Bundeswehr in Mali: Demnächst das dritte Mandat?
Ein Merkposten nach diesem Wochenende: Wird die Bundesregierung (und dann der Bundestag) demnächst das dritte Mandat für den Einsatz der Bundeswehr im westafrikanischen Mali beschließen?
Danach klingt die Aussage, die Außenminister Guido Westerwelle am Samstag bei einer Westafrika-Reise in Ghana gemacht hat, wie dpa berichtet:
Deutschland ist nach den Worten von Außenminister Guido Westerwelle (FDP) im westafrikanischen Krisenstaat Mali auch zu einem Bundeswehr-Einsatz unter dem Dach der Vereinten Nationen bereit. «Deutschland ist bereit, diese Mission zu unterstützen», sagte Westerwelle am Samstag bei einem Besuch in Ghanas Hauptstadt Accra.
Bislang agiert die Bundeswehr in Mali unter zwei getrennten Mandaten: Zur EU-Trainingsmission für Mali (EUTM Mali) gehören Ärzte und Sanitäter mit einem Feldhospital und Pionierausbilder für die malische Armee, die am (morgigen) Sonntag mit ihrer Arbeit beginnen sollen. Das zweite Mandat erlaubt die Unterstützung der AFISMA-Truppen der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS und der französischen Interventionsstreitkräfte mit Luftbetankung.
Nach dem jüngsten Beschluss des UN-Sicherheitsrats zu Mali soll die AFISMA-Mission zum 1. Juli von einer UN-Truppe abgelöst werden (auch wenn faktisch vermutlich zahlreiche der westafrikanischen Soldaten dann die bisherige Arbeit unter dem Blauhelm fortsetzen). Wenn Westerwelle nun die Unterstützung auch dieser UN-Mission MINUSMA ((Mission intégrée des Nations Unies pour la stabilisation au Mali, englisch Multidimensional Integrated Stabilization Mission in Mali) ankündigt, ist das von den derzeitigen Mandaten nicht gedeckt, weil es bei der Abstimmung darüber ja noch keine MINUSMA gab. Also bleibt, wenn das ernst gemeint ist, nur ein neuer Regierungs- und Bundestagsbeschluss. Sinnvollerweise dann noch vor der Sommerpause.
(Foto: Deutsche Pionierausbilder der EUTM Mali am 14. April bei der Ankuft in der malischen Hauptstadt Bamako – Bundeswehr/Sebastian Wilke unter CC-BY-ND-Lizenz)
Die offensiv ausgerichtete „parallel force“ soll wohl nun von Frankreich ad-hoc gestellt werden.
„But instead of a separate force, the resolution authorizes France to intervene if there is an “imminent and serious threat” and upon the request of the U.N. chief.“
Siehe:
http://www.voanews.com/content/un-approves-peacekeeping-force-for-mali/1648899.html
Wie notwendig derlei zu sein scheint, zeigt ja der Hinweis auf eine mögliche Verschlechterung der Sicherheitslage.
Ob wir derlei auch unterstützen wollen?
Es erinnert alles immer mehr an Somalia vor 20 Jahren.
Viel guter Wille und noch mehr halbherziges Engagement.
Am Rande interessant: Der Ausrüstungsstand der tschadischen Soldaten im Bereich Handwaffen. Da wird mancher Deutsche bei ISAF auch in 2013 neidisch.
@ memoria
ich bezweifel, dass die tschadis komplett os ausgestattet sind und ist ein aufgepepptes kalashnikov derivat wirklich so erstrebenswert ? mal abgesehen von der zeitgemäßeren optik ?
Naja denkbar schlechter Vergleich: Es handelt sich dabei um die „Kommando Soldaten“ der Tschads, die noch nicht einmal über eine SK1 Schutzweste oder eine „Backup Waffe“ verfügen ;) … zuletzt hatte ich eine vergleichbare Ausrüstung in der AGA!
Es wird wohl inzwischen mal Zeit ein paar befestigte „Observation Post“ im Norden einzurichten um ein nachrücken von AQIM zu erschweren bzw. sich endlich um die Grenzsicherung zu kümmern!
@markus, d.Ä.:
Mir geht es eben um Optik und Schulterstütze.
