Keine Hilfe für deutschen Wachmann (und Ex-Soldaten) in Kundus?
Der Vorfall liegt drei Jahre zurück, könnte jetzt aber rechtlich neue Bedeutung bekommen: Am 2. Juli 2010 starb bei einem Angriff von Taliban auf eine US-Hilfsorganisation in Kundus ein deutscher Wachmann. Nach einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) und deren Vorabmeldung online (Link aus bekannten Gründen nicht) erhebt der Vater des getöteten 32-jährigen den Vorwurf, die Bundeswehr im nahegelegenen deutschen Feldlager in Kundus habe den Mann im Stich gelassen, obwohl er telefonisch um Hilfe gebeten habe.
Der Deutsche hatte ein Hotel bewacht, in dem Mitarbeiter der Hilfsorganisation Development Alternatives Incorporated (DAI) untergebracht waren. Angeheuert worden für diesen Job war er über das britische Unternehmen Edinburgh International. Nach DAI-Angaben kamen bei dem Angriff der Taliban insgesamt vier Mitarbeiter ums Leben.
Nach dem FAS-Bericht ist zu dem Vorfall in den Unterlagen des Tactical Operations Center (TOC) im Feldlager Kundus vermerkt, es habe während dieses Angriffes nur einen Anruf einer nicht vertrauenswürdigen Quelle gegeben. Dagegen zitiert das Blatt einen Soldaten, der zu der Zeit im TOC anwesend war, mit der Information, der Wachmann habe sich zwei Mal telefonisch gemeldet und um Hilfe gerufen: Holt mich raus, ich sterbe. Der Ex-Soldat, der während seiner aktiven Dienstzeit mit der Feldnachrichtentruppe in Kundus im Einsatz war, sei zudem im Feldlager bekannt gewesen.
Laut FAS hatte sich zwar die Immediate Response Force des Provincial Reconstruction Teams (PRT) Kundus zum Eingreifen bereit gemacht, sei aber nicht in Marsch gesetzt worden, nachdem durch Drohnenbilder klar gewesen sei, dass afghanische Sicherheitskräfte am Ort des Angriffs waren. Der damalige PRT-Kommandeur habe es abgelehnt, mit der Zeitung über den Vorfall zu sprechen.
Die damalige offizielle Mitteilung des Verteidigungsministeriums zu dem Vorfall:
In den frühen Morgenstunden des 02.07.10 griffen Opposing Militant Forces (OMF) gegen 03:20 Uhr afghanischer Ortszeit eine Einrichtung eines Vertragspartners der staatlichen amerikanischen Hilfsorganisation „US AID“ im Hotel „Ariana“ in Kunduz mit improvisierten Sprengsätzen, Panzerfäusten (Rocket Propelled Grenade / RPG) und Handfeuerwaffen an. Die Angreifer drangen in das Hotel ein und besetzten Teile des Komplexes. Im Zuge des Angriffs wurden neben drei britischen Mitarbeitern auch eine deutsche Zivilperson, die zum Wachpersonal gehörte, getötet und mehrere Zivilisten verwundet. Kräfte der Afghan National Army (ANA) und der Afghan National Police (ANP) hatten die Lage gegen 07:15 Uhr afghanischer Ortszeit unter Kontrolle. Amerikanische Kräfte waren ebenfalls vor Ort.
Deutsche Kräfte des regionalen Wiederaufbauteams (Provincial Reconstruction Team / PRT) Kunduz waren in die Kampfhandlungen nicht involviert, unterstützten jedoch bei der anschließenden Versorgung und Behandlung der Verwundeten im Rettungszentrum des PRT Kunduz.
Es bleibt die Frage, und deswegen hat die FAS das wohl auch aufgegriffen: Hätte die Bundeswehr eingreifen müssen, weil ein deutscher Staatsbürger in unmittelbarer Lebensgefahr war – egal ob er als Wachmann, Tourist oder Handelsreisender dort unterwegs war?
Nachtrag: Am Sonntagnachmittag hat das Verteidigungsministerium zu dem FAS-Bericht Stellung genommen:
In den frühen Morgenstunden des 02.07.10 griffen Opposing Militant Forces (OMF) gegen 03:20 Uhr afghanischer Ortszeit eine Einrichtung eines Vertragspartners der staatlichen amerikanischen Hilfsorganisation „US AID“ im Hotel „Ariana“ in Kunduz mit improvisierten Sprengsätzen, Panzerfäusten (Rocket Propelled Grenade / RPG) und Handfeuerwaffen an. Die Angreifer drangen in das Hotel ein und besetzten Teile des Komplexes. Im Zuge des Angriffs wurden neben drei britischen Mitarbeitern auch eine deutsche Zivilperson, die zum Wachpersonal gehörte, getötet und mehrere Zivilisten verwundet.
Die afghanischen Sicherheitskräfte waren zum damaligen Zeitpunkt bereits die sogenannten „battle space owner“ im Raum. Diese Kräfte hatten gemäß Einsatzrichtlinien auf den laufenden Anschlag zu reagieren und den Anschlagsort abzusichern. Das entspricht einer abgestimmten und standardisierten Vorgehensweise im Einsatzgebiet.Daher erfolgte die Absicherung in Form eines inneren Ringes, hier durch die afghanischen Sicherheitskräfte, welche durch ISAF Kräfte im „Partnering-Prinzip“ unterstützt wurden.
Die zuständigen Kräfte der Afghan National Army (ANA) und der Afghan National Police (ANP) hatten die Lage gegen 07:15 Uhr afghanischer Ortszeit unter Kontrolle. Deutsche Kräfte des regionalen Wiederaufbauteams (Provincial Reconstruction Team / PRT) Kunduz waren nicht gefordert und aus diesem Grund in die Kampfhandlungen nicht involviert, unterstützten jedoch bei der anschließenden Versorgung und Behandlung der Verwundeten im Rettungszentrum des PRT Kunduz.
Es liegen keine Erkenntnisse vor, wonach das Deutsche PRT Kunduz von den afghanischen Sicherheitskräften um Unterstützung gebeten wurde. Somit bestand für die Deutschen PRT Kräfte weder die taktische Möglichkeit noch die Notwendigkeit zum direkten Eingreifen.
