Bei den Verbündeten am Hindukusch

Ein sehr vollgepackter Tag des Verteidigungsministers Thomas de Maizière am (heutigen) Sonntag im Norden Afghanistans: Masar-i-Scharif, Meymaneh und Hazrat-e Sultan – Mes (so der Bundeswehr-Sprachgebrauch) ist ja immer gesetzt, aber Meymaneh mit seinem norwegisch geführten Provincial Reconstruction Team (PRT) und die neue Operationsbasis Hazrat-e Sultan, wo ein Battaillon der afghanischen Armee (ANA) und ihre deutschen Mentoren in zwar voneinander abgeschotteten, aber räumlich anschließenden neuen Camps leben, sind schon eher ungewöhnlich.

Details und Informationen dieser Reise werde ich in den nächsten Tagen immer wieder mal verwenden, aber grundsätzlich wurde klar: Der Minister sucht das Gespräch mit den Verbündeten, die ebenfalls Truppen im Norden Afghanistans stellen. Aus doppeltem Grund: Zum einen warten alle ISAF-Länder recht gespannt, wie sich die angekündigte Truppenreduzierung des größten Truppenstellers USA in der Praxis auswirkt. Für den Norden wäre es vor allem fatal, wenn die Amerikaner ihre Hubschrauber-Kapazitäten im Regionalkommando Nord verringern würden. Derzeit gibt es dort deutlich mehr als 50 US-Hubschrauber – alle anderen zusammen stellen gerade mal mit Mühe und Not 20.

Zum anderen gilt es natürlich auch für de Maizière, mal die ersten Überlegungen für das nächste Afghanistan-Mandat auf den Weg zu bringen. Das derzeitige endet zum 31. Januar kommenden Jahres, und das neue ist sicherlich mit Wünschen aller politischen Parteien an eine Verringerung der deutschen Truppenzahl verbunden. Da hilft es, sich mal mit Hazrat-e Sultan eines der Vorzeigeprojekte für die Zusammenarbeit mit der ANA anzusehen – denn auf einer Übergabe der Sicherheitsverantwortung ruht ja die Hoffnung aller ISA-Länder auf einen baldigen Abzug…

Dazu ein O-Ton des Ministers:

De Maiziere Afghanistan 18.September 2011 (mp3)

Direktlink http://audioboo.fm/boos/474812-de-maiziere-afghanistan-18-september-201

Passend zu diesen Überlegungen die Beobachtung, dass am Sonntag an der Flight Line in Masar gleich zwei AWACS-Überwachungsflugzeuge der NATO parkten. Diese Luftraum-Koordinierer mit ihrem deutschen Personal dürften sich aus dem deutschen Mandat nicht mehr rauskürzen lassen…

(Und, als persönliche Bemerkung: Ich hatte eine Premiere – bin zum ersten Mal in einem Blackhawk, einen UH-60-Hubschrauber der U.S. Army, mitgeflogen.  Auch der Minister wurde mit einem Blackhawkn transportiert. Das illustrierte recht schön diese Abhängigkeit. Dummerweise flog die Maschine, in der ich saß, ohne Fenster….. )