Deutsche Transall: Evakuierung aus der libyischen Wüste
Die Bundeswehr hat Deutsche und andere EU-Bürger aus der Wüste Libyens evakuiert. Nach Informationen von Augen geradeaus holten zwei Transall-Flugzeuge der Luftwaffe mehr als 130 Menschen von einem Flughafen im Osten Libyens ab. An Bord der beiden Maschinen, die kurz nach 17 Uhr deutscher Zeit wieder starteten, waren auch bewaffnete deutsche Sicherungskräfte.
Die Informationen decken sich weitgehend mit Angaben der Bild-Zeitung, wenn auch dort nur von einem Flugzeug die Rede ist. Nach Angaben des Blattes handelt es sich um den Flughafen Nafoora-Jakharrah in der libyschen Wüste.
Derweil berichten sowohl die BBC als auch Al Jazeera, dass die Briten ebenfalls rund 150 Menschen auf dem Luftweg aus der Wüste südlich von Bengasi evakuiert haben.
(Inzwischen die offizielle Bundeswehr-Bestätigung hier, die offizielle britische Bestätigung hier.)
Nachtrag: Der BBC-Bericht über die Evakuierungsaktion liest sich in Teilen merkwürdig: Of the rescuers, he said: „There was the crew. There were no soldiers as such. They were not carrying any weapons, to my knowledge.“
Und noch ein Nachtrag zur diskutierten Frage der nachträglichen parlamentarischen Billigung des Einsatzes: Dazu hat sich am Montag der Sprecher des Auswärtigen Amtes in der Bundespressekonferenz geäußert:
Dafür muss man sich das Parlamentsbeteiligungsgesetz genau ansehen; das würde ich Ihnen empfehlen. Es gibt nach den §§ 3 und 5 sozusagen die Pflicht, im Vorhinein zu unterrichten, wenn sich ein bewaffneter Einsatz abzeichnen könnte. Wenn sich im Nachhinein herausstellt, dass es tatsächlich ein bewaffneter Einsatz war, muss die nachträgliche Zustimmung des Deutschen Bundestages eingeholt werden. In diesem Falle war es so, dass ein bewaffneter Einsatz bevorgestanden haben könnte. Nachträglich war es ein gesicherter Evakuierungseinsatz mit humanitärer Zielsetzung, also kein bewaffneter Einsatz. Demzufolge muss auch nachträglich keine Zustimmung des Bundestages eingeholt werden.
Eine Aufgabe für die Marine-Einheiten könnte auch einfach die Sicherung des Flugbetriebs sein. Auch wenn eine Notwasserung mit großen Luftfahrzeugen keine sonderlich große Erfolgswahrscheinlichkeit hat, ist es für die Besatzungen und Passagiere vermutlich ein zusätzlicher Beruhigungsfaktor, dass auf den Hin- und Zurückwegen freundliche Einheiten in der Nähe herumschwimmen.
@mwk, Keyser-Soze
Da die gesamte Wartungsausrüstung (von fest installierten Dingen wie Betankungs- oder Verfahranlage mal abgesehen) den fliegenden Verbänden gehört und nur zu den Einschiffungen an Bord gebracht wird, wäre es rein theoretisch möglich, mit einem Sea King auch auf eine Fregatte zu gehen. Zum Verfahren müsste man dann eben diese merkwürdigen „Mechanical Handler“ nutzen, und den Rest irgendwie unterbringen. Vermutlich würde man auch das Hangartor nicht mehr schließen können, aber theoretisch denkbar ist eine Sea-King-Einschiffung auf einer Fregatte. Aber solange ein EGV zur Verfügung steht, muss man sich den Stress ja nicht antun!
Umgekehrt (Lynx auf EGV) hat es schon ganz gut geklappt, wenn auch mit überraschenden Detailproblemen für alle Beteiligten.
Sea-King und Sea-Lynx sind wohl Auslaufmodelle und deren Piloten bekommen zuwenig Flugstunden hoffe wir bekommen durch die Reform neue und zweckmäßige Fluggeräte. Im Moment sieht es wohl eher schlecht aus (auch mit der Lynx).
Es ist erfreulich, dass der Einsatz ohne Blutvergießen erfolgte.
