Dokumentation: de Maizière zum Anschlag in Baghlan
Verteidigungsminister Thomas de Maizière hat heute am Rande des Deutschen Evangelischen Kirchentags zum heutigen Anschlag in Afghanistan Stellung genommen, bei dem ein deutscher Soldat getötet wurde.
Mit herzlichem Dank an die Kolleginnen und Kollegen aus der Online-Redaktion und dem Pressezentrum des Kirchentages hier zur Dokumentation ein Mitschnitt des Minister-Statements (angesichts des kurzfristig angesetzten Termins bitte ich die Tonprobleme zu entschuldigen):
Direktlink: http://audioboo.fm/boos/374555-demaiziere_dresden_02jun2011
Selbst für Propaganda sind diese Phrasen schlecht…
@Nico
Falsches Statement gehört? Der BMvg hat doch eindeutig und klar formiliert. Wenn Sie schon meckern dann wenigstens mit Substanz oder einer formulierten Erwartungshaltung!
Mein aufrichtiges Beileid den Angehörigen des Gefallenen und meine besten Wünsche den Verwundeten.
@02:25: Implizieren, die Taliban würden IED legen, um den Aufbau der lokalen Wirtschaft zu verhindern.
@03:55: „Taliban verlieren an Boden“ Ja? Da wurde zuletzt ein anderer Eindruck erweckt.
@04:05: „perfide[n] Sprengstoffanschläge[n]“ Genau, würden Sie mal ihre Luftwaffe einsetzen, das wäre mutig, anstatt feige IED zu legen.
@04:10: Achso, sie wirken dadurch schwach? Weil sie die für sie effektivsten Mittel nutzen?
Allein die Tatsache, dass der Verteidigungsminister sich bei Todesopfern im einstelligen Bereich zu Wort meldet und den Durchhaltewillen bekräftigt und dies explizit auch an Nachricht an die INS verstanden haben will, verdeutlich doch gerade nur Schwäche.
Schützenpanter. Muhahahah, der hat nicht mal seine eigene Stimme im Griff.
Welche wirtschaftliche Entwicklung??
Die Afghanen wollen keine ausländische christliche Besetzungsarmee Herr Minister.
Gewalt erzeugt immer Gegengewald
Eine geforderte bessere politische Entwicklung ist nicht mit einer Armee zu erreichen.
Die Menschen dort vertrauen uns schon lange nicht mehr!!!!
Ich fordere von unserer deutschen Regierung als Mensch und Soldat. Holen Sie sofort alle unsere Soldaten nach Hause!!!! SOFORT!!!!!! Es ist mir egal, was danach in Afghanistan los sein wird. Wir sind nicht die Weltpolizei!!! Elend gibt es nicht nur dort!!!
@Berufssoldat:
Wie Sie schon in der Vergangenheit bewiesen haben viel Polemik aber nichts dahinter.
Haben Sie sich jemals mit Friedenskonsolidierung und der Entwicklung in Post-Konflikt Gesellschaften befasst? Die VN vertreten immer noch den guten alten IBL-Ansatz (Institutionalization before Liberation), soll heissen, man muss erstmal eine Entsprechende Sicherheits-Infrastruktur schaffen.
Im Gegensatz zu Ihnen war ich schon mehrfach in AFG, wie auch viele meiner Kameraden und oh Wunder… wir die wissen wovon wir da reden würden wieder hingehen und sehen dort auch Fortschritte. Sie, der sie sich daheim hinterm Sofa verkriechen und nicht mit ihrem (vorgeblichen?) Beruf klarkommen wollen es besser wissen?
Sie fordern? Muss man nicht auch etwas leisten um Forderungen stellen zu können? Sie sagen nur imemr wieder was Sie nicht zu tun gewillt sind!
@Berufssoldat: Bevor Sie sich über einen Versprecher lustig machen, achten Sie doch lieber mal auf Ihre eigene Rechtschreibung.
Und als Anregung: „And all those exclamation marks, you notice? Five?
A sure sign of someone who wears his underpants on his head.“ Terry Pratchett
Wie der Herr Minister sagte: „Töten und sterben gehören dazu“
Ich finde es peinlich wie der dümmste Propaganda verbreitet.
