Streit um den Patriot-Einsatz: Die Türkei sieht sich im Recht
Die Klagen der Bundeswehrsoldaten im Patriot-Einsatz in der Türkei, am Wochenende durch einen Bericht des Wehrbeauftragten Hellmut Königshaus bekanntgeworden, haben in Deutschland hohe Wellen geschlagen – aber offensichtlich auch in der Türkei. Der türkische Generalstab reagierte am (heutigen) Montag mit einer ausführlichen Erklärung, in der alle Vorwürfe zurückgewiesen wurden.
Die Faktensammlung des türkischen Militärs ist hier in der Google-Übersetzung ins Englische zu lesen (danke für die Leserhinweise darauf). Interessant ist, dass sich die türkische Seite in erster Linie auf die von deutschen Soldaten angeführten hygienischen Mängel bezieht und lapidar darauf verweist, dass die Deutschen doch selber für die Sauberkeit ihrer Toiletten zuständig seien. Auch die – nach deutscher Lesart: körperliche – Auseinandersetzung zwischen einem weiblichen Feldjäger-Feldwebel der Bundeswehr und einem türkischen General wird angesprochen – da habe sich die deutsche Seite falsch verhalten, und der deutsche Kommandeur habe sich entschuldigt.
Nun wird in diesen Fällen vermutlich aus politischen und diplomatischen Gründen nie wirklich klar werden, welche Seite im Recht ist. Weit schwerwiegender finde ich allerdings, dass die Türken bestimmte Vorwürfe gar nicht erst ansprechen – und das wird wohl einen Grund haben.
So fehlt in dem türkischen Statement jede Erwiderung auf den Vorwurf, deutschen Soldaten sei über 48 Stunden die dienstliche Fahrt von der Luftwaffenbasis Incirlik nach Kahramanmaras verwehrt worden – ebenso eine Stellungnahme zu dem Verbot, den Weg zwischen Hotel und Patriot-Stellung mit Bundeswehrfahrzeugen zurückzulegen. Es heißt lediglich, aus nicht-dienstlichen Gründen dürften die Deutschen das Kasernengelände nur in Zivil verlassen. Warum dann der deutsche Rechtsberater an der Fahrt gehindert wurde, wie im Bericht des Wehrbeauftragten angesprochen, bleibt offen.
Auch die Forderung des türkischen Zolls, die Feldpost bis hin zu Briefsendungen zu kontrollieren, wird in der Stellungnahme nicht erwähnt.
Unterdem Strich: Die Türken haben die deutschen Stellungnahmen dankbar aufgegriffen, die sich auf wie auch immer geartete kulturelle Differenzen beziehen, und weisen die entsprechenden Vorwürfe zurück. Die Klagen von deutscher Seite, die substantiell mögliche Verstöße gegen Bestimmungen des NATO-Truppenstatus auflisten, bleiben dagegen unerwähnt.
Der deutsche Kontigentführer, Oberst Marcus Ellermann, hat heute morgen in einem Interview mit dem MDR sehr diplomatisch versucht, dem ganzen die Spitze zu nehmen – aber doch durchblicken lassen, dass die Klagen nicht unberechtigt sind: http://www.mdr.de/mdr-info/audio486268.html
(Ich habe mal zusammengefasst, was zum Teil in den Kommentaren zum früheren Thread schon angesprochen wurde; die Kommentare werde ich weitgehend hier rüber ziehen.)
(Foto: Verteidigungsminister Thomas de Maizière bei seinem Besuch in Kahramanmaras am 23. Februar – Bundeswehr/ Sebastian Reker via Flickr unter CC-BY-ND-Lizenz)
Also, ich bleibe dabei, dass der Fhr des VorausKdo und der Kontingent-Fhr notfalls binnen Stunden evt. spätestens binnen Tagesfrist eine saubere Beurteilung der Lage zu treffen sowie zu Entschlüssen und zur Durchführung zu finden und diese objektiv nach „Oben“ zu melden haben. „Oben“ hat dann, wenn erforderlich zu reagieren. Und wenn das retrograd nicht funktioniert, dann ist etwas „oberfaul“ im System. Das hat selbst die Wirtschaft schon lange von Clausewitz gelernt (… und ab einer bestimmten Hierachie- und Entscheidungsebene werden in der Wirtschaft eben aus Gründen der Effizienz Versager vom Posten abgelöst und notfalls sozialverträglich entsorgt)!
