„Wir werden noch zehn Jahre im Kosovo bleiben müssen“
Seit nun fast einem halben Jahr hat der Kosovo wieder – ein wenig – auch die mitteleuropäische Aufmerksamkeit: Seitdem es an den Grenzübergängen zwischen der früheren serbischen Provinz und Serbien zu gewaltsamen Ausschreitungen kam, seitdem KFOR-Truppen mit etlichen deutschen Soldaten in Auseinandersetzungen mit Kosovo-Serben gerieten, ja sogar erstmals im Kosovo zwei deutsche Soldaten angeschossen wurden: Das sich dort viel zu wenig bewegt hat seit dem NATO-Einmarsch 1999 (!), rückt nur ganz langsam ins – auch deutsche – Bewusstsein.
Dazu passt die recht pessimistische Ansicht des FDP-Bundestagsabgeordneten Rainer Erdel, Oberst der Reserve und stellvertretender Präsident des Reservistenverbandes. Sein Interview mit reservistenverband.de nach einem Besuch im Kosovo gebe ich hier – mit freundlicher Genehmigung des Verbandes – mal komplett wider:
reservistenverband.de: Herr Erdel, weshalb waren Sie im Kosovo?
Rainer Erdel: Als Mitglied des Verteidigungsausschusses wollte ich mal hautnah erfahren, wie unsere Soldaten den Einsatz dort erleben. Deshalb bin ich alleine gereist und wählte genau den Weg, den die Soldaten gehen müssen: Einen Flug mit der Transall ab Penzing, einen Transfer mit Militärfahrzeugen, Unterbringung im Feldlager Prizren. Sicherlich spielte auch meine Neugierde als Reserveoffizier eine Rolle. Des Weiteren bin ich Mitglied des Agrarausschusses des Deutschen Bundestages und wollte sehen, wie die ländliche Entwicklung voranschreitet. Da ich außerdem als stellvertretender Bürgermeister auch Kommunalpolitiker bin, interessierte ich mich natürlich auch für die kommunalen Strukturen des Landes.
reservistenverband.de: Und welches Fazit ziehen Sie?
Erdel: Um es in Anlehnung an ein oft genanntes Zitat der ehemaligen Ratsvorsitzenden der evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, zu sagen: Nichts ist gut im Kosovo!
reservistenverband.de: Damit werden Sie Kritik ernten. Frau Käßmann wurde für diese Aussage zum Afghanistaneinsatz scharf angefeindet.
Erdel: Wenn es nach mehr als zwölf Jahren unseres Einsatzes in dem Land auf dem Balkan immer noch keine funktionierenden kommunalen Strukturen, immer noch keine ordentliche Wasser- und Energieversorgung und immer noch keine gute Straßeninfrastruktur gibt, und dann noch ein diffuser Streit zwischen den Kosovo-Albanern und Kosovo-Serben nicht enden will, dann kann ich nur zu diesem Ergebnis kommen.
reservistenverband.de: Serbien und das Kosovo träumen von einer EU-Mitgliedschaft. Was glauben Sie, wann die beiden Länder dafür reif sein werden?
Erdel: Derzeit sehe ich das so: Wenn wir mit den KFOR-Truppen da jetzt rausgehen würden, käme es wieder zum Aufflackern von bewaffneten Konflikten. Da leben viele Nationalisten, die dies bis auf die Knochen sind. Deshalb kann ich nicht sehen, wann in absehbarer Zeit ein Termin für eine EU-Mitgliedschaft kommen könnte, in der dann beide Staaten mit offenen Grenzen und freiem Waren- und Personenverkehr sowie freiem Niederlassungsrecht und freier Religionsausübung der Menschen aller Ethnien leben müssten.
reservistenverband.de: Das klingt nach einem längeren Engagement unserer Bundeswehr am Amselfeld?
Erdel: So sehe ich das. Wir werden noch zehn Jahre dort bleiben müssen, wenn wir verantwortungsvoll unterstützen und nicht die Augen vor den Problemen verschließen wollen. Doch über die Art unseres Engagements und den Umfang der Truppenstärke müssen wir reden. Nicht die Stärke ist aus meiner Sicht entscheidend, sondern die Aufgabe. Und da gibt es mehr als die ethnischen Gruppen auseinanderzuhalten.
reservistenverband.de: Zurzeit sind 80 Reservisten bei den deutschen KFOR-Truppen. Haben Sie mit einigen sprechen können?
