Bundeswehrstandorte: Warten auf den Rechnungshof?
Da muss ich was übersehen haben. Was die Stationierungsplanung der Bundeswehr angeht, schien mir bislang der Satz von Verteidigungsminister Thomas de Maiziére in Stein gemeißelt: Der Sack ist zu. Nun aber, lese ich mit ein wenig Verblüffung (danke für den Leserhinweis), dass er so zu vielleicht doch nicht zu sein scheint – weil der Bundesrechnungshof Verlagerungen von Standorten prüft.
Konkret gilt das wohl für die Luftlande- und Lufttransportschule in Altenstadt in Bayern (Foto oben), der der Parlamentarische Staatssekretär Christian Schmidt am letzten Julitag einen Besuch abstattete. Die Schule soll in Altenstadt geschlossen und nach Oldenburg verlegt werden, der Zeitplan ist noch nicht ganz klar, wie auch das Ministerium auf seiner Webseite berichtet:
Staatssekretär Christian Schmidt betonte weiterhin, dass es bei den Standortentscheidungen bliebe. So führte er aus: „Die Lufttransportschule soll bis 2016 nach Oldenburg verlegt werden. Einbußen bei der bisher in Altenstadt hervorragend durchgeführten Ausbildung der Fallschirmjäger darf es dabei nicht geben. Wir gehen da keine Kompromisse ein! Hier gilt Sicherheit vor Zeitplan.“
Die Lokalzeitung hat dazu ein bisschen mehr. Auf der Webseite von merkur-online.de (Link aus bekannten Gründen nicht) findet sich unter der Überschrift Fallschirmjäger hängen in der Luft zwar auch die Aussage zu Sicherheit vor Schnelligkeit, zudem aber auch die Information, dass es mit den nötigen Arbeiten am geplanten neuen Standort Oldenburg nicht so schnell geht:
Laut Schmidt prüft derzeit der Bundesrechnungshof das Standortkonzept bzw. die Kosten für die Standortverlagerung auf ihre Wirtschaftlichkeit hin. „Solange verbieten sich große Investitionen am Standort Oldenburg. Eile mit Weile“, sagte Schmidt.
Hm. Der Bundesrechnungshof prüft das Standortkonzept. Auf Wirtschaftlichkeit. Aber der Sack ist zu. So ganz bekomme ich das nicht zusammen. Zumal der BRH ja bisweilen durchaus kritisch mit dem Verteidigungsministerium umgeht.
Nachtrag: Ich habe am (heutigen) Freitagmorgen im Verteidigungsministerium nachgefragt. Die offizielle Aussage: Der BRH prüft das Stationierungskonzept. Auswirkungen auf die Umsetzung der Planung habe das aber nicht. Nun kann man darin ein Delta zwischen den beiden Aussagen erkennen. Ich habe da noch keine Klarheit, bemühe mich aber darum.
Nachtrag 2: Jetzt habe ich ein Statement aus dem Büro des Parlamentarischen Staatssekretärs bekommen, das etwas anders klingt als die Berichterstattung der Zeitung – der Sack bleibt zu. Im Wortlaut:
Aus dem Kreis der Teilnehmer des Besuchs wurde Parlamentarischer Staatssekretär Schmidt auf die Prüfung der beabsichtigten Verlagerung der
Luftlande-/Lufttransportschule von Altenstadt nach Oldenburg angesprochen. Er wies in seiner Antwort darauf hin, dass es grundsätzlich völlig normal wäre, dass der Bundesrechnungshof derartige Entscheidungen betrachten könne – wie jedes Vorhaben der Bundeswehr überhaupt.
Für den Einzelfall Altenstadt/Oldenburg hat der BRH in der Tat einzelne Aspekte nachgefragt. Das BMVg hat diese Fragen beantwortet.
Dieser Vorgang hat aber keinerlei Auswirkungen auf die Stationierungsentscheidung im Ganzen und deren Umsetzungen, die planmäßig
voranschreiten. Staatssekretär Schmidt betonte „Es gilt unverändert: Der Sack ist zu.“.
Angesprochen auf daraus möglicherweise resultierende Verzögerungen im Umzug Altenstadt/Oldenburg bestätigte er, dass bei der Umsetzung der
anstehenden Infrastrukturinvestionen am Standort Oldenburg alles genau geprüft würde und dies ggf. bei Fragestellungen im Detail zu Verzögerungen führen kann.
Für Standorte braucht man natürlich auch Personal.
Zum Thema Personal heute auf Seite 1 der Tageszeitungen des shz-Verlages passend, dass der Marine jetzt schon 2.000 Soldaten bei den Mannschaften/ Unteroffizieren fehlen und das bei einer Soll-Stärke von 15.700. Wobei dies laut Artikel noch nicht die schonungslose Wahrheit sein soll.
Insofern kann man die nächste Runde Personalstruktur und damit auch Standortstruktur getrost schon mal einleiten.
In den vergangenen rund 20 Jahren wurde unglaublich viel „Merkwürdiges“ (um es vorsichtig auszudrücken) rund um die Stationierungsfrage entschieden – von Regensburg bis Stadtallendorf, um nur zwei der Extrembeispiele unter vielen zu nennen. Vieles ließ und lässt sich in keiner Weise nachvollziehen. Trotz bester Gegenargumente wurde aber fast immer an den getroffenen und veröffentlichten Entscheidungen festgehalten. Das kann man zu Recht bemängeln, ist aber Fakt. Welcher Planer und Entscheider möchte im Nachhinein schon bescheinigt bekommen, Fehler gemacht oder gar sachfremd gearbeitet zu haben? So ist nun mal das politische Geschäft. Nicht gut, aber Realität.
Fakt ist daher leider auch, dass ein ständiges Hinterfragen, Verzögern, Weiterprüfen den unmittelbar Betroffenen meist zusätzlich schadet. Es weckt Hoffnungen, die in aller Regel nicht eintreten. Und es verbaut oft mutige Lösungen, die den Schaden einigermaßen begrenzen. So komisch es klingt: Je rascher eine schmerzhafte (meinetwegen auch suboptimale) Entscheidung vollzogen wird, umso besser letztlich für alle. Und an dieser Erkenntnis wird auch der BRH (der sich im übrigen primär auf die Wirtschaftlichkeit und damit auf „nur“ eines der relevanten Standortkriterien bezieht, obwohl „weiche“ Aspekte wie etwa Tradition oder Lebensqualität schließlich auch nicht gerade unwichtig sind) in seiner begrenzten Macht wenig ändern.
Ich bin kein Anhänger eines rigiden „Der Sack ist zu“-Führungsstils. Aber wenn in zentralen Strukturfragen der Sack dauerhaft geöffnet bleibt und jeder beliebig hineingreifen und sich im eigenen Interesse bedienen kann, ohne auf Kollateralschäden zu achten, dann wird das Ganze ein endloses Drama.
