Nachwuchswerbung? Wollen alle.
Die Bundeswehr ist mit dem Ende der Wehrpflicht zum 1. Juli dringend darauf angewiesen, Freiwillige zu finden. Und nachdem die Wehrpflicht auch als, äh, günstiges Rekrutierungsinstrument wegfällt, wird unter anderem Werbung geschaltet. Das sorgte schon für ein bisschen Aufsehen und Ärger, als die Abgeordneten im Verteidigungsausschuss zunächst hörten, dass nur Bild, Bild am Sonntag und bild.de für Webeschaltungen vorgesehen seien. Das stimmte dann so nicht, es wird auch noch ein paar andere Medien geben, aber der Ärger war da.
Jetzt gibt’s eine neue lustige Wende: die linke tageszeitung (taz), so berichten Mediendienste, wolle klagen – eine Begrenzung der Werbung auf die Springer-Medien sei eine strafbare Vorteilsannahme. Nun tue ich den Lesern der taz hoffentlich nicht bitter Unrecht, wenn ich vermute, dass unter ihnen die Zahl der Interessenten an einem freiwilligen Dienst in der Bundeswehr überschaubar ist, vor allem im Vergleich zur Bild-Zeitung. Ausserdem soll die Werbung ja auch im 2. Halbjahr in anderen Print- und Onlinemedien geschaltet werden…
Nun gut, jeder muss wissen, was er tut. (Man verstehe mich nicht falsch: ich lese die taz gerne. Aber ihre Zielgruppe ist eine andere als die der Bild-Zeitung. Hatte ich zumindest bisher immer gedacht.) Ich fände es sehr reizvoll, die Reaktion der taz-Leser auf Werbeanzeigen für Mannschaftsdienstgrade der Bundeswehr in ihrer Zeitung zu beobachten. Vielleicht komme ich ja noch in den Genuss.
Damit aber alle, auch die taz-Leser hier, mal einen Eindruck bekommen: Mit freundlicher Genehmigung des Bundesministeriums der Verteidigung hier zum Anhören die Radio-Werbespots.
(Direktlink: http://audioboo.fm/boos/293832-bundeswehr-werbespots-maerz-2011)
Nachtrag: Der Chef des Heeresführungskommandos zu den Problemen des Nachwuchses im MDR-Interview: Generalleutnant: Truppe fehlen 6.000 Freiwillige. Und der Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus sagt der FAZ: Im Moment ist die Bundeswehr keine attraktive Armee.
Da is aber einer beleidigt weil er nix aus dem Werbebudget abbekommt.
Ist ja fast so wie an den Standorten, wenn die Standortschließungen anstehen ;-)
Realsatire pur
Sehr treffend kommentiert Herr T.
Ich bin definitiv auf die Umsetzung der gleichen Thematik in Fernseh-/ Kinospots gespannt! Lustig, echt ;-)
Wie bei den Schweden. Wirklich nett und um Längen besser als… „Was macht eigentlich Tom?… Pilot, Student, Offizier… blablabla…“
Nur mal zum Grundverständnis: Die Bundeswehr ist keine Casting-Show für Aushilfskomiker, sondern Teil der Exekutive, was unter anderem bedeutet, Leib und Leben einzusetzen. Nur weil Mario Barth 70.000 Menschen in die Volksbühne lockt, wird es mit dem etwa 10 mal niedrigeren Niveau dieser Spots nicht automatisch gelingen, 7.000 Menschen zur Bundeswehr zu locken.
Den einzigen Zweck, den dieser Mist erfüllt, ist, die Namen der dafür verantwortlichen Personalwerber auf eine Liste zu setzen, die bei der Verkleinerung der Truppe mit Priorität abgearbeitet wird.
Habe in Köln mal ein Plakat für Nachwuchswerbung der Feuerwehr gesehen. Schwarzer Hintergrund, davor ein Flammenmeer und mit der Aufschrift:
“ Wir suchen Helden!“
Man stelle sich das mal in Deutschland für Soldaten vor. Mal abgesehen davon, dass es das Wort Held im Zusammenhang mit Soldaten gar nicht gibt, würden unsere Schnappatmer zur Höchstform auflaufen. Meine Hoffnung wäre, dass sie beim Hyperventilieren uns mit ihrer Ohnmacht erlösen.
Mal etwas ernsthafter, was nützt die tollste Werbung, wenn die Wirklichkeit dem nicht standhält. Liebe Freiwillige, wenn sie aus dem Krieg nach Hause kommen, sind sie weder tot noch lebendig ein Held. Reden sie besser nicht über den Einsatz. Und wenn doch dann bitte nur über ihr PTBS.
