Bewaffnete Drohnen für die Bundeswehr: „Sicherheitsgewinn durch Abschreckung“
Eine Drohne vom Typ MQ-9 Reaper, betrieben von der britischen Luftwaffe und ausgerüstet mit Hellfire-Raketen und GBU-12-Bomben auf dem Flugplatz Kandahar in Afghanistan (Foto: Crown Copyright/defenceimages.mod.uk/Cpl Steve Bain ABIPP via flickr unter CC-BY-NC-ND-Lizenz)
Eine überraschende Wendung ist es nicht, was die Bundesregierung der Linkspartei auf deren Anfrage zum Thema bewaffnete Drohnen mitgeteilt hat: Dass die Bundeswehr langfristig mit bewaffneten Drohnen ausgerüstet werden soll, wie es vor allem Luftwaffeninspekteur Karl-Heinz Müllner im vergangenen Jahr gefordert hat.
Ehe die Bewertung dieser Absicht weiter nur auf Häppchen-Kenntnissen der Antwort beruht, erst mal zur Information die entsprechende Passage aus der Antwort (noch ist die Drucksache nicht auf der Internetseite des Bundestags verfügbar Inzwischen ist der Gesamttext der Bundestagsdrucksache 17/12136 abrufbar). Interessanterweise sind Kampfdrohnen, oder anders ausgedrückt, bewaffnete Unmanned Aerial Systems (UAS) nicht der Schwerpunkt der Linkspartei-Anfrage – die zielt nämlich vor allem auf die Integration von schweren Drohnen in den allgemeinen zivilen Luftraum und wurde deshalb am 18. Januar 2013 vom Bundesverkehrsministerium beantwortet, nicht vom Verteidigungsministerium.
Die für das Thema bewaffnete Drohnen vor allem interessante (letzte) Frage 25 im Wortlaut (der Fragetext kursiv):
Frage 25: Welche Überlegungen existieren bei der Bundesregierung, zukünftig bewaffnete Drohnen zu nutzen?
a) Welche Schlussfolgerungen zieht die Bundesregierung aus dem Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung des Deutschen Bundestages (Bundestagsdrucksache 17/6904), wonach Drohnen „mittel- bis langfristig durch eine Bewaffnung eine offensive Rolle“ übernehmen könnten?Die militärische Rolle von UAS kann nicht nur durch eine singuläre Betrachtung einer einzelnen Fähigkeit erschlossen werden, sondern durch die Untersuchung der Gesamtheit aller militärischen Fähigkeiten eines Landes im stimmigen Einklang mit dessen Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Die Verfügbarkeit neuer Fähigkeiten ist beispielsweise bei bewaffneten UAS Ausdruck technologischen Vorsprungs, der einen Sicherheitsgewinn vor allem durch glaubhafte Abschreckung zu bewirken vermag.
b) Inwiefern teilt die Bundesregierung die Schlussfolgerung, Drohnen könnten „gezielt eskalierend“ wirken?
UAS haben nicht den Zweck, eskalierend zu wirken. Falls das Prinzip der Friedenssicherung durch Abschreckung versagt, wird die Bundeswehr – und damit auch bewaffnete UAS – auch künftig ausschließlich im Rahmen ihres verfassungsgemäßen und mandatierten Auftrags eingesetzt werden. In welchem sicherheitspolitischen Umfeld diese Einsätze stattfinden könnten, ist ebenso wie eine gesicherte Darstellung möglicher künftiger Einsatzszenarien nicht verlässlich vorherzusagen.
c) Welche Drohnen wären hierfür nach Ansicht der Bundesregierung geeignet?
Aus Sicht der Bundeswehr kommen folgende UAS grundsätzlich als Beschaffungsoptionen in Betracht: Ein zukünftiges europäisches UAS der MALE (Medium Altitude Long Endurance) Klasse sowie UAS vom Typ HERON 1, HERON TP und PREDATOR B / REAPER.
d) Welche Streitkräfte könnten hierdurch „unterstützt“ werden (z.B. Bekämpfung von Zielen in der Luft, am Boden, Überwachung von Transportwegen, Seekriegsführung)?
