Gorch-Fock-Entscheidung ist Aufklärung
Wir haben das alle falsch verstanden. Die Entscheidung des Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg, den Kommandaten der Gorch Fock abzulösen, ist Teil der Aufklärungsphase, nicht etwa schon eine Konsequenz. In den Worten des Ministers:
Bundesminister der Verteidigung Karl-Theodor zu Guttenberg äußert sich zu der Entscheidung, den Kommandaten des Segelschulschiffs GORCH FOCK von seinen Pflichten zu entbinden, wie folgt:
„Die Entscheidungen vom Wochenende sind sachgerecht und notwendig. Manche Stellungnahme dazu ist allerdings Ausdruck bemerkenswerter Ahnungslosigkeit. Ein von seinen Pflichten entbundener Kommandant ist weder „gefeuert“, noch „geschasst“ oder „rausgeworfen“. Ich empfehle allen, die sich bereits vorsorglich empörten, sich nächstes Mal zumindest mit den Grundzügen des Beamten- und Soldatenrechts vertraut zu machen. Ich habe angekündigt aufzuklären, abzustellen und Konsequenzen zu ziehen. Wir befinden uns bei der GORCH FOCK immer noch in der ersten Phase: Aufklärung. Meine personelle Entscheidung vom Wochenende betrifft die Frage, ob der Kommandant während dieser Aufklärung in seiner Position verbleibt oder nicht. Angesichts der Vorwürfe ist diese Maßnahme die beste auch in seinem Sinne. Wenn die Anschuldigungen sich als nicht stichhaltig erweisen sollten, wird er seine Karriere wie geplant fortsetzen.“
In ähnlicher Weise hat sich auch der Sprecher des Ministeriums, Steffen Moritz, vor der Bundespressekonferenz geäußert. (Nur die Kanzlerin hat das vielleicht nicht verstanden? In deren Namen sagte nämlich Regierungssprecher Steffen Seibert, Angela Merkel unterstütze die Entscheidungen des Ministers, weil das konsequent ist.)
Die Dokumentation der Sprecher-Aussagen folgt; dabei gab’s auch ein interessantes Detail zu den Vorfällen um die geöffnete Feldpost aus Afghanistan: Aus den Briefen wurden Speichermedien wie USB-Sticks und Speicherkarten entnommen. Unklar bleibt, von wem, und unklar bleibt, ob es auf irgendeiner Ebene in der Bundeswehr möglicherweise Anweisungen gab, die den Versand solcher Speichermedien von der Front untersagen. Stay tuned.
Auf welchen Passus des Soldatengesetz berufen wir uns hier?
Sind eigentlich auch Maßnahmen gegen jene geplant, die vor einigen Jahren aus rein ideologischen Gründen weite Teile der Bundeswehr für Frauen geöffnet haben? Denn die Warnungen von damals haben sich offenbar als richtig herausgestellt. Nicht nur, was körperliche Leistungsgrenzen angeht, sondern auch was z.B. die geringe Toleranz der Gesellschaft für weibliche Verluste angeht. Ob die öffentliche Aufregung auch so groß wäre, wenn das Todesopfer nicht erneut eine attraktive junge Frau gewesen wäre? DIe Ideologen, die der Bundeswehr diese Belastung aufgezwungen haben, sind Erklärungen schuldig.
Das hörte sich am Samstag beim BM aber noch anders an.
„… Konsequenzen aufgrund faktenreicher Berichte…“ ist irgendwie was anderes als Aufklärung.
@Stoltenow: Wieso Soldatengesetz? Zentrale Dienstvorschriften und Wehrdisziplinarordnung reichen… Vor Personalmassnahmen die auf möglicherweise für den Soldaten ungünstigen Tatsachenbehauptungen basieren ist rechtliches Gehör zu geben. Erst recht, wenn diese wie eine Disziplinarmassnahme wirkt. Die Entbindung von den den Pflichten als Kommandant kann also bis zum Abschluss der Untersuchungen nur vorläufig sein. Das müsste eigentlich jedem, der mal Disziplinarvorgesetzter (oder dazu ausgebildet wurde) war klar sein..
Nur eben der Öffentlichkeit nicht. Insofern muss sich der Sprecher des Ministers vorwerfen lassen, dies nicht deutlich genug kommuniziert zu haben und somit dem Eindruck Vorschub geleistet zu haben sein Minister habe hier bereits eine Vorverurteilung vorgenommen.
Gut, ich habs falsch verstanden. Erstaunlich ist nur, dass ein Medienprofi wie KTzG nicht auf die Idee gekommen ist, dass man das falsch verstehen könnte und diese Klarstellung nicht gleich rausgegeben hat. Ein Schelm wer böses denkt.
Vielleicht bin ich eh etwas langsam im denken. Ich kann mich an zig Berichte über die Gorch Fock erinnern in denen immer das harte Leben aber eben auch die gute Ausbildung erwähnt wurden. Und das quer durch alle Fernsehsender. Außerdem wurde das Schiff immer als Aushängeschild Deutschlands gepriesen und bei jeder Auslandsreise gabs mit Hafen großen Empfang mit Botschafter und allem was dazugehört. Jetzt plötzlich handelt es sich um ein Schinderschiff, das an die Kette gehört und ggf. außer Dienst gestellt wird. Soviel zum Dank des Vaterlandes. Ein ordentliche Diskussion darüber, ob die Gorch Fock noch ihren Ausbildungszweck erfüllt sieht für mich anders aus.
