RC N Watch: Zwei Panzerhaubitzen für den OP North
Liebes Deutsches Heer, ich bin ja, gebe ich zu, auf die Geschichte Eiserne Reserve für Kunduz reingefallen. War ich doch der Meinung, dass die beiden bereits im vergangenen Jahr nach Afghanistan verlegten Panzerhaubitzen 2000 in Kundus stehen und von dort aus ihre Geschosse verfeuern.
Dankenswerterweise habe ich aufmerksame Leser, die mich nicht nur auf die Zeitschrift der Artillerietruppe hinweisen, sondern diese auch durchlesen und dabei auf die Passage stoßen
Am 17. Oktober erfolgte die Verlegung einer PzH2000, einer Feuerleitkabine und eines Wettertrupps zur FOB (forward operating base) OP North nahe BAGHLAN.
Ich kann mich täuschen – aber ich glaube, der Öffentlichkeit ist bislang nicht bewusst gewesen, dass deutsche Panzerhaubitzen seit Monaten an gleich zwei Einsatzorten in Nord-Afghanistan für die Gefechte im Einsatz sind. Und die im oben genannten Bericht des Heeres erwähnte Eiserne Reserve ist mitnichten nur für Kundus, sondern ebenso für den OP North bestimmt:
Auf dem OP North wurde durch die Pionierkompanie bereits eine zweite Feuerstellung vorbereitet.
Es ist vielleicht nur eine Nachlässigkeit am Rande. Aber wenn es schon nicht geheim ist, sollte es vielleicht auch erwähnt werden.
Etwas OT aber auch Kunduz: http://www.tolonews.com/en/afghanistan/1746-30-militants-surrender-to-afghan-government
Irre ich mich oder gab es die Meldung hier noch nicht?
Abgesehen davon ist der Artikel der Artillerietruppe allerdings faktenmässig hinreichend fehlerhaft…
@Volker
?
Der Minister würde dazu wohl sagen: Wir müssen halt Zeitung lesen, dann wissen wir auch, was passiert. Ist ja auch eine Art Zeitung, dieses Blättchen…
Ich möchte darum bitten, diese Informationen nicht zu skandalisieren sondern diesen Vorgang zu begrüßen. Die Message sollte sein: „Gut so, Jungs!“ Und nicht: „Böses Ministerium, was verschweigt ihr uns da schonwieder? Skandal!“
Das kann gerne die Bildzeitung machen aber ein Mil-Blog sollte doch er pro-Truppe schreiben? Also bitte nicht auf den ewigen Skandalisierungszug aufspringen, das macht der Mainstream schon genug. Danke.
Es sind doch nur die reinen Fakten und warum sollte das BMVg die Oeffentlichkeit ueber jede Planungsabsicht im Einsatzland informieren?
Jedem informierten Buerger ist es klar, dass die Haubitze in AFG ist und eingesetzt werden darf. Das man sich mehrere Optionen vorbehalten moechte macht Sinn und muss nicht verschwiegen und auch nicht zwingend von der Bw kommuniziert werden.
Weiterhin… toller blog und fuer mich eine der besten Informationsquellen.
Auf die Gefahr hin, mich hier dem geballten Zorn auszusetzen, indem ich nicht auf eine PRO-irgendetwas Schiene aufspringe: S. 11 der besagten Zeitschrift enthält einen durchaus interessanten Abschnitt zum Thema Reformbedürftigkeit und Einsatzorientierung. Dort ist zu lesen:
„Die Treffergebnisse mit DM72 entsprachen jedoch weder unseren noch den Erwartungen der Kampftruppe. Dieser Zustand war sowohl für die Artilleristen als auch für die Kampftruppe mehr als unbefriedigend und sorgte nachhaltig für Verunsicherung und Vertrauensverlust, insbesondere da es nicht gelang, schnell Stangentreibladungen in das Einsatzland Afghanistan zuzuführen. Lange administrative Versorgungsprozesse und die Urlaubsphase in Deutschland waren eine ungünstige Kombination. (…) Umgehend wurde die Folgeversorgung mit Stangentreibladung eingeleitet. Trotzdem dauerte die Versorgung noch vier Wochen, und auch diese Zeit konnte nur erreicht werden, weil der General der Artillerietruppe persönlich den Chef des Stabes Streitkräfteunterstützungskommando einschaltete und damit den Ablauf deutlich beschleunigte.“
Sollte man ja eigentlich nicht für möglich halten.
@dallisfaction: Ein Mil-Blog wie Augen Geradeaus ist ein journalistisches Medium. Für Pro- oder Contra-Texte zu bestimmten Sachverhalten müssten Sie sich an die Propagandaabteilungen der jeweiligen Organisationen wenden ;-)
Und weil es, wie uns das Beispiel Gorch Fock zeigt, schwer bis unmöglich ist, angesichts divergierender Interessen in der Organisation, PRO-Bundeswehr zu schreiben, bin ich sehr froh, dass Thomas Wiegold hier PRO-Wirklichkeit schreibt.