@SJB
Zitat: „Wie bitte? Eine Genehmigung der lybischen Behörden? Das soll wohl ein schlechter Witz sein!“
Ein Witz ist dies zumindest nicht für die Türken, die Russen und die Chinesen (allein 33.000 Chinesen), die ihre Bürger ausschließlich zivil außer Landes bringen und offensichtlich dabei keine Sicherheitsprobleme haben. Es funktioniert hier anscheinend reibungslos ohne Spezialeinheiten und ohne Kriegsschiffe. Die Franzosen z.B. lassen sich von den Russen dort zeitweilig diplomatisch bei den libyschen Behörden vertreten. Bei wem? Warum flüchten die russischenen, türkischen und chinesischenen Diplomaten nicht? Schützt hier die BW vielleicht, wo es nichts zu schützen gibt? Die Chinese berichten von der Freundlichkeit und Unterstützung durch die Libyer. Sind dort nur EU-Bürger in Lebensgefahr, sodass ein ausländischer Militäreinsatz in einem souveränen Land völkerrechtlich gedeckt ist? Warum warnt gerade Erdogan vor äußerer Einmischung in Libyen?
„Umgekehrt (Lynx auf EGV) hat es schon ganz gut geklappt, wenn auch mit überraschenden Detailproblemen für alle Beteiligten.“
@MFG
Das muss wohl bei Good Hope 2010 (oder schon 2009?) gewesen sein?
Gehört hier vielleicht nicht her, aber über die „Detailprobleme“ würde ich gerne näheres wissen. Ginge das, ganz kurz?
@Elhanan
Zitat: „Es ist erfreulich, dass der Einsatz ohne Blutvergießen erfolgte.“
Ich kenne keine Meldung nach der auch nur ein einziger Ausländer in Libyen zu Schaden kam. So gefährlich scheint die Sicherheitslage in Libyen wohl nicht zu sein. Ein CSAR-Einsatz war der Einsatz unserer Spezialkräfte wohl nicht.
Die Briten haben SeaKings monatelang in Afghanistan eingesetzt. Nur weil der Hubschrauber eigentlich für was anderes gedacht sind, heißt dass nicht dass sie nicht auch für andere Missionen zu gebrauchen sind. Bewaffnete Rettungseinsätze gehören dann allerdings doch wohl eher nicht dazu.
@SJB:
Die von @Stefan aufgeworfenen rechtlichen Fragen sind doch richtig. Ich möchte auch nicht, dass hier ein kongolesisches Militärflugzeug auf der Wiese landet und bewaffnete(?) militärische(?) Sicherungskräfte für die Zeit X eine No-Go-Zone einrichten.
Und man muss man sich auch von dem reinen völkerrechtlichen und verfassungsrechtlichen Blick lösen. Auch für die eingesetzten Kräfte ist es wichtig, auf welcher Rechtsgrundlage sie handeln. Das reicht von der Absicherung bei Tod/Verwundung/Gefangenschaft bis hin zu strafrechtlichen Konsequenzen bei offensivem Handeln.
Überspitzung: Wenn das BMVg bewaffnete Soldaten nach Österreich schickt und diese dort 20 Österreicher (in Nothilfe) erschießen, würde sich nicht nur der österreichische Staatsanwalt für den Vorgang interessieren.
Und genauso bedarf es hier eines BT-Mandats, wenn dies denn rechtlich geboten ist.
Ein BT-Mandat ist doch nichts unanständiges, enthält keine operativen Details und findet auch eine 90%-Mehrheit. Und da der Grüne Beck eine vorhergehende Unterrichtung verneint und KTzG sich laut SpOn mit „Kabinettskollegen“ abgestimmt hat, wurden wohl auch nicht die Obleute vorab unterrichtet. *grummel*
Warten wir mal ab, was die Presse und die Opposition noch an Details (nein, nicht OpSec) zusammen trägt.
Bislang ist ja offiziell nur von „Sicherungskräften“ die Rede. Das müssten ja nicht unbedingt Soldaten sein; und sie müssten ja auch nicht unbedingt mit Schusswaffen bewaffnet sein – die Definitionen sind da nicht eindeutig.
OT: Gaddafis neuster PSYOPS-Versuch richtet sich an junge männliche Aufständische. Dabei kommen auch Mitglieder seiner Leibwache zum Einsatz. Die Authentizität des Videos ist noch unbestätigt ;-)
http://www.youtube.com/watch?v=cBY-0n4esNY
Treu deutsch nach Recht und Gesetz.
laut Staatsminister Hoyer :
Rechtsgrundlage aus dem Parlamentsbeteiligungsgesetz
Da sollte der gute Beck mal einen Blick ins GG werfen ;-)
Aber da dies dem deutschen Michel mit Sicherheit nicht geläufig ist, lässt sich damit prima Stimmung gegen die Regierung machen.
Ein Schelm wer böses dabei denkt.
@Stefan
Ich kenne keine Meldung nach der auch nur ein einziger Ausländer in Libyen zu Schaden kam. So gefährlich scheint die Sicherheitslage in Libyen wohl nicht zu sein. Ein CSAR-Einsatz war der Einsatz unserer Spezialkräfte wohl nicht.
