Fotos: Unterwegs in Syrien
Syrien und die katastrophale Lage dort ist hier im Blog (bislang noch) kein Thema – nicht weil es nicht von Bedeutung wäre; aber die Vielzahl von Konflikten zwingt mich ein wenig, mich auf die Sicherheitspolitik aus deutscher Perspektive zu konzentrieren…
Dennoch an dieser Stelle ein Hinweis auf eine Fotoreportage aus Syrien, vom Widerstand gegen das Assad-Regime. Der Fotograf Timo Vogt, hier im Blog schon mal mit Afghanistan-Fotos präsent, war im Nordwesten Syriens unterwegs.
Blut auf den Stufen der Moschee in Kureen im Nordwesten Syriens – ein Ort unter Kontrolle der Opposition, bis er von der syrischen Armee angegriffen wurde.
Vogts Fotos sind hier anzuschauen, und er hat die drastischsten schon nicht in diese Reportage aufgenommen.
Zu seiner gefährlichen Reise schreibt er:
Der Aufstand in Syrien hat das ganze Land erfasst. Neben der Stadt Homs sind es mittlerweile viele Schauplätze, an denen die Regierungstruppen versuchen den Aufstand der Menschen gegen das Assad-Regime blutig niederzuschlagen.
Ich bin auf Schmugglerpfaden illegal über die grüne Grenze in die nordwestliche syrische Provinz Idlib gereist. Eine Region, die früh von Oppositionellen kontrolliert wurde. Doch meine Ankunft fiel mit dem Zeitpunkt zusammen, als die syrische Armee begann, verlorenes Gebiet zurück zu erobern. Wirklich halten kann sie die Orte nicht, sie werden nur tageweise erobert. Aber mit unfassbarer Brutalität sollen die Menschen eingeschüchtert werden. Die Armee der Deserteure kann mit ihren alten Kalschnikows und Jagdflinten mit selbstgebastelten Patronen gegen die modernen Schützenpanzer der Armee nichts ausrichten. Sie wollen die Bevölkerung schützen und können doch nur zusehen, wie das Morden weitergeht.
In einem Ort nahe der Stadt Idlib sollte ich einige Nächte verbringen. Er wurde von der Opposition als sicher eingeschätzt. Tagsüber sollte ich in die Stadt geschmuggelt werden. Einen Tag lang ging das auch gut. Als am Morgen des 22. Februar die Kinder zur Schule gingen, wurden sie plötzlich von Schnellfeuergewehrsalven und ersten Granat-Detonationen in Angst und Panik versetzt. Die Armee rollte an!
Sieben Stunden lag das Dorf unter schwerem Feuer, ein Kampfhubschrauber kreiste. Einige hundert Menschen entkamen in die umliegenden Olivenhaine, deren Bäume glücklicherweise hier ganzjährig Blätter tragen und wir uns verstecken konnten. Der Mehrzahl der Einwohner gelang die Flucht jedoch nicht. Der Ort wurde verwüstet, geplündert, gebrandschatzt. 20 Männer verhaftet, deren Überlebenschancen als sehr gering eingeschätzt werden. Eine Frau starb an einem Herzinfarkt während des Angriffs. 6 Männer wurden exekutiert. Zuvor wurden sie schwer misshandelt.
Mein Rückweg in die Türkei war versperrt! Ein wichtiger Ort auf meiner Route war ebenfalls unter Beschuß gekommen und es dauerte einige Tage, bis eine Alternative gefunden wurde. Nach einer Woche in der Hölle Syriens kletterte ich mit syrischen Flüchtlingen über den türkischen Stacheldraht. Ich wurde entdeckt und von der türkischen Gendarmerie verhaftet.
Syrien ist ein Land der lebenden Toten geworden. Für die Aufständischen, deren gemeinsames Ziel die „Freiheit“ ist, gibt es kein zurück mehr. Aufzugeben würde ihren Tod bedeuten. Und das Assad-Regime lässt daran auch keine Zweifel aufkommen. Was ich gesehen habe war kein Kampf Soldaten gegen Soldaten. Die Freie Syrische Armee der Deserteure ist nicht einmal in der Lage ein Dorf zu schützen. In Syrien werden Zivilisten, die nach wie vor meist unbewaffnet sind, von den Schergen der Regierung auf die brutalstmögliche Art und Weise gelyncht.
Dass sich in Syrien „die Freiheit“ bzw. „die Bevölkerung“ einerseits und „das Assad-Regime“ andererseits gegenüberstehen, halte ich angesichts der klar erkennbaren ethnischen Konfliktlinien für eine zu simple Darstellung, die mich unangenehm an ähnliche Darstellungen u.a. bzgl. des Kosovos 1999, Afghanistans 2001 und Libyens 2011 erinnert.
Westliche Beobachter neigen m.E. dazu, eigene politische Vorstellungen auf Akteure in Konflikten mit gänzlich anderem Hintergrund zu projizieren. So stellte z.B. die Mehrheit der Medien in Deutschland die ägyptische Protestbewegung als Sammlung junger, progressiver, twitter-nutzender und Latte-Macchiato-trinkender Demokratieaktivisten dar, um dann von den anschließenden Entwicklungen vollkommen überrascht zu werden. Im Fall Libyens geschah das selbe, wobei man mit dem Zunehmen der unschönen Meldungen das Interesse daran verlor, was für Ziele und Motive die Milizen der vorgeblichen „Demokratiebewegung“ verfolgen.
Es geht mir hier nicht um moralische Kritik an einer der Konfliktparteien. Ich habe nur die Sorge, dass in der deutschen Diskussion wieder eine vorschnelle Verteilung moralischer Rollen und eine moralische Aufladung des Themas erfolgt, an deren Ende noch ein mit angeblichen moralischen Verpflichtungen Deutschlands begründeter sinnloser Endloseinsatz in einem unzureichend verstandenen Umfeld stehen könnte, der mit den sicherheitspolitischen Interessen Deutschlands nichts zu tun hätte.
Dieser Journalist scheint ja äußerst neutral zu sein.