Über dieses Ereignis wurde das Parlament in der „Unterrichtung des Parlamentes über die Auslandseinsätze der Bundeswehr (UdP)“ v. 07.07.2010 ausführlich unterrichtet.
Eine gewisse Ähnlichkeit dieser Erklärung mit der oben zitierten Mitteilung ist unverkennbar – mit dem interessanten Unterschied, dass in der Erklärung vom Sonntag unter anderem ein wichtiger Absatz eingefügt wurde: Es liegen keine Erkenntnisse vor, wonach das Deutsche PRT Kunduz von den afghanischen Sicherheitskräften um Unterstützung gebeten wurde. …Das allerdings hatte auch die FAS nicht behauptet. Sondern nur, dass das deutsche PRT von dem betroffenen deutschen Staatsbürger um Hilfe gebeten wurde.
(Foto: Bundeswehrpatrouille bei Kundus – Bundeswehr/Andrea Bienert via Flickr unter CC-BY-ND-Lizenz)
Oh, sehr spannend, bin neugierig was bei der Urteilsbegründung zu lesen sein wird.
Es scheint nämlich genug Beweismateriel vorhanden zu sein, über das man in der Verhandlung sicher angeregt diskutieren können wird.
Danke für die Meldung!
Ich denke, er der Kommandeur hat richtig gehandelt – wenn man den Präzedenzfall schafft und dort mit militärischen Mitteln bei einem PMC eingreift, dann würde ich, an deren Stellen, in Zukunft nur noch einen Mann hinstellen und wenn was passiert, kommen ohnehin die Soldaten. Das erhöht nicht nur das Risiko des einzelnen Wachmanns, es erhöht auch den Gewinn der Contractor und gibt ihm die Möglichkeit, sich aus der Verantwortung zu ziehen.
Tja aber er ist ein Deutscher Wachmann. Ist wirklich interessant. Es war klug sich zunächst nicht zu äußern-das kann schnell nach hinten losgehen.
pi
Der Ex-Soldat war dort nicht als Tourist oder im Rahmen eines Hilfsprojektes eingesetzt, sondern als Wachpersonal. Dafür wurde er sicherlich fürstlich entlohnt und vorher über die Risiken, die ihn dort erwartet haben, ausführlich belehrt! Warum soll wegen eines „Söldners“ eine IRF aus dem PRT Kunduz hinaus „reiten“ und sich dort in Gefahr begeben?
Fazit: Wer sich in Gefahr begibt, kann durchaus darin umkommen! Und sagen, dass das nicht vorhersehbar war, braucht auch keiner!
Zur Belagerung des Gebäudes durch die ANSF gibt es nebenbei auf Youtube ein Video: Kunduz Attack on USAID Facility.
Ansonsten hat T.W. mal wieder alles gesagt was im FAS-Bericht fehlt. ;)
Das mag ja alles sein, wer die Gefahr sucht, der kann darin umkommen.
Für mich stellt sich viel mehr die Frage wie weit Kameradschaft geht?! Denn machen wir uns hier nichts vor: Er war einer von uns! Ob er nun für eine andere Firma gearbeitet hat oder nicht, er war einer von uns. Endet dieses WIR-Gefühl nach Ende der Dienstzeit oder bei Aufnahme einer neuen Beschäftigung?
Ich persönlich weiß, dass ich ungeachtet der Konsequenzen versucht hätte einzugreifen. Wofür sind wir denn sonst in dem Land? Und bei allem Hass auf den Contractor und die Entlohnung: Ein Menschenleben kann man nicht mit Geld vergleichen…
Kameradschaft schön und gut – aber man darf a) das Big Picture nicht vergessen und b) verlässt er auch seinen Posten nicht, um den Soldaten zu helfen. Kameradschaft ist nicht umsonst keine Einbahnstraße und in der Regel auf Leute im gleichen Kontext geschrieben.
Kann mich noch an den Fall erinnern. Ex-Hauptbootsmann, der mit dem Job als Wachmann seine letzte Rate fürs Haus bezahlt hätte. Danach saß seine Witwe mit Kind auf den Schulden. Versicherungen zahlen bei Söldnern wohl kaum, oder?
In den Kommentaren hier ist viel von Kameradschaft zu lesen. Ja die hätte man dem ex-Bundeswehrsoldaten zuteil kommen lassen müssen. Und zum Zwoten hätte man auch im Rahmen des Nothilfeparagraphen helfen müssen.
Klar wusste dieser Mann worauf er sich einlässt aber sehen wir auch mal die andere Seite wenn es keine privaten Wachschutz Unternehmen gäbe müssten all die westlichen HilfsOrg. da von ISAF Truppen bewacht und geschützt werden. Keine wirkliche Alternative!! Vielleicht war sein einziger Fehler nicht das er in einem Krisengebiet gearbeitet hat sondern das er als es drauf an kam das deutsch Feldlager und nicht ein Amerikanisches oder Britisches angerufen hat. Die wären da in voller Stärke ausgerückt und hätten ihre Staatsbürger da raus gehauen.
Der Polizist zuhaus kann ja auch nicht einfach sagen:“Sorry in dem Stadtteil können wir Nachts nicht mehr ausrücken… versuchen sie halt bis morgen Früh durch zuhalten!“
Vielleicht dachte sich der Kommandeur auch einfach… was schert mich das leid fremder leute.
Ein laufender Angriff von Aufständischen, bei dem das Ziel auch noch ein Wiederaufbau-Vorhaben war, wäre Grund genug für ein Eingreifen gewesen.
Inoffizieller Schwerpunkt des Einsatzes der Bundeswehr in Afghanistan war aber schon immer die Eigensicherung, und vor diesem Hintergrund war die Entscheidung konsequent, in diesem und in vielen, vielen anderen Fällen passiv zu bleiben. Hinzu kam, dass die militärische und politische Führung nach dem September 2009 noch weniger dazu bereit waren Risiken einzugehen als davor.