Bewaffnete UAS können über die Eigenschaften eines unbewaffneten UAS hinaus ein erkanntes Ziel (am Boden und ggf. auf See) reaktionsschnell, präzise und skalierbar bekämpfen. Aus den Einsatzerfahrungen der Bundeswehr wird deutlich, dass eine durchhaltefähige bewaffnete Aufklärung (armed overwatch) in heutigen und wahrscheinlichen Einsatzszenarien, als Schutz bei plötzlich auftretenden gravierenden Lageänderungen unbedingt erforderlich ist. Außerdem werden durch diese Fähigkeit gegnerische Kräfte einer ständigen und für sie nicht prognostizierbaren Bedrohung ausgesetzt und in ihrem Handlungsspielraum eingeengt. Ein Einsatz gegen Ziele in der Luft ist derzeit nicht vorgesehen.
e) Inwiefern teilt die Bundesregierung die Schlussfolgerung, neu zu beschaffende Maschinen sollen „grundsätzlich die Möglichkeit einer späteren Bewaffnung“ vorsehen?
Grundsätzlich sollen UAS einen Beitrag zum Schutz und zur Unterstützung der eigenen Kräfte am Boden leisten. Vom Grundsatz her sind bewaffnete UAS eine Fähigkeitserweiterung einer bereits bestehenden Praxis von Wirksystemen. Die Möglichkeit einer späteren Bewaffnung ist daher bei Entscheidungen aus Sicht der Bundeswehr mit zu betrachten.
Na, dann kann die Diskussion ja wieder losgehen. In der Antwort sind auch noch paar andere interessante Details, zum Beispiel was die Polizei angeht (nein, bei der wird nicht über bewaffnete Drohnen diskutiert). Aber das wäre ein gesonderter Thread…
Ich bin ja mal auf die Modalitäten der Integration von UAS in den Luftraum gespannt. Hier scheint mir, wie ich schon mal schrieb, noch einiges an Arbeit offen zu sein.
Lese ich allerdings jetzt von einem „zukünftigen europäischen UAS“ dann kräuseln sich mir schon wieder die Fußnägel hoch und vor meinem inneren Auge erscheinen der Jäger 90 und der A400M in Formation mit dem NH-90.
Auf europäischer Ebene nimmt man hoffentlich Abstand davon, ein System für alle entwickeln zu wollen. Für die Briten mit ordentlich „Umpf“, für die Deutschen mit einem 20-fach abgestuften Vorwarnsystem samt Notausschalter für die SED-Nachfolgepartei und für die Griechen und Portugiesen möglichst finanziert von den Skandinaviern.
Das alles geliefert von EADS im Jahre 2045, dann zu einer halbierten Stückzahl, aber zum doppelten vom ursprünglich vereinbarten Preis, nur leider trotzdem mit 20 Jahren Verzögerung.
Wir haben die Entwicklung um Jahre verschlafen, jetzt sollten wir uns das eingestehen und bewährtes Gerät kaufen. Auch wenn es bedeutet, von den USA oder Israel ein Stück weit abhängig zu sein.
Südkorea macht es gerade vor, will ja wohl auch etliche Systeme in den USA kaufen.
Vielleicht hilft die Antwort der Bundesregierung zur Großen Anfrage vom 17.10.2012 unter der Drucksache 17/11102 weiter.
Bislang fand ich noch nicht die Antwort des Bundesregierung als Bundestagsdrucksache.
@J.Koenig
Die Antwort scheint es noch nicht zu geben.
@TomTom
In der Tat, das ist über das Reizwort Kampfdrohnen hinaus interessant. Deshalb lohnt die Antwort auch in anderen Punkten einer genaueren Betrachtung; wollte aber erst mal diesen Punkt auf eine sachliche Grundlage stellen…
Passend zum Thema:
http://www.swp-berlin.org/de/publikationen/swp-aktuell-de/swp-aktuell-detail/article/plaedoyer_gegen_kampfdrohnen.html
Recht merkwürdige Argumentation (Vermischung verschiedener Themen) für ein SWP-Papier.
Bezeichnend ist doch wieder einmal, dass die rechtlichen Aspekte in den Vordergrund gestellt werden. Bei Schulaktivitäten musste dazu immer die Versicherungsfrage herhalten. Mit kleinkarierter Vollkaskomentalität landet man wieder bei der kastrierten Armee von Afghanistan. Einen derartigen Schwachsinn kann man sich auch schenken.In 5 Jahren wird man dann hämisch darauf hinweisen, dass die Milliardenausgabe nichts gebracht hat. Wie auch, wenn man den Offizieren vor Ort weniger Befugnisse zugesteht als einem Schülerlotsen und ein hirnrissiges Verfassungsgerichtsurteil die Streitkräfte kastriert und der internationalen Lächerlichkeit preis gibt.