Was ich damit meine, ganz einfach:
Vom 11.auf 12.05.1976 verlegte das Vorauskommando ins Friaul, am 12.05.1976 rollten die ersten Fahrzeuge der Einsatzkräfte durch Österreich. Der Fü H meldete am 13.05.1976 um 08:00 Uhr an den Insp H: Luftransport abgeschlossen, Landmarsch reibungslos, keine Ausfälle, um 14:00 wurde Einsatzbereitschaft für den Einsatz in Gemona und Ossopo gemeldet. Am 28.06.1976 wurden die Deutschen Soldaten in Udine feierlich verabschiedet und kehrten bis 30.06.1976 nach Deutschland zurück. D.h. einschließlich Voraus-Kdo insgesamt 48 Tage Einsatzdauer.
Gut, ein Patriot-Einsatzkontingent in der Türkei mag vielleicht etwas komplexer anmuten, aber die ahlen an Soldaten, Fahrzeugen und Gerät sind durchaus vergleichbar, die Verlegung natürlich nicht. Dennoch zum Vergleich: 08.01.2013 Verlegung Voraus-Kdo, 15.01.2013 Eintreffen des Kontingent-Fhr Oberst E., 27.01.2013 Eintreffen der Einsatzkräfte, ergibt bis heute ab Verlegung Voraus-Kdo für den Patriot-Einsatz exakt 56 „Einsatztage“!
Vielleicht denke ich da zu antiquiert oder zu nostalgisch in Sachen Bundeswehr sowie Deutschem Organisations- und Durchsetzungsvermögen. Oder spielt Goethes Faust etwa doch neuerdings auch an der Spree, an der Elbe und/oder in irgendeinem Hotel in der Türkei?
„Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen,
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus,
[…] “
Der Vorschlag von Klabautermann „Sonder-Attache im Generalsrang nach Ankara“ war wohl eher ironisch gemeint. Der GI ist m.M.n. nunmehr gefragt und nicht der Wehrbeauftragte, der Kontingentführer vor Ort im Radiointerview, der Insp LW oder der Minister, denn die sind alle in ihrer Ungeschicktheit längst „im Toiletten- und Machismus-Disbut“ verbrannt. D.h. für den GI auf dem Hinweg nicht Truppenbesuch, sondern Inspektion in Kahramanmaras! Auf dem Rückweg heißt das Ankara und klares Statement, dass die Probleme auf der militärischen Ebene nach derzeit geltenden NATO-Standards gelöst und nicht öffentlich bzw.politisch diskutiert werden. Ansonsten ist Heimfahrt für die Deutschen angesagt und dann haben die türkische Politik und das türkische Militär ein echtes Problem. ACTIVE FENCE ist eine NATO-Operation und die NATO war weder 2003, noch ist diese 2013 ein Bazar, auf dem die jeweiligen Deutschen und Türkischen Pressestatements kreuz und quer sowie diagonal dúrch die jeweiligen staatlichen, ministeriellen und militärischen Ebenen gehandelt werden. Die NATO ist ein Bündnis in dem alle Mitgliedsstaaten, deren Regierungen sowie deren Militärs ihre jeweiligen Rechte und Pflichten auf den jeweiligen Ebenen haben! Am gelinde gesagt derzeitigen Affentheater sind m.M.n. deshalb beide Seiten schuld, denn weder die eine, noch die andere Partei hat sich an die Spielregeln gehalten und damit stellt sich auch nicht mehr die Frage, wer sich dümmer angestellt hat (trotz aller kulturellen und politischen Unterschiede „hinten, weit, in der Türkei“).
Im Friaul titelten auch in den ersten Tagen die kommunistischen Zeitungen „Erstes Erdbeben überstanden, zweites ist eingetreten, die Deutschen sind da“ und nach zwei Tagen war damit Schluß. Vielleicht war man damals auf Seiten Deutschlands trotz 15-Std-Tag und i.d.R. einer 7-Tage-Woche und ohne Hotelunterkünfte sowie ohne ziviles Reinigungspersonal für die Dixi-Häuschen im Einsatzgebiet bzw. ohne Kasernenneubauten etwas geschickter, wie dann auch die überschwängliche Dankbarkeit der Zivilbevölkerung bei der Verabschiedung der Deutschen Soldaten bewies.
@BausC
…dann ist das eben so…..!
@Klabautermann
stimme gerne zu. In den Ländern in denen wir uns so aufhalten, dürften allerdings Einsätze dann regelmäßig nicht stattfinden. Und nu?
„was für ein Entschluß, was für eine Begründung ? Wollen Sie mir in einem unabhängigen Blog Meinungsäußerung verbieten? Wollen Sie mich pc-akademisch-populistisch belehren ?
