„Ich hätte den Soldaten nur Glück wünschen können“
(Foto: Euroforum/Dietmar Gust)
Der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Karl Müllner, hat sich erneut für die Beschaffung bewaffneter Drohnen für die Bundeswehr ausgesprochen. Das erlaubt uns, ohne Zeitverzug zu helfen, wenn es am Boden notwendig wird, sagte Müllner heute bei der Handelsblatt-Tagung Sicherheitspolitik und Verteidigungsindustrie in Berlin.
Der Luftwaffeninspekteur schilderte seine Erlebnisse bei einem kürzlichen Afghanistan-Besuch, als der in der Bedienerkabine einer Heron-Aufklärungsdrohne den Weg einer Bundeswehrpatrouille am Boden verfolgte. Mit dem unbemannten Flugzeug seien bewaffnete Aufständische rechtzeitig entdeckt worden, und in diesem Fall sei Unterstützung aus der Luft nicht nötig gewesen. Dennoch habe er persönlich ein äußerst ungutes Gefühl gehabt: Wäre Close Air Support nötig geworden, hätte ich höchstens den Soldaten am Boden viel Glück wünschen können.
Müllners Vortrag hier komplett zum Nachhören – im Wesentlichen basierend auf dem Papier Luftmacht 2030. Die Passage zu bewaffneten Drohnen findet sich ca. ab Minute 22:30:
(Dateiname enthält irrtümlich das falsche Datum; der Vortrag war natürlich 20121119 und nicht 20121118)
Nachtrag: Thematisch gehört es nicht direkt dazu, aber aufgrund von Leserwünschen hier der O-Ton des Vortrags von Marineinspekteur Axel Schimpf auf dieser Konferenz:
@T.Wiegold
Moin Herr Wiegold,
können Sie den Vortrag von der Marine ebenfalls per mp3 einspielen?
Danke
Interessant war auch, was er zum deutschen Beitrag zu Missile Defence sagte. Nämlich, dass man so ab 2020 sich eine Vorstellung zum nationalen Beitrag dazu auf der unteren Ebene und zur Obsoleszenz bei Patriot gemacht haben müsse. Da sucht jemand ein Thema neben/nach den UAS.
Etwas Dissens bzw. Positionsgerangel war dann zu spüren, als Marineinspekteur Axel Schimpf auch zur Raketenabwehr kam. Und zwar über einen Verweis zu den Holländern, die das auf ihren Fregatten im Wege eines Upgrades ganz aktuell einrüsten und schon bald verfügbar haben. Und nicht erst bis 2020 drüber nachdenken. Das ist dann wohl auch auf den deutschen Fregatten F124 möglich, da die ja gemeinsam mit den Holländern gerüstet sind. Damit hätte die Marine ein Pfund und eine Fähigkeit, die im Bündnis und als Poolbeitrag ganz real verfügbar wäre. Nachteil ist natürlich, dass dann kein schönes neues Rüstungsprojekt aufgesetzt werden könnte. Weil es eben ein Upgrade einer bestehenden Plattform ist. Und deshalb werden Luftwaffenblau und Rüstungsbürokratie das zu verhindern wissen. Leider.
@Hans
Liefere ich später nach.
( /edit: jetzt isser da.)
Ich würde den Vortrag der Marine lieber weglassen. Heute haben sie ja mal wieder in der Presse gezeigt, dass sie eigentlich nichts drauf haben. Wie war das: Wir sind die Botschafter Deutschlands?
http://www.spiegel.de/fotostrecke/deutsche-korvette-im-unifil-einsatz-mission-abschreckung-fotostrecke-89571-3.html
der artikel ist ja eine hofschranzerei, schlimmer als das yps-heft (letzteren könnte man das nachsehen). werden bei sp0n nur noch „journalisten“ eingestellt, die so gerade ihr bratwurst-volo gepackt haben ?
tätowierte, muskelbepackte kerle, soso. gut das der kapitän immerhin den anstand hatte, papagei und augenklappe im spind zu lassen nur nur leise „arrrr“ murmelte …
ssinja gäste da nech ?
sry, musste mal raus
Tja, mit der Qualität der SPON-Artikel verhält es sich wie mit dem Aktienkurs der Telekom. Aber bevor das in einem berechtigten SPON-Bashing ausartet und TW wieder den Ordnungsgong klingeln lässt, verweise ich nochmals auf Bild 3 der Bilderserie im Artikel.