Bitte nicht missverstehen: Das ist jetzt kein Aufruf zur Kritiklosigkeit. Aber es ist die Anregung, eigene Erwartungen an eine Entscheidungsrevision (und sei sie auch noch so berechtigt) nicht zu hoch zu schrauben. Das gilt – so leid es gerade mir persönlich auch tut – zum Beispiel auch für Altenstadt (oder Kaufbeuren, oder Fürstenfeldbruck, oder Hannover usw. usw.).
@KeLaBe
Es gibt seit 2002 oder so den „Deutschen Corporate Governance Kodex“ Den sollte sich das BMVg und der Verteidigungsausschuss mal durchlesen ;-))
http://www.corporate-governance-code.de/index.html
„Mit dem Deutschen Corporate Governance Kodex sollen die in Deutschland geltenden Regeln für Unternehmensleitung und –überwachung für nationale wie internationale Investoren transparent gemacht werden, um so das Vertrauen in die Unternehmensführung deutscher Gesellschaften zu stärken. Der Kodex adressiert alle wesentlichen – vor allem internationalen – Kritikpunkte an der deutschen Unternehmensverfassung….“
Als share-holder BW haben die deutschen Steuerzahler so langsam Zweifel an der Good Corporate Governance der strategischen BW-stakeholder….insbesondere an dem „Aufsichtsrat“ Verteigungsauschuss und an der „Geschäftsführung“ der BW, das BMVg. Aber wenn die strategischen BW Governance stakeholder auf die Belegschaft der „lernenden Organisation“ BW (siehe KdB) partout nicht hören, dann geht der Laden pleite…..und zwar ziemlich schnell
@KeLaBe
Und was folgt aus ihren Ausführungen zur Stationierungsfrage, nach 6 Reformen, kann man auch die nächsten sechs ohne Rücksicht und Sinn durchziehen!
Staatsbürger in Uniform hatte ich anders verstanden. Der Mensch steht im Mittelpunkt.
Mit Hirn und Herz muss geführt werden. Hier wird fast nur mit Macht und ohne Verstand geführt. Das ist das Gegenteil von christlich sozial. Ach hatte vergessen noch bekommt js jeder sein Gehalt, was wollen wir denn mehr.
Doch Gehalt kommt nicht von -geh halt- wenn es dir nicht passt.
@all
Und noch ein Nachtrag oben mit einer Erklärung aus dem Büro des PStS.
gem.
http://www.wie-sagt-man-noch.de/synonyme/zaubersack.html
gibt es für den Begriff „Zaubersack“ noch kein Synonym.
Mein Vorschlag : Bundeswehrreformpaket ;-))
Ist es richtig, dass unser MFG5 von Kiel nach Nordholz umziehen musste, damit endlich die Filet(grund)stücke an der Kieler Förde in Holtenau für „andere Zwecke“ frei werden?
natürlich ändert die LL/LTS nichts an der Standortfrage, Altenstadt bleibt ja Standort und über die Verlegung reden wir dann nach September, denn so lange bleibt der Sack zu.
@ Elahan 12:04 Uhr
So leid es mir tut: Ja, das kann man. Und das wird man auch. So ist nun mal die Realität. Es wäre den Betroffenen gegenüber unverantwortlich, zu beschwichtigen oder gar das Gegenteil zu behaupten und damit falsche Hoffnungen zu wecken. Nur darum geht es mir.
Zwingen Sie mich jetzt bitte nicht, alle Struktur- und Standortentscheidungen verteidigen zu müssen. Der Aufgabe fühle ich mich in keiner Weise gewachsen. Aber das ist auch ein anderes Thema.
War ja zu erwarten, daß es keine volle Zustimmung zu TdMs Plänen gibt. Das, was seit der Bekanntgabe der Reform stattfindet, ist aber ein Totalverriß.
Interessant: Soweit ich informiert bin, gibt es keine MdBs, die gleichzeitig Mitglied des Haushaltsausschusses UND des Verteidigungsausschusses sind. Zudem gibt sich fremder Leute Geld leichter aus als Eigenes.
Frage in die Gemeinde: Gibt es eigentlich auch Sachen in dieser Reform, die zumindest Wohlwollen erregen?
@Iltis
Genau das ist die Frage. Ich bin in Beteiligungsgremien unterwegs und kenne kein Projekt der Neuausrichtung, das sauber funktioniert. Wenn man meint etwas so Komplexes wie die Neuausrichtung innerhalb kürzester (zu kurzer) Zeit durchpeitschen zu müssen, darf man sich nicht wundern, dass überall der Wurm drin ist..
@Iltis:
Positiv ist die Verschlankung des BMVg (auch wenn der Wasserkopf auf Kommandoebene erheblich ist).
Ebenfalls positiv ist die Fusion von Rüstung und Nutzung im BAAINBw.
Aber man braucht nicht mehr zu viel darüber nachzudenken.
Nach der Wahl ist vor der nächsten Reform.
140.000-160.000 Soldaten, keine großen Einsätze mehr, keine großen neuen Beschaffungsprojekte – und wahrscheinlich eine neue Leitung noch vor der erhofften Ernte des TdM im Jahr 2017.
Ein ehemaliger australischer General hat gerade die Frage gestellt:
“ What happens if the moocher“ (Nassauer) „can’t mooch any more ? When he has to buy his own drinks“ Mir fiel dabei der Satz eines internationalen Kameraden ein, der mal lästerte, dass Deutschland offenbar willens und bereit ist seine Sicherheit bis zum letzten alliierten Kameraden zu verteidigen…….
Falls das Gesundschrumpfen der BW aus austeritätspolitischen Gründen zum Scheintod der Streitkräfte führt, dann werden wir ein echtes „Bündnisfähigkeitsproblem“ haben. Diese ganze „Anlehnungsmittelmacht“-Philosophie taugt nur so lange, wie USA/GB/FF bereit sind, dass wir uns bei ihnen anlehnen. Anlehnungsfähigkeit erfordert aber eine gewisse Tiefe in den sogenannten combat enabling and supporting capabilities….und das sind nicht Ausbilder in Logistik und Fernmelde !
@klabautermann:
Anders herum gefragt:
Wofür brauchen wir all diese Fähigkeiten noch?
Die Verteidigung Europas gegen einen konventionellen Gegner könnte bereits heute nur mit nichtkonventionellen Mitteln (warm und windig) erfolgen. Gegen unkonventionelle Bedrohungen sind große Teile unserer Fähigkeiten sehr begrenzt nützlich.
Einsätze à la ISAF will auch niemand mehr.
Ja und ohne echten Willen in Deutschland hilft auch alles können nicht (daher nimmt man uns als Anlehnungsmacht ja auch nicht ernst) .
Der Steuerzahler alimentiert europaweit einen immernoch großen bürokratisch-militärischen Komplex (einschl. NATO- und EU-Strukturen), der vorallem vom Selbsterhalt getrieben scheint.
