Großer Spaß für Deutschlands Verbündete
Es ist Zufall, dass ich gerade in Paris sitze, wo morgen offensichtlich eine Konferenz zur Durchsetzung der Libyen-Resolution des UN-Sicherheitsrats stattfindet. (Und ich glaube nicht, dass ich da Zugang bekomme.) Aber aus der Ferne macht sich das deutsche innenpolitische Durcheinander bei diesem Thema noch absurder aus.
Phase 1: Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen beschließt ein deutlich härteres Vorgehen gegen Libyen, einschließlich der – begrenzten – Anwendung militärischer Gewalt. Deutschland, derzeit eines der nicht-ständigen Mitglieder im Sicherheitsrat, enthält sich. (Übrigens: das habe ich heute Nacht falsch geschrieben, wie viele andere auch: Deutschland ist nicht das einzige europäische Sicherheitsratsmitglied, das sich enthielt. Ich zähle jedenfalls Russland auch zu Europa.) Nicht so richtig klar wird: Enthält sich Deutschland aus Überzeugung – oder aus Angst, bei einer Zustimmung auch militärisch mitmachen zu müssen?
Phase 2: Im Bundestag, selbst bei den Koalitionsfraktionen, kommt das deutsche Vorgehen nicht gut an. Und als eine öffentliche Wahrnehmung die Einschätzung der FAZ: Ein diplomatischer Schadensfall höchsten Ausmaßes für Berlin und auch für Westerwelle persönlich.
Phase 3: Bundeskanzlerin Angela Merkel tritt am Freitagnachmittag vor die Presse. Die Enthaltung im Sicherheitsrat bedeutet keine Neutralität, sagt die Kanzlerin. Und dann wird es vollends absurd: Um Verbündete wie Frankreich und Großbritannien und die USA, vielleicht auch die NATO, bei einem möglichen Libyen-Einsatz zu entlasten, zum Beispiel bei den AWACS-Aufklärungsflugzeugen, in denen dann ja auch keine deutschen Besatzungsmitglieder mitfliegen dürften – sollen nun doch deutsche Soldaten in den AWACS über Afghanistan mitfliegen.
Das ist schräg. Aus ziemlich offensichtlichen innenpolitischen Motiven hatte die Bundesregierung im Januar darauf verzichtet, das zur Erneuerung anstehende Afghanistan-Mandat der Bundeswehr um den AWACS-Einsatz zu erweitern. Das könnten die Verbündeten auch ohne die deutschen Besatzungsmitglieder leisten, obwohl die mehr als ein Viertel der Spezialisten an Bord der Luftraumüberwachungsmaschinen ausmachen. Und jetzt sollen doch Deutsche in den AWACS am Hindukusch mitfliegen. Ein solches Mandat ist ja das kleinere Übel gegenüber einer militärischen Beteiligung gegen Libyen.
Die anderen Nationen, die die AWACS-Besatzungen stellen, hätten schon im Januar eine deutsche Beteiligung erwartet – und ohnehin war nach 90 Tagen eine Bewertung des Einsatzes geplant. Jetzt so zu tun, als ob man sie mit diesem Angebot entlastet, ist Augenwischerei.
Mit ein bisschen Glück rettet Gaddafi der Bundesregierung den Arsch: wenn seine angekündigte – und offensichtlich zweifelhafte – Waffenruhe tatsächlich passiert. Dann gibt es keine Einsätze gegen Libyen, die Bundeswehr-Angehörigen müssen die AWACS über dem Mittelmeer nicht verlassen, und dann braucht man ja auch keine Deutschen für die AWACS über Afghanistan. Und damit noch nicht mal ein neues Mandat im Bundestag. also nix passiert.
Ich fürchte, die Verbündeten finden das nicht halb witzig. Allerdings habe ich heute in Paris jemanden getroffen, der höchstes Lob für Madame Merkel hatte: Ein aus Tunesien stammender Gemüseverkäufer. Die deutsche Kanzlerin, meinte er, hätte als einzige begriffen, dass ein Krieg gegen Libyen unsinnig sei. Denn die, die dabei stürben, seien ganz gewiss nicht die Europäer.
Nachtrag: Zur Dokumentation die Abschrift der Pressekonferenz der Bundeskanzlerin am 18. März:
Guten Tag, meine Damen und Herren! Der UN-Sicherheitsrat hat in der vergangenen Nacht die Resolution 1973 zu Libyen verabschiedet. Darin wird zu einem sofortigen Waffenstillstand und einem Ende der Gewalt aufgefordert.
Da sich der Diktator Gaddafi nicht an die entsprechende Aufforderung der vorhergehenden Resolution 1970 gehalten hat, gestattet die neue UN-Resolution nunmehr auch die Anwendung militärischer Mittel zum Schutz der Zivilbevölkerung, insbesondere auch gegen den Vormarsch der libyschen Armee auf Bengasi.
Die Resolution sieht auch eine Flugverbotszone und ein Waffenembargo vor. Darüber hinaus weitet die Resolution ‑ und das auf deutsche Initiative hin ‑ Wirtschaftssanktionen und Reisebeschränkungen gegen den Gaddafi-Clan aus. Die militärischen Mittel sind auf Luftschläge begrenzt. Der Einsatz von Bodentruppen ist nicht gestattet.
Zur Umsetzung der Resolution hat der französische Präsident Nicolas Sarkozy für morgen zu einem Gipfeltreffen nach Paris eingeladen. Ich werde an diesem Gipfeltreffen teilnehmen. Teilnehmen werden außerdem Vertreter der Arabischen Liga, unter anderem Generalsekretär Amr Mussa, die Außenminister der Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabiens sowie Vertreter der Europäischen Union, so zum Beispiel der britische Premierminister, der italienische Premierminister, der spanische Premierminister, die Premierminister aus Portugal und Dänemark und Belgien sowie Präsident Van Rompuy und die Hohe Vertreterin für Außenpolitik, Lady Ashton. Auch Präsident Obama wird einen Vertreter entsenden.
Deutschland wird sich, wie jeder weiß, nicht an militärischen Maßnahmen beteiligen. Um es noch einmal ganz deutlich zu sagen: Nur deshalb haben wir uns bei der Abstimmung der Stimme enthalten. Die Ziele dieser Resolution teilen wir uneingeschränkt. Unsere Enthaltung ist nicht mit Neutralität zu verwechseln.