Natürlich kann man mit Verpflichtungsprämien und ähnlichen Vergünstigungen den ein oder anderen gewinnen. Rund 100€ AVZ am Tag im Krieg extra, klingt für manche exorbitant. Es relativiert sich mit einer Kugel im Kopf doch recht schnell. Gegen die Werbung der aktiven und ehemaligen Soldaten können, kann auch die beste Werbung nicht dauerhaft anstinken. Durch alle Dienstgradgruppen höre ich, dass Soldaten ihren Kindern, Verwandten und Bekannten sagen:“Mach lieber was anderes!“
Insofern kann ich nur sagen:
Kümmern wir uns um unsere aktiven und ehemaligen Soldaten, dann müssen wir uns um den Nachwuchs nicht sorgen!
Wenn man mit diesen Radio-Werbespots junge Menschen für die Bundeswehr gewinnen möchte, stellt sich mir die berechtigte Frage, wie viele Stabsoffiziere da wieder geschlafen haben.
Um Jugendliche für die Streitkräfte zu begeistern, muss man sich mit der derzeitigen Jugendkultur auseinandersetzen. Was ist jungen Leuten wichtig? Wie sieht deren Medienästhetik aus und welches Bild von der Realität haben sie. All das kann man empirisch ermitteln.
Um es auf den Punkt zu bringen:
Werbespots müssen wie Videospiele oder Actionfilme gestaltet werden!
Ich kann mir nicht vorstellen, dass man Postpubertierende mit plumpen Eltern-Kinder-Klischees locken kann. Wo bleibt die Perspektive? Und dann diese ganzen schwammigen Begriffe: „Individuell“, „Leistungsorientiert“, „Karrieremöglichkeiten“. Wen möchte man damit beeindrucken? Ich habe das Gefühl, die Phonetik steht mehr im Vordergrund als der Sachverhalt. Es würde mich deswegen nicht wundern, wenn die meisten Jugendlichen danach gefragt, nicht viel mit diesen Begriffen anfangen können.
Warum wirbt man nicht mit handfesten Argumenten? Finanzierung des Studiums, der Ausbildung oder sonstiger Karrierepläne nach der Bundeswehrzeit; Zusatzqualifikationen wie Sprachenzertifikate und Führerscheine; Erwerb von Wartesemestern und Credit-Points; Erfahrung, Abenteuer und Erkenntnis; usw.
Wenn es so weiter geht, dann darf man sich meiner Meinung nicht wundern, wenn sich kaum noch Jugendliche für einen freiwilligen Wehrdienst begeistern. Vielleicht sollte den Blick auf die Methoden anderer Staaten lenken oder z.B. Personen aus der gleichen Altersstruktur einbinden (z.B. Offiziere im Studium).
@ BausC
100% Zustimmung
Macht den Dienst für Aktive Soldaten wieder attraktiv, entbürokratisiert den Dienstbetrieb und spart die Bundeswehr nicht kaputt.
Leider sind wir nicht bei Wünsch dir was.
@StFwdR
Ja, Satire.
http://www.taz.de/1/sonstiges/gutt-zu-bild
Sind diese Spots wirklich ernst gemeint? Insbesondere der Anfang klingt bei allen dreien wirklich nach Satire! Die bisherigen Kommentare treffen den Punkt (von allen Seiten).
Kann Polybos in vielem zustimmen:
Untergebuttert werden wie bei Mama/Papa als Karriereperspektive? Ob man damit zuverlässige (Mannschafts)Dienstgrade anwerben kann?
Aber ich will nicht behaupten, ich hätte eine bessere Idee. Ich halte es generell für schwer, wirklich geeignete Personen anzuwerben.
Mit welchem Argument will man den Soldatenberuf (auch als SaZ) schmackhaft machen? Gerade auch die Risiken/Gefahren im Kampfeinsatz. Gibt es dazu ein für aussenstehende einsehbares Konzept der Bundeswehr (oder anderer Streitkräfte)?
Als Wehrpflichtiger habe ich (von Wehrpflichtigen als auch SaZ) meistens nur den „stressfreien“ Verdienst und die (für sie) schlechte Lage auf dem Arbetismarkt gehört. Nicht gerade eine sehr angenehme Vorstellung, dass Soldaten kämpfen, weil ihnen beruflich nichts anderes übrig blieb. Ich hoffe, ich hab nur einen sehr engen Ausschnitt der Gründe für eine Verpflichtung mitbekommen…..
