De Maizière und wie er die Welt sieht: Alles hat seine Ordnung
Nein, eine wirklich gute Presse hat Verteidigungsminister Thomas de Maizière in diesen Tagen nicht. Seine Kritik am Gieren nach Anerkennung der Soldaten, die er nach einem Proteststurm ein wenig abschwächte. Sein Lapsus nach einer NATO-Verteidigungsministerkonferenz, als er sich bei den US-Truppenzahlen in Afghanistan nach 2014 vertat. Zuvor schon die merkwürdige Position in der Drohnen-Debatte, als er die unbemannten Flugsysteme zur ethisch neutralen Waffe erklärte, das aber auch bald danach wieder zurücknahm. Und dann kürte ihn die Zeit auch noch zum Einsamsten Mann von Berlin.
Als einzig echten Fehler, der ihm unterlaufen ist, dürfte de Maizière die falsche Bekanntgabe der Truppenstärke am Hindukusch ansehen. Große, unvermeidbare Fehler – die haben mich schon als Schüler nicht sehr geärgert. Aber kleine Flüchtigkeitsfehler, zu denen ich damals neigte, die haben mich viel mehr geärgert, bekennt der Minister in dem Buch Damit der Staat den Menschen dient, das am (morgigen) Montag in Berlin vorgestellt wird.
Auf rund 380 Seiten, sehr kundig interviewt vom SZ-Kollegen Stefan Braun, blättert de Maizière da nicht nur seinen politischen Werdegang auf, vom Redenschreiber des damaligen Berliner Bürgermeisters Eberhard Diepgen über seinen Beitrag zum Aufbau der DDR-Regierung nach der Wende und verschiedene Staatssekretärs- und Ministerämter in ostdeutschen Ländern bis zum Posten des Verteidigungsministers. Grundton der teilweise sehr persönlichen Betrachtung: In einem Staatswesen muss alles seine Ordnung haben, und wer Glück hat und das Geschick mitbringt, kann Einfluss auf die Gestaltung dieser Ordnung nehmen – darf aber nie grundlegend an ihr rütteln.
Wir haben eine Aufgabe zu lösen. Eine Regierung ist nicht dazu da, dass einzelne Leute möglichst lange Minister bleiben, sondern sie hat eine Pflicht zu erfüllen: Sie muss das Land gut regieren. Sie muss ihre Wahlversprechen umsetzen und zugleich auf neue Entwicklungen reagieren, beschreibt de Maizière sein Regierungs- und Pflichtverständnis. Für ihn fängt das gut regieren schon im Organisatorischen an: Ich habe mein halbes Leben Organigramme gemalt, erzählt der CDU-Politiker. Ihn auf die Funktion einer Büroklammer zu reduzieren, wie es Kritiker gerne tun, würde dieser Haltung allerdings nicht gerecht. Denn auch wenn er die Bedeutung einheitlicher Schrifttypen auf Ministervorlagen wortreich begründen und betonen kann: für de Maizière ging das Malen von Organigrammen immer einher mit der Ausübung von Macht – wer die Organigramme malt, bestimmt auch über Funktionen und Personen. Das ging teilweise sogar so weit, dass er solche Kästchen zeichnete, obwohl er selber gar nicht Teil des Apparats war, den er da entwarf: bei der Organisation der DDR-Regierung unter seinem Vetter Lothar de Maizière, den er als aus dem Westen abgeordneter Berater unterstütze, kamen Funktion und Person von Thomas de Maizière in diesen Organigrammen gar nicht vor.
Organisation ist Politik, diesen Leitspruch des früheren SPD-Bundesvorsitzenden und zeitweiligen Vizekanzlers und Bundesministers Franz Müntefering hat sich de Maizière offensichtlich zu eigen gemacht. Müntefering wird am Montag das Buch vorstellen – und so oft, wie der SPD-Politiker direkt oder indirekt als Referenz in den Aussagen des Ministers in diesem Interview-Werk auftaucht, ist das keine Überraschung. Dazu gehört, auch das typisch de Maizière, dass er eine zu enge Nähe zu Müntefering entweder wirklich vermieden hat oder eher abstreitet – und das beileibe nicht nur, weil es sich um einen politischen Gegner handelt: Müntefering und Steinbrück sind die, die mich am meisten beeindruckt haben. Die größte Nähe hatte ich mit Steinmeier und Steinbrück, erinnert sich der damalige Kanzleramtschef an die Zeit der großen Koalition. Beeindruckt, aber nicht nahestehend.