Viel Glück….;-)“
Si tacuisses, philosophus mansisses…
@Prediger
barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli ;-)
@klabautermann
„Ein Barbar bin ich hier, da ich von keinem verstanden werde.“
Woran das nur liegen mag…
@Vtg-Amtmann:
„Also, ich bleibe dabei, dass der Fhr des VorausKdo und der Kontingent-Fhr notfalls binnen Stunden evt. spätestens binnen Tagesfrist eine saubere Beurteilung der Lage zu treffen sowie zu Entschlüssen und zur Durchführung zu finden und diese objektiv nach „Oben“ zu melden haben. „Oben“ hat dann, wenn erforderlich zu reagieren.“
Idealtypisch gesprochen wohl wahr. Nachdem ich aber auch Fälle kenne in denen man bis hoch zu Viersternern Entscheidungen jenseits der Logik und bis jenseits der rechtlichen Grenzen getroffen hat…
Mal ein Beispiel aus der Truppenpraxis: der Chef bescheinigt Unabkömmlichkeit und nimmt ausgiebigst Stellung warum etwas nicht geht (Undurchführbarkeit des Befehls nach oben melden[!]), dann wird ungeachtet jeder logischen Argumentation mangels Sachkenntnis trotzdem eine anderslautende Entscheidung getroffen und anschliessend kann man dann nicht mehr zurück, ohne das Gesicht zu verlieren…
Die [mangelnde] Fehlerkultur der Bundeswehr ist aber ein Thema für sich.
@Prediger
Ego sum, qui sum ;-)
@Prediger, Klabautermann
Die menschliche Sprache ist einzigartig, aber nicht eindeutig. Jeder Versuch, sich mitzuteilen, kann nur mit dem Wohlwollen der anderen gelingen.
Der Kommentator der SZ fasst es am Nachmittag so zusammen: Wenn sich nichts ändert: Abzug!
Zum Thema Erkundungsberichte von Erkundungskommandos:
Eine der ersten und elemntarsten Forderungen der Erkunder im Kongo war:
Stahlbeton, Belastbar mit bis zu 100t, 1000*2000m, mit Entwässerung als Grundlage bevor der erste Container ankommt.
Damit eben NICHT alles im Schlamm versinkt.
Die Schnappatmung im EinsFüKdo bzw. schon vorher im KdoOpFüEk (oder wie das Ding in Ulm heisst/hieß) war durchaus bemerkbar. Weil das ja
a) zu teuer ist und
b) einen völlig falschen eindruck machen würde (wobei ich denke, dass das einen professionellen Eindruck machen würde, besser als im Schlamm stehen).
Erkundungen sind super. Wir haben in dieser Armee aber ja kein erkenntnisproblem, wie auch hier im Blog festgestellt wird, sondern ein Beurteilungs- bzw. Umsetzungsproblem.
Das haben andere Großunternehmen und andere Armeen (USA) sicherlich auch, nur haben die den Faktor GELD, der das einige dann wieder bereinigt.
@Vtg-Amtmann:
hatte ich noch vergessen:
„und ab einer bestimmten Hierachie- und Entscheidungsebene werden in der Wirtschaft eben aus Gründen der Effizienz Versager vom Posten abgelöst und notfalls sozialverträglich entsorgt“
Funktioniert in der Bw nicht… Literaturtipp an der Stelle: „Peter principle“ (gibt es sicherlich auch auf Deutsch…
@Kerveros: Also ich kenne aus meiner aktiven Zeit auch schon das „Peter-Prinzip“ und damals wurde das in Truppe wie folgt definiert: „Jeder wird solange befördert, bis er dort ist, wo er nichts mehr anstellen kann“. Ist doch äusserst sozialverträglich, oder? Nur erscheint mir, dass damals der Bedarf dieses Prinzip niedriger war. Oder anders gesagt „bei uns können Sie werden, was sie wollen, ob Sie wollen oder nicht“, sprich der Anteil des „Wollens“ war vielleicht etwas höher?
http://blogs.scientificamerican.com/a-blog-around-the-clock/2013/01/28/commenting-threads-good-bad-or-not-at-all/
@Kerveros, Vtd-Amtmann
Wir haben doch immer noch so viele Generäle wir in der 500.000-Mann-Armee. Aufstocken geht wohl nicht ;)
@klabautermann
Danke! Sehr schöne Link – leider nur zu wahr.
@Klabautermann:
ich geselle mich dann mal wieder zu den 90% ;)
Hier im speziellen gibt es dann aber auch noch das Problem, dass man aus nachvollziehbaren Gründen vieles nicht im Detail diskutieren kann/darf und allein deswegen bestimmte Aspekte eher garnicht oder anderswo diskutieren muss.
2007 musste das militärgeschichtliche Forschungsamt eine offizielle landeskundliche Beschreibung zum KOSOVO „vom Markt “ nehmen – auf Druck der Türkei.
