Irre, ein Spionageboot! (3)
Was man angefangen hat, soll man auch weiter führen: Das Flottendienstboot Oker der Deutschen Marine, das in den vergangenen Tagen in Sardinien im Hafen lag (und nicht, wie allgemein berichtet, vor der syrischen Küste), hat den Hafen von Cagliari um 10.25 Uhr (MESZ) verlassen. Der Kurs lässt sich bis auf Weiteres auf marinetraffic.com verfolgen (bis das Boot, was ja auch möglich ist, in einer Operation sein AIS-Signal abschaltet).
Screenshot: marinetraffic.com
Nachtrag: Wie etliche Leser schon festgestellt haben, hat die Oker in der Tat ihr AIS-Signal abgeschaltet… Letzte automatische AIS-Positionsmeldung war südlich von Cagliari/Sardinien, heute um 09:57 GMT (11.57 MESZ). Da kann jetzt in der Tat munter weiter spekuliert werden, wo das Boot denn nun hinfährt.
Die Bundeswehr besitzt 3 dieser boote, alster oste und oker. Alster und Oker befinden sich im Mittelmeer.
Und schon weg, oder bin ich grad blind?
Nein, da hat wohl wer den Schalter umgelegt! :) Wo bleibt die erneute Empörungswelle über die Kriegstreiberei, so zu lesen in den Kommentaren bei der NZZ, wo unter anderem das Eingreifen der „lupenreinen Demokratien“ Russland und China in den imperialistischen Griff nach „dem Platz an der Sonne“ gefordert wird. Dort und auch in den Kommentaren auf ähnlichen Seiten aus dem „großen Kanton“ scheint die Außentemperatur den kognitiven Fähigkeiten der Kommentatoren zu schaden.
P.s. ist das Verlinken von NZZ Artikeln eigentlich gesattet? Oder greift das mögliche Leistungsschutzgesetz auch für diese Inhalte?
[NZZ verlinken ist ok, es geht um ein deutsches Gesetz für deutsche Verleger-Webseiten. T.W.]
Bei 14 Knoten werden sie wohl in 4 Tagen in Limassol ankommen, wenn sie denn dort einlaufen sollten. Wenn nicht können sie ja direkt weiterfahren in den politischen Shitstorm. Sommerloch sei gegrüßt.
Mich würde es nicht wundern wenn man auf Grund des nicht vorhandenen Signals irgendwo bald was vom untergegangenen Spionageboot lesen kann.
So könnte die Schlagzeile lauten:
A 53 antwortet nicht! Deutsches Spionageschiff von Syrern versenkt?
Bringt Auflage und Traffic für die Internetseite.
Um das ganze weiter zu spinnen:
A53 antwortet nicht! Deutsches Spionageschiff von Syrien versenkt? Nouripour und Ströbele fordern Rücktritt der Kanzlerin, des Verteidigungsministers und Einsetzung eines Untersuchungsauschuss. Die Linke plant laut eigenen Angaben Klage vor dem Bundesverfassungsgericht.
Wenns nicht so traurig wäre, könnte man lachen. Aber leider ist diese fiktive Nachricht garnicht so weit von der deutschen realität entfernt. Zum Glück bis auf das gesunkene Boot…..
Die Kollegen von SpOn versuchen auch, da mal eine rationale Haltung reinzubringen:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/deutscher-geheimdienst-bruestet-sich-mit-rolle-in-syrien-a-850983.html
(SpOn gehört zu den deutschen Medienquellen, die trotz angestrebten Leistungsschutzrechts hier verlinkt werden; hatte ich schon mal erläutert.)
Am besten fand‘ ich diesen Satz in einem teaser bei SpOn: „Oppositionspolitiker verlangen sofortige Aufklärung.“ Wie, was jetzt?! :-)
Und noch ein Beispiel dafür, dass die deutschen Leitmedien in Sachen Sicherheitspolitik immer up to date sind:
Der Deutschlandfunk sprach in seiner Meldung heute um 12.00 immer noch von einem Einsatz eines Spionageschiffs der „Bundesmarine“ (sic!) vor der syrischen Küste. Tja, vielleicht meldet der DLF ja demnächst, dass die Bundesregierung über eine Entsendung des Afrikakorps nach Syrien nachdenkt oder dass Bundespost und Bundesbahn vom Bundesminister für innerdeutsche Beziehungen in die Bundeshauptstadt Bonn geladen worden sind oder oder oder…. :-)
Der SpOn artikel ist mir auch wohlwollend aufgefallen. Scheinbar (naja, man darf ja noch hoffen) haben Sie einiges von dem Feedback u.a. aus dem Forum angenommen. Naja, die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt…..