Just my 2 cents…
Der Grüne Jürgen Trittin, der die Entsendung der Bundeswehr nach Afghanistan mitzuverantworten hat und erst vor wenigen Tagen auch einen Bundeswehreinsatz in Mali forderte, hat nun gesagt, Drohnenbeschaffung der Bundeswehr
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundeswehr-trittin-lehnt-kauf-von-kampfdrohnen-ab-a-879680.html
So einen nennt man dann wohl einen Heuchler. Er selbst hat wie kaum ein anderer zur „Entgrenzung“ von Bundeswehreinsätzen beigetragen. Gleichzeitig ist er stets einer der Lautesten, wenn es darum geht, die Bundeswehr öffentlich anzugreifen, wenn sie im Einsatz das tun möchte, was er von ihr gefordert hat. Ginge es nach ihm, sollten die Soldaten in den Einsätzen, in die er sie ohne jegliche strategische Begründung schickt, wohl am besten ganz wehrlos sein. Gegenüber so einem wäre das schärfste Wort noch zu milde.
Es wird immer lustiger:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/bundeswehr-eads-verspricht-kampfdrohne-in-einem-jahr-a-879710.html
Die Grünen sind bei dem Thema gespalten: https://dgap.org/de/node/21751
Die Anfrage der Linken bezog sich v.a. auf den EuroHawk und die Integration der Flieger im SES. Es ging auch nicht um Kampfdrohnen-Anschaffung, sondern um die mögliche Bewaffung von Aufklärern, soweit die überhaupt Bewaffnung vertragen. Ich habe es so gemeldet:
http://heise.de/-1791203
@tom_weinreich:
Letzten Endes verkauft EADS ja nur die Leistung der Israelis, würde also funktionieren ;)
Sinvoller wäre aber Reaper in jedem Fall.
Demnächst „enttarnt“ dann einer, dass das Heer im Gegensatz zur Luftwaffe schon seit 1988 Kampfdrohnen will.
Das kann ja heiter werden. In der deutschen Öffentlichkeit sind bewaffnete Drohnen ja leider unzertrennlich mit der Taktik des targeted killing verbunden und werden auch nur so wahrgenommen. Deswegen spricht Trittin ja den Unsinn ja auch an – bringt Stimmen.
Wir hatten die Diskussion ja hier schon mehr als einmal, aber ich versteh nicht wieso in der Öffentlichkeit – und meiner Beobachtung nach hier auch über das ganze politische Spektrum verteilt – Leute das nicht differenziert sehen können. Naja was solls. Solche Aussagen à la Trittin werden sich auch noch häufen denke ich.
In der Zwischenzeit können Soldaten sich ja hinlegen und den dringend notwendigen Schlaf nachholen.
@Detlef Borchers
Du hast zwar Recht, was die Anfrage insgesamt angeht. Die von mir oben zitierte Frage Nr. 25 (war ja auch die letzte in dem Katalog) bezieht sich aber eindeutig auf die Beschaffung von bewaffneten Drohnen, nicht auf die Bewaffnung von Aufklärungsdrohnen.
Auch die Antwort auf Frage 23 ist interessant. Ein Nachfolger für die Heron 1 soll erst 2016 beschafft werden, obwohl der Heron-Vertrag im Oktober 2014 ausläuft.
Zur Bewaffnung der Heron 1: Das mag möglich sein, aber wie Entwicklung und Zertifizierung parallel erfolgen sollen verstehe ich nicht.
Unterm Strich steht wir dann bald wieder ohne UAV MALE da – 10 verlorene Jahre.
@ memoria
die beschaffer haben vermutlich ein bestimmtes prisma das ihren Blick auf die Realität prägt.
Bei unter 10000 GI’s wird es da zappenduster.
http://www.theatlantic.com/international/archive/2013/01/the-coming-rise-of-afghan-militias/272470/
Eventualitäten wie Mali haben im Planungsprozess nicht vorzukommen. da heißt es „design to political sensitivities“
@Thomas Wiegold, OK, dann wichte ich diese 1 von 25 Fragen falsch, und dann noch die Beantwortung vom Verkehrsministerium…. Lustig ist, dass diese Sache bei uns just zu dem Moment wieder diskutiert wird, wo die USA ihren RFI an die Hersteller rausgehauen haben, wie Drohnen umgerüstet werden können, um im Cyber-Warfare eingesetzt werden zu können.