„dann würde ich, an deren Stellen, in Zukunft nur noch einen Mann hinstellen und wenn was passiert, kommen ohnehin die Soldaten“
Das zeigt, das man sich immer noch sehr an das Bild des „Söldners“ klammert, und immer noch nicht verstanden wird, was die „Contractor“ eigentlich tun:
Mittlerweile kommt KEIN Militär (auch die Bundeswehr nicht) mehr ohne „Contractor“ aus-und nicht jeder Contractor ist ein „PMC-Mitarbeiter“.
Es hat schon seinen Grund, warum in vielen Angelegenheiten auf die Dienste privater Unternehmen zurückgegriffen wird-ich erinnere nur an einen publizierten Fall, in dem das US Militär es nicht schnell genug geschafft hat, eingeschlossene Soldaten aus einem Gefecht herauszuholen-und dies in Windeseile (eben ohne Befehlskette/Pipapo) durch private Dienstleister geschah.
„Der Ex-Soldat war dort nicht als Tourist oder im Rahmen eines Hilfsprojektes eingesetzt, sondern als Wachpersonal. Dafür wurde er sicherlich fürstlich entlohnt und vorher über die Risiken, die ihn dort erwartet haben, ausführlich belehrt! Warum soll wegen eines “Söldners” eine IRF aus dem PRT Kunduz hinaus “reiten” und sich dort in Gefahr begeben?“
Er war KEIN Söldner!
Bitte UNBEDINGT einmal nachlesen, was es mit diesem (falsch verstandenen Begriff) auf sich hat…
Das gerne auf das Geld verwiesen wird-da spricht der pure Neid des Soldaten, der sich mit 92Euro Tagesgeld abgeben muss; und dabei neidisch auf den „privaten“ schielt, der sich seine Ausrüstung selber kaufen darf, sich an „keine blöden militärischen Regeln“ halten muss, und zudem „machen kann, was er will“.
So ist das schon lange nicht mehr.
Ein Gate Guard im Irak verdient etwa 5000 USD/Monat-all inclusive.
Dieses Geld ist „daheim“ zu versteuern….
Zudem kann dieser Mann nicht alle paar Wochen nach Hause fliegen-sondern bleibt u.U. mehrere Jahre im Land…(im Einzelfall).
Dies ändert alles nichts daran, das er als deutscher Staatsbürger die gleichen Rechte und Pflichten hat, wie jeder andere auch-und damit auch den gleichen Schutz genießt, wie ihn jeder Tourist in Anspruch nehmen kann, der-trotz Reisewarnung des AA-in ein unstabiles Land reist, um sich dann von der Bundeswehr dort „abholen“ zu lassen…
man muss es ja nicht notwendigerweise durch das legalistische prisma sehen.
Fakt ist hier hat offenbar ein Landsmann im Todeskampf im Gefechtsstand angerufen und Hilfe erbeten. Vermutlich auch Feigheit vor den eigenen Entscheidungsträgern hat man lieber die Füße hochgelegt. Versuche mir gerade eine ähnliche situation bei den franzosen vorzustellen.
In D wird doch immer von Solidarität geschwafelt. Scheint wohl nur bei der Aquise von mehr Transferleistungen zu ziehen.
Der Vater hat sich auf StGB § 323c – Unterlassene Hilfeleistung – berufen. Dort steht aber auch klar, dass Nothilfe, dann zu leisten ist, wenn sie, „den Umständen nach zuzumuten, insbesondere ohne erhebliche eigene Gefahr und ohne Verletzung anderer wichtiger Pflichten möglich ist“.
Aus meiner Sicht konnte der kommandiere Offizier vor Ort entscheiden, ob es zumutbar war oder nicht.
Dazu kommt, dass Afghanistan ein souveränes Land mit eigenen Strafverfolgungsbehörden und Sicherheitskräften ist. Und diese waren ja auch vor Ort und haben die Insurgents bekämpft. Ich glaube, dass das ganze rechtlich sehr wenig Chancen auf Erfolg hat.
Am Schluss bleibt die Behauptung, ein Eingreifen der IRF hätte im Gegensatz zum alleinigen Eingreifen den afghanischen Sicherheitskräften das Leben des Mannes gerettet. Aus Sicht des Vaters sehr, sehr verständlich – aber vermutlich nicht zu beweisen.
Entweder ist das der Schutz für Hilfsorganisationen ISAF Zuständig oder nicht
Dann ist das egal ob der Wachmann ein Ex Soldat oder Ex Mafia oder ex RAF Mann ist.
So lange er Wachmann ist, dann muss geholfen werden, den ISAF ist für den Schutz Zuständig
Und damit ist das ein Leidartikel, Panne BW währen die Amis da gewesen hätten Sie??????
Und was der Wachmann Verdient, ist da auch Nebensächlich, es geht nicht um den Wachmann sondern um Verfehlte ISAF Ziele
@Hans Dampf
„Versicherungen zahlen bei Söldnern wohl kaum, oder?“
Man kann bei entsprechender Prämie selbst für die größten Risiken Versicherungen abschliessen. Ein Bekannter brauchte zeitweise eine privates Versicherungspaket für eine vergleichbare Situation, die er als durchaus bezahlbar empfand. Er meinte, dass ein jüngerer, ansonsten gesund lebender Mann auch in einem Krisengebiet möglicherweise für die Versicherung kein wesentlich größeres finanzielles Risiko darstellt als ein siecher Rentner in Deutschland, bei dem die Wahrscheinlichkeit teurer Gesundheitsprobleme und schließlich des Ablebens irgendwann 100% erreicht.
Wenn ich die Kommentare hier lese wundere ich mich nicht mehr über das negative Image der Bundes“wehr“-Soldaten hier in AFG. Seit drei Jahren schon bin ich hier als deutscher Zivilist für eine deutsche Organisation in AFG und eines habe ich schnell gelernt: im E-Fall verlass Dich nicht auf die Bundeswehr.
Der Vorfall 2010 in Kunduz, die Flucht der BW aus Takhar 2012 (ohne die deutschen Zivilisten in der Stadt zu informieren) ……… Beispiele gibt es einige.