Das im 15. Jahrhundert die Sinan Pascha Moschee in PRIZREN unter Einsatz von Baumaterialien errichtet wurde, die man vorher im Erzengelkloster gewonnen hatte, stiess in der politischen Türkei auf resolutes Unverständnis. Geschichtliche Tatsachen kann man in einigen Ländern halt einfach negieren…
@Kerveros
semper fidelis
@ Simulant, 04. März 2013 – 18:29:
dieser Sachverhalt kam dann im April 2008 auf Bestreben des damaligen COM MNTF (S), des bereits im anderen sachbezogenen Thema erwähnten General Ugur T., als VS-confidential-Befehl über den MNTF (S)-Verteiler. Von mir aus, dann wurde bei der lagebezogenen Geländeorientierung halt besonders betont, dass die Moschee auf gaaaaar keinen Fall auf einem aus Steinen vom Erzengelkloster stammenden Fundament steht.
Gut, wenn man bedenkt dass die Türkei ~ 1mio € in die Restauration besagter Moschee steckt, dann noch einen kurzen Gedanken an den Namensgeber „Sultan Murad“ des TUR Feldlagers am Westrand von PRIZREN,… lassen wir das besser.
@Klabautermann:
keine Sorge… Morgen ggf wieder bei den 9% ;)
vix bene est cito
auf das Thema Fehlerkultur bezogen habe ich da auch noch einen gefunden:
obsequium amicos, veritas odium parit
aber dann sag ich mir wieder
odia qui nimium timet, regnare rescit
so, und nun bin ich am Ende mit meinem Latein ;)
lol
Erinnert mich irgendwie an die Beschwerde eines türkischen Fußballclubs, der sich vor einigen Jahren ernsthaft darüber beschwert hat, das sein Kontrahent (Inter Mailand) in der Türkei mit einem Trikot auflaufen wollte, auf dem ein großes Kreuz zu sehen war.
Vielleicht sollten wir in der Türkei einen eisernen Halbmond anstatt eines eisernen Kreuzes als Hoheitszeichen verwenden. Wegen den „kulturellen Unterschieden“ und so.
Wer den Hass zu sehr fürchtet, weiß nicht zu herrschen
Das was da passiert (Umgang mit Kameradinnen/Kameraden) hat sicherlich auch mit Kulturzugehörigkeit, Stellung und Werdegang/Bedeutung des Militärs in der Zeit nach Atatürk zu tun. EU-reif ist die Türkei noch lange nicht, NATO-tauglich offensichtlich auch nicht, aus (global-) strategischen Gründen jedoch wichtig. Schade, dass dann aus politischen Gründen unsere Frauen und Männer dahin verlegt werden und in Interviews Drehungen und Windungen fahren müssen (- großartig, Herr Oberst, war eine äußerst schwierige Aufgabe), damit der Führer der Türkei in Deutschland nicht wieder „diplomatisch“ tätig wird. In solchen Situationen habe ich langsam das Gefühl, dass unsere Politiker hier ein Sensibilitätsfeld aufbauen, das Deutschland nur einem einzigen Staat auf dieser Erde schuldig ist.
Das war aber AC Mailand, wg. Trikotfarben.
Trennung.
Weiß jemand, wie das da unten verpflegungstechnisch geregelt ist? Wer kocht? Wer gibt aus? Wo wird verpflegt? Gibt es Sonderregelungen hinsichtlich Zusammensetzung der Verpflegung?
Wo bitte schön ist das Problem!
Nachrichtensperre nach Deutschland
Nahkampfübung für Feldjäger
und der Soldat zurück zur Natur
Y- Tours hat zu einem Kriegseinsatz eingeladen und da sollten die Soldaten schon mal ein Paar Abstriche am Komfort machen
Die Türken nehmen die Bundeswehr offensichtlich nicht ernst…
im schlimmsten Fall einfach mal die alten Handbücher der Wehrmacht und NVA rauskramen und das Thema Splittergräben, Schützenlöcher und Unterstände in der Praxis trainieren, dann kommt einem eine Dusche mit kalten Wasser wie eine Erholung vor…
END
Vor 100 Jahren hätte Kaiser Wilhelm dem Osmanischen Reich wegen derartiger Vorfälle noch den Krieg erklärt. Heute ist Deutschland glücklicherweise etwas weiter, aber der notorische Christen-und Judenhasser Erdogan spielt sich noch immer so auf wie weiland der Großsultan. Die einzige richtige Antwort bestünde darin, die Kameraden sofort nach Hause zurückzuholen und die türkischen Kriegstreiber mit ihren finsteren Plänen für Syrien alleine zu lassen. Aber dafür haben die Merkeline und ihre Vasallen mit und ohne geklauten Doktortiteln natürlich nicht den nötigen Mumm. Bei deutschen Politikern langt es heute gerade noch zu harmlosen Witzchen über abgehalfterte Politclowns aus Italien, denn die streichen keine milliardenschweren Exportaufträge oder verhängen eine Fatwa über den Spötter. Wenn man es dagegen mit den Blutsäufern aus Peking oder Teheran zu tun bekommt, zieht auch ein Peerlusconi ganz schnell den Schwanz ein, von seinen „grünen“ Gesinnungsgenossen ganz zu schweigen. Schließlich gibt es ja wichtigeres als die Menschenrechte – eine flächendeckende Einführung von Unisextoiletten zum Beispiel.