@Detlef
Das heißt mitnichten, dass du diese Fragen falsch gewichtest… sondern nur, dass die öffentliche Aufmerksamkeit beim Reizwort Kampfdrohnen größer ist als bei der viel wichtigeren, aber nicht so publikumswirksamen Frage nach der Öffnung des kontrollierten Luftraums für (unbewaffnete) Drohnen ;-)
Bei allen Wortmeldungen der Politik momentan darf man nicht vergessen, dass der Wahlkampf bereits begonnen hat.
Beide Seiten werden in Regierungsverantwortung wohl nicht an den UAS vorbei kommen.
Allerdings dachten wir das auch vom Nachfolger der Transall, der Huey, des Marinehubschraubers usw.
Zurück zum Thema: Cassidian (EADS) verspricht, „binnen weniger Monate“ die Heron umzubauen, neu zu beschaffende Systeme zu integrieren und dann „parallel zuzulassen und zu schulen“? Ich kann mich kaum noch halten, wie soll das denn gelingen?
Zum einen gibt es schlichtweg nicht genügend Systeme für alles, zum anderen wird eine Schulung nicht stattfinden können, bevor die Zulassung erteilt wurde. Dann fehlt uns der geeignete Luftraum, Personal und Übungsgebiet für den scharfen Schuss.
Hoffentlich hat jemand aus den Desastern der letzten Jahre gelernt und beauftragt eine andere Firma, ein eingeführtes System zu beschaffen.
Wobei ich grundsätzlich keine Eile sehe, vielmehr scheint es ein mediales Strohfeuer zu sein, ausgelöst durch die Beantwortung der Kleinen Anfrage. Mit dem Rückzug aus AFG in Kürze und dem offensichtlichen Willen, sich aus Mali so weit es geht heraus zu halten, haben wir reichlich Zeit, in Ruhe eine gute Lösung zu finden und sollten nichts überstürzen.
@TomTom:
ist doch ganz einfach wie das klappen soll:
Die Heron gibt es ja fertig in der bewaffneten Variante… die Schulungen finden/fanden ja jetzt schon in Israel statt… insofern wäre da wenig zu entwickeln und wenig zu lernen… insofern ist es auch die Frage, ob man eine komplett neue Zulassung bräuchte, oder aber einfach auf den bestehenden aufbauen kann.
Die Einführung eienr beaffneten Heron wäre also auch eine Beschaffung eines bereits eingeführten Systemes… wenngleich nicht unbedingt des leistungsfähigeren.
Ich verstehe prinzipiell auch das ganze Geschrei jeztt nicht, dann man schon vor Jahren im Prinzip eine klare Vorstellung von der ‚Taifun‘ hatte und die Einführung doch auch quasi beschlossen war, bis das Projket im Sande verlief ;)
http://www.defense-update.com/products/t/taifun.htm
@Kerveros:
Bewaffnete Heron 1 bereits fertig? Haben sie dazu mehr Informationen? Oder meinen sie Heron TP?
Frankreich steht ja vor einer ähnlichen Entscheidung – auch da ist von Zusatzkosten die Rede:
http://www.defenseindustrydaily.com/apres-harfang-frances-next-high-end-uav-06451/
Natürlich benötigt man für eine deutsche bewaffnete Heron eine erneute Zulassung.
Solange dort ein Balkenkreuz aufgeklebt wird und eine Nummer vergeben wird die nicht mit 99 anfängt, gibts eine Zulassung.
@TomTom:
Nach meinem Verständnis ist eine bewaffnete Version der Heron 1 nicht marktverfügbar, somit ist weitaus mehr als eine deutsche Zulassung notwendig.
@all:
Medial interessant finde ich das offensichtliche Bemühen von SPON das Thema mit der Bundeskanzlerin zu verbinden. Rüstung als Wahlkampfthema.
In dem Zusammenhang sei ein kurzer Verweis auf die EFF erlaubt, die Ende letzten Jahres die Unterlagen zu Drohnenflügen über den USA freigeklagt hatte:
http://goo.gl/eVKOv
Schön finde ich die „Operational Risk Analysis Table“.
Tatsächlich interessant ist die Antwort auf Frage 20 – Herr Wiegold recherchieren Sie bei Ihren Kontakten!
@TomTom
Auch für 99er-Nummern gibt es eine Zulassung, und wenn sie einzeln für jeden Flug erteilt werden muss. Sonst bleibt das Fluggerät am Boden.