Die internationale Staatengemeinschaft steht zusammen. Es gibt bereits ermutigende Meldungen, dass Herr Gaddafi auf die Resolution reagiert. Die Weltgemeinschaft wird allerdings sehr genau hinschauen, dass es sich hierbei nicht um Ablenkungsmanöver oder Tricks handelt. Wir fordern eine Waffenruhe, und zwar dauerhaft, damit der Krieg von Gaddafi gegen sein eigenes Volk ein baldiges Ende hat.
Frage: Frau Merkel, geben Sie mit der Enthaltung im UN-Sicherheitsrat nicht auch selbst Handlungsoptionen aus der Hand? Sie haben selbst gesagt, dass Herr Sarkozy zum Gipfel nach Paris eingeladen hat. Wäre es nicht auch an Deutschland gewesen, ähnlich zu handeln?
BK´in Merkel: Nein, das glaube ich nicht. Wir haben im Vorfeld eine Reihe von Fragen gestellt. Wir haben auch an verschiedenen Stellen unsere Bedenken deutlich gemacht. Einiges ist auch in die Resolution eingeflossen. Wir teilen die Ziele dieser Resolution uneingeschränkt. Wir glauben, dass diese Resolution in ihren Zielen absolut richtig ist.
Die Diskussion über die Frage, wer militärisch teilnimmt und wer nicht, ist für mich jetzt abgeschlossen. Die Resolution ist beschlossen. Sie ist damit sozusagen Gegenstand des Verhaltens der internationalen Gemeinschaft, auch gerade unserer Verbündeter. Deshalb stehen wir mit ihnen natürlich zusammen ‑ unbeschadet der Frage, ob wir uns militärisch beteiligen oder nicht. Deshalb geht es morgen in Paris um die umfassende Umsetzung dieser Resolution. Ich glaube, Deutschland kann viele Beiträge leisten, auch jenseits des militärischen Engagements.
Frage: Ist denn ausgeschlossen, dass es beim Nein zur Teilnahme bei militärischen Einsätzen bleibt, wenn es auch um die AWACS-Flugzeuge geht?
BK´in Merkel: Wir haben unser Nein zu den militärischen Maßnahmen auch im Vorfeld der Abstimmung deutlich gemacht. Deshalb haben wir uns, wie ich schon sagte, auch enthalten. Die Ziele werden uneingeschränkt geteilt.
Worüber wir mit der NATO im Gespräch sind, ist die Frage, ob wir im Rahmen der Gesamtbelastung der NATO Aufgaben übernehmen könnten, zum Beispiel im Bereich von AWACS in Afghanistan. Darüber werden zurzeit seitens des Außenministers und des Verteidigungsministers Gespräche mit der NATO geführt.
Ich will noch einmal betonen: All das, was ich Ihnen vorgetragen habe, auch was wir morgen in Paris vortragen werden, ist natürlich in der gesamten Bundesregierung sowohl mit dem Außen- als auch dem Verteidigungsminister auf das Engste abgestimmt.
Ich erinner mich, dass ich neulich gelesen habe, dass das Jagdbombergeschwader 32 momentan die Rolle der NRF für SEAD innehat. Wieso soll die Luftwaffe dann keinen sinnvollen Beitrag leisten können?
Ich kann Schwarz-Gelb ja nicht in den Kopf schauen, und die Begründungen sind bisher ja nicht allzu schlüssig, aber:
Hat schon jemand daran gedacht, dass der Grund, warum die Regierung Merkel keine Kampfflugzeuge nach Libyen schickt, sein könnte, dass sie auch keine nach Afghanistan geschickt hat?
Die Frage „Warum jetzt deutsche Luftunterstützung für Libyer, während in Afghanistan deutsche Soldaten seit Jahren ohne auskommen müssen?“ würde früher oder später gestellt werden. Und vermutlich hätte sie für die Bundesregierung mehr Sprengkraft als alles was Libyern in Libyen angetan wird.
@ Georg
Na, deutsche wirtschaftliche Interessen kann man im Falle Afghanistans aber wohl ausschließen. ;)
Außer der Rüstungsindustrie profitiert da kaum jemand von, und selbst da hat ja ein bis dahin unvorstellbarer Schwenk weg von deutschen Herstellern stattgefunden.
Eben deshalb, weil sie gerade im Rahmen von NRF die SEAD Rolle inne hat. Wenn es denn so ist.
NRF ist für (sollte für) Abschreckung und Verteidigung und nicht für Interventionen um Partei in Bürgerkriegen zu werden.
Warum sonst gibt es keinen Antrag für einen Einsatz nach Bahrain?
Der ständige Sitz im UN-Sicherheitsrat ist damit für die nächsten 15 Jahre futsch. Was für Deppen….
@ Elhanan:
Woher nehmen Sie die Kenntnis, daß die NRF nur für „Artikel 5“-Aufgaben da ist.
Nach meinem Verständnis ist das Gegenteil der Fall. Die NRF ist explizit für „Non Article 5“ aufgestellt worden.
Gerade für einen Einsatz wie in Libyen (Kap. VII-Resolution des UNSR) wurde die NRF aufgestellt und wir ziehen sogar unseren AWACS-Anteil ab. Wenn man schon nicht richtig mitmachen will, hätte man im UNSR zustimmen können und unsere AWACS-Anteile da lassen sollen. Das wäre eine diplomatische Lösung gewesen. Aber Guido W. kann offenbar aus seinen einfachen Denkmustern (Militär unbeliebt und daher möglichst nicht) nicht aussteigen.
Hab mich selten so geschämt.
@Memoria
Habe mich nicht auf “Artikel 5″ bezogen! Man beachte auch „(sollte für)“.
Den Einsatz des deutschen Militärs außerhalb Artikel GG 87a halte ich weiterhin für Verfassungswidrig (außer der im GG ausdrücklich aufgeführten Ausnahmen).
Es steht jedem frei eine andere Meinung zu vertreten, aber ich habe eben diese.
Halten wir uns nicht daran, (Notwehrrecht) gehen wir von einem Schlamassel in das Nächste ohne die Sicherheit unserer Bevölkerung und Verbündeten zu erhöhen.
Es gab auch Soldaten die sich schämten als Schröder sich dem Irak Krieg verweigerte.
Da warten wir doch mal ab ob sie sich, wenn das Schlachten (mit z.T. deutschem Militärgerät) am Boden weitergeht, auch noch schämen.
Warum hat sich niemand geschämt ihm Waffen zu liefen?
Warum hat sich niemand vor dem offensichtlichen Kampf gegen die Bevölkerung geschämt?
Warum schämt sich niemand, wenn wir den Rest im Maghreb mit Waffen aufrüsten?
