Drohnen: Wenn die politische Diskussion aus dem Ruder läuft
Das ist jetzt meine sehr persönliche Ansicht: Über die öffentliche Debatte der vergangenen Tage über das Thema Kampfdrohnen, pardon, bewaffnete unbemannte Flugsysteme, bin ich ein wenig erstaunt – sowohl was Politiker als auch was manche Medien angeht. Wie im vorangegangenen Thread zu diesem Thema hier schon anklang, wird auf einer bisweilen merkwürdigen Metaebene diskutiert.
Zur Erinnerung eine Aussage aus der Antwort auf die Kleine Anfrage (dem veröffentlichten Teil) in der Bundestagsdrucksache 17/9316:
10.Wie bewertet die Bundesregierung völkerrechtlich, militärstrategisch und militärtaktisch den Einsatz bewaffneter Drohnen zur Tötung von gegnerischen Kämpfern außerhalb von akuten Gefechtssituationen in asymmetrischen Konflikten?
a) Inwiefern beteiligt sich die Bundeswehr an solchen Operationen?
b) Inwiefern beteiligt sich die Bundeswehr an solchen Operationen jenseits des Einsatzes von unbemannten Systemen?Für den Einsatz von unbemannten Luftfahrzeugen als Mittel der Kriegsführung gelten die Regeln des Humanitären Völkerrechts. In einem bewaffneten Konflikt dürfen feindliche Kämpfer auch außerhalb der Teilnahme an konkreten Feindseligkeiten auf der Grundlage und nach Maßgabe des Humanitären Völkerrechts gezielt bekämpft werden, was grundsätzlich den Einsatz tödlich wirkender Gewalt einschließen kann.
Die Bundeswehr verfügt selbst über keine bewaffneten unbemannten Luftfahrzeuge. Bei den Auslandseinsätzen der Bundeswehr erfolgt der Einsatz militärischer Gewalt immer im Rahmen des entsprechenden völker- und verfassungsrechtlichen Mandats und unter Beachtung des im Einzelfall geltenden Rechtsrahmens. Dies gilt auch bei Anforderung bewaffneter unbemannter Luftfahrzeuge im Rahmen eines multinationalen Einsatzes (z. B. in Afghanistan).
Das Entscheidende ist die Aussage In einem bewaffneten Konflikt dürfen feindliche Kämpfer auch außerhalb der Teilnahme an konkreten Feindseligkeiten auf der Grundlage und nach Maßgabe des Humanitären Völkerrechts gezielt bekämpft werden, was grundsätzlich den Einsatz tödlich wirkender Gewalt einschließen kann. Egal, ob die tödlich wirkende Gewalt die Pistole P8, eine Bombe aus einem Kampfflugzeug oder eine Rakete von einer Kampfdrohne ist: die rechtlichen Rahmenbedingungen sind die gleichen.
Wer bewaffnete Drohnen aus scheinbaren rechtlichen Gründen infrage stellt oder ihre Anschaffung für problematisch hält, muss das für jede andere Waffe im Einsatz genau so tun – erst recht für jede auf Distanz wirkende Waffe wie die Panzerhaubitze 2000 oder einen Jagdbomber. Jedenfalls so lange, wie die Entscheidung über den Waffeneinsatz von einem Menschen getroffen wird und nicht automatisiert erfolgt – aber danach sieht es selbst bei den entwickelsten Drohnen der USA (bislang) noch nicht aus.
Deswegen stellt sich die Frage: geht’s um die Drohnen – oder sind sie nur ein (untaugliches) Vehikel für eine grundsätzliche Diskussion über Einsätze in bewaffneten Konflikten wie in Afghanistan?
Und noch eine Anmerkung dazu: Die umstrittenen Drohnen-Angriffe der USA auf so genannte feindliche Kämpfer in Pakistan sind zu Recht umstritten. Aber nicht in erster Linie, weil sie mit Drohnen geführt werden – höchstens, weil diese Systeme diese Art der Angriffe einfacher macht. Aber flögen die US-Streitkräfte jede Nacht mit Kampfjets diese Angriffe, würde das an der rechtlichen Problematik nichts ändern.
Nachtrag: Die Kollegen der DuMont-Mediengruppe (z.B. Frankfurter Rundschau; Link gibt es hier aus den bekannten Gründen nicht) haben dankenswerterweise ein Gutachten des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag ausgegraben, das online im Volltext verfügbar ist: Stand und Perspektiven der militärischen Nutzung unbemannter Systeme.
@T.W.:
Vielen Dank für diese Einordnung der medialen und teilweise auch politischen Diskussion.
Die gleichen Fragen stellen sich eben bereits im Rahmen eines Einsatz unter Kap. VII schon weitaus länger (seit mehr als 10 Jahren) – besonders wenn Scharfschützen, Mörser, Artillerie, Aufklärungsdrohnen, Schützenpanzer, etc. eingesetzt werden.
Wobei die Bundesregierung dies ja bis 2009 auch anders sah (Kap. VII + Bundestagsmandat vs. deutsche ROE + Taschenkarte).
Leider musste erst zu viel passieren – bevor etwas passiert.
Aber auch jetzt wird das Thema von der Bundesregierung nicht mit Nachdruck thematisiert – siehe Herr Dienst.
Somit können Herr Nouripour und manche Medienvertreter weiterhin einen großen Popanz veranstalten.
@T.W.
Genau das ist die Gretchenfrage! Es geht nicht um die Plattform, sondern um die zur Wirkung kommende Fähigkeit, unabhängig vom auslösenden System/Gerät. Wer nicht bereit ist ein 250 kg Bombe von einem Tornado aus ins Ziel zu bringen, sollte erklären warum ein UAV mit einem Mal die erste Wahl ist! Widerspruch gibt es bei der anstehenden Reform in Mengen!
Ich stimme zu, dass die bisherige politisch Diskussion des Themas recht unsinnig ist. Aber Sie erkennen auch ganz richtig, dass Drohnen gezielte Tötungen (und viele andere Völkerrechtswidrigkeiten, beginnend mit der regelmäßigen Luftraumverletzung) wesentlich vereinfachen. D.h. das Verfügen über dieses Instrument führt unmittelbar zu einer veränderten Herangehensweise an Konfliktlagen. Diese müsste dringend sicherheitspolitisch diskutiert werden, eben nicht verschleiert durch diffuse und letztlich nicht stichhaltig „rechtliche Bedenken“. Veranschaulicht wird diese Notwendigkeit momentan durch die Situation in Syrien, wo verschiedene Länder von Drohnen Gebrauch machen.