@Thomsen | 04. März 2013 – 19:02
„VS-confidential-Befehl über den MNTF (S)-Verteiler.“
Was war es denn nun, VS-Vertraulich oder NATO-Confidential? Ist ja qualitativ ein Unterschied und da dies ist ja kein „Lieschen-Müller-Forum“ ist, kann man solche Dinge nicht unwiedersprochen lassen.
Klären Sie bitte auch über den „MNTF (S)-Verteiler“ auf.
Danke.
@Elitegärtner3
Ich nehme an, Sie haben die Ironie-Tags vergessen…
(Falls nicht, finden Sie bestimmt ein geeignetes Forum.)
Lieber Herr Kamann, da die ganze Klamotte 5 Jahre her ist kann ich mich nur noch zwei Sachen definitiv erinnern: „confidential“ und Anschreiben an alle Kompanien bzw. deren Äquivalente hinsichtlich der efohlenermaßen historisch-korrekten Sprachregelung. Da ich die entsprechenden Vorschriften nicht unter meinem Kopfkissen habe mag mir da ein Lapsus in der Formulierung unterlaufen sein. Ich bitte um Nachsicht und hoffe, damit ihrem Anliegen Abhilfe geschaffen zu haben.
Thomsen | 04. März 2013 – 21:51
Tja, da es ja wohl nur „eine Klamotte“ war, hatte es wohl mit Geheimhaltung wenig zu tun.
Lieber Herr Thomsen, vieleicht sind Sie da millitärisch oder aus Sicht einer Regierungsorganisation niemals mit Geheimhaltungsgraden bzw. geschüzten Informationen involviert gewesen. Aber, diese Einstufungen und deren korekte Behandlung, schützen ggf. Menschenleben und den Bestand von Staaten.
Hatte es ja auch nicht, das hat ja selbst der HG aus dem GeZi auf den ersten Blick erkannt. Paradebeispiel für die inflationäre Anwendung von Geheimhaltungsgraden. Korrekt angewendet trifft der Inhalt ihres letzter Satz den Punkt. Aber das geht jetzt zu weit vom Ausgangsthema weg.
Thomsen | 04. März 2013 – 22:25
Also, wieder ein militärisches Versagen im Einsatz. Ich weiß nicht mehr, was ich davon noch halten soll.
FNU SNU:
Geld war u.a. im Kongo nicht das Problem – vielmehr der mangelnde Durchsetzungswille.
und wieder zeigt sich wir haben zuviel sondern eher zuwenig Beteiligung!
Herr Kamann, da ich im selben Einsatzkontingent KFOR wie Thomsen war (allerdings in unterschiedlichen Verwendungen), kann ich evtl. aushelfen. Schriftstücke aus dem Roten (multinationalen) Stab kamen fast ausschließlich mit den NATO-Abkürzungen in den Verteiler, was ja durchaus auch Sinn macht. Ich erinnere mich aber an mehr als einen Befehl, auf dem mehrere VS-Grade (in Bw als auch NATO-Abkürzungen) vermerkt waren, teilweise sogar widersprüchlicher Stufe. Deshalb war es auch in meinem Verband öfters an der Tagesordung, die Sache mit Kopfschütteln und Humor zu tragen, z.B. den Geheimhaltungsgrad „V6-Confidential-Turbodiesel“ zu erfinden… getreu dem Motto: „Warum ist der Tagesdienstplan seit heute NATO Secret, Spieß? Weiß nicht, durfte ich nicht lesen…“ Es wusste schlichtweg keiner mehr genau, nach welchen Kriterien was eingestuft werden sollte und vor allem wozu.
Ihre Belehrung zu Verschlussgraden und Menschenleben / Staaten fand ich im übrigens sehr erheiternd, haben sie jemals gem. Befehl mit Sprachmittlern und Co. zusammengearbeitet? Die wissen/wussten (bei KFOR) in der Regel besser, was sie in den nächsten Tagen für Aufträge bekommen – noch bevor irgendjemand über ihnen einen Befehl geschrieben hat. Aber sie waren, glaube ich, schon im Ruhestand, oder? Dann haben sie diese Sorgen ja nicht mehr ;-)
Dann muss ich doch nochmal aufsatteln: das meinte ich ja mit inflationärer Vergabe von Geheimhaltungsgraden. Mir den Ortskräften Telefonnummern und Fotos von daheim austauschen, aber dann Sprachregelungen als „confidential“ deklarieren. Und der Oberabschuss waren die „NATO-secret“-Dokumente im normalen Netzwerk, gefolgt von den Übungs-„force exemption cards“, welche dann irgendwann als echt angesehen wurden. Oder der verlorene USB-Stick mit den PersDat des Kontingentes. Oder… Oder…
Aber wir schweifen zu sehr ab.