@Roman
Danke, da sind Sie mir knapp zuvorgekommen ;-)
Sorry aber da verstehe ich das SPON Bashing mal nicht.
Viele jüngeren Leute heute sind tätowiert, das Stigma daß ein Fletcherfahrer damit verbindet ist etwas obsolet.
Es geht nicht darum, ob und wo die Leute tätowiert sind, sondern um den sprachlichen Stil und der angesprochenen „Bilder“ des Autors. Die Überspitzung von markus ist einer feiner Zug, ich hab herzlich gelacht. Ich konnte mir den Schreiberling der SPON vorstellen, wie er mit großen Kulleraugen neugierig das tolle Schiff bewundert. Nun ist der Autor ja schon etwas älter, eigentlich sollte ihn nichts so leicht beeindrucken können. Vielleicht liegt es ja auch daran, das er bei einem Springerblatt sein Handwerk gelernt hat.
Leute, das wird jetzt wirklich OT und ein Thema für ein Medienblog… Wollen wir das an dieser Stelle nicht bitte einfach beenden?
Ich denke GenLt Müllner hält genauso wie VAdm (richtig?) Schimpf halten zunächst einmal eine ziemlich ehrliche Rede, was in ihren Ebenen nicht soooo einfach ist-zumindest nicht immer.
Die Frage hat mE GermanObserver | 19. November 2012 – 14:43 aufgeworfen, und diese wird immer häufiger zum Tragen kommen: Wir finden es beide gut, können es beide gebrauchen, wer machts und bis wann? Ich setze mal die triviale Wortwahl fort: LVE vorbereiten, dem StS vortragen, Entscheidung akzeptieren und anschließend handeln sowie kameradschaftlich unterstützen.
Ich denke trotz der trivialen Wortwahl wird es klar: Professionalität ermöglichen, ggf. erzwingen-andererseits Professionalität wollen. Ich wünsche es den Verantwortungsträgern, dass sie es bewerten können und/ oder zeitnah bewerten werden können.
@ TW.
Ja. Ich bin da manchmal wie die Motte mit Licht. Wenns trotz aller Warnung angeht, dann muss ich dahin. :-)
Im letzten Jahr durfte ich GenLt Schelzig überrascht zuhören, wie er die dramatische Geschichte des Umschlages erzählte,den die Tornadopiloten ihren Warten vor dem Start in Piacenza übergaben, in dem sich das Testament befand. In diesem Jahr berichtet GenLt Müllner davon, wie hilflos die Luftwaffe doch in Afghanistan ohne bewaffnete Drohnen ist, wenn es dem Heer close air support geben müsste. Klar, Cas ist ohne Jets und ohne bewaffnete Drohnen erst mal schwierig, aber ich hab es – glaube ich- auch nicht so richtig verstanden. Ist wohl eine neue Erkenntnis seit 2008, dass man CAS nur mit bewaffneten Drohnen leisten kann. Die Tornados hatten ja wohl diesen wichtigen Auftrag nicht. Der damalige Inspekteur hat diesen CAS Auftrag auch nach meiner Kenntnis bei den Politikern nicht eingefordert.
Ich finde es auf jeden Fall mal gut, dass ENDLICH mal ein hoher deutscher General seiner allgemeinen Beratungspflicht der Politik und der Öffentlichkeit ggü. nachkommt.