These: Da ist finanziell noch Luft nach unten – ohne Verlust an Sicherheit.
aktuell was zum Thema beim Bayerischen Rundfunk:
O.T.:
Auch aus Bayern, CH, UH und Hochgebirgszug im Löscheinsatz in den Bayerischen Alpen; die CH fein lackiert ohne Schriftzug Heer. ;-)
Wenn in die Infrastruktur eines Standortes investiert wird, ist das oft ein untrügliches Anzeichen dafür, dass dieser geschlossen wird. Sollte das jetzt tatsächlich mal anders sein?
@BausC
Es wird demnächst anders sein. Nach den Verlegungen muss doch in viele Standorte erheblich investiert werden, um die Einheiten und Dienststellen aufzunehmen. Oder werden diese demnächst auch alle geschlossen?
Nach den Reformen der letzen Jahre ist das aber wirklich denkbar, so abwegig es klingt :(
Wenn Renoviert wird , wird es gefährlich
Wenn nur das Nötigste gemacht wird ,wird man da alt
1. Der BRH ist nicht nur ein „zahlloser“ Tiger, sondern hat im Bezug auf die Bw in den letzten Jahren auch SEHR, SEHR häufig Unfug erzählt.
Nicht alles was wirtschaftlich ist, muß auch militärisch zweckmäßig sein! Bei uns geht es in aller erster Linie um Tod und Töten und nicht um Heller und Pfennig!
2. Oldenburg wird NIEMALS der neue AusbStPkt Fallschirmsprungdienst.
Ganz egal ob es nach Frankreich geht oder nicht.
Die Signale sind hier ganz eindeutig. In Oldenburg ist nämlich nicht nur der Wind ein Problem für den Ausbildungssprungdienst, sondern auch ein ausreichend großer Absetzplatz für eine Schule und ein geeigneter, naher und Kostengünstiger Startplatz!
Natürlich kann man in Varelbusch springen, aber das ist erstens auch ein paar Kilometer weg von OL und zweitens jetzt für Sprungschüler nicht gerade die erste Wahl.
Und da der Fliegerhorst OL nicht mehr existiert ist es auch einige Kilometer bis zum nächsten Startplatz und Bremen dürfte ganz einfach zu teuer sein.
Das die LTrspAusb noch niemals für OL vorgesehen war macht das ganze nur noch schlimmer :(
Nach meiner Kenntnisstand ist die Variante OL bereits heute TOT! Man sucht nur noch eine Möglichkeit das irgendwie gesichtswahrend hinzu bekommen.
Solange man aber die LL/LTS nicht doch noch überleben lässt (und dann müßte eine andere Schule fallen, den die Weisung zur Reduzierung der Schullandschaft war eindeutig, an Pfullendorf wollte niemand ran und die anderen sind im Heer gesetzt…), kommen da nur wenige zweckmäßige Varianten ins Spiel.
Die Truppenstandorte haben im Regelfall auch kein optimalen Bedingungen für einen Schulbetrieb. Der ausbildungstechnisch perfekte StO Holzdorf gehört zur Lw und ansonsten sieht es dünne aus :(
Die beste und politisch vermutlich am einfachsten durchzusetzende Möglichkeit ist eine der teuersten Pau in Frankreich.
Da ist zwar der Infra Bedarf sehr hoch, aber über die Karte MilPol ist das zu rechtfertigen und die Franzosen mögen ihre Fehler haben, aber Fallschirmjägerei nehmen sie ernst! Und wenn man ENDLICH die Firma Autoflug „sterben“ lassen würde, könnte man auch den nagelneuen französischen Schirm übernehmen und wäre dann sogar interoperabel mit unserem größten Alliierten diesseits des Atlantik!
Die NLD und die BEL wären dann zwar etwas unglücklich, aber schlußendlich haben die dann (aufgrund ihrer geringen Größe) kaum noch eine Wahl und würden sich vermutlich über kurz oder lang auch dran hängen.
Hoffen wir, dass hier bald eine Entscheidung fällt.
die Standortschließung der millionenteuren Dienststelle Informations und Medienzentrale wurde im SKB wohl auch schon im kleinen Kreis der Führung diskutiert. Dabei hat man schon erkannt, dass eine Umkehrung dieser Schließung zweckmäßig wäre, da man in Berlin total falsch geplant hat. aber niemand traut sich dies zu sagen, da man den Minister nicht weiter schädigen will.
Tja, da kann man nur staunen…. Heute stehen wir schon am Abgrund und morgen sind wir einen Schritt weiter.
@ KeLaBe
Vielleicht zu etwas später Stunde, aber trotzdem:
Es geht in der BRH Thematik nicht darum falsche Hoffnung zu wecken. Das wäre auch unverantwortlich. Die Vorgaben an die Verwaltung nach Wirtschaftlichkeitsaspekten zu handeln ist in der Verfassung normiert. Der BRH steht außerhalb der Exekutive um eine unabhängige Prüfung dieser Forderung zu gewährleisten. Dem BRH ist offensichtlich aufegfallen, dass in den Ministerien Wirtschaftslichkeitsuntersuchungen kaum oder wenn, dann nicht richtig durchgeführt wurden. Jedoch sind die finanziellen Folgen im BMVg deutlich größer als in anderen Ministerien.
Häufig wird auch die Wirtschaftlichkeitsuntersuchung mit der Wirtschaftlichkeitsrechnung gleichgesetzt. Das ist falsch!. Die Wirtschaftlichkeitsuntersuchung berücksichtigt auch andere Faktoren, die hier schon „weiche“ Faktoren genannt wurden. Die Wirtschaftlichkeitsrechnung ist nur ein Teil der Wirtschaftlichkeitsuntersuchung. Solche Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen sind durchaus sinnvoll, um den Entscheidern eine Entscheidungshilfe zu geben. Es gibt übrigens Dienststellen in der Bundeswehr, die die Aufgabe haben diese Untersuchungen durchzuführen. Im Rahmen der Stationierung wurden jedoch n.m.K. keine Aufträge an diese Stellen gegeben. Ein weiterer gutsherrenhafter Umgang mit unserer Verfassung. Auch hier ist im BMVg nicht sauber gearbeitet worden.
Der Bundesvorsitzende des DBwV hat in der Presse geäußert, der DBwV sei gegen einen Rücktritt des Ministers. Als Mitglied des DBwV widerspreche ich ihm da ausdrücklich: Ich bin dafür, dass der Minister Platz macht.
@schleppi
Ein Rücktritt des Ministers vor der Wahl, würde der Bw mehr schaden als nutzen.
Dieser Minister wird im Oktober hoffentlich nicht mehr der amtierende IBuK sein.
Würde er jetzt einen Nachfolger bekommen, würde dieser verpflichtet sein die Karre weiter im Schlamm zu lassen. Ein neuer nach der Wahl, hätte die Möglichkeit die Sache neu anzupacken.
Politisch gesehen hätte er müssen schon nach seiner Schelte gegen die Soldaten und das Beihilfedesaster gehen. Wer für sich zum Ziel nimmt, dass nicht die Menschen einer Organisation im Mittelpunkt stehen, sondern der Auftrag, sollte dann wenigstens am Auftrag der Bw gemessen werden. Doch er hat beide verloren, den Auftrag und die Menschen. Jedem Chef eines erfolgreichen Unternehmens ist klar, erst muss die Mannschaft stehen, dann klappt es auch mit dem Auftrag.