Einerseits, wer sich wissentlich in Gefahr begibt – Pech gehabt, wenn einem was passiert. Andererseits, wenn wir über die PMSC militärische Aufgaben outsourcen, bleiben wir in der Verantwortung für diese Mitarbeiter. Keine Häme wegen des Lohnes – es gibt BW-Reservisten ,die trotz zivilen Berufes sich für BW-Auslandseinsätze melden, weil sie den Zuverdienst schätzen.
Was war denn am 01.04.2011, bei der Attacke auf eine UN-Einrichtung in Mazar-i-Sharif mit 14 Toten?
Da war auch entschieden worden, nicht zuständig zu sein, oder?
@Autostaedterin
Ich bezweifele, dass der Lohn das wichtigste Motiv privater Sicherheitsdienstleister ist. Der Lohn ist kaum höher als bei anderen Tätigkeiten zu denen nicht jeder bereit oder in der Lage ist wie z.B. Tätigkeiten in der Offshore-Ölindustrie.
Private Sicherheitsdienstleister in hochwertigen Auslandstätigkeiten sind Profis, identifizieren sich stark mit ihrem Beruf und sehen in der privatwirtschaftlichen Tätigkeit die Möglichkeit der beruflichen Erfüllung, die in einer obsessiv risikoaversen und immer niedrigeren professionellen Standards folgenden Bundeswehr nur in sehr wenigen Bereichen zu finden ist.
Und anders als Soldaten der Bundeswehr, die sich bei Gefahr meist im Lager verkriechen müssen, hat der in Kunduz Verstorbene wenigstens seinen Stolz behalten. Manchen Menschen ist das wichtiger als Geld.
Bei einigen ist schon angeklungen, was ich sagen will, aber nochmal deutlich:
Auftrag war es (heute wohl nichtmehr) Aghanistan zu befrieden und – mit Hilfe von NGOs – wieder aufzubauen. Hier waren klar beide Aufträge betroffen!
Der deutsche Einsatz lief (fast) immer unter der Prämisse „Hauptsache wir bringen alle heil wieder heim“, der eigentliche Auftrag das Land zu befrieden, dabei eventuell feindliche Kräfte zu vernichten, stand dem jahrelang und, seit 2011 Freund Westerwelle unseren Rückzug verkündet hat, wieder hintenan.
Politisch, wie militärisch ist ISAF – insbesondere aus deutscher Sicht – ein einziges, dauerhaftes Versagen, dabei bleibt die unterlassene Hilfe für den Kameraden leider nicht mehr als eine Randnotiz.
„Und anders als Soldaten der Bundeswehr, die sich bei Gefahr meist im Lager verkriechen müssen, hat der in Kunduz Verstorbene wenigstens seinen Stolz behalten.“
Wobei man diesen Vorwurf sicherlich nicht allen Soldaten machen kann. das problem wird akuter je weiter man die nahrungskette nach oben verfolgt. Stichwort Feigheit vor dem Freund und ultimativ dem Wähler.
Um mal den Advocatus Diaboli für den Kommandeur zu spielen:
Der hat aufrödeln lassen, und vermutlich bevor der Trupp abmarschbereit war über Drohne mitbekommen dass bereits Sicherheitskräfte vor Ort sind. Vom Ablauf des Angriffs her scheinen 5 der Angreifer und die 4 Sicherheitsleute recht schnell tot gewesen zu sein, und der letzte Angreifer konnte anscheinend von den Sicherheitskräften festgenagelt werden. Auch die Amerikaner, die später eintrafen, haben meines Wissens nicht in die Kampfhandlungen eingegriffen.
Von daher kann man durchaus glaubwürdig argumentieren, dass ein Eingreifen der Bundeswehr für das Überleben der Sicherheitsleute keinen Unterschied gemacht hätte.
Die offensichtlichen Probleme sind doch andere:
– Die Bundeswehr hat von den Vorfall nur Wind gekriegt, weil ein deutscher Sicherheitsmann direkt bei der Bundeswehr angerufen hat. Dürfte bei „sicherheitsrelevanten Vorfällen“ eher die Ausnahme sein.
– Die Bundeswehr war über das Vorgehen der afghanischen Sicherheitskräfte nicht auf dem laufenden, wurde von denen nicht informiert und hat diese nicht informiert. Obwohl anscheinend schon zügig Sicherheitskräfte vor waren, erhielt die Bundeswehr ihre Infos nur per Drohne.
– Die Bundeswehr war zu weit weg um überhaupt zeitnah eingreifen zu können. Selbst bei Vorfällen an der Hauptstraße ist unter 1h nicht mit Unterstützung zu rechnen.
Man sitzt halt in den Lagern und kriegt nix mit.
Und bei allem „nicht zuständig“, bei dem ich auch jedesmal den Hals krieg: Die Bundeswehr kann nicht alle Probleme Afghanistans selbst lösen, die Bundeswehr kann nicht überall Feuerwehr spielen. Dazu sind schlicht zuwenige Soldaten vor Ort. Tatsächlich reichte das, was damals in Kunduz stationiert war, gerade so aus um das Feldlager am Flughafen und die Außenposten in Chardarrah und Taloqan zu sichern.
Aber anstatt aus diesen sehr begrenzten Resourcen die meiste Leistung rauszuholen – eben indem man afghanische Präsenz und Ortskenntnis mit westlich-militärischen Multiplikatoren wie Feuerunterstützung und CAS verstärkt, hat man sich halt lieber für die „isolierter Einzelgänger“-Herangehensweise entschieden.
Die Frage ist doch nicht: Hätte der Kommandeur aus dem Feldlager auf diese „Zufallsmeldung“ abfahren lassen sollen oder nicht. Sondern: Warum waren keine Deutschen unter den afghanischen Sicherheitskräfte, als diese noch vor der Drohne am Geschehen eintrafen?
@ C’est la Vie
Naja, was „professionellen Standards“ angeht, da geht bei den Contractors die Schere weit auseinander, auch gerade in Afghanistan.