Bewaffnete Drohnen in deutscher Hand schrecken niemanden ab. Hinter jeder Drohkulisse (pun intended) steckt ein überzeugender Bluff. Den kann die BW beim besten Willen nicht aufbringen. Die politisch gewollte Zahnlosigkeit wird auch durch die allerneusten High-Tech Spielzeuge nicht besser …
@Memoria:
ich gehe mal davon aus, dass man dann die TP nutzen würde… ist ja auch in der Drucksache gelistet… wenn wir EADS wieder etwas umbasteln lassen , dann gäbe es eh keinen Grund für die Opposition sich gedanken zu machen… das System wäre allenfalls eine Bedrohung für politische Amtsträger und den Haushalt ;) (EADS – engeneering another disposable system ;) )
@Kerveros:
Cassidian bietet jedoch offenbar an Heron 1 umzurüsten – nicht einen Heron TP zu verkaufen.
Die Bw wiederum denkt darüber nach 2016 Heron TP oder Reaper zu beschaffen und/ oder ein europäisches UAV nach 2020 zu beschaffen.
Die Weichenstellung wird mit Ende des Heron-Leasings erfolgen – bezeichnenderweise bereits mit einer Lücke von 2014-2016.
Wir haben kein Geld, denn jetzt müssen wir ja erstmal Patriot Mun und Tanker kaufen!
und WTD ist noch mit EH beschäftigt :-)
Bewaffnete Drohnen, ja ……..2020+ und evtl mit anderen gemeinsam!
@Memoria:
falls die Heron 1 nicht verlängert wird. Da das System nur geleast ist, wäre es unsinnig daran herumzudoktorn, wenn man im Anschluss etwas ‚richtiges Kaufen könnte‘, aber die sinnhaftigkeit in Verträge mit EADS und seinen Derivaten erschliesst sicht mir ohnehin nicht.
Die Qualität des Spiegel-Artikels würde ich eh ersteinmal generell in Frage stellen, aber die Aussage ist ja
„Dass die Israelis die „Heron“ des Rüstungskonzerns IAI bereits in bewaffneten Versionen fliegen, halten Branchenkenner für ausgemacht. Von diesem Know-how könnten auch die Deutschen profitieren. “ und das wäre für mich eher ein Verweis auf die TP, aber selbst wenn nicht, dann würde man von einem existierenden System reden.
Eher glaube ich, der Autor bei SPON drückt sich da etwas unscharf aus…
Der SpOn Artikel ist Journalismus der üblen Sorte. Da hat jemand von SpOn bei Cassidian angerufen, und sich erkundigt, ob es möglich sei, die drei Bw Heron 1 zu bewaffnen. Nach der Info wurde schnell ein Artikel zusammengeschustert, der darauf optimiert wurde möglichst viele Klicks zu erzeugen. Das sich dort ein Fehler an den anderen folgt spielte keine Rolle.
Die drei Heron 1 gehören immer noch einer Israelischen Firma und nicht der Bw. Fremde Sachen darf Cassidian nicht umbauen. Für die Heron ist auch eine Selbständige Tochtergesellschaft von Cassidian zuständig, wo Rheinmetall noch 49% dran hält. Statt bei Cassidian, hätte man doch bei der Tochtergesellschaft fragen können. Ohne Hilfe des eigentlichen Herstellers des Heron 1 wird Cassidian sowieso keine einzige Veränderung vornehmen können. Der SpOn Schreiber Phantasiert irgendetwas zu recht. Die Experte hat der wohl auch erfunden. Ein sehr starken Einsatz von bewaffneten Heron 1 wird man wohl kaum Jahrelang verheimlichen können.
Letztes Jahr hieß es aus den BMVg zu Heron TP auch: „Zugleich wies der Sprecher [des BMVg] einen Bericht des ARD-Magazins „Panorama“ zurück, wonach es um eine mögliche Beschaffung einer israelischen Drohne gehe. „Heron TP steht nicht zur Diskussion“, betonte er.“
Im Juli 2012 hieß es, die Entscheidung über die Drohne sollte bis zum Ende des 3. Quartal 2012 fallen…
Laut SpOn möchte der Minister die UAV zusammen mit Frankreich entwickeln – hurra, wieder ein Auftrag für EADS… Ich gehe dann mal zum Ko….
Na, dann lassen wir uns mal überraschen, ob Frankreich die UAV auch mit uns entwickeln möchte…
Danach sieht es derzeit halt überhaupt nicht aus.
@Ben:
Die Aussage von Herrn Dienst (Sprecher BMVg) zur Heron TP ist in der Tat interessant.