So schlecht finde ich den Spot nun nicht, dass er gleich so tief in Tonne getreten werden muss. Da geistert doch viel Schlimmeres durch die Medienwelt. Ein halbe Idee einen Tick zu lehrbuchhaft umgesetzt. Es wird der BW wenigstens nicht schaden. Und so schlecht sind die Karten der BW ja auch gar nicht, wenn sie es schafft ihre Trümpfe richtig auszuspielen: Unser Bildungssystem schafft soviele Verlierer (schon allein durch das viel zu frühe Sieben), die bei richtiger (Nach-) Behandlung durchaus Leistungsträger werden/sein können. Wenn hier gezielt auf die Karte „zweite Chance“ gespielt wird, wird das schon klappen.
Dazu müsste die BW aber erstmal ihr eigenes Problem in den Griff kriegen. Denn soweit die Daten aus der Studie zu den Marineoffizieren schon greifbar sind, wächst bei mir der Verdacht, dass schon auf dieser Ebene einiges schief läuft: Die Urteile der OA (?) sind bei den Faktoren, die auf intrinsische Motivation, Einsatzbereitschaft, identifikation mit dem Job etc hinzulaufen scheinen (da fehlen einfach Infos zur exakten Einordnung) sichtbar negativer verglichen mit den Urteilen über die in dieser Hinsicht zweitrangigen Faktoren, die auf die Zufriedenheit mit materiellen Gegebenheiten zielen. Zugespitzt: Wenn der Unterrichts langweilig, demotivierend und in seiner Zielrichtung nicht nachvollziehbar ist („Vorbereitung auf die Aufgaben“) , kann man mit guter Verpflegung auch nicht mehr viel reißen. Das ist bis jetzt nur ein Verdacht, der vor allem auf dem Bauchgefühl beruht, das sich beim Querlesen der Ergebnistabellen einstellt . Wenn er völlig falsch ist, gibt es hier ja genug Insider, die vielleicht korrigieren können. Liege ich völlig daneben?
@Janus: Nein, Sie müssen keine bessere Idee haben, es sei denn, Sie verdienen Ihr Geld mit Werbung.
@BausC:
Genau das ist vom Prinzip her die Art der Werbung, die die Bundeswehr braucht! Wenn die Bundeswehr zukünftig eine moderne Streitkraft und lukrativer sowie attraktiver Arbeitgeber sein möchte, dann muss sie sich von diesen plumpen Klischees verabschieden und nicht noch damit spielen! Wir brauchen klare Bekenntnisse. „Eine Frage der Ehre“ finde ich beispielsweise eine schöne Aussage.
Vor einiger Zeit war ich an einer internen Arbeitsgruppe beteiligt, um bestimmte Verwendungsreihen der Marine nach außen hin attraktiver zu machen. Eine Idee war, Tätigkeiten zum einen mit aussagekräftigen Bildern als auch Aussagen zu verbinden. Die Firma Dräger hatte z.B. zur Vermarktung ihrer Produkte ein Poster herausgebracht, auf dem ein Minentaucher voll ausgerüstet vor dem Hintergrund einer Minenexplosion zu sehen war. Die Farben waren bewusst dunkel gehalten. Man stelle sich eine Unterschrift vor wie: „Suchen, Identifizieren, Zerstören“.
Und in ähnlicher Art in Weise muss man bei anderen Verwendungen oder Truppengattungen vorgehen. Ich empfehle in diesem Fall die kurzen Spots der British Army.
Ich hab ja den Eindruck, dass sich die Werbespots an genau jenen Typ Schulabgänger richten, der bisher eben ein paar Monate Wehrdienst gemacht hat: Noch keine konkreten Zukunftspläne, kein gesteigertes Interesse an einer für die Gesellschaft wichtigen Tätigkeit, nichts gegen ein paar Monate Abenteuerurlaub mit Taschengeld.
Und da könnte die Angst vor Kasernenton und Vorgesetzten-Schikane das größte Hemmnis sein – weswegen es ja auch in den Spots lächerlich gemacht wird.
Ginge das bei der Zielgruppe besser? Kann sein, bin kein Werbemensch. Persönlich seh ich da aber gerade bei Radiowerbung nicht viel Spielraum.
Ingsgesamt scheint man aber weiterhin auf „tolle Technik“ und „Teamplay aufm Truppenübungsplatz“ zu setzen. Hat halt mit echten Konflikten wenig gemein, aber Glaubwürdigkeit war wohl eh nie die Stärke der Bundeswehr…
@Polybos
Vor einiger Zeit lief eine Doku über Minentaucher auf RTL2 . Bitte jetzt kein Aufschrei. Jugendliche schauen nicht 3 Sat und Arte. Dennoch fand ich das erstaunlich gut gemacht. Den Männern wurde der A…… bis zur Halskrause aufgerissen. Knallharte Ausbilder. Absolute Könner ihres Faches. Sie verlangten den Aspiranten alles ab, haben aber auch als Ausbilder ihr ganzes Können aufgeboten um ihnen zu helfen. Junge Männer in Spezialverwendungen wollen gefordert werden. Sie wollen körperlich an ihre Grenzen kommen. Dabei dürfen es keine Dumpfbacken sein denn sie haben eine auch geistig schwierige Aufgabe.
http://www.youtube.com/watch?v=WS2BMncziwQ
Das ist das was junge Männer sehen wollen.