Erdel: Ein junger Oberleutnant der Panzeraufklärertruppe hat mich die ganze Zeit im Kosovo begleitet. Er ist Reservist. Das war zunächst überraschend für mich. Er hat seine Aufgabe professionell gemeistert – so gut, dass ich erst gar nicht auf die Idee kam, dass er Reservist sein könnte, denn im Einsatz ist das am Dienstgrad nicht zu erkennen. Bei ihm passten der Dienstgrad und die Verwendung zum Alter und zu seinem Background. Dieses Beispiel zeigt, dass die gut ausgebildeten Reservisten ihren Platz in der Bundeswehr haben. Die Bundeswehr muss natürlich dafür sorgen, dass die motivierten Reservisten auch ständig ohne Komplikationen aus- und fortgebildet werden können – nebenberuflich und am Wochenende oder nach Feierabend. Nur dann wird die Truppe auch in Zukunft mit solchen Reservisten wie diesem Oberleutnant in den Einsatz gehen können.
In Sachen EU-Mitgliedschaft und bezüglich der weiteren Einsatzdauer sehe ich seine Einschätzung als durchaus realistisch an. Allerdings kommt er mit dem Satz „Nichts ist gut im Kosovo!“ für mein Dafürhalten ziemlich steil aus der Kurve!
Wer für weniger als eine Woche als (in der Truppe so bezeichneter!) „Gefechtsfeldtourist“ ein Einsatzland besucht und hinterher solch tiefschürfende Erkenntnisse verbreitet, steht bei genau der Truppe, die im Schnitt für vier Monate dort leben muss, immer im Verdacht, als Blinder von der Sonne zu schwätzen. In solch kurzer Zeit lässt sich für ein MdB, das dann schon ein wenig „begleitet“ wird im Einsatzland, nahezu gar kein realistischer Eindruck gewinnen. Und aus der Sicht aus einem Flugzeug auf verschneite Landschaften auf den Zustand der Landwirtschaftzu schliessen, ist für mich auch nur sehr schwer nachvollziehbar!
Realistisch war Deutschland 12 Jahre nach dem 2. Weltkrieg auch nur deswegen wesentlich weiter als vergleichsweise der Kosovo nach dem dortigen Krieg, weil uns damals niemand Fördermittel in dem Maße hat zukommen lassen, wie das dort geschieht. Hier war die „Lasst uns jetzt gemeinsam anpacken!“-Mentalität bedeutend stärker ausgeprägt, als das im Kosovo jemals der Fall sein wird. Der Versuch einer solchen Einflußnahme von außen, wie das mit dem Kosovo geschieht, führt meines Erachtens immer mehr dazu, dass sich die lokale Bevölkerung mehr oder weniger zurück lehnt, um sich dann „bespassen“ zu lassen!
Mit manchen Leuten ist nun mal kein Staat zu machen.
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1512098/Mission-EULEX-scheitert#/beitrag/video/1512098/Mission-EULEX-scheitert
„Ein junger Oberleutnant der Panzeraufklärertruppe hat mich die ganze Zeit im Kosovo begleitet. Er ist Reservist. Das war zunächst überraschend für mich. Er hat seine Aufgabe professionell gemeistert – so gut, dass ich erst gar nicht auf die Idee kam, dass er Reservist sein könnte, denn im Einsatz ist das am Dienstgrad nicht zu erkennen.“
„Der eine Resi hackt dem anderen kein Auge aus.“ oder was war das für ein Versuch? Um Himmels Willen, da versucht gerade ein Verband sich richtig toll zu positionieren und schwatz von Sachen, die sie schon lange nicht mehr verstehen. Vor kurzem haben sie noch die British Territorial Army als quasi für gescheitert erklärt und gleichzeitig das eigene (nicht vorhandene) Konzept als das Bessere dargestellt.