Nähe ist für de Maizière ohnehin kein Kriterium politischen Handelns – im Gegenteil. Angela Merkel kennt er aus den Zeiten der Wende 1989/90, und über die Jahrzehnte waren beide beruflich eng miteinander verbunden. Dennoch antwortet er auf die Frage Sind Sie Freunde seit der Zeit? glasklar und knallhart: Sie ist meine Chefin, und da kann sie nicht meine Freundin sein. Beim Vertrauen sehe das anders aus – und er könne auch Leuten vertrauen, denen er nicht nahestehe.Das gilt, so schildert der langjährige Minister (wenn auch auf verschiedenen Posten), auch für seinen Führungsstil: Er führe durch Vertrauen, aber das setze auch gute Leute voraus. Vor allem aber loyale Leute.
Diese Einstellung ist eng verbunden mit de Maizières Auffassung zum Grundthema des Buches: Dem Dienen. Anschaulich schildert der Minister das bei seinen Überlegungen nach Angela Merkels Anruf, die ihn zum Kanzleramtschef machen wollte – und damit den Verzicht auf Ministeramt und Landtagsmandat in Sachsen forderte. Die Bundeskanzlerin hat das Recht, wie ein Fußballtrainer ihre Mannschaft aufzustellen. Feierabend! Da kann ich nicht sagen: »Ja, aber ich möchte es lieber so.« Woher er diese Auffassung des Dienens hat? Auch von meinem Vater. Der war Soldat, er wurde versetzt. Das gehört dazu, und dann macht man das. Für ihn eine Selbstverständlichkeit, der er – so zieht es sich durch das Buch – aber auch von Untergebenen und Mitarbeitern erwartet.
Kritik daran, von unten nach oben, ist in diesem Weltbild nicht vorgesehen. Eher beiläufig erwähnt de Maizière in dem Abschnitt über seine Zeit als Bundesinnenminister und seine Haltung zum Internet auch, was er von massenhaftem Widerspruch im Netz, den so genannten Shitstorms, hält: Das finde ich lästig und ärgerlich, aber nicht bedrohlich. Und ich schließe nicht aus, dass man sich dagegen auch mal wehren kann. Technisch, in einiger Zeit. Auch Protest, heißt das, kann man ausblenden. Notfalls mit technischen Mitteln.
Auch wenn in Damit der Staat den Menschen dient etliche Aussagen enthalten sind, die man schon in Vorträgen oder anderen Interviews gehört hat: Das Bild vom Politiker Thomas de Maizière rundet sich mit diesem Buch. Ein Bild, das bestimmt ist vom Vorrang der Obrigkeit – auch wenn es eine demokratisch legitimierte Obrigkeit ist. Dazu passt auch die Frage, die in den Interviews ziemlich am Ende der 380 Seiten nicht fehlen darf: die nach dem Willen und Wunsch, Kanzler zu werden. Das verneint de Maizière, wie schon oft zuvor. Und lässt sich dann doch die Aussage entlocken: Ich bin jetzt 59. Aber wenn es so weit käme und wenn mich etwas wirklich locken würde, dann würde ich auch kämpfen. Dann würde ich schon zugreifen. Die Entscheidung muss ich dann fällen. Nicht jetzt.
Ich wage die Vermutung, Was ihn wirklich locken würde: Sich als erster Diener des Staates sehen zu können.
(Eine persönliche Randbemerkung: Ich habe das Buch auch deshalb mit großem Interesse gelesen, weil die darin geschilderte Karriere des Politikers Thomas de Maizière von den späten 1980-er Jahren bis heute zeitlich ziemlich deckungsgleich ist mit meiner Arbeit als politischer Journalist. Und ich wichtige Entwicklungen wie die Verhandlungen über den Einigungsvertrag als Beobachter verfolgt habe, während de Maizière – hinter den Kulissen – an der Aushandlung mitwirkte. Die Abschnitte über diese Zeit waren deshalb für mich das Spannendste, weil auch Neue, an diesem Buch.)