Warum schämt sich niemand, dass wir den Maghreb mit Geld für Öl zuschütten?
Aber junge Soldaten für diese Spiele zu opfern, dafür schämt man sich dann nicht!
Scham, ist ein relativer Begriff. Rückblick in die Reichsvergangenheit => für was sich deutsche Soldaten so alles geschämt hatten. Man müsste sich z.T. dafür schämen.
Auf PBS wurde Susan Rice gefragt, ob die Rebellen den Status von Kombattanten oder Zivilisten haetten und was das fuer die Auslegung/Durchsetzung der Resolution, speziell den Schutz von Zivilisten vor den Auswirkungen militaerischer Auseinandersetzungen impliziert. Die Frau hat dreimal rumgedruckst und dann den Wortlaut der Resolution wiederholt sowie dass die USA eine klare Linie haetten.
Dieses Unternehmen ist ein Treppenwitz der Geschichte. Nix fuer ungut, aber wer sich schaemt, da nicht dabei zu sein, sollte sich auf nach Libyen machen.
@Elhanan:
Das ist ja das schöne an einem freien Land: Man kann unterschiedlicher Meinung sein.
Das GG ermöglicht aus meiner Sicht jedoch durchaus über Art. 24 einen UN-mandadierten Einsatz. Man kann solche Einsätze trotzem mit guten Gründen ablehnen ohne den Befürworten Verfassungsbruch zu unterstellen.
Zu den anderen „Schamgründen“: Durchaus berechtigte Punkte, aber mit ähnlichen Argumenten hat man sich auch in Srebrenica rausgewunden. Ich will die Situation in Liyben damit nicht vergleichen, sondern nur aufzeigen, daß man immer auf Fehler der Vergangeheit und Probleme bei einem Eingreifen verweisen kann. Das löst aber das aktuelle Problem nicht (Kind im Brunnen). Vielmehr sollte man derlei für das heute und morgen im Blick behalten. Das wird da gebe ich Ihnen Recht viel zu wenig gemacht und am Ende müssen es die falschen „ausbaden“.
Die „hätte man doch vor 5 Jahren nicht, dann“-Rethorik insbesondere linker (pseudo-)intellektueller Kreise ist daher wohlfeil, aber wenig hilfreich.
Damit kann man auch die Invasion in der Normandie ablehnen: Hätte man Hitler 1936 gemieden und im September 39 Deutschland von Westen angegriffen, dann müsste man jetzt nicht in der Normandie landen. Richtig. Hätte man es deshalb lassen sollen?
„Wer etwas nicht will sucht Gründe, wer etwas will sucht Lösungen“
Albert Schweitzer
@ para:
Beschämend finde ich vorallem die volksverdummende Haltung und diplomatische Ungeschicklichkeit der Bundesregierung.
@para,
in bewaffneten Konflikten gibt es Situationen, in denen sich ein bewaffneter Kombattant nicht von der Zivilbevölkerung unterscheiden kann. Gleichwohl behält er seinen rechtmäßigen Status bei, wenn er die Waffen offen trägt. Ich verstehe Ihren Einwand nicht.
Also ich sehe beim besten Willen nicht wieso diese Entscheidung Deutschlands im Kontrast zum Anspruch eines ständigen Sitzes im Sicherheitsrats steht. Natürlich hat man sich damit bei den westlichen (Nato-) Partnern in die Nesseln gesetzt, aber das wars dann auch. Deutschland hat da aber schon immer ein Problem gehabt seit Afghanistan, da wir eher zurückhaltend sind wenn es um die Erfüllung von Bündnisspflichten geht….sprich Unmut war schon vor der Sicherheitsrat Entscheidung da. Zudem wird hier in den Kommentaren oft suggeriert Deutschland stellt sich gegen den Willen der UN oder so etwas in der Art. Die UN ist selbst kein Powerplayer. Die UN ist kein Staat und führt keine Kriege und interveniert auch nicht. Die UN gibt lediglich das Recht dazu zu intervenieren. Deutschland stellt sich also nicht gegen den Willen der UN, sondern gegen UN Mitglieder die intervenieren wollen. Ich finde da ist ein bedeutender Unterschied!
Ich bin selbst nicht von der Politik der Regierung überzeugt, vor allem weil es so ein Hickhack ist mit vor und zurück (und sich im Kreis drehen), aber ich kann auch nicht akzeptieren wenn man hier sagt dass wenn man ständiges Mitglied im Sicherheitsrat sein will man alles mitmachen muss. Im Gegenteil ich glaube gerade die anderen ständigen Mitglieder Russland und China nehmen sowas eher positiv auf. Und das sind meiner Meinung nach die Zünglein an der Waage sollte es jemals zu einer Erweiterung kommen.
Mehr noch finde ich den (blinden) Ruf nach einer Intervention nicht richtig. Ich bezweifle stark das Cameron oder Sarkozy das wirklich voll durchdacht haben. Was wäre wenn Gadhaffi wirklich aufhört (ich weiß sieht nicht danach aus) und sich in Tripolis eingräbt? Ich glaube der französische Außenminister hat gesagt, dass das Ziel der Resolution ist den Rebellen einen fairen Kampf zu ermöglichen um ultimativ Gadhaffi zu stürzen. Das Ziel scheint also eher Regime Change zu sein. Und ob man das nur aus der Luft erreichen kann? Wie gesagt ich bin der Letzte der behauptet das solche Überlegungen zum Rational der Bundesregierung gehören, aber meiner Meinung nach ist die zögerliche Haltung aus innenpolitischen Kalkül heraus zumindest ein gutes Beiprodukt. Es wurde auch in anderen Posts erwähnt, Deutschland hat keine Strategie(-fähigkeit) und bei so etwas sollte man immer zwei mal überlegen. Obama wollte das machen, aber Clinton wollte ja unbedingt einen möglichen Fehler wie ihr Mann damals verhindern. Und was passiert in den Medien, man wirft es Obama vor wie zögerlich er ist. Ich versteh das nicht, wenn die Amis wo einmaschieren dann war es sowieso immer alles falsch und wird auch immer falsch sein. Wenn sie es nicht machen dann ist es auch scheiße weil sie ja die einzigen sind die solche militärischen Operationen stemmen können (bzw. sagen wir mal so, wenn sie nicht mitunterstützten dann wirds schwierig). Auf der einen Seite ist der „World Policeman“ ein Schimpfwort auf der anderen Seite als exekutiv Zweig der UN dann doch irgendwo gewünscht. Ich sehe die Medien hier ganz kritisch (nicht wirklich sie Herr Wiegold, mehr die Medien in ihrer Gruppendynamik….oder Schwarmintelligenz). Ich finde hier dürfte man auch den Grund suchen warum Interventionen nicht bei jedem Bürgerkrieg in Afrika passieren. Wenn solche Bürgerkriege unter den Säuen wären, die die Medien durchs Dorf treiben dann würde das anders aussehen. Bevor ich mich jetzt wie ein republikanischer Präsidentschaftskandidat anhöre, der über die lamestream medien schimpft, muss ich natürlich sagen dass es so einfach nicht ist. Natürlich spielen Eigeninteressen auch mit, und die sind von den meisten Bürgerkriegen nicht wirklich betroffen. So rant over.