Natürlich warten wir politisch korrekt erst mal ab bis die ersten Toten da zu beklagen sind.
Ohne Worte.
**Kopfschüttel**
@Stefan:
Also ich weiß ja nicht ob die Chinesen, Russen etc. keine Probleme haben weil sie die Lybischen Behörden gefragt haben. Die Frage ist ja in wiefern gibt es letztere überhaupt noch, bzw. in wieweit sind das noch die richtigen Ansprechpartner für manche Teile des Landes. Was ich so gehört und gelesen habe, waren es vor allem marodierende Banden die die Wüstencamps unsicher gemacht haben. Glaube kaum dass die auf irgendwelche Behörden hören.
Rechtliche Fragen gibt es tatsächlich und da stimm ich ihnen vollkommen zu, aber ich glaube schon dass es den Absicherungsbedarf gab bei dieser Rettungsaktion die soweit südlich stattfand. Chinesische Staatsbürger, die in den Küstenstädten unterwegs sind, kann man tatsächlich zivil evakuieren (wobei auch die Chinesen ein Marineschiff entsandt haben. Zudem meine ich gelesen zu haben, dass China die Evakuierung von einigen Landsleuten mit Hilfe von Flugzeugen anderer Nationen organisiert hat, finde aber leider die Quelle nicht mehr).
Moin Moin.
Ein Sea King kann auf einer Fregatte landen. Er passt allerdings nicht in den Hangar und ist daher zeitlich sehr eingeschränkt.
Wie oben schon steht, für den EAV sind keine Lynx an Bord der Fregatten. Momentan befinden sich 2 Lynx im Rahmen der Mission ATALANTA vor Somalia.
Momentan befinden sich 2 Sea King Hubschrauber aus dem Marinefliegergeschwader 5 an Bord des Einsatzgruppenversorgers BERLIN. Einer wurde kurzfristig inkl Crew nachgeführt.
@mwk: Mir ist nicht wirklich klar, was Sie meinen. Es war immer bekannt, dass der / die King(s) an Bord der BERLIN sind.
@Keyser-Soze: Deutschland verfügt sehr wohl über einen Hubschrauber, der für die bewaffnete Personenrückführung von See aus geeignet ist.
Natürlich gibt es immer besseres Material, aber der Sea King eignet sich durchaus dafür, besonders durch die moderne Avionik und den Ausbildungs- und Ausrüstungsstand der Besatzungen.
@StFwdR:
Dann hat sich Volker Beck wirklich etwas aus dem Fenster gelehnt. Wobei: Informiert wurde ja angeblich die Fraktionsvorsitzenden und wenn die -wie gewünscht- geschwiegen haben, konnte es Herr Beck gar nicht wissen. ;-)
Na dann bleibt ja nur noch, nächste Woche mal einen Blick in den Mandatstext zu werfen – rein interessehalber.
Fürs Protokoll: Die Bedingungen des § 5 Abs. 1 ParlBG halte ich weiterhin nicht für gegeben – ist aber meine Pech.
Ich finde es aber gut, dass die Medien dem Wunsch der BReg gefolgt sind und geschwiegen haben. Dass sie etwas wussten, konnte man vorher trotzdem ahnen. Auch Herr Wiegold hat sich vorab(!) sinngemäß geäußert, dass man nicht zu allem was schreiben muss. Da hörte man dann deutlich die Nachtigall trapsen.
@Tom
Na ja, nicht gewußt ist das eine, unwissenheit auszunutzen das andere.
Sie können getrost davon ausgehen das die Spitzenleute der Parteien innerhalb kürzester Zeit informiert waren.
Ein Schelm wer böses denkt.
Ebenfalls füs Protokoll
Muß in einer solchen Lage immer erst mal was passiert sein, Tote und Verwundete da sein bevor jemand die Initiative ergreift und Verantwortung übernimmt?
@TimTimTim
In Ihrem Kommentar:
„…Die Fregatten können als Führungsschiffe eingesetzt werden, haben ja auch einen entsprechenden Stab an Bord (kann ggfs nachgeführt werden)….
Auch weiß ich nicht, in wie weit die libysche Luftverkehrskontrolle noch funktionsfähig ist.
Zur Evakuierung sind sie auch nur begrenzt einsetzbar. Zwar sind 2 Sea Kings an Bord …“
haben Sie die beiden MK41 mit den Fregatten in Verbindung gebracht. Deswegen meine Nachfrage.