Noch ein kleiner Nachtrag zu Computerspiel-Trailern, einfach zum Selber-Vergleichen:
1) Bundeswehr
2) Modern Warfare 2
Americas Army
Insurgency
Und als kleine Ergänzung dann noch ein paar Doku-Trailer:
3) The War Tapes
Full Battle Rattle
Armadillo
4) At War
Kleiner persönlicher Tipp: Einfach mal die Trailer 1-4 in Folge anschaun.
Und sich dann fragen, ob man mit „Krieg ist ein Spiel, ganz toll Technik und Action“ wirklich die richtigen Leute kriegt? Oder überhaupt eine Bundeswehr, die auf Einsatzrealitäten eingestimmt ist?
@J.R.:
Wir gehen raus. 2 Wochen Höhe 432. Minus 15 Grad in der Nacht. Das ist nicht für jeden was. Aber für die, die es aushalten, ist es alles. Bundeswehr – Deutschland dienen.
@Polybos
Es war eine Mine aus dem 2. Weltkrieg. 70 Jahre alt, immer noch tödlich. Ich habe die Sprengladung angebracht. 200 Gramm TNT. Jetzt gefährdet die Mine niemanden mehr.
Bundeswehr – Deutschland dienen.
Das Hochwasser war der Hammer. Der Deich war kurz vorm Brechen. Wir mit der Kompanie ran. 10.000 Sandsäcke, dann hielt er wieder.
Bundeswehr – Deutschland dienen.
Wir sind hier, um zu helfen, nicht um zu töten. Aber damals hieß es, er oder ich, und nicht nur ich, sondern auch die Kameraden hinter mir. Wir haben überlebt.
Bundeswehr – Deutschland dienen.
Als Marc in den OP kam, war sein Bein völlig zerfetzt. Wir haben 12 Stunden operiert. 40 Blutkonserven. Wir waren völlig fertig, aber wir haben sein Bein gerettet.
Bundeswehr – Deutschland dienen.
Wetten, dass über solche Spots debattiert werden würde? Und das diese Diskussion dazu beitragen würde, das Soldatische attraktiv zu machen?
Und ich habe noch nichtmal angefangen, nachzudenken ;-) Das gesparte Honorar bitte an das Soldatenhilfswerk spenden.
@ Sascha Stoltenow
Ich seh ja, worauf sie hinauswollen. Ist ja auch das gleiche Vorgehen, dass ja hier auch von Orontes immer wieder gefordert wird.
Aber kriegt man damit nicht Bewerber, die ein operatives „Kräftemessen“ erwarten; konventionelle Gegner die man dominieren kann, klare Missionen mit klaren Erfolgen?
“I’ve been in the Army for thirteen years, Sarn’t, and all that time I’ve trained to kill, to fire and maneuver. Now you’re telling me that’s not my job?”
@BausC:
Die Reportage war ursprünglich für Kabel1 gedacht. Der Sender ist aber kurz vor Ende der Dreharbeiten abgesprungen. RTL2 war deswegen nur eine Notlösung, die sich aber offenbar ausgezahlt hat.
Das dort gebotene war in meinen Augen ein Beispiel dafür, wie sich die Bundeswehr darstellen muss: hart, aber fair und kameradschaftlich. In der Nachwuchswerbung wird oft von Jugendlichen nach Möglichkeiten gefragt, richtig herausgefordert zu werden. Die Bundeswehr tut sich dahingehend schwer. Vermutlich, weil sie nicht allzu martialisch auftreten möchte, um kritische Stimmen von Opposition und Medien zu vermeiden. So kann man auf http://www.bundeswehr-karriere.de nachlesen, dass ein Schülerpraktikum als Panzergrenadier oder Fallschirmjäger nicht möglich sein – lediglich in Bereichen, wo zivile Berufsbilder vorkommen. Das ist in meinen Augen Schwachsinn, denn der Beruf des Soldaten wird so degradiert! Mannschaftsdienstgrade werden vor allem bei den Kampftruppen gebraucht und deswegen ist es mehr als logisch, jungen Leuten einen direkten Einblick zu geben, bevor sie sich endgültig verpflichten.
@Sascha:
Sie zeigen ja, dass es so einfach sein kann, kurze und prägnante Texte zu formulieren, die motivieren. Dazu bedarf es keiner teuren Werbeagenturen, sondern lediglich motivierter und kreativer Soldaten.