Peinlich, peinlich, was sich da abzeichnet…
„Er hat seine Aufgabe professionell gemeistert – …“
Das musste ich allerdings auch herzhaft lachen! Wer es nicht einmal schafft, einen Gefechtsfeldtouristen dorthin zu führen, wo man ihm befohlen hat, den Herrn hinzuführen, der hat in meinen Augen im Einsatz auch gar nichts verloren! Und dafür, dass der Herr Abgeordnete nur die Dinge sieht, die er auch sehen soll, sorgt schon im Vorfeld jemand ganz anderes, der dann auch dem Herrn Oberleutnant befohlen hat, was er zeigen soll und darf!
Leider nimmt der Herr Abgeordnete keine Stellung dazu, ob der Herr Oberleutnant auch Mitglied im Reservistenverband ist ;-) ! Honi soit qui mal y pense …
(Da die Editierzeit abgelaufen ist, hier die überarbeitete Version, weil ich einige Details zuerst glatt überlesen hatte:
„Ein junger Oberleutnant der Panzeraufklärertruppe hat mich die ganze Zeit im Kosovo begleitet. Er ist Reservist. Das war zunächst überraschend für mich. Er hat seine Aufgabe professionell gemeistert – so gut, dass ich erst gar nicht auf die Idee kam, dass er Reservist sein könnte, denn im Einsatz ist das am Dienstgrad nicht zu erkennen.“
„Der eine Resi hackt dem anderen kein Auge aus.“ oder was war das für ein Versuch? Zwischen Touristenführer beim JVB und tägliche Aufgaben im Einsatz abseits in der „richtigen“ Truppe liegen Welten, was will der Herr Abgeordnete da also beurteilen? Zumal es die Panzeraufklärungstruppe (so hieß sie nämlich richtig) seit 2005, spätestens 2008, nicht mehr gibt, was er als Mitglied des Verteidigungsausschusses eigentlich wissen sollte… :rolleyes:
Um Himmels Willen, da versucht ein Verband sich gerade auf Biegen und Brechen richtig toll zu positionieren und schwatzt plump von Sachen, die er/sie schon lange nicht mehr verstehen. Vor kurzem haben sie noch die British Territorial Army als quasi für gescheitert erklärt und gleichzeitig das eigene (nicht vorhandene) Konzept als das Bessere dargestellt.
Peinlich, peinlich, was sich da abzeichnet…
Ist es denn verwunderlich, dass der Herr Abgeordnete, Mitglied des Verteidigungsausschusses, Mitglied des Agrarausschusses, Oberst d.R., stellvertretender Bürgermeister und stellvertretender Präsident des Reservistenverbandes seinen bezahlten Urlaub lieber im Kosovo als in Afghanistan verbringt? Wer möchte das einem derart vielbeschäftigten Mann verdenken?
Ob ihn der Oberleutnant d.R. der Heeresaufklärungstruppe wohl auch in den Norden geleitet hat? Oder wäre das dann doch zu viel des „hautnah erfahren“ gewesen?
Tja, da fliegen die Herren (und manchmal auch Frauen!) Abgeordneten als „Gefechtsfeldtouristen“ durch die Weltgeschichte und brüsten sich hinterher mit ihren „Erfahrungen aus den Auslandseinsätzen der Bundeswehr“, dabei haben sie doch nur genau die potemkinschen Dörfer gesehen, die man extra für sie aufgebaut hat.
Ich hatte das „Vergnügen“ ein Mitglied des Verteidgungsaussusses des Deutschen Bundestages in Mazar-e Sharif zu treffen und war erschüttert über die Blauäugigkeit und die vollkommene Unkenntnis dessen, was wir als Soldaten dort tun, die dabei an den Tag kam. Solche Besuche belasten die Truppe mehr, als sie ihr weiter helfen, denn die Damen und Herren müssen ja im Einsatzland immer nur begleitet und beschützt werden und -wenn man es realistisch betrachtet!- ist das auch besser so, denn ein Großteil davon würde wahrscheinlich nicht einmal den Weg zu DFAC (Dining Facility = Speisesaal/Truppenküche) ohne Hilfestellung finden!