@Elahan: Absolut richtige Hoffnung, Einschätzung und Folgerung. Sieht ein bestimmter informeller Kreis junger und jung gebliebener „Schwarzer, Gelber, Roter und Grüner“ hinter den Kulissen genauso. Am „Pro- & Contra-Poltern“ und dem „Entlastet- vs. Nicht- Entlastet-Geschrei“ um den U-Ausschuss war viel Wahlkampf dabei und das Ganze dürfte sich am 02./03.09.2013 im Plenum wiederholen. An dem von Ihnen benannten Ergebnis wird das nichts ändern.
Bei „Noten für deutsche Spitzenpolitiker | Umfrage – Statista de. vor 16 Stunden ist TdM mit 0,10 ausgewiesen und es sind nur WW und PR hinter ihm. .
@ schleppi:
Ich bin aktiv und auch DBwV-Mitglied. Auch ich bin der Ansicht, daß er zurücktreten sollte. – Nicht unbedingt wegen der Drohne, die der Tropfen sein könnte, welches das Faß zum überlaufen bringt, sondern vielmehr wegen …
… seiner unsäglichen Art mit den Menschen in der Bundeswehr umzugehen – egal ob mit Soldaten oder Zivilpersonal:
Seit 10/2011 (Standortentscheidungen) wurde uns von ihm Sicherheit bezüglich unserer Zukunft versprochen. Wie diese aussieht weiß ein jeder. Ich habe auf alle Fälle Sicherheit für die Monate 08-12/2013 (also 5 Monate) und dann gibt’s eine neue STAN. Ich erwarte ja nicht, daß ich eine Standort-/Verwendungssicherheit bis zu meiner Pensionierung bekomme, aber ein paar Monate mehr dürften es schon sein, aber dann auch schwarz auf weiß und rechtsverbindlich.
Auch meint er, daß wir zu sehr nach Anerkennung und Beachtung gieren, aber selbst möchte er auch „ernten“. Ist das nich „Wasser predigen, aber selbst wein saufen“? Solch‘ ein Vorbild braucht keiner von uns. Ich selbst würde meinen Männern und Frauen nie etwas abverlangen, was ich nicht auch selbst bereit bin zu tun.
… seiner Gutsherrenart:
Bestes Beispiel hier ist „Der Sack ist zu.“. – Also Null-Fehler-Toleranz. Was man für uns im Führungsprozeß – Lagefeststellung>Planung>Umsetzung>Kontrolle>ggf. Korrektur – als richtig und wichtig erachtet gilt scheinbar für die oberste Führung nicht. Das ist wie bei einem kleinen Kind: „Basta, ich will das aber so und nicht anders!“
Ebenso wurde uns Mitnahme/Teilhabe und Transparenz versprochen. Aber all dieses ist bis heute eine absolute Null-Nummer. Transparenz bei den Standortentscheidungen? Fehlanzeige! – Sämtliche Standortentscheidungen wurden bis heute weder uns Soldaten und zivilen Mitarbeitern der Bundeswehr, noch dem Bundestag und den Bürgern sachlich mit Fakten hinterlegt. Auf gestellte Fragen, wie denn die Entscheidungen zustande gekommen seien, bekommt man stets die Antwort, daß nach Wirtschaftlichkeit, bla bla bla entschieden wurde. Wie die Kriterien betitelt wurden wissen wir alle, aber wir wollen auch die Zahlen und Fakten dazu, um uns selbst ein Bild zu machen und uns zu überzeugen. Da ist es auch nicht verwunderlich, daß im Wahlkreis des Verteidigungsministers kein „Kahlschlag“ betrieben wurde. Warum wohl? Auch auf die Frage, wieviel Ersparnis die Auslagerung der Personalabrechnung zu anderen Ministerien mit sich bringt, bekam man bis heute lediglich als Antwort, daß „es sich auf der Zeitachse amortisieren wird.“ … also ausgleichen. Also man investiert, um die Investition zu kompensieren und nichts zu sparen? Was macht das für einen Sinn? Für mich ist das nur ein Taschenspielertrick, um sein gewollte Zivilpersonalstärke von 55.000 zu erreichen – mehr nicht. Halt das Linke Hosentasche-Rechte Hostentasche-Spiel“. Mitnahme und Teilhabe gibt es somit auch nicht … und wenn denn einmal kritische Stimmen aufkommen – und das nicht allzu oft unberechtigt – dann macht er uns das „alternativangebot“ doch zu gehen.
… seiner unerhörten Beschaffungspolitik:
Nicht nur wegen der Drohne. Nehmen wir nur einmal das willkürliche Hubschrauber-Chaos. An einer Stelle will er die Stückzahl um 27% senken um 2% zu sparen. 68 Hubschrauber kaufen, um 11 gleich wieder an den Lieferanten zurück zu verkaufen … und das höchstwahrscheinlich wieder unter Einkaufspreis? Aber dafür für die Marine Hubschrauber beschaffen, die höchstwahrscheinlich nicht wirklich geeignet sind. – Als Prokurist würde man dafür gefeuert werden. Aber hier kann man sich nur die Frage Stellen in wieviele Aufsichtsräte er nach der Wahl denn möchte.
… seines Attraktivitätsprogramms:
Wo bleibt die Attraktivität für Berufs- und Zeitsoldaten sowie zivilen Mitarbeiter, die beim Inkraftsetzen dieses „Programms“ bereits im Dienst waren und es auch bleiben möchten? Abgesehen davon, daß die Vergütung von besonderen zeitlichen Belastungen etwas angehoben wurde, gibt es eigentlich nichts für diejenigen, die diese Reform zu stemmen haben. Statt dessen gibt man eben mal etwa ein halbe Million Euro aus, damit sich ein paar Jugendliche am Strand beim „Bw-Beachen“ vergnügen können. Genauso wird das Geld für irgendwelche „Abenteuer-Camps“ rausgeschmissen. Angeblich soll das Nachwuchswerbung sein. Hier versucht man junge Leute mit Lügen und falschen Eindrücken zu ködern, daß die Bundeswehr ein Ferienlager sei. Soll man die Abenteuer-Camps doch in Afghanistan errichten und am Strand von Somalia gegen Piraten beachen. Man (insbesondere ER) hat nicht verstanden, daß die beste Werbung für die Bundeswehr die Berufszufriedenheit aller Angehörigen ist. Nur für die wird absolut nichts getan. – Bestes Beispiel: „Vereinbarkeit von Familie und Dienst“ … Ja die gibt es, darf aber nichts kosten.
Dieses Gesamtbild ist es … neben seinen fadenscheinigen Aktionen wegen/mit der Drohne und vor dem Untersuchungsausschuß, die ihn für mich als Verteidigungsminister völlig untragbar machen und ich bin nun schon seit 1993 bei der Bundeswehr, aber keiner seiner Vorgänger hat dieses Amt so sehr heruntergewirtschaftet und die Angehörigen derart „mißhandelt“.
