Zeit-Magazin: Vorher/Nachher
Jetzt bin auch ich dazu gekommen, mir das aktuelle Zeit-Magain anzuschauen (unterwegs in Deutschland mit div. Unwägbarkeiten und wackligen Internetverbindungen…): Die Fotografin Herlinde Koelbl hat zehn Bundeswehrsoldaten – interessant: nur Männer – porträtiert und vor allem jeweils vor und nach ihrem Afghanistan-Einsatz interviewt.
Die Erkenntnisse vor allem der Nachher-Interviews sind zum Teil alles andere als schmeichelhaft für die Truppe – weniger Afghanistan und Krieg, mehr die internen Reibereien und bisweilen Fehlentscheidungen machen den Soldaten zu schaffen.
(Da sich ohnehin schon in einem anderen Thread eine lebhafte Diskussion über diese Interviews entwickelt hat, verschiebe ich die bislang aufgelaufenen Kommentare hierher.)
@ Christoph Engelhardt
Weil die z.B. mal für einige Wochen ins „Truppenpraktikum“ geschickt wurden, während ihrer ersten 15 Monate oder Teile ihrer Studienpraktika in der Truppe absolviert haben.
Die Frage, ob ein Offizier mit oder ohne Studium ein „besserer“ Offizier ist, ist schon falsch gestellt.
Die Frage muss lauten „Welche Vorteile hat die Bundeswehr davon, einen Offizier zum Studium zu schicken“?
Die Antwort hierauf lautet in den meisten Fällen: Nichts-denn die Soldaten werden in dem meisten Fällen NICHT studienbezogen eingesetzt; und auch die „wissenschaftliche Arbeitsweise“, die im Studium erlernt wurde, hilft dort nicht weiter.
Ein SaZ12 als Truppenoffizier mit Studium (bzw. jetzt SaZ13) steht der Bundeswehr als Offizier keine 4 Jahre zur Verfügung.
Welche Firma bildet einen Mann 8 Jahre aus, um ihn dann 4 Jahre „arbeiten“ zu lassen? (Denn wir haben ja schon festgestellt, das ein Studium alleine einen Offizier weder dazu befähigt, Menschen zu führen, noch zu einem besseren Soldaten macht).
Ich bin ebenfalls der Meinung, dass ein Studium ans Ende der Dienstzeit gehört-der SaZ kann davon profizieren, sich weiterzubilden, um im Zivilleben Fuß zu fassen, der BS kann anschließend in seine Stabsverwendungen verschwinden….
@Soenke Marahrens
Keine Angst, ich hatte studiert aber eben im alten System. Ich habe nichts gegen das Studieren aber Studieren nur um des Studierens willens, dafür sind mir die Menschenleben zu schade! Das System Studium beim Bund wurde zur Attraktivitätssteigerung eingeführt und nicht aus militärischen Beweggründen und so sind auch die Lerninhalte gestaltete. Man hätte heute die Möglichkeit Studiengänge so zu gestalten ohne die Bildung zu vernachlässigen, aber eben mit Inhalten die für den Beruf Offizier (Welcher in der BRD nicht anerkannt ist) zu gebrauchen sind. Wer nicht erkennt, dass das System Bachelor und Master (Geselle und Meister) ein Import des angelsächsischen Berufsbildungssystem welches eine lange Professionalisierungphase vorsieht. Der Grad Bachelor wird in den USA von staatlichen und von anerkannten privaten Universitäten, Hochschulen und Berufsakademien verliehen. Diese Berufsakademien entsprechen unseren Berufschulen, nur das wir in der BRD für alle Berufe Berufsschulen haben. In den USA gibt es für nur wenige Berufe eine qualifizierende Ausbildung. Z.B. „Bachelor of Hair Design“ ist der Qualifikation „theoretische Anteil einer Friseurlehre“ in der BRD ähnlich. Studieren bedeutet dort theoretische Ausbildungsinhalte aufnehmen unabhängig ob Uni oder College. Es ist doch nicht die Frage ob wir zum Alten zurückkehren oder nicht, sondern wie wir das neue gewinnbringend umsetzen! Ich vergleiche nicht den erfahrenen Dipl.-Ing. mit einem Meister! Die BRD oder EU macht dies mit dem ECD und da geht es eben um die Bewertung der Qualifikationen in Umfang Ausbildungshöhe. Wer den Unteroffizier/Offizier als Führer (nicht als Fachmann für die Bedienung von Geräten und nicht als Sachbearbeiter in Ämtern und Stäben) Es ist also keine Frage wie ich das Studium werte, sondern wie bilden wir in Zukunft unseren Nachwuchs optimal aus so das die Bw und der Soldat gleichermaßen davon Profitiert! Im Übrigen gibt es Studiengänge zur Menschenführung aber eben nur im ziv Bereich. Der Masterstudiengang Pädagogik, Kommunikation und Management in der Sozialen Arbeit vermittelt in diesem Sinne doppelte Kompetenzen: Zum einen wird bereits erworbenes sozial- und geisteswissenschaftliches Wissen sowie fachlich-pädagogische Kompetenzen weiter vertieft. Auch bei uns werden doch viele Kompetenzen im Offz/Uffz-Lehrgang vermittelt (im Bereich Human Resources/Menschenführung/Kommunikation), aber die Diskussion geht doch um die fehlende Praxis, Trennung von Akademiker und nicht Akademiker in der militärischen Ausbildung und das Vermitteln und Überhöhen von Lernzielen im Studium, die kein Soldat für seine Tätigkeit benötigt. Jeder Beruf muss doch für sich in Anspruch nehmen die best mögliche Ausbildung zu bekommen (dies war das Thema zum Artikel der Zeit). Wie man diese dann nennt ist zweitrangig und nur wichtig beim Ausstieg aus der Bw. Wer sich nicht selbst ausrichtet wird ausgerichtet und der Europäischer Qualifikationsrahmen (EQR) wird es dann irgendwann tun.
„faszinierend“ würde Commander Spock angesichts dieses thread wohl sagen.
Diese ‚Reform von Grund auf“ ist wohl eher eine Neuaufstellung der BW, von daher sollte aus einem systemischen Verständnis heraus die oberste Führung gerade über die Führerausbildung in H, M und Lw und darauf aufbauend die Joint Leader skill requirements dringend neu nachdenken.
Vom Einsatz her denken scheint beim Heer von Afghanistan her denken zu sein, bei der Marine von maritime security her denken und bei der Lw vom Weltraum her denken (büschen unfair gegenüber Lw, @Soehnke, nicht ganz ernst gemeint ;-))
Und dann kommt da noch das traditionelle Dogma des preussischen Generalstabsoffiziers dazu: „Ein deutscher Generalstabsoffizier kann alles !!“ (siehe auch Gerd Fröbe in die Tollkühnen Männer in Ihren fliegenden Kisten). Ach ja, und dann den Ausbildungsauftrag der Uni Bw nicht vergessen, der realiter eher an ein technokratisches Beamten-, bzw. Akademiker-Berufsbild angelehnt ist, wie mir scheint.
Und so kommt es, dass die BW mittlerweile den Offiziersnachwuchs völlig überfordert, insbesondere auch vor dem Hintergrund (gerade beim Heer) der Regenerationsdynamik Afghanistan.
NATO steckt mittlerweile ausbildungsmäßig in der Afghanistan-Falle (wir können ISAF, aber frag nicht nach symetric article 5), und imho geht es inbesondere dem deutschen Heer genau so. Das eklatante Ausbildungs- und Darstellungsmitteldefizit in der BW sei hier nur am Rande erwähnt.
Glauben wir wirklich, dass es den universal soldier und somit auch den universal leader wirklich gibt ??? Dass er quasi durch Ausbildung programmier- und für den jeweiligen Einsatz konfigurierbar ist?? Wer versucht alles zu können, kann am Ende nichts mehr so richtig, sagte schon mein Herr Papa.
Zu einer Reform von Grund auf gehört imho auch eine grundsätzliche Reform der Führerausbildung, aber bitte bottoms-up vorrangig aus Sicht der taktischen Führungsfertigkeitserfordernisse von H,M und Lw.
Von wegen „faszinierend“: Hier wird das Ausbildungssystem der Bundeswehr bzw. der Offizierausbildung aufgrund einer besonders unglücklichen Konstellation in Frage gestellt: Der HptFw war offenbar mit seiner „Degradierung“ zum stv ZgFhr unzufrieden und hat daher den OLt auflaufen lassen. Daraus Rückschlüsse auf die gesamte Offizierausbildung zu ziehen, halte ich schon für gewagt.
Wie sehen denn die versammelten „alten Hasen“ hier die Quereinsteiger? Also Leute die erst studiert haben, vielleicht schon im Beruf stehen und dann als Reservisten oder BS „rüberwechseln“? Mal ganz unabhängig von den Möglichkeiten aus formellen Gründen. Ist ein Ingenieur, Jurist, Ethnologe oder Soziologe dessen Wesen nicht schon durch jahrelangen „Stumpfsinn“ beim Pappkartonszählen verbraucht ist, ein potentiell guter Menschenführer? Und so sehr sich der Blick auf den Soldaten an der Front bezieht, so sehr braucht das heutige Zeitalter doch auch ein akademisches Backoffice, oder? Wenn ich von einem Freund höre, dass er grade wieder einen Tag lang Panzer auf der Landkarte hin und her geschoben hat, dann ist das sicher wichtiges Know-How, aber kann man nicht bei davon ausgehen, dass ihm vertieftes Wissen über Stammesstrukturen, über Konfliktpotentiale im Balkan etc. genauso nützen? (Jetzt mal aus der Sicht des Geisteswissenschaftlers. Bei Ingenieuren eben vergleichbar, wenn man sich überlegt, wieviel High-tech heute in jedem Waffensystem steckt.)
Ich habe beim lesen dieser Debatte den Eindruck einer Entweder-Oder-Frage. Müsste nicht eigentlich die Frage eher lauten, wie komplexe Anforderungen in traditionelle Strukturen eingespleißt werden können?
@prediger
okokokok, streiche : faszinierend, setze: gewagt……und nu ???
Mit Ihrem Argument, dass eine ‚Singularität‘ keine Rückschlüsse auf systemische Defizite erlaubt, unterstellen Sie der Mehrheit der Diskutanten in diesem thread, dass sie schlichtweg nicht kompetent sind.