Ich habe mittlerweile vernommen, dass unser Patriot-Kontingent in separaten Räumen in besagtem Lager verpflegt. Verpflegung wird durch einen lokalen „Caterer“ zubereitet und verabreicht, natürlich MIT Sonderregelungen. Spanferkel is demzufolge nich…
Was für ein großer Witz. Da macht sich doch jeder lächerlich. Lösung: Patriots abziehen, massenhaft Steuern sparen. Nicht das da noch Steuergelder zum Toilettenreinigen verbraucht werden……. -_-
Der Joggingweg ist verschlammt? Die Toiletten sind dreckig? Wahrscheinlich darf Mami auch nicht zu Besuch kommen… unerhört!
Empfehlenswert: Kommentar im Handelsblatt zum soldatischen Selbstverständnis.
Die Luftwaffe und die Türkei passen halt nicht zusammen… ;-)
Als gemeiner Heeres/SKBsoldat war ich schon mehrfach im Rahmen von Einsätzen mit der Lw im Ausland und das Anspruchsdenken der Herren der Lw ist halt ein anderes als das von Soldaten. Tätlichkeiten gehen natürlich gar nicht. Aber das nicht alles Gold ist was man vorfindet ausserhalb des eigenen Landes kann schon mal passieren.
Also Kameraden Kopf hoch und das beste daraus machen.
@Voodoo | 04. März 2013 – 23:51
„Ihre Belehrung zu Verschlussgraden und Menschenleben / Staaten fand ich im übrigens sehr erheiternd, haben sie jemals gem. Befehl mit Sprachmittlern und Co. zusammengearbeitet?“
Na belehren wollte ich nicht; das stammt auch nicht von mir, sondern aus der ZDv 2/30 (Zentrale Dienstvorschrift der Bundeswehr) … wenn ich mich recht entsinne, sind dort die Geheimhaltungsgrade (die ja nicht nur für die Bundeswehr gelten) definiert.
Bei dieser Thematik gehen bei mir halt immer noch „alle Lampen an“, weil ich dienstlich mit der ganzen Problematik „securities“ befasst war und u.a. auch als Checker für die NATO unterwegs war … auch für die DEU FlaRak.
Ja ich bin jetzt Pensionär; war aber über 7 Jahre im Ausland und insgesamt über 25 Jahre auf Dienstposten mit internationalen Bezug.
Beste Grüße
@Schlammzone
1. Die Kritik kommt nicht nur von Luftwaffesoldaten
2. Die Lw ist schon seit Jahrzehnten in der Türkei und es hat geklappt!
3. Unhygienische sollte es auch nicht beim Heer geben, wenn doch hat das nichts mit soldatisch zu tun sondern mit Befehls-,Vorschrift-,Gesetzes-, Missachtung zu tun!
Am Ende ist es auch eine unnötige Schwächung der Einsatzfähigkeit!
„Als gemeiner Heeres/SKBsoldat war ich schon mehrfach im Rahmen von Einsätzen mit der Lw im Ausland und das Anspruchsdenken der Herren der Lw ist halt ein anderes als das von Soldaten.“
War das Anspruchsdenken der Luftwaffe der Situation und des Umstandes angemessen?
Was ist Anspruchsdenken?
Was ist ihr Anspruch?
Wie soll ein deutscher Soldat (unabhängig vom OrgBer.) über Monate angemessen im 20 Jahrhundert in der Türkei leben?
Gerne können sie sich über die Ansprüche von türkischen Offizieren erkundigen, da müssten wir noch einiges Nachlegen :-)
Elahan | 05. März 2013 – 14:52
Volle Zustimmung.
Anmerkung: Wir sind schon im 21. Jahrhundert … ;-))
Zu den in meinem gestrigen Beitrag http://augengeradeaus.net/2013/03/streit-um-den-patriot-einsatz-die-turkei-sieht-sich-im-recht/#comment-56880 ab 08.01. 2013 ausgewiesenen 56 „Einsatztagen“ kommen trotz der Weihnachts- und Neujahrsfeiertage noch ca. 7 „Werktage“ dazu. Das „Fein-Erkundungs-Kdo“ bezog nämlich bereits am 18.12.2012 das Hotel in Kahramanmaras (vgl. http://augengeradeaus.net/2012/12/es-regnet-in-kahramanmaras/ , bei 01:39 Min ist in dem Video deutlich ein Obrist – der Kdo-Fhr – zu erkennen!