Im Nahen Osten selbst wird die Sache auch registriert, so z. B. bei Al-Manar, der Fernsehstation der Hisbollah im Libanon; die Hisbollah wird bekanntlich von Syrien unterstützt:
http://www.almanar.com.lb/english/adetails.php?eid=65421&frid=31&seccatid=91&cid=31&fromval=1
Ferner berichten israelische, libanesische sowie insbesondere auch iranische Medien.
Noch ein paar mehr Formulierungen zum Thema, je nach politischer Fasson etwas anderst formuliert und bewertet:
http://english.ruvr.ru/2012_08_20/German-spy-ship-watching-al-Assad-troops/
http://www.haaretz.com/news/middle-east/syria-rebels-aided-by-germany-intel-ship-in-fight-against-assad-forces-report-says-1.459268
http://abna.ir/data.asp?lang=3&Id=337951
http://www.hurriyetdailynews.com/western-spies-helping-syria-rebels-reports.aspx?pageID=238&nID=28157&NewsCatID=359
OT: Das Drohnen-Thema stirbt auch nicht. Bei Zeit online gibt es einen Kommentar zum Thema im Meimungsressort. Falls zu OT kann mein Kommentar gelöscht (oder verschoben) werden
@Chris
Negativ. Also gestern war die Alster A50 noch bei Blohm und Voss im Hafen hier in Hamburg.
Solange SPON noch von „Spionage“ schreibt, steht dort weiterhin Blödsinn.
Und das Radargerät möchte ich gerne sehen, mit dem von Bord des Flottendienstbootes (Radarhöhe keine 20m) 600 km weit ins Landesinnere blicken kann.
Na ja, ein Strohfeuer, das sicherlich schnell wieder ausgehen wird.
Ich wurde gestern aufgrund meines Beitrages ja gefragt was denn daran so schlimm sei wenn die „Medien“ darüber berichten würden…….Genau das was jetzt gerade mal wieder passiert. Ströbele und Konsorten bombadieren alle möglichen Abteilungen…Personal darf Stellungnahmen ohne Ende schreiben. Dies ist bekanntlich nicht mit einem „Zweizeiler“ getan, nein sowas muss ganz nach guter deutscher Stabsarbeit ordentlich auf mehreren Seiten ausformuliert werden. Das dies Arbeitszeit kostet brauche ich keinem zu erzählen und das betrifft nicht nur ein zwei Leute. Ich habe in der Vergangenheit selber erleben müssen, dass während ich eine Stellungnahme an der Wehrbeauftragten schrieb auch andere Dienststellen z.B. EinsFüKdoBw, BAWV, HFüKdo etc. genau für den gleichen Vorgang ebenfalls eine Stellungnahme abgeben mussten. Sowas legt echt ganze Arbeitsprozesse lahm. Ganz zu schweigen von den Männern und Frauen die aktuell mit dieser Operation beauftragt sind und nun wahrscheinlich durch die „Medien“ wirklich weiter ganz in Ruhe arbeiten können.
Deswegen wiederhole ich mich gerne nochmal…..man kann gern drüber berichten, aber lasst doch so eine Operation erstmal zu Ende gehen und mann muss nicht alles im Liveticker mitverfolgen.
Donnerlüttchen bei einer großen deutschen WochenZEITung gibts im online portal einen guten Kommentar der hier vielen gefallen dürften. Interessant ist, dass laut Artikel ein Sprecher des Flottenkommandos ausgeschlossen hat dass das AIS abgestellt wurde und das es technische Gründe dafür geben müsste.
Der Kommentar ist generell gut vor allem weil er sehr unaufgeregt ist und die richtigen Fragen stellt (meiner Meinung nach).
Man sollte sich nicht wegen den Linken und Herrn Ströbele aufregen.
Sie brauchen immer ein Thema um die Bw und den Staat zu diskreditieren, dabei haben sie genug Mist im eigenen Laden aufzuräumen.
@O.G.:
Verantwortlich für den Aufwand bei Stellungnahmen ist jedoch in erster Linie der eigene Apparat der aus ner einfachen Frage nen riesen Vorgang macht.
Schlechte Stabsarbeit, die tief blicken läßt.
Das gleiche bei Politikerbesuchen, die ja immer so viel Aufwand bedeuten – weil man sich den Aufwand selbst macht. Meist ohne jeden Gewinn für den Besucher.
Also: Zweifellos großer Aufwand für die Arbeitsebene, aber ein Bumerang für den gesamten Apparat.