Wie ich bereits früher schon einmal schrieb, geistert folgender Dialog durch die Feldjägerei:
Eine gewisse Frau Claudia R. zu ihren Personenschützern in MeS: „Geht ihr abends auch mal runter in die Stadt, ´nen Bier trinken?“
Voodoo: Dann sollten Sie aber auch die Antwort des Personenschützers nicht unterschlagen ;) :
„Aber nur, wenn in der Tali-Bar mal wieder ein „Wet-Burka-Contest“ ist, Frau Abgeordnete!“
Mal eine Frage an die aktiven Soldaten hier: Warum zum Teufel nutzt ihr nicht die Chance und zeigt den Ministern/Touristen den Norden des Kosovo, die Straßenschlachten, die zerschossenen Häuser, den nichtvorhandenen Aufbau, das Land in Trümmern.
Warum nehmt ihr sie nicht mit auf Patroullie (inklusive IED Erfahrung), zeigt ihnen die abgeschnittenen Köpfe der Polizisten und Lehrer die es gewagt haben mit dem Westen zusammenzuarbeiten usw. …
Wenn unsere Bundestagsabgeordneten darunter fahren und Flugstunden verballern und Personenschützer binden, dann sollen die auch das volle Programm bekommen, inklusive Risiko.
Nur so kann ein Politiker die richtigen Erfahrungen von der Front nach Hause bringen, seine Politik daran ausrichten und als Multiplier in seiner Fraktion wirken.
Daß die BW hier die Chance nicht nutzt und sich stattdessen über die Illusionen, welche sie selber schafft, lustig macht, ist ein großer Fehler.
Gebt Frau R. beim nächsten Besuch in der Stadt ein Bier aus, oder versucht es zumindest! Dann wird sie die Antwort schon selbst finden.
Die Frage ist mehr, ob die EU in dieser Form noch 10 Jahre überleben kann.
Die Lebenslüge der EU ist, das sie ein Politischen Projekt sein soll. In Wirklichkeit ist die EU ein rein Wirtschaftliches Projekt. Mit der Mitgliedschaft erhalten die schwächeren Länder Mrd Transferzahlungen, die stärkeren Länder dafür unbeschränkten Marktzugang in den anderen EU Länder. Die EU basiert eigentlich auf Transferzahlungen. Bei jeder Erweiterung der EU haben die Nettozahler ihre Zahlungen aufgestockt, so das die Nettoempfänger immer ihren Status Quo behalten haben. Wenn das nicht mehr so aufrecht zu erhalten ist, wirds ein üblen Kampf ums Geld geben. Ist die Frage, ob man sich nicht dann auseinanderlebt.
Das mag alles sein, Ben ;) , allerdings stellt sich die Frage nach der EU definitiv derzeit nicht im Zusammenhang mit dem Kosovo oder Serbien! Und das ist auch gut so …
Peter: Sie verwechseln den Kosovo ein wenig mit Afghanistan, glaube ich fast ;) ! Und … Ihre obigen Vorschläge umzusetzen, würde die Führung vor Ort definitiv nicht gestatten, denn jeder General ist, auch wenn er Uniform trägt, immer mehr Politiker als Soldat! Und der deutsche Kontingentführer in Prizren ist auch ein (Brigade-)General! Was wäre denn, wenn ein Abgeordneter des Deutschen Bundestages bei solch einer Tour getötet oder schwer verletzt würde? Ich glaube, da höre ich schon jetzt das „kummulative Aufheulen der üblichen verdächtigen Betroffenheitsrhetoriker“, oder ;) ?
@all
1. Wenn Abgeordnete gar nicht in die Einsatzgebiete fahren und die Truppe nicht besuchen, regen sich auch alle auf, die hätten keine Ahnung und säßen nur in Berlin. Sie müssen sich schon entscheiden, was sie wollen.
2. Die „potemkinschen Dörfer“, die der Politik vorgeführt werden, werden mit Masse von den Herren Soldaten errichtet. Nach meiner Erfahrung haben Soldaten (insbesondere natürlich höhere Offiziere) Angst, Politik und Öffentlichkeit zu informieren und erzählen lieber Geschichten. Man sollte daher Ursache und Wirkung nicht verwechseln.