Ein anderes Beispiel kam mir die Tage beim Joggen in den Kopf:
Die gezielte Werbung mit ausgewählten Prominenten. Junge Leute sollen sehen, dass es fernab von Militär und Politik auch andere Stimmen gibt, die positives Bild von der Bw vermitteln. Die Kunst liegt wiederum im Satz „Weniger ist mehr“: Prominente sprechen einen Text (z.B. über ihre Erfahrungen mit der Bw) und halten sich ein Bild vor dem Kopf aus ihrer Bw-Zeit, dass sie nach ihrem Satz abnehmen und sich vollständig erkennbar zeigen.
@Sascha Stoltenow: Wetten dass über solche Spots debattiert würde?
Unter Garantie. Die Bundeswehr wäre gut beraten, diese Debatte zu provozieren. Ohne einen derartigen Diskurs wird sie weiterhin Randerscheinung im Alltag junger Menschen bleiben und nie mehr als freundliches Interesse finden.
Der Slogan „Bundeswehr – Deutschland dienen“ ist ja schon fast revolutionär (die bisherige Werbung klang eher nach „an Deutschland verdienen“). Aber die jungen Menschen, mit denen ich Tag für Tag arbeite, sehnen sich geradezu nach Herausforderungen – ohne daß ihnen das bewußt ist. Lieblingsmotto „Abhängen und ‚rumchillen“ – nur wenn sie dann einmal gefordert werden und diese Herausforderung bewältigt kriegen, kennen sie sich teilweise selbst nicht wieder, so motiviert wie sie sich plötzlich fühlen.
@J.R.
Afghanistan, das ist völlig irre. Extreme Armut, extreme Freundlichkeit. An einem Tag ein heftiges Gefecht, am nächsten Tee mit den Einheimischen. Das ist nicht leicht, aber wir sind gut ausgebildet.
Bundeswehr – Deutschland dienen.
@Polybos
Ganz so einfach ist es nicht, und ich bin auch schon eine nicht teure aber gut und angemessen vergütete Agentur ;-)
@Sascha Stoltenow
Dann will ich auch mal Kreativ sein:
Schiessen ist unser Handwerk um im Einsatz zu bestehen.
Leider ist die Munition alle. Darum machen wir nichts.
Bundeswehr – Deutschland dienen.
Umgang mit neuester Informationstechnologie für die moderne Kommunikation.
Die Computer wurden pauschal um 20% gekürzt. Keine Office Lizensen vorhanden.
Bundeswehr – Deutschland Dienen
Jederzeit für deutsche Intressen weltweit einsetzbar. Dafür wird das versprochene Weihnachtsgeld ohne rechtliche Begründung einbehalten.
Bundeswehr – Deutschland dienen.
Sollte auch mal zum Nachdenken anregen…
@ Insider
Gute Ergänzung zu Saschas Vorschlägen. Würde aber anregen, den Nachsatz durch „Dann heul doch!“ zu ersetzen. Normal im Krieg ist nämlich, wenn’s nicht klappt sagten die Alten immer. Improvisation ist unser Handwerk. Technikgläubige sollten zur Deutschen Bahn gehen :-).
@ Sascha Stoltenow
ganz genau die Idee halte ich für sehr erfolgsversprechend.
Kurze prägnante Aussagen.
Mir fallen da immer die Royal Marines Spots „It’s a State of Mind“ und die Reihe „Battle in the Mind“ ein. (Halte Ihren Ansatz aber in D für vielversprechender)
Brauchen Sie einen neuen Kunden? ;)
Selbst das Rote Kreuz wirkt soldatischer mit der Kampagne „Warum hingehen, wo andere weglaufen“?
http://www.drk.de/aktuelles/aus-liebe-zum-menschen/unsere-kampagne.html#c27082
Die Bundeswehr macht weiterhin nur auf „ein Job wie jeder andere“ und ist für den Nachwuchs, den sie eigentlich braucht, damit wenig attraktiv. Solche Kampagnen beruhigen vielleicht politisch korrekte Schnappatmer, aber Soldaten gewinnt man damit kaum für sich.
@Janus
„Mit welchem Argument will man den Soldatenberuf (auch als SaZ) schmackhaft machen? Gerade auch die Risiken/Gefahren im Kampfeinsatz.“
Es gibt Soldaten, die sich genau deshalb dazu entschieden haben, Soldat zu werden. Diesen Leuten muss man in der Regel nichts vormachen oder ihnen heile Welt vorgaukeln. Die Feuerwehr oder das Rote Kreuz haben das ja auch nicht nötig.