@ schleppi
Wir sind nicht weit auseinander, sprechen aber wohl von unterschiedlichen Dingen. Das eine ist die Qualität einer Stationierungsplanung. Und da spielen Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen natürlich eine zentrale Rolle, so wie Sie das beschrieben haben. Wenn dabei (vorsätzlich oder fahrlässig) unsauber gearbeitet wird, ist das ein Mangel, der nicht verschwiegen werden darf. Das andere aber ist die Durchsetzung einer einmal getroffenen Entscheidung. Sie muss – auch das ist militärische Tradition – konsequent auch gegen Widerstände erfolgen. Es sei denn, gravierende Planungsfehler werden nachträglich offenbar oder es gibt neue Rahmenbedingungen, also eine grundlegende Lageänderung. Ersteres wird niemand freiwillig zugeben, und Letzteres ist wohl (noch) nicht der Fall.
@ Elahan
Sie sprechen hier einen Punkt an, dem m.E. eine gewisse Logik fehlt. Einerseits hoffen Sie, nach der Wahl würde ein neuer Minister „die Sache neu anpacken“. Andererseits beklagen Sie sich wohl auch mit vollem Recht über die bisherige Frequenz des ständigen Reformierens der Bw. Wie soll beides – Wandel und Innehalten zugleich – gehen? Ist Ihr Vertrauen in eine neue „Erneuerung“ so riesig groß? Glauben Sie, ein neuer durchgreifender Struktur- und Standortansatz würde im Sinne der Betroffenen endlich Verständnis und Stabilität bringen? Ich persönlich glaube das, ehrlich gesagt, eher weniger. Schauen Sie sich doch die Reformgeschichte der letzten 20 Jahre an. Daher bin ich – trotz aller hier bei AGA bereits ausführlich diskutierten Kritik an den getroffenen Entscheidungen – ziemlich vorsichtig mit der Forderung nach einem „neuen Anpacken “ zu einem so frühen Zeitpunkt, frei nach dem Motto „Ein neuer Minister, ein neues Glück“.
OT und Kaffeesatzleserei: Ich teile übrigens nicht die Prognose zu TdM. Unter ceteris paribus (= Fortbestand Schwarz-Gelb) wird er – so meine Vermutung – entweder mit einem anderen klassischen (hochkarätigen) Ressort betraut, oder man schickt ihn als deutschen Kandidaten für einen internationalen Posten ins Rennen. Im letzteren Fall bliebe er wohl (vorläufig bis mindestens 2014) IBuK. Frau Merkel wird ihn jedenfalls nicht fallen lassen.
Leider wird politisch verkannt, dass die ach so erfolgreiche Reform an allen Ecken krankt. Das ist aber im Wahljahr normal, da muss die Koalition die Reform als Erfolg verkaufen. Bei unseren Verteidigungspolitikern frage ich mich allerdings, ob sie die Misere geistig überhaupt überreißen. Wer sind diejenigen – auch der Koalition – die fachlich tatsächlich die Bundeswehr samt Strukturen und Prozesse überblicken und hinterfragen? In der Koalition waren es vielleicht Hoff und Beck, aber dann war es das schon. Otte und Co. sind viel zu „geschmeidig“.
@ Elahan: Ja, es mag nichts bringen, dass TdM zurücktritt. Das sehe ich auch so, aber andererseits hat TdM doch mehr Fehler gemacht, als jeder erwartet hat. Vielleicht auch nur menschlich. Doch irgendwie hat er sich oder wurde er von den Medien als Überflieger dargestellt. „Der Mann, der alles kann und für mehr geeignet erscheint“. im Ministerium mag es normal bzw. notwendig sein, dass bestimmte Aufgaben Staatssekretären zugeordnet sind, aber die „Kontrolle“ bzw. die Führung und damit Verantwortung bleibt bei dem jeweiligen Minister. Das kam irgendwie zu kurz und ich weiß nicht, ob dieses Verständnis tatsächlich gereift ist. Ja, ein Minister muss sich um die großen Steine kümmern, doch gilt es zu definieren, was „groß“ ist. Rüstungsvorhaben mit einem derartigen Finanzvolumen eigentlich schon, oder? In einer Sache bin ich alldings anderer Auffassung, als viele hier bei AG: TdM wird alles daran setzen um IBUK zu bleiben. Was er diesbezüglich sagt, meint er ernst. Ich bin mir auch nicht sicher, was besser wäre. Ein Neuer nach dem Motto „die Hoffnung stirbt zuletzt“ (der aber ein Jahr bräuchte, um die Bw halbwegs zu verstehen) oder TdM, der zumindes den EPL 14 halten und seiner Linie der Neuausrichtung (mit Nachsteuerung) auch politisch treu bleiben müsste. Und welche personellen Alternativen gäbe es wirklich? Einzig stört mich sein überheblicher Sts B., der hat einiges verbockt und kümmert sich nicht wirklich drum. Die Ausgliederung der Personalabrechnung ist nur ein Beispiel. Wie heißt es in den anderen Ressorts: „Die Vorbereitung und Übergabe selbst war und ist eine Katastrophe! Also wenn jemand gehen sollte, dass Sts B. – der lernt es meines Erachtens nie!
@Elahan: Also einfach bis nach der Wahl durchhalten? Taktisch zurückhalten bis sich der Gegner von selbst erledigt hat. Vielleicht hilft das ja zu überleben…
@Memoria: Wenn es nur darum ginge, die Fähigkeiten für aktuelle „Geschäftsvorfälle“ vorzuhalten, bräuchten wir in der Hauptsache nur noch die Mittel für asymmetrische Konflikt, und weltweite eigene Transportkapazitäten. Wer sich an das Jahr 1988 erinnert, wird zugeben, daß nichts weiter weg erschien als der Fall der Mauer und das Ende des WP/RGW. Heute sind wir schlauer. Trotzdem glauben viele, daß der ewige Friede in Europa ausgebrochen sei und daß konventionelle Mittel nicht mal mehr in der Form von Kristallisationskeimen erhaltenswert seien.
Das zu denken ist zumindest unvorsichtig. Gedankenspiel: Es ergäbe sich eine Konfliktsituation im Kern Europas, der Gegner sei einer Bw, die nur noch erweiterte Polizeikapazitäten besitzt, konventionell deutlich überlegen. Welches Interesse bestünde noch bei USA/GB, daß DEU sich anlehnen dürfe, wenn es keine deutsche Bremsklotz-, Aufmarschraum- oder Schlachtfeldfunktion gegenüber einem hochgerüsteten WP mehr gibt?
@ Schnellmerker
Mitnahme und Teilhabe waren noch nie gegeben in der BwPlanung, und diese trübe Feststellung macht die Sache nicht besser. Trotz der offenkundigen Schwierigkeit, jeden einzelnen der Hunderttausende Soldaten und zivilen Mitarbeiter zu beteiligen, liegt hier auch nach meiner Auffassung ein Kerndefizit im Entscheidungsprozess vor. Soweit voll einverstanden.