Wenn ich mich an die TV-Berichte richtig erinnere, haben die US-Truppen, die noch nicht mal den Oberbefehl in Kunduz inne haben, allerdings sehr wohl auf die Meldung reagiert, erschienen aber zu spät am Ort des Geschehens und konnten nur noch den ANSF dabei zusehen, wie diese durch massiven SALW-Beschuss versuchten, die ins Gebäude eingedrungenen Angreifer zu vernichten…
@wacaffe
Da sind wir bei einem meiner Lieblingsthemen – Verantwortungsethik.
Weiter oben an der „Nahrungskette“ muss man eben auch für die voraussehbaren Folgen seines Handelns aufkommen.
Und das ist nicht immer nur, dass dann die Karriere vorbei ist, sondern vor allem, dass man den Eltern eines Soldaten gegenüber treten muss, der aufgrund des eigenen Befehls (oder nicht gegebenen Befehls) gefallen ist.
Am Schluss muss (in diesem Fall der COM PRT KDZ) abwägen, welches Gut höher zu bewerten ist und was im Sinne der Absicht der übergeordneten Führung ist. Die Verantwortung nimmt ihm keiner ab. Dafür ist er (hoffentlich gut) ausgebildet und ausgewählt.
Und bei einem kann er sich auch sicher sein – hinter wissen es alle besser und hätten alles besser gemacht…
„Klar wusste dieser Mann worauf er sich einlässt aber sehen wir auch mal die andere Seite wenn es keine privaten Wachschutz Unternehmen gäbe müssten all die westlichen HilfsOrg. da von ISAF Truppen bewacht und geschützt werden.“
Warum sollte das so sein? Diese Organisationen werden ja gerade weil sie paramilitärisch geschützt werden ein legitimes Ziel. Wenn Schutz durch reguläre Truppe gegeben werden sollte, dann auch nur, wenn sie sich an Auflagen, Anweisungen und Verbote der Truppe halten – ich denke damit hat sich der Fall „durch die Truppe“ erledigt.
Contracor vs. Söldner
Ein PMC ist nichts anderes als ein Söldner, genauso wie des einen Terrorist des anderen Freiheitskämpfer ist. Das die 1. Welt ohne sie nicht mehr auskommt ist technisches sondern ein politisches Problem – ein toter Söldner ist weniger News als ein toter Soldat.
„Die Amerikaner waren zu spät, aber dann doch vor Ort.“
Praktisch, nicht. Auftauchen für die moralische Überlegenheit, wenn man dann trotzdem nichts machen kann. So werden Nachrichten gemacht.
Zuletzt: Bundeswehrsoldaten verkriechen sich nicht – sie folgen einem politischen Mandat. Sie halten sich an Regeln und haben eventuell eine komplexere Aufgabe im Kopf als ein heroisches „Tally-ho!“ auf den Lippen in eine SItuation zu geraten, die langfristig mehr als einem freiwilligen Extremabenteurer das Leben kostet.
@ der_mike : gerade wegen der in Ihrem Beitrag geäußerten Gedanken bin ich froh, das die BW „meine“ Provinz, Takhar, hasenfußartig verlasdsen hat.
@C’est la Vie | 03. August 2013 – 20:10
Ich denke schon, dass die Bezahlung ein Hauptmotiv ist, schließlich muss jeder seine Brötchen bezahlen, und es ist auch nicht verwerflich, da das Downsizing der regulären westlichen Armeen bei fortbestehenden Aufgaben den Einsatz der PMSC nach sich zieht, oder man müßte die Einsätze mit Option Zero beenden, was auch keiner will. Gerade die UN bedient sich der PMSC, obwohl sie gleichzeitig strikt dagegen ist (siehe auch gegenwärtig dazu laufendes UN-Panel). Das positive Bild, das Sie von deren Mitarbeitern (Contractor ist klar ein Euphemismus) zeichnen, kann ich mir nicht vorstellen, Krieg ist eine „schmutzige“ Angelegenheit mit zahlreichen Risiken und Nebenwirkungen.
@wacaffe | 03. August 2013 – 20:45
Es ist genauso mit dem dt. Wähler, der mag keine tapferen, aber toten Soldaten, schon gar nicht vom Hindukush.
@ der_mike
Diese Organisationen werden ja gerade weil sie paramilitärisch geschützt werden ein legitimes Ziel.
Nein, sondern weil sie Amerikaner sind oder weil sie die afghanische Regierung stützen.
damit hat sich der Fall “durch die Truppe” erledigt
Der Fall „Schutz durch die Truppe“ hat sich bereits bei „Kunduz-Stadt“ erledigt. Dort ist es deutschen Soldaten zu gefährlich, eben deswegen hat man das PRT ja auch nach außerhalb verlegt. Auch im Taloqan-Safehouse hat man 2010 schon alle Präsenpatrouillen etc. eingestellt und harrt einfach nur noch aus.
Das die 1. Welt ohne sie nicht mehr auskommt ist technisches sondern ein politisches Problem – ein toter Söldner ist weniger News als ein toter Soldat.
Das dürfte eher mit den Kosten und Stehzeiten zu tun haben, dazu kommen dann ggf. noch Flexibilität und Ortskenntnis.
Ein Soldaten-Einsatzjahr dürfte halt ne halbe bis eine Million Dollar kosten, selbst gut verdienende Contractor dürften nicht auf 100.000$ im Jahr kommen.
Praktisch, nicht. Auftauchen für die moralische Überlegenheit, wenn man dann trotzdem nichts machen kann. So werden Nachrichten gemacht.
In den englischsprachigen Nachrichten zu dem Vorfall war glaub immer von „ISAF“ und „Nato“ die Rede (und natürlich ANSF ;) ).
Kleiner Nachtrag:
Der Kunduz-Zwischenfall wurde auch in Afghanistan in einem Contractor-Blog aufgegriffen. ;)
@J.R
„Nein, sondern weil sie Amerikaner sind oder weil sie die afghanische Regierung stützen.“
Deshalb werden sie zum Ziel – das legitime Ziel werden sie durch die die Teilnahme als bewaffnete Organisation.