@Insider: Ja, Werbung lügt ;-)
@Steiner
Mir würden noch tausend andere Dinge über den täglichen Wahnsinn einfallen und das hat nichts mit Technik zu tun. Und mir möge bitte niemand etwas über Improvisation erzählen. Wenn wir nicht improvisieren könnten, wäre die Bw schon seit 20Jahren am A….
Das kann aber nicht die Begründung für fehlende materielle Ausstattung und die zu Tode Regulierung von allem und jedem sein.
Und noch was. Improvisation ist immer gut, so lange alles klappt und niemand zu Schaden kommt. Im Schadenfall will davon aber niemand etwas wissen und man ist plötzlich ganz allein.
@Baruch: Ne, ich mach das ehrenamtlich ;-) Außerdem habe ich ja, wie gesagt, noch nicht mal angefangen, nachzudenken. Aber in der Tat, ich scheue mich nicht, auch gegen Bezahlung zu arbeiten. Fraglich nur, ob das auf der Beziehungsebene klappt. Wie ich höre, liest man ja meine Blogbeiträge, und es kostet schon einige Selbstüberwindung, den anzurufen, der immer über die eigene Arbeit herzieht.
Ich rege an, einfach mal einen Blick in die Stuben jener Kameraden zu werfen, die im Einsatz einige der risikoreichsten Aufgaben übernehmen. Dort findet man Poster wie dieses an den Wänden:
http://www.kgscotland.org/images/fjproposter.jpg
Offenbar können sich diese Soldaten mit solchen Darstellungen besser identifizieren als mit der offiziellen Werbung der Bundeswehr. Warum also nicht davon lernen?
@Sascha
Nichts für Ungut. Ich finde Ihre Ideen besser als die jetztige Werbung der Bundeswehr.
Leider habe ich dazu aber immer den Ist-Zustand vor Augen und dann fällt es mir schwer das in Einklang zu bringen.
Wenn wir wirklich ein attraktiver Arbeitgeber wären, dann hätten wir auch kein Nachwuchsproblem. Aber das kostet Geld und eine Regierung die Ihren Worten auch Taten folgen lässt. Und da genau liegt seit Jahren das Problem. Jeder Minister den ich in den letzten 25Jahren Erlebt habe musste die Bundeswehr verkleinern und natürlich umstrukturieren. Wenn wir in dem Tempo weitermachen ist in 10 Jahren niemand mehr da.
@Insider. 20 Jahre?? Solange es Truppe gibt, hat sie einen hoffnungslosen Kampf gegen die eigene Bürokratie geführt. Tausende sind verreckt, weil die Schreibstubenhengste stur nach Vorschrift agieren („das ist leider so vorgegeben, daran können wir auch nichts ändern..“). Daran wird auch keine Bundeswehrreform etwas ändern! Darüber sollte sich jeder klar werden, der den bunten Rock anzieht. Und wenn es schief geht, stehst Du ganz allein da, richtig. Auch das gehört zu den bitteren Wahrheiten, die ich im Leben gelernt habe. Es ist sogar noch schlimmer: oft muß es erst einmal schief gehen, vorher glaubt Dir kein Schw.., wenn Du davor warnst.
Nutzt es was, darüber zu jammern? “ Nimm Deinen Sold, versuch in Deinen Befehlen ein bißchen Sinn zu finden (in der schwachen Hoffnung, daß ihnen einer zugrunde gelegen hat) und ansonsten: Halte Dein Pulver trocken, für alle Fälle“ (Anthony Pryce)
@Orontes
Geiles Bild. Ich stelle mir dazu die Kommentare von Trittin, Gysi, Ströbele etc. vor. Ganz grosses Kino.
@Insider
„Ich stelle mir dazu die Kommentare von Trittin, Gysi, Ströbele etc. vor.“
Da alle drei genannten Personen wohl nicht mehr in einer deutschen Armee dienen werden (und ihre Wähler eher auch nicht), wäre das m.E. ein nachrangiges Problem. Die Empörung aus diesen Kreisen dürfte zudem die Aufmerksamkeit für eine Kampagne noch positiv verstärken. Der Satz „Deutschland dienen“ würde doch an Glaubwürdigkeit gewinnen, wenn genannte Personen (die mit ihrem Engagement für KWB, als Notar und für die RAF Deutschland ausdrücklich nicht dienen wollten) sich darüber aufregen.
@Orontes: Solche Bilder würde ich ja nieeee aufhängen. Und dieses Fallschirmjägergehabe, nein wirklich, das geht doch nicht ;-)
@Steiner
Grundsätzlich stehe ich da ganz bei Ihnen. Ich hoffe nur das sie nie in die Situation kommen, einem Staatsanwalt ihre Beweggründe abseits unserer grandiosen Vorschriften erklären zu müssen oder ihren verwundeten Kameraden warum ihre Wehrverwaltung die WDB nicht anerkennen kann.