OT: Neuerungen beim Thema Piraterie: http://www.bmwi.de/DE/Presse/pressemitteilungen,did=499738.html
Ihre Argumentationslinie ist, wenn ich sie richtig verstanden habe, dass bewaffnete umbemannte Flugsysteme eine Waffe wie jede andere sind.
Ihre eigene Linie aufweichend schreiben Sie aber doch »erst recht für jede auf Distanz wirkende Waffe wie die Panzerhaubitze 2000 oder einen Jagdbomber« – also gibt es doch Unterschiede zwischen Waffen. Und wir wissen seit über 150 Jahren, dass fernwirkende Waffen anders benutzt und eingesetzt werden, als rein nah wirkende. Der Mensch verliert generell seine Einschätzungsfähigkeit über Folgen, je mittelbarer Entwicklungen sind.
Von daher ist eben nicht jede Waffe gleich.
Für eine sinnvolle Diskussion über die Notwendigkeit wäre doch die erste Frage, welches (Praxis-)Problem solche Systeme lösen sollen/können.
@Ops
Der Punkt ist doch der, dass „gezielte Tötungen“ eben prinzipiell nicht völkerrechtswidrig sind wenn sie im Rahmen der entsprechenden Regelungen durchgeführt werden.
Was Pakistan angeht, so läßt sich für Luftraumverletzungen bei der Bekämpfung militanter Islamisten dort ein sehr belastbares völkerrechtliches Argument aufbauen. Völkerrechtlich ist dort das größte Problem, dass die Einsätze offenbar durch die CIA und nicht durch Streitkräfte durchgeführt werden, was aber eher eine Formalie als eine in den moralischen Bereich reichende Grundsatzfrage ist.
Ansonsten finde ich aber sehr auffällig, dass in Deutschland solche Fragen fast immer ausschließlich aus der völkerrechtlichen Perspektive diskutiert werden, wobei tatsächliche Inhalte des Völkerrechts jedoch fast nie eine Rolle spielen. Zu einer wirklichen strategischen (was sind unsere Interessen dort, was müssten wir tun um sie zu schützen) oder militärischen Diskussion (was können wir tun und wie müsste es getan werden damit es funktioniert) kommt es in Deutschland fast nie.
Ich halten den Großteil der Diskussion in Deutschland daher für eine Scheindiskussion, die diese Fragen überhaupt nicht beantworten will, sondern sich primär der eigenen moralischen Überlegenheit vergewissern möchte. Das Völkerrecht hält man verbreitet für ein Art globale Moral und projiziert gerne die eigenen moralischen Wunschvorstellungen darauf. Davon ist man so überzeugt, dass man oft gar nicht auf die Idee kommt, sich genauer zu informieren was das Völkerrecht denn nun wirklich sagt. Da es mit absoluter Moral verwechselt wird, kommt erst Recht niemand darauf zu überlegen, wo denn ggf. Schwächen liegen könnten, die ausgebessert werden könnten, oder wie man es ggf. für seine eigenen Zwecke auslegen könnte. Das zu tun, wäre für die deutsche Diskussion vermutlich die moderne Entsprechung von Ketzerei.
@Ops
Die CAS-Regeln für deutsche Soldaten unterscheiden sich nicht ob es sich um eine Predator oder Reaper oder um eine F-15 handelt.
Es gibt nur zwei Möglichkeiten für CAS außer für die USA die sich eigene Optionen geschaffen hat:
1. In einem aufwendigen Targetting-Prozess (bei assymetrischen Konflikten selten anwendbar), was aber von der Ebene her in Kabul (und nicht unter deutscher Führung) stattfindet und wirklich alle Aspekte der Wirkung und Nebenwirkung berücksichtigt.
2. Wenn man in einem TIC (Troop in contact) steht, also mit Bodentruppen am Ort hat kann man CAS bekommen wenn viele (sinnvolle) Unterregeln gegeben sind.
Es muss beispielsweise die Verhältnismäßigkeit gegeben sein (Bei der Wahl des Kampfmittels) der „hostile intend“ eines Gegners muss nachgewiesen sein (im Videostream gespeichert). Da reicht es nicht, dass 20 junge Männer im Laufschritt von a nach b laufen um mal eben zu Wirken. In der Regel weist man den „hostile intend“ nach, dass die Deliquenten auf uns schießen! Da ist man dann sehr dankbar, wenn man nicht nur ein gutes Überblicksbild (Heron, Luna) bekommt, sondern den eigenen Kameraden(-innen) Unterstützungsfeuer geben kann.
Im Sinne CAS sehe ich da keinen Unterschied zwischen UAV und Flugzeug. Wie gesagt ausgeblendet was die USA macht, dass bei uns aber nie Mandats-/Grundgesetzkonform wäre.
Die Vorteile des UAV vs Bomber liegen auf der Hand. Der Pilot übergibt im laufenden Einsatz – und die Gesamtabdeckung der Truppe mit dem „rettenden Engel“ ist 24 Stunden – was man mit Flugzeugen in der Praxis nicht erreicht. Ganz zu schwaigen von den praktischen Beobachtungs- und Wirkungsunterschieden, ob ich von einer vollstabilisierten Plattform arbeite oder von einem Fastmover.
@Götz Hoffart
Ich habe nicht behauptet, dass jede Waffe gleich ist – sondern dass die rechtlichen Bedingungen für den Einsatz der Waffen identisch sind.
@Ops
Sie haben ja Recht mit dem OT-Hinweis – ich habe auch vor, endlich wieder was zur Piraterie-Lage inkl. dieses Gesetzentwurfes zu machen.
Ein paar Schmakerl, die das bisher im Thread Gesagte mehr als verdeutlichen:
„Verteidigungsexperte“ Siebert (CDU): „… Auf der anderen Seite müssen aber die völkerrechtlichen Fragen geklärt sein.“ Wie schon hier mehrfach deutlich gemacht, zeigt diese Aussage, wie eigene moralische Bedenken als unmittelbares Völkerrecht angesehen werden. Man fragt sich, wie es ja auch schon TW auch schon oben getan hat, ob der gute Mann (immerhin Vertedigungsexperte) die möglicherweise „völkerrechtliche Bedenklichkeit“ einer Tötung durch den Schuss einer Haubitze erklären könnte.