@ dallisfaction
…ein Mil-Blog sollte doch er pro-Truppe schreiben?
Pro-Truppe? Wie geht das denn?
Das opsec/persec Tabu ist versteht sich ja von selbst und wer weichgespültes möchte wird auf bundeswehr.de bestens bedient. Wobei es fragwürdig ist ob so eine geschönte Berichterstattung tatsächlich im Interesse der Truppe ist.
@jetflyer
… nicht zwingend von der Bw kommuniziert werden… – ok. Aber in den eigenen Berichten einen, sagen wir mal nicht ganz zutreffenden Eindruck zu vermitteln, muss dann auch nicht zwingend sein.
(Danke für die Blumen.)
Was wäre denn daran geschönt, einfach nur zu berichten, dass die Haubitzen jetzt auch vorgeschoben eingesetzt werden? Warum muss man das denn gleich skandalisieren? Ich finde die Info an sich wichtig und begrüßenswert. Aber warum muss in der Meldung dann gleich in Richtung der BW getreten werden? Tut mir leid, bei allen gegenteiligen Meinungen hier, ich finde es unnötig.
@ Sascha Stoltenow
Ich bin vollkommen bei Ihnen. Allerdings habe ich eben die gelbe Schleife am Revers und finde man sollte sich – wo immer möglich – hinter die Truppe stellen. Und dazu gehört auch Motivation anstatt Draufhauen. Das schliesst ja nicht aus, auch anlassbezogen Kritik zu üben.
@dallisfaction
So langsam wird es unerträglich, wenn für die „richtige Seite“ gelogen werden darf. Denn dann ist es auch bald statthaft, für die „richtige Seite“ Unterlagen zu fälschen, Betrug zu begehen und Schlimmeres. Mit solchen Argumentationen und Werthaltungen landet man direkt wieder bei so schönen Sachen wie der schwarzen Reichswehr. Und das Gerede von „pro-Truppe“ und „gegen Skandalisierung“ kann ich nicht anders verstehen, als einen deutlichen Hinweis, dass der alte Ungeist des skrupelosen Gauners Ludendorff fröhliche Urständ in der BW feiert.
Noch ein kleiner Erinnerungsposten: Manfred Kanther hat seine Gaunereien in der hessischen Spendenaffäre („. . . jüdische Vermächtnisse . . .“) mit genau solchen Argumenten versucht zu entschuldigen und hat glücklicherweise eine glasklare rechtskräftige Verurteilung dafür kassiert. Sollte die Haltung von dallisfaction repräsentativ auch nur für einen größeren Teil der BW sein, müsste der Saustall aber ganz schnell und gründlich ausgemistet werden.
@ dallisfaction
Da haben sie eigentlich Recht., zumindest was den Karotte statt Peitsche-Ansatz angeht. ;)
Aber die Informationspolitik ist teils nur noch frustrierend. Schonmal probiert das „Dorf Quatliam“ auf einer Karte zu finden? Die Höhen 431 und 432? Den OP North?
Gerade was das BMVg angeht unterstelle ich da durchaus Absicht. Es scheint kein Interesse daran zu bestehen, zu kommunizieren wie groß der Raum ist (RC Nord = halb Deutschland), und auf welche kleinem Gebiet 2009/2010 schwerpunktmäßig die Bundeswehr eingesetzt wird (Distrikt Chahar Darah = Landkreis; eigentlich nur einige wenige Gemeinden).
Gerade was die Panzerhaubitzen angeht verbreitet die Regierung glaub gerne den Eindruck, dass sich damit ja ein enormes Gebiet abdecken liesse. Dass selbst für Kämpfe in der „Nachbarschaft“ die Haubitzen verlegt werden paßt da schlicht nicht ins kommunizierte Bild.
„Zur Unterstützung unserer Soldaten, die ein Gebiet halbsogroß wie Deutschland sichern sollen, haben wir in der Provinz Kunduz – halbsogroß wie Rheinland-Pfalz – 3 Haubitzen stationiert. Um jetzt auch die andere Hälfte der Pfalz – äh sorry, Die Provinz Baghlan – abzudecken wurden zwei weitere Haubitzen nach Afghanistan verlegt.“
Und wenn die eingezeichneten Reichweiten stimmen könnte man hinzufügen: „Damit gibt es im Kampf um ein Gebiet von der Größe der halben Bundesrepublik immerhin in etwa 8 Landkreisen Feuerunterstützung durch deutsche Artillerie.“
Das macht einfach nicht soviel her und läßt einige unbequeme Fragen offen.