Ich habe noch einen ganz einfachen Spot, auch voll Employer Branding mäßig:
Ich gelobe, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes, tapfer zu verteidigen.
Bundeswehr – Deutschland dienen.
Im Ernst: Ich wollte hier weniger auf Weltkriegsromantik hinaus als auf die Darstellung des Soldaten. Ist er Kämpfer oder jemand auf der Suche nach Alternativen zu Hartz IV oder Finanzierung seines Studiums?
Erfahrungsgemäß mag die Motivation des Soldaten häufig auch materieller Art sein, aber auch der Materialist würde sich dennoch gerne als jemand fühlen, der eine wichtige, mit Ehre und Status verbundene Aufgabe ausführt. Ich habe selbst zeitweise im Bereich ANA-Rekrutierung gedient und dort festgestellt, dass die meisten Rekruten vor allem regelmäßigen Sold und andere materielle Dinge haben wollten. Man wollte gleichzeitig aber auf keinen Fall öffentlich auf dieses Motiv hingewiesen werden, denn ein wichtiges emotionales Bedürfnis war das nach Ehre und Heldentum. Rekrutierungskampagnen mussten aus Sicht der Rekruten Heldentum (ohne Verwundungen oder zu große Risiken), Ehre und große Waffen in den Vordergrund stellen. Die materiellen Botschaften waren nur indirekt gewünscht z.B. in Form von Bildern gut ernährter, gesund aussehender Soldaten mit intakter Uniform. Funktionieren junge Männer in Deutschland wirklich so anders? Die Bilder in den Stuben deutscher Fallschirmjäger hätten auf jeden Fall auch in Afghanistan Anklang gefunden.
Das hier fanden die Afghanen, mit denen ich zu tun hatte, übrigens auch gut:
http://www.youtube.com/watch?v=YSbCnWe6e1o
Die meisten Deutschen stimmten dem nach obligatorischer Verurteilung von übertriebenem Patriotismus und US-Pathos etc. zu.
Ich gebe hier noch einen Text zum besten der seit einigen Tagen im Umlauf ist und die Situation sehr gut beschreibt (Vorsicht Ironie):
Lage: Robert ist Wehrdienstleistender. Robert verschläft und kommt verspätet zum Dienst.
Damals, 1973
Sein Spieß befiehlt ihn zu sich. Er lässt ihn stillstehen und belehrt ihn mit lauter Stimme über seine Pflichten. Robert muss einen GvD-Zusatzdienst leisten. Seine Kameraden lachen.
Robert leistet den GvD-Dienst. Zukünftig ist er pünktlich, um vor seinen Kameraden besser dazustehen. Einen solchen “Anschiss” vom Spieß möchte er nicht nochmal erleben.
Nach Ende der Wehrdienstzeit ist sein späterer Arbeitgeber über die Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit von Robert beeindruckt.
Er bekommt eine Vertrauensstellung und eine Gehaltserhöhung.
Robert erzählt allen, dass er in seiner Bundeswehrzeit viel Gutes gelernt hat.
Heute, 2011
Sein Spieß meldet den Sachverhalt an den Kompaniechef. Dieser informiert die Vertrauensperson, die Gleichstellungsbeauftragte, den Militärpfarrer und den Sozialdienst. Die Meldung eines BV (Besonderes Vorkommnis) unmittelbar an den BM (Bundesminister) wird geprüft. Die Vorgesetzten werden wegen möglicher Verfehlungen vernommen. Der Spieß wird zu seinem Schutz abberufen, weil er möglicherweise seine Dienstpflichten verletzt hat. Die Dienstpläne der letzten zehn Jahre werden überprüft.
Der Befehlshaber HFüKdo lässt die Notwendigkeit eines pünktlichen Dienstbeginns im Friedensbetrieb untersuchen. Eine Befragung durch den dienstaufsichtsführenden Inspekteur scheitert, weil Robert an diesem Tag wieder zu spät kommt. Der Bataillonskommandeur wird versetzt. Der Kompaniechef wird nicht Berufssoldat. Der Spieß wird mit Depressionssymptomen in die FU 6 (Abteilung für Psychiatrie) eingewiesen. Mitarbeiter des Wehrbeauftragten sind vor Ort. Der Verteidigungsausschuss befasst sich mit der Angelegenheit. Die Untersuchung ist noch immer nicht abgeschlossen.
Robert hat mittlerweile als einer der letzten seiner Art die Wehrpflicht absolviert und ist entlassen.
Die Bild-Zeitung berichtet über Führungsschwächen in der Bundeswehr.