@JCR
Ist er nicht. Hat aber auch nicht den Anspruch. Und es gibt Situationen, da ist (die dann ohnehin nur scheinbare) Neutralität nicht durchhaltbar…
Das Thema Ethik und Moral ist bisher für jede politische Begründung und Mandatierung der Einsätze der Deutschen Bundeswehr durch den Deutschen Bundestag Fundament der Entscheidung gewesen. Insofern sind die Einsätze mehr oder weniger alle „moralisch aufgeladen“. Das ist in meiner Einschätzung auch gut so – schließlich ist Deutschland in Bezug auf die Mandatierung von Einsätzen nach wie vor ein „Sonderfall“.
Das ein Journalist eine ethisch-moralische Begründung für sein Tun (Schreiben, Fotografieren usw.) hat, ist in meinen Augen selbstverständlich. Letztendlich hat jeder Rezipient durch die Nutzung von verschiedenen Medien und deren unterschiedlichen Anschauungen und Darstellungen selbst die Möglichkeit, sich ein Bild zu machen bzw. eine Meinung zu bilden. Den „neutralen“ Journalismus gibt es genau so wenig wie die „neutrale“ Geschichtsschreibung“. Das wäre auch nur langweilig.
Timo Vogt, den ich aus eigenem Erleben professionell schätze, hat eine gute Leistung erbracht: Er ist dahin gegangen, wo das Geschehen ist, das uns umtreibt, und er hat das dargestellt, was ethisch-moralisch notwendig ist: Den Kampf eines Regimes gegen das eigene Volk. Dafür meinen Dank.
@ meinemeinung
„Das Thema Ethik und Moral ist bisher für jede politische Begründung und Mandatierung der Einsätze der Deutschen Bundeswehr durch den Deutschen Bundestag Fundament der Entscheidung gewesen. Insofern sind die Einsätze mehr oder weniger alle “moralisch aufgeladen”. Das ist in meiner Einschätzung auch gut so – schließlich ist Deutschland in Bezug auf die Mandatierung von Einsätzen nach wie vor ein “Sonderfall”.“
Oft genug wurde mit der moralischen Aufladung von Einsätzen bloße Manipulation betrieben. Am deutlichsten war das für mich im Fall des Kosovo-Einsatzes, wo gar „Auschwitz“ als Begründung herhalten musste. Praktisch risikierte man das Leben deutscher Soldaten jedoch für die Unterstützung der Machtergreifung der albanischen Mafia, weil diese sich geschickt in das Geflecht sicherheitspolitischer Interessen der USA integriert hatte.
Hier noch eine Info darüber, wo z.B. die Darstellung, die Bundeswehr sei in Afghanistan um die Rechte afghanischer Frauen zu schützen, ihren Ursprung hat: http://www.archive.org/download/CiaRedCellSpecialMemorandumAfghanistan/cia-afghanistan.pdf (Manchmal ist WikiLeaks doch zu etwas gut.)
Die „Brutalität“ des „Assad-Regimes“ hat man übrigens auch erst entdeckt, seitdem man Assad nicht mehr zur Bekämpfung militanter Salafis zu brauchen meint bzw. Amerikaner und Israelis eine Chance auf Umgestaltung der geopolitischen Situation zu ihren Gunsten sehen. Auch das hat mit höherer Moral so wenig zu tun wie der Kampf Eurasiens gegen Ozeanien.
„Das ein Journalist eine ethisch-moralische Begründung für sein Tun (Schreiben, Fotografieren usw.) hat, ist in meinen Augen selbstverständlich“
Journalistische Ethik bestand in besseren Zeiten mal darin, „sich mit keiner Sache gemein zu machen, auch nicht einer guten“. Damals hielt man den Leser für mündig genug, selbst zu entscheiden, wo er sich moralisch verortet. Hinter dieser Einstellung stand auch die Einsicht, dass die Realität manchmal sehr komplex ist.
„Letztendlich hat jeder Rezipient durch die Nutzung von verschiedenen Medien und deren unterschiedlichen Anschauungen und Darstellungen selbst die Möglichkeit, sich ein Bild zu machen bzw. eine Meinung zu bilden.“
Hinter Sätzen wie „Syrien ist ein Land der lebenden Toten geworden…Für die Aufständischen, deren gemeinsames Ziel die “Freiheit” ist, gibt es kein zurück mehr… Aufzugeben würde ihren Tod bedeuten.“ kann ich nicht einmal den Versuch einer objektiven Darstellung entdecken. Das ist pure Kriegsberichter-Lyrik.
„…und er hat das dargestellt, was ethisch-moralisch notwendig ist: Den Kampf eines Regimes gegen das eigene Volk.“
Das „Regime“ kämpft nicht „gegen das Volk“, sondern gegen ein loses Bündnis sunnitische Gruppierungen. Unter Alawiten, Christen und auch Kurden scheint Unterstützung für Assad vorzuherrschen, was auch damit zu tun hat, dass man von der Gegenseite im Fall von deren Machtergreifung wenig Schonung zu erwarten hat. Möglicherweise kämpfen in Syrien nicht Gut und Böse gegeneinander, sondern ethnische Gruppen um Verteilung von Macht und Ressourcen- Aber das klingt natürlich weniger knallig und würde auch keinen Einsatz der Bundeswehr zur Durchsetzung amerikanischer und israelischer Interessen begründen.
Ich habe ganz einfach eine natürliche Abneigung gegen diese Art, wie der Medienkonsument gerade von den Medien in eine Richtung geprügelt werden soll.
Früher hätte man gesagt „die Kriegstrommeln werden gerührt“.
Tja so ist das mit den Journalisten. Sie müssen die Situation hochpuschen und medial übertreiben, das forciert weitere Aufträge und rechtfertigt ihr Gehalt. Es gibt viele Interessen an solchen Konflikten.