@ o.g.
nun solange nicht zweifelsfrei geklärt ist*, ob die FDBs nicht doch direkt die „rebellen“ mit news versorgen ist die anfrage von links und grün durchaus legitim. so lässt sich ein möglicher rechtsbruch noch verhindern. wenn die Böötchen wieder in der förde liegen, liegt auch das kind im brunnen.
die aufgabe des parlaments ist nunmal kontrolle. das soll so sein und ist auch gut so. das die opposition für gewöhnlich ein besserer kritiker ist ,als die , die den mist verzapfen, sollte auch niemanden überraschen.
*ich wäre überrascht wenn es so wäre und halte maximal ein durchsickern via verbündete für möglich
Ich darf mal in meiner Denkweise projektiziert und fortgeführt von einer Bundeswehr aus 1980 denken.
Baschar Hafiz al-Assad ist sicherlich eine Hausnummer der Ermittlungsarbeiten des Internationalen Gerichtshofes in Den Haag.
Verdammt, wer stellt denn mal einen Strafantrag, dass in Deutschland eine besagte „bildende“ Zeitung Herrn Assad durch gezielte Falschinformationen unterstützt sowie linke Parlamentarier in Deutschland dem auch noch durch bewußt subversive, also mittels vorsätzlicher und damit täuschender Parlamentseingaben Vorschub und Beihlfe geleistet wird! Das wäre doch mal was für die Sommerpause?
Das ist zwar jetzt Off Topic, aber scheinbar ist es auch in der Schweiz ein Thema welche Wege die durch die eigene Rüstungsindustrie, oder aus Überbeständen stammenden, Rüstungsgüter nehmen. So wie es aussieht sind die schweizer Kontrollen und Sanktionsmöglichkeiten gewollt? begrenzt.
http://offiziere.ch/?p=9222
Zu AIS: Jedes Fahrzeug ausserhalb der Reichweite einer AIS Küstenempfangsstation „verschwindet“ von der Web-Bildfläche, ist jedoch für andere Schiffe in seiner Nähe weiterhin zu sehen.
@Ottone
Jaja. Auffällig ist allerdings nur, wenn in dem Gebiet ganz viele andere Schiffe angezeigt werden und nur eines verschwindet. Hat dann weniger mit der Reichweite einer Station zu tun – gerade das Mittelmeer ist ziemlich gut abgedeckt…
@T.W.: Da es u.a. von der Antennenhöhe abhängt, ist es durchaus denkbar, dass die Reichweite eines Flottendienstbootes die eines großen Frachters bei weitem unterschreitet.
Dazu: Was ist falsch daran, wenn ein Kriegsschiff sein AIS-Signal abschaltet? Gerade in einer Region, in der EU und NATO Verbände zur Abwehr von Terrorismus unterhalten, muss ich doch nicht der gesamten Welt ständig kostenlose Updates meiner Position zur Verfügung stellen?
Militärische LFZ geben ihre geplanten Flugrouten auch nicht im Internet bekannt, ebenso wie die Konvois im Einsatz (AFG oder KOS).
Wenn der geneigte Herr Ströbele oder der verehrte Herr Nouridour wissen möchten, wo sich welche Einheiten befinden, sollten sie sich an den Verteidigungsausschuss wenden und nicht an die BILD.
@TomTom
Wie schon gesagt: Merkwürdig ist, dass das AIS-Signal der Oker plötzlich verschwand, obwohl alle möglichen anderen Schiffe in dem Seegebiet weiter angezeigt wurden (also nicht außerhalb der Reichweite der AIS-empfänger an Land) und zudem das Flottenkommando beteuert, es sei nicht abgeschaltet worden…
Und, ganz nebenbei die Bemerkung: auch wenn Ströbele und Nouripour der gleichen Fraktion angehören, gibt es bei der Bewertung der Bundeswehr da schon massive Unterschiede. Just sayin‘.
@T.W.: Selbstverständlich gibt es deutliche Unterschiede.
Aber je nach aktueller Nachrichtenlage bilden sich ja doch gelegentlich kurzfristige Koalitionen.
Ich bleibe aber dabei: Ein Marineschiff im Einsatz (und das ist jede Einheit, sobald die Leinen los sind) hat das gute Recht, seine Position zu verschleiern.
Wenn der Sprecher des FltKdo sagt, es sei nicht abgeschaltet, dann könnte das auch auf eine falsche Annahme des Sprechers hindeuten.
„Lieber eine starke Behauptung als ein schwacher Beweis“?