@Stefan
Zur Lage mancher Ölarbeiter gibt es hier einen kurzen Augenzeugenbericht. Ich glaube,
dies ist eine gute Antwort auf Ihre Frage? „So gefährlich scheint die Sicherheitslage in Libyen wohl nicht zu „, zu sein.
Zitat von http://www.bbc.co.uk/news/uk-scotland-glasgow-west-12550802
…
They have been trapped for a number of days, since protests in the country turned to violence. About 300 people have been killed in the uprising.
„We are living every day in fear of our lives,“ Mr Coyle told the BBC.
Armed looters have already ransacked a nearby camp, forcing German workers to join them. Mr Coyle said this had tripled the number the camp usually provides for.
In a radio interview he said the oil workers, who are about two-and-a-half hours from Benghazi, could not get to the airport and the UK government was ignoring their pleas to be rescued.
„We have been left without any protection whatsoever,“ he said. „The looters are local people armed with AK47s.
„We are living a nightmare“
@StFwdR:
Die Verantwortlichen haben anscheinend bis zum Abschluss der Aktion gegenüber der Öffentlichkeit geschwiegen -ok. Wenn ich aber im Nachhinein nicht sofort -und das bedeutet im Internetzeitalter wirklich sofort- alle veröffentlichbaren Informationen raushaue, dann biete ich dem politischen Gegner eine Flanke an. Wenn er sie nutzt, dann hat er sein Handwerk verstanden.
Aber gute PR-Arbeit (SP auf dem letzten Wort) ist derzeit in der BReg leider eher selten anzutreffen.
Sollten Sie mit ihrer „Protokoll-Erklärung“ meinen ablehnenden Verweis auf § 5 ParlBG meinen, so sei Ihnen gesagt, dass der BT gerade eine Sitzungswoche hinter sich hat, die Lage sich deutlich abzeichnete und auch die Optionen offenkundig (für Militärs/Zivilisten/Politiker/Journalisten und auch für Inland/Ausland) waren – eine Befassung wäre ohne Probleme möglich gewesen. Man hätte nicht bis zum unerwartet eintreffenden Wochenende (Fr, 22:30 Uhr) warten müssen.
@Tom
Sie haben Recht mit der BT-Woche, doch was wäre dann mit der Geheimhaltung gewesen ?
Solche Operationen leben zum wesentlichen Teil davon das Überraschungsmoment auszunutzen.
Zum anderen hat sich die Lage offensichtlich gerade zum Wochenende hin dramatisch verschärft.
Sollen wir deshalb jetzt Vorratsbeschlüsse für die restlichen Staaten der Region treffen? Nur so vorbeugend ?
Das Parlamentsbeteiligungsgesetz hat nicht ohne Grund diesen Passus.
Al Jazeera berichtet, dass bei der Evakuierung die britischen C130 von sich bereits vor Ort befindlichen „schwer bewaffneten“ SAS am Boden unterstützt wurde.
Die Lageverschärfung trat aber nicht am späten Freitag ein, sondern Anfang/Mitte der Woche.
Die Bundeswehrplanungen begannen ebenfalls nicht am Freitag Abend.
Wäre durch einen Beschluss der Marke „Bw darf mit max 500 Soldaten unter Nutzung H/Lw/Mar und unter Anwendung Selbstverteidigung/Notwehr DEU-/EU-Bürger auf dem Land-/Luft-/Seeweg aus Libyen rausholen“ deutsche Staatsbürger in Libyen gefährdet worden? Nicht wenn man unterstellt, dass Libyen die internationale Presse und Politik ansatzweise im Auge hat und klar denken kann. (Ok, Letzteres darf bezweifelt werden.)
Andere Staaten stehen zur Zeit nicht so dringend auf der to-do-Liste.
@ StFwdR
Die inzwischen mehrfach zitierte Rechtslage ist doch eindeutig.
Bis gestern Abend ca. 19:00 Uhr konnte man unter Berufung auf § 5 Abs. 1 ParlBG auf die Einholung eines Bundestagsbeschlusses verzichten. Die Unterrichtung der Fraktionen gem. § 5 Abs. 2 ParlBG war ja offensichtlich gegeben.
Da nun jede Geheimhaltung etc. futsch ist, ist ein Bundestagsbeschluss gem. § 5 Abs. 3 Satz 1 ParlBG ( „Der Antrag auf Zustimmung zum Einsatz ist unverzüglich nachzuholen.“) fällig.
Irgendeine Unterrichtung der Fraktionsvorsitzenden etc. reicht keinesfalls aus.
Spätestens mit Ablauf des Wochenendes ist also morgen ein entsprechender Antrag auf Zustimmung seitens der Bundesregierung vorzulegen.