Das ist ein klassisch-populistisch-pc-totschlagargument-wassollderscheiß-immermußeienermeckern-Reflex ;-))
@David Ermes
Volltreffer !
@klabautermann
Vielen Dank, daß Sie mir meine eigene Meinung nicht zugestehen. Da hab‘ ich wohl die Funktionsweise einer Demokratie und eines Blogs nicht verstanden; ich danke Ihnen daher für die notwendige Aufklärung!
Ansonsten habe ich hier niemanden etwas unterstellt, sondern eine Meinungsäußerung vorgenommen. Unterstellungen tätigen lediglich Sie!
Aber bitte: wenn Sie meinen, daß ein OLt eine wirklich ausreichend große Meßgruppe darstellt, dann habe ich in Statistik und Sozialwissenschaften nicht aufgepaßt und möchte Sie nicht von der weiteren Diskussion abhalten.
@Prediger
sorry for my starkdeutsch, aber Sie haben nicht nur die 10 (in Worten: zehn) Interviews, sondern den ganzen, immerhin mehr als 100 Kommentare langen thread in einer nach meinem Verständnis nicht gerade wissenschaftlichen Meinungsäußerung verkürzt. Natürlich dürfen Sie eine Meinung haben. äußern etc……..however, in einer Diskussion ist Meinung kein stand-alone, wenn und falls sich eine Meinungsäußerung auf andere Meinungen bezieht, dann sollte man sich über Reaktionen nicht wundern ;-))
@ Prediger
Wenn Sie die Postings aufmerksam lesen (würden), würde Ihnen auffallen, dass hier vielfach von Erfahrungen mit den neuen Ausbildungsgängen gesprochen wird bzw. der Sinn der gesamten Ausbildung aus der Erfahrung heraus kritisiert wird.
Von dem Zeitartikel sind wir hier seit fast 70 Postings weg.
@ Prediger „Von wegen faszinierend….“
Das Ausbildungssystem der Bw wird nicht wegen einer unglücklichen Konstellation in einem Einzelbeispiel in Frage gestellt, sondern weil das Ausbildungssystem Bw-weit seit 10 Jahren umgekrempelt worden ist und wie ich und viele andere meinen, zum schlechteren umgekrempelt wurde.
Es fing 2001 mit der Fw-Laufbahn an. Anstatt aus dem Uffz-/StUffz-Potential geeignete Führer für die Fw-Laufbahn herauszupicken, wird der Fw zum verschulten Berufsanfänger. Erste Abwertung des Fw-Dienstgrades.
Die Offz TrD Ausbildung wird ebenfals total verschult und abgekoppelt von der (Grund-)Ausbildung der restlichen Soldaten. Offzieranwärter in der Grundausbildung, bei gleichzeitiger Wohnung in der Teppichetage, dass passt einfach nicht zusammen. Anschließend streicht man die dreijährige Ausbildung zum Zugführer und verschiebt sie auf die Zeit nach dem Studium. Wiederum werden dem Offiziernachwuchs Möglichkeiten geraubt mit relativ niedrigen Dienstgrad, ohne Führungsverantwortung, praktische Erfahrungen zu sammeln.
Ein Minimum an Kontinuität im Ausbildungsgang aus der Zeit der Bw im Kalten Krieg, konnte lediglich die Ausbildung zum Offz mil FD bewahren. Ein Offizier des militärfachlichen Dienstes mit 17 – 20 Jahre Erfahrung bei der Beförderung zum Hauptmann, dabei ca. 10 Jahre in der Unteroffizierslaufbahn, ist für die Aufgaben des Kompaniechefs im Regelfall besser geeignet, als der studierte Truppendienstoffizier.
Der ist nach dem Studium ca. 3 – 4 Jahre in der Stellvertretersituation (wie der Name Leutnant bereits aussagt ! ) im Einsatz.. Dabei muss er nach dem Studium erst die Ausbildung zum Zugführer in seiner Waffengattung absolvieren und anschließend Erfahrung sammeln. Kaum ist er Chef geworden, muss er schon wieder auf den StOffz-Lehrgang. Zum Erfahrungsammeln auf dem Dienstposten bleibt zu wenig Zeit übrig.
Im Übrigen für manche Probleme als Kompaniechef sollte man ein gewisses Lebensalter haben. Wenn Kameraden mit Familien-, Kinder-, Schulproblemen o.ä. in iher Aufgabenwahrnehmung beeinträchtigt sind, sollte der Chef aus eigener Erfahrung wissen, wovon die reden !
@ David Ermes
Die jetzt von der Bw-Führung so gewünschten und propagierten Quereinsteiger mit Meister oder Hochschulausbildung sind sicherlich gut geeignet für Ämter und ähnliche Behörden, aber relativ schlecht geeignet für den Dienst in der Truppe, in Kampftruppen aller Art.
@Magnus
Ich würde das abändern in:
Die weniger erfahrenen Kameraden (Dienstgrad und -alter egal) einfangen, zurechtstutzen, anleiten, mit Anregungen versehen und Orientierung geben.
Da gibt es aber Probleme:
Dienstgrad, Dienstalter, Dienstposten, Ansehen, Kommunikation. Im Einsatz kommen dann noch die Gefahr, Streß und dementsprechend Angst/Bedenken hinzu. Deshalb werden (meiner Meinung) im Einsatz fast alle Befehle genauer hinterfragt.
Außerdem sitzt man im Einsatz zumeist viel enger zusammen. Das führt dazu, dass sich Vorgesetzter und Untergebener öfter sehen und dass sie sehen was der andere macht.
Hier in Deutschland war der Zugführer wahrscheinlich nicht mit den Mannschaften zusammen Waffenreinigen, weil die klassische wir-sind-daheim-Besprechung war. Danach (läßt er prüfen) prüft ob die Waffen gereinigt sind, Waffenabgabe, Dienstschluß. Aufgrund von Fürsorge findet die Hauptreinigung von Waffen/Material erst später statt. Erstmal wird verpflegt/geruht/Dienstschluß gegeben.
Im Einsatz findet stattdessen eine Besprechung mit ALLEN statt und aufgrund erhöhter Fürsorge/Dienstaufsicht sorgt der Zugführer dafür, dass SOFORT ALLE ihre Waffen ordentlich reinigen. Die Untergeben sind das nicht gewohnt, fühlen sich drangsaliert, gestreßt und/oder wieder in den Kindergarten versetzt und reagieren…
Ob ein Offizier zuerst oder zuletzt studieren sollte ist mir relativ egal. Ich denke nicht das sich da so große Unterschiede im Verhalten ergeben; außerdem tangiert mich als ‚Nicht-Offz‘ die Geschichte eher peripher.
Wie die Interviews gezeigt haben, gab es genauso bei den U.m.P. solche Probleme; U.o.P. waren nicht aufgeführt.
Das Problem sehe ich eher in zu geringen Stehzeiten durch andauernde Lehrgänge, Abordnungen, Versetzungen und „förderliche Verwendungen“. Dadurch fehlt Vorgesetzen oftmals ein längerer Einblick in die Truppe und die Zeit zum Aufbau von Vertrauen und Erfahrung. Teilweise habe ich den Eindruck, das versucht wird möglichst schnell Leute zu Führern zu machen – egal ob sie’s können, wollen, mögen oder nicht.
Wer BS werden will muss anscheinend frühzeitig höherwertige Verantwortung übernehmen und darf keine Fehler in den Akten haben. Eine Verwendung als Kompanie/Zugführer/Gruppenführer ist förderlich (es sollten natürlich alle Aufträge vom Chef erfüllt werden), eine Auslandsverwendung als Zugführer/Gruppenführer ist noch förderlicher (erhöhte Schwierigkeit), eine Verwendung als Stellvertreter unterhalb des vorgesehenen Dienstpostens ist nicht förderlich (warum Stellvertreter), eine disziplinare Maßnahme in den Akten ist absolut nicht förderlich…
@klabautermann
Danke, daß Sie mir jetzt doch noch eine eigene Meinung zugestehen bzw. mir erlauben, diese zu äußern.
Wenn Ihre Reaktion jedoch typisch für Ihre „wissenschaftliche“ Herangehensweise sein sollte, werden Sie mir aber gewiß zugestehen, daß ich diese in Frage stelle.
@someone
Wenn ich richtig zähle, stimmt Ihre „70 Postings“-Aussage nicht unbedingt…
@Georg
Da rennen Sie bei mir offene Türen ein. Fakt ist jedoch (leider), daß es für das Heer (finanziell) günstiger ist, den OA, der sein Studium nicht besteht, auszusortieren ehe man ihm eine z.T. sehr teure militärische Fachausbildung zukommen läßt.
Ansonsten entschuldige ich mich für die „Störung“ und wünsche noch weiterhin eine angenehme Diskussion!
P.S.: Als themenunabhängige Leseempfehlung: http://www.zeit.de/2011/46/DOS-Mainstream/seite-1
@ Prediger
Ich denke, viele haben es schon persönlich erlebt, dass es für junge Offiziere unheimlich schwierig ist, diesen Spagat zu schaffen. Ob so die maximal mögliche Offiziersleistung in relevantem Alter erreicht werden kann, ist mehr als fraglich, weil auch Offiziere nur mit Wasser kochen. Deshalb ist das kein Bashing, sondern nur die Fragestellung, ob es besser geht…
Es scheint beinahe ein Dilemma zu sein. Dass Offiziere studieren ist grundsätzlich nicht falsch. Nur ist es eben gleichzeitig unwiderbringliche Zeit, die für das Erwerben der komplexen militärischen Fähigkeiten fehlt. Ein Offizier, in dem Alter Zugführer, Kompanieführer, also schon auf taktischem Level, muss im Grunde alle ihm unterstellten Fähigkeiten verstanden und erlernt haben, damit er sie geschickt einsetzen kann. Er muss handlungssicher sein und taktisch unheimlich beschlagen.
Meiner Meinung nach erfordert dies schon die komplette Aufmerksamkeit.
Von mir aus übertragen wir das ruhig mal auf einen anderen Beruf: Wie soll ein Handwerker seine Fähigkeiten auf meisterhaftes Niveau führen, wenn er zwischendurch mehrere Jahre bei der Post gearbeitet hat? Das wird so nicht funktionieren, wenn ich möchte, dass er das noch vor dem dreißigsten Lebensjahr schafft und noch mindestens 10 Jahre mit durchs Gebüsch krabbelt.