Hoff von der FDP stört, (übrigens noch bevor überhaupt auch nur ansatzweise über genaue Beschaffungsdetails (Anzahl, Typ, Zeitraum) diskutiert worden ist), dass es noch überhaupt keine Beschränkungen für den Einsatz gibt und -sehr originell!!- sie sichergestellt wissen will, dass die Waffe nicht in Falsche Hände geriete…
Den Vogel schießen mal wieder die Linken ab: Drohnen würden in der Praxis für „kaltblütige Hinrichtungen“ genutzt und man sich außerdem den zusätzlichen Hinweis, dass die Todesstrafe in Deutschland abgeschafft sei, nicht verkneifen konnte.
Lohnt sich nicht, zu diskutieren.
Unterm Strich bewahrheitet sich mal wieder der Umstand, dass diesem Land in sicherheitspolitischen Dingen nicht wirklich zu helfen ist. Ich bin mir sicher, bevor auch nur eine einzige Drohne dieses Typs hier in Deutschland landet, haben vor lauter Panik und Unwissenheit unsere Parlamentarier ein derart umfassendes Regelwerk für den Einsatz solcher Fluggeräte erlassen, dass der einzige realistische Einsatz alle zwei Jahre die Vorführung auf der ILA bleibt…
@PW1:
Mit Blick auf ROEs sind aber Parlamentarier nicht die (allein) Verantwortlichen. Lediglich beim Tornado gab es einen Sündenfall im Mandat.
Ansonsten sind alle ROE-Probleme der letzten Jahre vom BMVg hausgemacht (siehe Taschenkarten-Diskussion).
@Stefan H.
„Die Vorteile des UAV vs Bomber liegen auf der Hand. Der Pilot übergibt im laufenden Einsatz – und die Gesamtabdeckung der Truppe mit dem “rettenden Engel” ist 24 Stunden – was man mit Flugzeugen in der Praxis nicht erreicht. Ganz zu schwaigen von den praktischen Beobachtungs- und Wirkungsunterschieden, ob ich von einer vollstabilisierten Plattform arbeite oder von einem Fastmover.“
Diese Vorteile eines MALE UAV haben sie aber nur in AFG.
Wie sieht der Betrieb einer bewaffneten-MALE-UAV-Staffel nach AFG in DEU aus?
Welche Kosten fallen an?
Wie werden die UAV Piloten ihre Flugberechtigung aufrecht erhalten?
Wie werden die Datenströme gesichert und ausgewertet?
Wie schütze ich die Datenverbindung vor Störung?
Wie beweget man den UAV über DEU?
Wie ist das Szenario der Zukunft?
Ist eine fliegende Plattform die optional zu verwenden wäre nicht besser für den europäischen Luftraum?
Wie verwundbar sind UAV bei einem anderen Gegner als den Taliban?
Benötigt man eine Waffenplattform wirklich 24h in der Luft (P.S.: mit Waffen bleibt auch ein Reaper nicht 24h in der Luft)?
Wenn ja, ist der Aufwand gerechtfertigt?
Wenn ja, gibt es da wirtschaftlichere und einsatztauglichere Lösungen?
Gibt es für CAS andere Optionen als Bomber und UAV z.B.:
Hawker Beechcraft
Warum bauen sich die USA mit der Beechcraft AT-6Military eine eine Light Attack Fähigkeit auf?
Was wir für die Zukunft benötigen sind:
Trainingsflugzeuge:
Led by the new Beechcraft T-6C, our advanced trainers are trusted by forces worldwide to replicate modern frontline aircraft.
Light Attack:
The Beechcraft AT-6 is an affordable and capable multi-role, multi-mission aircraft system tailored for ISR and light attack missions.
und ein OAV System:
wie die Opale 42 basiert auf einem zugelassenen Civil Aviation
Flugzeug mit extrem niedrigen Betriebskosten.
ausgerüstet mit verschiedenen elektrooptischen
Sensoren, Überwachungsradar und einem AIS (Automatic Identification
System for maritime transportation) Mit Datenübertragungsmöglichkeiten der Sensorinformationen zur Bodenstation in Echtzeit über UHF/VHF Data Link oder über INMARSAT-Satellitenkanäle. Bis die Zulassungsbedingungen für unbemannte Fluggeräte definiert sind, kann das OPV durch Nachrüstung eines Flugrechners in ein unbemanntes
Fluggerät umgerüstet werden. Die Flugausdauer kann dabei auf Werte von
bis zu 30 Stunden gesteigert werden.
Die politische Diskussion umd die ROE ist relativ einfach, wenn die Parlamentarier wollen das die Kiste eingesetzt wird, sollten sie die ROE definieren oder sie machen es wie jetzt und lassen andere machen und reden nicht darüber. CAS und das gezielte Töten von Menschen in einer nicht CAS Situation sind dabei zu unterscheiden.
Herr Wiegold, Sie sind doch (untertrieben) eine geachtete Kapazität. Würde Ihnen denn keine Zeitung einen Artikel zu dieser seit Jahren immer wieder aufkochenden seltsamen Moraldiskussion der Volksvertreter abnehmen? Letztlich wird doch der Wähler bewusst in die Irre geführt, wenn der Kauf von Drohnen gleichgesetzt wird mit der Liquidation von Personen wider dem geltenden Recht. Zum Einsatz von Kampfflugzeugen gab es ja schon öfter ähnliche Debatten. Man schickt seinen Schwergewichtsboxer in den Kampf, bindet ihm aber einen Arm auf den Rücken, damit der Gegner auch mal eine Chance hat. Und damit nimmt man in Kauf, um mal in diesem, verharmlosenden, Bild zu bleiben, dass er mal so richtig eine eingeschenkt bekommt. Das geht in Richtung Totschlag durch Unterlassen durch das Parlament.
@Henner
Die Bw ist in AFG zur unterstützung der AFG-Regierung (ohne vollen Rückhalt in der Bevölkerung) zur bekämpfung von Aufständischen nach DEU ROE eingesetzt.
Würden es ihre Zustimmung finden, wenn Dronen der BRD, Assad (ohne vollen Rückhalt in der Bevölkerung) zur bekämpfung von Aufständischen unterstützen würde.
(ja der Vergleich hingt, denn sie würden ja keine DEU-Soldaten schützen, noch nicht :-))
Bekommen die DEU Truppen in AFG CAS Unterstützung?
Wäre diese CAS Unterstützung besser, wenn wir eigene bewaffnete UAV hätten?
Gibt es andere Möglichkeiten der CAS Unterstützung die effektiver wäre?
Würden die DEU Politiker die Verantwortung tragen?
Warum machen sie es dann nicht schon jetzt und verweigern den Einsatz der Tornados und die Beschaffung von smart Mun für die Haubitze 2000?
