No rush to the exits? Der nächste, bitte: Australien
Beim Abzug aus Afghanistan, hatten die USA betont, werde es für den Westen keinen rush to the exits, kein Wettrennen zum Ausgang, geben. Langsam wird allerdings ein bisschen unübersichtlich, was geordnete Abzugsplanung, Rennen zum Ausgang oder vielleicht doch afghanischer Wunsch ist, diese Fremden loszuwerden.
Wie auch immer, nächste Runde: Australien kündigt den Abzug 2013 an, ein Jahr früher als bislang geplant.
Die Franzosen werden wohl Ende 2012 aus Afghanistan verschwinden:
Wann wacht Berlin endlich auf und zieht unsere Leute ab?
@ „b“:
Ich weis ja nicht, welchen Informationsstand Sie haben, aber auch für Ende 2013 ist lediglich der Abzug aller KAMPF-Truppen geplant! Deutschland wird unter Garantie noch bis Ende dieses Jahrzehnts, wenn nicht sogar noch länger, in Afghanistan präsent sein! Wer das nicht wahrhaben will, sollte sich in solche Diskussionen erst gar nicht einbringen!
Vom einem kompletten Abzug deutscher Soldaten aus Afghanistan war, anders als in den Köpfen vieler „Gutmenschen“, in keinem Papier oder Statement der Bundesregierung oder der Bundeswehr die Rede!
@Tommie:
Leider wird das aber auch in der Bw oft übersehen („AFG-Einsatz ist ja 2014 zu Ende“) und die Abgrenzung Kampftruppen/ Ausbilder ist reine Augenwischerei.
@T.W.:
Nach meinem Verständnis kündigt AUS die Auflösung des einzigen Einsatzverbandes (in Uruzgan) für 2013 an. AUS Spezialkräfte sollen auch nach 2014 noch im Land verbleiben.
Somit gibt es – auch im Fall von AUS – einen Abzugsabsicht, da es weiterhin eine militärische Präsenz in AFG geben soll. Aber vielleicht haben wir auch einfach ein unterschiedliches Verständnis vom Wort „Abzug“.
Dass die Übergabe der Sicherheitsverantwortung in weiten Landesteilen bereits 2013 erfolgt sein soll, macht aus meiner Sicht politisch und militärisch Sinn.
Politisch: Zeigt den Wählern, dass man ja bald abgezogen ist…
Militärisch: Eine Übergabe vor 2013 läßt ISAF die Möglichkeit bis 2014 noch zu reagieren.
Nachtrag: es sollte natürlich “ keine Abzugsabsicht“ heißen.
Diese ganze hypothetische Abzugsdiskussion: wann zieht wer wen von wo genau mit welcher Aufgabenstellung ab? löst sich doch sofort in Luft auf, wenn der gewohnte afghanische Bürgerkrieg erst wieder voll entbrennt. Es ist doch eine vollständige Schimäre, wenn von der Übernahme der Sicherheitsverantwortung durch die Afghanen geredet wird. Jeder Eingeweihte weiss doch, dass das nur ein politisches Feigenblatt ist, um gesichtswahrend ein weiteres Fiasko der westlichen Sicherheitspolitik bemänteln zu können. Gibt es denn hier einen einzigen Debattenschreiber, der diese simple Wahrheit anzweifelt?
Ich würde die Wahrscheinlichkeit von „extremen Ereignissen“ in Afghanistan im Laufe der nächsten zwei Jahre als nicht gering einschätzen.
Was für Ereignisse das genau sein werden, ist nicht vorhersagbar (siehe „Black swan theory“, http://en.wikipedia.org/wiki/Black_swan_theory); ein weiteres Ereignis von der Art der Panjwai-Morde vom März, oder ein besonders erfolgreicher Angriff der Aufständischen sind nur die offensichtlichen Möglichkeiten. Weniger wahrscheinlich – aber nicht unmöglich – ist z. B. der Abschuss eines größeren Transportflugzeugs, was sofort deutliche Auswirkungen sowohl auf die konkrete technische/logistische Ausgestaltung der Abzugsplanung als auch die politische Wahrnehmung der Situation haben dürfte.
In Reaktion auf solche Ereignisse würde sich letztere hierzulande so stark verändern, dass sämtliche oben angeführten Annahmen und Planungen zu „Übergabe in Sicherheit“, „Ausbildung“, „Mentoring“ usw., aber vor allem die Bewertung der Folgen und Risiken eines sofortigen Abzugs Makulatur werden. Gegenwärtig ist das von @Mustermann genannte politische Feigenblatt in dieser Bewertung noch sehr wichtig und wird deshalb als Ziel verfolgt; das kann sich aber schlagartig ändern.
Ich hoffe, dass auch für „Black swans“ zumindest grobe Pläne in den einschlägigen Schubladen liegen.
@Helge Wilker:
Das Problem ist doch: es gibt noch nicht einmal ordentliche Planungen für ein militärisches Engagement in AFG ab 2014/2015 OHNE neue schwarze Schwäne.
Klar kann alles 2015 komplett schief gehen, deswegen jetzt nicht weiter zu planen wäre jedoch unverantwortlich.
Die Bw und weitere ISAF-Armeen müssen hier noch genug Hausaufgaben machen.
Zum zukünftigen Engagement Australiens ein Auszug aus einer Rede des Verteidiungsminister aus dem Februar 2012 (die aktuellen Aussagen der Premierministerin stehen dem n.m.E. nicht entgegen):
„The international community must also make an enduring commitment to Afghanistan and agree a basic mission profile of NATO-led post-2014 post-ISAF engagement to support, assist, advise and mentor the ANSF to ensure stability is sustained beyond 2014 and to achieve our objective of never again allowing Afghanistan to be a training ground for international terrorism.
The continuing international mission profile may include support for the professional development of the ANSF, including through the provision of institutional training; providing the ANSF with continued access to key enablers and capabilities, and a continued international Special Forces presence to prevent Afghanistan from again being used by terrorists to plan and train for attacks on innocent civilians abroad.
Australia has made clear that we expect to maintain a presence in Afghanistan beyond 2014, potentially through training, military advisers, capacity building and development assistance and a Special Forces presence.“
http://www.minister.defence.gov.au/2012/02/04/minister-for-defence-minister-for-defence-visit-to-brussels-for-natoisaf-defence-ministers%E2%80%99-meeting/
Es fällt auf, dass AUS ein „mission profile“ für „post-isaf“ anmahnt (da wächst wohl die Ungeduld) und bereit ist sich hieran in größerem Umfang zu beteiligen.