@dallisfaction: „Ich bin vollkommen bei Ihnen. Allerdings habe ich eben die gelbe Schleife am Revers und finde man sollte sich – wo immer möglich – hinter die Truppe stellen. Und dazu gehört auch Motivation anstatt Draufhauen. Das schliesst ja nicht aus, auch anlassbezogen Kritik zu üben.“
Vielleicht sollte man sich nicht zu lange bei mp.net rumtreiben, offensichtlich leidet da die Wahrnehmung etwas drunter, insbesondere wenn nicht zu allem „Hurra!“ geschrieen wird…..
Das ist ja auch so ein Markenzeichen der Bundeswehr-Öffentlichkeitsarbeit: Wiederverwertung von Beiträgen. Zumindest wesentliche Teile des hier verlinkten Beitrages finden sich auch in BW Aktuell Nr. 3 / 2011, S. 8f.
Ebd. auf Seite 9 wird auch berichtet, dass eine Verlegung nach Baghlan erfolgt ist. Wurde also doch auch offiziell kommuniziert. Wenn auch etwas versteckt.
@Sascha Stoltenow:
„Ein Mil-Blog wie Augen Geradeaus ist ein journalistisches Medium. Für Pro- oder Contra-Texte zu bestimmten Sachverhalten müssten Sie sich an die Propagandaabteilungen der jeweiligen Organisationen wenden ;-)“
Sind Mil-Blogs wirklich als journalistische Angebote geeignet? Die wenigsten Blogs sind doch dazu in der Lage, eigene Recherchen anzustellen, und auch Herr Wiegolds Leistung besteht doch z.T. eher darin, Informationen aufzugreifen, die an anderer Stelle bereits veröffentlicht wurden und diese dann zu interpretieren oder überhaupt erst in die deutsche Diskussion einzuführen.
Von einem „Pro-Truppe-Blog“ würde ich erwarten, dass er Informationen aus militärnaher Sicht bewertet, im Kontrast zur Mehrzahl der Medien, die auch aus der banalsten Meldung oft noch irgendwelche anrührenden oder empörenden Geschichten basteln wollen. „Pro Truppe“ würde in diesem Beispiel bedeuten, das ganz nüchtern erklärt würde, warum man die Haubitzen hier vielleicht braucht (oder auch nicht), was man mit ihnen taktisch und operativ leisten könnte (und was nicht) etc. Einen solchen Ansatz, wie er z.B. vom früheren Weblog Sicherheitspolitik verfolgt wurde, würde ich nicht als „Propaganda“ abtun.
Ups, ehe jetzt hier aufeinander eingehauen wird (ich weiß, noch nicht, aber es gibt Anzeichen…) nur der Hinweis: Ich habe nicht skandalisiert, dass Panzerhaubitzen wo auch immer stehen – ich habe mich nur ein bisschen drüber mokiert, dass die Stationierung der Artillerie im OP North doch ein wenig zurückhaltend kommuniziert bzw. immer der Eindruck erweckt wurde, die Dinger stehen nur in Kundus.
Und: In der Tat, wo all diese Orte liegen, die bisweilen in den Geschichten, Nachrichten, Meldungen auftauchen, wüsste man schon gerne. Dummerweise tragen die meisten Karten die so was mal genauer zeigen, irgendeine VS-Aufschrift. Vermutlich, damit die Aufständischen nicht so genau wissen, wo das Dorf ist, in dem sie auf die ISAF-Truppen schießen.
Ohne jetzt eine Definitions-Diskussion lostreten zu wollen: Ich seh ja Augen geradeaus nicht als MilBlog. Obwohl die Bundeswehr ein Schwerpunktthema ist fehlt dazu irgendwie der personelle Bezug zu den Streitkräften.
Es ist schlicht kein Soldaten-Blog, sondern ein Journalisten-Blog. (Was man durchaus merkt, und das ist hier positiv gemeint.)
Zu den deutschen MilBlogs würde ich eher Soldatenglück oder vielleicht noch das Afghanistan-Blog zählen.
Die Öffentlichkeit versteht doch ohnehin kaum etwas von unserem Einsatz dort, warum sollten denn taktische Details spezifiziert veröffentlicht werden? Es gibt auch keinen Grund dafür, dass die Haubitzen nur in Kunduz stehen müssten, aber demnächst schreiben die Verbände dann auch noch Einsatzorte und -zeiten ihrer Operationen auf, um die Öffentlichkeit „angemessen“ zu informieren.
Weil die Frage aufkam, wo Quatliam eigentlich liegt: In dem im Beitrag verlinkten Artikel ist eine Karte enthalten, welche die Lage dieses Ortes aufzeigt. Diese Karte ist zwar klein, aber die enthaltenen Informationen genügen, um die Ortschaft bei google earth ohne größere Probleme identifizieren zu können.