Aber hier auch mal eine andere Perspektive: Auch ohne ein „Der Sack ist zu“-Freak zu sein, frage ich mich doch, was zum jetzigen Zeitpunkt (also nach Entscheidungsverkündung und am Beginn der Umsetzung) eine Aussage „Der Sack ist offen“, so gut sie auch klingen mag, bewirken würde. Ich bin mir überhaupt nicht sicher, ob das im Interesse der meisten wäre. Es würde wohl ohnehin nicht mehr viel nützen (der Handlungsfreiraum ist weitgehend begrenzt), es würde so manchem schaden (Strukturänderungen sind nicht selten Nullsummen-Spiele), und es würde wohl überall zu neuer Verunsicherung (bei einigen vielleicht auch hoffnungsvolle Verunsicherung) führen. Unter dem Strich ein eher mageres Ergebnis, das eher an einen Schrecken ohne Ende erinnert.
Tatsache ist doch, dass die NATO nocht nicht einmal mehr eine wirklich glaubwürdige und nur dadurch „abschreckende“ Art 5 Übung zusammen bekommt……..Putin wird sich „Jazz“ sehr genau ansehen und seine Schlüsse ziehen.
@KeLaBe
Zustimmung.
However, „Breite vor Tiefe“ hätte durch eine strategisch-operative Reichweitenanalyse (reach) validiert, bzw. falsifiziert und spezifiziert werden müssen……
@Iltis:
„…wenn es keine deutsche Bremsklotz-, Aufmarschraum- oder Schlachtfeldfunktion gegenüber einem hochgerüsteten WP mehr gibt…“
Keine dieser Funktionen erfüllen wir noch.
Unsere Verbündeten wissen das besser als die Leitung des BMVg (Breite vor Tiefe).
Bremsklotz mit max. 2 PzDiv?
Schlachtfeld nach der Zerschlagung Polens?
@ klabautermann
Über die Inhaltsleere, Entscheidungsarmut und Planlosigkeit der „Breite vor Tiefe“ hatten wir uns ja schon mehrfach ausgetauscht. Das bedarf dringend der Korrektur – zur gegebenen Zeit. Vorher allerdings müssen wir uns darüber klar werden, was wir sicherheitspolitisch wollen, was wir können, und auf was wir aus Gründen mangelnder Ressourcen nicht (mehr) können wollen sollten. Und wir brauchen endlich eine übergreifende sicherheitspolitische Strategie, natürlich im europäischen und transatlantischen Verbund. Bevor wir das nicht haben, bleiben alle Maßnahmen fruchtlose Flickschusterei – wie bisher.
@ KeLaBe
Leider ist das „Sack ist zu“ Thema sicher eines der schwierigsten. Grundsätzlich halte ich es für einen Akt menschlicher Vernunft und Reife Fehler zu erkennen und fehlerhafte Entscheidungen zu ändern. ( So versuche ich es jedenfalls meinen Kindern zu vermitteln)
Bei ca 270 Entscheidungen im Rahmen der Stationierung jedoch unmittelbar nach der Verkündung zu sagen, dass der Sack zu sei bedeutet doch, letztlich zu sagen, dass es ab diesem Zeitpunkt völlig egal ist, ob etwas falsch oder richtig ist, es bleibt wie es ist. Das mag die Arbeit vereinfachen.
Jetzt gehört es aber zu den Grundsätzen der Demokratie, dass Entscheider Entscheidungen eben nicht so treffen, dass es für sie am Einfachsten ist, sondern, dass Entscheidungen sachgerecht und ermessensfehlerfrei getroffen werden. Und es kann keinen Zweifel geben, dass Jemand, der keine Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen anstellt nicht ermessensfehlerfrei entscheiden kann. Wenn er dann noch in Kenntnis dieser Tatsache sagt, dass der Sack zu sei, dann übt er letztlich sein Ermessen willkürlich aus. Das ist nach grundsätzlicher Werteaussage unserer Verfassung nicht zulässig.
Aber grundsätzlich ist es natürlich auch schädlich, falsche Hoffnungen zu wecken, die dann vielleicht enttäuscht werden.
Wenn ich mich aber zwischen den Alternativen entscheiden müsste, dann halte ich es für demokratischer falsche Hoffnungen zu wecken, als willkürliche Entscheidungen zu akzeptieren.
Ich möchte der Stellungnahme von @ Schnellmerker von 10:31 ausdrücklich zustimmen und noch einige Punkte ergänzen.
Das die Bw in ihren Aufbau, Zielsetzungung und in ihrer Struktur von Zeit zu Zeit an die sicherheitspolitischen und gesellschaftspolitischen Gegebenheiten angepasst werden muss, wird wohl kaum jemand bestreiten. Die Frage ist doch nur wie geschieht es und spielen sachfremde Erwägungen in die Entscheidungen mit ein ?
Vom Effizienzgedanken her, muss man mit den geringstmöglichen Mitteln die maximale Wirkung erreichen und zwar auf die Effektivität der Streitkräfte hin ausgerichtet.
Tatsächlich werden aber bei den Entscheidung über die Struktur und die Stationierungsorte der Bw, wie allgemein bekannt, ganz andere Ziele verfolgt. Also Regionalförderung für Ostdeutschland, für Ostbayern, für Mek-Pom usw. Des weiteren sind die Rüstungsausgaben meist verkappte Industriesubventionen, auf die die EU-Wettbewerbskommission keinen Einfluss hat. Das Produkt was hinten dabei für die Bw rauskommt ist von untergeordneten Interesse.
Und um den Stationierungsentscheidungen die Krone der Absurdität aufzusetzen, werden die Wahlkreise von führenden Politikern immer priveligiert behandelt. Also Holzdorf für TdM, Oldenburg für StS Kossendy, Roth für StS Schmidt, Laage, Rostock mit Auswirkung bis in die Uckermark für die Frau Merkel. Das war für den CDU-Politiker Breuer für den Standort Erndtebrück in der letzten Legislaturperiode auch nicht anders.
Also allmählich müssten die meisten Soldaten der Bw gemerkt haben, dass sie lediglich für die Wiederwahlinteressen von führenden Politikern und verteidigungssachfremden Gründen benutzt werden und sich für die geäußerte Kritik noch vom obersten Dienstherrn blöd anreden lassen müssen. Vielleicht wünschen sich die Damen und Herren der Regierung mittlerweile wieder weniger den Staatsbürger in Uniform, sondern den „Untertan“, der laut „jawohl“ und „hurra“ ruft und im vorauseilenden Gehorsam die Wünsche des Dienstherrn erfüllt.
Meiner Meinung nach sind wir seit einigen Jahren auf den besten Weg dieses Soldatenbild anzustreben und TdM tut das Seinige in seinen Äußerungen ja auch dazu !