Hier nochmal der komplette Ausschnitt der Pressekonferenz:
Frage: „Das ist mir völlig klar. Deswegen die Frage: Sind bewaffnete Drohnen für die Bundeswehr in Afghanistan ein Thema, sprich, ist es ein Thema, die Heron I durch die Heron TP zu ersetzen? Das ist ja ein Leasingvertrag, der das durchaus zulässt.“
Dienst: „Wir haben das an anderer Stelle schon ausgeführt: Die Beschaffung von Heron TP steht im Moment nicht zur Diskussion.“
http://daserste.ndr.de/panorama/aktuell/drohnen109.html
Was fällt auf?
1. Ist der Journalist gut informiert oder fabuliert er, wenn er sagt, dass der Leasing-Vertrag einen Wechsel von Heron 1 zu Heron TP zulässt?
2. Ich verstehe Dienst so, dass die akute Ablösung von Heron 1 durch Heron TP nicht ansteht. Seine Aussage würde ich entsprechend nicht auf die Zeit nach 2014 beziehen.
Trennung.
Wenn man sich die Diskussion der letzten Tage und Stunden (insb. bezüglich Talarion) so anschaut, kann man nur sagen: Chapeau, Cassidian!
Sie haben es geschafft, sich bei der Fortentwicklung von Heron 1 ins öffentliche Spiel zu bringen (danke SpON) und das tote Pferd Talarion zum Aufgalopp zu bringen (danke BILD)!
Man weiß nicht, ob man so etwas faszinierend oder erschreckend finden soll: Cassidian versieht ein altes Talarion-Entwicklungskonzept mit einem Geheim-Stempel, schickt es an die BILD-Redaktion und schon wird daraus eine fast fertige Drohne, die übermorgen (2016) in Dienst gehen kann. Zu allem Überfluss schreiben auch alle anderen (z.B. ZEIT-online) von BILD wortgleich ab.
Fakt ist: Talarion ist tot. Die Regierungen von F, ES und D haben die Finanzierung schon vor einiger Zeit eingestellt, worauf hin EADS zwischenzeitlich auch die Entwicklung gestoppt hat. Und die Testflüge für die „Talarion-Technologie“ sind Flugkampagnen mit der Barracuda-Drohne.
Der vielleicht wichtigste, möglicherweise einzig wichtige, Satz des BILD-Artikels ist:
„Die EADS-Studie warnt: „USA, Frankreich und Israel versuchen, die Systemdominanz im Segment der unbemannten Luftfahrzeugsysteme zu erzielen. Das kann nicht im europäischen Interesse sein.““
(OK, sie meinen natürlich „im deutschen Interesse sein“.)
Bei weitergehendem Interesse zum Thema Talarion darf ich mal auf eigene Ausführungen zum Thema verweisen:
http://www.flugzeugforum.de/eads-talarion-62717.html#post1470740
@ K.B.
Gehen Sie davon aus – EADS will MALE und UCAV entwickeln. „Natürlich“ mit den Geldern des Steuerzahlers.
Flugplan der EADS/Cassidian demnach wie folgt:
1. Heron 1 Leasing fortsetzen.
2. Heron 1 mit Bewaffnung ausstatten.
3. Heron 1 an Bundeswehr verkaufen.
4. Talarion/EuroMALE bauen.
5. Talarion/EuroMALE zum funktionieren bringen (das wird ein eingener Programmpunkt der zusätzliches Steuergeld einfahren soll).
6. Talarion/EuroMALE mit Bewaffnung ausstatten.
7. UCAV bauen.
8. UCAV zum funktionieren bringen.
9. UCAV mit Bewaffnung ausstatten.
10. Exportförderung beantragen da Systeme sonst nicht international zu verkaufen.
Eine Heron 1 wurde nicht gebaut, um Waffen aufzunehmen. Glaube nicht, dass es wirtschaftlich sinnvoll ist, jetzt die 3 Bw Heron umzubauen. Talarion ist ein UCAV und keine MALE Drohne. Nur weil die Bw 16 MALE UAS gebraucht hatte, hat EADS Talarion als MALE vermarktet.
Der Heron ist für Bewaffnung untermotorisiert zudem, ist seine Zuladung max 250 kg und Beobachten/Aufklären soll er ja auch noch können!
Da geht nichts mit Bewaffnung! Hier wird Spekuliert bis zum Anschlag :-)
@Aircraft:
Das wäre ein für EADS sinnvoller Weg – noch ist aus meiner Sicht jedoch nicht klar, ob FR und UK dies mit Blick auf EuroMALE auch so wollen.