Ich finde nicht, dass es notwendig ist, alle möglichen Details zu kommunizieren. Zwar hatten bisher eigentlich alle den Kenntnissstand, dass die Haubitzen quasi zurückhaltend in Kundus eingesetzt werden, aber das ist ja auch viel günstiger für den zuständigen Politiker.
Unter der Prämisse, die Abteilung heißzuschießen, hätte es mehr Widerstand gegeben.
Ich freue mich für unsere lieben Außendienstler, nun einen kompletten Zug 2000er zur Verfügung zu haben.
@Ash
Der „Normalbürger“ liest auch keine Pressemitteilungen des BMVg, surft nicht auf deren Webseite und ist auch nicht in der Bundespressekonferenz zugegen. Genausowenig fordert jemand, dass die Bw / das BMVg vorab Einsatzplanungen rausposaunt.
Wenn aber im Nachhinein oder bei Dauerzuständen keine Informationsbereitschaft erkennbar wird, dann ist dies keine gute Außendarstellung. Wir sprechen hier ja nicht über private Firmengeheimnisse, sondern über legitimes und öffentliches (halt nur im Ausland) Handeln des Staates.
Das selbe gilt, wenn Tatsachen solange wahrheitsgemäß weichgespült werden, dass der Mehrwehrt der Mitteilung bei null liegt.
@Zivi
Eine positive Grundeinstellung gegenüber der Bundeswehr zu haben, heißt nicht alles gut zu finden und keine Kritik zu üben. Es macht aber einen Unterschied, ob Kritik das Ziel hat die Bundeswehr zu verbessern, oder ihr zu schaden. Angehörigen der Bundeswehr ein positive Grundeinstellung gegenüber derselben vorzuwerfen ist paradox.
Wenn man davon ausgehen muss, dass jede Äußerung gegen einen verwendet wird und einem somit nur schaden kann, dann sagt man eben lieber nichts.
Lange administrative Versorgungsprozesse und die Urlaubsphase in Deutschland waren eine ungünstige Kombination. (…) Umgehend wurde die Folgeversorgung mit Stangentreibladung eingeleitet. Trotzdem dauerte die Versorgung noch vier Wochen, und auch diese Zeit konnte nur erreicht werden, weil der General der Artillerietruppe persönlich den Chef des Stabes Streitkräfteunterstützungskommando einschaltete und damit den Ablauf deutlich beschleunigte.”
Das ist mal wieder eine der Aussagen wo ich nur den Kopf schütteln kann. Erst wird für ein Waffensystem, was nicht erst seit gestern in der Bw vorhanden ist, festgestellt das die eigentlich Stangentreibladung nicht so funktoniert wie man es sich vorgestellt hat. Und dann schiebt man die eigene Inkompetenz auch noch auf lange Versorgungswege geschweige denn Urlaub zurück. Also man sollte sich mal folgendes vor Augen:
1. Stangentreibladung gilt als Gefahrgut und ist entsprechend als solches zu transportieren, und kann somit nicht in einen Routineversorgungsflug „mal eben“ mit eingeladen werden.
2. Für Gefahrgutflieger gilt es grundsätzlich im Luftfahrtrecht das man hierzu die entsprechenden Diplo Clearance einholen muss (Anforderung inkl. Genehmigung 10Werktage)
Somit kann man sich fast an einer Hand abzählen, dass man ja allein um die Genehmigung zu bekommen 2 Wochen benötigt. Hierzu können aber die entsprechenden Papiere erst erstellt werden, wenn die Munition in DEU zusammengestellt worden ist. Dies geschieht bei dieser Menge auch nicht eben mal von jetzt auf gleich. Diese vier Wochen waren schon sehr schnell und wenn sich hier noch meint ein General der Artillerietruppe müsste sich in die logistischen Prozesse einschalten, kam es dazu nämlich zu weiteren Irretationen. Da hätte der Herr General lieber bei seinen eigenen Leute mal gefragt warum man vorher die verkehrte Stangentreibladung angemeldet und nach AFG verflogen hat, statt nun in fremden Gewässern der Logistik rumzufischen und sich mit fremden Federn schmücken zu wollen weil nun alles doch so schnell ging.
So ich habe fertig :)
Oh wie geil ist das denn ?
Eine typisch deutsche Situation, jetzt wird sich gegenseitig angemacht.
Der Herr Artillerist gegen den Herrn Versorger.
Hallo ??
Geht`s denn noch meine Herren?
Den Artilleristen die Funktionsfehler des Waffensystems vorzuwerfen ist eine Sache, vermutlich können Sie noch nicht mal was dafür, weil irgendein Ing. das in einer Simulation hochgerechnet hat.