@Elahan
Ihre Betrachtung eines potentiellen Konfliktes empfinde ich als zu Eindimensional. Bei einem Gegner mit hochwertiger Flugabwehr/ELOKA-Fähigkeit mag der Einsatz heutiger UAVs problematisch sein, aber selbst da gäbe es unterschiedliche Konfliktphasen. Ein hochintensiver Konflikt bedingt eine Phase Luftüberlegenheit herstellen. Dabei ist die Ausschaltung der gegnerischen Flugabwehr ein wesentliches Element. Ein UAV zur Unterstützung der eigenen Bodentruppen muss sich nicht mit moderner Luftabwehr auseinander setzen – immerhin sind ja dann schon eigene Bodentruppen darunter! Perfekt zugeschnitten ist so ein System auf assymetrische Konflikte und mit denen rechne ich auch in Zukunft.
Von daher halte ich das für einen Äpfel-Birnen Vergleich und für unlauter Fastmover Systeme und UAVs gegeneinander ausspielen zu wollen. Es scheint ja keine Probleme mit der syrischen Luftverteidigung zu geben, da dort US-Drohnen unterwegs sind und die C-Waffen-Lager überwachen. Verloren gegangen ist ein türkischer Fastmover…ohne meine o.g. Aussage jetzt selbst konterkarieren zu wollen.
Das die USA einen noch viel breiter angelegten Werkzeugkasten aufweisen (Stichwort Light Attack), ist auch vor dem Hintergund ihres Budgets kein Wunder. Wenn ich aber eigenes Blut sparen möchte, favorisiere ich – als Heeresmann – eine UAV-Lösung im Vergleich zu einem bemanten System. Warum? Aus der Praxis kann man mit einem UAV Risiken eingehen. Was heißt das konkret: Ich kann eine PzH 2000 schießen lassen obwohl im Luftraum eine Predator/Heron/Luna ist, was sich bei bemannten Systemen ausschließt. Als Bodenanwender kann ich im letzteren Fall nur entweder Artillerie oder Beobachtungssensorik/CAS nutzen, was für mich taktische Einschränkungen zur Folge hat. Dazu halte ich überhaupt nichts von einer „Solidarität des Sterbens“, jeder unnötige Verlust ist zu vermeiden. Offensichtlich sind ja aktuell ständig Aufklärungsdrohnen über Syrien unterwegs und überwachen C-Waffen-Lager. Geht eine verloren – kostet es Geld aber kein Blut – man hört auch international nichts. Bei der türkischen Phantom starben zwei Menschen und zwei Staaten eskalieren strategisch bis nahe an den Waffengang.
Ihre restlichen Fragestellungen verstehe ich zum Teil nicht. Ein Male-UAV kann im Ausbildungsbetrieb natürlich unbewaffnet betrieben werden. Die angesprochenen Voraussetzungen sind für unbewaffnete Systeme bereits geschaffen: Die bewegen sich bereits im deutschen Luftraum und deren Bediener werden auch geschult.
Zu der Sache ob man eine 100% Abdeckung braucht. Ich war leider bei der Ops dabei, als wir in einer Abdeckungslücke im mitte April 2010 keine Feuerüberlegenheit herstellen konnten und ein Arzt durch einen RPG-7 Treffer gefallen ist. Das Problem ist auch, dass assymetrische Gegner sofort wissen (hören) ob eine Abdeckungslücke bei den Fastmovern da ist. Heron/Predator/Reaper sind vom Boden dagegen i.d.R. nicht aufzuklären – der Gegner weis nicht ob er da ist oder nicht!
Wo ich Ihnen recht gebe, dass es auch noch andere Alternativen in der Zukunft geben mag, die man sicher zumindest konzeptionell betrachten muss. Beispielsweise könnte ich mir für 3. Welt Szenarien in Afrika (AA nur auf Handwaffenniveau) auch sehr gut luftschiffbasierte UAVs mit Beobachtungs- und Wirkungsmöglichkeiten vorstellen, die u.U. noch weit höhere Stehzeiten bei niedrigeren Kosten haben könnten. Marktverfügbar ist da allerdings nichts, also wird auch nichts vor 2020 ff verfügbar sein. So lange kann die Bodentruppe nicht warten!
@elahan, Elahan | 01. August 2012 – 0:08: […] Wer nicht bereit ist ein 250 kg Bombe von einem Tornado aus ins Ziel zu bringen, sollte erklären warum ein UAV mit einem Mal die erste Wahl ist! […]
Warum? Wer nicht bereit ist zu kämpfen -aus welcher Normierung und/ oder ökonomischen Bewegung heraus auch immer- der tut es auch mit Drohnen nicht.
Letztlich zeigt sich nur eines deutlich: Der Rechts- und Normekatalog bleibt das Maß der Dinge, modelliert man eine niedrigere ökonomische Schwelle bzgl. des Drohneneinsatzes. Und nun sind die selbsterklärten Kritiker gefragt, was genau sich nun ändern würde. Auch weil gerade diese Kritiker ja das ökonomische Argument pro Einsatz nicht gelten lassen wollen.
@ Götz Hoffart | 01. August 2012 – 0:57:
Nein, es gibt keine Unterschiede. Wer eine Waffe einsetzt muss a) das Recht dazu haben und b) die Regeln für den Einsatz beherzigen.
@Ops | 01. August 2012 – 0:34
[…] Aber Sie erkennen auch ganz richtig, dass Drohnen gezielte Tötungen (und viele andere Völkerrechtswidrigkeiten, beginnend mit der regelmäßigen Luftraumverletzung) wesentlich vereinfachen.[…]
Wenn Sie es auf die ökonomische Determinante reduzieren: vielleicht, das müsste man nachrechnen. Moralisch und rechtlich vereinfacht sich nicht das geringste.
Eigene, bewaffnete Drohnen gehoeren im Buendnis einfach dazu wenn Deutschland politisch und operativ kompatibel und interoperabel bleiben will, und natuerlich sollte es eine europaeische Loesung sein, denn dann klappts ggflls auch ohne die USA.
Das OB ist aus meiner Sicht voellig unstrittig, ueber das WIE kann man sich dann streiten wenn“s soweit ist.
@Stefan H
ich sprech nicht von Fastmovern, es gibt auch andere Möglichkeiten eines effizienten CAS. auch bestreite ich nicht, dass es Situationen geben wird, wo ein bewaffnetes UAV das Mittel der ersten Wahl ist, aber so ist es in Zeiten knapper Kassen, man muss sich entscheiden was man will.
@ klabautermann
Ich stimme Franz S. aus dem voherigen UAV Thread zu.
Eine „europäische Lösung“ (Neuentwicklung eines MALE durch mehr als 5 Nationen) wäre eben keine.