Aus der jüngsten Umfrage unter den Afghanen:
Sind NATO Operationen gut oder schlecht für die Afghanen?
Im Süden sagen 87% „schlecht“, im Norden sagen 76% „schlecht“.
Das Herr Minister sind keine Erfolge. Wer da an Boden verliert sind unsere Soldaten.
@ Volker
Bitte erklären Sie mir mal bitte Ihren 2. Absatz im Zusammenhang mit AFG.
Besonders würde mich die Antwort interessieren, wann denn das letzte Mal dort Frieden war!!!
Ich verkrieche mich nicht hinter meinem Sofa. Ich bin über 30 Jahre Soldat mit Auslandserfahrung! „Einsatz“ wie unsere Regierung einen Krieg im neusprech nennt, lehne ich ab aus Ethnischen Gründen, solange unser Land sich nicht verteidigen muss.
Warum darf ich als steuerzahlender Mensch nicht von meiner Regierung fordern dürfen. Da fehlt mir das Verständnis zu Ihrer Aussage.
Sie dürfen als steuerzahlender Mensch jederzeit etwas von ihrer Regierung fordern, aber als Berufssoldat sind sie dafür da, den Willen und die Absicht eben dieser mit bestem Wissen und Gewissen auszuführen. Und dieser Wille ist momentan, das wir uns in Afghanistan engagieren. „Pflicht zum treuen Dienen“ und „Zurückhaltung in der Äußerung“ dürften sie ja kennen – und eben die greifen hier, seitdem selbst die höchsten deutschen Gerichte geklärt haben, das Einsätze / der Einsatz in AFG nicht rechtswidrig sind bzw. ist – ihre persönlichen Befindlichkeiten sind da nicht von belang.
Sie sind strikt dagegen (ich nehme an aus ethischen Gründen, wollten sie sagen) machen das lautstark hier publik, sind aber noch immer Soldat – darf ich das so verstehen, das sie lieber an der „monatlichen Gewinnausschüttung bis zum Lebensende“ teilnehmen möchten, anstatt konsequenterweise zu kündigen?
@Berufssoldat:
Ganz einfach: Um dauerhaften Frieden zu schaffen muss man erstmal einen gewisse Stabilität erzeugen auf der man aufbauen kann… und dazu brauch Afghanistan nunmal Hilfe von aussen – warumd as so ist und wie die Geschichte vorher war ist eine Randbetrachtung.
30 Jahre Soldat mit Auslandserfahrung (also Auslandsverwendung – nicht Einsatz?)
Wenn Sie den gleichen Eid wie ich geschworen haben wollen, dann müsste da doch noch etwas hängen geblieben sein, oder?
„„Ich schwöre, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen…“ das hat nicht Zwnagsweise nur etwas mit der Verteidigung des Deutschen Volkes zu tun.
„(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
(2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.“
Da steht nicht „die würde des Deutschen Menschen…“… oder Menschenrechte der Deutschen…
Es steht Ihnen immernoch frei einen KDV Antrag zu stellen, auch als BS wenn Sie wirklich unfähig sind Ihren Dienst treu zu leisten – wenn Sie dazu nicht den Mumm haben, dann hören Sie bitte auch auf zu jammern.
Ihre generation der kalten Krieger hat das oft genug vorgemacht, nach dem die „guten alten Zeiten“ zuende waren und viele realisierten, dass man nun vielleicht doch auch mal wirklich gefordert wird.
Sie wollen als Steurzahler von der Regierung fordern dürfen, aber nicht Ihrem Dienstherren (also dem von dem sie ja auch fordern) die Leistung erbringen – finden Sie das nicht selbst hinreichend Schizophren?
Ah ja… und dann war da noch Ihre Freude an Versprechern… dann können Sie gerne mal Ihre „Eth_n_ischen“ Gründe erklären… mir entzieht sich da jedenfalls der Bezug.
Nebenbei bemerkt, die Würde des Menschen zu verteidgen ist Staatsbürgerpflicht… nichtmal nur die der Soldaten.