Wie David schon richtig festgestellt hat, ist die Herausforderung das „Einspeisen“ des Studiums in die anderen Aufgaben.
Übrigens ist die einzig relevante Frage: „Wie bekommen wir die besten Offiziere der Welt?“
Erst dann stellt sich die Frage, wie wir es schaffen, sie nach der Laufbahn nicht fallen zu lassen. Deshalb bietet sich für viele Laufbahnen (vor allem beim typischen Infanterieoffizier o.ä., also ohne große technische Komponente) wohl ein Studium zum Ende der Laufbahn an und eine vielleicht etwas längere Laufbahn, wobei in höherem Alter das Studieren schwieriger werden könnte.
Auch erscheint mir das typisch geäußerte Berufsprofil junger Offiziere sehr auf das „Menschen führen“ verengt. Es ist richtig, es ist im Prinzip das was der Offizier tut. Gleichzeitig ist es sehr schwammig und beleuchtet eigentlich nur einen Teil. Der Offizier benutzt im Grunde seine Soldaten als Werkzeug um einen Feind zu besiegen, sprich zu vernichten. Dazu gehört weit mehr, als nur die Kunst Menschen richtig zu führen. Vielmehr geht es um nackte militärische Ziele und die Beherrschung der Lage. Das Bild, der Offizier sei nur ein „Human Ressources Manager“ im Gefecht klingt harmlos und macht sich auf Werbeplakaten gut, weil es so beliebig ist, kreiert aber auch ein komisches Selbstverständnis. Nochmal: Es reicht nicht, ein netter Kerl zu sein, der gerne „anpackt“ und sich sonst auch ordentlich verhält. Es braucht umfassende Überlegenheit. Und das Bedarf Zeit, Übung und gute Lehrer. Jeder richtig gute Offizier (und wir haben ja auch welche) ist daher eher ein kleines Wunder, als ein Ergebnis einer zielorientierten Ausbildung.
Die „Innere Führung“, die ursprünglich auf die Erziehung des Staatsbürgers zum Soldaten zielte, ist schon seit geraumer Zeit zum bloßen sonntagsredentauglichen Markenzeichen „Schutz vor Schikane“ reduziert worden. Mit der Aussetzung der Allgemeinen Wehrpflicht wird sie noch weiter an Bedeutung verlieren. Die kadettencorpsartige truppenferne technokratielastige Ausbildung der Offiziere, die in der Truppe mehr als kritisch gesehen wird, führt man jetzt auch bei den Feldwebeln ein. Im Bendler-Block und auf der Hardthöhe gibt es Überlegeungen, die militärischen Laufbahnen an die zivilen beamtenrechtlichen anzupassen. Ich prophezeie noch die Aufstellung von Rechtsberaterbataillonen.
@David Ermes
Auch wenn ich mich nicht zu den ‚alten Hasen‘ zähle.
Das oft angeführte Hauptproblem ist, dass Quereinsteiger schon mit einem höheren Anfangsdienstgrad einsteigen. Das führt dementsprechend nicht gerade zu verbesserten Ansehen in ihrer Dienstgradgruppe. Ein Stabsunteroffizier kann durchaus erst gerade aus der AGA kommen (oder sich noch darin befinden). Vom ‚alten Hasen‘ der auch Stabsunteroffizier ist läßt sich vom äußeren aber nicht unterscheiden. Mittlerweile gilt schon lange nicht mehr, dass ein Stabsunteroffizier Erfahrung und gute Leistung vorweisen kann.
Teilweise gibt es dann die dementsprechenden Folgen.
Für mich ergibt sich aus den zehn Interviews letztlich nur eines:
Versagen auf der ganzen Linie!
Die Informationsgrundlage ist natürlich unvollständig und subjektiv aber dies lässt sich klar erkennen: Versagen.
Dies gehörte normalerweise nicht in die ZEIT, aber auch hier scheint ein PresseStOffz entweder nicht erkannt zu haben, was er da vor sich hat oder kam aus der Abmachung nicht mehr heraus. Den Soldaten kann man da nur für ihre Offenheit danken, denn sie schildern ja nun mal die Realität. FschJgBtl 261 scheint es zielgerichtet geschafft zu haben durch falsche Einsatzvorbereitung das Personal eines ganzen Zuges zu demoralisieren. Da wird für einen Kampfeinsatz ein Infanteriezug aus „noch verfügbarem“ Personal neu zusammengestellt und mit Scharfschützen aufgefüllt; also keine gewachsene Teileinheit sondern viel Einzelpersonal. Die bekommen einen Zugführer direkt aus dem Studium und zumindest einen unerfahrenen Gruppenführer, dazu aber einige erfahrene Soldaten und einen sehr erfahrenen Stellvertreter. Dieser Zug wird dann einer PzGrenKp unterstellt.
Bereits an diesem Punkt kann man doch die angehenden Führungsprobleme abzählen. Diese TE und ihr Zugführer, aber auch der Gruppenführer hätten sich in mehreren Monaten Ausbildung erst mal finden müssen und Erfahrung sammeln müssen und das konnten sie nicht. Man hätte feststellen müssen, ob dieses Personal zusammenpasst und richtig qualifiziert ist. Diesen Zug so loszuschicken und noch einer „fremden“ Kompanieführung war an sich bereits fahrlässig und ein Versagen auf der Btl-Ebene, denn die muss hier entschieden haben, wer diesen Zug aufstellt.
Dem OLt ist hier noch der geringste Vorwurf zu machen, denn er konnte nicht wissen, ob er für diesen Einsatz geeignet ist oder nicht, und vertraute auf seine Feldwebel, ihn zu unterstützen und ihm zu folgen. Dass weder die Feldwebel noch die Führung in der Vorausbildung feststellten, dass dieser OLt vielleicht zu unerfahren und introvertiert ist, ist eher verwunderlich. Der OLt reflektiert seinen Einsatz in der Tat sehr weitgehend, dass aber ein Offizier mit einem Defizit in der Durchsetzungsfähigkeit in der Einzelkämpferausbildung eingesetzt werden soll, ist kein Ruhmesblatt für das Personalamt.
Nun kann man sich über die Gründe und Verantwortlichen für die allgemeine Untätigkeit bei der TF MES unterhalten – auch die GebJg haben in BAGHLAN nicht wirklich angegriffen und DIE FIRST macht hier nur logisch weiter. Solche Untätigkeit hat auf eine ohnehin schlecht integrierte Teileinheit allerdings deutlich negative Auswirkungen und hätte größere Aufmerksamkeit durch das Btl in der Aufstellung und den KpChef und KpFw auf das innere Gefüge der Truppen richten müssen. Davon ist zumindest nichts zu lesen, stattdessen gibt es selektives Magnum-Eis – jeder kümmert sich um seine Leute.
Während ein Feldwebel mit seinem Führungsanspruch an einsatzerfahrenen Stabsgefreiten abtropft und ein Oberfeldwebel feststellt, dass er einigen Leuten offenbar nicht vertrauen kann, scheinen die beiden Alphatiere im Zug maßgeblich zwei Sachen gemacht zu haben: sonnen und Sport. Der Verlust der äußeren Disziplin mit Bart und auch mal nackt durch den Zugbereich gehen, spiegelt sich denn auch bei der inneren Disziplin wieder.. Die einsatzerfahrenen Oberfeldwebel scheinen nach einigen Versuchen der Beratung entschieden zu haben, einfach keine Befehle mehr zu akzeptieren. Das letzte Mal als ich ins Soldatengesetz guckte, hieß das noch Ungehorsam und war insbesondere in einer Gefechtssituation nicht akzeptabel. Ein erfahrener Oberfeldwebel, der Rückgriff auf solche Maßnahmen nehmen muss, hat offenbar auch versagt. Im taktischen Einzelfall mag das nachvollziehbar sein. Man könnte aber trotzdem die Ablösung einzelner Personen bei der Kp oder dem Btl beantragen, anstatt den Befehl zu verweigern. Aus der Tatsache, dass sich ein Oberfeldwebel maßgeblich um Munition und Fahrzeuge gekümmert hat, lässt sich womöglich auch auf die Hackordnung im Zug schließen und damit auch auf die „Führung“ durch den stvZgFhr.
Die verschiedenen handwerklichen Maßnahmen der Verbesserung der Lebensbedingungen in allen Ehren, aber wer hier gar nicht mehr den Anspruch hat, seine Führung auf ihre taktischen Fehler hinzuweisen, mit dem Zug Ausbildung im Lager zu machen oder die internen Probleme zu bereinigen und sich stattdessen auf pumpen, sonnen, handwerken verlegt, hat das getan, was man von einem Fallschirmjägerfeldwebel als letztes erwartet: er hat aufgegeben. Wie der Kamerad Mudra dies auch selbst sagt, dass er gebrochen wurde.
Zusammengefasst hat hier die Führung der Btl- und Kp-Ebene versagt und einen Offiziere und mehrere Feldwebel in eine schlechte Ausgangslage gebracht, in der das innere Gefüge eines Zuges zerbrochen ist und motiviertes Personal das Vertrauen in seine Führung verloren hat.
Es bleibt zu hoffen, dass das Führungsversagen und die taktische Untätigkeit, der diese Interviews Ausdruck verleihen, nicht generell zu beobachten sind.
@prediger
wer hat denn hier zuerst mit seinern akademischen Meriten koketiert? Sie oder ich ?
„Aber bitte: wenn Sie meinen, daß ein OLt eine wirklich ausreichend große Meßgruppe darstellt, dann habe ich in Statistik und Sozialwissenschaften nicht aufgepaßt und möchte Sie nicht von der weiteren Diskussion abhalten.“
Sie können mich so wenig von von etwas abhalten wie Sie mich können ;-)))
Och nö. Bitte jetzt diese Diskussion nicht mit persönlichen Angriffen in eine unsinnige Richtung drehen…
@klabautermann
„Sie können mich so wenig von von etwas abhalten wie Sie mich können ;-)))“
Sonst geht es Ihnen aber noch gut? Aber disqualifizieren Sie sich bitte ruhig weiter…
@T.W.
ok…;-)
@ cynic2: das nennt sich Gehorsamsverweigerung und steht im Wehrstrafgesetz, §20. Anhand dieser Haarspalterei können sie aber erkennen, das ich sonst nichts an ihrem Beitrag zu kritisieren habe. Treffer zehn Figur!