@Tommie:
Das deckt sich mit meinen Erfahrungen. Ich habe den Innenminister eines Bundeslandes im Beisein von ca. 50 anwesenden Soldaten gefragt, welchen Beitrag er und die Landtagsabgeordneten, die ihn begleiteten, zur Mission Kosovo leisten würden, nach einigen peinlichen Momenten und mehreren sprachlichen Drehern ist ihm dann das Wort „Sight-seeing“ herausgerutscht (Honi soit qui mal y pense…).
Einige der Gefechtsfeldtouristen interessieren sich hinter vorgehaltener Hand dann mehr für zollfreies Shoppen im PX. Diskussionen mit Soldaten erfolgen nur wenn Presse anwesend ist und Fotos geschossen werden, ansonsten ist man lieber „entre-nous“.
Was den Reservistenverband anbelangt: Einige der Mitglieder des Bundesvorstandes sind MdB-Hinterbänkler die sich freuen, einmal mit den großen Jungens mitspielen zu dürfen, das wertet die eigene Position auf. Reservisten im Einsatz stören dann nur……
@Tommie,
exakt. Ich beziehe mich auf sämtliche Auslandseinsätze der BW. Inklusive KFOR & ISAF und all jenes was sonst noch gefährlich ist.
>“Ihre obigen Vorschläge umzusetzen, würde die Führung vor Ort definitiv nicht gestatten, denn jeder General ist, auch wenn er Uniform trägt, immer mehr Politiker als Soldat!“
Großes Problem der Bundeswehr: Verteidigungsbeamte, Manager in Uniform. Je weiter man nach oben blickt, je mehr Diener und je weniger Soldaten sieht man.
Dies ist ein Problem der BW, nicht der Politik.
Hat auch viel mit der Null-Toleranz Politik im offizierschor zu tun. Wenn man all jene feuert, die Fehler gemacht haben, bleibt eine bestimmte Sorte von Offizieren übrig: nämlich die, die nie etwas riskiert haben. (Innere Führung, anyone?)
>Was wäre denn, wenn ein Abgeordneter des Deutschen Bundestages bei solch einer Tour getötet oder schwer verletzt würde? Ich glaube, da höre ich schon jetzt das “kummulative Aufheulen der üblichen verdächtigen Betroffenheitsrhetoriker”, oder ;) ?
Ja, passiert. Berufsrisiko? Fragen wir doch mal was der Soldat, der tagtäglich seine Knochen für die Entscheidungen Berlins hinhält dazu sagt. Ist halt ein gefährliches Pflaster, jedoch läst sich nur so die Realität vermitteln.
Was die BW Führung hier veranstaltet gleicht eher einem Eiertanz, mit dem am Ende niemandem gedient ist.
Ein Bild sagt nunmal mehr als tausend Worte.
Das derzeitige Umehrführen ums Flugfeld mit maximalem Schutz dient niemandem, nicht dem Politiker der ein „ist alles nicht so schlimm“ mitnimmt, und auch nicht dem Soldaten.
Hier muß etwas geändert werden.
Als ich 2010 in Kunduz war, besuchte der Abgeordnete Christian Ströbele dieses Camp! Ja, genau DER Ströbele!
