Gefallener Soldat in Baghlan: Pressemitteilung des Einsatzführungskommandos
Zum heutigen tödlichen IED-Anschlag in Baghlan, bei dem ein deutscher Soldat gefallen ist, die Mitteilung des Einsatzführungskommandos im Wortlaut:
(aus technischen Gründen stand hier zunächst nur ein Teil, jetzt ist es komplett)
Pressemitteilung des Befehlshabers Einsatzführungskommando der Bundeswehr, Generalleutnant Rainer Glatz, anlässlich des Sprengstoffanschlags vom 02. Juni 2011
Schwielowsee. Mit großer Betroffenheit haben wir zum dritten Mal in wenigen Tagen zur Kenntnis nehmen müssen, dass der Einsatz der Bundeswehr für die Sicherung des Friedens und die Wiederherstellung menschenwürdiger Lebensverhältnisse in Afghanistan sowie die Erhaltung unserer Sicherheit in Deutschland einen weiteren deutschen Gefallenen gefordert hat.
Heute gegen 07:24 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit wurde auf deutsche Kräfte des Ausbildungsschutzbataillons Mazar-e Sharif in der Provinz BAGHLAN im Raum
BAGHLAN-E-JADID, im sogenannten KANDAHARI GÜRTEL, 36 km südlich KUNDUZ ein Sprengstoffanschlag verübt. Dabei wurde ein Schützenpanzer MARDER 1A5 (modernster Typ des Schützenpanzers, im Einsatzland sind nur MARDER 1A5 eingesetzt) angesprengt.Ein deutscher Soldat ist gefallen, fünf weitere deutsche Soldaten wurden verwundet, zwei von ihnen schwer und drei leicht. Alle fünf Verwundeten sind per Lufttransport in die Rettungszentren in KUNDUZ bzw. MAZAR-E SHARIF verbracht worden.
Bei dem betroffenen Truppenteil handelt es sich um die 2. Kompanie des Ausbildungsschutzbataillons Mazar-E-Sharif, die vom Außenlager OP NORD aus nördlich der Stadt PUL-E-KHUMRI im sogenannten KHANDAHARI GÜRTEL eingesetzt ist. Das AusbSchtzBtl MES ist dort in der Operation BAHAR zusammen mit afghanischen Sicherheitskräften (ANSF), hier sowohl afghanischer Armee (ANA) als auch afghanischer Polizei (ANP und ANCOP) eingesetzt.
Ziel der Operation BAHAR ist es, den Raum KHANDAHARI GÜRTEL zwischen PUL-E-KHUMRI und ALIABAD in der Provinz KUNDUS zu halten und damit eine Rückkehr von Aufständischen in diesen Raum zu verhindern.
Dieser Raum wurde im Frühjahr 2011 in der Operation NAWROZ durch afghanische, deutsche und US-amerikanische Kräfte genommen, wobei es gelungen war, ihn von Aufständischen zu befreien.
Die betroffene verstärkte 2. Kompanie des Ausbildungsschutzbataillons MAZAR-E SHARIF hatte den Auftrag entlang einer Hauptverbindungsstrasse nach Sprengfallen zu suchen, um die Strasse für eigenen Bewegungen zu öffnen. Die Kompanie war mit Pionier- und Sanitätskräften verstärkt. Der betroffene Zug gehörte zu den Sicherungskräften für die Überprüfung eines Verdachtsortes, an dem Sprengfallen vermutet werden.
Die Angehörigen des Gefallenen und die Angehörigen der Verwundeten werden zur Zeit unterrichtet.
Seit dem 25. Mai 2011 haben wir bei drei heimtückischen Anschlägen gegen deutsche ISAF-Kräfte vier Gefallene Soldaten und 12 Verwundete zu beklagen. Wir verneigen uns vor unserem gefallenen Kameraden aber auch vor den Verwundeten, in Achtung und mit höchstem Respekt. Wir werden unseren gefallenen Kameraden in unseren Herzen ein ehrendes Andenken bewahren und wünschen den Verwundeten eine schnelle und hoffentlich vollständige Genesung.
Unser tiefes Mitgefühl gilt den Angehörigen, Freunden und Kameraden unserer Gefallenen, aus deren Mitte sie gerissen wurden. Wir sind in Gedanken bei Ihnen und wünschen ihnen Trost, Kraft und Zuversicht sowie Gottes Segen für die vor Ihnen liegende schwere Zeit.
Dennoch werden wir diesen heimtückischen Anschlägen nicht nachgeben und unseren Auftrag mit hoher Professionalität und ungebrochenem Engagement weiter fortsetzen.
Wenn ich lese „Das AusbSchtzBtl MES ZUSAMMEN mit afghanischen Sicherheitskräften (ANSF), hier sowohl afghanischer Armee (ANA) als auch afghanischer Polizei (ANP und ANCOP) eingesetzt“ dann kommt bei mir Unbehagen auf.
War wieder die afghanische Komponente die Schwachstelle? Wurde Zeit und Ort der Operation der Taliban verraten
@Reinhard:
Sie haben recht. Deshalb werden normalerweise Infos über geplante Operationen erst sehr kurzfristig an die ANSF weitergegeben, aber wie so oft bleibt ein Restrisiko….
Seh ich es richtig, dass somit zum ersten Mal ein Marder angesprengt wurde?
Gibts es schon Informationen ob sich der gefallene und die verletzten Kameraden im Inneren des Fahrzeuges befanden?
BILD:
„Die Informationen über einen möglichen versteckten Sprengsatz stammten von afghanischen Informanten der Bundeswehr. Daraufhin rückten deutsche Soldaten aus, um die Bombe zu finden und unschädlich zu machen. “
„Wir gehen davon aus, dass jemand den Aufständischen einen Tipp gegeben hat, dass eine deutsche Patrouille auf dem Weg zum Sprengsatz ist“, so der deutsche Offizier zu BILD.de. „Möglicherweise haben wir es mit einem Hinterhalt zu tun.“
http://www.bild.de/politik/ausland/bundeswehr/anschlag-auf-bundeswehr-soldaten-in-afghanistan-18192948.bild.html
Na wenn da nicht ein perfider Plan dahintersteckte: Zuerst die BW über einen Sprengsatz informieren, um die BW an den Anschlagsort hinzulocken, ein Informant gibt Zeit und Ort der Patrouille weiter, und die Falle schnappt zu.
Das ist aber ziemlich spekulativ … normalerweise funktioniert die Aufklärung der INS sehr gut, da braucht es keine Tipps, und wenn es eine getriggerte IED war, dann war der triggerman sicherlich sowieso in Wartestellung.
Wie oben erwähnt ereignete sich der Anschlag wohl auf der Hauptverkehrsstraße zwischen Pul-e Khumri (wo irgendwo der OP Nord liegt, wo derzeit wohl die Task Force Mazar-e Sharif untergebracht ist) und Kunduz.
Wenn der Ort Quandahari richtig zugeordnet wurde, dann liegt der grob mittig zwischen PRT Kunduz und OP Nord, mit gut 30 km in beide Richtungen: OpenStreetMap
Da ist ein Bundeswehr-Konvoi kaum zu übersehen, und es bleibt einiges an Zeit um Leute weiter die Straße runter in Position zu schicken.