Zeit-Magazin: Vorher/Nachher
Jetzt bin auch ich dazu gekommen, mir das aktuelle Zeit-Magain anzuschauen (unterwegs in Deutschland mit div. Unwägbarkeiten und wackligen Internetverbindungen…): Die Fotografin Herlinde Koelbl hat zehn Bundeswehrsoldaten – interessant: nur Männer – porträtiert und vor allem jeweils vor und nach ihrem Afghanistan-Einsatz interviewt.
Die Erkenntnisse vor allem der Nachher-Interviews sind zum Teil alles andere als schmeichelhaft für die Truppe – weniger Afghanistan und Krieg, mehr die internen Reibereien und bisweilen Fehlentscheidungen machen den Soldaten zu schaffen.
(Da sich ohnehin schon in einem anderen Thread eine lebhafte Diskussion über diese Interviews entwickelt hat, verschiebe ich die bislang aufgelaufenen Kommentare hierher.)
@David Ermes
Auch wenn Clausewitz ein Klassiker ist……sollte man zumindestens mal reingelesen haben (Ich finde es im uebrigen schade, dass es die FueAk bis heute nocht nicht geschafft hat, quasi einen Clausewitz for Dummies mit der Qualitaet der gelben Serie herauszubringen).
Warum wollen Sie Militaers in dem ausbilden, wass Sie beschreiben, wenn wir heute insbesondere in Deutschland von Vernetzter Sicherheit etc reden!
Ich will gar nicht in der ganzen Welt Frieden schaffen, dass ist mit knapp 10.000 Mann nun in einer einfachen Raum-Zeit-Kraefte Berechnung so auch gar nicht zu schaffen, ich bekomme von der deutschen Politik, den Auftrag einen Beitrag dazu zu leisten!
Und daher hoffe ich, dass dort die von Ihnen beschriebene Expertise vorliegt!
Und wenn ich im Militaer das von Ihnen beschriebenen Expertenwissen brauche……dann kaufe / miete / heuere ich mir das an.
Neben den von Ihnen genannten Themen waeren dann noch interessant
Interkulturelle Kompetenzen mit individual Kenntnissen fuer ca. 100 Laender
Landeskenntnisse Afrika, Naher Osten usw
Sprachkenntnisse in mind. 7 Sprachen
Expertenwissen im Aufbau von staatlichen Funktionen (Rechtspflege, Verwaltung, ….)
Aufbau von Infrastruktur und Landwirtschaft, sowie mittelstaendischer Wirtschaft
Unterrichtung in Computerkenntnissen zur Praevention des Ausschlusses aus der Globalisierung
Social Media Kompetenz Training und Strategische Kommunikation, natuerlich nur aktuelle wissenschaftliche Methoden und Kenntnisse
Achja und nicht vergessen
Human Factors in Entscheidungssituationen
Counter Insurgency Theorien
John Boyd’s OODA Loop zum Verstaendnis von Entscheidungen
Moderne Menschenfuehrung, Fuehren im Team, Controlling, Prozessanalyse und Architekturen, Faehigkeitsmanagement, EU Ausschreibungsverfahren zur Vergabe von Projekten und Studien, Personalgewinnung, Werbung, Gendermainstreaming, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Beteiligungsgesetze, Huamitaeres Voelkerrecht, Verwaltungsrecht usw
Wie Sie dem Thread hier entnehmen koennen, haben wir doch schon genug Probleme, eine militaerische Professionalisierung neben den aus Personalgewinnungswirtschaftlichen ((muss ich gleich noch oben ergaenzen) Fragen notwendige Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern, die nicht Berufssoldaten werden wollen/koennen/duerfen herbeizufuehren.
Vor gar nicht langer Zeit hat mal jemand das Beispiel gebracht::
Das Militaer sorgt fuer ein sicheres Environment…. quasi wie der Werkschutz…und seit wann sitzt der Werkschutz bei Unternehmensentscheidungen bei Grossunternehmen mit am Tisch? Das mag jetzt dem ein oder anderen nicht gefallen, hat aber einen wahren Kern.
Wir nehmen im Rahmen der gesamtstaatlichen Sicherheitsvorsorge Stimme, also eine Beratungsfunktion war, nicht mehr, aber auch nicht weniger und dabei sollten wir uns auf das beschraenken, was wir koennen, eben das Militaerische, dass ist schon schwer genug!