Ich glaube dass es einen großen Unterschied (sowohl innen- als außenpolitisch) gemacht hätte, hätte Deutschland vor dem SR gesagt, wir unterstützen die Resolution, nehmen aber aus den und den Gründen nicht an den Militäroperationen teil.
Sich erst zu enthalten und unmittelbar danach zurück zu rudern und eine Alibi Hilfe (AWACS für Afg.) anzubieten und zu beteuern, wie sehr man hinter der Resolution steht, zeugt von wenig Fingerspitzengefühl gegenüber unseren Partnern.
Dieses vor und zurück rudern ist das, wofür ich mich bei der Regierung, nicht nur in Bezug auf die Libyen-Situation, so schäme.
AWACS für Afghanistan ist nichts weiter als inkonsequent. Noch inkonsequenter wäre es gewesen in Libyen für das Flugverbot zu stimmen, sich dann aber nicht an der Umsetzung zu beteiligen.
Desweiteren ist mir unklar was innerafrikanische Stammesfehden den deutschen Landser angehen. Für wen wird da eigentlich Partei ergriffen? Was kommt nach dem Bombardement?
In Bahrain und im Jemen werden Zivilisten abgeschlachtet und keinen kratzt es.
@Georg | 19. März 2011 – 10:02
Zitat: „@ Elhanan
Eben grüne “Betroffenheits”-Rhetorik, wie von Joschka Fischer im Falle von AFG 2001 und vom Kosovo 1999, oder wie dieses unsägliche Interview von Daniel Cohn Bendit letzte Woche im “Heute-Journal”.“
Wer Grün wählt, der wählt Krieg! Darüber sollte man sich im Klaren sein.
@ Sebastian S.
Weil man etwas befürwortet, sich aber an der Umsetzung nicht beteiligt, bspw. weil man mit eigenen Mittel nicht dazu in der Lage ist (?), ist man m.E. nicht inkonsequent.
Inkonsequent ist vielmehr die Enthaltung zur Resolution, hinterher aber ganz schnell, ganz dolle beteuern, wie sehr man hinter der Resolution stehe.
Ich denke diese ganze Militäraktion (bis jetzt ist m.W. noch nichts passiert) kam auch erst dadurch zustande, dass die Arabische Liga den Sicherheitsrat/ die UN angerufen hatte.
Ich glaube nicht, dass ohne deren Bitte nach einer Flugverbotszone etwas passiert wäre.
Meiner Meinung nach ein extrem schlimmer Fauxpas der politischen Berater! Die müssen Westerwelle und Merkel doch darauf hinweisen! Amateurhafte Zustände…
Focus hat offenbar eine berliner Quelle zu einer eindeutigen OPSEC-Angelegenheit.
Das ist jetzt sehr sehr kritisch.
http://www.focus.de/politik/ausland/krise-in-der-arabischen-welt/verdeckter-einsatz-britische-sondereinheiten-bereits-in-libyen_aid_610285.html
In diesen Berichten wird quasi verraten, dass britische Einheiten bereits infiltriert haben.
JA, ich weiß. Jeder der ein bisschen etwas von der Materie weiß, kann sich das selber zusammen reimen. Ich habe mir auch schon vor Wochen gedacht, dass selbstverständlich einige Einheiten bereits eine „Delegation“ vor Ort haben.
Aber: Dass „berliner Sicherheitskreise“ hier OPSEC-Kram erzählen… Uiuiui.
@Bumskopp | 19. März 2011 – 14:38
Zitat: „Ich denke diese ganze Militäraktion (bis jetzt ist m.W. noch nichts passiert) kam auch erst dadurch zustande, dass die Arabische Liga den Sicherheitsrat/ die UN angerufen hatte.
Ich glaube nicht, dass ohne deren Bitte nach einer Flugverbotszone etwas passiert wäre.“
Auch wenn ich gegen eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten Libyens bin, weil zu viele Unklarheiten bestehen, finde ich es beschämend, dass trotz aller vollmundigen Erklärungen, sich seit langer Zeit bereits auf alle Möglichkeiten vorzubereiten und bereit zu sein, noch nichts geschehen ist. Frankreich und GB geben hier militärisch ein erbärmliches Bild ab.
Was die Arabische Liga angeht, so hat diese nur die Funktion eines moralischen Feigenblatts. Allerdings ein sehr bedenkliches Feigenblatt. Handelt es sich doch bei der Arabische Liga um eine Organisation von ausschließlich üblen Diktaturen dieser Welt. Es gibt unter den Mitgliedsstaaten nicht eine einzige Demokratie.
Euronews meldete, dass die Aufständischen ein Kampfflugzeug verloren hätten. Es wurde von der Gaddafibande abgeschossen. Dies belegt, dass die Aufständischen sich nicht an die UN-Resulution bezüglich Flugverbotszone, Waffenstillstand … halten. Greift der Westen jetzt die Aufständischen an, um der UN-Resolution Geltung zu verschaffen? Mit Kampfflugzeugen greift man an und verteidigt sich nicht. Saß in dem Kampfflugzeug ein schützenswerter „Zivilist“?
@ Stefan
Sie haben Recht. Nur würde ich das nicht blitzschnelle Eingreifen von F und GB nicht gleich als erbärmlich abstempeln. Ich denke, die beiden Länder wollten erst einmal abwarten und jegliche Aktion gut vorbereiten. Man wollte vermutlich erstmal gucken, was aus dem Chaos denn so entsteht und will dann an den Stellschrauben drehen. Auch das Vorbereiten einer reinen Luftüberlegenheit benötigt etwas Zeit.
Der Kritik an der arabischen Liga kann ich nur zustimmen.