Es ist absolut realistisch das es hierbei wieder mindestens zu doppelten/dreifachen Kosten und Jahren Verspätung bei nur einem Bruchteil der geforderten Fähigkeiten kommt.
Das entspricht absolut den Programmverläufen bei Eurofighter, NH90, Tiger, A400M und MEADS, etc.
Wir müssen uns entscheiden ob wir Einsatzfähige Systeme beschaffen wollen oder aber weiter sehr teure Arbeitsbeschaffungspolitik im Rüstungssektor betreiben wollen. Ich bin für ersteres.
Also ich stimme Elahan I’m Prinzip zu. Wenn man mal von der scheinheiligen und einfach nur dusseligen politischen Krtik absieht dann sind UAVs hält im Moment ein bisschen das ‚in-Produkt‘. Aber man sollte sich ernsthafte Gedanken machen wie zukünftige Szenarien und Sicherheitsanforderung aussehen um daraus dann abzuleiten was man benötigt. Afgh. wird runtergefahren (zumindest laut Plan) und es bleibt fraglich ob man in naher Zukunft nochmal im selben Maße Boots on the ground einsetzen wird. Als Bob Gates dabei war seinen Posten zu Räumen hatte er ja gesagt das wenn jemand einen ähnlichen Einmarsch vorhätte sollte er sich den Kopf untersuchen lassen.
Ich wage zu behaupten dass wenn die Amerikaner nicht auf diese weise Truppen verpflichten dann wird Deutschland das auch nicht tun. Damit dürfte ein Anforderungsprofil wie Afgh. wegfallen. Man kann man ja an Ost-Afrika und Jemen sehen wie Drohnen wohl am ehesten eingesetzt werden (von den stealth-Spionage Varianten mal abgesehen), woher ja auch die sinnfreien Aussagen der Politiker herrühren. Ich glaube eher nicht das solche Einsätze für Deutschland auf dem Plan stehen würden.
Wie gesagt dann muss man sich fragen ob man eine bewaffnete Variante wirklich benötigt (und ich spreche genauso wenig wie Elahan den Nutzen der unbewaffneten existierenden Kontingente ab – zumindest hab ich Elahan so verstanden und stimme da zu). Daraus finde ich sollte folgen dass man sich ernsthaft damit auseinandersetzt was man denn überhaupt haben will für welchen Zweck und mit welcher existierenden oder neu zu beschaffenden Platform das abgedeckt werden kann.
@ tt.kreischwurst
Ich finde es ist eindeutig, dass ein UAV für ISR bzw. CAS in der heutigen “low intensity” Einsatzrealität (siehe VPR) dramatisch effektiver und kostengünstiger zu betreiben ist als Tornado-Jagdbomber oder P-3 Orion MPA die für Recce misbraucht werden.
Gerade die vielseitige Nutzung der verschiedenen UAV (AFG, Irak, arabische Halbinsel, Ostafrika, Zentralafrika, Piraterie, Südamerika) zeigt in wie vielen Szenarien sie wertvoll sein können. Eine Bewaffung ist ein „nice to have“ weil der Nutzer situationsbezogen trade offs zwischen Stehzeit, Sensoren und Effektoren machen kann.
Ansonsten ist nach dem Asymmetrischen Krieg (AFG wird ganz offensichtlich längerdauern als unsere Politiker gern verlautbaren) vor dem Asymmetrische Krieg. Richtig ist, dass Drohnen/UAS ihre spezifischen Vorteile in einem Symmetrischen Krieg nur sehr eingeschränkt bzw. in den späten Phasen der “niedrigen Intensität” einbringen können. (Paradebeispiele Irak und Libyen).
Jetzt wird die ganze Thematik auch von den großen Presseonlineportalen aufgenommen: Sowohl bei ZEITONLINE „Welche Drohnen braucht die Bundeswehr?“ , als auch bei SZONLINE „Bundeswehr – Deutschland im Kampfdrohnen-Dilemma“.
Ich hab jetzt mal die Links mit reingenommen, können gerne auch rauseditiert werden, wenn hier nicht in dieser Form verlnkt werden darf.
[Yep, Links zu den Webseiten deutscher Printmedien finden hier bis auf Weiteres angesichts der Debatte um das Leistungsschutzrecht nicht statt. Aber so lange man das noch bei Google finden kann … ;-) T.W.]
„Wie gesagt dann muss man sich fragen ob man eine bewaffnete Variante wirklich benötigt “
muahahahaha, warüm dann überhaupt, weil man nur gucken will ? Wozu ?
Nur um das eigene Ego zu befriedigen, man ist ja nicht so böse wie die USA weil man die Möglichkeit gar nicht hat ?
Bigottes Volk, das seine Soldaten in Konflikte sendet mit unklaren Auftrag / Befugnissen und zu wenig an Mitteln und Unterstützung, aber immer die Moralkeule schwingend.
Ich möchte heutzutage kein Soldat im Einsatz mehr sein, der einserseits die Verantwortung für seine Männer hat, andererseits immer damit rechnen muß zwar nichts falsch gemacht zu haben, aber an den Moralvorstellungen der Heimat zu scheitern.
Hergott nochmal, militärische Einsätze sind nun mal mit Gewalt verbunden, geregelt durch das Völkerrecht. Punkt, Aus, Ende.
Wenn wir nicht bereit sind die Konsequenzen eines derartigen Einsatzes zu tragen dann sollten wir es lassen, ganz einfach.
‚
Dann braucht man sich auch keine Gedanken üner zukünftige Szenarien zu machen ;-)
Ein Hinweis auf noch mehr Lesestoff dazu im Nachtrag oben.
@StFwdR
gimmi 5 ;-)
@ll
hier geht es um strategische Fähigkeitsplanung und nicht um Streitkräfteplanung…..vielleicht mal über den Unterschied nachdenken.
@RauscheBART
Europa-völkerwirtschaftlich gibt es keine Alternative………
@StFwdR:
Umgekehrt warum soll ich’s anschaffen wenn es eh nie benutzt werden wird (mangels politischen Willens und öffentlichen Rückhalts)?? Weils toll und modern ist und Zeug in die Luft jagen kann (anstatt nur zu gucken)? Und weil die anderen sich auch alle welche anschaffen und man ja in nichts nachstehen will – Prestige und so?