@ David Ermes:
Zweifellos ist insbesondere die greed/ grievance-Diskussion und die Arbeit Sambanis wichtige Grundlage zum Verständnis von Konflikten. In einem Punkt möchte ich ihnen jedoch widersprechen: Clausewitz ist nicht die historische Schule, sondern ist die einzige umfassende Kriegstheorie. Darin werden die Konstaten und Variablen des Krieges in einer zeitlosen Art beschrieben (Buch I und Buch VIII). Gerade in den USA findet er daher große Beachtung (Echeverria, Vego). An deutschen Uni paßt derlei aber nicht in die jeweiligen Modelle der Internationalen Beziehungen und wird somit schlicht ignoriert (Ausnahmen Uni Potsdam und Trier).
Zur Anwendbarkeit von Clausewitz auf aktuelle Konflikte empfehle ich das Buch von Strickmann zu Ruanda.
Das Militärgeschichte in DEU nur an einer einzigen Uni gelehrt wird und das noch nicht einmal eine der BwUnis ist, lässt doch allein für sich genommen schon tief blicken…
@Soehnke: Um den Lehrplan der FueAk aufzufrischen, könnte man ihn auch einfach um die Defizitanalyse von Klaus Naumann herumbauen: http://www.his-online.de/verlag/programm/detailseite/publikationen/einsatz-ohne-ziel.html?sms_his_publikationen%5BbackPID%5D=873
Im Übrigen finde ich es sensationell, dass man an der HSU einen Master in Peace Studies, aber keinen in War Studies absovieren kann. Das ist fast so gut, wie es ein Streetfighting-Seminar an der Waldorf-Schule wäre.
@Sascha:
Aber es muss doch an unserer alten Alma Mater schliessich korrekt benannt werden. Nicht das noch zu viel Nähe zum Militär aufkommt….Insofern, gut gebrüllt Löwe.
Aber mal ernsthaft. Welche Teile von diesem Curriculum:
http://www.usnwc.edu/Academics/Faculty.aspx
(Es geht natürlich auch Army War College, oder Air War College…)
finden sich denn an unserer Führungsakademie? Dies wäre die vergleichbare Ebene…
@NMWC: Das war aber der Link auf den Lehrkörper ;-) Aber ich mag auch da nicht so genau hinschauen ;-)
@Sascha……(11:28)
um dann Bundestagsabgeordenete und Berliner Lobbyisten auszubilden? ;-)
@NWMC
die US Streitkraefte kennen noch das Joint Warfare College in Norfolk, Virginia
alles was da steht, machen koennen wir u.a. aus historischen, aber auch psychologischen oder Groessenordnungstechnischen Gruenden nicht
Bspw sind Wargames bloed, da deutsche Offiziere ja nicht verlieren ;-)
Ich plaediere hier eher zu einer Erweiterung mit Leselisten MIT Lernzielkontrollen
z.B. so, moechte aber daruaf hinweisen, dass der Sportteil der Tageszeitung nicht dabei ist
http://smallwarsjournal.com/blog/ltgen-james-mattis-reading-list
@Memoria
Was Clausewitz anbelangt, gilt es aber den Bruch zwischen den ersten und den spaeteren Kapiteln zu beachten ;-)
@Sascha
Das mit Peace und War muss keine Widerspruch sein, schon Goethe hat als Kriegsminister seine Truppen um 50% reduziert….. das hat noch kein Verteidigungsmisniter geschafft;-)
@ Soehnke Marahrens:
Das war ja mein Punkt. Mir wurde auf eine Frage gesagt, die Bundeswehr habe keinen Bedarf an Quereinsteigern mit entsprechender FuK Qualifizierung. Das bilde man selber aus. Darauf folgte meine Frage hier in die Runde, wie und wo die BW denn diese Leute ausbilde… Mir ist das schon klar, dass die Bundeswehr nicht selbst ihre Leute so ausbilden kann. Afrikastudien, Sprachen, und und und. Wozu auch? Das ist es ja worauf ich hinaus will. Nehmen wir mal an, das deutsche Volk (vertreten durch seine Repräsentanten) will, dass die Bundeswehr entsprechen ausgestattet ist um überall in der Welt Friedenssichernd (-schaffend und -bewahrend) eingesetzt werden soll. Dann ist es doch eigentlich nur logisch, dass die Bundeswehr selbst sich darauf konzentriert das Militärische und Militärstrategische auszubilden und alles „Nebenwissen“ entweder durch zivile Externe oder Quereinsteiger beischafft. Grade wenn man sich mal die Lebensläufe der verschiedenen Experten auf diesen Gebieten ansieht, merkt man ja dass die nur selten einer graden Linie folgend zu Bürgerkriegsforschern o.Ä. ausgebildet wurden, sondern später da „gelandet“ sind. Wenn man sich mal die Forscherteams der Weltbank, SWO, DiW oder das PiraT ansieht erkennt man ja gleich, dass da unterschiedliche hochspezialisierte Professionen zusammenkommen. Und deren Ergebnisse müssen dann wiederum von Leuten ebenfalls vom Fach in entsprechende Handlungserkenntnisse umgewandelt werden.