Mir wird zu schnell eine alles erschlagende Verbindung zwischen Gesamttruppenstärke Bw und verfügbare Fähigkeiten hergestellt. Wenn dann noch unsere Lieblingsverbündeten GBR und FRA als Beispiele in diese Diskussion eingebracht werden, beginnt diese Liason endgültig zu brökeln. Die Frage ist doch, WELCHE Fähigkeiten eine Nation als Voraussetzung militärischer Handlungsoptionen verfügbar haben will. Meine zweite Frage wäre dann, wie man zukünftig (und dann hoffentlich tatsächlich) das Verhältnis zwischen Führung, FüUstg, EinsUstg, KpfUst auf der einen und Kampftruppe/relevante KpfUstg auf der anderen Seite verbessern kann.
Glaube niemand, dass das nichts mit der Stationierungsfrage zu tun habe…
Nachtrag:
Und wo war der Heimalwahlkreis des ehemaligen Verteidigungsministers Struck (Gott hab ihn selig!). Jawohl Fassberg in Niedersachsen und welche Technische Schule der Luftwaffe hat die Strukturentscheidung überlebt ? Fassberg oder Kaufbeuren ?
q.e.d.
@KeLaBe
Da haben sie mich falsch verstanden. Dieser Minister hat soviel kaputt gemacht, das er eigentlich wegen Verschwendung von Steuergelder und Wehrkraftzersetzung hinter Gitter gehört.
Das Problem ist, dass die Bürger und politische Mehrheit es so nicht sehen!
Was bringt vor der Wahl ein Rücktritt/Verhaftung der Bw.
Nein, ich glaube das mit einem neuen Minister nicht alles besser wird, aber man hätte die Chance einige Fehlentwicklungen zu lenken. Besser als Augen zu und durch.
@alle
Ja und???
Das Standortentscheidungen IMMER und in jeder mir bekannten demokratischen Nation auch politische, regionalpolitische und personengebundene Entscheidungen sind ist doch wohl jedem klar!
Das war unter Struck (SPD) so, das war unter Scharping (SPD) so, das war unter Rühe (CDU) so und es wird auch immer so bleiben.
Die Frage ist an welcher Stelle dies zu nicht mehr hinnehmbaren, negativen militärischen Auswirkungen führt.
Also wäre es glaube ich etwas „erwachsener“ hier in diesem Kreise von Experten und solchen die sich dafür halten, weniger in das politische Wahlgeschrei (à la „hängt ihn höher“) einzufallen, sondern mehr Weitblick zu beweisen.
Ob die OSLw in Fürstenfeldbruck oder in Roth ist, ist nämlich mEn militärisch gesehen vollkommen irrelevant (mal ausgenommen von der Frage der Tradition!!!).
Ob die Hubschrauber bei der Lw oder beim Heer sind hingegen hat massive militärische Auswirkungen.
Ob die Fallschirmspringerausbildung von Altenstadt nach Pau verlegt wird, ist militärisch irrelevant (oder vielleicht aufgrund der intensiven Zusammenarbeit mit den Franzosen, sogar von noch von Vorteil). Ob sie allerdings von Altenstadt nach Oldenburg verlegt wird ist von erheblicher Bedeutung, denn in Oldenburg kann man nun einmal nicht springen.
Und nebenbei: es würde der Qualität dieser Diskussion erheblich nützen, wenn die persönlichen Animositäten gegen Minister de Maizière wenigstens ETWAS zurück gestellt würden…
@Memoria: Nun ja, FRA kann sich angesichts der vorherrschenden Windrichtung SW in DEU durchaus überlegen, ob wir noch als vorgelagertes Schlachtfeld in Frage kämen. Natürlich wären zwei PzDiv kein effektiver Bremsklotz, der Raum müßte trotzdem erst einmal überwunden werden. Das gäbe unseren Verbündeten Zeit zu überlegen, ob ein umgepflügtes DEU als Vorfeld den Gegner nicht aufhalten könnte.
Die Mittel, die bei uns früher zum Abbremsen gegnerischer Bewegungen (Trichtersperren etc) vorgehalten wurden, sind inzwischen fast komplett zurückgebaut oder so zerstört, daß sie kaum wieder eingerichtet werden könnten.
Da es aber kaum eine nennenswerte Strategiedebatte bei uns gibt, sondern immer nur auf die gerade vorliegenden Notwendigkeiten reagiert wird, stellt auch kaum jemand Überlegungen an, wie mit einem ggfs unfriedlicher werden Europa umzugehen wäre.
Ohh – die anrückenden Panzerhorden aus dem Osten – wo sind die nochmal?
@Bang50: Wer sagt denn, daß sie aus dem Osten kommen, den Sie wohl meinen, also Rußland? Deiche baut man doch am besten vor dem Hochwasser oder?
Spaß beiseite. Das ist eine Annahme, die derzeit ohne echten Anlaß da steht. Was aber nicht heißt, daß eine solche Situation nicht wieder entstehen könnte. Darum genau spreche ich ganz gerne von den Kristallisationskeimen, um die herum in einer veränderten politischen Lage eine zügige Wiedererlangung von Fähigkeiten möglich sein könnte.
@ Koffer
Zitat:
„Das Standortentscheidungen IMMER und in jeder mir bekannten demokratischen Nation auch politische, regionalpolitische und personengebundene Entscheidungen sind ist doch wohl jedem klar!“
Dies kann aber kein Freibrief für die Verschwendung von Haushaltsmitteln sein. Viele Verlegungen von militärischen Verbänden, Einrichtungen usw. erfüllen keinen anderen Zweck als Strukturpolitik zu betreiben. Im Zweifel geht Strukturpolitik und die Sicherung der eigenen Wiederwahl im Wahlkreis vor der Funktionalität der Streitkräfte. Siehe Verlegung der Luftlandeschule von Altenstadt nach Oldenburg.
Dies kann aber nicht die Aufgabe der Haushaltsmittel der Bw sein !
Nochmals der Staat ist nicht die Beute der handelnden Politiker um ihn zum eigenen Vorteil auszunuten !
Gerade TdM, der so einen hohen Anspruch an sich selbst stellt, der erste Diener des Staates zu sein, dient nicht dem Volk sondern der Regierung Merkel und sich selbst. Der erste Diener für die berechtigten Interessen, der ihm anvertrauten Soldaten ist er sicherlich nicht ! Dieses Urteil wäre für jeden Kompaniechef und für jeden Verbandsführer ziemlich vernichtend. Für den Minister anscheinend nicht .
Zitat Georg: …der Staat ist nicht die Beute der handelnden Politiker … Schön wär’s, stellt aber wohl einfach zu hohe Ansprüche an den Durchschnittsgermanen. TdM als ersten Diener des Staates zu bezeichnen (tut er das wirklich selbst?), ist mir zu hoch gegriffen. Zu solchem Altruismus braucht’s vielleicht die unangreifbare Position eines Alten Fritz.
Vielleicht bräuchte es doch einfach ein paar Politiker, die im Haushaltsausschuß UND im Verteidigungsausschuß sitzen. Und unabhängig urteilen, was aber vermutlich zuviel verlangt ist.