@all
Irgendwo in dem Tom Clancy ueber die Terroristen aus Nordirland steht, dass an der US Navy Academy ein bzw der perfekte Oberstabsbootsmann herum rennt. Er soll als Mahnung an den jungen Offizier dienen, dass er erst dann Vorgesetzter ist, wenn er es sich zu traut diesen „zu fuehren“.
So muessen Sie das auch mit dem klabautermann sehen (den ich kenne und sehr schaetze, @klabautermann, das wird jetzt die Retourkutsche fuer oben ;-)).
@ Cynic2
Das stimmt. Hierarchie und Disziplin hätten solche Auswüchse verhindern oder lindern können. Der OLt, so sehe ich das auch, ist ja nicht grundsätzlich ein schlechter Offizier. Nur hatte er im Vorfeld einfach nicht die Möglichkeit mehr aus sich heraus zu holen. Und dann noch, mit Sicherheit an sich fähige, Feldwebel, die ihre eigene „Hackordnung“ haben… Schlechteste Mischung und das logische Ergebnis nicht-gewachsener Einheiten.
So kann im Übrigen auch keine Leistung entstehen, selbst wenn das Potential da ist.
@Niklas
…Das Bild, der Offizier sei nur ein “Human Ressources Manager” ….Eben nicht! Deshalb haben wir ja neben dem Studium (am besten sinnvoll als Grundlage für die spätere Verwendung) auch eine Offizierausbildung. Andere Nationen packen dort alles hinein, was zivil nicht ausgebildet wird und den Offizieren das notwendige Handwerkszeug gibt (Was ziv ausgebildet werden kann, sollte dann auch mit entsprechender Anerkennung im Studium ausgebildet werden.) Genau da muss auch Theorie und Praxis im richtigen Verhältnis sein. Man lernt eben Schießen nur in der Praxis. Offizier ist eben auch ein Beruf und da ist der Unterschied nicht ob H, M, Lw SKB oder San, sondern ausschlaggebend ist, ob er Menschen im Gefecht führt, ein Gerät bedient oder Sachbearbeiter in einem Amt ist. Ein deutscher Offizier kann alles, ist durch, aber noch in den Köpfen vieler!
@ Elahan
Was halten Sie von folgendem Kompromiss
Die Infantrie (inkl Luftwaffenobjektschutz und MarineSeeBatailon), ggf noch die Pz Offz macht Offz Ausbildung wie gehabt in der Truppe, gehen an die Uni, machen den Bachelor und bekommen das Versprechen, dass sie am Ende der Dienstzeit den Master machen duerfen.
Ich persoenlich sehe naemlich neben den von Ihnen beschriebenen Aspekten, dass ein „junger“ Leutnant im Studium die Chance hat, innerlich „frei‘ zu werden“, und damit aus einer Sozialisierung ggf auszubrechen bzw diese zu reflektieren.!
Wo es notwendig ist, aus dienstlichen Gruenden, bspw fuer technische Offiziere / Logistiker ein vollstaendiges Studium zu haben, bzw wo es fuer den Dienstherrn zu teuer ist, wie bspw im Einsatzfuehrungsdienst oder bei der Flugsicherung eine Studienunterbrechung in Kauf zu nehmen, die studieren dann wie gehabt zu Ende.
(Vielleicht auch wieder nach dem alten Modell (Dipl) weil es a. schneller geht und damit dem Dienstherrn die Ressource Offizier c. frueher und d. hoeher qualifiziert zur Verfuegung steht.
@Cynic2
ich sehe die Situation genauso wie Sie es beschrieben haben (Chapeau) und das war der Grund fuer mich, hier fuer den Olt Partei zu ergreifen.
ich habe mich aber in den Ausfuehrungen / Bewertungen aus 3 Gruenden zurueck gehalten:
1. Das wuerde ich den Betroffenen nur im persoenlichen Gespraech sagen!
2. Ihre (und meine) Meinung muessen dann zu den von Thomsen beschriebenen Konsequenzen fuehren und dann wird es heikel, denn dafuer haben wir nur die Aussagen von Soldaten, die darueber hinaus nicht in einer Vernehmung waren, sondern es ggf nur genossen haben, mal in der Zeit mit Foto veroeffentlicht zu werden und dabei voellig am Ziel vorbeigeschossen sind…….
3. Wissen wir, ob der Rest des Zuges die Zeit in Afghanistan genau so gesehen hat?
@Soenke Marahrens
Ok, machen wir so:-)! Ich für meinen Teil werde mich mit Sicherheit einbringen und Gen. Born sieht das ähnlich und ist für Vorschläge offen. Mal sehen was sich umsetzen lässt.
Zitat Georg: Ein Offizier des militärfachlichen Dienstes mit 17 – 20 Jahre Erfahrung bei der Beförderung zum Hauptmann, dabei ca. 10 Jahre in der Unteroffizierslaufbahn, ist für die Aufgaben des Kompaniechefs im Regelfall besser geeignet, als der studierte Truppendienstoffizier.
Jetzt muss ich aber doch ein paar Grundsätze los werden, bevor nur noch Äpfel mit Birnen verglichen werden:
Offiziersausbildung des Heeres läuft in 10-Jahres Zyklen: Nach 10 Jahren Kompaniechef, nach 20 Jahren Bataillonskommandeur und nach 30 Jahren General und Brigadekommandeur – und wer es braucht – nach 40 Jahren Generalinspekteur oder vergleichbar 4-Sterne General in der NATO.
Das dies nicht jeder wird, ist gewollt und schafft im Zuge der Auswahl eine Pyramidenstruktur.
Jetzt lassen sie uns mal die ersten 10 Jahre anschauen vereinfacht ohne einzelnen Monaten nachzugehen – ich habe einfach gerundet:
2 Jahre Mannschafts-, Unteroffiziers- und Feldwebelebene bis zum Gruppenführer;
4 Jahre Studium;
2 Jahre Zugführer;
2 Jahre stv KpChef oder vergleichbare A11 Funktion in einem Btl-Stab;
=> KpChef
Die 4 Jahre Studium sind aus zwei Gründen zwingend notwendig. Nachdem 2/3 nach 12 Jahren gehen müssen, brauchen die eine zivil verwendbare Qualifikation, sonst bekommen wir nicht genügend Bewerber. Weiterhin ist das Studium auch in seiner Horizonterweiterung etwas, was dem Stabsoffizier deutlich nicht schadet. In den letzten Jahrzehnten hat das Heer fast jede Position des Studiums durchprobiert – ob früher oder später. Später heißt: Höhrer Durchfallquote, was sowohl die Kosten des Gesamtsystems erhöht, als auch die Auswahl zum Berufssoldaten reduziert.
Wie ich in einem Post vor mehr als 50 Beiträgen angefügt habe, ist mit einem Blick auf diesen Ablauf klar, warum ein OLt nach dieser Vorausbildung im direkten Vergleich zu einem Portepee, der als ZgFhr meist 15-20 Jahre auf dem Buckel hat, es schwer haben wird. Ich wiederhole mich: Es geht nicht darum, dass er der bessere ZgFhr ist, es geht rein darum die Erfahrung abzugreifen. Identisch ist das bei Ihrem Vergleich eines FD-Offz mit einem Offz Truppendienst. Klar würde die Leistung als KpChef besser werden, wenn man nicht 10 sondern 20 Jahre auf diese Position vorbereitet würde. Allerdings gehen dann unsere BtlKdr – direkt nach ihrer Verwendung in Pension – und wir müssen für alle Generalsränge Leute anderer Nationen anwerben! So schön die herausgehobene Stellung als KpChef ist, sie ist nur ein kleiner Lebensabschnitt in der Lebensleistung eines Berufsoffiziers.
Ehrlich gesagt kann ich den allgemeinen Tenor, dass alles irgend wie schlecht ist, aus der Einsatzpraxis – und ich war im April 2010 in Kunduz und dann in Baghlan – nicht belegen. Ganz im Gegenteil: Wir gewinnen unsere taktischen Gefechte und unsere Soldaten müssen sich weder schämen noch irgend einen internationalen Vergleich scheuen! Wer nun anfügt, dass früher alles besser war, der muss sich auch die Fragestellung gefallen lassen wie viele Gefechte die Bundeswehr zwischen ihrer Gründung und 2006 geführt hat. Und nein – es ist nicht dasselbe, wenn man bei einer Stabsrahmenübung mutig zum Angriff bläst und die Schiedsrichter die komplette Vernichtung des Feindgruppierung bei minimalen eigenen Verlusten – wie im Drehbuch beschrieben – feststellen! Klar ist auch, dass der Einsatz und der Feind jeden unserer Fehler knallhart aufzeigt. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Bundeswehr heute kriegstauglicher ist, als vor 20 Jahren und wir sind noch lange nicht am Ende unseres Lernprozesses! Ich wünsche mir auch mehr Truppenpraxis in den ersten Jahren der Offz/UmP-Ausbildung. Leider ist die Anzahl der Bataillone aber m.E. nicht groß genug, um dies nach altem Ausbildungsgang zu leisten. Im Prinzip ist aufgrund der Einsatzrotation, der Vorausbildung und Nachbereitung nur noch 40% der Ausbildungszeit vorhanden, wo beispielsweise Offizier- und Feldwebelanwärter theoretisch als Gruppenführer üben könnten. Wenn aber ein Feldwebelanwärter nur auf dem Papier eine Gruppe führt, weil das Btl im Einsatz ist und er nur in der Familienbetreuung aushilft, dann ist auch nichts gewonnen. Die Ausbildung in OA-Btl ist meiner Ansicht nach nur die zweitbeste Lösung – aber so lange erhebliche Teile des Heeres permanent im Auslandseinsatz gebunden sind – meiner Ansicht nach ohne echte Alternative.
Wir sind nicht allein
http://www.armytimes.com/news/2011/12/army-focus-on-standards-say-junior-army-leaders-120411w/?utm_source=twitterfeed&utm_medium=twitter
Die muessen hier abgeschrieben haben
Kleine Empfehlung fuer alle die bei Facebook sind: Doctrine Man „liken“
@ Stefan H.
Mein Ansatz ist eigentlich ein anderer Weg. Wer sagt denn, dass jeder Truppendienstoffizier Stabsoffizier werden muss ? Das deutsche Beamtenrecht ?