Das mit dem Kampfflugzeug als Angriffswaffe… Komm schon…
@ Topic
Meinem letzten Beitrag wollte ich noch was hinzufügen:
Weil bei uns die ganzen Kleinkinder nicht ein Mal die Schnautze halten können, fragt uns doch eh keiner mehr, ob wir uns beteiligen könnten. Wozu? Um sich das jämmerliche Getue der ganzen ADS-Kranken anzutun? Stattdessen wird über AWACS lamentiert und dies und das, anstatt mal klar zu sagen: „Nö, wir finden Gaddafi nicht so schlimm und wollen sein Öl.“ oder eben auch „Ja, wir wollen uns einmischen, weil wir uns (aufgrund fundierter Analysen und Kontakten) von den Rebellen was erwarten.“
Entweder oder. Aber das ist vermutlich schon zu viel verlangt. Stattdessen werden laufende Spezialoperationen geleakt.
@Niklas | 19. März 2011 – 15:17
Sie haben verkündet sie seien vorbereitet und beobachtet wird schon seit Wochen. Oder will man warten bis alle Messen gelesen sind? Daran sieht man, wieviel heiße Luft in der Politik ist.
@Ralf G
„Der ständige Sitz im UN-Sicherheitsrat ist damit für die nächsten 15 Jahre futsch. Was für Deppen….“
Das Streben nach einem Sicherheitsratsitz war nicht Teil einer interessengeleiteten Politik, sondern Ausdruck der spezifisch deutschen Neurose, nationale Souveränität durch Verlagerung von Entscheidungskompetenzen an nicht durch Volkswillen legitimierte überstaatliche Organisationen langsam auflösen zu wollen. Am deutlichsten hat dieses Streben nach politischer Auflösung der eigenen Nation seinen Ausdruck aber in der EU gefunden. Die VN sind zum Glück vergleichsweise machtlos, weshalb es auch völlig gleichgültig ist, ob Deutschland dort einen Sitz hat oder nicht. Und selbst wenn Deutschland aus den VN austreten sollte, hätte dies keinerlei negative Auswirkungen auf deutsche Interessen.
Hier zeigt sich mal wieder der Nachteil ,daß man keine nationalen Interessen definiert hat .
Aso macht man Politik , die vom Augenblick bestimmt ist aber nicht langfristig und strategisch ausgerichtet . Damit ist die Politik weder für Freund noch für Feind berechenbar.
In meinen Augen haben wir keine Verläßlichkeit sowohl in der NATO als auch in der EU demonstriert. DEU ist wenn es hart auf hart kommt kein sicherer Bündnispartner, Dies ist die Erkenntnis aus den jetzigen Vorgängen.
Eine solidere völkerrechtliche Grundlage zum Eingreifen gegen einen der übelsten Diktatoren dieser Welt ,kann man wohl kaum bekommen.
Ich möchte jetzt nicht Angehöriger eines NATO Stabes sein!!
@Niklas | 19. März 2011 – 15:00
Zitat: „In diesen Berichten wird quasi verraten, dass britische Einheiten bereits infiltriert haben.“
Auch Euronews berichtet das sich diese militärischen Einheiten bereits seit Wochen in Libyen befinden.
Dies bedeutet nicht weniger, als das der Westen die internationalen Regeln der UNO grob verletzt hat. Warum sollte jetzt gerade Gaddafi die Beschlüsse der UNO einhalten?.
Ich habe mal ein wenig in älteren Nachrichten geschmökert (aus Ende 2007):
Libyen auf Einkaufstour in Frankreich
Nach 34 Jahren reist Libyens Staatschef Gaddafi am Montag zum ersten Mal wieder nach Frankreich. In Paris wird er Milliardengeschäfte vereinbaren. Frankreich und Libyen waren sich nach der Freilassung von fünf bulgarischen Krankenschwestern aus libyscher Haft näher gekommen.
Paris – Beim Besuch des libyschen Staatsführers Muammar al-Gaddafi kommende Woche in Paris werden nach Angaben seines Sohnes unter anderem Verträge über den Kauf eines Atomreaktors sowie von Airbus-Maschinen im Wert von mehr als drei Milliarden Euro unterzeichnet. Auch der Kauf von Rüstungsgütern sei vorgesehen, sagte Seif al-Islam al-Gaddafi in einem heute auf der Internetseite der Zeitung „Le Figaro“ veröffentlichten Interview. Es gebe auch Verhandlungen über die französischen Kampfjets Rafale, fügte er hinzu. Diesen Jet nutzen bislang nur die französischen Streitkräfte. Mehrere Versuche, die Militärmaschine im Ausland zu verkaufen, scheiterten.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,522120,00.html
@ Stefan
Darum ging es mir jetzt nicht. Es geht darum, dass offenbar Deutsche Geheimnisse von Verbündeten ausplaudern und britische Leben gefährden. Das ist OPSEC.
Es dauert mehrere Wochen, bis man einen halbwegs passablen Einsatzplan parat hat.
Von daher würde ich mich nicht hinstellen und auf die Franzosen und Briten zeigen.
Eine militärische Operation (das sollte sich doch langsam mal rumgesprochen haben) wird nie aus dem Ärmel geschüttelt. Das braucht Zeit.
Zur Vollständigkeit: Die Operation zur Herstellung der Lufthoheit wurde begonnen.
@Politikverdruss
„Gleichwohl behält er seinen rechtmäßigen Status bei, wenn er die Waffen offen trägt. Ich verstehe Ihren Einwand nicht.“
Der Einwand zielt auf zweierlei. Die „Koalition“ will oder kann anscheinend nicht entscheiden, ob die Rebellen nun Zivilisten oder Kombattanten sind, obwohl Sie das gerade so wunderbar dargelegt haben. Also entweder ist Ms Rice inkompetent oder sie will jemanden fuer dumm verkaufen. Letzteres, weil die Resolution im Prinzip Schall und Rauch, das direkte Ziel aber Parteinahme zugunsten der Rebellion ist.
Desweiteren, wenn die Rebellen Kombattanten sind (was der gesunde Menschenverstand eindeutig empfiehlt), dann verstossen sie m.E. gegen das Kriegsvoelkerrecht, jedenfalls gegen die Resolution, denn sie gefaehrden Zivilisten, indem sie sich in der Stadt verschanzen und auch keinerlei Anstrengungen unternommen haben, Zivilisten zu evakuieren (jedenfalls nach meiner Beobachtung der Nachrichtenlage). Damit waeren sie genauso legitime Ziele der Resolution, aber sicher wird niemand ernsthaft erwaegen, Rebellen (so sie ueberhaupt identifiziert werden) anzugreifen.