Ich glaube fast, man hat diesen Patriot-Einsatz mit einem Betriebsausflug in ein 4-5 – Sterne-Hotel verwechselt und dass das Erkundungs-Kdo wohl eher nach weiteren Hotelunterkünften für den Rest der Truppe Ausschau hielt, statt seinen Job sorgfältig und dennoch schnell durchzuführen?
Das hat mit LW oder Heer und irgendeinem Anspruchsdenken aber zunächst einmal gar nichts zu tun, sondern ist simpler Ausführungsmangel! (n.B. und was das Anspruchsdenken türkischer Offiziere anbetrifft, so kann ich in Elahan’s Lied schon seit den 70ern bzw. den AMF-Manövern voll einstimmen, da sind andere „südliche NATO-Partner“ wirklich Waisenknaben dagegen!)
Neben der grundsätzlichen Festlegung der (Wechsel-) Stellungen im Gelände, sind die Gegebenheiten für Unterkünfte, Sanitäreinrichtungen, Küchenbetrieb, Sanitätseinrichtungen, Fahrbetrieb, Tankbetrieb, Stellplätze, Inst-Einrichtungen, Zufahrtswege, Fernmeldemittel und Energieversorgung (soweit man nicht autark ist), ja wohl das Erste was erkundet wird. Binnen mittlerweile 64 Tagen ab Ersterkundung hätte dies längst auch „sauberen“ Lösungen zugeführt bzw. realisiert sein müssen. Mit „sauber“ meine ich aber nicht Komfort oder gar Luxus auf Urlauber-Hotel-Niveau, sondern militärisch funktional, einsatzgerecht und eben hygenisch-sauber. Genau das hat bislang stets den Deutschen Soldaten und dessen Organisationstalent auch unter widrigsten Bedingungen ausgezeichnet! Das können bei mangelhaften Infrastrukturen erforderlichen Falles auch Zelt- und/oder Container- sowie Feldküchen-Lösungen, Feldduschen und Feldtoiletten sein. Besser als jahrzehntelang versch…… Lokusse und/oder verwanzte Kasernen. Aber es müssen selbst im 21. Jahrhundert doch nicht gleich „Reihenhäuschen“ gebaut und bis zu deren Fertigstellung Hotelquartiere beansprucht werden?
Zudem ist für den derzeitigen Patriot-Einsatz in der Türkei (noch) kein offener Konflikt gegeben und von gefechtsmäßigen Bedingungen ist man (relativ) weit weg.
Was würde denn Herr Kdo Fhr erst machen wenn er spätestens alle 3 Tage neue Verfügungs- und Einsatzräume – so hieß das zu meiner Zeit bei „Heeresfliegers“ – zugewiesen bekäme und binnen Stunden erneut einsatzbereit sein müsste? Etwa den Wehrbeauftragten und den Rechtsberater mit ins VorKdo aufnehmen?
Und dann noch diese unsägliche Mediendiskussion auf „Sanitäranlagen-Niveau“ bis in die höchsten politischen Ebenen! Können wir – auch der Wehrbeauftragte samt Minister und Kanzlerin – nicht unsere Münder halten und das Ganze statt in den Medien, intern zwischen deutschen und türkischen Militärs und Politikern diskutieren und regeln? Komisch ist auch, daß von den Patriot-Einheiten der Holländer und Amerikaner – die sicherlich ebenso ihre Probleme haben oder hatten – kaum etwas in den Medien berichtet wird. Der Deutsche Patriot-Einsatz in der Türkei dagegen ist m.M.n. nur noch zum Fremdschämen!
So einfach mal Abziehen ist ebenso graue Theorie, denn das Ganze ist ein NATO-Einsatz und Gnade uns, wenn noch „Übleres“ kommen sollte! (*)
‘Difficile est saturam non scribere’
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(*) Eine unmittelbare Bedrohung der Türkei durch Syrien sehe ich zwar auch nicht, sehr wohl aber die Gefahr einer erforderlichen Intervention der USA und/oder der NATO. Deutschland wird sich dann nicht mehr wie bei der Lybien-Intervention erneut drücken können! Unwillkürlich denke ich da auch an das Sendeprotokoll des NDR vom 19.12.2012 „Das Forum STREITKRÄFTE UND STRATEGIEN“:
„[…] Der Nahostexperte Udo Steinbach geht davon aus, dass eine Militärintervention in Syrien nur noch eine Frage der Zeit ist. Denn beide Bürgerkriegsparteien seien nicht in der Lage, den Konflikt militärisch zu ihren Gunsten zu entscheiden. Die Patriot-Stationierung ist in diesem Zusammenhang zu sehen. Das Interventions-Szenario erklärt zudem den auf den ersten Blick schwer nachvollziehbaren Appell der türkischen Regierung nach Bündnis-Unterstützung. Denn zurzeit wird die Türkei nicht von syrischen Raketen oder Kampfflugzeugen bedroht. Mit der Einrichtung einer Flugverbotszone oder einer US-Operation zur Sicherung syrischer C- Waffen könnte sich das aber schnell ändern. Insbesondere, wenn diese Militäraktion von türkischem Boden aus erfolgen würde.