Zudem. Was war passiert: Die „Opposition“ hat in einem gefestigten System versucht einen Umsturz zu starten, der mangels Beteiligung schiefging. Nun entfachen sie einen Bürgerkrieg und beschweren sich, das sich das Regime angesichts der Erfahrungen in Libyen und Ägypten wehrt. Und diesmal zwar richtig. Das Israel durchaus Interessen hat, hier den engsten Verbündeten des Iran fallen zu sehen, macht Sinn und ist legitim. Zumal sich der Flugweg für die eigenen Bomber in den Iran sich dramatisch verkürzen würde, könnte das Hoheitsgebiet Syriens halbwegs gefahrlos überflogen werden.
Nun läuft der Bürgerkrieg, dieser ist schmutzig und wird noch ein Weilchen schmutzig sein.
So ist es keineswegs mit allen Journalisten, der Tunnelblick auf westliche Berichterstattung ist da erhellend., und selbst da gibt es positive Ausnahmen. Wie von anderer Seite angemerkt, die Tonart in diesem Artikel ist absurd und spiegelt wider, was man bereits ueber die libysche Aufstandsentwicklung lesen durfte. Dass die Realitaet damit nicht in Einklang steht und dies feststellbar ist, kann man ebenso Journalisten verdanken.
Die Realitaet scheint zu sein, dass der Aufstand wesentlich begrenzter ausfaellt, als angenommen (oder gehofft, je nach Seite) ist. Die Bereitschaft der arabischen Sunnitenstaaten zur Unterstuetzung, die trotzdem an Fahrt zunimmt, koennte aber das Feuer noch ziemlich anfachen.
Und dann geht es erst richtig los. Syrien ist ein ordentlich geführter Staat. Vieles hat dort Hand und Fuß. Wenn Assad seine Truppen entgültig von der Kette lässt, dann wird dieser Umsturzversuch ordentlich in sich zusammenbrechen. Aber auch Despoten lernen. Er hat aus der Libyenkrise gelernt, das man nicht sofort all-in gehen darf. Und man muss die zumeist verlogenen und einseitig berichtenden Journalisten außen vorlassen. Zumal es ja durchaus zahlreiche Verbrechen seiner Truppen gibt. Das gibt es in jedem Krieg, zumal in einem Bürgerkrieg.
@roman
Genau, wie Soldaten, die sind wild darauf, dass es eine möglichst unscharfe Bedrohungslage für ein Land gibt, das hält den Verteidigungsetat schön hoch und sichert ihren Sold… und wenn’s in den Einsatz geht, dürfen sie endlich auf Menschen scharf schießen…
Haben wir jetzt alle Klischees durch?
Und wenn Sie unbedingt die “verlogen und einseitig berichtenden Journalisten” bashen wollen, will ich jetzt Belege sehen. Jenseits des syrischen Staatsfernsehens.
@T. Wiegold
„Und wenn Sie unbedingt die “verlogen und einseitig berichtenden Journalisten” bashen wollen, will ich jetzt Belege sehen.“
Ich möchte mich der Formulierung „verlogen“ nicht anschließen. Seriös finde ich es trotzdem nicht, was der Journalist dort produziert hat, und zwar aus den folgenden Gründen (und ganz ohne Heranziehung des syrischen Staatsfernsehens):
– Es gibt keine umfassenden Flüchtlingsbewegungen, die bei intensiver, flächendeckender Anwendung von Gewalt gegen die Bevölkerung bzw. „brutalsmöglichem Lynchen von Zivilisten“ in einem „Land der lebenden Toten“ zu erwarten wären. Die Darstellungen des Journalisten decken sich jenseits der Rhetorik mit der Beobachtung, dass die Gefechte sich auf einzelne Räume beschränken.
– Die „meist unbewaffneten Zivilisten“ sind auf Bildern häufig mit Maschinengewehren, Sturmgewehren und Panzerabwehrhandwaffen zu sehen, z.B. hier: http://www.boston.com/bigpicture/2012/02/syria_fighting_continues.html
– Auf den gezeigten Bildern ist auch erkennbar, dass die Darstellung , die Aufständischen könnten „gegen die modernen Schützenpanzer der Armee nichts ausrichten“, so nicht stimmt. Die Bilder zeigen einige abgschossene Schützenpanzer der Armee. Man braucht übrigens im Orts- und Häuserkampf nicht einmal die bei den Aufständischen dokumentiert vorhandenen RPGs; man kann hier auch mit Brandflaschen einiges ausrichten, wie die Tschetschenen in Grozny sogar bei Kampfpanzern demonstriert haben.
– Die rhetorische Gegenüberstellung „alte Kalaschnikows“ gegen „moderne Schützenpanzer“ ist manipulativ und auch sachlich falsch . Sowohl die AKs und RPGs auf der einen als auch die BTRs und BMPs auf der anderen Seite gehören der gleichen Generation militärischen Geräts an.
– Ein Bild aus Idlib (von AP, nicht vom syrischen Staatsfernsehen) zeigt einen der „meist unbewaffneten Zivilisten“ mit RPG-7: http://www.boston.com/bigpicture/2012/02/syria_fighting_continues.html
– Die Aufstandsbewegung repräsentiert nicht „das Volk“, sondern rekrutiert sich fast ausschließlich aus Sunniten. Die Bilder aus Idlib zeigen dabei einige Personen mit typischen Salafi-Bärten.
– Der Autor beschreibt eine Situation als die „syrische Armee begann, verlorenes Gebiet zurück zu erobern“. Wie hat die Armee das Gebiet wohl an „meist unbewaffnete Zivilisten“ verlieren können?
– Der Autor schreibt: „mit unfassbarer Brutalität sollen die Menschen eingeschüchtert werden“. Auch das ist m.E. bloße Rhetorik. Einige tausend Tote in mehreren Monaten Bürgerkrieg wären nur für jemanden „unfassbar“, der sich noch nicht mit anderen Bürgerkriegen auseinandergesetzt hat. Belege dafür, dass in Syrien etwas geschieht, was in solchen Situationen leider üblich ist, bleibt der Autor schuldig.