(Foto: Das Stabsmusikkorps der Bundeswehr präsentiert Verteidigungsminister Thomas de Maizière Anfang Februar 2013 in der Julius-Leber-Kaserne Berlin das neue Audiologo der Bundeswehr – Bundeswehr/Isabell Kurtze via Flickr unter CC-BY-ND-Lizenz)
Ich werfe nur mal in die Runde, dass viele Nicht-Insider mit der Abkürzung CRM (und ähnlichen wie MRM, TRM) wenig bis nichts anfangen können.
Wäre – wieder mal – schön, wenn solche Abkürzungen zumindest einmal ausgeschrieben und/oder kurz erklärt würden.
@ Koffer 17:32
Es ist gut, dass Sie TdM in Schutz nehmen. Manches an der öffentlichen Kritik finde ich zutreffend (Stichwort gezeigte Gefühlskälte und Herzlosigkeit, die hinter seiner Fassade vielleicht ganz anders aussieht), vieles aber auch maßlos übertrieben. Seine Stärken liegen nun mal in der Ministerialbürokratie (und das meine ich nicht abwertend). Und seine Rolle als IBuK, die – wenn es hart auf hart kommt – ohnehin auf die Kanzlerin übergeht, lässt sich durch starke militärische Führung an der Streitkräftespitze sehr wohl kompensieren.
Mit Blick auf die Rolle des Parlaments liegen Sie nicht ganz richtig. „Lediglich“ von „Zustimmungsrecht“ würde ich nicht sprechen. Es geht vielmehr um ein Mandat, also um einen Auftrag, den das Parlament der Bundesregierung (die allerdings, das ist richtig, das alleinige Initiativrecht besitzt) erteilt. Das ist m.E. auch aus Sicht der Soldaten wichtig, die in einen Einsatz geschickt werden und dabei wissen, dass dies im Auftrag der Mehrheit der Volksvertreter geschieht. Diese hohe Hürde ist sehr sinnvoll, auch wenn sie einem raschen Ad hoc-Handeln der Exekutive mitunter entgegensteht.
@ J. König 17:21
Zum Leitbild des Staatsbürgers in Uniform sind wir uns einig. Es ist eine Errungenschaft, auf die wir durchaus stolz sein dürfen, auch wenn manche dies anders sehen.
Aber: Ein Leitbild mit Blick nach vorn kann und darf sich niemals auf eine „bedingungslose Kapitulation“ stützen. Dann wäre es zum Scheitern verurteilt. Grundlage ist vielmehr die (auch geschichtlich begründete) Überzeugung, wie sehr ein kritisch mitdenkender Soldat, der sich nicht einem bedingungslosen Gehorsam gegenüber irgendwelchen Befehlen, sondern einzig und allein Recht und Gesetz verschreibt, sowohl unserem allgemeinen staatsbürgerlichen Verständnis als auch dem Erfolg der Streitkräfte entspricht.
@Elahan
„Ist schon ein unterschied, ob man dem Volk oder der Kanzlerin treu ergeben ist!
[Ministereid]”
Ja und?!
1. Wissen wir alle, dass Bundesminister nehmen ihrer Pflicht ggü. dem Vaterland auch parteipolitische Pflichten haben. Wer sich dieser Tatsache der Realtität verschließt sollte mEn in eine Traumwelt übergehen.
2. Haben ich jetzt noch kein einzigen Beleg von ihnen gesehen, wodurch klar würde, warum er nicht gleichzeitig dem BK ein loyaler Mitarbeiter/Minister war UND DEU treu gedient hat.
3. Kritik: Es war von Anfang an klar, dass ab 2013 beginnend alle wichtigen Entscheidungen über Neuausrichtungen überprüft werden. Aber es war genauso richtig, dass nachdem einmal eine Entscheidung getroffen wurde nicht jedes kleine „Gewerkschaftsnörgeln“ zu großen Umplanungen führen konnte!