Das sind zwei verschiedene Diskussionen hier. Mein Beitrag bezieht sich alleine darauf dass man sich überlegen sollte ob man sich sowas holt wenn ein Einsatz unwahrscheinlich scheint (sowohl der Einsatz von bewaffneten UAVs selbst als auch ein Einsatz im Sinne einer Operation in der man explizit diese Fähigkeit bräuchte). Das ist nunmal die Lage in Deutschland und wenn man damit unglücklich ist dann muss man die Debatte in Richtung einer generellen Diskussion über Sicherheitspolitik und den Einsatz von Gewalt verschieben. Und ich bin der erste der diese Debatte begrüßen würde!
lol……warum müssen wir Deutschen die Diskussionen der Vergangenheit politisch immer wiederkäuen…..wie z.B. die Wiederbewaffnungsdebatte der 50-ger Jahre am Beispiel der Verfügbarkeit einer Drohne mit kinetischer Fähigkeit 2020+ ?
Hey, wir haben vom Apfel abgebissen……;-)
Gerade weil MALE UAV in deutschem Luftraum, in der Einsatzhöhe außerhalb von speziell dafür eingerichteten Flugzonen nicht betrieben wird, wäre eine OAV Lösung die bessere Wahl und dies trifft auch für viele andere EU-Staaten zu. Wer Störsicherheit, Flexibilität und Einsparungen durch die Reform möchte, benötigt einen Mix aus MALE OAV, LAS und Kampfhubschraubern, damit kann man alles abdecken, sie wären in der Zukunft auch in der BRD zu wirtschaftlich, effizient zu beüben, würden unserem Luftraum gerecht und sie wären für die Zukunft ein Exportschlager.
@StFw
Wir sprechen bei der Beschaffung nicht vom Einsatz in AFG, denn man geht davon aus, dass wir zum Zeitpunkt des Zulaufes der Systeme nicht mehr dort sind. Es ist keine Frage ob man ein bewaffnetes UAV für morgen für die Bw beschaffen möchte und es dann nicht einsetzt, sonder ob es Sinn macht. Ob die Politik den Einsatzwillen hat oder nicht, zeigt erst der konkrete Fall in der Zukunft.
Nach AFG wird der Wille fehlen eine oder zwei Staffeln MALE neben dem samt Personal im Heimatland rumstehen zu lassen und diese zu finanzieren. OAV (z.B. Opale von Rheinmetall) könnten auch die erforderlichen Flugstunden für die Piloten gewährleisten.
@RauscheBART
Es wäre kostengünstiger wenn man dann keine Bomber mehr hätte, es ist eben nicht kostengünstiger, wenn das Mat, Pers und Infra ob Top kommt. CAS mit MALE UAV ohne LAS und Helikopter zu haben ist für die Zukunft nicht sinnvoll, wer sich einen Werkzeugkasten zulegt, hat zuerst die flexibelsten Werkzeuge drin, wenn dann noch Geld und die Notwendugkeit vorhanden ist spezielle Fähigkeiten abzurufen kauft man Spezialwerkzeug. Wir verschrotten gerade unseren Hammer und unsere Zange um Spielzeug zu kaufen, welches nicht zukunftssicher ist.
wer hat eigentlich vorhergesagt das es nach ISAF keine asymetrischen konflikte mehr gibt?? das potential wird doch gegenwärtig ehr größer als kleiner.
außerdem ist die afghanistan geschichte noch lange nicht zuende, nach 2014 gibts ein neues mandat mit vllt noch der halben mannstärke, und weiter gehts.
wer hätte noch 2009 geglaubt das wir mal schützenpanzer und haubitzen in afghanistan einsetzten? und passiert ist es trotzdem, deswegen verstehe ich das argument „brauchen wir nicht, weil die politik sich eh nicht traut“ auch nicht. das ist doch eine rein hypothetische annahme und keine grundlage für rüstungsplanung
@Andreas
Keiner! Gerade weil keiner die Zukunft kennt müssen wir gut Plänen und da ist eben eine flexible Plattform besser, als eine die nur in einem Spezialfall geeignet ist.
Doch auch für den zukünftigen Fall des asymetrischen Kampfes ist LAS und OPA-MALE die bessere Wahl.
@ Elahan
Ich stimme Andreas zu ISAF dauert länger als alle Politiker (öffentlich) an die Wand malen. Und gerade in den heutigen und zukünftigen “low intensity” Einsatzrealität (siehe VPR!!!) sind UAV erheblich Kostengünstiger und effektiver einzusetzen als manned (Light Attack oder gar Hubschrauber).
UAV kommen auch nicht on top. Wenn Sie die Plattformplanung (siehe BMVG Dokumente) lesen würden, könnten Sie sehen das Tornado und Co. abgebaut werden.
Gerade die vielseitige Nutzung der verschiedenen UAV (AFG, Irak, arabische Halbinsel, Ostafrika, Zentralafrika, Piraterie, Südamerika) zeigt in wie vielen Szenarien sie nützlich sein können.
Alle Konflikte sind asymmetrisch bzw. versuchen eine Asymmetrie herzustellen. In Afgh. hat ISAF das über bessere Ausrüstung und Training versucht, die andere Seite in dem man sich insurgency Taktiken bedient (in der Zivilbevölkerung verschwinden und IEDs basteln etc.).
Was ich eher für unwahrscheinlich halte ist das man einen Konflikt im Stile Afgh. oder Irak führen wird (was sie höchst wahrscheinlich mit asymmetrisch meinen) vor allem im Sinne einer Besatzungsmacht….oder assistance force. Was wohl eher passiert ist was man im Jemen oder Ostafrika sieht wo vor allem mehr mit nachrichtendienstlichen Mitteln, Spezialeinheiten und gezielten Wirkungen (z.B. Durch Drohnen) gearbeitet. Das ist aber ein Feld das außer den USA kaum eine andere Nation auf diese Weise bearbeiten kann. Und selbst wenn Deutschland da die Kapazitäten hätte bleibt die Frage des politischen bzw. öffentlichen Willens.
Natürlich kann sich das jeder Zeit ändern und es könnten sich völlig unbekannte Szenarien auftun die wohl als asymmetrisch beschrieben würden (genauso könnte es aber mehr Richtung traditionelle ‚konventionelle‘ Konflikte gehen).
Deutschlands Politiker, Sicherheitsinteressen und Rüstungspolitik: Drei fremde Welten treffen aufeinander. Gestern habe ich im Fernsehen ein Portrait von Adenauer (für die Jüngeren: 1. deutscher Bundeskanzler) gesehen – es war erfrischend zu hören wie klar deutsche Interessen formuliert wurden. Kein Vergleich mit den heutigen, pseudomoralischen und von keinem Fachwissen getrübten, Mainstream- Allgemeinplätzen. Übrigens gilt das auch für sehr viele Journalisten und leider auch für Masse des Wahlvolkes.