Es mag ja sein, dass der Kompaniechef einer Kampfkompanie keine 40 Jahre alt sein darf, sondern 30 Jahre alt sein muss. Dann erwarte ich aber, dass er 10 Jahre Erfahrung in der Truppe hat. Mit 30 Jahren, nach seiner Chefzeit, kann er dann studieren und die Bundeswehr verlassen oder die Berufsoffizierslaufbahn im höheren Dienst, sprich Stabsoffizierslaufbahn anstreben. Wenn die Abbrecherquote für ein Studium mit 30 Jahren zu hoch sein sollte, ist er sowieso nicht für eine akademische Laufbahn geeignet. Lebenslanges Lernen ist angesagt. Die OA milFD müssen mit 28 – 32 Jahren eine zweijährige Ausbildung zum Maschinenbautechniker, Elektrotechniker oder Betriebswirt machen. Da ist nicht mehr soviel um zu einem 3 jährigen Bachelorstudium.
Falls sich der TrD-Offz jedoch nicht für die Stabsoffzlaufbahn entscheiden sollte, dann bleibt er eben Hauptmann, wird vielleicht bewährungsmäßig auf A13 befördert und geht mit 55 Jahren in Pension, so what ?
Für alle Einheiten außer den Kampfkompanien, wie z.B. Stabs-/Versorgungsstaffeln, Nachschubstaffeln, Inst-Kompanien usw. ist mir auf jeden Fall der lebenserfahrenere Chef mit 40 Jahren lieber, als der Truppenpraktikant mit 30 Jahren. Ob der dann Oberstleutnant oder Hauptmann vom Dienstgrad ist, ist für mich sekundär.
@Georg
Wie viele Nachteile wollen Sie Kampftruppenoffizieren noch aufbürden?
Kampftruppenoffiziere sind heute schon die, die ständig bei GÜZ, RÜZ, SIRA etc. Gläsern gemacht werden und dann im Einsatz ganz vorne den Kopf hin halten und innerhalb von Sekunden – bei unklarem Lagebild – optimale Entscheidungen treffen müssen – da die dann in monatelangen Ausschüssen und Gerichtsverfahren justiziabel zerpflückt werden.
Jetzt wollen Sie ihnen ein späteres Studium – bei nachgewiesen schlechteren Bedingungen – weil alle Studiengänge auf Abiturwissen aufbauen – zukommen lassen. Oder noch besser – wie andere in diesem Thread schon gefordert – nur einen Bachelor, während Technischen Truppengattungen dagegen einen Master bekommen.
Klingt mir nicht nach einem Ansatz für Bestenauslese – den wir meiner Ansicht nach genau für diesen besonders kritischen Job brauchen! Auch Offiziernachwuchs stimmt mit den Füssen ab, wenn die Rahmenbedingungen nicht passen und in diese Kategorie packe ich auch Ihren Ansatz, dass studierte Truppendienstoffiziere als Berufssoldaten nicht Stabsoffizier werden müssen. Schon mal überlegt, dass wir in Konkurrenz zu beispielsweise Gymnasiallehrern stehen, die eine A14 Mindestperspektive haben und dafür nie in einen Einsatz gehen oder bestenfalls einmal umziehen müssen?
Außerdem hat Ihr Rechenmodell ein paar Fehler! Wenn bei Ihnen der Mann mit 30 Chef nach 10 Jahren Erfahrung wird, wird er erst mit 33 Jahren nach seiner Chefzeit ins Studium gehen. Sie schließen dann übrigens sämliche Laufbahnwechsel zum OA nach Vorverwendungen – heute etwa 50% unseres Offz-Nachwuchs – aus, da Sie ein Eintrittsalter von 20 statt 25 setzen! Mit 37 Jahren kommt der Offz dann aus dem Studium und kann dann erstmalig als Stabsoffizier verwendet werden. Ein Generalstabsoffizier müsste dann mehr oder minder direkt nach dem Generalsstabslehrgang Bataillonskommandeur werden ohne jede Aufbauverwendung und mit Studium und Generalstabslehrgang als zusätzliche Kompetenz nach der Chefzeit. Sie tappen in die identische Falle wie andere auch. Wenn sie mehr Erfahrung vor der KpChefzeit fordern, müssen sie hinterher andere Abschnitte reduzieren – Ausbildungszeit ist endlich. Ich weis nicht ob unsere Generäle besser werden, wenn sie 5-6 Jahre mehr Kompetenz auf subtaktischer Ebene aufbauen ihnen aber der Erfahrungshorizont auf operativer oder strategischer Ebene zum Teil fehlt. Schon heute haben wir eine Kompetenzvernichtungsmaschine, weil zu viele Pflichttore in zu kurzer Zeit durchlaufen werden müssen – woraus z.B. die Versetzungszeiten alle 2 Jahre bei i.G. und alle 3 Jahre bei Truppendienern resultieren. Zusätzlich würden Stabsoffiziere des Heeres im direkten Vergleich deutlich hinter ihre Kameraden von Luftwaffe und Marine zurück fallen, weil die dann für herausgehobene Stabsoffizierverwendungen einfach vergleichend über mehr Kompetenz verfügen würden.
Ganz zu schweigen, dass junge Stabsoffiziere i.d.R. der Antriebsmotor der operativen und strategischen Ebene sind, aber ich mache jetzt heute das Fass mit Säh- und Ernteverwendungen nicht mehr auf.
@Stefan H
Kurze Korrektur ich habe nicht nur ein Bachelor Studium für Kampftruppenoffiziere angedacht, sondern ein Aufteilung, um praktische und theoretische Anteile besser zu gliedern!
Hinsichtlich der Transparenz, das bekommen Sie als Junger Offizier bei der Luftwaffe im TacEval und bei der Marine im Bost genau so serviert, das ist kein Alleinstellungsmerkmal!
Infanterieoffiziere mit der Möglichkeit zu locken, Informatik studieren zu koennen und sich danach zu wundern, dass die lieber ins ProgZentrum wollen anstatt Menschenführung zu betreiben, wuerde ich eher als strategischen Kommunikationsfehler betrachten als als Mehrwert für die Nachwuchsgewinnung, genauso wie ich mich schwer getan habe, einen IT Offizier aus seiner Motivationskrise herauszuholen, weil er Sport studiert hatte….
Was die Aussagen zum KpChef anbelangen, stimme ich Ihnen voll und ganz zu!
@Georg
Die OA milFD müssen mit 28 – 32 Jahren eine zweijährige Ausbildung zum Maschinenbautechniker, Elektrotechniker oder Betriebswirt machen. Da ist nicht mehr soviel um zu einem 3 jährigen Bachelorstudium…….Genau da liegt der Denkfehler! Altes deutsches System im Übergang mit neuem verglichen! Der Offz milFD hat nicht nur die zwei Jahre Studium sondern auch noch eine Lehre 3,5 Jahre einen Uffz-lehrgang (Wer diesen mit dem Offzlehrgang vergleicht sollte beide genau kennen) dann hat er im Regelfall einen Meister, Fachabitur, viele Fachlehrgänge und Berufserfahrung (ziv/mil). Diese Fähigkeiten und Kometenzen mit einem Bachelor zu vergleichen ist generell nicht möglich. Da stoßen wir mit unserer alten Denkweise an Grenzen. Da hilft nur fair, im europäischen Rahmen zu vergleichen, denn durch das lebenslange Lernen und die unterschiedlichen Bildungsniveaus können wir nicht mit alten Schablonen arbeiten. Dass da eine staatliche Institution Probleme haben wird ist klar aber sie werden gelöst (nie zu 100% aber in Richtung). Die neue SLV wird nicht die letzte sein, denn wer Quereinsteiger dermaßen fördert und die im System stehenden nicht beachtet, verliert an Attraktivität. Wir entfernen uns damit etwas vom Thread-Thema aber Ausbildung/Bildung ist nun einmal die Grundlage für berufliches professionelles Handeln und wer seine Sinnstiftung/Berufsgrundlage nur noch in der Bewährung im Kampf sieht, hat AusBildung erst recht nötig (da läuft etwas richtig falsch)!
@ Stefan H.
Haben Sie sich schon mal überlegt, wie die Wahrnehmung von der unterstellten Seite gegenüber den jungen Chefs ausschaut ?
Wenn man als erfahrener Portepeeunteroffizier oder als gewachsender Offz milFD alle 2 Jahre so ein studiertes „Küken“ bekommt und versuchen muss ihm die wesentlichen Inhalte beibzubringen ohne seine Kompetenz und seinen Führungsanspruch in Frage zu stellen ?
Die letzten beide Male bevor ich einen anderen Dienstposten wahrnahm, hatte mein junger Chef weniger Dienstzeit wie ich Offiziersdienstjahre und am Schluss hatte ich mehr Dienstzeit im Dienstgrad Hptm wie er überhaupt Dienstzeit !
Nein, der Standardtruppendienstoffizier bis inkl. der Chefverwendung braucht kein Studium. Die soldatische Erfahrung bis zu seiner Chefverwendung kann er als Quereinsteiger auch als Unteroffizier gemacht haben. 3 Jahre Ausbildung Offzausbildung inkl. Ausbildung zum Zugführer, 2-3 Verwendung als Zugführer anschließend mit 28 Jahren als Chef in einer Kampfkompanie. Mit 31 Jahre ins Studium mit anschließender Wahlmöglichkeit ins Zivilleben zu gehen oder eine Berufsoffizierslaufbahn anzustreben. Es soll bitte keiner sagen mit 30 Jahren sei man zu alt fürs Studium. Dann gibt es eben einen Auffrischungskurs in Mathematik vor dem Studium. Er soll ja nicht nur studieren, sondern anschließend in Stabsfunktionen quasi akademisch arbeiten. Nach dem Studium und dem StOffz-Lehrgang soll er sich als Stabsoffizier beweisen und S3 StOffz in seiner Waffengattung werden und mit 37 – 40 Jahre Batallionskommandeur. Dies reicht immer noch für die Generalslaufbahn aus. Was bei der Bw abgeht ist in weiten Bereichen ein Modell „Jugend forscht“, auf Kosten der erfahrenen Zeit- und Berufssoldaten mit niedrigeren Dienstgrad. Das haben sie nicht verdient und die Chefs haben es nicht verdient, so in das kalte Wasser geworfen zu werden.
Im übrigen weise ich auf das Modell der zivilen Bw-Verwaltung am Beispiel eines BwDLZ hin. Eine 300 Personen umfassende Behörde wird von einem 55 jährigen Regierungsoberamtsrat, A13, also den zivilen Stabshauptmann mit einer Verwaltungsausbildung, Fachholschulstudium aus dem gehobenen Dienst geführt.
