließlich der Phase der Musterzulassung.
Die eigentliche Crux des mil. Beschaffungswesens liegt aber darin, daß der politische Einfluß viel zu groß ist und derart zu viele Lobbyisten und teils auch dilletantische Besserwisser mitreden, vom BMVg angefangen bis hinein in die parlamentarischen Kontrollgremien. Keiner in Regierung und Parlament will dies jedoch wahr haben, denn dann müßte man sich ja an die eigene Nase fassen. Nein, man zwingt derart die unmittelbar Beteiligten im Beschaffungsmanagement sogar zu Programmentscheidungen, die gegen deren zu unterstellender Expertise und wieder jeglicher Ratio sind. UH-TIGER, NH90-TTH und MH90-NTH SEA LION sind dafür die besten Exempel.
Was haben z.B. programm- und kostenrelevante Entscheidungen aus Sicht der (deutschen) Enduser mit (bayerischen) Wahlkreisen zu tun, oder mit Einflußnahmen des Französichen Verteidungsminsteriums und der französichen Militärs, oder gar mit dem seit Jahren zunehmenden französischen Einfluß auf AIRBUS Helicopters? So haben z.B. beim NH90NFH die Priorisierung der französichen Variante Caïman-NFH und beim UH-Tiger die HAP-Version, die allein aufgrund der extrem langen Entwicklungszeiten der Basistypen erforderlichen deutschen Anpassungs- und Optimierungsentwicklungen für Jahre zurückgeworfen. Damit sind die Preise, die Zulassungstandards, der Stand der Technik, die geopolitische Lage und die FFF spätestens seit 1990 beiden Hubschraubern längst davongelaufen. Unter dem Kriterium Nutzwerte sind diese Waffensysteme mittlerweile finanziell schlichtweg nicht mehr tragbar sowie der Truppe eher unzumutbar.
Apache und BlackHawk hätten bereits Anfang der 2000er als Lizenzfertigungen in der Truppe eingeführt sein können, und das mit signifikant höheren Nutzwerten, weniger Pleiten, Pech und Pannen sowie zu einem Bruchteil der Kosten von UH-Tiger und NH90! Dann wären auch mit Garantie genügend Haushaltsmittel übrig geblieben um sich 30 vernünftige Multi-Role-Marinehubschrauber zu leisten bzw. national in Lizenz zu fertigen wie z.B. den seit 2000 marktverfügbaren Sikorsky MH92. SeaHawk und SuperLynx 300 bzw LinxWildcat wären in Anbetracht der niedrigeren Preisniveaus als Zweitypenlösung dann erneut eine Überlegung wert gewesen. Jetzt ist man ja auch wieder bei 40 Marinehubschraubern und hat mit 18 SEA LION und den 22 Fregattenversionen des MH90 die Katze im Sack gekauft und optioniert. Aber Vernunftslösungen waren ja politisch nicht gewollt.
Nein, gewollt war offenbar aber das gleiche Dilemma wie bei den multilateralen Entwicklungen A400M, EF 2000 und den gescheiterten Projekten EuroHawk, MEADS, PARS 3 und der im Jahre 1988 begonnene und erst in 2006 abgebrochene, 168 Mio. € teuere Entwicklungsvertrag für Kampfdrohnen (vgl. BRH Bemerkungen 2009, Ziff. 27), denn je größer der Einfluß der Politik, desto kompromissbehafteter, pannenreicher, zeitaufwendiger und teurer werden die Rüstungsprojekte.
Die Lösung?
1.) Die Güte bzw. die Effizienz der Verteidigungs- und Sicherheitspolitik und damit auch des Beschaffungswesens des BMVg (politischer Output) steht und fällt mit der Qualität, dem Realitätsbewußtsein und dem Durchsetzungsvermögen des jeweiligen GI (militärischer Input). Diesbezügliche Defizite dürften zumindest bis in die Era Scharping zurückgehen, wenn man an die ganz großen Rüstungspleiten der jüngeren Zeit denkt.
