Zwischenstand: Sag’s dem Staatssekretär
Das Angebot von Staatssekretär Stéphane Beemelmans, mit Lesern von Augen geradeaus! im direkten Gespräch über die Neuausrichtung der Bundeswehr zu reden, hat ein – aus meiner Sicht – kurioses Echo gefunden: In fast 100 Kommentaren zu dem ursprünglichen Eintrag wurde (und wird) heftig gestritten, ob ein solches Gespräch überhaupt sinnvoll sei. Der engagierten Diskussion hier im Blog steht eine – bislang! – merkwürdige Zurückhaltung gegenüber, was das Interesse an dem Gespräch selbst angeht: Gerade mal knapp zehn Leute haben mir per Mail den Wunsch mitgeteilt, dieses Angebot Beemelmans wahrzunehmen.
Das verblüfft mich schon. Die Kritik ist da, teilweise recht heftig – aber an der direkten Auseinandersetzung mit einem der Verantwortlichen scheint den meisten, aus welchen Gründen auch immer, nicht gelegen? Vielleicht spricht auch eine tiefe Enttäuschung daraus, wie in den Kommentaren. Das kann ich so nicht beurteilen.
Dennoch: Mehrere Interessenten haben mir deutlich gemacht, dass Ihnen an diesem Gespräch mit Beemelmans gelegen ist. Und deswegen hoffe ich darauf, dass sich noch ein wenig mehr dafür melden. Denn auch wenn eine sehr kleine Runde mehr Debatte bedeutet: Unterhalb einer bestimmten Zahl macht es, denke ich, wenig Sinn.
(Aus dem Grund bin ich auch nicht der Anregung von ein, zwei Interessenten gefolgt, mal zu klären, ob dafür eine Dienstreise infrage kommt. Bei so einer geringen Gesamtzahl mochte ich, ehrlich gesagt, diese Frage nicht stellen.)
Aber ich habe auch eine positive Nachricht: Für dieses Treffen steht das Gästehaus des Katholischen Militärbischofs in Berlin zur Verfügung (dafür ganz herzlichen Dank an das Engagement derjenigen, die das möglich machen). Sozusagen ein neutraler Ort und doch nahe am Militär.
Also: Vielleicht überlegt es sich der eine oder die andere (unter den ohnehin schon wenigen ist keine einzige Frau) doch noch mal und schickt mir eine Mail. An 9nov2012 [et] augengeradeaus [punkt] net.
@Elahan
„Was die Reform betrifft sind wir wohl näher als zuerst vermutet! Was das Gespräch betrifft, bin ich ein Befürworter, dass eines stattfindet, es geht mir da eher um die Erwartungen welche einige haben und da sollte die Rolle des Sts beachtet werden!“
Tatsächlich sollte meines Erachtens nach jeder, der zu diesem Gespräch ist inhaltlich ganz, ganz wenige Erwartungen haben. Vor allem in den politisch heiklen Fragen (StO Entscheidungen etc.) wäre es ja gradezu grotesk, wenn eine solche Gesprächsrunde ohne jegliche politische oder militärische Legitimation etwas erreichen würde, was Ministerpräsidenten, Landräte und Kommandeure nicht bewirken konnten.
Ich würde es eher als Gedankenaustausch betrachten mit der Hoffnung das beide „Seiten“ nachher für bestimmt Aspekte ein besseres Verständnis aufbringen. Sozusagen Neugier auf politisch-ministerielle Entscheidungsgrundlagen auf der einen Seite und Neugier auf ungefilterte Informationen über Wahrnehmungen der Truppenebene auf der anderen Seite.