Was ich an meinen Standort beobachten kann läuft dies wesentlich besser als alle 2-3 Jahre für die Inspektionen einen 28-30 jährigen Hptm mit 3- 4 Jahren Erfahrung in der Truppe zu bekommen.
@ Elahan
Ich stimme Ihren Ausführungen voll und ganz zu.
Mein Vergleich der Ausbildung zum Techniker, bzw. Betriebswirt mit dem Bachelorstudium bezog sich lediglich auf das Eintrittsalter. Ich bin der Meinung man muss auch noch mit 28-30 Jahren ein Studium erfolgreich durchführen können. Falls nicht, ist man eh nicht fürs akedemische Arbeiten geeignet und hat lediglich die Laufbahnperspektive „höherer Dienst“, sprich Minimum A 14 in der Endbesoldung im Blickfeld.
@Georg
Zustimmung, siehe Stabsoffiziere über 45 Lebensjahre auf dem Buckel und dann im Amt, mit dem 20 Jahrhe altem Studium als Grundlage, gegen die Industrie und Beamten antreten. Am besten sind da unsere Piloten mit 90/5, da spielen sich Dramen ab! Und wenn sie dann alles verbockt haben werden sie wieder versetzt und es kommt der Nächste!
@Georg
Den Betrieb einer Truppenverwaltung mit einer Einsatzkompanie gleichzusetzen, halte ich nicht fuer statthaft! Beide haben anspruchsvolle Aufgaben, aber dieder einen lautet Verwaltung, die der anderen Einsatz!
Mein Vater hat mal einem Freund von mir. damals gerade Olt (FD). im 8. Dienstjahr, gesagt, „Herr Olt, wenn Sie erst mal so wie ich 21 Jahre im gleichen Dienstgrad sind, dann relativiert sich einiges.“ , Das Laufbahnziel Truppenoffizier ist uebrigens A14….und das liegt nur 2 Gehaltsstufen ueber A12 bzw eine ueber A13….
Es hat Sie ja niemand gezwungen, nicht das Abitur in 13 Schuljahren zu machen!
Es gibt sicher Gruende fuer alles, aber das rechtfertigt nicht, denjenigen schlechter zu stellen, der es in 13 Jahren geschafft hat. Wenn Sie erst mit 30 den Bildungsstand (nicht den Leistungsstand) eines 23 jaehrigen Hochschulabsolventen erreichen, dann bedeutet es auch, dass dieser nun 7 Jahre Vorsprung hat und, dass Sie dafuer 7 Jahre laenger gebraucht haben.
Damit will ich Ihnen nicht den Respekt vor Ihrer Leistung absprechen!
Alter an sich ist keine Leistung, das wird man von alleine! Und Jugend forscht hat manchmal den Vorteil, dass „altes“ hinterfragt wird!
@Elahan, dass ist dann eine echte Fuehrungsaufgabe, diese zu motivieren, auszubilden, zurechtzuweisen usw usw…..deutlich schwieriger und zaeher als junge Leute, aber dafuer bekommt man ja dann auch als Vorgesetzter mehr Geld ;-)
Zitat Georg: Haben Sie sich schon mal überlegt, wie die Wahrnehmung von der unterstellten Seite gegenüber den jungen Chefs ausschaut ?
Wenn man als erfahrener Portepeeunteroffizier oder als gewachsender Offz milFD alle 2 Jahre so ein studiertes “Küken” bekommt und versuchen muss ihm die wesentlichen Inhalte beibzubringen ohne seine Kompetenz und seinen Führungsanspruch in Frage zu stellen ?
Haben Sie sich schon einmal gefragt ob das gerade Ihre Aufgabe ist – für die Sie bezahlt werden. Wenn man Truppendiener auf unterer taktischer Ebene lassen wollte – bräuchte man Sie nicht!
Im übrigen steht es Ihnen frei einen Laufbahnwechsel anzustreben, wenn Sie der festen Überzeugung sind besser geeignet zu sein…
Ihr restliches Modell in Ehren – aber von konzeptioneller Arbeit haben Sie noch nicht viel mitbekommen. 2-3 Zugführerverwendungen als Aufbau für jeden KpChef. Ihnen ist schon klar, dass dann UmP nicht mehr Zugführer werden können und selbst dann reichen die Züge nicht!
@Soenke Marahrens
Sie setzen den erwerb von Fähigkeiten und Kompetenzen noch immer gleich mit einem einmal gemachten Bildungsabschluß. Ob jemand Abitur, Meister, Fachhochschulreife o.ä. gemacht hat spielt doch beim lebenslangen Lernen 10 Jahre später keine entscheidende Rolle . Wichtig ist welche Fähigkeiten und Kometenzen hat man zum Zeitpunkt X zur Verfügung. Ein StOffz mit Studium nützt der Bw für die meisten Aufgaben, 20 Jahre nach dem er die Ausbildung absolviert hat so wenig wie ein Pilot der 20 Jahre nicht mehr geflogen ist (solange er auf die erworbenen Kenntnisse nicht aufbauen kann). Aber die Erfahrung und Lehrgänge die er in den 20 Jahren gesammelt hat sind wichtig und deshalb sollte man Menschen nicht in Tätigkeiten einsetzen die sie auf dem Papier dafür Qualifizieren, sondern ihren tätsächlichen Fähigkeiten und Vermögen gerecht werden! So machen es heute alle erfolgreichen Firmen! Was juckt einen Chef was einer seiner Mitarbeiter vor Jahren emacht hat? Die Entwicklung eines Menschen ist entscheident und das bedeutet doch nicht dass jeder alles wird. Leistung muss sich Lohnen und zwar ein Berufs-Leben lang. Der richtige Mann an den richtigen Job!
@Elahan
ich bin ganz bei Ihnen, Sie vernachlaessigen aber stets den Zeitpunkt t=0.
Die Abholpunkte sind andere! Und irgendwann gilt auch mal, wer zu spaet kommt, den bestraft das Leben!
Eignung, Befaehigung UND Leistung, und Leistung misst sich pro Zeiteinheit….
Haben Sie schon mal versucht eine Laufbahnpyramide zu berechnen, so dass diese stabil ueber 40 Jahre bleibt. Wir haben das gemacht….und ich sage es Ihnen, es ist die Hoelle….., da reichen 2 Todesfaelle und das Ding kippt….
Oder was hilft Ihnen „Der richtige Mann an der richtigen Stelle“ wenn der mit 35 die Liebe seines Lebens kennenlernt und nicht mehr versetzt werden will…….. oder eine Firma gruendet und nur noch Dienst nach Vorschrift macht, oder seine Liebe fuer die Arbeit als Vertrauensperson entwickelt……
@ Stefan H.
Also in meiner Dienstpostenbeschreibung für einen Dienstposten, der ein Zugführeräquivalent darstellt, stand nichts, dass ich junge Truppendiener als Chefs ausbilden sollte, sondern dass ich mich um meine Teileinheit, meinen Auftrag und mein Personal kümmern sollte. Das ich dann in meiner 12 jährigen Zugehörigkeit zu dieser Einheit 5 junge Chefs erlebt habe und deren Tätigkeit für gut 2 Jahre gemacht habe, weil sie auf Grundlehrgang, Verwendungslehrgang, Cheflehrgang oder Englischausbildung waren – davon stand ebenfalls nichts in meiner Dienstpostenbeschreibung. Ich habe dazu auch keinen extra Cheflehrgang gemacht. Alles was ich zur Führung dieser 160 Mann/Frau starken Einheit brauchte, habe ich in meinem Offz-Lehrgang und meiner zum damaligen Zeitpunkt 18 jährigen Dienstzeit gelernt.
Auf ihre Bemerkung zum Laufbahnwechsel TrD will ich nicht weiter eingehen, offensichtlich haben Sie keine Ahnung wie dieses Instrumentarium in der Praxis gehandhabt wird.
Und zum Abschluss: Alle meine Chefs hatten genau eine Zugführerverwendung bevor sie mit 28 – 30 Jahre Kompaniechef geworden sind.
Ich will mich nicht mit Ihnen streiten. Ich wollte nur, dass Sie mal darüber nachdenken, wie es sich anfühlt der erfahrenere Mann zu sein, im gleichen oder in einem wesentlich niedrigeren Dienstgrad, dafür um 10 -20 Jahre älter und lebenserfahrener und dann einen sehr jungen Chef zu bekommen, den man ja aus Kameradschaft helfen will, vorausgesetzt er nimmt die Hilfe an, und dann wie in einer Spirale „und ewig grüßt das Murmeltier“ die gleiche Prozedur alle 2-3 Jahre mit dem nächsten Chef zu wiederholen.
@ Söhnke Marahens
Ich hatte nicht eine Truppenverwaltung mit einer Einsatzkompanie verglichen, sondern ein BwDLZ mit 300 Personen mit einer Kompanie. Die 300 Personen werden von einem lebenserfahrenen Regierungsoberamtsrat geführt, der als selbstständiger Dienststellenleiter steht und jederzeit mit einem Kompaniechef (nicht unbedingt Kampfkompanie, aber Inststff, Chef 1. usw) verglichen werden kann.
Was Sie mir mit ihren 3. Absatz sagen wollen, erschließt sich mir nicht.
Meine These war, man kann auch noch mit 30 Jahren studieren, wenn man anschließend bis 59 – 62 Jahre akademisch als Stabsoffizier arbeiten will oder muss.
Was ist daran falsch ?
Zu guter Letzt, ja Alter ist keine Leistung sondern eine Zeiterscheinung.
Ein guter Chef zu sein ist sehr wohl eine Leistung. Wenn das der begnadete 28 – 30 jährige Truppendiener kann, nachdem er über die Hälfte seiner bis dahin geleisteten Dienstzeit in der Ausbildung / im Studium verbracht und lediglich 4 Jahre Erfahrung in der Truppe gesammelt hat, dann ist dies gut und begrüßenswert.
Falls die Masse der jungen Chefs jedoch deutlich under performed, ja dann sollte man im zeitlichen Ablauf des Verwendungsaufbaus etwas ändern.
@ Soenke Marahrens | 03. Dezember 2011 – 21:03
Zitat: „Wer will denn den Afghanen eine andere Lebensart “aufzwingen”? Wenn Sie so argumentieren, haben Sie nicht nur den Kampf und die Schlacht verloren, sondern gleich den Krieg verloren!