Daraus abzuleiten wie fürchterlich qualvoll doch das Leben der Logistiker ist, weil Papierkram und Genehmigungen einzuholen sind, halte ich, als Angehöriger der Kampftruppen für, gelinde gesagt, verwegen.
Aber genau dieses Schreibtischdenken ist mit eines der Probleme dieser Armee.
@Orontes
Es ist zwar ein absoluter Randaspekt der obigen Diskussion, aber aus meiner professionellen Sicht möchte ich das kurz erwähnen:
In der Tat greife ich vieles auf, was bereits veröffentlicht wurde – insbesondere im Ausland, und in den deutschen Medien dann untergeht. Andererseits bemühe ich mich auch, selbstrecherchiertes hier zu schreiben… Und wo ist der Unterschied, ob dpa eine Meldung aus der New York Times widergibt oder ich? Der Unterschied ist nur die Organisation dpa (Disclosure: wo ich mein Handwerk gelernt habe). Ein Blick auf den Ägypten-Liveticker von Spiegel Online zeigt übrigens, dass die Kollegen viel von anderen Medien übernehmen. Sehr viel.
@minotaurus
Weitgehend einverstanden bis auf einen kleinen, allerdings wichtigen Punkt: In dallisfactions Statement steckt eine ziemlich hoch gehängte Forderung nach mehr oder weniger blind zu übender Loyalität gegenüber der BW. Und genau da fangen meine Bauchschmerzen an, weil damit die Kette anfängt, die von „wer hier keine Loyalität zeigt, ist gegen uns“ über „wer gegen uns ist, ist der Feind“ zu „den Feind muss man bekämpfen und dabei ist alles erlaubt“ führt. So hat die alte deutsche Rechte seit Kaisers Zeiten bis in die Gegenwart immer wieder ihre Verbrechen gegen irgendwelche „vaterlandslosen Gesellen“ gerechtfertigt. Und die verblichene DDR machte es interessanterweise ja ganz ähnlich, in dem auch dort die Loyalitätspflicht der Staatsbürger zu diesem Staat postuliert wurde. Die Verletzung dieser Pflicht taugte als Begründung für so ziemlich jede Unterdrückungsmaßnahme von der Ausbürgerung Biermanns bis hin zum Straftatbestand „Republikflucht“. Die Sache ist daher in meinen Augen nicht ganz so harmlos, wie sie auf den ersten Blick wirkt. Genau an dieser Stelle stirbt die Freiheit, die doch eigentlich verteidigt werden soll. Und nur darum geht es mir. Es sollte sich niemand persönlich angegriffen fühlen.
Danke O.G. für diese Einblicke. Das zeigt doch wie weit die Bundeswehr noch von einer „echten“ Einsatzarmee entfernt ist. Zwei Wochen für die Genehmigung zum Munitionstransport? Blitzkrieg geht anders… ;-)
Ähm. Etwas verwunderlich, dass eine Armee kein Gefahrgut transportieren darf. Ich arbeite selber im Export und man braucht da halt solche oben genannten Zertifizierungen…
Aber eine Armee? Mit eigenen Flugzeugen? Sinn? Und warum ist auf einmal die Treibladung ne falsche? Ich verstehs nicht. Muss man auch nicht, weil unmöglich.
Auch wenn’s nicht wirklich wichtig ist:
Was ist eigentlich eine Stangentreibladung? Ist das eine extra starke Treibladung? Und hat man die zuhause in den Bundeswehr-Lagern gelassen, oder hat man im Einsatzland gemerkt, dass das bisherige Produkt nicht einsatztauglich ist, und jetzt das „Modell“ gewechselt?
@zivi
Ich erkenne mich in ihrer Beschreibung überhaupt nicht wieder. Es gibt vieles zu kritisieren in der BW. Das mache ich auch häufig, gar kein Problem. Das Problem ist, es gibt den Hang in den Medien dazu pauschal alles zu kritisieren. Wie ein Reflex. Und nun gibt es mal was Gutes: 2 PzH vorgelagert stationiert. Zusätzlich. Positive Nachricht. Nicht kritikwürdig. Aber das wird dann so nicht kommuniziert sondern es wird gleich mit Kritik verbunden und was Negatives daraus gestrickt. Und nur das habe ich bemängelt.
@StFwdR
Als Angehöriger der Kampftruppe möchte ich gern ihre Reaktion sehen wenn Sie im Einsatz feststellen das ihre Leute daheim sie mit die falschen Munition ausgerüstet haben und nun ohne Handlungsmöglichkeiten stehen. Den Gipfel finde ich hier sich als General hinzustellen und zu behaupten er hat etwas beschleunigt. Da waren andere am Werk, das dürfen sie mir glauben. Es geht hier nicht darum wer einen tollen Job gemacht hat und wer nicht. Es geht einzig allein darum etwas verbockt zu haben und sich dann hinstellen zu können und zu erklären das dank ihm es alles nun beschleunigt worden ist.