Noch ein Beispiel:
„Einige hundert Menschen entkamen in die umliegenden Olivenhaine, deren Bäume glücklicherweise hier ganzjährig Blätter tragen und wir uns verstecken konnten. Der Mehrzahl der Einwohner gelang die Flucht jedoch nicht. Der Ort wurde verwüstet, geplündert, gebrandschatzt. 20 Männer verhaftet, deren Überlebenschancen als sehr gering eingeschätzt werden. Eine Frau starb an einem Herzinfarkt während des Angriffs. 6 Männer wurden exekutiert. “
Demnach wurden von zumindest mehreren hundert anwesenden Personen (die Minderheit von „einigen hundert“ war laut Darstellung ja geflohen) sechs beim „unfassbaren und brutalstmöglichen Vorgehen“ getötet. Gegenüber Ruanda, Bosnien, Tschetschenien oder dem Kongo erkenne ich hier nichts „unfassbares“ oder sonstwie für Bürgerkriege ungewöhnliches. „Brutalstmögliches Vorgehen“ sähe anders aus.
Was übrig bleibt klingt für mich ungefähr so: „Bei einer Gegenoffensive gegen Aufständische tötete die syrische Armee in der Provinz Idlib nach Angaben eines vor Ort befindlichen deutschen Journalisten sechs mutmaßliche Aufständische und nahm zwanzig weitere gefangen. Der Journalist berichtete zudem von Plünderungen der Soldaten. Eine Frau soll einen tödlichen Herzinfarkt erlitten haben.“
Dass es im Raum Idlib im zeitlichen Umfeld der Anwesenheit von Herrn Vogt etwas komplexer zuging und dort nicht nur syrisches Militär unbewaffnete Zivilisten niedermetzelte, ist leicht recherchierbar, ohne dass man auf syrische Staatsmedien Rückgriff nehmen muss.
Nur eine rasche Auswahl:
http://static.guim.co.uk/sys-images/Guardian/Pix/pictures/2012/2/10/1328891720551/Syrian-rebels-march-durin-007.jpg
Bildunterschrift: „Syrian rebels march in a show of strength during a demonstration in Idlib, Syria, February 10, 2012 Photograph: Anonymous/AP“
http://i.thestar.com/images/d3/5f/3ac715a2484db0a11eb3a67c482f.jpg
Bildunterschrift: „Syrian rebels aim weapons during a training exercise outside Idlib, Syria, Feb. 14“., Quelle: Reuters
http://in2eastafrica.net/wp-content/uploads/2012/01/Syrian-soldiers-who-defected-to-join-the-Free-Syrian-Army-are-seen-among-demonstrators-during-a-protest-against-Syrias-President-Bashar-al-Assad-in-Kafranbel-near-Idlib-January-29-2012..jpg
Bildunterschrift: „Syrian soldiers who defected to join the Free Syrian Army are seen among demonstrators during a protest against Syria’s President Bashar al-Assad in Kafranbel near Idlib January 29, 2012. REUTERS“
http://media.philly.com/images/600*450/20120210_inq_syria10-b.JPG
Bildunterschrift: „A rebel fighter peers through the scope on his weapon in Idlib. , Quelle: AP. Man beachte die Sonderausführung des verwendeten Gewehrs.
http://i.thestar.com/images/11/a0/be5498234bfdb977f6feb4d12a7a.jpg
Bildunterschrift: „A Free Syrian Army fighters stands guard in Idlib“, Quelle AP
Hier noch eine Selbstdarstellung der Aufständischen, die eine dreistellige Zahl bewaffneter Kämpfer in Idlib mit Datum Anfang Februar 2012 zeigt:
http://pb-i4.s3.amazonaws.com/photos/227050-1328231443-0-l.jpg
Bildunterschrift: „Idlib The soldiers of the Free Syrian Army bidding farewell to a martyr in a military procession“
Man kann jetzt natürlich behaupten, dass Reuters und AP anfällig für staatliche syrische Propaganda sein mögen, aber dass im von Herrn Vogt besuchten Raum eine militärisch bewaffnete Aufstandsbewegung aktiv ist, wird sich kaum wegreden lassen.
Ich kann verstehen, dass Herr Vogt von den Gefechtserlebnissen ggf. emotional überwältigt war. Von einem Journalisten sollte man aber m.E. wenigstens den Versuch der Objektivität erwarten können.
Man vergleiche Vogts Beitrag mit Nir Rosens (der manchem vielleicht wegen seiner Afghanistan-Beiträge bekannt ist und dem man kaum Nähe zur syrischen Regierung vorwerfen kann) ausführlicher Analyse der Aufstandsbewegung:
http://www.aljazeera.com/indepth/features/2012/02/201221315020166516.html
Er hat auch u.a. im Raum Idlib recherchiert und spricht von einer „classic insurgency“, die er mit der u.a. in Afghanistan vergleicht, und die u.a. Anschläge mit IEDs sowie Hinterhalte gegen Sicherheitskräfte verübe und mutmaßliche Informanten der Regierung hinrichte. Das kommt wie alle anderen Informationen bzgl. der Aufstandsbewegung leider alles bei Herr Vogts Beitrag („meist unbewaffnete Zivilisten“) nicht vor, weshalb ich insgesamt das Gefühl habe, dass man mich hier als Leser, pardon, veräppeln wollte.
„Journalistische Ethik bestand in besseren Zeiten mal darin, “sich mit keiner Sache gemein zu machen, auch nicht einer guten”. Damals hielt man den Leser für mündig genug, selbst zu entscheiden, wo er sich moralisch verortet. Hinter dieser Einstellung stand auch die Einsicht, dass die Realität manchmal sehr komplex ist.“
Danke dafür!
@ Orontes
Das “Regime” kämpft nicht “gegen das Volk”, sondern gegen ein loses Bündnis sunnitische Gruppierungen.
Angesichts des Ausmaßes der Proteste und dem ungezielten Vorgehen der Sicherheitskräfte hat das leider etwas von Realitätsverweigerung. Vermutlich ist es sorum auch „leichter“, immerhin kann man „irgendeinen Bürgerkrieg“ ja auch leichter Ausblenden als „Massaker an Zivilisten“.
Ganz davon ab, um ihnen mal die Widersprüchlichkeit ihres Satzes vor Augen zu führen. Würden sie auch den Satz unterschreiben „Die Bundeswehr kämpft nicht gegen das deutsche Volk, nur gegen Süddeutsche/Bayern/Frauen?“ und dann zuschauen wie München abgeriegelt und bombardiert wird?