…
Die Bundeswehrfuehrung ist nicht entmannt, wir haben das Primat der Politk!
Ob uns das gefaellt oder nicht, es ist so! (Mir gefaellt es, auch wenn es mich immer mal wieder mein Weihnachtsgeld kostet ;-))“
========
Ob man es nun Entwicklungshilfe, UN-Friedensmission oder bewaffneter Einsatz nennt:
Eine Grundproblematik jeglicher Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines anderen Landes liegt darin, dass man immer seinen Willen aufzwingt. Wer Mädchenschulen baut und den Betrieb bewaffnet durchsetzt, ändert damit Lebensart. Weil wir Mädchenschulen für richtig halten, zwingen wir sie den Afghanen auf. Gleiches gilt für Straßen, Aufbau staatlicher Verwaltungsstrukturen, Wahlen etc. Wir sind in Afghanistan, weil wir deren Leben verändern wollen, damit wir/unsere Nato-Partner aus Afghanistan nicht wieder angegriffen werden.
Dieser Eingriff in die afghanische Gesellschaft hat Gewinner und Verlierer. Viele der (gefühlten) Verlierer finden sich dann bei den Aufständischen.
Wer verleugnet, dass unsere Soldaten in Afghanistan sind, um die Afghanen zu etwas zu zwingen (oder etwas freundlicher: Sie dazu zu bewegen), was sie von allein nicht tun, der begeht eine gefährliche Lebenslüge.
Richtig ist allerdings, dass man sich fragen sollte, was konkret in unserem sicherheitspolitischen Interesse liegt. Wozu müssen wir die Afghanen zwingen, damit das sicherheitspolitische Ziel erreicht wird? Ist Nationbuilding, Frauenrechte für Afghaninnen, Demokratie, Abschaffung des Bacha Bazi etc. wirklich ein passendes Mittel, um unsere sicherheitspolitischen Ziele zu erreichen? Wo ist hier die Grenze zwischen Verteidigung unserer Sicherheit am Hindukusch und neokolonialistischem Kulturimperialismus?
Denn um so größer die Eingriffe in die Lebenswelt eines Afghanen sind, ums so mehr muss man ihn „überzeugen“, diese Veränderungen wirklich zu vollziehen. Wenn hier dann starke gesellschaftliche Umbauten der afghanischen Gesellschaft von deutschen Politkern gefordert werden (interessanterweise waren die Grünen ganz groß mit diesen Forderungen), die entsprechenden Mittel aber nicht bereitgestellt werden, dann ist das schizophren. Eine verantwortungsvolle kompetente militärische Führung hätte auf diese Lücke hinweisen müssen, hat dies aber unter Hinweis auf da Primat der Politik unterlassen und stattdessen lieber die unteren Dienstgrade verraten und verkauft (so meine Wahrnehmung). Das Ergebnis sehen wir nun z. B. in diesen Zeit- Interviews. Man könnte auch zu dem Ergebnis kommen, dass hier die Generalität vor der Politik gekuscht hat, um die eigene Frühpensionierung zu vermeiden. Die intensive Nutzung des § 50 SG hat hier meiner Meinung dazu geführt, dass man eben das Primat der Politik vor seinen Soldateneid gesetzt hat. Diese Vasallentreue gegenüber dem politischen Führer ist im deutschen Militär zwar nicht neu, sollte aber z.B. durch Konstrukte wie „Staatsbürger in Uniform“, Vereidigung auf das Volk, nicht auf die Führer etc. durchbrochen werden. War wohl eher weniger erfolgreich. Diesen Missstand meine ich, wenn ich von „Entmannung der Bundeswehrführung“ spreche.
Zitat: „Die Begeisterung der Amerikaner fuer ihre Truppen sind vodergruendig sehr angenehm, der Herokult macht aber den Streitkraeften mittlerweile selbst zu schaffen, weil es schwierig ist, Ordnung und Disziplin zu halten, wenn jeder glaubt, dass er ein Held ist! Der laufende Todessquad Prozess ist ein beredetes Beispiel.
Und es ist in Teilen nur vordergruendig, weil wenn es spaeter um Jobs geht, US Arbeitgeber aus Angst vor PTSD etc Veteranen nicht einstellen.“
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Das sehe ich anders. Das Problem von Fehlleistungen, weil Soldaten den Helden spielen, ist meiner Meinung in den US-Streitkräften in den letzten 10 Jahren stark zurück gegangen. Eine gewisse Quote an Fehlleistungen gibt es in jeder Armee. Im Gegensatz zu Deutschland haben die USA schon länger das Judge Advocate General’s Corps, was eben Rechtsverletzungen qualifiziert ahndet und damit vorbeugt. Wenn ich mir in Deutschland ansehe, dass bis vor kurzem noch nicht einmal geklärt war, welcher Gerichtsbezirk wann wo wie für die Ahndung von Straftaten im Auslandseinsatz zuständig ist, dann ist auch das kein Ruhmesblatt für die deutsche politische und militärische Führung. Von der vollkommen fehlenden Qualifikation für diese Fragestellungen bei diesen zivilen Staatsanwaltschaften will ich gar nicht erst anfangen …
Dass es beim amerikanischen „Support our Troops“ auch Trittbrettfahrer gibt, ist eine Binsenweisheit. In der Summe werden auch PTBS-Fälle von der amerikansichen Gesellschaft ganz anders selbstverständlich aufgefangen, als das in Deutschland der Fall ist.
Zitat: Den Kampf um die besten Koepfe gewinnen wir nur, wenn wir “Wir.dienen.Deutschland” (wieder) in der Gesellschaft verankern. Es nur intern in der Bundeswehr als zukuenftigen Gral zu verankern, wird uns nicht helfen!
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Volle Zustimmung!
Wenn man die Geschichte betrachtet besteht keinerlei Korrelation zwischen guten Offizieren (definiert nicht als uniformierte Verwaltungsbeamte sondern als Führer im Gefecht!) und einem Studium: Reichswehr und Wehrmacht hatten eine äußerst umfangreiche, fünf Jahre dauernde Ausbildung, von deren Grundzügen auch im zweiten Weltkrieg nicht abgewichen wurde. Die Voraussetzungen für die Aufnahme in der Royal Military Academy Sandhurst ist kein akademischer Grad und im Verlauf der dortigen Offiziersausbildung findet das auch nicht statt. Zwar ist es richtig, dass in den USA ein Bachelorabschluss Voraussetzung für Offiziere ist, aber man sollte dabei nicht das US-Bachelorniveau außer Acht lassen – denn zwischen deutschen und amerikanischen Bachelorabschlüssen stehen Welten.
Zum Thema Zweckmäßigkeit eines Studiums vor oder in der Offiziersausbildung zitiere ich aus einem Erfahrungsbericht des RÜZ Hammelburg:
„Generell läßt sich festhalten, daß die von einem militärischen Führer im Gefecht verlangten Wesenszüge und sein Führungsverhalten sich erheblich von denen unterscheiden, die im täglichen Standortdienst, während des Studiums oder der Stabsvorverwendung eines Einheitsführers jahrelang herangebildet wurden und werden. Ausgeprägte Konsens- und Kompromißbereitschaft, das Bedürfnis, es allen recht machen zu wollen, umfassendes Vertrauen in die Fähigkeiten aller Untergebener, Diplomatie, Erklärungen, Beratungen und Begründungen sind im Gefecht fehl am Platze und schädlich.“
Aus meiner Sicht sind hinsichtlich der Offizierausbildung folgende Punkte umzusetzen (abgesehen von Spezialverwendungen):
– 2 Jahre Dienst in der Mannschaftslaufbahn mit entsprechender Beurteilung – zur Begründung verweise ich auf das Zitat von Heinlein.
– OAL1, OAL2 und OL, dazwischen Truppendienst inkl. Einsatz (durch regelmäßige stattfindende Lehrgänge ist das sicherzustellen).
– Studium als mögliche BFD-Maßnahme für Abgänger aller Dienstgrade mit entsprechenden Voraussetzungen
– Bachelorstudium als Voraussetzung für die Stabsoffizierslaufbahn mit entsprechenden Schwerpunkten: Internationale Beziehungen, Militärgeschichte / -soziologie, Völkerrecht etc.
– Masterstudium als Voraussetzung bzw. Teil der Generalstabsausbildung mit oben genannten Schwerpunkten
– Analog zur OffzMilFD-Laufbahn eine ähnliche Laufbahn für den Truppendienst eingerichtet , d.h. gestandene Portepees die Möglichkeit zum Wechsel in die Offizierslaufbahn ermöglichen mit Verwendungsziel KpChef.
@T.W.: Können Sie mir nochmal das Zitat bitte entsprechend markieren und schreiben, wie ich das demnächst selbst machen kann =)
@ Transatlantik
Sorry für die späte Reaktion, aber aufgrund der Zeitverschiebung hat sich hier „über Nacht‘ ja wieder einiges getan.
Mit der „neuen Ausbildung“ (bereits seit 6 Jahren) habe ich gute Erfahrung gemacht weil:
Vor 2005 kamen die OA erst Ende September an die OSLw und waren Ende Juni im folgenden Jahr wieder weg.
Eine viel zu kurze Zeit um:
– vernünftige Grundlagen für die Erziehung zum militärischen Führer zu setzen
– die allgemeine und charakterliche Eignung/ Nichteignung als Offizier festzustellen
– die körperliche Fitness für die Herausforderungen im Lehrgang und danach zu erreichen
– eine notwendige Entlassung einzuleiten und zu begründen
und bestimmt noch einiges mehr, was mir gerade nicht (mehr) einfällt.
Zum Lehrgangsbeginn an der OSLw wurde vor 2005 die jungen Rekruten, die Seiteneinsteiger (von Heer, San, Marine und Luftwaffe) sowie die Wiedereinsteller zugeführt. Eine bunte Mischung, mit verschiedenen Voraussetzungen, Ausbildung, körperliche Fitness und Erfahrung. Diese mussten erstmal (so gut es ging) auf den gleichen Stand gebracht werden und nach einem Monat sind die ersten Hörsäle schon nach Schongau zur Ausbildung Überleben Land gegangen. Gar nicht gut!
Das „neue“ Modell hat zwar auch seine Lücken (wie jedes andere Modell auch), aber nun sind alle bereits zum 01 August an der OSLw und können in den ersten 4 Wochen auf Kurs gebracht werden.