„…selbst gut verdienende Contractor dürften nicht auf 100.000$ im Jahr kommen.“
Was er kostet und was für ihn bezahlt wird – seitens der Regierung – sind zwei Paar Schuhe. Ich denke in der Tat nicht, dass der Söldner billiger ist. Nur einfacher. Unpolitischer.
ist ISAF wirklich für den Schutz der Hilfsorganisationen vor Ort zuständig? Etwas schwierig vor allem wenn diese noch nicht mal mit ISAF zusammenarbeiten. Da ANSF vor Ort waren und diese entsprechend auch kein Hilfsgesuch an das Deutsche Kommando geschickt haben war die Reaktion von der Führung ganz klar und Folgerichtig. Das das vielleicht nicht toll ist liegt aber eher an den bescheuerten SOP und ROE´s die uns da sehr oft die Hände binden. Ja und in der tat sind Söldner oder Contractor ( nicht alle von denen haben auch ne Waffe in der Hand ) immer teurer tauchen aber nun mal nicht in der Verlust Statistik auf.
Vielleicht ist es hier ja auch nicht ganz uninteressant, wie eine „Hilfsorganisation“ ihre Projekte implementiert. DAI hatte in Kunduz nicht zum ersten Mal schlechte Presse, im Gegenteil. Und von „Do-no-harm“ und anderen Konfliktvermeidungsstrategien, die bei weniger profitorientierten „Hilfsorganisationen“ selbstverständlich sind, ist da auch nicht so viel bekannt. Bei solchen Organisationen ist dann vielleicht eher die Frage, ob sie nicht wissentlich ihre Mitarbeiter in Gefahr bringen. Wer sich dann für so eine Organisation entscheidet, nimmt natürlich auch diesen Aspekt in kauf.
wenn ich übrigens ein Jahr dort bleibe koste ich an Zusatzkosten 40000 Euro plus meinen Sold von 25000 Euro, hmmm Ich weiss jetzt nicht wo da der Rest steckt, so toll ist das essen und die Unterkunft auch nicht der Transport hin und zurück ist pro Soldat auch nicht wirklich teuer, teuer werde ich zugegebener masse wenn mir was passiert und ich ich rausgeholt werde plus den Ärztlichen Aufwand, das hat man als Contractor leider meistens nicht.
@all: Man lese sich bitte den Beitrag http://augengeradeaus.net/2013/08/keine-hilfe-fur-deutschen-wachmann-und-ex-soldaten-in-kundus/comment-page-1/#comment-73178 sehr genau durch. In 2004/2005 war ich für ca. 4 Wochen in einer multinationelen NGO für die UN im Kosovo und in Bosnien-Herzogowina tätig. Natürlich gehörten zu uns und unseren Jobs an Boden und in der Luft auch Wachleute. Es sollte ja verhindert werden, dass etwas passiert . Aber waren wir deshalb alle Söldner? Nein, auch nicht unsere Wachleute! Und wenn etwas passiert wäre, hätte jede Nation voll hinter ihren Leuten in unserem Team gestanden. und erforderlichen Falles sofort interveniert.
Natürlich gab es bei dieser konsequenten Grundeinstellung auch Exzesse. Ich erinnere da nur an den „Unimog-Skandal“ an der Mazedonischen Grenze und damkoit der eher rein publizischten begünstigung einer „grenzenlosen NGO-Hilfsorganisation“.
Die Zeiten haben sich aber geändert und die Kommandeure offenbar auch. Könnte es sein, dass man in AFG und ob der eigenen Ohnmacht, sich hilflos in eine Theoretisierung und Überregulierung samt „Kriegsverwaltung“, also derart in eine Handlungsunfähigkeit sowie abwartende Passivität verstiegen hat?
Ist dies vielleicht auch eine Folge der Reform und deren schon längst vor TdM gegebenen Konflikts „Praxis vs. Pragmatik“, oder mehr billig populistisch und vom absolut laienhaften Ansatz eines mittlerweile gerupften Preußischen Adlers angesetzt, einer Neudefinition dieses Problems, nämlich „Breite vor Tiefe“?
Dazu erscheint mir die gerade in der Mailn erhaltene Karrikatur, die man bei „sakurai-cartoons.de“ unter dem Titel „Preußischer Adler“ finden kann, als sehr trefflich..
Ohne zivile Contractor würde ISAF zusammenbrechen.
Das UAS Heron 1 kann überhaupt nur eingesetzt werden, weil der zivile Contractor die Maschinen technisch auf Stand halt (Cassidian Airborne Solutions). Ähnlich liegt es wohl bei den Firmen, die die Computernetze pflegen (Thales). Oder die, die die Fahrzeuge/Panzer instandsetzen (Rheinmetall Landsysteme/Krauss-Maffei Wegmann). Klimaanlagen/Feldküche/Post/ usw. usw. usw.
Durch das Outsourcen geht es nunmal nicht mehr ohne „Zivilisten“ im Einsatzland. Die waren natürlich meist mal Soldaten (in ihrem 1. Leben). Natürlich bekommen die entsprechende Tagegelder – weil sonst würde es keiner machen!
Die Firmen schliessen übrigens entsprechend Lebensversicherungen für sie ab.
Also:
1. Keine Söldner – sondern politisch gewünscht und in Zukunft (Breite vor Tiefe) wird es davon noch mehr geben.
2. Wie hätte man in der TOC reagiert, wenn HFw X angerufen hätte und nicht Zivilist X?
Btw: „Halb“ Camp Marmal besteht aus „Zivilisten“.
Tja und das ist ja genau das Problem, wäre das von jemanden gekommen der für ISAF arbeitet wäre ja alles klar, weil „Schutzbefohlener“ der ISAF! Hier ist es aber nun mal so das es eben keiner war der für ISAF Arbeitet, period. Das mag mies sein ist aber nun mal so, diese fallen unter den Schutz des Gastgeberlandes, also ANSF.
wie gesagt ich möchte das Verhalten und die Entscheidung der TOC nicht unbedingt gut heißen, aber ich kann mir ziemlich gut vorstellen wie es dazu kam. Sobald man die Wahlmöglichkeit hatte die ORF/IRF nicht zu schicken und sowieso ANSF Kräfte vor Ort waren hat man sich dagegen entschieden um nicht eigene Kräfte zu gefährden,…und das ist leider gewollt.