Zumindest ist zu sehen, das Gaddafis Militär weiterhin von klugen
Köpfen gesteuert wird. Cameron hat ja gerade eben in der Presse behauptet, das es unwiderlegliche Beweise gibt, das Gaddafi den Waffenstillstandt gebrochen hat. Ui,ui ui. Das kommt einem ziemlich bekannt vor. Wie soll man denn im dem Chaos die Rebellen und die Regierungstruppen auseinanderhalten, bzw. feststellen, wer wann wen beschossen hat? War jemand dabei und hat das gefilmt?
Die Regierungstruppen tun gut daran, jetzt so schnell wie möglich in Stadt Bengasi vorzurücken und im Schutz der Häuser in Deckung zu gehen. Unsere verlogenen Bündnispartner wollten diesen Krieg und nun haben sie ihn.
Nur ein paar Detailfragen bevor der nächste Krieg für Demokratie und Menschenrechte losgeht:
– Was ist, wenn es Gadaffi gelingt, die Aufständischen trotz Flugverbots zu schlagen? Dann hat man einen mit erheblichen Erdöleinnahmen ausgestatteten feindseligen und gewaltbereiten Akteur an der Südflanke Europas. Welche Optionen gibt es dann? Erdölembargo (bei ohnehin steigenden Energiepreisen und steigender Inflation keine gute Idee)? Intensiverer Militäreinsatz?
– Wie reagiert man, wenn Gadaffi seine Druckmittel gegen den Westen einsetzt: Drohung mit Sabotage der Erdölinfrastruktur, Anschläge in Europa, Vertreibung der Flüchtlingspopulation in Millionenstärke in Richtung Europa?
– Welche Strategie verfolgen die Aliierten? Welche militärischen und welche politischen Ziele gibt es, welche strategischen Alternativen gibt es, in was für eine Politik ist das militärische Vorgehen eingebunden?
– Und nocheinmal: Welche deutschen Interessen würden eine deutsche Beteiligung rechtfertigen?
@ Orontes
Sie formulieren das so, als gäbe es Zweifel, das Gadaffi gewinnen wird. Das sehe ich derzeit anders. Das libysche Militär hat sich bislang klug verhalten, vielleicht hätte mehr Druck bei den Kämpfen in den letzten Tagen mehr Erfolg gebracht, allerdings ist damit der Krieg ja noch nicht zu Ende. Sollte es den Generälen weiterhin halbwegs gelingen, Gadaffi ruhig zu halten und nicht allzu hohe Wellen zu schlagen, dann kann man mit einem guten Katz und Mausspiel den „guten“ und „vorbereiteten“ Allierten mächtig Dampf machen. Ich bin gespannt, wie dass die Gutmenschen erklären wollen, wenn die erste Bombe im lokalen Kindergarten einschlägt.
Um ihn ernsthaft zu schädigen, müssen die nächsten zwei Wochen Tag und Nacht Angriffe geflogen werden. Was das an Munition, Flugstunden und Verbrauchsmaterialien sowie ggf. an realen Flugzeugverlusten kostet, darüber schweigt man dann am Ende des Tages wieder.
Zudem besteht eben ständig das Risiko, das wirkliche Zivilisten weggebombt werden.
Ansonsten teile ich hier die Meinung über den wahren Charakter der Arabischen Liga.
@ Orontes
Wir haben keine deutschen Interessen, die eine Beteiligung an dem Einsatz in Libyen rechtfertigen würden. Es gibt aus meiner Sicht keinen substanziellen Unterschied zu den anderen Bürgerkriegen in Afrika.
Wenn Gaddafi seinen terroristischen Kampf gegen Europa wieder aufnehmen sollte, dann liegt allerdings ein nationales Interesse vor.
@ all
NRF-Einsatz der Nato ?
Die Nato ist ein System, das auf Einstimmigkeit der Mitglieder beruht. Dies gilt auch für die der Nato assignierten NRF-Kräfte.
Dem liegt die fundamentale Erkenntnis zugrunde, dass nur für eigene nationale Ziele das Blut der Soldaten geopfert wird. Wenn es keine nationale Ziele gibt, dann gibt es keine Einstimmigkeit und damit keinen Nato-Einsatz in Libyen.
Insofern war sowohl das Abstimmungsverhalten von Deutschland, als auch die Erklärung sich am Einsatz nicht daran zu beteiligen, konsequent und folgerichtig.
Selbst bei einem Artikel 5 Einsatz gemäß des Nato-Vertrages, gibt es „keine automatische Beistandspflicht“, jedes Land legt selbst fest, was sie in einem Fall der kollektiven Notwehr bereit ist zum Einsatz beizusteuern.
Ein Fall von kollektiver Notwehr nach Nato-Vertrag liegt ja wohl nicht vor !
Also es gibt eine „Koalition der Willigen“, die aber mit den offíziellen Nato-Strukturen nichts zu tun hat . Da keine Einstimmigkeit im Bündnis vorhanden ist, dürften meiner Meinung nach Nato-Strukturen nicht mal zur Planung und Führung der Einsätze genutzt werden. Mal sehen wie es in der Praxis gemacht werden wird.
ZDF heute berichtet:
Die „Internationale Gemeinschaft“ (bestehend aus Frankreich und GB) handelt.
Es werden bereits seit 3 Stunden Luftangriffe auf die Regierungstruppen geflogen. Ziel sei Gaddafi persönlich anzugreifen. Ohne Amerika kriegen die Franzosen und Britten die Aufgaben nicht bewältigt. Frankreich und GB wollen NATO nicht dabei haben.
Die Bevölkerung von Tripolis zieht zu strategisch wichtigen Punkten der Stadt und zur Kommandozentrale Gaddafis, um für ihn ein menschliches Schutzschild zu bilden. Das Libysche Fernsehen berichtet offen über die Angriffe.
@ Stefan
Wenn die Anhänger von Gaddafi tatsächlich menschliche Schutzschilde bilden, wird es schwierig ihn anzugreifen und die UN-Resolution 1973 nicht zu verletzen.
Danach muss jedes militärische Eingreifen dem Schutz von Zivilisten dienen. Die unbewaffneten Anhänger von Gaddafi muss man wohl als Zivilisten einstufen.
Dürfen die vorsätzlich, absichtlich getötet werden, nur weil sie Anhänger des Regime sind ?