Die andauernde deutsche Debatte über die Bewaffnung eines UAV stößt insbesondere in FR auf Unverständnis.
Zudem investieren FR und UK bereits in MALE UAV und UCAV. Zwischen DEU und FR gibt es bisher nur Absichtserklärungen – und hier und da etwas F&T-Mittel.
Hier noch ein Vortrag mit dem Planungstand 2011:
http://www.hubschrauberzentrum.de/Forum2011/Vortraege2011/04%20OTL%20Kessler%20Vortrag.pdf (Wurde trotz VS-NfD vom Hubscharuberzentrum ins Netz gestellt))
Darin sieht man u.a. wie sehr das Vorhaben bereits jetzt verzögert ist, da die Auswahlentscheidung zur Zwischenlösung (Heron TP vs. Predator) laufend verschoben werden. Ich glaube auch noch nicht, dass – wie vom Minister angekündigt – eine Entscheidung in diesem Frühjahr erfolgt.
Vor der Wahl wird glaube ich nichts wirklich Bahnbrechendes mehr entschieden. Ich verstehe es nicht, die halbe NATO kauft und fliegt Reaper/Predator, nur wir murksen wieder an einer Insellösung rum, die hinterher mit nichts und niemandem kompatibel ist…
Will nicht wieder mit Hubschraubern anfangen, aber TIGER vs. APACHE ist exakt die gleiche Geschichte.
Hallo,
Haben wir etwas verpasst ?
Sind wir angegriffen worden ?
Ist jetzt Krieg ? Gegen wir führen wir Krieg ?
Warum Kampfdrohnen ?
Was passiert, wenn ANDERE sich eines Tages entschliessen …. und über Europa fliegen Kampfdrohenen ..
Dann sind wir betsimmt dagegen.
Mit Drohen kann Germanien gegen tecghnisch unterentwicklete Nationen dominieren.
Eigentlch gehört die klassische Kriegserklärung dazu…
Ob wir uns trauen Kampfdrohen über Russland , China oder dem Iran fliegen zu lassen ???
Stimmt es , dass Deutsche Drohen im Krieg 1999 nicht mehr über Serbien fliegen durften ?
Stimmt es , dass die Ursache dafür der Verlust von 7 Deutschen Drohen war ?
Technsiche Ausfälle ???? Oder gar ABSCHUSS.
Frieden sollte man halten, ein hohes Gut.
Frager
Die Anonymität des Internets führt bisweilen zu bizarren Momenten… gerade war wieder so einer… :)
„Die andauernde deutsche Debatte über die Bewaffnung eines UAV stößt insbesondere in FR auf Unverständnis.“
Die Franzosen wollen den Deutschen halt die Französiche Bewaffnete Eurodrohne verkaufen. Klar stößt das in FR auf Unverständnis, wenn man sich bei der nicht EU Konkurrenz umsieht. Die Industrieanteile haben sich die Franzosen ja schon fest gesichert. Da ist für DE nichts mehr zu holen.
Der Heron 1 wurde nur geleast, um den Bedarf an dem zukünftigen EADS Produkt nicht zu mindern.
@ tt.kreischwurst | 25. Januar 2013 – 15:50
„targeted killing“ Na das will ich aber hoffen, daß gezielt angegriffen wird. Die Alternative Flächenbombardement ist doch eigentlich keine. Und das weder unter menschlichem noch unter wirtschaftlichem Aspekt. Die Frage Luftraumnutzung macht mir dank TCAS bei einem UAV weniger Sorgen als bei einem Piloten, der das Kommando aus TCAS beachten kann, der es aber auch lassen kann (Überlingen).
Mir ist noch ein Projekt im Hinterkopf, das liegt schon etliche Jahre zurück: Da hatte die Fa. Grob einen selbständig fliegenden Geräteträger in der Luft- Allerdings findet sich weder in Wiki noch sonst wo etwas aktuelles dazu. Das hier sieht beinahe museal aus:
http://www.bredow-web.de/ILA_2010/Sportflugzeuge/Grob_G_520_Egrett/grob_g_520_egrett.html
Immerhing gibt die Website dazu mal einen groben Überblick, was es an UAV so alles gab und gibt.
@Ben:
Ganz so einfach ist es nicht.
BAE, Dassault und Thales arbeiten intensiv an einem MALE UAV „Telemos“.