Ich fasse zusammen:
Sie sind also jemand, der gerne das Geld nimmt, dafür aber keine Leistung erbringt. Jemand der mit seinem Dienstherren nicht klarkommt, aber auch nicht den Mumm hat den Beruf zu wechseln (weil es, so unterstelle ich mal) ja unbequem wäre.
Nein, Sie verkriechen sich nicht hinterm Sofa… sondern auf dem Sofa, um nicht zu sagen: Sie widern mich an!
just my 2 cents
Es sind wohl dieselben Redenschreiber am Werk, wie bei Jung. Danke an Thomas Wiegold, dass das Audio-File verfügbar ist.
http://bit.ly/HalbmastAufFacebook
@ Volker
Ihre Antwort an @ Berufssoldat ist top und Ihr Fazit möchte ich nicht nur doppelt, sondern mehrfach untersteichen. Gut geschrieben …
Eines möchte ich jedoch anmerken: Auch ich gehöre der Generation der „kalten Krieger“ an – in der gibt es solche und solche, wie es eben auch bei jüngeren Soldatinnen und Soldaten die und jene gibt.
Verallgemeinerungen, ich meinen Jahrgängen seien diejenigen (zu) oft anzutreffen, die realisieren mussten, nun wird’s ernst und dies wollten wir nun gar nicht, halte ich nicht für hilfreich.
@SchreckStarr:
Ich möchte damit auch nicht alle Altgedienten den unbelehrbaren „kalten Kriegern“ zurechnen, ebenso wenig wie alle meiner Generation und danach in jedem Fall die (und da muss ich sagen: aus meiner Sicht) richtige Einstellung zum Beruf haben.
@ Volker
Bravo Volker zu der gelungenen Antwort auf Berufssoldat.
Solche Typen gab es auch schon zu meiner Zeit (72-84) – wir nannten sie Verteidigungsbeamte. Sie sahen den Beruf als Broterwerb für wenig Leistung und Studium mit Bezahlung und waren nicht bereit die Besonderheiten / Pflichten des Soldatseins zu sehen. Es war eben „ihr Job“ und wenn möglich haben sie nach dem Studium möglichst zeitnah die Bw verlassen. Sie hatten -im Gegensatz zu BS- den Mumm dazu und den Vorteil nicht mit Anfang 30 in einem neuen Umfeld ein 2. Leben beginnen zu dürfen. Allerdings waren diese Leute eindeutig in der Minderheit!
Also lieber Volker bitte nicht alle „Kalten Krieger“ über einen Kamm scheren!
@Tom:
Wie bereits gesagt – ich möchte damit auch ausdrücklich nicht generalisieren. Es gibt auch bei den jüngeren Kameraden welche mit einer ähnlichen Einstellung, wenn auch oft aus einer anderen Motivation heraus.
Was „Berufssoldat“ angeht, so sollte er sich sehr bedeckt halten, denn wer sich freut das es endlich auch einen general getroffen hat, den sollte man nicht bitten müssen zu gehen, sondern aus meiner Sicht direkt aus dem Dienst entfernen…
@Volker “(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
(2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.”
Da steht nicht “die würde des Deutschen Menschen…”… oder Menschenrechte der Deutschen…
Das GG gilt auf deutschem Staatsgebiet und sonst nirgendwo.
Sie konstruieren da in bester U.S. Neocon (alternativ Liberal Interventionist) Manier einen globalen Anspruch auf deutschen Militäreinsatz zur Durchsetzung der Menschenrechte.
Der besteht nicht. Sie vergessen zudem natürlich den wirklich entscheidenden Artikel hierzu. „Der Bund stellt Streitkräfte zur Verteidigung auf. “
Verteidigung ist nicht Eingriff im Rest der Welt.
@b Vielleicht ist es Ihnen entgangen: DEU ist Mitglied in den VN, der NATO und anderer Organisationen. Glauben Sie man kann sich deren Satzungen und Vorgehen einfach so entziehen? Glauben Sie ernsthaft, dass DEU, als abhängig von Rohstoffen und Handelswegen immer nur heiße Luft ablassen, zum Scheckbuch greifen kann und die Partner die in der realen Welt leider erforderliche „Drecksarbeit“ machen?
In welcher Welt leben SIe?