Und schlussendlich sollte man sich ja auch über den „PR-Charakter“ der Veranstaltung im klaren sein ;)
Ob berechtigt oder nicht herrscht derzeit in der Truppe weithin die Wahrnehmung „ausgesperrt“ zu sein. Dies schürt natürlich Unzufriedenheit und die wiederum behindert die Reform. Da wirken solche Veranstaltungen natürlich deutlich über den eigentlichen Teilnehmerkreis hinaus :D
„Nicht der Verband macht ihrer Ansicht nach Fehler, sondern ein Mandatsträger, genau dieses sollte man dann kritisieren und demokratische Mehrheiten schaffen um die Verbandspolitik zu bestimmen! Interessenvertretung lebt vom Mitmachen und nicht von Loyalität dem Vorsitzenden gegenüber! Aber wer den Kurs mitbestimmen will, muss im Boot sitzen :-)“
Grundsätzlich richtig, aber angesichts des immensen Zeitaufwandes den man für Verbandpolitik betreiben muss und der immensen Probleme, die das für Soldaten mit Führungsverantwortung mit sich bringt, muss ich eine Abwägung zwischen Aufwand und wahrscheinlicher Wirkung treffen und die fällt deutlich gegen denn Verband aus :(
„Bei Schiffen (Ministerien) ist das etwas anderes….sie kennen ja den Spruch von Westerwelle!?“
Nein, welchen?
@ Koffer | 28. Oktober 2012 – 20:02
q.e.d.
Sie haben es doch tatsächlich geschafft, meinen Köder hastig zu schlucken und verzichten bei Ihrer Antwort vollkommen auf inhaltliche Argumente und geben sich nur noch empört.
Als Antwort zitiere ich mal aus meinem ursprünglichen Beitrag: „Es ist eine beliebte rhetorische Methode, sich bei vernichtender Kritik erst einmal über Ton und Form zu beschweren und sich als Opfer von Diffamierung dazustellen. So will man dann von den inhaltlichen Argumenten ablenken, da man sie offenbar nicht widerlegen kann.“
Ich habe Sie zudem nirgendwo als Nazi bezeichnet, lassen Sie bitte solche Unterstellungen. Inhaltlich sollte man sich im BMVg mal damit auseinandersetzen, was die Schwächen eines autoritären Führungsstils sind und warum erfolgreiche Organisationen sich da anders aufstellen. Zudem sollte man sich fragen, welche Vor- und Nachteile eine tabulose Diskussionskultur hat und wohin es führt, wenn man die Form weit vor den Inhalt stellt. Mit weichgewaschenem Neusprech verliert Kommunikation viel an Präzision und Effizienz.
Für das Thema Arbeitgebermarkenbildung hat so was nun mal eine hohe Bedeutung.
Aber wir sollten diesen kleinen Exkurs hiermit beenden und dem Vorschlag von Soenke Marahrens folgen.
@Koffer
http://www.youtube.com/watch?v=l9a6BHiu3aM&feature=youtube_gdata_player
Unterstützung, kann auch ohne zeitliches Einbringen mit sachlicher Kritik geleistet werden. Nun sind wir wohl auch noch was die Sache des Verbandes betrifft entschieden, wo soll das hinführen, mit der Streitkultur in unserer Republik? :-)
@Soenke Marahrens:
Der Artikel zu den Checklisten trifft den Kern – eben auch in Deutschland.
Man kann ihn nicht oft genug lesen.
Das wäre ein Thema für den Sts…
@Koffer
WW: „Auf jedem Schiff das dampft und segelt gibts einen der die Sache regelt.“
„Vor allem in den politisch heiklen Fragen (StO Entscheidungen etc.) wäre es ja gradezu grotesk, wenn eine solche Gesprächsrunde ohne jegliche politische oder militärische Legitimation etwas erreichen würde, was Ministerpräsidenten, Landräte und Kommandeure nicht bewirken konnten.“
Im Gegenteil: Auch wenn Standorte aufgegeben wurden, haben sich gerade die Landräte und Ministerpräsidenten gut durchgesetzt. Deshalb geht doch das „Gemecker“ der unwissenden weil nicht verstehenden Soldaten los, weil es zumindest subjektiv so aussieht dass viele neue Kasernen abgegeben werden, alte saniert werden, teilweise neugebaut werden müssen weil sie nicht geeignet sind und Verlegungen ohne Sinn und Zweck losgehen. Siehe Fürsty, Erndtebrück, Altenstadt, Mayen etc…
Nur um einen Aspekt zu nennen. Und da denke ich sind 95% der hier Schreibenden zur Reform einer Meinung, nur ist auch klar dass ein Gespräch mit ein paar zufällig Ausgewählten (es gibt ja mehrere Blogs) interessierten Soldaten nicht die Entscheidungsträger dahin bringt, die Reform zu überdenken!