4. CRM wir bisher ausschließlich von der Lw und von Lfz-Besatzungen gelobt.
Das Heer und der Großteil der Marine widersteht erfolgreich den „Sirenengesängen“ ;)
Vielleicht sollte man in der Lw vielleicht endlich mal akzeptieren, dass ein Modell was in Lw-blau schick ist in Heeres-oliv deswegen vielleicht nicht immer gleichgut funktionieren muß?!
O.K.
letzter Kommentar: Allein durch die Veröffentlichung dieser Interview-Bibliographie konterkariert sich TdM intellektuell, politisch und ministeriell…….und natürllich als IBUK !
Koffer | 10. März 2013 – 19:08
@Elahan
“Ist schon ein unterschied, ob man dem Volk oder der Kanzlerin treu ergeben ist!
[Ministereid]”
Ja und?!
1. Mache ich doch nicht! Merke es nur an! Natürlich hat er parteipolitische Pflichten muss ich aber doch nicht gut finden! Wer aber in der Öffentlichkeit behauptet die Neuausrichtung war notwendig, weil die SiPo Lage der BRD plötzlich eine andere ist, der lügt und verspielt Vertrauen!
2. Es ist nicht meine Aufgabe Belege zu liefern! Wer jedoch wissentlich durch Anweisungen Steuergelder verschwendet ohne, dass es nachhaltig zu einem Mehrwert kommt, dient nicht treu! Die Belege werden gerade von anderen als mir geliefert!
3.Spreche nicht von „Gewerkschaftsnörgeln“ sondern von konstuktiver Kritik!
4. Falsch: Schon mal mit Feuerwerkern, Einsatzführern, Chirurgen, Hubschrauberpiloten und Flugsicherungspersonal gesprochen?
sorry @Georg, da muss ich widersprechen: bitte nicht schon wieder aus einem sehr spezifischen Konzept eine universel gültige Strategie machen !
@ Soenke Marahens 19:55
„Vertrauen“ – da ist es wieder – dieses Wort, dass der Klebstoff zwischen den Führern und den Geführten darstellt und um auf TdM zurück zu kommen, das der Mehrheit der Truppe im Verhältnis zu seinem Minister und obersten Befehlshaber momentan fehlt.
@Georg
Volle Zustimmung.
Ich gehe noch einen Schritt weiter und behaupte das er beim Großteil der Soldaten jeglichen Kredit völlig verspielt hat. Und wenn z.B. Der Vorsitzende des DBWV schon anfängt „offene Briefe“ zu schreiben, dann weiss man auch wie es da um das Vetrauensverhältnis bestimmt ist.
Kein Kommentar zu CRM meinerseits.
Ich finde den Themenkomplex „Staatsraison“ viel interessanter. Wenn TdM diese so sehr über alles stellt (unausgesprochen kombiniert mit der „Alternativlosigkeit“, die einsetzt, wenn man politisch alles andere unmöglich gemacht hat), dann frage ich mich eines: ist es für ihn eine Niederlage, wenn eine über die andere Regierungsentscheidung in Gesetzesform durch den Über-Gesetzgeber Verfassungsgericht aufgehoben oder korrigiert wird? Oder ist es für ihn vielleicht sogar die höchste Form des Dienens, da das Gericht ja hier seinen Verfassungsauftrag erfüllt (freilich politisch)?
Ich denke mir, dass die Antwort hierauf sehr spannend und demaskierend wäre. Denn die Autorität für sein Verständnis von Staatsraison und Gehorsam dürfte für ihn wohl wirklich die Kanzlerin sein (und nicht der Souverän). Und ein Gericht sollte in seiner Welt Politik nicht korrigieren dürfen. Darf das Gericht aber, weil es die Verfassung so vorsieht! Und das inklusive der enthaltenen Kritik am Exekutivhandeln passt in die geschlossene Denkwelt von TdM so gar nicht hinein.