Was mich sehr beeindruckt hat, war die Tatsache, dass er die „cojones“ hatte, sich hinzustellen und (sinngemäß!) zu sagen: „Ich bin Christian Ströbele und habe bei der Abstimmung im Bundestag gegen den ISAF-Einsatz gestimmt. Ich wurde überstimmt und der Deutsche Bundestag hat Sie hierher geschickt! Bitte helfen Sie mir ein wenig, zu verstehen, was Sie hier tun und wie Sie es tun!“
Die Diskussion danach war richtig gut gewesen und er hat Antworten auf alle seine Fragen bekommen! Das erste Statement eines lebensälteren Stabsoffiziers war auch eindeutig: „Der hat Mut! Der stellt sich hier her und gibt zu, dass er keine Ahnung hat, was wir hier tun und wie wir es tun. Aber er ist wissbegierig, also beantworten wir ihm seine Fragen!“
Letztendlich hat sich über den Abgeordneten Ströbele auch der eine oder andere Kamerad echauviert, aber alle anerkannten, dass er hier war um Fragen zu stellen und sich vor Ort einen Eindruck zu machen, und nicht um hier den Feldherren heraus hängen zu lassen, wie wir das so oft schon erlebt hatten! Und vor allen Dingen hat er hinterher nicht über „seine Erfahrungen aus den Auslandseinsätzen der Bundeswehr“ referiert ;) …
@ Peter
Wobei „dienen“ und „Soldat-sein“ sich ja nicht unbedingt ausschließen ;)
Außerdem meinen sie bestimmt das „Offizierskorps“ und nicht das „Offizierchor“
Soviel Klugscheißerei sei mir gestattet :)
@ Hannes
Volle Zustimmung zu Punkt 1. Wenn keine Parlamentarier in die Einsatzgebiete fahren würden, wäre die Aufregung genauso groß. Manchmal beschleicht einen schon der Eindruck, dass, sobald es um sicherheitspolitische Themen geht, alle schon mit der Einstellung daherkommen, „die da in Berlin haben sowieso keine Ahnung und kein Verständnis für uns, was wollen die überhaupt hier, die machen eh alles verkehrt.“
Aber gerade weil man in unserem Land (leider) mit sicherheitspolitischen Themen keinen Blumentopf, geschweige denn eine Wahl gewinnt, sollte man die Tatsache, dass trotzdem zahlreiche Politiker den Weg in die Einsatzgebiete finden, einfach auch mal anerkennen. Selbst wenn das dort für die Soldaten zusätzliche Belastungen bedeutet.
Tommie, genau solches Verhalten müssen wir fördern, unterstützen und andere Politiker ermutigen genauso zu handeln. Das ist der richtige Weg, denn nur so stellt man sicher, daß alle Beteiligten dasselbe Bild haben.
Wie kann man (sprich: BW) nun dafür sorgen, daß auch andere Politiker diesem Pfad folgen?
Wenn die Bundewehr dieses Problem gelöst bekommt, wird sie in Politik und Gesellschaft auf mehr akzeptanz stoßen.
Hier ist auch der einfache Soldat in der Pflicht auf die Frage von Frau R. nach dem Feierabendbier in Kabul-Stadt eine ehrliche Antwort zu geben, und keine Polemik. Die Frau weiß es nunmal nicht besser.
@pw: Da waren wohl meine Finger schneller als der Kopf ;)
@PW
Mag ja sein, nur stellt hier ein Oberst d.R. den Flug mit der Transall von Penzig als heroische Großtat dar. Und hätte er tatsächlich „hautnah erfahren (wollen), wie unsere Soldaten den Einsatz dort erleben“, hätte er eine WÜ beantragen, sich in seinen FA hineinzwängen und den Besuch ohne persönlichen Bärenführer absolvieren können.
Ich finde beide Seiten haben Recht.
Hannes | 17. Januar 2012 – 13:04, indem er zu Recht betont, dass es grundsätzlich zu begrüßen ist, dass Abgeordnete sich vor einer Mandatsabstimmung ein Bild vor Ort machen. Und das Bild wird dann maßgeblich vom „Programm bestimmt“. Und da dürfte es schon ein Unterschied sein, ob der Kommandeur EdeKA ist, oder aber noch nicht.
Genauso läuft die Kritik Tommie | 17. Januar 2012 – 12:15 -mit allem Respekt für Ihre Meinung!- mE ins Leere, ruft man sich das Wort des „vergessenen Einsatzes“ ins Gedächtnis, was bzgl. des Kosovo umfangreich geäußert wurde.
Andererseits äußert der MdB sich in einer Tiefe, die er sich kaum erarbeitet haben dürfte in der Kürze seines Besuches. Und das ist natürlich mehr als eine Petitesse, betrachtet man seinen Dienstgrad und seine Funktion beim VdRBw.