Nun darf ja bei einem bewaffneten Konflikt ein Kollateralschaden in Kauf genommen werden, wenn das militärische Ziel anderweitig nicht zu erreichen ist und die Verhältnismäßigkeit des beabsichtigten Zieles zu den Nebenschäden gewahrt ist.
siehe auch Begleitschaden
Wenn der Diktator bei einem Enthauptungsschlag getötet werden würde, wird sich niemand über die Kollateralschäden aufregen. Falls nicht, ist das Geschrei groß.
Die Geschichte ( Irak 2003, Libyen 1986 ) zeigt allerdings, dass Enthauptungsschläge selten funktionieren.
@Georg | 19. März 2011 – 20:30
Auch Gaddafi ist ein Zivilist, auch wenn er bunte Uniformen wie der Ehemann der britischen Königin trägt. Damit ist er laut UN-Resolution zu schützen und nicht zu bekämpfen. Die Aufständischen hingegen sind keine Zivilisten, sondern bewaffnete kämpfende Paramilitärs, die sogar Kampfflugzeuge und Panzer einsetzen, und müßten ebenfalls zur Einhaltung der Waffenruhe und des Flugverbots gezwungen werden. Zivilisten tragen keine Kriegswaffen und fliegen nicht in Kampfflugzeugen umher.
@ Stefan
Soviel Mitleid muss man mit Gaddafi nicht haben. Er ist ein Diktator der übelsten Sorte.
Er hat jahrelang den weltweiten Terrorismus gefördert und aktiv betrieben. Keine Frage er hat den Tod verdient. An ihm ist nichts schützenswertes.
User Stefan scheint ja richtig mit Gaddafi mitzufiebern. So diskutabel der ganze Einsatz ist, verantwortlich für den Bürgerkrieg ist allein Gaddafi, da er die Proteste gewaltsam unterdrückt hat und so seine Gegner gezwungen hat sich zu bewaffnen.
Ich mag den Burschen genausowenig, wie wohl die meisten Menschen auf der Welt. Wenn man sich aber immer und immer wieder auf internationales Recht beruft, dann muß man sich auch selbst daran halten. Recht ist unteilbar und gilt eben auch für Verbrecher. Wenn man ihn umbringen will, wenn man nicht eine Waffenruhe, sondern die Aufständischen unterstützen will, also Kriegspartei werden will, dann soll man es auch offen sagen. Ich habe keinen Einwand dagegen. Ich mag es ganz einfach nicht, wenn die Politiker und die Medien uns für dumm verkaufen wollen. Es geht nicht um den Schutz von Zivilisten, sondern um einen von außen organisierten Staatsstreich bis zur geplanten Ermordung eines Tyrannen. Denn seit Wochen befinden sich dort bereits Diversantengruppen. Möglicherweise schon vor beginn des Aufstandes, an dem sie vielleicht nicht ganz unbeteiligt sind. Kleiner Nebeneffekt, Sarkozy muß dann nicht mehr die von Gaddafi erhaltenen Wahlkampfgelder, denen er seine Macht verdankt, zurückzahlen. Scheint ein stolzes Sümmchen zu sein, wenn er sich persönlich so ins Zeug legt. Tote Zeugen können keine Aussagen mehr machen.
@ Müller | 19. März 2011 – 21:09
In allen anderen arabischen Diktaturen wurden und werden die Proteste gewaltsam und teilweise noch blutiger (unter Einsatz von Scharfschützen und Panzern) unterdrückt, nur sahen die Regimegegner sich nicht gezwungen sich zu bewaffnen. Die hatten oder haben vielleicht andere Berater.
@Georg | 19. März 2011 – 20:30
Zitat: „Die Geschichte ( Irak 2003, Libyen 1986 ) zeigt allerdings, dass Enthauptungsschläge selten funktionieren.“
Laut Euronews wurden schon vor zwei Tagen erfolgreiche Enthauptungschläge in Form von „Kamikazeeinsätzen“ zur Liquidierung der Gaddafis geführt. Dabei wurden zwei Söhne des Diktators mindestens schwer verletzt.
Die ARD Tagesthemen meldeten eben, Angriffe auf Tripolis und viele verletzte Zivilisten in den Krankenhäusern.
@Memoria
Artikel 24 hebelt nicht Artikel 87a aus und weiter steht in 87a (2) Außer zur Verteidigung dürfen die Streitkräfte nur eingesetzt werden, soweit dieses Grundgesetz es ausdrücklich zuläßt.
Das dies von vielen anders ausgelegt wird ist bekannt. Deshalb hat das BVG den Parlamentsvorbehalt auferlegt. Es zeigt sich in AFG und in Libyen schon heute am Abend, dass es besser wäre wenn man sich an 87a halten würde. Wer anderes möchte sollte endlich anstreben das GG zu ändern.Denke es wird keine Mehrheit geben…..
Also ist es doch nur fair und gut unseren NATO Partner zu sagen wenn ihr angegriffen werdet leisten wir die, aus unserer Sicht notwendige Unterstützung.
Unseren WEU-Partnern können wir sagen => bei Angriff Beistandspflicht.
Was ist daran falsch und Gutmenschendenken?
Libyen ist kein Bündnisfall für die Nato.
Wenn die Regierung daraus einen Eiertanz macht ist das peinlich.
Auch Schröder betrieb damals Wahlkampf.
Merkel wollte damals in den Irak und man hielt ihr es bis vor zwei tagen vor.
In wenigen Tagen werden einige Merkel für ihre Sicht der Dinge huldigen, KzG ist ja weg. :-)
Die SPD/Grünen wären ihr heute für eine Ablehnung des AFG Einsatzes dankbar, aber dummer Weise waren sie ja selbst an der Regierung.
21:42 – Bereits 110 Raketen abgefeuert
Amerikanische und britische Schiffe und U-Boote haben gemäss eines hochrangigen US-Militärbeamten bereits 110 Marschflugkörper auf Libyen abgefeuert. Dabei seien mindestens 20 Ziele getroffen worden. Es handle sich um Stellungen der libyschen Flugabwehr in der Umgebund der Hauptstadt Tripolis und entlang des Küstenstreifens südlich der Stadt Benghasi. Meldet der News-Ticker des Schweizer Fernsehens.
http://www.tagesschau.sf.tv/Nachrichten/Archiv/2011/03/19/International/Aufstand-in-Libyen/News-Ticker-Libyen-Kampfjets-zerstoeren-libysche-Panzer?WT.zugang=front_top
Ich höre gerade die Nachrichten des BBC World Service. Dort wurde berichtet, dass die amerikanischen Angriffe unter dem Befehl des U. S. African Command ( http://www.africom.mil ) erfolgen, dessen Hauptquartier sich in Stuttgart befindet (der BBC Reporter wies darauf extra hin).