Daher kam ja mein Erstaunen als ich höhrte die BW habe keinen Bedarf an Leuten mit eben zum Beispiel Kompetenzen in Kriegsursachenforschung, quantitaive Bürgerkriegsforschung etc., weil sowas selbst ausgebildet werde…
[edit, weil Sie grade kurz vor mir noch etwas nachgelegt haben:]
Das Joint Warfare College in Norfolk gilt übrigens bei deutschen Hochschullehrern als quasi nicht zitierfähig… Ich hab da mal nen Rüffel kassiert ;-)
@Memoria:
Clausewitz ist zweifelsohne wichtig. Das wollte ich nicht bestritten haben. Nur (so habe ich zumindest den Eindruck von den Leuten die ich von der HSU kenne) wird er recht alleinstehend behandelt und wenig aktuell eingesetzt. Ich selbst bin durch die Schule von Bussmann/Hasenclever und eine stark volkswirtschaftliche Sicht auf Kriege geprägt worden, wobei ich selbst dann meist versuche etwas mehr in die qualitative Analyse zu gehen. Übrigens wird auch in Oldenburg, Greifswald und Duisburg/Essen eine sehr anständige Ausbildung in dem Bereich geboten… ;-)
@David Ermes
Herzliche Willkommen in der gespaltenen deutschen Gesellschaft, OK, dass ist jetzt ueberzogen, aber machen wir uns doch nichts vor, der Teil der Forschung ist halt an Deutschland 44 Jahre vorbeigegangen….. es war ja auch kein Markt dafuer da, und die Themen eben so Sachen wie alternative Verteidigungsstrategien etc…
und heute sehen wir halt erst wieder zarte Pflaenschen einer neuen Kultur….
Ich wuerde aber behaupten, dass Sie ggf sogar jemanden Falschen angesprochen haben….. der Querschnittsbereich des ZTransfBw oder die dortige Zukunftanalyse hat solche Experten (im uebrigen sehr kompetente und nette Menschen), der Fachbereich SOW an der FueAk (wenn er denn noch so heisst) ebenfalls, bei AIK und ZInfue muss ich passen, das weiss ich derzeit nicht, dann gbt es noch die militaerischen Vertreter in den drei Forschungseinrichtungen…… also der Bund koennte da schon ein Kompetenzteam zusammenstellen
Unter „Diplom“ SaZ12 insbesondere mit nicht-Ingenieursdiplomen ist das Zweitstudium mittlerweile fast Standard. Der MBA, LLM, MS in Marketing, Bachelor of Engineering oder MS in Mathematics etc. kann eine gute, für manche eine zwingende, Ergänzung zu einem Diplom sein und lässt sich im „Sunset“ DP als Teilzeitstudium vom BFD finanziert absolvieren. Manche Saz12 gehen mit Diplom (inklusive Auslandsstudienzeit an einer Eliteuni), Dr. rer pol und einem Master…
@Soenke:
Stimmt, das Joint Warfare gehört auch dazu. Hatte ich doch glatt vergessen…
Der Link ist gut, Ihr Hinweis auf die „Größenordnungstechnischen Gründe“ durchaus richtig. Die Sache mit den Leselisten gefällt mir als Ansatz durchaus. Denn alle dieser Institute haben häufig interessante Publikationen. Zum Beispiel hat auch das Naval Institute (man vergebe mir dass ich jetzt nicht alle anderen Institute mit aufzähle…es darf ergänzt werden.)sehr tolle Autoren und Bücher, mitunter sehr gut lesbar. Aber für mich ist das Privatvergnügen. die Betonung liegt auf Vergnügen!