Ich plädiere einmal mehr dafür, dass wir eine starke und professionelle Bundeswehrreserve bekommen unter der Fuchtel der Inspekteure bzw. in Zukunft: (Ober)befehlshaber der Organisationsbereiche (um den SanDst „mit zu nehmen“) bzw. der jeweiligen Stellvertreter, die sich eine Einmischung seitens des Verbandes verbitten. Und der VdRBw sich auf seine Aufgaben als Veteranen- und Folkloreverband -und beides ist mit Blick in die USA, nach UK und Frankreich, Polen, usw. alles andere als despektierlich gemeint!-besinnt und hier seine Aufgaben wahrnimmt. Die Überschneidungen zwischen Deutschem Bundeswehrverband und VdRBw sind tlw. redundant, verbrauchen so unnötig Ressourcen und lassen eine Trennung -in aktive Uniformträger (Status egal) werden vertreten durch DtBwVerb und ehemalige Uniformträger werden vertreten durch VdRBw – denkbar werden.
Die hier zum Teil geäußerten Schmähungen von Reservisten im Einsatz sind in ihrer Pauschalität mE abzulehnen. Es gibt, wie bei den Aktiven, auch hier gute und schlechte Soldatinnen/ Soldaten. Und mal ehrlich: vom besagten Oberleutnant wissen wir nichts, um ihn in seinen dienstlichen Leistungen einschätzen zu können. Dass er benutzt wird, um Verbandspolitik betreiben zu können, hat er sich wohl auch nicht ausgesucht.
@ Ben | 17. Januar 2012 – 12:53
[…]Die Lebenslüge der EU ist, das sie ein Politischen Projekt sein soll. In Wirklichkeit ist die EU ein rein Wirtschaftliches Projekt. […]
Auch wenn der Vertrag von Lissabon das „3-Säulenmodell“ (EG=Wirtschaft, WEU bzw. Gemeinsame Außen und Sicherheitspolitik, EUROPOL= Polizei- und Justizzusammenarbeit) des Maastrichter Vertrages ad acta legte, so war und ist die alleinige Fokussierung auf die zugegeben, zumindest als solche wahrnehmbare, dominante Säule bzw. das dominante Politikfeld -Wirtschaft- tatsächlich eine Angelegenheit der Wahrnehmung.
Davon abgesehen, dass man auch die „Friedensdividende“, die uns dieser Staatenverbund beschehrte, als dominant bewerten könnte, arbeitet man unter dem Dach dieses Staatenverbundes (mittlerweile) in allen Politikfeldern, und das auch sehr umfassend, zusammen. Nur intreressiert nicht jedes Politikfeld gleichermaßen, nur lässt sich nicht jedes Politikfeld gleichermaßen „leicht“ gemeinsam regeln. Insofern sich die EU in ihren Ambitionen mitunter übernommen zu haben scheint, Ihre Kritik aber mE dennoch zu kurz greift.
Um aber einmal im Bereich der militärischen Zusammenarbeit zu bleiben, so sind die EUFOR-Missionen durchaus erfolgreich-wenngleich wie alles nicht ohne Anlass zur Kritik zu geben- ob nun B/H, Tschad oder aber abgeschlossene wie laufende maritime EUFOR Missionen zeichnen ein ordentliches, befriedigendes Bild vor allem auf der militärischen Führungs- wie Durchführungsebene.
„Die hier zum Teil geäußerten Schmähungen von Reservisten im Einsatz sind in ihrer Pauschalität mE abzulehnen.“
@ Sachlicher: Absolut d´Accord! Ich war als Reservist bis jetzt fünf mal im Einsatz gewesen in vier verschiedenen Missionen, u.a. im Kosovo und in Afghansistan! Aber hier geht es darum, dass ein Abgeordneter des Deutschen Bundestages seine „Eigenschaft als Reservist“ im Rahmen eines Besuches als Mitglied des Verteidigungsaussusses in den Vordergrund schiebt! Andere Abgeordnete besuchen die gleichen Missionen auf dem gleichen Wege, ohne Reservist zu sein.
@ Peter: Das „Feierabendbier“ sollte in Mazar-e Sharif (MeS) stattfinden (siehe obiges Posting!), nicht in Kabul ;) !
@ Tommie | 17. Januar 2012 – 14:15
[…]Aber hier geht es darum, dass ein Abgeordneter des Deutschen Bundestages seine “Eigenschaft als Reservist” im Rahmen eines Besuches als Mitglied des Verteidigungsaussusses in den Vordergrund schiebt! Andere Abgeordnete besuchen die gleichen Missionen auf dem gleichen Wege, ohne Reservist zu sein.[…]
Als solche Aussage teile ich diese Kritik auch.