Das Hauptquartier der U. S. Air Forces, Africa ( http://www.17af.usafe.af.mil ), befindet sich in Ramstein.
Es sieht also so aus, dass wir in Deutschland durchaus in dem aktuellen Konflikt involviert sind.
Was man so im Netz zu Libyen lesen kann:
Moskau bedauert den Beginn der internationalen Operation gegen das Gaddafi-Regime, die aufgrund der „übereilt angenommenen Resolution 1973 des Weltsicherheitsrates“ begonnen wurde. „Wir rufen alle Konfliktparteien in Libyen sowie die Teilnehmer der Militäroperation auf, alles zu tun, um das Leiden der friedlichen Zivilbevölkerung zu verhindern“, heißt es in einer am Samstag in Moskau veröffentlichten Erklärung des russischen Außenministeriums.
Ausländische Kampfflugzeuge bombardieren Zivilobjekte in Tripolis.
Zerbombt sei ein Krankenhaus am Stadtrand von Tripolis sowie Öldepots im Raum der Stadt Misurata.
„Die USA, Großbritannien, Frankreich, Italien und Kanada fliegen Bombenangriffe entlang der gesamten libyschen Küste“, wurde ein nicht namentlich genannter Pentagon-Sprecher zitiert.
Nach Angaben der libyschen Nachrichtenagentur Jana brachen im Raum von Misurata Brände aus, die die gesamte Region gefährden.
Ein Flugzeug der internationalen Kräfte sei abgeschossen worden.
Nun, der „Große Spaß für Deutschlands Verbündete“ scheint es nicht zu sein. Und von der Umsetzung der – begrenzten – Anwendung militärischer Gewalt und Maßnahmen zum Schutz der Zivilbevölkerung kann hier wohl (erwartungsgemäß) nicht mehr die Rede sein.
@Stefan | 19. März 2011 – 20:39
„Auch Gaddafi ist ein Zivilist …. Damit ist er laut UN-Resolution zu schützen und nicht zu bekämpfen. “
Das ist falsch. Zur rechtlichen Grundlage des targetting von Regierungen und deren Einrichtungen wuerde ich Ihnen
http://lawdigitalcommons.bc.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=1139&context=iclr&sei-redir=1#search=%22treacherous+attempt+upon+the+life+of+an+enemy%22
empfehlen. Es gibt auch in meinen Augen einige Gruende, gegen den Libyeneinsatz zu sein, v.a. die bisher mangelnde Diskussion des einer NFZ folgenden „end game“. Rechtliche Probleme sehe ich aber eher weniger.
Ein genialer Logiker, unser Freund Stefan. Wenn sich die Zivilisten Eva Braun und Adolf Hitler als menschliche Schutzschilde vor Auschwitz aufgebaut hätten, dann hätte man dieser Logik nach also die Gaskammern lustig weiterqualmen lassen sollen? Und die jüdischen Aufständischen im Warschauer Ghetto waren natürlich Kombattanten, also taten Stroops SS-Killer nur Recht daran, sie auszurotten. Wie naiv sind Sie eigentlich? Armes Deutschland!
Chers amis,
ich freue mich über die Diskussion – und wie immer freue ich mich, wenn es ohne persönliche Angriffe untereinander geht…
@UP | 20. März 2011 – 0:41
Wenn ich Sie richtig verstehe, dann wäre danach Frau Merkel auch keine Zivilistin und könnte danach … ? ;-)
Das ein US-Dokument das so sieht, o.k.. Nur ist das nicht internationales Recht. Staatschefs genießen sogar Imunität und besonderen Schutz.
Ist mir eigentlich wurst, was mit Gaddafi geschieht. Mir ging es nur um die rein rechtliche Betrachtung. Wegen der Rechtsstaatlichkeit in einer Demokratie.
Wenn da mal nicht der IBUK im V-Fall am Ende noch Recht behalten wird……
Dabei fand ich sie vor zwei Tagen eher peinlich…..
@Memoria
Am Ende ist es auch nur ein Gefühl, dass dem Schämen geleicht!
Was im Einzelfall als peinlich empfunden wird, ist jedoch stark von der jeweiligen Persönlichkeit, von kulturellen und auch von gesellschaftlichen Aspekten abhängig.
(Wiki)
Scham ist ein Gefühl der Verlegenheit oder der Bloßstellung, das durch Verletzung der Intimsphäre auftreten kann oder auf dem Bewusstsein beruhen kann, durch unehrenhafte, unanständige oder erfolglose Handlungen sozialen Erwartungen oder Normen nicht entsprochen zu haben. (Wiki)
Was sin den bei diesem Einsatz unehrenhafte, unanständige oder erfolglose Handlungen?
Tote Zivilisten? Tote Soldaten unserer Verbündeten? Tote Soldaten die unter MelG auch nur ihren Dienst für deren Vaterland ausübten? Tote Rebellen, Freiheitskämpfer, Terroristen (Titel wird meist vom Sieger vergeben)?
Da ist es doch höchst anständig zu sagen: „Wir setzen unsere Streitkräfte nur zur Verteidigung ein (dies setzt einen Angriff (oder geplanten) voraus).
Aus innenpolitischen Problemen halten wir uns heraus!
Wer sich einmischen will, kann dass dann machen, aber er wird dann nicht unter dem Deckmantel „Das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes zu verteidigen“ in ein Dilemma entsandt. Da wäre es doch schön wenn die EU eine Söldnertruppe hätte und der nationale Vorbehalt im Lande bleibt in der „national guard“ incll. „Innere Führung“ und VP.
Die Heißdüsen können sich dann für die Auslandseisätze der Wirtschaft, UN, USA und sonstiger Interessengruppen melden und die normal Bürger (geborene Verteidiger ihrer Staaten) dienen in der NG.
Rio Amazoco | 20. März 2011 – 1:20
Dieser Vergleich geht total daneben. Im 2. WK gab es noch keine UN-Mandate, die den Schutz der Zivilisten ausdrücklich vorschrieben und mit denen man legitimiert in den Krieg zog. Darum wurden auch massenhaft Zivilisten totgebombt. Darum sprach man auch z.B. bezüglich der Moskauer Bevölkerung nicht von menschlichen Schutzschilden für Stalin oder in Berlin von menschlichen Schutzschilden für Hitler oder in London ….
Krieg ist kein Computerspiel, wie Sudden Strike.