Moooooment mal. Wenn ich schon lese, die BUNDESWEHR habe den Mann im Stich gelassen, dann schwillt mir der Kamm. Die einzige Frage, die hier zu stellen ist: Unter welchen Bedingungen war der Wachmann eingesetzt? Sicherlich nicht im Schutz der Bundeswehr oder aber in sonstigen Beziehungen zur Bundeswehr.
Auch wenn der Tod mehr als unnötig und traurig ist, ist es umso trauriger, der Bundeswehr hier einen Vorwurf zu machen.
Sorry, kann das nicht nachvollziehen.
@CRM-Moderator: Das liegt jedoch nicht daran, weil „zivile Contractors“ so wichtig sind, sondern weil es politischer Wille war, die Instandsetzung der Bundeswehr auf Null zu fahren und sich auf zivile Kräfte abzustützen.
Das Thema zivile Contractor ist leider keine Erfolgsgeschichte. In manchen Sparten funktioniert es ganz gut, aber in der breiten Masse leider nicht.
@der_mike
Nicht jeder Sicherheitsdienstleister ist ein „Söldner“, auch wenn der populäre Irrtum das vermutet. Völkerrechtlich ist der Unterschied hier erklärt: http://www.icrc.org/eng/resources/documents/article/other/pmc-article-310804.htm
Auf den in Kunduz Verstorbenen trifft ohnehin keine der Söldnerdefinitionen zu, da er nicht für eine Konfliktpartei aktiv war. Man bezeichnet ja auch nicht den Fahrer eines Geldtransporters oder den Türsteher an einer Diskothek als „Söldner“.
@autostaedterin
„Das positive Bild, das Sie von deren Mitarbeitern (Contractor ist klar ein Euphemismus) zeichnen…“
Der Begriff stammt aus dem US-amerikanischen Arbeitsrecht und beschreibt als neutraler Fachbegriff ohne Sensationalismus die Tatsache, dass es sich nicht um einen festen Mitarbeiter handelt. Ob der Wäsche wäscht, in der Küche arbeitet oder Wachdienst leistet, ist dabei doch nachrangig.
Im Bereich der höherwertigen militärnahen Aufgaben käme man aber ohne eine gewisse Freude an der Aufgabe aber nicht weit, und das Durchschnittsgehalt relativiert sich wenn man die Zeiten der faktischen Arbeitslosigkeit zwischen den Aufträgen berücksichtigt.
@ CRM-Moderator: Sie waren für mich zu schnell aber sehr trefflich mit Ihrem Folgekommentar Also konnte ich den meinigen nicht mehr editieren. Man möge dei Fehler entschuldigen.
Nachtrag: Wir, unser Team hatten am Boden ein ganz spezielles Problem, nämlich konnte man das Misstrauen der jeweiligen Zivilbevölkerung apriori für ein Straßenvermesungs-Projekt auschließen, bevor Böseres hinterherkommt?
Dazu sagte mir ein persönlicher Freund, aus dem Gechlecht der „von Andricz“ stammend, ursprünglich ein Freund meines Schwiegervaters seit Ende der 50er und Vater wiederum meiner Freunde: Gebe deinem Haufen eine Corporate-Identity, Jede(r) sollte auf der Kombi ein Badge tragen, welches das Motto „Bitku ne dobiva mač u ruci, već srce u grudima junaka.“ beinhaltet. Und mit diesem Motto sind wir verdammt gut gefaheren!
@ CRM-Moderator
Die waren natürlich meist mal Soldaten (in ihrem 1. Leben). Natürlich bekommen die entsprechende Tagegelder – weil sonst würde es keiner machen!
Das mag vielleicht auf die deutschen Vertragsangestellten zutreffen, mit Sicherheit aber nicht für Afghanen und Drittstaatler.
Und gerade was die Kraftstoffversorgung des Feldlagers angeht hat man eine sehr gefährliche Tätigkeit bewußt outgesourced, damit Angriffe und Verluste bei der Nachschubversorgung nicht in den Medien landen. (Und das ist ne Menge – das Feldlager frißt soviel Strom wie die ganze Stadt Kunduz, allein der Diesel dafür kostet 0,9 Mio. € im Monat.) Und während andere Länder wenigstens Konvois zusammenstellen tut die Bundeswehr nichtmal das.
Man braucht also gar nicht so zu tun, als hätten direkt für ISAF Arbeitende von der Bundeswehr mehr zu erwarten.
@ Erwin: Eben. Das ist politisch so gewollt. Und deshalb sind sie so wichtig – weil es geht nix mehr ohne sie.
@J.R.: Es ist egal wieviel Geld man bekommt. Ist jemand schützenswerter wenn er 50$ am Tag bekommt, oder 250€? Mehr zu erwarten als wer (im Vergleich zu wem?) ?
Die gesamte Diskussion, ob dies strafrechtlich relevant sei oder man sich nicht „kameradschaftlich“ verhalten habe, halte ich angesichts der Fakten für absurd.
Betrachtet man sich den Anschlag auf das Ariana Hotel mal genau, wird deutlich, dass es sich um einen geplanten Einsatz speziell ausgebildeter Kräfte handelte, die mit einem VBIED die Außensicherung öffneten und dann mit mehreren Kämpfern, die SIED-Westen trugen, ins Gebäude eindrangen. Das sind nicht die üblichen SIED, die irgendwo hingehen und sich sprengen, sondern gut motivierte und ausgebildete Kämpfer gewesen. Auch in KUNDUZ ist das nicht alltäglich: in 2010 gab es nur zwei Angriffe solcher Professionalität.
Weiterhin muss man bedenken, dass nach der Explosion alles, was bei den ANSF eine Waffe trug, dort hin gerannt ist und unabhängig der Qualität dieser Sicherung, war KUNDUZ City seinerseit sehr stark durch die ANSF gesichert. Das PRT hat durch einen Verbindungsoffizier im AFG OCCP natürlich ein Lagebild bekommen. Wer schon mal mit ANSF gearbeitet hat, kann sich vorstellen, wie das aussah – da ist Luftaufklärung definitiv schneller, zuverlässiger und aussagekräftiger.