Die Bundeswehr ist hinsichtlich des Transport auf Überfluggenehmigungen angewiesen, und diese müssen gerade bei Gefahrgut angemeldet werden. Diese Wege lassen sich leider kaum beschleunigen.
Als Angehöriger der Kampftruppe arbeitete ich nach dem Motto „Geht nicht gibts nicht und was nicht passt wird passend gemacht“. Improvisieren also, aber ohne Mun geht das schlecht.
Abgesehen davon ist in dem Selbstbeweihräucherungsblättchen der „Königin ges Heeres“ die Situation wohl in der Gestalt dargestellt, das selbstverständlich die Ablagen der Schüsse nicht vorhersehbar war. Schließlich bekommt die Truppe die Schießparameter vorgegeben und was da ein Ing. am Rechner in einer Simulation vorgibt muß in der Realität nicht unbedingt klappen. Selbst bei der 120 mm beim Leopold hatten wir das unsere Problemchen und da ist die Munition kompakt.
Das die modularen Treibladungen anders reagieren als die Stangentreibladungen ist unter den Umweltbedingungen vor Ort eigentlich zu erwarten. Ein modernes System wie die PzH2000 sollte die Möglichkeit bieten den Ballistikrechner entsprechend der Ablage zu korrigieren und gut ist.
In solchen Situationen ist eigentlich erst mal egal wer, was, wie verbockt hat, wichtig ist es den Fehler schnellstens abzustellen, damit es funktioniert und der Fehler zukünftig nicht wieder vorkommt..
Es sind derzeit sogar fünf Haubitzen vor Ort – drei in Kunduz und zwei im OP North. Das Parlament wurde in der UdP 05/11 des Einsatzführungsstabes vom 02.02. mit folgendem Wortlaut über die Haubitzen informiert:
„Am 27.01.11 trafen zwei zusätzliche Panzerhaubitzen 2000 als Gerätereserve in
Mazar-e Sharif ein und wurden am 31.01.11 in das PRT Kunduz und zum
Beobachtungspunkt (Observation Post / OP) North verlegt. Damit befinden sich
jetzt insgesamt fünf Panzerhaubitzen 2000 im deutschen Verantwortungsbereich:
Zwei im PRT Kunduz (plus eine als Reserve) und eine im OP North (plus eine
als Reserve).“
@ Reservist:
ähm… die UdP ist aber VS-NfD, oder???
@ J.R.
Ich bin kein Artillerist, aber ich versuche es trotzdem mal:
Die DM 72 ist als modulare Treibladung oft in Verbindung mit SMArt genannt worden und wurde da als tolle Neuerung gefeiert. Dazu Rheinmetall:
„Eine ureigene Rheinmetall-Entwicklung stellte das im Oktober 1986 erstmals in Unterlüß vorgestellte Modulare Treibladungssystem (MTLS) dar. Das Prinzip dieser neuen Art der Bewaffnung, z.B. in Form der 155 mm Munition für die Panzerhaubitze 2000, war die exakte Ladungsbestimmung pro abzufeuerndem Schuss.
Der Vorteil der modularen Treibladung gegenüber herkömmlichen Ladungen bestand in der Standardisierung der bisherigen Typenvielfalt nicht kombinierbarer Ladungen. Dazu kam, dass durch die vereinfachte Zuführung der Treibladung die Kadenz erhöht wurde, keine Restladung als Abfall anfiel, die Module leicht zu verstauen waren und zudem sowohl als Übungs- als auch als Gefechtsladungen verwendet werden konnten, so dass keine Überalterung mehr entstand.“
Diese „exakte Ladungsbestimmung“ funktionierte in AFG wohl so toll, das man Weitschüsse vom Feinsten erzeugte (ich kenne die erste Lagemeldung, weil ich zu der Zeit im Einsatzland war, die ist aber leider eingestuft). Daher nutzt man nun wieder die alte Treibladung, da man diese zuverlässiger vorbereiten kann (hat man mir erklärt).
Ich hoffe das hilft ihnen weiter.
Und ich möchte im Übrigen daran erinnern, dass die Luftwaffe nach Friedensflugbestimmungen fliegt, d.h. sie muss sowohl Transitbestimmungen einhalten (was sie ohnehin müsste) und es gelten SÄMTLICHE Regeln nach europäischem Luftfahrtrecht und nach IATA. Das bedeutet z.B. auch, das Soldaten keine Flüssigkeiten und spitze Gegenstände im Handgepäck führen dürfen, wenn sie in Luftwaffe – Maschinen sitzen… Auch nicht, wenn es in den Einsatz geht.