2.) Um andererseits die Bw-Reform und damit auch das Beschaffungswesen zu „entpolitisieren“ gehört m.M.n. als erstes der GI (Chief of Defence (CHOD)) auf die gleiche Ebene gestellt wie die Staatssekretäre. Genau das hat der Dresdner Erlaß versäumt. Hier besteht seitens der IBUK – auch ihrer selbst und der Bw willens – zwingender Nachholbedarf. So wird niemand behaupten können daß das Militär z.B. in Großbritanien, Frankreich, Niederlande, Italien, Polen, etc. nicht unter dem Primat der Politik steht, aber nur in Deutschland steht der CHOD unter der Staatssekretärsebene. Neben der Problematik Art. 87a vs. 87b GG, welche bei einer nicht erfolgten „Verzwergung“ (Zitat Kujat) des GI eigentlich keine sein müßte, kommt einem da im Rückblick auf so manchen StS aber auch GI der kalte Schauder und das macht den Blick in Zukunft keineswegs besser, sondern läßt nur noch hoffen. (vgl. http://www.hansheinrichdieter.de/html/staerkungdesgeneralinspekteurs.html & z.B. http://www.dnisw.mon.gov.pl/plik/image/Struktura_MON/struktura_mon.jpg).
Nachtrag: Habe noch hinsichtlich einer Konsolidierung des Beschaffungswesens folgende „Keule“ vergessen:
Hersteller bzw. potentielle Bieter, oder deren Vertreter in Interessensverbänden und/oder deren Lobbyisten, welche wie auch immer in einem projektbezogenen Kontakt bzw. Einfluß zur Bw, zu AIN und BAAINBw vor einem offiziellen und europaweit ausgeschriebenen Interessensbekundungsverfahren standen, egal ob dies Bw-Externe, Bw-Interne oder auch Bw-Ehemalige (Abt. E!) waren, sind zukünftig vom jeweiligem Vergabeverfahren gem. VOL und EU-RL auszuschließen.
Beispiel: http://www.bfu-web.de/DE/Publikationen/Untersuchungsberichte/2008/Bericht_08_3X006_EC120_Bonn-Hangelar.pdf?__blob=publicationFile, u.a., dort ab Seite 4.
Es kann und darf doch wohl nicht wahr sein, daß die zivile BFU anläßlich eines Chrash bei der Bundespolizei (= zivil zugelassene und betriebene Hubschrauber), so ganz nebenbei das militärische Gemauschel und den Fakt aufdeckt, daß die Bw die BuPol hinsichtlich des EC 120 und dessen zumindest kritischer Eignung als BSHS völlig im Dunklen gelassen hat?
Von der eindeutig in diesem BFU-Bericht aufgezeigten und sehr ärmlichen französichen Zulassungsbasis des EC 120 B sei hier einmal ganz abgesehen.
Für wie dumm halten eigentlich das BMVg, die Bw-Beschaffer samt ECD-Lobbyisten die echten Insider? Die treffen sich nicht in Berlin beim EADS-Bankett und entwerfen nicht nach Speis und Trank Kufenlandegestelle auf Papierservietten, sondern kennen sich längst als Stick-Buddys und Praktiker, trinken anschließend Kaffee aus Pötten und haben schon lange andere, wirtschaftlichere und funktionalere Lösungen parat.
Der Frau muss geholfen werden.
Ich denke, auch Frau vdL wird ihre Lektion als IBUK noch bitter lernen, so sie nicht, wie vielfach zu lesen, beratungsresitent sei. Als erstes sei ihr empfohlen, zuerst eine Meinung im Hause zu bilden und dann an die Presse zu treten. Es wird sonst in Zukunft noch öfter der Fall eintreten, dass es Jounalisten aber auch Soldaten gibt, die ihre Worte an ihren Taten messen. Jüngstes Beispiel für einen offensichtlichen Disconnect zwischen Ihren Worten („Keine Reform der Reform“) und der Wirklichkeit, dass unter dem Vorwand, ein Luftfahrtamt der Bw aufzustellen, die Lw Stäbe insgesamt umgebaut werden, was zu einer massiven Verlagerung von (natürlich gut dotierten) Posten aus dem Kölner Raum nach Berlin führen wird (Dass mal wieder Soldaten samt Familien betroffen sein werden, die unlängst erst an den Rhein versetzt wurden ist sicher nur ein Kollateralschaden; na, ja, wie TdM schon feststellte, sollen die nicht so jammern). Da es aber keine richtige Opposition mehr gibt, wird sich sicher niemand mit politischer Durchschlagskraft über den Bruch des derzeitigen mit den Ländern verhandelten Stationierungskonzepts aufregen (wegen einiger Hundert zu versetzenden Soldaten und deren Familien kündigen wir doch die GroKo-Disziplin nicht auf; bzw. regen uns etwas auf, und lassen uns das politische Stillesein durch was anderes abkaufen, deal? deal!). Es wird Berater geben, die das alles unter dem Deckmantel der Evaluierung als zwingend und „optimierend“ verkaufen und Frau vdL sich noch wird „Macherin“ profilieren.