Da hab ich mal wieder zu lange geschrieben…
@Sun Tzu
„Sie haben es doch tatsächlich geschafft, meinen Köder hastig zu schlucken und verzichten bei Ihrer Antwort vollkommen auf inhaltliche Argumente und geben sich nur noch empört.“
Köder???
Genau wegen solcher unsauberer „Tricks“ gehe ich nicht inhaltlich auf Ihre Argumente ein, wer andere mit der Nazi-Keule überzieht, der verdient darauf keine inhaltlichen Antworten…
@Hans
„m Gegenteil: Auch wenn Standorte aufgegeben wurden, haben sich gerade die Landräte und Ministerpräsidenten gut durchgesetzt. “
Touché! Ich hatte mit besonderem Blick auf eine StO Entscheidung (Rheine vs. Holzdorf) geschaut und auf die vergeblichen Versuche der Kommunaltpolitik und von Sdt etwas für Rheine zu tun (womit ich nicht sagen, will dass diese Versuche berechtigt wären, ich stehe dafür zu wenig im Stoff).
Im gesamten haben Sie aber natürlich recht, dass sich gerade die Ministrpräsidenten und die Landräte zu Lasten der Leistungsfähigkeit der Armee leider zu häufig bei dieser Reform durchgesetzt haben :(
Ich finde die Diskussion sehr gehaltvoll, vermisse aber den zentralen Punkt:
Die Reform, Neuausrichtung, … , wurde wie die Vorgänger durch Ressourcenknappheit ausgelöst und ich hatte gehofft, dass diesmal nur eine Leitlinie die Veränderung antreibt „Most bang for the buck (Euro)“. Ich bin selber Konzeptionär aber nicht bereit, dieses konzeptionelle Geschwafel (kann ich zwar auch argumentativ unterlegen) wie „Breite vor Tiefe“ zu ertragen, wenn die finanziellen und personellen Ressourcen fehlen. Dito gilt für Stationierungsentscheidungen etc.. Solange wir das nicht akzeptieren wird jede Reform in die Hose gehen.
@Koffer
(…) dass sich gerade die Ministrpräsidenten und die Landräte zu Lasten der Leistungsfähigkeit der Armee leider zu häufig bei dieser Reform durchgesetzt haben :(
Wer hat ihnen die Entscheidung ermöglicht und wer hat unter welcher Annahme die Entscheidungsgrundlagen geliefert? Was waren die Entscheidungsgrundlagen?
Am Fall Fürsty kann man exemplarisch verfolgen wie man an der Truppe vorbei entschieden hat und gute Vorschläge ignoriert! Nun werden wir bei der Nachsteuerung erkennen ob man es ernst mit der Vernunft meint oder die Sache durchzieht koste es was es wolle! Jedem ist klar, auch Roth (wessen Wahlkreis war da noch?) wird nur eine Übergangslösung sein!
Sts Schmidt: Man kann nicht sagen, dass alles immer bleiben kann, wo Geld hineingeflossen ist. Aber man muss dann schon sehr rechtfertigen, wenn man woanders neu baut.
Dumm ist nur, dass man jetzt in Roth neu bauen muss, denn Hubschrauber und Soldaten in der Grundausbildung haben andere Bedürfnisse als Offizierschüler, die in der Welt beachtet werden sollen und eine attraktive Ausbildung (und Standiort) erwarten!
Konstruktive Vorschläge?
Verkauft in Fürsty alles außer das Lw Ehrenmal und das Blaue Palais, renoviert dieses und die Lw betreibt in Germersheim die Grundausbildung für alle Dienstgradgruppen! Einsparung, zweistelliger Mio-Betrag und ein Teil der Truppe ist motiviert und erkennt, dass die Führung mit Herz und Verstand arbeitet!
@Elahan
Ja, das mit Fürsty erschließt sich mir auch nicht…
Eine der wenigen Traditionsorte, die die Lw seit Wehrmahtszeiten hat und ausgerechnet DEN schließt man. Da hätte man sicherlich gute Gründe für eine Erhalt (z.B. so wie durch Sie beschrieben) finden können.