EADS ist hier nicht dabei und versucht eine deutsch-französisch-spanische Kooperation für EuroMALE zu „erwärmen“.
Bei „Telemos“ gab es zu Beginn auch Überlegungen Deutschland mit einzubeziehen.
Da wir jedoch weder bereit waren die militärischen Forderungen (bewaffnet!) mitzutragen und keine F&T-Gelder einbringen wollten, gab es kein Interesse mehr an unserem Nicht-Beitrag.
Am Ende wird es spannend zu sehen, ob Frankreich weiterhin eine bilaterale Lösung mit UK verfolgt oder es eine Kooperation einschl. Deutschlands geben soll.
Der bisherigen deutsch-französichen Absichtserklärung zu MALE UAV fehlt jedoch weiterhin jede Substanz – im Gegensatz zu Telemos.
@ Iltis
Die Egrett sollte als bemannter Höhenaufklärer im System LAPAS zur Primäraufklärung eingesetzt werden. Diese Funktion heute eher SIGINT benannt, soll zukünftig vom EuroHawk übernommen werden. Die Egrett ist also kein Vergleich für ein jetziges MALE UAV. Diese Klasse von UAV (natürlich ohne Bewaffnung) gab es in den 90er Jahren noch nicht. Die Technologie war noch nicht so weit.
http://de.wikipedia.org/wiki/LAPAS
@Memoria
Die Drohenlage in Europa hat sich geändert.
Frankreich will das zukünftige Euro UCAS aus dem Neuron UCAS unter klarer Französischer Führung entwickeln. Da kann jeder als Juniorpartner mitmachen, oder es bleiben lassen. Für DE sind da eh nur Hardware Industrieanteile drin. Ob die Briten da mitmachen, oder gleich übern Teich gucken, wird sich noch zeigen.
DE hat bei NEURON nicht mitgemacht, da man Talarion unterstützt hatte. Wir haben auch unseren eigenen UCAS Technologieträger. Vielleicht schenkt man Cassidian eine Israelische Lizenzdrohne, damit das von der Bw bezahlte Know How nicht in den Müll wandert. Sehr viel mehr Möglichkeiten hat man nicht mehr.
@Ben:
Sie vermischen hier – nach meinem Verständnis – 2 unterschiedliche UAS-Systemarten und Programme.
Telemos/ EuroMALE sind MALE UAS.
Neuron ist, wie X-47B, ein UCAS. An Neuron hat sich Deutschland wiederum gar nicht beteiligt.
EuroMALE wäre auf jeden Fall kein UCAS auf dem Niveau von Neuron und X-47B.
„Telemos/ EuroMALE sind MALE UAS.“
Bei Telemos/EuroMale hat man die Spezifikationen nicht festgelegt. Das ganze ging aber eindeutig wieder in Richtung einer HALE Drohne. In der Preisklasse der MALE UAS sind die Verdienst Chancen zu gering, daher konzentriert man sich wohl in Europa auf HALE Drohnen. Das einzige Exportland für Telemos/ EuroMALE ist auch wieder Deutschland.
Im FAZ Interview hatte der Ex Cassidian Chef Zoller auch klar gesagt, dass die EuroDrohne die größe eines GlobalHawk haben würde!
@Ben:
Auch wenn die Systeme in Leistung und Größe in den Bereich HALE hineinreichen sind sie mit Blick auf Signatur und Agilität noch lange keine UCAS.
lol…..immer wieder lustig zu lesen, wie die Experten in die gleiche Definitionsfalle laufen.
Wer sagt denn, was ein Male, Hale, UAS, etc. etc. ist….die Industrie und nicht der taktische Bedarfsträger. Also, alles nur Rüstungspolitik.
Die Franzosen haben seit 14 Tagen meine Hochachtung, denn die Mali – Nummer hätten so selbst die Amis nicht hinbekommen.
Geld und Technik sind vorhanden, was zählt ist der Wille und know-how.
Und Deutschland will eben nicht.—-und die Sterneträger sind einfach nur noch Lobbyisten in Uniform.
@klabautermann:
Klar, alles nur die pöse, pöse Industrie.
Gerade in der NATO (wo sich ja vorzüglich auskennen) gibt es ja genug gut bezahlte Definitions“experten“.
Allein schon die Selbstbeschäftigung bei Begrifflichkeiten rund um die AJP’s (siehe http://www.fueakbw.de/index.php/de/download/finish/13/21).
Alles die Rüstungsindustrie…