Robert meint, verschlafen ist doch nicht schlimm. Er verschläft auch mehrfach bei seinem neuen Arbeitgeber. Dieser entlässt ihn daraufhin.
Robert ist heute HARTZ IV- Empfänger.
Robert erzählt allen, die Bundeswehr wäre schuld daran.
@Insider (weiter oben): d’accord..
@Orontes (zum FschJg-Poster): Haben wir nicht mittlerweile eigene Bilder, zu denen wir uns bekennen können? Etwas mehr Selbstrespekt täte glaube ich uns allen gut -und der Sache, der wir dienen. Sonst machen wir es gewissen Leuten zu einfach, nach dem Motto „Haltet den Dieb!“ dagegen zu argumentieren.
Es geht um Anerkennung, Anerkennung für das, was Soldatinnen und Soldaten leisten. Und nur wer öffentlich – also in den Medien – dafür sorgt, dass sie anerkannt werden, wird Menschen finden, die sich dafür interessieren.
Die aktuellen Spots rufen dem Publikum zu: Du, ja Du, Du bist lustig, ergreife Deine Chance und werde Teil einer Verwaltungsreform.
So gesehen zeichnen die Spots ein recht authentisches Bild des Gemütszustandes der Personalwerber.
Abschliessend noch eine konzeptionelle Anmerkung: die Skripte oben funktionieren auch als Film und für beide Geschlechter. Es hat natürlich ein bisschen was von Carglass, aber was solls.
@Sascha
„Die aktuellen Spots rufen dem Publikum zu: Du, ja Du, Du bist lustig, ergreife Deine Chance und werde Teil einer Verwaltungsreform.“
Geiler Satz !
@Orontes: Geiler Spot, aber was sind das für komische Dinger, die immer hinter den Soldaten durch die Luft fliegen.
@Steiner
„Haben wir nicht mittlerweile eigene Bilder, zu denen wir uns bekennen können? “
Die Bilder gäbe es, bzw. diese könnten authentisch gestellt werden.
Alle westlichen Nationen mit Soldaten im Kampfeinsatz betonen die Rolle des Soldaten als Kämpfer in ihrer Nachwuchswerbung. Dabei zeigt sich: Je größer die Aussicht auf Teilnahme an Kampfhandlungen, desto mehr hochmotivierte Freiwillige. Die amerikanischen Marines oder die französische Fremdenlegion haben keine Nachwuchsprobleme.
@ Orontes
Hat aber nicht gerade die ANA ein Problem, nicht nur Soldaten zu rekrutieren, sondern sie auch dazu zu kriegen, aus Eigeninitiative das Lager zu verlassen und für Sicherheit zu sorgen?
Als ABM-Maßnahme funktioniert sie ja, aber halt nur bedingt als Sicherheitsorgan. (Über mögliche Parallelen ANA-Bundeswehr sag ich da jetzt mal nix.)
Und ist nicht das der Punkt, wo eben das „Sinn“, das „Warum und Wozu“ ins Spiel kommt?
Ist das nicht der Unterschied zwischen einem Soldaten, der macht was man ihm sagt solange man ihm auf die Finger schaut, und einem der selbstständig das in seinen Augen wirkungsvollste tut, auch wenn der Erfolg vielleicht nicht in seiner Bewertungsakte auftauchen wird?
Ganz konkret: Ist nicht bisher auch der Unterschied in der Werbung Bundeswehr und Werbung Rettungsdienste/Ehrenamt? Statt „Wir sind toll“ eben „Wir sind wichtig“?
Ach, wir haben ja auch so was: http://m.videosurf.com/video/128961386
@Sascha Stoltenow
„Geiler Spot, aber was sind das für komische Dinger, die immer hinter den Soldaten durch die Luft fliegen.“
Ich hab so was vor ein paar Jahren mal auf einer Vorführung in Munster gesehen. Da waren sogar mehrere von den Dingern. Keine Ahnung was das war.
@J.R.
„Hat aber nicht gerade die ANA ein Problem, nicht nur Soldaten zu rekrutieren, sondern sie auch dazu zu kriegen, aus Eigeninitiative das Lager zu verlassen und für Sicherheit zu sorgen?“
Zu meiner Zeit war das Problem eher, dass die ANA-Soldaten eher zu hohe Risiken eingingen und die Einzelschuss-Funktion ihrer Sturmgewehre offenbar nicht kannten. Der Feuerstoß galt ihnen als Symbol für Kämpfertum.
@Orontes: ;-)
@ Sascha
Schade: „Dieses Video enthält Content von UMG. Es ist in Deinem Land nicht verfügbar.“
Der hier rockt:
http://www.youtube.com/watch?v=q-P92R8w0MQ