Und da kommt wieder Ihr Vorschlag mit Leselisten mit Erfolgkontrolle. Das hat einen gewissen Charme. Sie können das als Absolvent mit dem entsprechenden Netzwerk ja einfliessen lassen. Leute wie ich werden die FüAk eher nicht betreten, geschweige denn Zugang erhalten. Wer seinen BS zurück gegeben hat, wird dort auch als Resi nicht gerne gesehen….
@Soenke Marahrens
„um dann Bundestagsabgeordenete und Berliner Lobbyisten auszubilden?“
Dafür gibt es die BAKS :-)) die höchstrangige und ressortübergreifende Weiterbildungseinrichtung des Bundes für Führungskräfte auf dem Gebiet der Sicherheitspolitik
http://www.baks.bund.de/DE/Home/home_node.html
@Elahan
Ok, ich bekenne ich habe zu indirekt argumentiert!
Aus dem was ich bei Amazon gelesen habe – ich kann das Klaus Naumann Buch hier leider nicht kaeuflich erwerben, werde es aber auf meine private Leseliste nehmen.
Die direkte Antwort an Sascha waere, Ich weiss nicht, warum wir das in der Bundeswehr (FueAk) lehren sollen, wenn wir gar nicht Zielgruppe sind?
Und ich sehe die Kernaufgabe des Ausbildungswesens der Streitkraefte in der Professionalisierung des Militaers, fuer das, was Naumann beschreibt, sind andere zustaendig..
Wer alles macht, macht nichts richtig……
@Soenke: Besser informierte Abgeordnete wären ja als Ziel so schlecht nicht ;-) Mir ging es aber nicht darum, dass Offiziere das Lesen sollen, was Naumann vorschlägt, sondern eher darum, dass die Anforderungen an den Offizier steigen und er deshalb gut beraten wäre, sein rein militärisches Skill Set zu erweitern.
@Elahan: So, so. BAKS also. Na dann ist ja alles in Ordnung :-)
Zum Thema Ausbildung und Führungskultur: Gen. a.D. Schneiderhan fordert Mut zum Widerstand:
http://www.schwaebische.de/region/sigmaringen-tuttlingen/bad-saulgau/stadtnachrichten-bad-saulgau_artikel,-Stauffenberg-als-Vorbild-mehr-Geltung-verschaffen-_arid,5173901.html
Schneiderhan und Mut zum Widerstand.
Wie war das bei Herrn Lohse (a.k.a. Loriot) als er beim Generaldirektor war (“ ich interessiere mich ja auch für die privaten Belange meiner Mitarbeiter“): „Ach? Das ist mir neu…“
@David Ermes
„Dann ist es doch eigentlich nur logisch, dass die Bundeswehr selbst sich darauf konzentriert das Militärische und Militärstrategische auszubilden und alles “Nebenwissen” entweder durch zivile Externe oder Quereinsteiger beischafft.“
In dieser Hinsicht habe ich sehr positive Erfahrungen bei den Amerikanern gemacht. Reservisten spielen dort nach meiner Erfahrung eine stärkere Rolle, die Offizierlaufbahn ist offener gestaltet, und zivile Dienstleister sind wesentlich besser integriert.
„Grade wenn man sich mal die Lebensläufe der verschiedenen Experten auf diesen Gebieten ansieht, merkt man ja dass die nur selten einer graden Linie folgend zu Bürgerkriegsforschern o.Ä. ausgebildet wurden, sondern später da “gelandet” sind. “
Mein Eindruck ist, dass dies auch kaum akademisch ausgebildet werden kann. Expertise z.B. zum Thema Bürgerkrieg erwirbt man meiner Ansicht nach kaum dadurch, dass man an einer deutschen Uni jemandem zuhört, der ein paar Bücher darüber gelesen hat, sondern besser dadurch, dass man eine entsprechende Situationen selbst erfährt und reflektiert und den Kontakt zu Menschen sucht, die diesen Prozess schon hinter sich haben.