Man kann sicher unterschiedlicher Meinung darüber sein, ob das PRT die IRF hätte ausrücken lassen sollen, um Präsenz zu zeigen (Der Kommentar von Uli Gack zum Nichtausrücken in seinem Bericht war ja vernichtend). Das wäre sicherlich eine zielführende Maßnahme zur Vertrauensbildung und besseren Aufklärung des Anschlags gewesen. Andererseits war dort die Polizei (ANP) zuständig und die wurde dirch die US-Truppen gepartnert, nicht das DEU PRT. Mehr als Präsenz wäre aber bei dem Einsatz nicht rausgekommen. Der DEU Wachmann wurde vor den Gefahren seiner Tätigkeit auch vom PRT gewarnt und als der Angriff erst lief, hätte niemand mehr rechtzeitig reagieren können, um ihn zu retten, egal wen er angerufen hätte.
@küstengang01
Diverse Beispiele aus AFG und Irak zeigen, dass die PMC zwar oft die regulären Truppen unterstützen, weil sie dafür bezahlt werden, die US-Truppen aber die PMC nur rausholen, wenn das in ihre Operationsführung passt. Da sind die US-Truppen kaltblütig professionell. Deswegen lehnen sich die PMC zwar gern an reguläre Truppe an, gehen aber standardmäßig nicht davon aus, im Notfall unterstützt zu werden.
@ CRM-Moderator
Der letzte Satz ging in Richtung Erwin, sorry wenn das missverständlich war. Für ISAF allgemein und die Bundeswehr im speziellen scheint eben jeder der nicht im Feldlager wohnt nicht schützenswert zu sein. (Es gibt Ausnahmen, aber die sind selten.)
@ J.R.
Ja das ist genau das worauf es hinausläuft, entweder man gehört zu dem Kreis der Schutzbefohlenen oder eben nicht, und wie Cynic2 schon ausführte es wäre auch zweifelhaft gewesen ob man so schnell dort gewesen wäre das da wirklich ein unterschied rumgekommen wäre.
@ J.R.: Ok. ;o) Verstanden.
Bleibt die Frage: Wäre es anders gelaufen, wenn ein Dienstgrad um Hilfe gefleht hätte?
Ja es wäre deshalb anders gelaufen weil dann die Kräfte im PRT hätten reagieren MÜSSEN! genauso wenn gewisse Kräfte die in KUNDUZ stationiert sind um Amtshilfe/Rettung angefragt hätten. Nur weil man Deutscher ist und in diesem Land zufällig Deutsche Kräfte rumlaufen braucht man nicht zu denken das die herbei gelaufen kommen wenn man in Schwierigkeiten ist. Das ist meistens noch nicht mal möglich! Selbst der Einsatz von SF Kräften (wofür diese mal aufgestellt worden sind) zur Rettung von Staatsbürgern ist immer erst letzte Wahl.
Aha Amtshilfe. Zufällig im Lande ist…
Ich source also aus, um nicht nicht zu kümmern?
Hm..Präzidenzfall – deshalb bin ich also Soldat geworden…
Natürlich kommt hier keinerlei strafrechtliche Relevanz mit ins Spiel!
Ob und wann eine militärische Operation in einem Gebiet mit kriegsähnlichen Handlungen erfolgt ist (glücklicherweise) einzig und allein im Ermessen des örtlichen Kommandeurs gestellt.
Wo kommen wir denn da hin, wenn ein Kdr dutzende seiner Männer opfern MUSS, nur weil ein Wachmann in AFG gutes Geld verdienen will?!?
Wenn es militärisch und politisch mögliche ist: selbst verständlich, ist ja immerhin auch ein deutscher Staatsbürger, aber wenn es nicht geht, dann eben nicht!
@Forodir
„Selbst der Einsatz von SF Kräften (wofür diese mal aufgestellt worden sind) zur Rettung von Staatsbürgern ist immer erst letzte Wahl.“
In einem solchen Szenario wie hier geschildert würden SpezKr NIEMALS ausrücken! SpezKr benötigen mehrere Stunden Vorlaufzeit vor jeglicher Operation.
Für das hier geschilderte Szenario benötigt man kein „chirurgisches Skalpell“ (SpezKr), sondern ein „Breitschwert“ (herkömmliche Kampftruppe).
@Cynic2
d’accord
@Schrauber
„Für mich stellt sich viel mehr die Frage wie weit Kameradschaft geht?! Denn machen wir uns hier nichts vor: Er war einer von uns! Ob er nun für eine andere Firma gearbeitet hat oder nicht, er war einer von uns.“
Wieso sollte er einer von uns gewesen sein?
War er durch Eid und Gesetz in seinem Handeln an die Bundesrepublik gebunden?
War er im Auftrag Deutschlands dort vor Ort?
Hat er mit deutschen Soldaten Not und Gefahr, Erfolg und Misserfolg, Freude und Leid geteilt?
Nein! Also war er auch kein Kamerad.
Er war Deutscher! Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Ob man einem Deutschen hilft, entscheidet der Führer vor Ort. Dafür gibt es den. Hier den §12 heranzuziehen um eine rechtliche oder moralische Verpflichtung zu suggerieren läuft nicht nur in die falsche Richtung, es ist sogar angesichts des Mißbrauchspotentials äußerst gefährlich!
@Koffer
Um für ISAF relevant zu sein, muss man nicht deutscher Staatsangehöriger sein. Sowohl die Tatsache, dass die Angreifer Aufständische waren, als auch die Tatsache, dass sie ein Aufbauprojekt angriffen, macht den Vorfall für ISAF relevant.
Nicht Auftragsrelevant war hier jedoch, dass ein deutscher Staatsangehöriger angegriffen wurde. Diese finden sich übrigens auch in den Reihen des Gegners, aber dennoch unterstützt die Bundeswehr nicht Kämpfer der Aufständischen mit deutscher Staatsangehörigkeit in Gefechten mit den Amerikanern.