Da schwingt dann in ihren und Romans Posts halt schon etwas „das sind halt Orientalen, da bekriegen sich nur Stämme und etwas Diktatur und Massenmord gehört da zum guten Ton“ mit. Hätten Sie den gleichen Standpunkt auch vertreten, wenn die Maidemonstrationen vor 20 Jahren zusammengeschossen worden wären? War ja immerhin ein christlich geführter Aufstand, oder so.
Und beim Massaker von Hama so, das war ja auch nicht gegen die eigene Bevölkerung gerichtet. Wenn man nur lang genug sucht wird man auch da ein paar Bewaffnete finden und das ganze entlang irgendwelcher religiös-ethischer Linien „erklären“ können. War sicherlich kein undifferenziertes Exempel eines brutalen Regimes um die eigene Bevölkerung einzuschüchtern, nein.
Wo ist b wenn man ihn mal braucht? Abgesehen von der tatsächlichen Situation in Syrien, die sehr schwer einzuschätzen ist, der Artikel ist reine Propaganda. Ist ja ok, so hat er es erlebt, der deutsche Journalist als solcher sieht sich ja auch eher als Aktivist und Erzieher. Ein Klischee, aber kein unbegründetes. Herr Wiegold, sie sind dabei eine wohltuende Ausnahme an Zurückhaltung, Sachlichkeit und Vorsicht. Sich nicht gemein zu machen war ein gutes Ideal.Über Kampagnen sollte man berichten, nicht sie unterstützen. Die Pressearbeit der syrischen Opposition und des Regimes wäre ein schönes Thema. Mfg
Ich wollte Herrn Vogt auch nicht diffamieren und als Beispiel für deutschen Aktivisten Journalismus hinstellen, das kann ich nicht beurteilen. Der Text wäre es aber, wenn man ihn als Bericht über die Lage in Syrien liest. Als Erlebnisbericht eines Betroffenen ister ja gut.
@Roman und Orontes: Hören Sie bitte auf, von ihrem warmen Sessel in Deutschland hier Halbwahrheiten und Lügen zu verbreiten.
Was passiert derzeit in Syrien? Ein Despot unterdrückt sein Volk und gewisse Ethnien wie die Kurden. Jetzt, da sich die Bevölkerung auflehnt, macht Al-Assad keinen Unterschied zwischen bewaffneten Paramililtärs und Zivilisten. Das ist doch offensichtlich. Fotojournalisten wie Timo Vogt decken diese Ungerechtigkeit auf. Mutiger Journalismus muss nicht auf Teufel komm raus ausgeglichen sein, sondern wie bei den Fotos von Vogt den Finger auf die wunden Punkte legen.
Ehe die Wogen noch höher schlagen (und ja, ich verhalte mich da auch nicht immer völlig rational…), ein Hinweis: Der Kollege Vogt ist Fotograf und hat vor allem Bilder aus Syrien geliefert. Der eingestellte Text ist seine persönliche Beschreibung und nicht ein als journalistische Arbeit gedachter Text – vielleicht trägt das ein bisschen zur Klärung bei.
Bei vorherigen Kommentaren brauche ich ja eigentlich nichts weiter hinzufügen. Gerade die überdrehte Begrifflichkeiten, die derzeit in vielen Medien jenseits des Springer-Konzerns gebraucht werden haben für mich den Anschein, dass die eher unwissende Bevölkerung massiv belogen wird. Dies geht schon soweit, dass die Tagesschau ziemlich unreflektiert TV-Bilder von Al Jazeera übernimmt und gleichzeit auf das böse syrische Staatsfernsehen verweist, dass die Lage vor Ort nicht richtig darstellt. Wo bei natürlich glatt unterschlagen wird, das Al Jazeera auch Staatsfernsehen ist und der dortige Herrscher bereit für einen Krieg gegen Syrien ist. Aber was solls.
Anderes Beispiel. In den vergangenen Tagen wurde sehr ausführlich darüber berichtet, das in Homs und dem Stadtteil Baba Amr ein Massaker stattfinden soll, ein neues Sebrenica. Das Viertel soll seit Tagen umstellt, abgeriegelt und systematisch ausgehungert worden sein, etwa 28 000 Menschen darin gefangen. Edith Bouvier und ihre Kollgegen berichteten ähnliches. Nun haben die syrischen regulären Truppen das Viertel eingenommen und die Rebellen melden, das wohl ein Massaker an den verbleibenden 4000 Einwohnern vorgenommen wird, die FSA aufgrund geringer Waffenanzahl das Viertel nicht verteidigen konnten. Hä? 28000 vs 4000 Einwohner. Wo ist der Rest? Verschwunden? Wohin? War er jemals da? Fragen, die nicht beantwortet werden. Angegblich ist dasViertel umstellt, keiner darf rein oder raus. Wenn es 20000 Menschen gelingt zu fliehen, dann gibt es auch Wege sie zu versorgen.
@ JR
Welches Ausmaß an Protesten? In weiten Teilen des Landes ist es wohl ruhig. Gäbe es diese flächendeckende Proteste, dann sähe die Situation wohl deutlich anders aus. Ihr Bayern Beispiel ist nicht passend, denn die Franken würden bei einem solchen Schwachsinn für einen Bayerstaat ja gar nicht mitmachen wollen. Zudem ist das Aufgabe der Bundespolizei.
Klar sind das Orientalen. Sie regeln die Angelegenheit dort anders als hier in Kerneuropa oder in Afrika, wo man den Gegner die Hände abhackt und Ohren abschneidet. Klar sollte aber sein: Dort kämpft ein Staatsgebilde mit aller Kraft und noch kontrollierten Methoden um sein überleben.