Die Bundesregierung betont zwar den rein defensiven Charakter der Patriot-Entsendung. Die Luftabwehrsysteme sollen rund 100 Kilometer hinter der syrisch-türkischen Grenze stationiert werden, damit sie nicht in den syrischen Luftraum hineinwirken können. Sie könnten damit keine Flugverbotszone durchsetzen. Doch die Patriot-Systeme sind mobil und könnten innerhalb von Stunden direkt an die Grenze verlegt werden.
Der ehemalige Luftwaffen-General Hermann Hagena sagte: „Sie sind verlegbar. Wir haben das ja im Golfkrieg von 2003 gesehen, dass die [US-] Patriots praktisch hinter den [US-] Panzer-Divisionen nach vorne verlegt wurden. Also das ist im Grunde genommen kein Problem.“ […]“
Anmerkung: Und selbst wenn Assad nicht zu den C-Waffen greift, wird mit weiteren Bombardements, Raketeneinsätzen, Morden und Abschlachten in Syrien die Interventionserforderniss zunehmen. Bis 31. Januar 2014 (Ende des Patriot-Mandats) wird die Internationale Völkergemeinschaft wohl kaum dem weiteren Terror des Assad-Regimes tatenlos zusehen können und dann ist es auch mit einer statischen Luftverteidigung auf türkischem Boden und in 100 km Entfernung zur Grenze vorbei!
Ob das dann auch für die schnelle Verlegbarkeit und die gefechtsmäßige Einsatzbereitschaft der beiden Deutschen Patriot-Batterien aus Kahramanmaras und deren Bedienpersonal in Reihenhäuschen mit nagelneuen Toiletten samt Mahlzeiten vom heimischen Catering-Service gilt? Oder wollen die Deutschen Patriot-Batterien im „harten“ Einsatzfall etwa abwarten, bis das ganze „Gerödel“ das man zuhause gelassen hat und das man schon bei Einsatzbeginn hätte in Masse brauchen können, statt „friedensmäßig“ ins Hotel zugehen, per Lufttransport nachgeführt ist? Dann dürfte der scharfe Einsatz nämlich vorbei sein (… und fast Allen – zumindest „Dunkelrot“ – wäre geholfen)! „Vigilia pretium libertatis“ (Motto NATO HQ)
@ T.Wiegold
finsterste Ironie
es ist schon bitter wenn man sieht was aus den deutschen Soldatentugenden
geworden ist
Bravo-Abenteuer-Camp Werbung und türkisches Scheisshaus-Einsatz-Ambiente für nicht-Offiziere
ergeben eben keinen konsistenten „narrative“ ;-)
@Elitegärtner
Offensichtlich noch nie bei Minusgraden im Schützenloch gefroren, was?
Ich bin mir ziemlich sicher, das unsere Pioniere den Türken ihre ganze scheß Kaserne umgraben und da ein formidables Feldlager hinsetzen könnten. Die Sache ist nur die: Die Türken haben unsere Kräfte angefordert, also sollen sie sie auch gefälligst ordentlich unterbringen. Wo kommen wir denn da hin, wen wir jedem 3-Welt-Land jetzt neue Kasernen bauen.
Warum kommen die vertraulichen Infos der Truppe an den WB zufällig immer an die Presse? Wer gibt das immer an die Journalisten? Mit welchem Ziel? Die Soldaten vor Ort wollen, dass die Mängel abgestellt werden und keine militärpolitische „Kleinkrise“ auslösen.
@Loggi
Vertrauliche Infos? Wer glaubt dass Missstände im Zeitalter von Facebook und AG nicht bekannt werden, der spllte sich mal mit der Kommunikationsstrategie von erfolgreichen Unternehmen anschauen! Wenn man unhygienische Zustände als vertrauliche Infos bezeichnet, verwässert den Begriff vertrauliche Infos! Der Minister glaubt ja auch er könne die Fehler bei der Neuausrichtung bis zur Wahl vor der Öffentlichkeit verbergen! Doch auch da wird es, gerade wenn es nicht paßt, einen geben der das Fass öffnet! Offensive Kommunikation und Fehlerkultur wäre angebracht und der Steuerzahler hat einen Anspruch darauf!