Dafür sind die Hörsalfeldwebel und ein Offizier (meist) im Dienstgrad Hauptmann zuständig. Diese sind eindeutig qualifizierter als viele der AGA Ausbilder, die gerne mal den OA zeigen wo der Hammer hängt. Da mögen sich sicher nun einige angesprochen fühlen, aber das sind eben meine persönlichen Erfahrungen über Jahre als Chef und weiter.
Fakt ist neben allen Mängeln die in der Ausbildung stecken mögen, dass man von Beginn an eine einheitliche Ausbildung durchführen kann und so die besten Grundlagen für später schaffen kann.
Zudem kann man in der Zeit die OA kennen lernen und wenn der/die ein oder andere nicht geeignet erscheint, ohne Probleme die Entlassung einleiten. Auch hier habe ich meine Erfahrungen machen können und die waren grundsätzlich positiv.
Ich habe mal alle Beiträge gelesen bzw. überflogen und finde es spannend, wie sehr jeder von seinen eigenen Erfahrungen geprägt ist und sich nur sehr schwer davon lösen kann bzw mal einen Schritt zurückzutreten. Geht mir genauso!
Ausserdem scheint es wohl ziemlich unklar zu sein, wie es so in den einzelnen Laufbahnen aussieht.
Laufbahnziel ist immer noch Stabsfeldweben, Hauptmann (FD) bzw. Oberstleutnant A14.
Studium ist für keine der Laufbahnen eine Voraussetzung.
Gerd Fröbe sprach von einem deutschen Offizier, nicht von einem GenSt’ler
Jeder Nicht-GenSt’ler kann General werden (OK, ist schwieriger)
Nicht jeder GenSt’ler wird Oberst oder General
Nicht jeder Bw-konforme Soldat wird BS und nicht jeder „Querdenker“ wird entlassen
Ein Jetpilot ist mit 45 nicht wegen einer 90/5 im Amt, sondern weil mit 41 (in der Regel) die Fliegerei vorbei ist und es dann mit der fliegerischen Expertise in einen Stab geht. Leider kommt auch da mal der falsche Mann auf eine Stelle.
Der Artikel beschreibt eine Situation, wie sie leider immer wieder vorkommt. Nicht nur bei der Bw, sondern auch auf dem Bau, Strassenbau oder in einer Bank… wenn der 28 jährige unerfahrene Ingenieur oder Bänker dem 50 jährigen erfahrenen vor die Nase gesetzt wird.
Hier war es ein schwacher OLt und ein frustrierter HFw der seinen Auftrag nicht ganz verstanden hat und es nicht abkonnte, dass er nun in der 2. Reihe sitzt. Hätte man von beiden Seiten auch anders lösen können.
Aber, auch hier menschelt es!!!
@Soenke Marahrens
Und irgendwann gilt auch mal, wer zu spaet kommt, den bestraft das Leben!
Dann brauchen wir keine Seiteneinsteiger und kein lebenslanges Lernen!
Eignung, Befaehigung UND Leistung, und Leistung misst sich pro Zeiteinheit….
Aber die Rechnung kann doch nicht sein:
Abitur(Studium) mal Zeit (irgendetwas getan) gleich Leistung. Leistung ist das konkrete Ergebnis, eine Aufgabe in einer bestimmten Zeit und Qualität erbracht zu haben. Wenn ein Handwerker (Schreiner) 20 Jahre nach seiner Gesellenprüfung schlecht Fliesen legt, dann ist doch das keine gute Leistung! Wenn ein Arzt 20 Jahre nach seinem Studium ein geniales Bild malt, dann kann das eine Leistung sein! Wenn ein Hptm (FD) eine Staffel ohne Tadel führt ist das eine Leistung und wenn ein OTL nicht in der Lage ist ein Schießen auf Reg. Ebene zu organisieren ist das eben keine Leistung.
Ausbildung hat nur einen Sinn wenn man auf ihr aufbaut. Deshalb ist z.B. Schieß-, EAKK-, Piloten-, Fallschirmspringer- Ausbildung zeitlich befristet gültig (wenn man sie nicht im Anschluß anwendet)!
Kann mich den Gedanken von Boots on the Ground nur anschliessen, das sind im wesentlichen auch die Punkte, die wir damals dem Inspizienten vorgetragen hatten.
@ Soenke Marahrens
Zitat: „Haben Sie schon mal versucht eine Laufbahnpyramide zu berechnen, so dass diese stabil ueber 40 Jahre bleibt. Wir haben das gemacht….und ich sage es Ihnen, es ist die Hoelle….., da reichen 2 Todesfaelle und das Ding kippt….“
Kann es sein, dass die Bw hier im Laufbahnaufbau etwas falsch macht ? Wenn jemand alle 2 Jahre etwas anderes machen muss, damit er nach 40 Jahren an die Spitze der Pyramide kommt, dann stimmt das System nicht !
Schauen Sie sich den Lebenslauf von Josef Ackermann, den Chef der Deutschen Bank an. Verwendungsaufbau als Generalist, aber nicht alle 2 Jahre eine neue Tätigkeit und mit 54 Jahre bereits Vorstandsvorsitzender und dies jetzt für insgesamt 10 Jahre. (Und nebenbei ist er noch Oberst der Schweizer Armee !)
Wer an jeder Stelle nur den Durchlauferhitzer erfahren hat, der ist für alles fähig, aber für nichts zu gebrauchen !
Man kann trefflich darüber streiten ob die Ausbildung der Offiziere, so wie sie aktuell ist, zielführend ist oder nicht. Das ist aus meiner Sicht nur ein Teil des Gesamtproblems.
Durch den Versuch die Bundeswehr möglichst „attraktiv“ erscheinen zu lassen wird diese Armee immer weiter verschult. Dabei brauchen wir in bestimmten Bereichen aber keine Verteidigungsfachangestellten sondern gute Kämpfer mit gewachsenen Strukturen innerhalb des Verbandes.
Leider hat es die politische Führung in den letzten Jahren geschafft uns zu Tode zu reformieren. Wer hat denn heute noch eine militärische Heimat? Die meisten sind doch mittlerweile im x-ten neu aufgestellten, umstrukturierten und im Unterstellungsverhältnis mehrfach gewechseltem Verband.
Um die nötigen Zahlen zu bekommen wurden Anforderungen ständig heruntergeschraubt, drillmässiges Üben ist mittlerweile verpönt, weil es ja den ein oder anderen Bewerber abschrecken könnte. Stattdessen macht man seinen Ersthelfer A am CUA Lernprogramm weil man ja so modern ist und hängt sinnfrei an einer Stange weil man ja seinen BFT Fitnesstest ablegen muss. Wenn selbst diese Minimalanforderungen nicht geschafft werden, so what.
Schiessen tun wir nur noch im AGSHP weil für den scharfen Schuss leider nicht genügend Munition vorhanden ist. Diese tollen Übungen mit den Hightech Gegnern haben nicht einmal das Niveau eines Computerspiels von vor 15 Jahren.
Ebenso kann man am Dienstgrad, wegen der vorher beschriebenen Attraktivität, nicht mehr die Erfahrung des Soldaten erkennen. Was nützen mir StUffze die gerade aus der AGA kommen und die dann überfordert sind, wenn sie einem Stabsgefreiten einen Auftrag erteilen sollen. Von mir aus sollen sie das Geld bekommen aber den Dienstgrad sollte man erst mit der entsprechenden Diensterfahrung erhalten.
Dieses Beispiel würde natürlich auch bei den entsprechenden Offizieren passen.
Ich brauche keinen Offizier im Einsatz, der nicht einmal seine Pistole zerlegen und zusammensetzen kann (selbst erlebt).
Und wenn man mal einen Offizier hat der eine Entscheidung trifft ( siehe O Klein oder der Kommandant der Gorch Fock) beginnt sofort das öffentliche Kesseltreiben aus der Politik und der Presse. Der militärische Führer ist dann schon zerstört selbst wenn sich alles als haltlos erweist. So züchtet man nur das Absicherungsdenken und möglichst eine Entscheidungsvermeidung der Führungsebenen.
Tut mir leid, wir haben mittlerweile viel mehr Probleme als nur das Studium der Offiziere.
Nun genieße ich seit gefühlten Tagen diesen Blog. Herrlich. Wie fein und konstruktiv hier die Klingen über viele Themen hinweg gekreuzt werden. Ob das bei einem direkten Gespäch auch möglich wäre?
@ Marahrens
Sie sind ein gutes Beispiel dafür, das unsere „Altvorderen“ ja nicht dumm, sondern sehr genau und sehr ihre Sicht des Systems argumentativ verteidigen können. Dies macht es so schwer, neue Gedanken aufkommen zu lassen und sie umzusetzen, andererseits auch neu eingeführtes nach mangelnder Bewährung wieder abzuschaffen.
@ Georg
Das Zitat beweist aber auch, das es eine Bundeswehr gibt, die sich mit der Masse ihrer Kräfte im tiefsten Frieden mit vielen, deutlich anderen Problem befindet. Ihr an sich gutes Beispiel hinkt, den mit 54 hat kein deutscher Soldat noch eine lange Laufbahn vor sich.
@ jetflyer
Welche (aktuelle) AGA-Erfahrungen haben Sie? Im Heer wird im wesentlichen mit festen Rekrutenausbildern in den Ausbildungskompanien gearbeitet, da haben viele mehr als 20 AGA am Stück hinter sich gebracht. Sie können mir glauben, denen sind OA, FA, UA, AA usw. scheißegal. In 90 Tagen sind 150 neue Zivilisten und Kinder da, denen was beigebracht werden soll, da bleibt keine Muße zum „Hammer raushängen lassen“ über.
Ansonsten haben Sie recht mit den Laufbahnzielen, allerdings richtet sich unser Ausbildungssystem an den wenigen Spitzendienstgraden aus.
@ Boots on the Ground
Danke. Tolle Idee, wird aber niemals so eingeführt, könnte ja zu unattraktiv sein.
@ Insider
Ist der Kommandant der GoFo wirklich ein gutes Beispiel für Ihre Argumentation. Über O Klein kann man sich streiten, schließlich wollte er „Gutes “ bewirken, aber das Führungsverhalten der GoFoFührungscrew war wohl tatsächlich nicht so astrein, wobei ich nicht weiß, ob es überhaupt besser geht.