Irgendeinen Ermessensspielraum, dies durch z. B. eine Unterrichtung der Obleute zu substituieren, sehe ich nicht.
Unter diplomatischen Gesichtspunkten ist eine Befassung des Bundestages natürlich höchst unglücklich, da Gaddafis Propagandaabteilung dies missbrauchen wird.
Nur wenn wir Recht und Gesetz ernst nehmen wollen, muss der Bundestag sich entweder daran halten oder die Rechtslage unverzüglich ändern, sollte sie sich als unpraktikabel und Konflikte eskalierend herausstellen.
@Ottone
Stichwort „schwer bewaffnete SAS-Soldaten“:
Man sollte hier keine Kampfpanzer und Feldhaubitzen vermuten. Erfahrungsgemäß ist für die meisten Journalisten (auch in Deutschland) alles jenseits der Pistole „schwere“ Bewaffnung. Ähnliches gilt auch für „heftige Gefechte“ oder „schwere Anschläge“, wohinter sich jeweils fast nie Ereignisse mit den herbeiassoziierten Dimensionen von Stalingrad oder 9/11 verbergen. Fast alle Medien verdienen ihr Geld eben nicht mit sachlicher Analyse oder unaufgeregten Bewertungen, weil die Kunden eben lieber die sensationelle Story haben wollen. Für vernünftige Analysen gibt es daher einen eigenen Markt, in dem hochspezialisierte Experten für zahlungskräftige Kunden arbeiten.
Aus eigener Erfahrung: 80% von dem, was in internationalen Medien z.B. zur Lage in Nordafrika angeboten wurde, war unbrauchbar. Da wurde künstlich Hektik erzeugt, indem jedes Gerücht über „Liveticker“ in die Welt gesetzt wurde, und es dem Geschehen wurden Stories von „Freiheit und Demokratie vs. Diktator“ etc. aufgezwängt, während „Experten“ dazu modische Stichwörter in die Diskussion warfen. Saubere Recherche und nüchterne Analyse (zu finden z.B. vereinzelt in der FAZ) gingen in diesem Zirkus weitgehend unter.
Sehe ich genau so. Dazu kommt noch folgendes: Jede Nation wird bei den eingesetzten Kräften auf den Eigenschutz achten.
Seien es die Engländer durch den SAS oder auch die Deutschen mit den eingesetzten Kräften.
Dies scheint mir nur legitim, geht es doch schlicht und einfach um die Sicherheit der eingesetzten Soldaten.
Und ich möchte doch davon ausgehen, dass die Transall oder Sea Kings oder was weiß ich nur eingesetzt werden, wenn sie sich im Falle eines Falles auch selbst verteidigen können.
Hierbei geht es ja auch nicht darum, das Land gewaltsam zu unterwerfen, sondern sich notfalls (kann man hier in den Kommentaren unterstreichen?) seines Lebens zu erwehren.
Auch aus ureigenem Interesse würde ich doch gerne meinen Meinungsverstärker dabei haben. Und Spezialkräfte nehmen eben grundsätzlich mehr als nur einen Knüppel mit. Das ist auch deren Aufgabe, sonst brauche ich sie als Sicherung nicht mitzunehmen sondern kann das Gewicht in Sprit oder Nutzlast (Passagiere) umsetzen.
Einen Kommentar zum Parlamentsbeteiligungsgesetz kann ich mir auch nicht verkneifen.
Ich stehe zur Parlamentsarmee, hierzu kann es keine Alternative geben.
Als ggfs. aber auch persönlich Betroffener sehe ich aber auch die Gefahren.
So möchte ich bei einigen Einsätzen nicht, dass Parteien wie die Grünen oder die SED-Nachfolgepartei vorab von unseren Missionen informiert werden. Schlicht, weil ich mir nicht sicher bin, wie mit diesen sensiblen und für die Betroffenen Soldaten eventuell gefährlichen Informationen umgegangen wird.
Bei den Fraktionsvorsitzenden mag das funktionieren, aber selbst von 4 Augen-Gesprächen dringt schließlich immer wieder vermeintlich geheimes Wissen an die Öffentlichkeit. Und wer garantiert den Kameraden, dass ihr Schicksal nicht auch dem politischen Ränkespiel geopfert wird?
Ist sicherlich OT, liegt mir aber auf der Seele.
@TimTimTim
Nur das die Sicherheit der betroffenen Soldaten (leider!) nicht zu den Kriterien des § 5 ParlBG zählt.
Nun ja, TimTimTim.
Eben mit dieser Argumentation haben die US-Präsidenten in der Vergangenheit ihre Schattenkriege vorbei am Parlament gerechtfertigt. Mit dem Einsatz von Enten ode abgewandelten Storys kann man eigentlich relativ einfach die Geheimnisverräter entlarven, aber das politische Theater will sich ja keiner antun.