Das kann übrigens auch der Grund sein, warum die Bundeswehrverwaltung und die militärische Führung derzeit bei so ziemlich jeder „Basta“-Entscheidung juristisch auf die Nase fällt. Der Staatsbürger in Uniform hat nämlich nicht nur Rechte, sondern zumeist auch eine Verbands-Rechtsschutzversicherung…
TdM gewinnt in genau dem Moment wieder meine Achtung, wenn er seinen Laden Von oben her wieder auf rechtsstaatliches und vorschriftenkonformes Verhalten trimmt. Und nicht die Kleinen quält und die Großen pfuschen lässt.
@ Koffer
2. Haben ich jetzt noch kein einzigen Beleg von ihnen gesehen, wodurch klar würde, warum er nicht gleichzeitig dem BK ein loyaler Mitarbeiter/Minister war UND DEU treu gedient hat.
Sein Einknicken, Bundeswehreinsätze auch ohne Bundestagsmandat durchzuführen. (Etwa hier.) Da hat er den Willen Merkels ziemlich eindeutig über das Wohl seiner Soldaten, die Tradition der Bundesrepublik und die Staatsräson gestellt.
Herr De Maizière ist eben zuallerst ein Parteisoldat, und in seiner Selbstwahrnehmung als Kanzler-Diener wohl auch aufrichtg. Und anders als manchen (Schäuble, Gysi, Niebel) traue ich ihm da auch keine pseudo-kriminellen Dinge zu. Nur ändert das wenig an seinen Loyalitäten, und die sind eben nicht zum Besten Deutschlands, und auch nicht zum Besten der Bundeswehr.
Tatsächlich dürfte so ein Top-Down-Manager, der eben der Ansicht nachhängt, dass man sich erst hoch dient, und dann von oben herab regiert, für die von so vielen Generationenkonflikten geplagte Bundeswehr eine denkbar ungünstige Wahl sein. Oben sitzen halt nur die Alten.
Sein wir doch mal ehrlich. Der Minister disqualifiziert sich zunehmend. Es steht zu bezweifeln das er die Bundestagswahl noch in seinem Amt erlebt.
Um zum Ursprungsprotagonisten dieses Beitrages zurück zu kommen und diesen mit Ihrer Aussage zu verbinden, schließe ich:
Damit die Soldaten wieder motiviert sind, muss der Minister weg?
Einfach mal ein Beispiel, welches m.E. deutlich macht, wie man (TdM) mit den Menschen in der Bundeswehr (d.h. Soldaten und zivile Mitarbeiter) umspringen zu können:
„Woher er diese Auffassung des Dienens hat? ‚Auch von meinem Vater. Der war Soldat, er wurde versetzt. Das gehört dazu, und dann macht man das.‘ Für ihn eine Selbstverständlichkeit, der er – so zieht es sich durch das Buch – aber auch von Untergebenen und Mitarbeitern erwartet.“
Aber dabei vergißt er so einige kleine Unterschiede:
Sein Vater wollte „hoch“ hinaus und hat es bis zum Generalinspekteur gebracht.
Nicht jeder Angehörige der Bundeswehr läuft mit eine Besoldungsgruppe mit einem „B“ vorweg herum, so daß ständige Versetzungen für sich und ggf. seine Familie auf Dauer finanziell verkraftbar sind.
Mittlerweile „Soll“ es soetwas wie ein Konzept geben … zur Vereinbarkeit von Familie und Dienst. – Doch solche Sichtweisen widerstreben diesem nun wirklich in Gänze.
Im Oktober 2011 versprach uns jemand mit Verkündung der Standortentscheidungen, daß die Zeiten der Unsicherheit vorbei seien. – Aber wie viele, eher wie wenige wissen heute und jetzt, wo sich ihr nächster Dienstposten aufgrund dieser Reform befinden wird. – Ich habe – mittlerweile fast am Ende des 3. Reformjahres – noch immer nichts schwarz auf weiß … und in 9 Monaten, 20 Tagen, 23 Stunden und ein paar Minuten wird es meinen Dienstposten nicht mehr geben … wie bei vielen anderen auch.