@Bang50
Man verfolge mal ganz genau und im Detail die Entwicklung weltweit…..man könnte glauben, den USA geht ein wenig die Luft aus, strategisch und politisch…wer hätte das vor 2-3 Jahren für möglich gehalten ? Ca 1992 gab es eine strategische Lagebeurteilung, die da sagte, dass Rußland um 20 Jahre zurück geworfen ist und China mindestens 20 Jahre hinterher hinkt, also: Friedensdividende, marsch !
Die 20 Jahre sind rum ud dann ist da noch seit gut 10 Jahren der radikale Islamismus und der djihadistische Terrorismus und die Weltfinanz-/Wirtschaftskrise…..und der ganze „Westen“ (den es ja auch im Osten gibt) lehnt sich an die USA an ????
Vergisses !
@iltis – Ahh und weil die theoretische Möglichkeit besteht, das plötzlich 1000 Panzer in der Lüneburger Heide stehen, die in einer geheimen Fabrik zusammengeschweißt wurden, halten wir uns eine 1000 Leopard Reserve?
Was wenn der rote Stern über die Ostsee mit 1000 (bis dato geheimen) Landungsbooten kommt? Halten wir uns eine 500 Stück Schnellboot Reserve?
Das soll kein persönlicher Angriff sein, aber eine solche Diskussion ist typisch für die eindimensionale Sicherheitsstrategie ín Deutschland. Die BW und die Politik hat in fast 50 Jahren Kalter Krieg nichts anderes gelernt, als an der Grenze auf den roten Riesen zu warten. Selbst 20 Jahre später warten sie noch auf den roten Riesen, da sie von der komplexen Welt des 21 Jh. überfordert sind und sich nach den „guten, alten Zeiten“ sehnen. –> Verteidigung in Deutschland: Wir.machen.das.mit.den.Fähnchen.
Um Kristallisationskeime zu erkennen, bedarf es einer präventiven Sicherheitspolitik. Wenn diese Keime dann zu einer Pflanze aufgegangen sind, ist es zu spät. Somit muss auch der Wirkanteil präventiv sein und zwar in der Außenpolitik, der Geheimdiensarbeit und letztlich dem Militär.
Oder in anderen Worten – wenn 1000Panzer in der Lüneburger Heide stehen, hat man schon so viel falsch gemacht, dass 1000 Leopard Panzer nichts mehr retten können.
Ein Blick nach Israel könnte da so manchem die Augen öffnen. Sowas wie den Jom-Kippur-Krieg lassen die Israelis kein zweites mal zu.
@ klabautermann – Da rennen Sie bei mir offene Türen ein. Die Welt ist nicht sicherer geworden seit dem Ende des Kalten Krieges. Sie ist aber auch komplexer geworden.
Woher/Wann/Wie der Feind kommt, ist heute nicht mehr so klar wie es noch vor 20 Jahren der Fall war. Deshalb halte ich es schlicht für verrückt, gigantische Ressourcen für eine isolierte, theoretische Bedrohung vorzuhalten und zu warten bis sich diese Bedrohung ideal formiert hat. Die Ressourcen die wir haben, sind besser in der Bedrohungsanalyse und der präventiven „Bearbeitung“ dieser potentiellen Bedrohungen investiert. Zu diesen Bearbeitungswerkzeugen kann das Militär gehören. Es ist aber auch nur ein Element zwischen Politik, Geheimdiensten etc…
Aber das brauche ich Ihnen ja nicht zu sagen…
@Bang50: Sie verstehen mich völlig falsch… Unter Kristallisationskeim verstehe ich eine Gruppierung, die in der Lage ist, aus sich heraus den Truppenteil erneut aufwachsen zu lassen, dessen Rest sie ist. Derzeit gibt noch 2 PzArtBtl. Das ist wenig im Konfliktfall, aber genug um die Befähigung PzAri zu erhalten, das hoffe ich zumindest. 2 PzDiv macht keine 1000 Leos, ermöglicht aber das Halten des Ausbildungsstandes und die Teilhabe an der technischen und strategischen und taktischen Modernisierung.
Eine Änderung der politischen Großwetterlage kommt nicht ohne Vorzeichen auf und auch ein potentieller Gegner baut nicht aus dem Nichts heraus eine Panzerarmee auf. Es geht also darum, daß man sich die Fähigkeit zur Reaktion erhält. Beendet man also die technische Weiterentwicklung beispielsweise des Leo2, verliert man in kürzester Zeit den Anschluß an die technologische Spitze und ein Neuanfang auf der grünen Wiese würde eine Reaktion auf dunkle Wolken am Himmel unsagbar verlangsamen.
Mit der militärischen Sicherheit ist es wie mit der Arbeitssicherheit in einem beliebigen Unternehmen. Sie wissen auf den Cent genau, was Sie die Sicherheit kostet, denn alles hat ein Preisschild. Sie können aber vermiedene Unfälle nicht gegenrechnen, weil sie nie wissen, wieviele Unfälle Sie vermieden haben. Diesen Zwiespalt haben Sie im Großen wie im Kleinen und daher braucht es eine Strategiediskussion in DEU, denn erst dann kann man überhaupt sagen, wieviel Sicherheit zu welchem Preis uns recht ist. Das Geschäft der Politik alleine zu überlassen ist gesellschaftlicher Selbstmord, was man an der aktuellen Diskussion zum Thema informationeller Selbsbestimmung gut sehen kann.
@ Bang50
Die Welt ist nicht sicherer geworden seit dem Ende des Kalten Krieges.
In den anderne Punkte gehe ich ja mit ihren Posts d’accord, aber das ist dann doch eine gewagte These.
Die Gefahr eines konventionellen internationalen Konflikts in Europa, die Zahl der Konflikte weltweit und die Zahl der Kriegstoten weltweit sind seit Ende des Kalten Krieges rückläufig.
Und was es an Konflikten gibt sind innnerstattliche Konflikte, teils mit internationaler Verwicklung. Eben gerade jenes Szenario, für das Deuschland immer noch nicht aufgestellt ist.
@J.R – kommt darauf an was wir als Indikator nehmen. Die Anzahl der Kriegstoten? Seit Vietnam wissen wir, dass der body count eine sehr schlechte Messmethode für Grenzsicherheit (also die zusätzliche Sicherheit die man mit jedem weiteren getöteten erreicht) ist. Anzahl der Konflikte? – was sagt eine quantitative Angabe über die Qualität der Konflikte aus? Wir haben es also sehr schwer, zuverlässige Indikatoren zu finden die uns eine Aussage darüber geben können wie sicher/unsicher die Welt ist. Meine Annahme stützt sich lediglich darauf, dass in einer Welt in der ich den Feind erkennen kann, auch auf ihn reagieren kann. Hingegen ist ein Feind den ich nicht erkennen kann, subjektiv eine größere Bedrohung für mich. Meine Annahme ist also genauso unzuverlässig/unpräzise. –> übrigens ein interessantes Thema: Kann man Sicherheit quantifizieren bzw. zuverlässige Indikatoren finden?
@iltis – okay dann habe ich Sie wirklich völlig falsch verstanden. Entschuldigung!