@Tom: Mir ist schon bewußt, dass es keine militärischen Einsätze am Parlament vorbei geben kann.
Aber hier geht es nicht um einzelne Missionen, sondern um einen Einsatz (zeitlich deutlich umfangreicher, ebenso personell und materiell).
Beim Seefahrerblog eine Zusammenstellung von den maritimen Anstrengungen:
http://seefahrer.blog.de/
mit einem weiteren Link zum marineforum.info
@mwk
Nun ich glaube derzeit wird so fast alles gemeldet. Wenn ich euronews sehe, dann fällt auf, es wird behauptet es sei so oder so, nur seien all diese Meldungen nicht überprüfbar. Eine nicht überprüfbare Meldung ist aber soviel wert, wie keine Meldung. In euronews kam auch schon eine Person zu Wort, die von der Möglichkeit des Einsatzes von Massenvernichtungswaffen seitens Gaddafis sprach. Dies erinnert mich irgendwie an den Irak. Wieso warnt gerade Erdogan vor einer äußeren Einmischung in libysche Angelegenheiten? Offenbar hat er Informationen, die ihn dazu veranlaßt haben. Es stellt sich mir nur die Frage inwieweit es zulässig ist, mit bewaffneten Kräften in ein fremdes Land einzudringen, wenn uns doch Türken, Russen und vor allem Chinesen (diese allein 33.000 Personen) zeigen, dass man eine Evakuierung in Abstimmung mit den libyschen Behörden auch allein mit zivilen Mitteln und in Übereinstimmung mit dem Völkerrecht durchführen kann. Ohne Kriegsschiffe, Militärflugzeuge und Spezialskommandos. Ich habe gehört es seien Kräfte des KSK im Einsatz gewesen. Und die Chinesen, Russen und Türken verlassen das Land wie Touristen und loben noch die Freundlichkeit und Unterstützung durch die Libyer (nach euronews). Das passt alles nicht so recht zusammen.
Zwei Bilder von der Evakuierung sind auf Bundeswehr.de zu sehen
@Stefan:
Ich weiß ja nicht wo die Chinesen, Russen und Türken innerhalb Lybiens untergebracht sind, aber das Problem der (Öl)Arbeiter in den südlicheren Wüstengebieten, war bzw. ist (soweit ich das verstehe), dass es da keine Lybischen Strukturen mehr gibt. Da gibt es bewaffnete Banden, die das Chaos zu marodieren benutzen.
Da kann man dreimal nachfragen, aber wenn von offizieller Seite die Sicherheit der landenden Maschinen nicht garantiert werden kann dann wäre es nicht nur dumm sonder fahrlässig keine Kräfte zur Absicherung mitzunehmen. Auch wenn es nicht sehr viele bestätigte Berichte gibt, kann man den Leuten da einfach nicht helfen, nur weil Meldungen nicht überprüfbar sind. Hinterher wenn was passiert schreit dann wieder ganz Deutschland, warum die sturen Behörden auf drei Bestätigungen warten mussten.
Ich finde das schon richtig, das so gehandelt worden ist.
Was den schwerbewaffneten SAS angeht, war heute auch auf BBC News schon schlimm. So bald die SAS hören ist das ne super aufregende angelegenheit. Da werden dann Augenzeugen die da mit rausgeholt wurden gezielt nach dem militärischen Personal gefragt und wie stark die bewaffnet waren etc…..furchtbar.
Ich denke mir einfach, dass man auf Spezialkräfte zurückgegriffen hat, da der Platz in den Transportmaschinen für Absicherungskräfte begrenzt war und man dann halt bei so einer Beschränkung auf die Kräfte mit der meisten Erfahrung und der besten Ausbildung zurückgreift. Welche deutschen Kräfte waren denn letztendlich dabei? Zumeist les ich Fallschirmjäger (Seedorfer), hab aber auch schon irgendwo gelsen es seien KSK gewesen. Weiß da jemand was genaueres? Oder wurde das schon geschrieben und ich habs überlesen?
Derzeit bei Anne Will, zu Libyen. Es wurde festgestellt, dass die UNO und die NATO ein militärisches Eingreifen ablehnt. Die USA dies in Erwägung zieht. Die EU erst morgen darüber entscheidet. Ein Herr Töpfer behauptet die rechtlichen Möglichkeiten seien gegeben, weil derartiges schon mehrmals ohne Zustimmung des UN-Sicherheitsrates geschehen sei. Für mich sehr befremdlich, dass so etwas im öffentlich-rechtlichen Fernsehen verbreitet werden darf. Weil schon in der Vergangenheit das Recht verletzt wurde, sei es rechtens dies erneut zu tun. Nur der UN-Sicherheitsrat hat das Gewaltmonopol, und er wird bei Notwendigkeit auch davon Gebrauch machen.