@Orontes
Also wenn ich das alles Lese, was Sie dort oben geschrieben haben, wären die Geschwister Scholl u.ä. wohl in Ihren Augen, die waren Störenfriede gewesen. Und auch die „Montagsdemonstranten“ waren ja anfänglich nicht die Mehrheit im Land … trotzdem wehrten sie sich gegen eine Diktatur, ein Unrechtsregime … auch bekämpfenswerte Störenfriede …
Wer Streitkräfte gegen die eigene Bevölkerung einsetzt, kann nicht recht haben.
Die Besitzer der Häuser, indem sich die Rebellen verschanzt haben dürften das weniger als versuch der Befreiung ansehen. Wenn die Rebellen aus den Häusern schießen, werden die Soldaten die Rebellen aus den Häusern raus schießen. Im besten Fall sind da nur ein paar große Löcher drin. Der Gewinner der Kämpfe wird dafür den Verlierer bestrafen, um den Volkszorn in der genehmen Richtung zu lenken. Der kleine Mann wird so oder so verlieren.
@ Heiko Kamann
Waren sie nicht? Sind ja auch entsprechend bestraft worden. Was hier jetzt deutlich zynisch klingt, verweist nur auf einen besonderen Aspekt hin: Der Sieger schreibt bekanntlich die Geschicht. Daher ist auch nicht entschieden, ob das Terroristen oder Freiheitskämpfer sind, die da in Syrien rumlungern und Alawiten auf dem Weg zur Arbeit erschießen.
@ Roman
Dort kämpft ein Staatsgebilde mit aller Kraft und noch kontrollierten Methoden um sein überleben.
Ich empfehle ihnen das von Orontes verlinkte Interview mit Nir Rosen. Dort wird sehr sehr deutlich gemacht, dass die Bewaffnung der Oppositionsbewegung als Reaktion auf den Waffeneinsatz der Sicherheitskräfte gegen Demonstrationen erfolgte, und nicht umgekehrt.
Wie bereits angesprochen: Vielleicht sollten sie ihre Argumentation wirklich mal am Beispiel der Montagsdemonstrationen abgleichen. Ist ziemlich erschreckend, was dabei rumkommt.
Ich kann einige Aussagen hier absolut nicht nachvollziehen.
1. Liegen weder die Revolution in Ägypten noch der mögliche Sturz Assads im Interesse von Israel oder den USA. Insbesondere Israel lebt mit relativ-stabilen und damit politisch einschätzbaren Regimen an der Grenze besser als mit potentiell gescheiterten Staaten. Der Vorwurf, dass die Aufstände im israelischen Interesse sind, ist absurd.
2. Kämpft in Syrien eine seit Jahrzehnten marginalisierte Bevölkerungsmehrheit um den Zugang zur Macht – erst friedlich, durch die Angriffe auf Demos mittlwerweile auch mit Waffengewalt. Natürlich hat Assad noch Unterstützung im Volk, aber diese beschränkt sich weitestgehend auf die Ethien, die durch das Regime profitieren, aber eben nur eine Minderheit der syrischen Bevölkerung darstellen.
@ JR
Was soll das Beispiel mit den Montagsdemonstrationen?
Im Verlaufe der Proteste war auch Militär im Einsatz, stand Gewehr bei Fuß. Mein Vater saß auf einem Robur-LKW aufgerödelt mit scharfer Munition zwei Seitenstraßen neben dem Demonstrationszug und wartete auf seinen Einsatz. Im übrigen waren das für mich zur damaligen Zeit tatsächlich kriminelle Störenfriede, hart am Rande der Konterrevolution. Klar, heutzutage war ja jeder gleich bei der ersten Demo vorn mit dabei und hat den Pfaffen geschützt, aber damals…
Der Staat hatte aber noch genügend „normale“ Mittel um die Demonstrationen zu bewältigen. Zudem verzichtete er auf den exzessiven Einsatz von tödlicher Gewalt aus verschiedenen Gründen. Einer war vermutlich, das es auch ein Leben nach der DDR gab, worauf aber hier viele Alawiten nicht hoffen dürfen.
Das hier bereits angesprochene Zitat:
stammt übrigens von Hanns-Joachim Friedrichs ( http://www.hanns-joachim-friedrichs.de ). Friedrichs arbeitete in seiner frühen Laufbahn beim deutschen Dienst der BBC und durchlief dort die alte angelsächsische Journalistenschule.
Dank an Roman und vor allem Orontes für ihre Beiträge!
Was dort passiert kann man wahlweise als „ein wahnsinniger Diktator schlachtet sein eigenes Volk ab“ oder „eine säkulare Regierung wehrt sich gegen brutale, von Saudi-Arabien und al-Qaida unterstützte fundamentalistische Aufständische“ darstellen. Oder irgendwas dazwischen. Und vielleicht auch einfach zugeben, dass wir hier wahnsinnig wenige Informationen haben, die auch noch gefärbt sind. Nicht zuetzt weil die sunnitisch-arabischen Medien, die dann doch näher an der Sache dran waren als der deutsche Journalist (der gestern noch über Griechenland und morgen über das Dschungelcamp berichten musste) von Anfang an gegen Assad (lawiten sind ja auch keine guten Muslime!) waren. Und Assad hier praktischerweise auch nen schlechten Ruf hat, so dass nichts einem Konsens „böser Diktator versus gutes Volk“ im Weg stand. Mittlerweile gibts schon fast einen Konsens in die Richtung, der einem die Qual differenzierten Denkens oder gar die Einsicht in die Begreztheit des eigenen Wissens erspart. Und sind sie nicht herzig, die Bilder von diesen hochmotivierten, bärtigen Kämpfern für eine Sache die wir nicht verstehen?!
Lang leben die tapferen Freiheitskämpfer gegen den brutalen Diktato Qadhafi (außer wenn sie grade Journalisten zu Tode foltern und ein paar Schwarze ermorden, das wollen wir nicht sehen)! Lang leben de tapferen Freiheitskämpfer gegen den brutalen Diktato Assad (außer wenn sie grade Alawiten und Christen ermorden, das wollen wir auch nicht sehen)! Lang leben die tapferen Freiheitskämpfer gegen den brutalen Diktator Karzai – hupps… die dann doch nicht, die sind ja böse…
@turan saheb
lang leben sollen alle Mies- und Kaputtmacher, denn von denen lebt die security-charity-media industry und die organisierte mies- und kaputtmacherwirtschaft ganz wunderbar. Fast schon eine globale Symbiose.