Da paßt auch folgendes wunderbar ins Gesamtbild:
Wer sprach davon, daß die Bundeswehr als Arbeitgeber attraktiver werden müsse? Das sie in der Fläche vertreten bleiben müsse? Wer sprach – sinngemäß – von Verwendungen in der (Heimat)region? … ja, genau. … Kaum ist ein Jahr vergangen beschwert sich der selbige, daß sich die Soldaten zu sehr nach „Hotel Mama“ sehen … soll heißen, daß sie nicht wirklich Lust haben, sich stets und ständig versetzen zu lassen.
Moderne Menschenführung, ein attraktiver Arbeitgeber, Vereinbarkeit von Familie und Dienst etc. sehen anders aus.
… und dieses ist nur ein Beispiel, welches die eklatanten Unterschiede zwischen Versprechen (selbst der ministeriellen Führung) und demtatsächlichen Handeln aufzeigt.
Vielen würde es schon helfen, wenn man ihnen endlich einmal sagen würde, wann und wo ihre nächste Verwendung beginnen wird. – Das könnte vielleicht wieder ein wenig Vertrauen schaffen, oder ist das nach 3 Jahren Reform etwa zuviel verlangt?
Auch wäre Transparenz in den Standortentscheidungen angebracht gewesen. Denn diese „Basta-Entscheidungen“ – oftmals ohne nachvollziehbare Hintergründe – erwecken doch noch immer den Schein von irgendwelchen Parteiklüngeleien. Aber dienen wir denn der CDU oder irgendeiner anderen Partei? – Ganz klar: nein! Sondern der Bundesrepublik Deutschland und seinem Volk. Daher ist man hier auch entsprechende Begründungen schuldig.
Auch die Auslagerung der Personalabrechnung soll ja nun zum 1.7. erfolgen. Auch wieder so eine Basta-Entscheidung … angeblich um die Kosten zu senken. Wirklich? Aber warum gibt man dann auf die Frage, wie hoch die Einsparungen dann sein würden und wie hoch die „Anschubkosten“ sein würden, solche lapidaren Antworten wie (sinngemäß) „Die Kosten werden sich auf der Zeitachse amortisieren.“ – Welche Kosten, da kein Zahlen geliefert? Welche Zeitachse – 5, 10, 100 oder gar 1.000 Jahre? Solange auch hier keine Transparenz herrscht, ist es – zumindest für mich – eine Basta-Entscheidung, die nur dazu da ist, um die Personalreduzierung im zivilen Bereich auf Biegen und Brechen durchzusetzen, damit das (sein) politisches Gesicht gewahrt bleibt.
Und zur Reform insgesamt … normalerweise sehe ich das so, daß man erst schaut, welche Truppen brauch ich mit welchen Fähigkeiten, die ich einsetzen will. Dann verpasse ich dem Ganzen noch ein Versorgungsgerüst (Kasernen, Logisitik, Sanität etc.). Nun kommt noch mal eben ein Verwaltungsgerüst (BwDLZ etc.). Und zu Guterletzt verpasse ich dem noch eine Vernünftige Führungsstruktur. – Und fertig ist Bw 2.0!
Aber nein, denn auch jeder Bauunternehmer fängt beim Hausbau ja erstmal mit dem Dach an … weil das eben so ist, basta!
@SchmidtM: Danke.
Und deshalb war CRM auch nicht ein Off-Topic-Thema.
@T.W
Koennen wir einen eigenen Thread zu CRM haben? Obwohl, ne Kiste Bier in AUgbsurg wäre eigentlich besser…. ich wuerde die auch bezahlen!
Das ist das nächste NATO Problem wo unser V-Minister nicht mal ein Satz dazu sagte
Oder sind wir mit den USA nicht mehr verbündet
http://mediathek.daserste.de/sendungen_a-z/329478_weltspiegel/13678018_china-nationalismus-pur-wie-kleine-inseln-eine
Hat eigentlich schon jemand Thomas für die subtile Bebilderung seines Blogposts über seinen Vornamenvetter beglückwünscht? Das sei zu Sicherheit hiermit nachgeholt.
Ich glaube, ich mache jetzt mal einen Diskussionsthread zu diesem Thema (CRM und so, Bücherlisten etc.) auf… Titel „Tiefe statt Breite“. Oder?