@tt.kreischwurst
Wenn der deutsche Militäreinsatz mit den libyschen Behörden abgestimmt wurde, dann halte ich diesen auch für richtig und zulässig. Egal ob diese Behörden in der betreffenden Region noch das Sagen haben oder nicht, sie verfügen über Jagdfugzeuge und Fla-Raketen, deren Einsatz zu einer Tragödie für unser Militär und unsere zu evakuierenden Bürger führen können. Darum geht es mir besonders. Der Luftraum wurde vor Tagen offiziell gesperrt. Dies bedeutet eigentlich, das auf alles geschossen wird, was nicht gesondert angemeldet und genehmigt wurde. Die Russen melden deshalb jede zivile Maschine des Zivilschutzministeriums gesondert an. Und es scheint zu funktionieren. Sie fliegen zusätzlich noch Türken aus.
Fotos von der Evakuierung:
http://www.bundeswehr.de/portal/a/bwde/!ut/p/c4/NYrBCsJADET_aLMLRcVblxbx6kGtt7QNJdBmS4wWxI939-AMvMO8gQfkCr55QuMkOMMduoGP_eb6bSRHLE8k-xDcyjMvQxKyQiMxzpwULalbk9pczEs1G8cjdD40Mez9P-F7aE_xWld-15zjBdZlqX8dpKfO/
>> Welche deutschen Kräfte waren denn letztendlich dabei? Zumeist les ich
>> Fallschirmjäger (Seedorfer), hab aber auch schon irgendwo gelsen es seien KSK
>> gewesen. Weiß da jemand was genaueres? Oder wurde das schon geschrieben
>> und ich habs überlesen?
Natürlich, reine Spekulation, und ganz allgemein..
Es ist doch durchaus ungewöhnlich, auf unbekannten Pisten/Landeflächen sein Flugzeug zu landen, ohne über deren Zustand halbwegs bescheid zu wissen.
Wenn irgendwie möglich wird sowas doch noch per pedes erkundet und markiert, besonders bei Landungen im Gemüse, sprich auf einer Schotterpiste/Ebene in der Wüste. Das machen bei den Amerikanern nebenberuflich JTACs, wer das in unserem Fall kann/macht weiß ich nicht. Ich sprech diese Fähigkeit regulären Truppenteilen aber ab.
Zufällig sind von solch einer Gemüselandung der Amerikaner letzte Woche Bilder aus Zabul, AFG aufgetaucht, sie finden sich im mp.net Forum, Today’s Photos – Tuesday, February 22nd, 2011. Dort kann man sich mal einen kurzen Einblick verschaffen.
Bei den zwei Bildern der Bundeswehr sieht man ja eindeutig einen befestigten Flugplatz, da kann man durchaus ohne größeren Aufwand landen.
Soll heißen, die Kräfte die man hier zum Schutz der Transalls eingesetzt sieht, müssen nicht zwangsläufig wilde Kommandos sein. Könnten sie aber. Und letztendlich schadet es nicht, wenn deren Identität und Zugehörigkeit unbekannt bleibt.
Das Erkunden von Landeplätzen ist ureigene Aufgabe der Fallschirmspezialzüge. Fernspäher können das sicherlich auch gut, wenn es nicht gleich KSK sein soll.
Das Absichern der Trallala wie auf den zwei Bildern zu sehen, können auch die Luftwaffensicherungszüge.
SPON berichtet und weist auf die bilaterale Planung und Absicherung mit/durch GB hin.
http://bit.ly/hVYfWD
Zitat:
„Folglich konnte Großbritannien vor allem bei der Sicherung des Flugfelds in der Wüste und der Überwachung des Luftraums Sicherheiten anbieten, über die die Bundeswehr nicht verfügt.“
Gerade ein Interview mit einem Staatssekretär aus dem Krisenstab gesehen:
Noch ca. 100 Deutsche in Libyen, davon ca. 40 in Tripolis; die anderen 60 verteilt in Libyen; Deutsche Botschaft noch besetzt und steht mit allen Deutschen in Kontakt; auf Grund der Verteilung der Menschen im Land zunächst keine weitere Evakuierungsaktion in Planung.
Ein Flugzeug der Briten wurde bei einer Rettungsmission mit Handwaffen beschossen.
—
“We can confirm that during the operation to recover civilians from the Libyan desert, one of our C130 aircraft appears to have suffered minor damage consistent with small arms fire,” a spokesman said.