Die Dummen sind nur immer: der einfache Zivilist und der einfache Soldat…..insbesondere der deutsche Soldat, der mit dem Goldenen Handschlag, der sich in den letzten 10 Jahren durch die Bundeswehrreformen und die Art der Einsatzbeteiligung Deutschlands zu einer Goldenen Arschkarte gewandelt hat ;-)
@Klabautermann
Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte und natürlich die BBC sind dann Teil dieser security-charity-media industry?
http://www.bbc.co.uk/news/world-middle-east-17228912
@T.W.
Diese Dame ist eine Ausnahme (denken Sie an deren Position in Sachen Lybien und Zusammenarbeit mit NATO). Deswegen arbeitet Sie in erster Linie fast immer mit dem IKRK zusammen…..die BBC ist sicherlich keine Ausnahme ;-)
@T.W.
….zu den einfachen Zivilisten zähle ich auch den free lance Kriegsberichterstatter..
http://www.welt.de/politik/ausland/article13899700/Wie-man-einen-Journalisten-per-Telefon-toetet.html
@Klabautermann
„..lang leben sollen alle Mies- und Kaputtmacher…“
Ein „Miesmacher“ zu sein musste ich mir sinngemäß schon 2006 seitens eines mitgereisten und als besonders engagiert geltenden Journalisten anhören, als ich im Gespräch mit einem Bundestagsabgeordneten anmerkte, dass die vorübergehende Schwächung der Aufständischen in Nordafghanistan aus meiner Sicht nichts mit der Bundeswehr zu tun hatte. Aber Sie haben Recht: Ich lebe u.a. vom Finden und Überbringen schlechter Nachrichten. Sind jedoch die Überbringer schlechter Nachrichten verantwortlich für die von ihnen dargestellte Situation? Wobei ich ausdrücklich nicht behaupte, dass ich weiß, wie die Situation in Syrien aussieht, sondern nur zeigen wollte, dass sie nicht so simpel gestaltet sein kann, wie Herr Vogt behauptet. Dessen Photos finde ich im Übrigen großartig.
@Heiko Kamann
„Also wenn ich das alles Lese, was Sie dort oben geschrieben haben, wären die Geschwister Scholl u.ä. wohl in Ihren Augen, die waren Störenfriede gewesen.“
Wenn einem sonst nichts mehr einfällt, greift man gerne zum Nazi-Bezug; wohl in der Hoffnung, dass die andere Seite sich dann nicht mehr zu widersprechen traut. Wenn ich mich auf Ihren Einwand einlassen würde, müsste ich mich schließlich zum Nazi machen. Das ist das Prinzip jeder moralisch aufgeladenen Diskussion, dass die andere Seite in ihr nur die Position der Unmoral einnehmen kann. Der Zeitgeist würde Ihnen für solches Diskussionsverhalten wohl „Zivilcourage“ bescheinigen.
@Orontes
mein o.a. Kommentar bezog ich in keinster Weise auf Sie und ihre Kommentare in diesem thread. Sorry, falls Sie das so gelesen haben.
Für mich sind Überbringer fundiert kritischer Nachrichten, Anmerkungen und/oder Kommentare keine Miesmacher. Dann müsste ich mich selbst als ein solcher kategorisieren. Ich schätze durchaus Menschen, die so wie Sie die simple Tatsache nicht vergessen haben, dass ground truth nicht gleich perceived oder to be perceived truth ist ;-)))
@Orontes
eine P.S.
http://www.welt.de/politik/ausland/article13899383/Cartoonisten-in-Angst-vor-der-Rache-der-Maechtigen.html
Orontes | 02. März 2012 – 15:40
Naja, mehr Diktatoren hatten wir ja auch nicht im Land; hätten Sie weiter gelesen, wäre Ihnen der DDR Bezug sicher nicht entgangen.
Nazi-Bezug … ich kann ja nichts dazu, das in Ihren Ausführungen dieser Geist mit schwingt; ich habe gelesen was Sie geschrieben haben und die Quintessenz brachte mich zu meiner Kommentierung bzw. Frage.
Ich frage mich langsam, wo dieser medial unterstützte Menschenrechtsimperialismus eigentlich enden soll.
Im Prinzip muss anscheinend heute jede Nation, deren Regierung nicht den vom Westen erwarteten Standards entspricht (solange es sich nicht um Saudi-Arabien handelt) damit rechnen, dass sie entweder durch westlich gesponsorte Agitation in Unruhen gestürzt wird und dann bei gewaltsamen Ausschreitungen „ihre Legitimität verliert“.
Auf lange Sicht wird das ganze, sollte nicht eine Wirtschaftskrise dieser Strömung den Boden unter den Füßen wegziehen (was man fast hoffen mag) wird das ganze in einer erneuten Konfrontation mit Russland und/oder China enden.
Man braucht sich nur mal das mediale Dauerfeuer gegen Putin anzuschauen. Was passiert, wenn er doch Präsident bleibt und alle Versuche einer Opposition nichts helfen?
Wird er irgendwann auch aufgrund von Eskalationen „seine Legitimität verlieren“?
Man sollte vor lauter Demokratie nicht vergessen, daß wir immer noch im Atomzeitalter leben und daß die völlige Aufgabe des westfälischen Prinzips vielleicht doch keine so gute Idee ist.
@JCR
„Ich frage mich langsam, wo dieser medial unterstützte Menschenrechtsimperialismus eigentlich enden soll.“
Angesichts des Zustands der USA und Europas bzw. deren langfristiger Perspektiven dürfte sich das Problem der mit universalistischer Rhetorik unterfütterten westlichen globalen Ansprüche mittelfristig von alleine erledigen.
Was mag die Zukunft bringen? Dazu ein m.E. interessanter Beitrag, der aus China kommende und sich u.a. auf Carl Schmitt berufende alternative Ansichten vorstellt.