Etwas was für britische und us-amerikanische Generale ja schon seit Jahrzehnten absolut üblich ist…
Von daher (jetzt mal ganz unabhängig vom konkreten Inhalt): Daumen hoch!
Ich habe mal die meiner Meinung nach interessantesten Aussagen von Müllner zusammengeschrieben:
1. „Wir haben zum Beispiel festgestellt, dass wir uns in den letzten 15 bis 20 Jahren auch auf Grund von Entscheidungen, die sicherlich zum damaligen Zeitpunkt richtig gewesen sind, dafür entschieden haben, im Bereich der Unterstützung eher ein schwächeres Profil einzunehmen.
Ich meine damit Unterstützung in Bezug auf Mobilität, ich meine damit aber auch Unterstützung für die Land- und Seestreitkräfte wenn es darum geht den Auftrag auch mit Waffen durchzusetzen. Und darum soll es ja eigentlich gehen, wenn wir vom Einsatz von Soldaten auch sprechen.“
Respekt: Ein Luftwaffenchef erklärt öffentlich, dass Luftstreitkräfte eine dienende Funktion für Heer und Marine haben!
Nur die Logik seiner Aussage ist doch etwas befremdlich:
Wie kann eine frühere Entscheidung, die den eigentlichen Auftrag aus dem Blick verliert, eine richtige gewesen sein?
Auch die Erkläung/Ausrede, dass man ja ohne den Alpha Jet einfach kein CAS mehr machen konnte, ist natürlich ziemlich weit hergeholt. Spätestens seit dem Irak-Krieg 2003 hätte man die Tornado-Geschwader entsprechend üben lassen können. Aber da war die Luftwaffe wohl noch vom Eurofighter geblendet und man übte weiter Offensive-Counter-Air wie in den 80er Jahren.
Ansonsten ist den Ausführungen von @schleppi nichts hinzuzufügen.
2. „Ich bin mir darüber bewusst, dass LNU politisch nicht ganz so einfach in den Einsatz zu bringen ist, wie vielleicht ein Lufttransportflugzeug oder ein Aufklärer.“
Ich formuliere das Ganze mal um:
„Die Politiker der BRD akzeptieren eher tote Soldaten, als dass möglicherweise Zivilisten als Kollateralschaden sterben.“
Traurig, aber wahr.
Und wir reden hier nicht von targeted killing, sondern von Truppen, die im Gefecht stehen und rausgehauen werden müssen.
3. „Wenn man Verfahren vereinheitlicht, wenn man Ausbildung gemeinsam organisiert … und dort nach gemeinsamen Doktrinen handelt, muss nicht zwangsläufig die Ausrüstung vereinheitlicht sein, …“
Muss nicht, vereinfacht aber vieles Ungemein.
Bang for the Buck gibt es z.B. nicht mit 17 unterschiedlichen NH-90-Varianten, sondern z.B. mit standardisierten F-16.
4. Und zum Bereich bewaffnete UAV:
„Ich habe großen Respekt vor der Diskussion, die darüber geführt wird, über ethische Fragen und moralische Fragen, ich denke aber doch dass diese am Ziel vorbeigehen, auch wenn ich mich gerne daran beteilige an diesen Diskussionen. “
Hm. Er beteiligt sich gerne an Diskussionen, die am Ziel vorbeigehen…
Nun gut, deutlicher hätte er sein Missfallen kaum ausdrücken können.