@TOM
Sauber ;-)
TOM | 01. August 2012 – 16:44
Na, Sie zeichnen sich Ihr Weltbild aber auch recht schlicht … zu welcher Gruppe gehören Sie denn?
So wie Sie Herr Kamann – wer in Gruppen einteilt und die tieferen Beweggründe nicht im Individuum finden kann, ist der Komplexität dieser Welt noch nicht gewachsen.
Einen schönen Abend…
Es ist doch ein altes Problem:
Ich will eigentlich etwas billiges, das ich aber für alle möglichen Aufgaben ausrüsten kann um für alles gewappnet zu sein, also sowas wie den M113:
Damit kann ich Soldaten transportieren, mit Umrüstung Mörsergranaten verschießen, Aufklärung betreiben, als Gefechtsstand kann ich ihn auch benutzen, Minen kann ich verlegen, Verwundete transportieren, wem noch was einfällt kann ja antworten.
Also: Wie kriegen wir dieses Ding jetzt ferngesteuert in die Luft?
Verzeihung falls das jetzt sarkastisch klingt, aber ich war 2003 mit LUNA in Afghanistan und habe bei diesem UAV schon die unsinnigsten Forderungen mitbekommen.
Werferfehler
@ Tom
Ich glaube deutsche Politiker und Rüstungsindustrie sind sich im Schnitt nicht unbedingt fremd :) Schade, dass solche Kleindiskussionen im Grunde immer auf eine Grundsatzfrage abzielen: „Wollen wir ein deutsches Militär?“ und wenn ja: „Darf es im Einsatz wie ein Militär agieren?“ Wenn man bei jedem Thema diese Schleife abspielt, kommt natürlich am Ende nichts raus und das erlebt man nun seit Jahrzehnten.
Schade um die Leben die dieser Lähmung zum Opfer fallen. Sehr traurig.
Einmal etwas Lesestoff vom Parlament von Allen für Alle zum Thema
Stand und Perspetieven der millitärischen Nutzung von unbemannten Systhemen.
von Thomas Petermann
und Rheinhad Grünwald
http://www.tab-beim-bundestag.de/de/pdf/publikationen/berichte/TAB-Arbeitsbericht-ab144.pdf
@RauscheBART
„sind UAV erheblich Kostengünstiger und effektiver einzusetzen als manned (Light Attack oder gar Hubschrauber)“
Wie kommen sie zu diesem Ergebnis? Eine hawker beechcraft ist günstiger als ein Reaper, in der Anschaffung, Unterhalt und sie kann im Luftraum der BRD ohne Einschränkung betrieben werden.
„UAV kommen auch nicht on top. Wenn Sie die Plattformplanung (siehe BMVG Dokumente) lesen …..“
Kann ich und erkenne, dass die Zahlen für den Tornado schon feststanden bevor man die Planung für die UAV begann, zudem kommen die Beschaffungskosten natürlich on Top. Auch ist das Zusätzliche Geld im Haushalt nicht ausgebracht und den Rest frisst die Reform.
„Gerade die vielseitige Nutzung der verschiedenen UAV (AFG, Irak, arabische Halbinsel, Ostafrika, Zentralafrika, Piraterie, Südamerika) zeigt in wie vielen Szenarien sie nützlich sein können.“
Genau, es sind verschiedene UAV! Wir wollen aber wieder eines was alles kann!
Natürlich haben UAV dort im Moment einen Nutzen (obwohl AFG und der Einsatz von Drohnen langfristig eher kein mehr an Sicherheit gebracht hat) und ich bezweifle auch nicht die Vorteile eines UAV. Als Aufklärungsplattform hat ein UAV eben nicht nur eine Gimbel Kamera sonder auch eine ganze Palette anderer Sensoren bis hin zu einem SLAR und eben keine Platz/Nutzlast und auch nicht das Flugprofil für einen sinnvollen Waffeneinsatz. Als Waffenplattform haben sie für die deutschen Einsatzsenarien fast keinen Vorteil. Für CAS benötigt keiner 24h Stehzeit, sondern Durchhaltefähigkeit, Feuerkraft und genau das hat ein UAV nicht. Die USA können sich diese Geräte nur leisten weil sie für den robusten CAS Einsatz flankierend die A10, Apache, GunShip, F16 uvm nicht nur haben, sondern diese Geräte auch einsetzen. Bei CAS für die Zukunft auf UAV zu setzen ohne andere CAS Fähigkeiten zu haben, gefährdet unsere Soldaten in der Zukunft. P.S.: Sie können ja alle gerne mal fragen wie denn der Flugbetrieb des EuroHawk so klappt.
@Frank
Dass genau dieses Gutachten oben als Nachtrag drin steht (und ich in den Kommentaren drauf hingewiesen habe) ist vermutlich nicht aufgefallen? ;-)
@ Elahan
Kostengünstiger: „hawker beechcraft ist günstiger als ein Reaper, in der Anschaffung, Unterhalt und sie kann im Luftraum der BRD ohne Einschränkung betrieben werden“
-> Eine „hawker beechcraft“ ist ein Unternehmen keine Plattform. Ich habe den Eindruck als wenn Sie Ihre Kenntnisbasis durch mehr Einarbeitung noch stärken könnten. Sie meinten natürlich die „King Air 350 ER“. Im Betrieb ist Sie aber nicht günstiger. Sie wurde von Bob eingeführt weil die AirForce die Anzahl der UAV Orbits nicht rasch genug anheben konnte/wollte.
On top: „Kann ich und erkenne, dass die Zahlen für den Tornado schon feststanden bevor man die Planung für die UAV begann, zudem kommen die Beschaffungskosten natürlich on Top.“
-> Sie werden sehen das die verschiedenen UAV zu einem rascheren und umfangreicheren Abbau der bemannten Plattformen führen werden, weil Kostenersparnis und Effektivitätssteigerung bei ISR und anderen Fähigkeiten dies gebieten.
Vielseitige Nutzung: „Genau, es sind verschiedene UAV! Wir wollen aber wieder eines was alles kann!“
-> Die MQ-9 ist in allen diesen Theatern im Einsatz. Das ist der Grund warum die Luftwaffe diese Plattform haben möchte, weil sie so vielseitig ist.