Vor allem genau in diesem Fall geht es ja um Fragen, die weit über das heute hinausreichen (in Vergangenheit wie im die Zukunft)… Ob mun die CH53 in Rheine oder in Holzdorf fliegt interessiert in 20 Jahren niemanden mehr. Aber Identifikationspukte wie die OSLw einfach zu schließen und dann noch nicht einmal einen attraktiver oder repräsentativerem StO zu finden, das verstehe ich nicht…
Über Altenstadt vs. Pfullendorf kann man sicherlich auch streiten und Koblenz vs. Strausberg ebenfalls, aber bei Fürsty habe ich wirklich keine Verständnis…
@Dago
(…) „Die 8,3 Milliarden sind eine Vorgabe, die finanzpolitisch steht, und ich werde meine Vorschläge machen. Die gilt es dann, politisch zu diskutieren“, sagte Guttenberg 2010
(…) Nach derzeitiger Beschlusslage des Kabinetts sollen bis 2015 insgesamt 8,3 Milliarden Euro eingespart werden und die Bundeswehr von derzeit 220.000 auf bis zu 185.000 Soldaten verkleinert werden. De Maizière hat bereits deutlich gemacht, dass diese beiden Zahlen nicht in Einklang zu bringen sind. Erwartet wird, das ein Teil der Kosten für die Bundeswehr aus dem Verteidigungsetat ausgelagert werden.(…) 2011
(…) Und richtig ist schließlich: Es wird nie genug Geld geben. Das war auch nie anders. Ziel der Neuausrichtung ist es aber, weg zu kommen von strukturierter, absehbarer und dauerhafter Mangelverwaltung. Wir wollen eine Bundeswehr gestalten, die nachhaltig finanziert werden kann. Das ist auch eine Dimension von Einsatzfähigkeit. Die langfristige Finanzplanung stellt die notwendigen Mittel auf einer belastbaren Grundlage zur Verfügung, um die neue Bundeswehr in ihrer Zielstruktur nachhaltig zu finanzieren. Nominal bleibt der Verteidigungshaushalt im wesentlichen gleich hoch. (…) TdM 2012
Genau deswegen nur das Geld zählt. Most bang for the buck. Basta.
More bucks for the bang. Als Ökonom kann man dem zunächst nur zustimmen. Allerdings darf man Ökonomie dabei nicht auf Klempnerei reduzieren – ein Trend, der leider seit Jahren in der Weiterentwicklung der Bundeswehr zu beobachten und zu beklagen ist.
Was „bucks“ bedeutet, ist ziemlich eindeutig. Aber beim „bang“ wird eine klare Definition schwierig. Ist es nur Messbares, ist es nur das, was monetäre Kosten verursacht? Wie steht es mit dem Nutzen? Kann man Fähigkeitsentwicklung, Sinngehalt der Ziele, Motivation, Identifikation, Tradition, langfristige versus kurzfristige Betrachtungen wirklich eineindeutig operationalisieren? Wohl kaum.
Die Vielschichtigkeit der Entscheidungsparameter macht zwei Dinge verdammt schwierig: Erstens eine sinnvolle Festlegung überhaupt zu erreichen, und zweitens sie zu begründen. Für beide Probleme gibt es wohl keine Patentrezepte. Aber es gibt ein Grundprinzip, das so manche Schwierigkeit abfedert und daher tunlichst berücksichtigt werden sollte: Angemessene Beteiligung der Betroffenen bei der Entscheidungsfindung im Vorfeld und bei der Entscheidungsbegründung im Nachhinein.
Man kann es in einer strukturellen Neugestaltung des aktuellen Ausmaßes nicht jedem Recht machen (das zeigt auch die Diskussion hier). Man kann aber durchaus erreichen, dass die getroffenen Festlegungen nicht nur formal i.S. von eingeklagtem Gehorsam, sondern auch aus grundsätzlicher Überzeugung mitgetragen werden. Dazu braucht man aber Vertrauen. Vertrauen lässt sich nicht befehlen. Es muss wachsen, und es wächst sehr langsam. Ist es einmal verloren, wird es sehr, sehr schwierig, es zurückzugewinnnen. Derzeit ist es nach meiner Beobachtung auf dem schlechten Weg, zunehmend verloren zu gehen. Und zwar deswegen, weil (wie bei nahezu allen bisherigen „Reformen“ in der Bundeswehr) eine adäquate Beteiligung und damit Mitnahme der Betroffenen fehlte und fehlt. Das darf so nicht bleiben.