Die Luftwaffe, das europäische Lufttransportkommando oder die Leute von SALIS können machen was sie wollen, entscheidend sind die Überfluggenehmigungen der FREMDEN STAATEN, über die geflogen wird. Da können wir uns hier auf den Kopf stellen und schwarz ärgern, wenn wir von den FREMDEN STAATEN keine Überfluggenehmigungen bekommen, dann kommt die Munition eben nicht nach Afghanistan. So einfach ist das. Und da kann kein Logistiker und kein Artillerist und kein Luftwaffenangehöriger irgendetwas ändern.
Ok, man könnte natürlich ohne Überfluggenehmigung fliegen, aber dann wäre wohl mit dem Einsatz von Abfangjägern gegen die Transalls zu rechnen.
Ergänzung:
Da sich 2009 die Ägypter quergestellt haben, konnten z.B. die Kampfschwimmer ihre RHIBs nicht bekommen. Und vor kurzem hat sich dadurch der Routinetausch von Bordhubschraubern verzögert.
@ Voodoo
Danke, das war sehr anschaulich.
@memoria
Laut Herrn Nachtwei ja. ;)
Aber als Laie: Es ist „nur“ „Verschlusssache – nur für den Dienstgebrauch“, die niedrigste Einstufung; praktisch alle Geheimhaltungsvorschriften greifen laut Geheimschutzordnung des deutschen Bundestags erst ab einer Stufe höher („Verschlusssache – vertraulich“).
Dann ist da noch §3.1: „Von Geheimeinstufungen ist nur der unbedingt notwendige Gebrauch zu machen. VS sind nicht höher einzustufen, als es ihr Inhalt erfordert.“
Und der oben zitierte Inhalt hat sich ja bereits in Bundeswehr-Publikationen wiedergefunden.
@J.R. und Orontes: In der Tat, „echte“ Mil-Blogs haben wir hier kaum. Und, wenn ich das mal so offen sagen darf: Soldatenglück ist ja eher eine Sammelstelle für Inhalte, so eine Art Presseschau, mit nur ganz wenigen eigenen Beiträgen. Aus der soldatischen Perspektive schreibt da keiner. Auch Boris Barschow ist ja ein „Spätberufener“, der in Afghanistan ein Herzensthema gefunden hat.
An der Haubitzendiskussion werden aber auch für mich als ehem. Offizier die Kompetenzgrenzen deutlich. Insofern ist die journalistische Ausrichtung von AG geradezu perfekt, denn hier in den Kommentaren, findet sich früher oder später immer wer, der sich damit auskennt. Wir müssen also nur die richtigen Fragen stellen. Eine journalistische Aufgabe.
Und eins noch zum Thema Recherche: pro Jahr habe ich etwa zweimal die Zeit, Themen tiefergehend zu recherchieren, zuletzt die Forward Media Teams der NATO. Sie können sich nicht vorstellen, auf welche Verzögerungsgefechte man da trifft.
@Sascha Stoltenow
„Soldatenglück“ macht sich ja noch nicht einmal die Mühe, die Kommentare aus Lokalzeitungen, die dort den Großteil des Inhalts bilden, richtig zu verlinken. Im Vergleich dazu fand ich Boris Barschows diverse Experimente z.T. durchaus interessant, und man merkt, dass hier jemand mit sehr viel Engagement zugange ist, wenn auch die inhaltliche Tiefe m.E. leider nicht immer überzeugt. Und Herr Wiegold muss ständig den Spagat zwischen Journalist und Blogger schaffen, wobei er wohl manchen Kompromiss eingeht, was die Bewertung des Geschehens angeht, bei der er sich sehr zurückhält. Einen richtigen Mil-Blog, in dem aktive oder ehemalige Soldaten militärische oder soldatische Themen aus vorwiegend militärischer oder soldatischer Perspektive auch kommentierend aufgreifen, gibt es in Deutschand leider nicht. Der „Bendler-Blog“käme dem vielleicht noch am nächsten, wenn er nicht so extrem spezialisiert wäre.
@ Sascha Stoltenow, Orontes
Mein Eindruck ist ja schon, dass da die „soldatische Perspektive“ durchaus gegeben ist, zumindest was Selbstbild/Positionierung angeht. Das ist is ja bei diversen Kommentatoren hier im Blog, die ja auch „nur“ Ehemalige sind, ähnlich. ;)
Für die Einstufung als MilBlog reicht das in meinen Augen aus. Ich käm vergleichsweise auch nicht auf die Idee, The Sandbox nicht als MilBlog zu sehen – dabei werden da auch keine eigenen Einträge eingestellt.
