Neues Bundeswehr-Feldlager in Afghanistan: Hazrat-e Sultan

Eigentlich befasst sich die Berliner Politik in diesen Tagen lieber mit dem angekündigten Beginn eines Abzugs aus Afghanistan. Da mutet es dann fast schon merkwürdig an, wenn die Bundeswehr die Einrichtung eines neuen Feldlagers am Hindukusch bekannt gibt: In Hazrat-e Sultan, knapp 100 Kilometer südöstlich von Masar-i-Scharif, haben die Deutschen eine neue vorgeschobene Operationsbasis (Forward Operating Base, FOB) aus dem Boden gestampft.

Nun kann man der Truppe nicht vorwerfen, dass sie das geheim gehalten hätte – das schwere Pionierbataillon 130 aus Minden in Westfalen hatte den geplanten FOB-Bau schon vor knapp einem Monat stolz in der Heimatpresse verkündet. Bei den US-Verbündeten konnte man schon Mitte Mai Näheres dazu lesen, zum Beispiel die Kosten von 2,2 Millionen US-Dollar (und den Eindruck gewinnen, das Ding werde unter Leitung der US-Truppen gebaut, was sich bei der Bundeswehr natürlich ganz anders liest). Außerdem wird dabei betont, dass damit die Präsenz der ANA in der Provinz Samangan gestärkt werde.

Air Force Tech. Sgt. Eric Denner, an engineer technical adviser, speaks with contractors while inspecting a new Afghan National Army forward operating base near Hazrat-e-Sultan, in the Samangan Province, while Air Force Master Sgt. Phil Harkleroad conducts a visual inspection. The new FOB will allow the ANA to maintain a security presence in the province. (Air Force photo by Tech. Sgt. Mike Andriacco)

Dennoch kommt es dann ein wenig überraschend, wenn man plötzlich erfährt, dass es das neue Feldlager – dazu meines Wissens tatsächlich das erste von Bundeswehr, ja sogar von ISAF,  in der Provinz Samangan – tatsächlich gibt.

Afghanische Arbeiter beim Bau der FOB, im Hintergrund die typischen geschützten Wohncontainer (Foto: © Steffen Maluche)

Hazrat-e Sultan (Hazrat-e Soltan) liegt an der wichtigen Ring Road, der Hauptverbindungsstraße im Norden Afghanistans, auch Highway 1 genannt, ISAF-Bezeichnung URANUS – ungefähr auf halber Strecke zwischen Pul-i-Khumri in Baghlan und Masar-i Scharif. Und damit an einem der wichtigen Nachschubwege aus dem Norden Richtung Kabul und Südafghanistan. Deshalb dürfte die Rolle dieses Außenpostens über die eines Ausbildungscamps für afghanische Soldaten weit hinausgehen. Zumal das Feldlager auch auf unwirtliche Zeiten vorbereitet ist – bis zum eigenen Brunnen für die Wasserversorgung.

Einen Satellitenblick auf die Gegend bietet Google Maps hier.

Auf dieser Seite findet man noch ein paar andere nützliche Informationen zu diesem Ort:

Entfernung in Luftlinie zum Flugplatz  Masar-i-Scharif 67 km, zum Flugplatz Kundus 93 km und nach Termez in Usbekistan 106 km (wichtig für MedEvac). Die Wettervorhersage für die kommende Woche verzeichnet für Wolken und Niederschlag knapp: Null.

Und die Koordinaten des Ortes (die nicht zwingend identisch sind mit denen des Camps): 36° 26′ 58N, 67° 53′ 54E (für die Damen und Herren beim Militär: 42S VF 01274 34364).

Im Konvoi auf dem Weg nach Hazrat-e Sultan (Foto: © Steffen Maluche)

(Off Topic – was man bei der Recherche nach diesem Ort so findet:

Da denkt man doch glatt, vielleicht sollte man mal buchen… Aber dann:

2.300 Kilometer ist dann doch ein bisschen weit für ein Drei-Sterne-Hotel.)