CAS: „Als Waffenplattform haben sie für die deutschen Einsatzsenarien fast keinen Vorteil. Für CAS benötigt keiner 24h Stehzeit, sondern Durchhaltefähigkeit, Feuerkraft und genau das hat ein UAV nicht.“
-> Wenn Sie je airborne ISR und CAS durchgeführt hätten wüssten Sie das Ihre Thesen abwegig sind. Meines Erachtens widerlegen Erfolg und die Nachfrage der MQ-9 Reaper Ihre Aussage, dass UAV nicht für CAS geeignet wären. Neben den USA haben auch UK und Italien Ihre MQ-9 Reaper gerade eingeführt weil diese im Vergleich zu von beiden vorher genutzten MQ-1 Predator über bessere Sensoren und erheblich mehr Feuerkraft verfügen.
EuroHawk: „Sie können ja alle gerne mal fragen wie denn der Flugbetrieb des EuroHawk so klappt.“
-> Hier stimme ich Ihnen zu, der EuroHawk fliegt überhaupt nicht. Hier wurden von EADS/Cassidian wieder einmal Milliarden versenkt. Teure Arbeits Beschaffungs maßnahme. Den Bergarbeiterkumpels hat man das auch nicht ewig durchgehen lassen. Aber vielleicht sind unsere Finanznöte noch nicht groß genug.
@RauscheBART
Ich meinte natürlich nicht die King Air 350 (gibt es als Aufklärer) sondern die Hawk Beechcraft AT-6, hatte die aber schon mehrfach geschrieben.
Ihre These ist losgelöst von politischen Vorgaben der deutschen Verantwortlichen und von zukünftigen Einsatzsenarien die sich im Rahmen der Reformmöglichkeiten bewegen. 24h Stehzeit einer Waffenplattform :-)
@ Elahan
Exakt meinten Sie natürlich die „Hawker Beechcraft AT-6b Texan II“. ;-) Dieses Modell ist aber bloß ein Projekt und steht NICHT im Dienst. Die MQ-9 Reaper ist bei drei NATO Partnern seit Jahren in der ISR und CAS Nutzung, bei steigenden Stück- und Einsatzzahlen.
Dies ist klar, denn heutige und zukünftige „Low intensity conflict“ ISR und CAS profitiert selbstverständlich von langen Stehzeiten (> 12h). UAV sind damit während laufender Operationen einfach ständig verfügbar und bieten einen sehr kurzen OODA loop (Observe, Orient, Decide, und Act).
Ein weiteres Beispiel für weltfremde pseudo-pazifistische Politik findet sich heute bei Spiegel-online (Artikel „Waffen weg“ vom 2.8.12):
Auf Druck von linken politischen Aktivisten haben mehrere Universitäten eine sogenannte „Zivilklausel“ in ihre Satzung aufgenommen, die militärische Forschung oder „Dual-Use“ -Forschung ablehnt.
Wieso sollte ein Wissenschaftler nicht einen Forschungsauftrag der demokratisch und rechtsstaatlich legitimierten Institution Bundeswehr annehmen dürfen ? Gilt die Freiheit der Wissenschaft nicht auch für diesen Wissenschaftler ?
Sollte die Bundeswehr Forschungsaufträge nur noch an ausländische Institutionen vergeben? Warum kann eine Hochschule nicht auch einmal selbstbewußt verkünden: Ja, wir sind stolz für die Bundeswehr forschen zu können und damit unseren Soldaten zu helfen ?
@RauscheBART
Exakt meinte ich kein bestimmtes Muster sondern nur eine bestimmte Art von Plattformen zum CAS. Die US Airforce wählte zum Beipiel die Super Tucano A-29 aber es gibt ja noch mehr Muster und auch ein deutscher Anbieter würde gerne seinen Fanjet in ein Projekt einbringen. Mir geht es nicht um eine bestimmte Plattform sonder um die Abbildung der Fähigkeiten die vermutlich in der Zukunft abgerufen werden. Bei den Fähigkeiten sollte nicht schon bestimmt sein welches Gerät man beschafft, sondern die Wirkung im Ziel ist das entscheidende, Dies gilt auch für die Aufklärung. Dem Soldat am Boden sollte egal sein woher die Bilder stammen und mit was der Feind umgesetzt wird. Wichtig ist nur bestes Ergebnis bei möglichst geringstem Aufwand. Das kann mal ein UAV sein muss es ber nicht und dieser UAV Hype wird bald an die deutsche Realität gelangen. Wir entlassen gerade hunderte von Flugzeugführern haben kein Geld mehr für notwendige Ersatzteile und zögern die notwendige Modernisierung unserer CH und Tornadoflotte hinaus. Die Realität ist eine andere als hätte ich gerne auch noch.
@RauscheBART
Kommen sie mir jetzt nicht mit der genauen Bezeichnung der A29 als
Embraer EMB 314 :-))
Das bestimmt Politiker unsachlich gegen Drohnen wettern, ist doch normal. Ansonsten findet eine wirklich breite Diskussion über bewaffnete Drohnen nicht statt. So breit scheint die Ablehnung von der Bewaffnung der Drohnen daher nicht zu sein.
Das größere Problem dürften die richtige Drohne dafür zu beschaffen. Der Standartpolitiker will wieder diesen Auftrag EADS als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme zuschieben. Dann gibt es auf absehbare Zeit überhaupt nichts.
„The obstacles to any simplification may seem insurmountable, and the reasons for more complexity are many and powerful. But if we permit this Frankenstein of complexity to continue to work at its current plodding, insidious rate, it will slowly overwhelm us to impotency“.
-Ed E. Heinemann, Famed Designer of the B-26 Invader, A-1 SkyRaider and A-4 SkyHawk, Douglas Aircraft Company
Wir werden die widerlegende Wollmichsau auch im Bereich UAV beauftragen und bis die Kiste einsatztauglich bereit steht, sind wir in einer militärischen Situation für die wir die falsche Plattform haben werden. Dann versucht man durch umkonstruieren das Gerät anzupassen und reduziert danach die Stückzahl ( siehe EF, A400M, Tiger, NH90 uvm)
Eine interessante Diskussion die sicherlich anhalten wird. Die Drohnen sind nur ein notwendiger Teil des Ganzen.
Auch in diesem Geschäft wird der Bogen von allen Beteiligten überspannt und dieses kostet den Steuerzahler sicherlich mehr Geld als erforderlich.
Ergänzend zu diesem Thema, möchte ich auf einen Artikel von Winslow T. Wheeler hinweisen der doch erhebliche Differenzen und Defizite zu den bisher bekannten Veröffentlichungen über UAV’s aufzeigt.
Winslow T. Wheeler ist Direktor des “Straus Military Reform Project of the Center for Defense Information“ in Washington.
Im Bericht geht es unter anderem um den Vergleich zwischen unbemannten (MQ-9 Reaper, MQ-1B Predator) und bemannten Systemen (A10, F16C).