Nur am Rande: Es beschleicht mich der Eindruck, dass der Bundeswehr IBUKs mit mehr als zwei Buchstaben nicht gut tun (siehe. Herr KTzG, Herr TdM, Frau UvdL;). Also zukünftig mehr vom Typ Herr PS).
@Verwunderer: Der Frau kann geholfen werden. Sie müßte nur mal einen „Tag der Enduser bzw. der Operateure“ in Berlin veranstalten und absoluten Inforamantenschutz gewähren. Vorher vielleicht noch ihren Stab beauftragen, alles was mit dem aktuellen Beschaffungswesen und den kritischen Projekten zu tun hat, bei AUGENGERADE AUS herunterzuladen und je nach Projekt zuordnen. Damit wäre auch die Hälfte der externen Beratung extrem preiswert und effektiv erledigt.
@Vtg-Amtmann
ich muss bei den ganzen Ausführungen mal was rausgreifen um ein paar Sachen zum Nachdenken einzuwerfen:
„• weitere Verkleinerung von BAAINBw und AIN bei gesteigerter Personalqualifizierung und Erhöhung der militärischen Planstellen,“
Schon jetzt sind viele Projekte zu dünn mit Personal besetzt, wenn man saubere Arbeit will. Daher ginge das nur, wenn die Zahl der Projekte reduziert wird. Schwieriges Thema… Was die Qualifizierung angeht: klingt gut, aber wenn die Randbereiche wie WTDen abgebaut werden, wird das auch nicht besser. Qualifizierung im Bereich der Fachtechnik wird dann immer schwerer. In der Projektarbeit wäre eine dickere Personaldecke wichtig, bei der die „Neuen“ bei laufenden Projekten qualifiziert werden können. Imho: Jeder Beamte den man im Beschaffungswesen einspart kostet derzeit mehr Geld, als er an Bezügen bekommen würde. Das wäre nur anders, wenn die gesamte Beschaffung bis in die Politik hinein umgekrempelt würde
„• direkte Einbindung der Truppe bereits bei Projektbeginn, d.h. die Projekt-Federführung obliegt der jeweiligen TSK,“
Oh Gott bewahre! Nur nicht TSK Federführung!!!! Der Weg zu mehr TSK übergreifenden Beschaffungen ist wirklich wichtig. Anders bekommt man die wahnwitzigen Abstimmungsgsorgien und das Geldverschwenden („wenn nicht jetzt wann dann!“) nicht in den Griff. Das Problem ist jetzt schon bei der aktuellen Lage, jemanden in der Truppe zu finden der überhaupt kompetent mitarbeiten kann und zugleich die nötige Durchschlagskraft in der TSK Amtsebene hat. Wenn man wegen jeder Entscheidung bis zum Inspekteur hoch muss, dann haben wir wieder den alten CPM Prozess… Viel viel wichtiger wäre sinnvolle Vernetzung von Konzeption und Realität bei der Truppe selbst und dann eine solide Anforderungsarbeit mit den Beschaffern.
Ein idealer Verlauf wäre soetwas: Projekt wird von PlgAmt angestoßen mit Konzeption im Rücken und high level Anforderungen. BAAIN stellt Projektteam auf, redet mit Konzeptebene UND den zukünftigen Nutzern in Form der aktuellen echten Benutzern des „Vorgängersystems“. Dann wird in diesem IPT die Anforderungen für einen Demostrator / Prototyp / Testsystem / Erprobumgskauf zusammengestrickt und ab da in kleinen Schritten zum Ziel.