Was wirklich fehlt, und da stimm ich mit ihnen überein:
– Soldaten-Alltags-Blogs. Nicht weil mich persönlich das Kleinklein der Bundeswehr besonders interessieren würde. Aber in Deutschland fehlt schlicht die Darstellung des soldatischen Alltags. Sich nur von Krise zu Krise zu hangeln (und würde die noch so gut aufgearbeitet) liefert halt ein verzerrtes Bild und sorgt für eine nervöse Grundstimmung – da fehlt schlicht der Rahmen, das Normale. Letztlich ist es wohl das, was mit „Präsenz in der Fläche“ immer gemeint ist. Nur läßt sich das über das Netz deutlich besser umsetzen als über möglichst viele Kasernen oder über das gefiltert-weichgezeichnete Bla in Verbandszeitungen.
– Meinungsblogs. Es tut einer Demokratie schlicht nicht gut, wenn sich die Leute mit dem meisten Fachwissen zu einem Thema aus dem Diskurs raushalten. Und gerade aus einem guten Streitgespräch kann man da einiges Mitnehmen. Die Kommentare hier auf Augen geradeaus können da etwas aushelfen. Aber für etwas größere Debatten taugt es trotzdem nicht, allein von der Übersichtlichkeit her.
– Vor-Ort-Blogs. Weil Informationen irgendwo herkommen müssen. Weil Recherche „von Außen“ deutlich aufwändiger/kostspieliger ist, und derzeit auch nur von einer handvoll Hartnäckiger betrieben wird. Leute die eh vor Ort sind können quasi „nebenbei“ berichten und sind doch eher am Puls, als Leute die nur für kurze Zeit vorbeischaun. Auf deutsch würde mir da nur ein Blog einfallen (Afghanistan Today), welches jetzt – fast schon zum Glück – kein MilBlog ist.
Gibt natürlich keinen Grund, warum ein Blog nicht in alle drei Kategorien fallen sollte. ;)
Es gibt noch einen englischsprachigen Blog aus deutscher Feder. Ob Kategorie MilBlog, möge jmd entscheiden.
Sehr unterhaltsame kulturelle Differenzen zwischen Artilleristen und Logistikern ;-) Die Versorgung der OP North ist ein generelles Problem. Da wir kaum über geschützte Transportfahrzeuge verfügen, reißen sich die Logistiker nicht darum in die OP North rauszufahren. Pioniergerät und Ersatzteile erreichen daher diesen Bereich kaum. Auf Essen mußten die Jungs des ASB auch einmal sechs Tage warten. Darüber hinaus bedient man sich bei der Versorgung zunehmend bei Contractors, um die Personalobergrenze nicht zu sehr zu belasten.
Die Soldaten würden sich im Übrigen freuen, wenn die OP North als FOB klassifiziert würde. Dann müßte der Stab in MeS sie nämlich als Einsatzliegenschaft behandeln.
@Tom
Ich glaube Sie haben hier eine falsche Definition gewählt. In AFG gibt es derzeit zwei Einsatzliegenschaften meines Wissens. Das ist zum einen MES und zum anderen KDZ. Meiner Meinung nach bedeutet die Definition Einsatzliegenschaft nämlich, dass sie durch die Einsatzverwaltung betrieben wird. Ich glaube daher nicht das eine FOB hier von Zivilisten in Uniform betrieben werden kann .
„Da wir kaum über geschützte Transportfahrzeuge verfügen, reißen sich die Logistiker nicht darum in die OP North rauszufahren.“
Warum auch? Zu wissen, dass man zwischen all den DINGOS, SPz, TPz 1A8 etc. mit einem Lkw MSA 5to oder 10t das Scheunentor in Querfahrt dargestellt, ist nicht wirklich motivierend…
Die Bundeswehr könnte dafür ja die 5 Chinooks aufkaufen, die Kanada in Afghanistan zurücklässt (Chinook helicopters to be sold as Afghan mission ends). ;)
Aber vermutlich heuert man einfach ein paar Zivilisten an. Da ist der Ersatz ja auch billiger als bei diesem teuren technischem Gerät…
@ mietsch: zeigen sie mir ein Transportfahrzeug in der Größenordnung 5 – 10to, welches – egal ob geschützt oder nicht – KEIN Scheunentor darstellt.
@ J.R.
Das die Kanadier ihre „D“ Modelle los werden wollen spricht Bände. Etwas anderes als „F“ Standard ist heutzutage indiskutabel. Dementsprechend sind die Wartezeiten für die F. Um das mal am Beispiel Italien zu veranschaulichen: Im April 2009 wurden 16 Stück bestellt. Die erste Maschine soll Ende 2013 geliefert werden und die letzte Mitte 2017.
@OG: Ich glaube, dass alle PRTs, die PATs und die FOBs Einsatzliegenschaften sind. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht lediglich vorübergehend bestehen sollen (wie etwa die COPs) und deshalb auch anders geschützt werden und eine andere Qualität der Wohn- und Funktionsbereiche ausweisen müssen.