—
quelle
http://tinyurl.com/6h85bod
Schön, was die Bundeswehr derzeit alles noch kann. Ist ja, dank Doktor (Res.) zG, bald vorbei.
Ein wenig OT aber vielleicht gibt es ja anlässlich der jüngsten Entwicklungen noch einen neuen Strang von Herrn Wiegold:
Es wird in allen Gremien und Medien rund um den Globus von no-fly-zones über Libyen als nächsten und wahrscheinlichsten Schritt gesprochen. Das ist für dieses Blog insofern interessant, als sich die Frage aufdrängt, was dann die Bundeswehr zur Durchsetzung des Flugverbotes beitragen wird? Ich werfe die Frage mal in Runde, da ich selber wenig Ahnung habe, was denn machbar ist. Eine Alarmrotte Eurofighter auf Malta oder Kreta schwebt mir vor. Das sollte im Rahmen des Machbaren liegen, richtig?
@ Martin
Soweit ich mich richtig erinnere, operieren SAS-Teams angeblich auch in zivil. Tage zuvor an Land gebracht (HMS Cumberland war bereits Mitte der Woche vor Benghazi) könnte ein ziviles SAS-Team die Lage am Nafoorah M4 Airfield binnen 24 Stunden erkundet haben. Alternativ scheint mir allerdings das Szenario „uniformiertes SAS-Team mit leistungsfähigem FM-Equipment aus grosser Höhe im Raum Nafoorah-Jakharrah abgesetzt“ die wahrscheinlichere Variante. Und ich nehme an, dass der SAS über deutlich mehr Erfahrungen mit solchen Missionen verfügt als zB KSK oder die Pfullendorfer Fernspäher.
Im Übrigen bin ich der Meinung, dass es doch eigentlich nicht so wichtig ist, w e l c h e Einheit die (vermutlich) zwei SichGrp an Bord der C-160 gestellt hat. Ob nun Seedorf, Calw, Lebach oder Zweibrücken…die Kameraden haben ihren Auftrag erfolgreich durchgeführt…und es dürfte vermutlich in dieser Krisenregion nicht der Letzte gewesen sein.
@dallisfaction
Ich halte zwar das Ohr an Masse, aber derzeit sind wir so was von im Spekulativen… ganz abgesehen davon: selbst ein Beschluss für ein Flugverbot in der UN (und dann in der NATO, die das wohl als einzige umsetzen könnte…) würde noch nicht zwingend eine deutsche Beteiligung bedeuten. AWACS wäre dann wohl das Wahrscheinlichste…
(Bin derzeit unterwegs und nur gelegentlich online, was die Arbeit hier ein wenig sporadisch gestaltet.)
@dallisfaction
@T.Wiegold
RE: „no-fly-zones über Libyen“ Beitrag Bundeswehr
NIL
Mal ganz blöd gefragt:
Hat Lybien überhaupt noch Militärflugzeuge in der Luft?
Welches Ziel soll mit einer No-Fly-Zone erreicht werden, außer nicht tatenlos zu wirken?
Also häufig wird genannt, um zu unterbinden, dass Gaddafi weitere Söldner aus Schwarzafrika einfliegen lässt.
Mein Gedanke ist, dass eine Eskalation immer in Stufen stattfinden muss. Prinzip des mildesten Mittels. Bevor man also über Schläge und Truppen nachdenkt, erstmal eine Flugverbotszone.
Sofern stimmt, was SPON hier meldet…ist eine No-Fly-Zone allerdings notwendig:
+++ Gaddafi-Gegner schießen Militärflugzeug ab +++
[11 Uhr] Es wäre ein Triumph der Gaddafigegner: Die Aufständischen haben in der Nähe von Misrata ein Flugzeug der libyschen Luftwaffe abgeschossen, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Augenzeugen – die Besatzung sei festgenommen worden. Das Flugzeug haben zuvor die lokale Radiostation angegriffen, hieß es. In Misrata gibt es Reuters zufolge immer noch Kämpfe zwischen Gegnern und Unterstützern des Gaddafi-Regimes. Die Stadt liegt 200 Kilometer östlich von Tripolis.
Interessantes Detail: auf dem verlinkten Video ist ein Zivilist (angeblich Saif Al-Islam Al Ghaddafi) bei einer Ansprache vor Ghaddafi-Loyalisten mit einem Sturmgewehr zu sehen, das ich als HK G-36 identifizieren würde.
http://www.youtube.com/watch?v=QEiS0I0FsZY&feature=player_embedded#at=184
Richtig gesehen. G36A1. Nicht mal die Exportvariante G36E.