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/chinesische-universalismuskritik-wer-menschheit-sagt-will-betruegen-1939346.html
Es gibt andere Alternativen, die für Deutschland unschöner sind als die vergleichsweise unaggressiven Vorstellungen der Chinesen. Es könnte z.B. durchaus sein, dass sich eine Bundesregierung in 25 Jahren gegenüber einer starken Türkei und ihr nahestehender Wählergruppen in Deutschland für wahrgenommene Verstöße gegen andere universalistische Konzepte rechtfertigen muss. Wer die z.B. auf VN-Ebene intensiv geführte Diskussion über „Islamophobie“ (das Konzept wird bewusst als Gegenkonzept zu westlichen Menschenrechtsvorstellungen wie Meinungs- und Glaubensfreiheit platziert) verfolgt, bekommt einen Eindruck davon, wie dies aussehen könnte. Aber ich werde langsam wieder OT.
@ Orontes
Was Sie da anreißen sind in der Tat die sicherheitspolitischen „shapes of things to come“.
Für eine Diskussion in der politischen Hauptarena ist es allerdings derzeit wohl noch zu früh. Genießen wir einfach den Frieden, der hierzulande – cum grano salis – derzeit noch herrscht.
@chickenhawk
„Genießen wir einfach den Frieden, der hierzulande – cum grano salis – derzeit noch herrscht.“
Ein passendes Schlusswort, wie ich finde.
@Orontes
Zustimmung…….leider sind alte Konzepte noch schwieriger aus den Köpfen zu entfernen als neue rein zu bekommen…..insbesondere weil die McCains einen Alterstarrsinn entwickelt haben, der geradezu vatikanisch ist.
Was die „shape of things to come“ angeht, es würde mich nicht wundern, wenn man in 20 Jahren die jetzige Zeit als die „arabischen Einigungskriege“ bezeichnen würde.
Mir kommt es oft so vor als würden die Golfaraber gerade die Einigung Arabiens zu ihren Bedingungen vorantreiben, und zwar nicht mit „Blut und Eisen“, sondern mit Diplomatie und Al Jazeera, wobei Blut und Eisen durchaus noch eine Rolle spielen wird.
Weder die USA noch GB oder FR werden Syrien angreifen. GB geht das Geld aus, und in Frankreich gibt es eine neue Führung. Für die USA kommt das ganze auch zu Unzeit. Ein Krieg würden den Abzug aus Afg logistisch wie politisch behindern. Die eigenen Soldaten in Afg sind wichtiger. Obama wird auf einen Krieg nicht scharf sein. Das würde die viel zu hohe Neuverschuldung noch weiter erhöhen. Ab April fängt die heiße Phase im US Wahlkampf an.
Wie weit die Rebellen mit Assads Armee aufnehmen können, werden wir sehen.
Übrigens… Das vom SACEUR:
Arming the Syrian Rebels would help oust Assad
Wahlkampf…..Obama hat nicht mal mehr die NATO im Griff und so…..lächerlich
Ein paar simple Beobachtungen ohne Wertung:
Assad hat nicht das „ganze Volk“ gegen sich. Er hat noch nicht mal alle Sunniten gegen sich, sonst waere er, wie seine alawitischen Freunde gar nicht an der Macht.
Homs ist keine Rebellenhochburg, die Aufstaende konzentrieren sich, wenig ueberraschend, auf wenige sunnitische Stadtteile. Und dieser Aufstand, wie in Libyen, wird von bewaffneten Kraeften gefuehrt, deren Haupttalent darin besteht, in die Luft schiessend Gebiete zu „erobern“, die der Gegner nicht aktiv haelt, und wieder abzuziehen, wenn Gewehre am Horizont sichtbar sind (die viel zitierten „tactical retreats“).
Israel ist nicht an Assads Sturz interessiert, da Syrien unter den Alawiten stabil und keine ernsthafte Bedrohung ist, iranische Verbindung hin oder her. Das heisst auch, man kann diesem Staat immer mal auf die Finger hauen, ohne Konsequenzen fuer seine Taten befuerchten zu muessen, eine beliebte israelische Strategie in Sachen „Aussenpolitik“. Wird Syrien sunnitisch, sind die Konsequenzen zumindest so nebuloes, wie das derzeit in Aegypten der Fall ist, u potentiell sehr problematisch.
Last but not least…ein Fotograf fotografiert. Wenn er auch schreibt, und das ganz klar normativ, u das publiziert, ist er mehr als ein Fotograf, mit allen damit verbundenen Auswirkungen, inkl darauf bezogener Kritik. Ich finde Assad nicht sympathisch. Kriegshetze nach dem Motto „da muss man doch was tun“, egal in welchem Gewand u von welcher Seite auch nicht.
In Syrien mischt ja auch Al Kaida mit. Daher können die keine Waffen liefern. Nicht das die als nächstes in Jordanien oder anderswo eingesetzt werden. Ob die sich Organisieren lassen ist die nächste Frage. Die Hauptsorge dürfte bei den US Militärs sein, wie man aus Afg raus kommt.
Den US Neocons muss man natürlich Einsatz vor heucheln.
@klabautermann
Die Hoffnung stirbt zuletzt, auch für Obama. Noch sind in den wichtigen EU Länder Atlantiker an der Macht. Die eigentlichen Probleme für die US Nato kommen erst noch.
@Ben
völlig Ihrer Meinung. Stavridis hat allerdings sich keinen Gefallen getan, als er McCain in Sachen Bewaffnung der syrischen Opposition nach dem Mund geredet hat.
@para
Zustimmung
http://www.faz.net/aktuell/iran-ahmadinedchad-bei-parlamentswahl-abgestraft-11670832.html
gar nicht O.T……und eine gute Nachricht wie ich persönlich glaube
Orontes also: Homs, die grüne schöne Stadt am Orontes (arabisch al Assi = der Ungehorsame). Aus dem sehr bewegenden – und sehr plausiblen – Stück von Rafik Schami in der heutigen taz: http://www.taz.de/Prominenz-Journalisten-und-Syrien/!88869/
Wir brauchen eine UN-Intervention, auch ohne Einstimmigkeit im Sicherheitsrat.