Daher rege ich an, beim Sts nicht irgendwelche singulären Details (Einzelschicksale zu Standorten, Waffensystemen etc.) zu thematisieren, sondern den Blick weiter zu fassen. Wie lässt sich zukünftig Vertrauen in die politische (und wohl auch militärische) Führung wiederherstellen und verbessern, und zwar auf allen Ebenen? Welche Bringepflicht hat dabei die Leitung? Und wie lässt sich auch seitens des BMVg ein Medium der Kommunikation und des Dialoges, wie es Augengeradeaus darstellt, dabei sinnvoll zum Wohle aller nutzen?
Damit ließe sich durch die Besprechung beim Sts ein wirklicher Mehrwert erzielen.
@KeLaBe
Im Moment reduziert das BMVg Beteiligung auf Information!
Man ist im Hause der Meinung, wenn alle Informiert sind, dann sind sie auch beteiligt!
Die Soldaten erwarten keine Mitbestimmung (außer dort, wo es gesetzlich vorgeschrieben ist), aber beteiligung und das ein Einbringen von Erfahrung ist eine selbstverständlichkeit!
Wird dieses verwehrt oder macht gerade das Gegenteil in dem man Erfahrung durch vermeindliche Kompetenz außerhalb des Systems sucht zerstört man Vertrauen!
Dass die Soldaten und Beschäftigten, auch unter Inkaufnahme persönlicher Nachteile, sich innovativ und motiviert an Veränderungen beteiligen könnte man an einer Vielzahl von Projekten erkennen (Jabo G34 Kolibri, TSLw1 OEM, Optimierung der Fallschirmspringerausbildung in Altenstadt, Optimierung der Einsatzführung in der Marine, Glücksburg, Modernisierung der Einsatzführung in der Lw in Meßstetten, Optimierung der Marineflieger uvm), dass aber gerade diese Verbände aufgelößt wurden/werde zerstört dann das letzt Quäntchen an Vertrauen!
@ Elahan
Richtig, und genau dieser empfundene Vertrauensverlust sollte mit dem Sts anhand einiger Beispiele besprochen werden – allerdings ohne sich allzu tief in „Einzelschicksalen“ zu verlieren.
@KeLaBe
Zustimmung und dann bekommt dieses Gespräch auch einen Mehrwert!
Gen Finster hat ja den Ausweg schon aufgezeigt! Die Bw und das Ministerium benötigen dringend eine Fehlerkultur!
Wer es jemals erlebt hat, wenn Piloten und Techniker einander auf einen Fehler aufmerksam machen, wird erstaunt sein, dass dafür ein ruhiger Hinweis und ein ebenso ruhiges „Danke“ als Antwort ausreichen. Das Konzept welches die Luftwaffe dazu verwendet nennt sich „Crew Resource Management“ (CRM) und umfasst einen ausgereiften Verhaltenskodex für die Flugzeugbesatzung, mit besonderem Fokus auf den Umgang mit Fehlern. Das CRM-Konzept ist bei der Ausbildung von Flugzeugbesatzungen weltweit vorgeschrieben und hat die Sicherheit im internationalen Luftverkehr maßgeblich erhöht.
Viele der Inhalte dieses Konzeptes verwendet die Bw schon lange, Innere Führung, Menschenführung, Disziplinarrecht, Fürsorge, SG § 12 Kameradschaft, Soldatenbeteiligungsgesetz, Anstand, Respekt uvm, man muss sie nur anwenden!
Solange wir noch in den Kategorien Schuld und Unfehlbarkeit denken, werden wir aus Fehlern nicht lernen und behindern uns selbst beim Optimieren! Die Mentalität „der Sack ist zu“, „Basta“ oder „igendwann muss Schluß sein“ ist von gestern!
@Elahan
Zustimmung
@Koffer
Wenn Sie die Diskussion im Intranet Bw verfolgt haben, haben Sie wahrscheinlich auch mitbekommen, wie die Stimmung von „Euphorisch“ (denn alle dort aktiven schreiben wollten sich mit Ideen, Erfahrungen, Lösungsansätzen KONSTRUKTIV einbringen) über „skeptisch“ (ob der mangelnden Rezeption auf Leitungsebene) zu „maßlos enttäuscht“ (ob der Führung und der durch sie intransparent getroffenen Entscheidungen) gekippt ist.