Dass der deutsche Akademikerkult nicht zielführend ist, erfuhr ich sehr eindrucksvoll in einer Situation, in der tatsächlich eine zivile Regionalwissenschaftlerin eingesetzt wurde und weitgehend beim Verständnis der Situation scheiterte, die umgekehrt ein lebenserfahrener und mit gesundem Menschenverstand ausgetatteter deutscher KfZ-Techniker mit Hauptschulabschluss problemlos verstand, der sich einige Jahre in der Situation aufgehalten hatte.
„Wenn man sich mal die Forscherteams der Weltbank, SWO, DiW oder das PiraT ansieht erkennt man ja gleich, dass da unterschiedliche hochspezialisierte Professionen zusammenkommen. Und deren Ergebnisse müssen dann wiederum von Leuten ebenfalls vom Fach in entsprechende Handlungserkenntnisse umgewandelt werden.“
Gerade PiraT ist m.E. ein gutes Beispiel dafür was schiefgehen kann, wenn sich theoretisch qualifizierte Personen mit einem Thema auseinandersetzen, das sie nie praktisch erfahren haben. Einzelne, eher technisch orientierte Personen bei PiraT nehme ich von dieser Kritik aus.
„Daher kam ja mein Erstaunen als ich höhrte die BW habe keinen Bedarf an Leuten mit eben zum Beispiel Kompetenzen in Kriegsursachenforschung, quantitaive Bürgerkriegsforschung etc., weil sowas selbst ausgebildet werde…“
In Ihrem speziellen Fall empfehle ich: Bewerben Sie sich als Reserveoffizier, spezialisieren Sie sich auf das FGG2, nehmen Sie „outside the wire“ an Einsätzen teil, und vergessen Sie 95% von dem, was Sie an der Uni gelernt zu haben meinen.
„Das Joint Warfare College in Norfolk gilt übrigens bei deutschen Hochschullehrern als quasi nicht zitierfähig… Ich hab da mal nen Rüffel kassiert ;-)“
Wo kämen wir auch hin, wenn Eindrücke aus der Praxis die eigenen Gedankenflüge stören würden. Aber diese Anekdote unterstreicht, dass man an deutschen Unis sehr wenig über den Krieg lernen kann.
Wie die „alten Hasen“ das sehen, steht ja mehr oder weniger ausgeführt da. Ich möchte lediglkich noch auf zwei Dinge hinweisen:
1. Die Regelung Offiziere im untersten Dienstgrad mit ganz „normalen“ Chargen starten zu lassen, war zuerst eine der Reichswehr in Erfahrung des WK I, als man feststellte, dass selbst die „bürgerlichen“ Offiziere meist aus Schichten stammten, die aufgrund ihrer sozialen Herkunft keine Beziehung zum Unteroffizierkorps geschweige denn zu den einfachen Soldaten aufbauen, sowie sich für deren Bedürfnisse nicht aufnahmebereit zeigen konnten, was sich vor allem zum Ende hin als eklatant negativ auswirkte.
In Zeiten einer zunehmenden gesellschaftlichen Differenzierung, in der auch „Standesdünkel“ wieder eine größere Rolle zu spielen scheint, wie uns die Sozialwissenschaftler mitteilen können, erscheint es mir wichtig, dem im Ausbildungsgang zum Offizier/ UmP Rechnung zu tragen. Um dem Elitebegriff hier Rechnung zu tragen: Es kann sich, mEn, in einer Demokratie in Deutschland nur um eine Funktionselite handeln.
Und ganz sicher ist ein „Quereinsteiger“ zunächst erstmal im fachlichen Teil befähigt. Doch ist es Wesensmerkmal einer Armee, dass dies nur eine Seite der Medaille ist. Und ich werde nicht müde zu betonen, dass auch „Menschenführung“/ Leitung etwas ist, was man sich mühsam erarbeiten muss als Handwerk, auch dies muss man lernen. Ich persönlich mir also wünschen würde, dieses Personal durchaus von Anfang an höher zu besolden, aber dienstgradunabhängig bzw. vom Dienstgrad entkoppelt. Der Dienstgrad MUSS das „soft skill“ bleiben, mit dem sich die Funktionselite (und ich rechne hier jetzt nonchalant der Einfachheit halber die Meisterebene mit ein) ausweisen kann: in seiner Gesamtheit-und ein Blick zu Max Weber determiniert diese Aussage.