„Ich halte es auch nicht klug, sich strukturell handlungsunfähig zu machen, weil man sich nicht selber traut, die richtigen Entscheidungen im dafür notwendigen ethischen und Normenrahmen zu geben.“
Übersetzung:
„Bitte an politische Führung: Eier beweisen!“
Ich halte es da mit Schleppi: CAS geht auch ohne bewaffnete Drohnen. Und die JTACs im Einsatz haben meistens eine Alarmrotte verfügbar, die man bei TIC anfordern kann. Ansonsten kann ich Herrn Müllner nur raten, mal in die Fähigkeitsforderungen des eigenen Hauses an die sog. Überbrückungslösung nach auslaufen HERON 1 zu gucken. Von einer Fähigkeit zur Bewaffnung war da nicht die Rede, wie ich höre. Hat aber ja auch sein Vorgänger zu vertreten gehabt. Vielleicht muss er da nochmal seine Hausaufgaben machen, oder er definiert schon Forderungen für die Entwicklungslösung ab 2022 (European MALE). Dann würde er in der Tat Weitsicht beweisen.
@Roman: Ich verstehe Ihren Punkt nach wie vor nicht. Der Kommandant der Magdeburg bringt es im Video auf den Punkt, eigentlich geht es bei UNIFIL darum, dem Libanon sein Hoheitsgebiet auf See gegen Israel und eine sonst immer wieder drohende Blockade zu sichern. Was hat das mit „nix drauf haben“ zu tun? Es mag zwar langweilig sein, aber es funktioniert.
Herr K.P. Stieglitz hat den Politikern auf die Anfrage nach CAS geantwortet, dass der Tornado CAS Fähig ist und so ist ein Ausbau dieser Fähigkeit unterblieben!
Eine Abfrage der Politik nach CAS ist bewußt unterblieben!
Wer behauptet wir benötigen kein Drohnenabwehrfähigkeit, weil man die Geräte auch auf anderem Wege einfach und kostengünstig vom Himmel holen kann, darf nicht nach Drohnen als Waffe für die Zukunft rufen!
@ Ottone
Ich bezug mich auf Bild 3. Dort steht die versammelte Mannschaft des Schiffes, die Flagge mit Fahnenbegleitoffizieren, die Presse und was weiß ich noch wer, ein hohes Streifenhörnchen der Marine spricht an einem Rednerpult, um den die Fahne der Bundesrepublik falsch herum gewickelt ist. Daneben stehen zwei kleine lächerliche Palmen (sind bestimmt aber nicht böse Wüstenrommelpalmen) und irgenwo ganz klein hat einer UN an den Schornstein gepinselt. Am Heck des Aufbaus gammeln noch weitere Flaggen vor sich hin. Für mich (das wird wohl nicht jedem so gehen) ist das mal wieder eine würdelose Veranstaltung. Die Peinlichkeit wird um so größer, als dass diese Veranstaltung im Ausland stattfindet. Ich befürchte, der einzig richtige Soldat auf dem Bild hat sich danach kaputtgelacht oder ist vor Scham davongerannt. Aber was solls. Marine halt.
@Elahan
Den Unterschied zwischen assymetrischer und konventioneller Kriegsführung und den hieraus resultierenden unterschiedlichen Inhalt des notwendigen „Werkzeugkastens“ sehen Sie wohl nicht.
Ich finde es erstaunlich, wie Sie jede Form der Einsatzerfahrung auf unterschiedlichsten Ebenen im Kontext UAV nicht nur ignorieren, sondern aktiv ablehnend kommentieren und negieren.
Vielleicht sollten Sie mal eine Wehrübung im Bereich OMLT anstreben und Ihre Ansichten einem realen Testlauf unterziehen… ;-)
@Stefan H.
Bisher hatte ich den Eindruck, dass der Unterschied „bewaffnete Drohnen“ vs,.“irgendeine Form von CAS“ beim Werkzeugkasten für asymmetrische Konflikte eine sehr sehr nachrangige Rolle spielt, wenn überhaupt.
Was ist mir da entgangen?
@J.R.
Die „Playtime“, d.h. die Zeit die der Cover von oben permanent verfügbar ist. Dies gilt nicht nur für die reine Durchhaltefähigkeit von Maschine und Bediener, sondern auch ob das Flugobjekt parallel zu Steilfeuer – insbesondere von lokalen Kräften – eingesetzt werden kann.