Niemand hat einen Bw-internen Soldatenentscheid erwartet oder gefordert. Die vom Minister gegebenen Versprechen bzgl. „Transparenz, Mitnahme und dem Ende der Zeit der Unsicherheit“ konnte er selbst jedoch nicht im Ansatz einlösen. Das ist eine unumstößliche Tatsache. Gerade Sie als DiszVorges werden sicherlich wissen, wie wichtig Verlässlichkeit in der Führung(skultur) für den unterstellten/nachgeordneten Bereich ist. Dieses Vertrauen hat der Minister nachhaltig zerstört. Die wenigsten von uns erwarten von einem Politiker und politischen Beamten Perfektion im Handeln. Was ich jedoch (ganz persönlich als kleiner Oberfeldwebel) von meinem obersten Vorgesetzten erwarte sind in erster Linie folgende Dinge:
– Integrität
– Aufrichtigkeit
– Offener Umgang mit (gemachten) Fehlern
– die Bereitschaft kontroverse Entscheidungen zu Begründen
– die Bereitschaft auf Lageänderungen adäquat zu reagieren
Sie als Kompaniechef in der Infantrie (ich mutmaße mal PzGren-Truppe, auch wenn es keine Rolle spielt) würden vermutlich auch nicht zum Gegenstoß ansetzen, wenn Ihr Spähtrupp Ihnen einen fdl. GefVbd in Brigadestärke aufklärt. Sollten sie es dennoch tun, kann die Ursache mE nur in:
– akutem Größenwahn
– falscher BdL
– völliger Hörigkeit gegenüber der übergeordneten Führung
liegen. Dies nur als kleiner Exkurs um die Handlungsweise des Ministers auf die Ebene InfKp herunterzubrechen.
Loyalität ist keine Einbahnstraße, Information übrigens auch nicht.
@Memoria
Mal interessehalber: Was haben Sie gegen Ulm bzw. das KdoOpFüEingrKr?
@all
Die Reform war durch fiskalisches Diktat und den Top-Down Ansatz von Anfang an zum scheitern verurteilt.
ICH hätte mir gewünscht, das die Politik zunächst mal klare Vorgaben macht, was die Bw können soll:
Welche Art Einsätze, welche Intensität? Einsatzradius, Verbringung, Einsatzdauer, max. Kontingentgröße.
Mit diesen Vorgaben hätte man dann Fachleute wie @Koffer beauftragen können, querschnittlich durch alle Truppengattungen von der Ebene Schützentrupp angefangen, nach oben entsprechend auszuplanen. Wenn dann die Kampftruppe (der mE „produziernde Sektor“ in unserem Unternehmen) steht, wird daran angelehnt die Kampf-, Führungs- und Einsatzunterstützung geplant.
Danach prüfe ich welchen Ausbildungsbedarf ich habe, um die Kräfte entsprechend zu befähigen und in Übung zu halten und wo sich hierbei von vornherein Synergien schaffen lassen,
Danach erst bilde ich die Führungsstrukturen für die operativen Elemente ab.
Ganz zum Schluss versuche ich das ganze neben einem möglichst schlanken Verwaltungsapperat zu etablieren, bei dem ich einen großen Handlungs- und Entscheidungsspielraum auf die Ortsebene lege.
Und als allerletztes setze ich auf dieses Gebilde das Ministerium als Dach, mit einigen wenigen Führungskommandos darunter.
Was brauche ich dafür?
Nach meiner laienhaften Einschätzung viele Blätter weißes Papier, aufgehobene Denkverbote und eine politische Führung die Bereit ist 1.) für eine richtige entscheidung einen Wahlsieg zu opfern und 2.) das entsprechende Kapital dafür bereitzustellen.
@Interessierter:
Das Kdo OpFü EingrKr ist ein Wasserkopf mit wenig Hirn noch weniger Nutzen.
Das derzeitige FHQ-Konzept – verbunden mit der EUBG-Ansatz – ist eine Traumtänzerveranstaltung der Militärbürokratie.
Man schaue nur mal auf die Kopfstärken OHQ-FHQ-EUBG. Wer braucht soviel Hauptlinge mit für sowenige Indianer?
EUBG gehört auf MilEvakOp reduziert – alles andere ist sowieso unrealistisch.