Etwas ketzerisch eingeworfen: Sind denn die „zivilen Exekutivorgane“ schon soweit, dass sie SaZ als Seiteneinsteiger vollends 1zu1 verwenden bzw. zum umsetzen befähigt halten? Ich meine nein. Und interessant ist übrigens die Begründung: es fehle am Verwendungsaufbau und an Erfahrung beim SaZ um ihn oberhalb des Einstiegsamtes einzustellen und zu verwenden.
2. Ich bin der Meinung, dass man gewisse Dinge ab einem gewissen Alter nicht mehr erlernen kann, bzw: will. Und ich meine, dies ist gerade bei der Infanterie, bei der Kampftruppe im Heer eine nicht zu unterschätzende Angelegenheit. Oder anders: Von der Pfütze in den beheizten akademischen Hörsaal geht einfacher als umgekehrt. Das mag aber individuell unterschiedlich sein, aber mit dem Duktus bereits etwas erreicht zu haben geht man Ausbildungsabschnitte anders an, als mit dem Duktus erst noch etwas erreichen zu müssen.
Und, bitte verstehen Sie das nicht falsch, ein „Quereinsteiger“ hat in der Armee, also „armeetechnisch“ eben zunächst einmal rein gar nichts erreicht, meine ich, etwas anderes ihm aber suggeriert wird.
In meinen Augen war und ist es ein großer Fehler, den fachlichen Teil von dem der Truppenführung zu trennen-noch dazu in der Ebene UmP die FD schneller befördert werden können (Was ist denn bitte höher zu werten als Ausbildung/ Erziehung/ Führung von Menschen?)-und dies dann noch dienstgradmäßig gleichzustellen. Der Begriff des „Verteidigungsbeamten“ ist ja nicht meine Erfindung! Und mir möge bitte jemand erklären, wie man Kampf/ Führung unterstützt bzw. Logistik sicherstellt, wenn man von den Grundlagen „Kampf“ keine Ahnung hat, haben kann?
Dazu kommt mEn: Mit der Schaffung des FA-Ausbildungsbataillons, der Etablierung der OA-Bataillone fördert man „Standesdünkel“ aber nicht das „Funktion“ im Elitebegriff. Das Personal in diesen Verbänden mag alles tun, dass dies nicht entsteht und vermag noch so gut ausbilden, aber weg bekommt man dies nicht in Gänze.
Davon unberührt bleibt: Für jeden ist es „das erste mal“-das erste mal vor der Front, das erste mal am Kochtopf in der Küche im Einsatz, der erste Einsatz als Vorgesetzter, usw. Das heißt aber übersetzt: so verlockend das sein mag, dass man den Soldaten als „fertig“ ausgebildet betrachtet in die Verwendung bekommt, so ist er eben nicht „fertig“-noch lange nicht! Und somit entfällt auch nicht der Ausbildungsauftrag für die „Truppe“. Das gilt offensichtlich intern genauso wie bei „Quereinsteigern“.
Und Einsatz hin oder her: welches Btl ist denn bitte 100% im Einsatz? Ich kann mir vorstellen, dass es für den jeweiligen Kdr/ stv Kdr, der ein Btl, was Einsatzgestellung zu leisten hat, nicht gerade ein „willkommener“ Auftrag sein kann, dennoch ich meine Frage als berechtigt ansehe, noch dazu nicht die gesamte Bw im Einsatz ist, man also einen Verband schon finden könnte.
Ich lasse mich gern von Insidern verbessern, aber ich denke, es gilt noch viel mehr die Chefs/ Kdr`e bzw. allgemein: Dienststellenleiter die Belange der Personalentwicklung zu überlassen, sie aber auch speziell darin zu schulen, und die Personalführung im Amt/ SDBw bzw. dem PSZ (neu Abteilung Personal) zu überlassen bzw. sie „lediglich“ mit allgemeinen Aufgaben bzgl. der Personalentwicklung zu betrauen.
Man mag einwerfen wollen: wie soll der Dienststellenleiter denn da noch führen? Nun: Ich mag Ausbildung/ Führung und Erziehung nicht trennen und da ja auch hier „zivile“ Erfahrungen eingebracht wurden: Personalentwicklung ist entweder eine Unterabteilung in einer (größeren) Abteilung oder am Abteilungsleiter direkt gekoppelt-es ist aber immer (auch) Aufgabe des Leiters.