@Tom –
weder die VN Verträge noch die NATO Verträge zwingen ein Mitglied dieser Organisationen dazu militärisch irgendwo einzugreifen. Dieses aus sehr guten Gründen.
und die Partner die in der realen Welt leider erforderliche “Drecksarbeit” machen?
Welche „Drecksarbeit“ meinen sie da. Den Irak in die Steinzeit zurückzubomben? Ein paar Salafisten, Stammeskrieger und Royalisten in Libyen an die Macht zu bringen?
Wozu bitte sollte das notwendig (gewesen) sein? Öl haben die uns immer verkauft, zum Marktpreis, und die Autos die wir bauen haben die, zum Marktpreis, als Staatskarossen eingekauft. Dafür braucht man keinen Krieg zu führen.
In welcher Welt leben SIe?
In einer sehr Realen.
IBuk und seine Berater sind offenbar immernoch in der Gedankenwelt konventioneller Kriege gefangen.
Nur so kann ich mir erklären, dass man in diesen Tagen weiterhin behauptet, die „Taliban verlieren an Boden“. Dies ist besonders entlarvend.
Denn die Demonstrationen der letzten Wochen zeigen, dass die TLBN auf dem „human terrain“ an Boden gewinnen – und darauf kommt es an.
Die Aktionen der letzten Tage sind ein deutliches Zeichen der Stärke des Gegners und nicht seiner Schwäche. Nur paßt dies eben nicht in konventionelle Denkschemata.
Schon die Analyse von General Fritz („Die Taliban stehen mit dem Rücken an der Wand“) zeugte von einem engen Blick auf die Lage.
Derlei erinnert mich an den Dialog zwischen Oberst Summers und einem vietnamesischen General nach Beendigung der Waffenstillstandsverhandlungen zum Vietnamkrieg 1975:
Summers:“You know you never defeated us on the battlefield”. His adversary pondered this remark a moment. „That may be so,“ he replied, „but it is also irrelevant.“
Konventionelle Antworten auf unkonventionelle Probleme führen in die Niederlage.
Ich habe den Eindruck TdM sagt dass Alles nicht nur öffentlich, sondern er glaubt es auch. Bestärkt durch die konventionelle Denkweise der Generalität.
Auch der Hinweis auf angebliche Perfidie läuft – zumindest was den heutigen Angriff angeht – nach näherer Betrachtung des HVR ins Leere. Wir tuen uns selbst keinen Gefallen laufend von hinterhältigem Terror usw. zu reden, da es das klare Denken erschwert. Dämonisierung des Gegners hat noch nie bei der Analyse und damit bei der Probemlösung geholfen.
@TOM
„Glauben Sie man kann sich deren Satzungen und Vorgehen einfach so entziehen?“
Kein Saat dieser Erde hätte ein Problem mit der BRD wenn sie sich auf Artikel 87a beruft! Welchen Satzungen würde sich die BRD denn da entziehen?
„Glauben Sie ernsthaft, dass DEU, als abhängig von Rohstoffen und Handelswegen immer nur heiße Luft ablassen, zum Scheckbuch greifen kann und die Partner die in der realen Welt leider erforderliche “Drecksarbeit” machen?“
Ich glaube (heißt nicht wissen), dass wenn auch wir beginnen Drecksarbeit zu machen wir unsere Zukunft im Export abschreiben können (siehe USA). Langfristig wäre es wohl besser, wenn wir zu unseren außenpolitischen Grundsätzen zurückkehren.
Schon das Scheckbuchziehen war ein Fehler und heiße Luft zu blaßen sollten wir lassen (siehe Libyen). Diplomatie passiert nicht in den Medien, aber unsere Minister und Verteidigungsexperten machen lieber Politik in der Bild und bei Will.
In welcher Welt leben SIe?
Noch in einer relativ friedlichen und das ist das Ergebnis der Politik der letzten 60 Jahre und nicht der letzten 5.
@b:
DIe Verflichtung zum Schutz von Menschenrechten ist nicht an das Deutsche GG gebunden und das GG bindet mich zumindest in jedem Teil der Welt, auch in Afghanistan.
Wie Sie es damit halten sei Ihnen freigestellt – für mich gilt das rein gesetzlich nicht.