Die Bw hat es in den letzten 10 Jahren nicht geschafft vernünftige Schulterstützen und Optiken querschnittlich für den Einsatz einzuführen.
ja stimmt die schulterstütze hatte ich vergessen. teleskopstützen scheinen doch deutlich beliebter zu sein als der klappkram.
das G36 ist halt ein recht starres system und abgeschrieben ists wohl auch noch nicht. s bleibt also alles wie es ist ;)
nachtrag: bevor es jemand anders macht, werf ich schonmal das schöne wort“ mission creep“ in den raum ;)
@markus, d.Ä. :
Das Problem mit der Schulterstütze ist seit Jahren aus der Einsatzauswertung bekannt.
Eine technische Lösung gibt es – ist bei anderen G36-Nutzern in AFG bereits eingeführt (z.B. Letten). Im IdZ-2 gibt es nun eine variable Schulterstütze – jedoch nur für die Infanterie.
Mir geht es dabei auch nicht um das Ausrüstungsdetail, sondern die Unfähigkeit der Bw zu lernen.
Was mag da wohl konkret bei der Pionierausbildung auf dem Lehrplan stehen?
(Die einzigen Pioniere, die ich mal bei ihrer Tätigkeit gesehen habe, fuhren mit einem Bulldozer herum).
*hust*
IEDs …
Allgemeine Pinoiertätigkeiten (Stellung, Sperren etc bauen), später kommt wohl auch Brückenschlag dazu. Sprengausbildung (nicht IED/ C-IED) ist (erstmal) nicht dabei
Endlich wieder unsere Stärken zeigen:
Brunnenbau ;)
Vielleicht wird die Ausbildung in ein paar Monaten ja noch um Mädchenschulen bauen erweitert. Da kommt richtig Freude auf bei Soldaten.
@dfari
vor 2 wochen standen noch andere Inhalte im zentrum des Lehrplans …
http://augengeradeaus.net/2013/04/17-deutsche-pionierausbilder-in-mali-eingetroffen/
Wobei dem Ausbildungsgegenstand „Brückenschlag“ möglicherweise in Mali nicht unbedingt die höchste Priorität zukommt.
@ markus
SP der Ausbildung a) Minenräumen und b) Brücken legen. Áußerdem EOD/C-IED, PiMasch, etc. Da sich der Konflikt ja zunehmend asymmetrisch entwickelt könnte C-IED natürlich in den SP rücken.
Es geht bei der Ausbildung ja auch nicht darum, malische Pioniere in C-IED zu schulen, sondern malische Soldaten zu Pionieren auszubilden.
Es geht vermutlich erstmal um das Einmaleins des Einzelschützen…
„Es geht bei der Ausbildung ja auch nicht darum, malische Pioniere in C-IED zu schulen, sondern malische Soldaten zu Pionieren auszubilden.“
diese feinheit war mir bisher entgangen. naiv wie ich nunmal so bin, habe ich mir zumindest eine grundbefähigung der malischen pioniere zum pioniersein ausgemalt.
wenn der einzige anhaltspunkt für eine malische pioniertruppe ein entsprechendes kästchen im Orgaplan ist, muss man natürlich erstmal grundlagen schaffen. gl …
Es gibt schon eine malische PIoniertruppe, jedenfalls ist der malische Kasernenkommandant ein in Deutschland ausgebildeter Pi-OTL, wenn ich das richtig verstanden habe.
@all
Ich sag‘ mal nur: dazu gibt’s einen neuen Thread.
Zum Thema „Lehrgangsziel Menschenrechte“ ein Beispiel aus AFG nach mehr als 10 Jahren:
http://theamericanscholar.org/you-make-us-soft/#.UX6nebVShDu
Interkulturelle Grenzen…
Wohl nicht nicht ein Thema in AFG, sondern auch in Mali.
Zur Ausbildung von bmvg.de:
„Ausbildungsinhalte
Die Ausbildung der Pioniere dauert pro Durchgang vier Wochen. In der ersten Woche steht unter anderem das Anlegen von Drahtsperren zum Schutz der eigenen Truppe auf dem Programm, in der zweiten Woche geht es um Mine Awareness und das Erkennen von Sprengfallen (Improvised Explosive Devices, IEDs). In der dritten Woche folgt eine Sprengausbildung und in der vierten Woche schließt die Spezialausbildung mit dem Verstärken von Gebäuden. Insgesamt entspricht das Training ungefähr der deutschen Spezialgrundausbildung der Pioniertruppe.“
http://tinyurl.com/cam7ob9