Kann man eigentlich Abgeordneter, Mitglied des Verteidigungsausschusses, Mitglied des Agrarausschusses, stellvertretender Bürgermeister und stellvertretender Präsident des Reservistenverbandes zugleich sein, ohne dass eine Funktion dabei ins Hintertreffen gerät?
Klingt nach der eierlegenden Wollmilchsau; Quantität vor Qualität? Paßt aber zur 2% Partei…
Sehr frei nach dem Motto: „Wir machen alles, aber leider nichts richtig!“, oder ;) ?
Dass Abgeordnete des deutschen Bundestag ordentliches oder stellvertretendes Mitglied in einem Ausschuss oder in mehreren Ausschüssen sind, ist normal. Machen leisten sich dabei noch das „Hobby“ Reservistenverband oder irgendeinen anderen Vereinsvorstand. Darin sehe ich jetzt nicht so wirklich eine „Überbelastung“! Wobei ich insgeheim davon überzeugt bin, dass der Reservistenverband schon gezielt nach Abgeordneten mit ResOffz-Hintergrund für seine (wichtigen) Ämter schaut. Aber auch daran ist nicht wirklich etwas verwerfliches zu erkennen, wenn die Abgeordneten sich in solch einer Funktion betätigen (wollen).
Und zum stv. Bürgermeister kann ich leider nicht sagen, wie viel Arbeits- und Anwesenheitsaufwand der erfordert. Davon habe ich absolut keine Ahnung!
Und ansonsten: Na ja, nach der nächsten Wahl hat er ja dann mehr Zeit für den Verband ;) !
@ Armchair Warrior
Das erinnert an den Witz von dem Mann, der in ein Taxi steigt und dem Fahrer sagt: „Es ist egal, wo sie mich hinfahren. Ich werde überall gebraucht.“
;-)
@Tommie
Klingt für mich nach einem Titelsammler. Mit „Schwerpunktbildung“ ist da wohl nicht viel.
Na, dann ist er doch beim Reservistenverband gut aufgehoben :D !
Na ja, spätestens wenn ihm sein Referent die Presseauswertung vorlegt, kann er sich hier ja persönlich äußern. Schließlich bilden ja einige Schreiber (inklusive mir) seine potentielle Zielgruppe (als stv. Präsident des Reservistenverbandes, nicht als FDP-Abgeordneter, obwohl ich zu meiner Schande gestehen muß, die FDP in Hoffnung auf Besserung gewählt zu haben, war aber leider ein Satz mit x).
Respekt für dieses späte Outing ;-)
Ich wollte im übrigen an obiger Stelle keinesfalls alle Reservisten im Einsatz als müßiggehende Vollidioten abstempeln (obwohl teils schon recht wirre Gestalten dabei sind), aber ich finde das solche Leute wie der obige Herr Oberst d.R. das Bild und vor allem die Reputationen eben jener „fleißigen“ Reservisten gehörig ruinieren.
Nicht nur, das er offensichtlich keine Ahnung mehr von passenden Begrifflichkeiten hat, was als Mitglied des Verteidigungsauschusses und Stabsoffizier der Reserve schon mehr als peinlich ist, nein, er versucht auch noch plump gute Publicity für den Verband zu machen. Vielleicht referiert er intern aber auch noch zu Kampfgruppen und hat im Feldlager nach Halbkettenfahrzeugen bzw. SdKfz aller Art gesucht… Beförderung zum Oberst ´42 im Donbogen :rolleyes:
@Voodoo 17. Januar 2012 – 16:20
:rolleyes:
Mehr fällt einem bei so einem Kommentar nicht mehr ein …
Das macht gar nichts, denn aufgrund ihrer Reaktion schließe ich daraus, dass sie sich wahrscheinlich noch nicht in persona mit solchen Leuten auseinandersetzen mussten, die zeitgleich auch noch einer Interessensvertretung angehören und an Entscheidungen beteiligt werden. Da bekommt der Begriff der „ewig gestrigen“ nämlich eine ganz neue Bedeutung.