„• neutrale und objektive Markterkundungen, Marktsichtungen und Marktsymposien, wie in dem „Leitfaden für die Beteiligung der Industrie in Integrierten Projektteams (IPT)“ in den
verschiedenen Phasen des CPM [nov.] des BMVg AIN I 3 unter Ziffern 2.1 bis 2.3 beschrieben und keine Gefälligkeitsgutachten oder gar exklusive Präsentationen einzelner Hersteller,“
Wenn das derzeit nicht passiert, dann nur weil die Projektleiter es nicht tun… genau das soll geschehen. Es noch mehr zu fordern, wird das Problem nicht lösen. Das ändert sich erst, wenn von ganz oben bis ganz unten klar ist: so und nicht anders. Solange es den Dienstweg gibt, geht das nur von oben nach unten und mit den magischen Worten: „Ich will!“… Sonst bleibts beim Dreiklang: „Das haben wir immer so gemacht. Da kann ja jeder kommen. Wo kommen wir da hin.“ Und den gibts auch bei Uniformierten…
„• transparente Evaluierungen und stringente Einhaltung des Vergaberechts,“
Klappt bei kleinen Projekten. Bei größeren wirds eng. Bei Projekten jenseits der normalen Beschaffung wirds politisch und da hats dann auch keinen CPM mehr, nov. oder alt…
„• Fixed-Price-Verträge, Freeze Contract (keine lfd. Änderungen der FFF) und Risk Share Options,“
s.o. klein geht, groß schwer, politisches no way
„• ohne „Wenn und Aber“ festgeschriebene Zulassungskriterien, Meilensteine und Vertragsstrafen,“
Das ist Utopie. Wenn und Aber gibt es immer. Und zwar, weil keine LB perfekt ist, kein Unternehmen das nicht ausnutzen würde, kein Lobbymann zuschaut, wenn „seine“ Firma nicht im guten Lichte steht und weil wir nunmal sehr oft Doppelmonopole haben. Da kostet bei 1Mio Vertragsstrafe das nächste Projekt 1Mio mehr. Das ist leider Fakt und das kann niemand ändern. Preisprüfung geht, hart prüfen geht, brutal prüfen geht… aber irgendwann sollen die Mittel abfließen und dann steht man vor „Gar nichts für die Jungs“ oder „Immerhin irgendwie nutzbar“.
„• sowie gemeinsame Vetorechte des GI und der TSK-Inspekteure zum jeweiligen Projekt bis einschließlich der Phase der Musterzulassung.“
Beides gegeben. Der GI hat seine LV/AWE und die TSKs haben die GeNu und sie sind in den IPTs dabei. Die Frage ist eben nur, ob man sich einbringt oder die Diensposten zum Parken von Durchgangspersonal mit Eichenlaub nutzt.
Just my thoughts… aber das Problem ändert keine Strukturanpassung und kein neuer Prozess. Auch mehr Uniform ist nach kurzer Zeit wirkungslos und der frische Wind flaut ab. Was es braucht ist Führungspersonal das will und das von A16 bis B9. Alles andere ist Kosmetik.
@ drd
Ok, es ist schon eine Weile her, bei mir.
Aber das Problem mit meinen Gespraechspartnern, der Arbeitsebene im BWB war: Wirklich gute Ingenieure und Fachleute gab es fuer das gebotene Gehalt nicht. Nur die schwaechsten eines Studienjahrgangs gingen zum Bund, zumal sie ja auch noch die Beamtenausbildung vor sich hatten (zA).
Bedeutet aus meiner Sicht um wirklich gute Leute zu bekommen, die nicht nur irgendetwas technisches studiert haben und dannn einen beliebigen Dez Posten bekamen, sondern nebenbei auch ‚drive‘ und Charakter haben, duerfte man nicht unter A14 Einstiegsgehalt bieten, um in der Personalkonkurrenz zur Industrie zu gewinnen.
Jedenfalls ist das meine Erfahrung und Auffassung als ex-Mariner.