@Orontes:
Sicher nicht, weil sich die Aasgeier von BIld & co nicht darauf gestürzt und es in der Öffentlichkeit breitgetreten hätten. Sofern die Medien den gleichen Massstabd anlegen würden bin ich mir ziemlich sicher, dass es für die deutsche Bevölkerung in diesem Fall KEINEN Unterschied gemacht hätte, wenn ein junger Mann in Friedenszeiten und auf Ausbildungsfahrt an Bord der GF so sein Leben verloren hätte.
Stellt euch mal andersrum vor, der bleibt im Amt und irgendein Hirnathlet schießt an Bord einen Bock in der Richtung der Vorwürfe hier, was dann mit dem KzS gemacht wird.
* klugsch*modus an*
Ein Bericht kann, wenn die Sachlage nicht eindeutig ist, als Konsequenz die Aufklärung erfordern. Sollte dies der Fall sein, ist die detailierte Aufklärung die konsequente Handlung als Reaktion auf diesen Bericht.
Soviel zu dem Unterschied von Konsequenz und konsequent.
Wir befinden uns in der Politik – hier sollte man die Worte richtig interpretieren.
Ich weiß nicht, ob das schon einmal gefragt oder diskutiert wurde: Da es ja schon einige Todesfälle auf der GF infolge von Stürzen aus den Masten gab, warum wurde nicht schon längst ein Sicherungssystem eingebaut?
Ich teile nicht die Einschätzung das Geschlecht und Aussehen der Verunglückten hier ausschlaggebend waren. Immerhin scheint sich dieses tragische Ereignis von Unfällen in der Vergangenheit dadurch zu unterscheiden, das es Folgen hatte die mitunter als „Meuterei“ bezeichnet wurden. Als die Meldung vom Unglück erstmals die Runde machte war das Medienecho doch ziemlich gering. Das kam erst mit den hässlichen Details und man kann der Presse ja wohl kaum vorwerfen das sie darüber berichtet. Ist schließlich deren Aufgabe. Das Politiker aller couleur das für ihre Zwecke instrumentalisieren ist was anderes aber auch keine Überraschung. So läuft das Spiel eben. Und ich behaupte das ein männliches Unfallopfer unter den selben Umständen ebenso für Aufruhr gesorgt hätte.
@Patrick
„Ich teile nicht die Einschätzung das Geschlecht und Aussehen der Verunglückten hier ausschlaggebend waren. “
Die Zahl der bei Unfällen etc. gestorbenen deutschen Soldaten ist mittlerweile dreistellig. Mit Ausnahme von Fällen wie Calw/Nagold in den 60ern bleibt es in der Regel ruhig, wenn junge Männer bei teilweise vermeidbaren Unfällen sterben. Die Unfälle auf der Gorch Fock unterscheiden sich m.E. von der dreistelligen Zahl anderer Vorfälle nur durch das Geschlecht der Opfer, oder fällt Ihnen ein anderer Unterschied ein? Ich habe zudem die Erinnerung, dass der früheren Männerarmee harte und ggf. auch mit Risiken verbundene Ausbildung nicht als anstößig galt oder jemanden dazu motivierte, sich in weinerlichen Artikeln öffentlich über „rauhen Ton“ oder „wenig Privatsphäre“ etc. zu beklagen. Früher wäre man dazu noch zu stolz gewesen oder empfand es im Rückblick sogar als positiv bzw. charakterbildend.
@Orontes: Wenn Ihre Annahme, dass die Aufregung bei einem männlichen Todesopfer geringer gewesen wäre (oder bei einer alten oder hässlichen Frau) stimmt, dann ist das meines Erachtens keine vermeidenswerte Belastung für die Bundeswehr, für die sich jetzt die „Ideologen“ erklären müssen, sondern dann ist die Rekrutierung von Frauen genau das Richtige. Weil es die Aufmerksamkeit darauf lenkt, dass es bei den Verlusten um Menschen geht.
@icharbeitegern: Ich warte gespannt auf die im Rahmen ZDV, WDO und SG abgesicherte Begründung zur Pflichtentbindung des Kommandanten. Noch viel interessanter finde ich die Frage, warum die Bild zwar so tut, als sei sie bei den Telefongesprächen dabei gewesen, diese dann aber nicht im Wortlaut weitergibt.
Am interessantesten aber finde ich, warum weder der Minister noch das Ministerium in der Lage waren eine Formulierung des Wortlauts zu veröffentlichen: „Gemäß § X ABC habe ich den AMT angewiesen, KzS Schatz von seinen Aufgaben als Kommandant der Gorch Fock zu entbinden.“
Stattdessen, Gefechtsfeldlyrik von „faktisch erschütternden Berichten “ (das sind sie in der Tat), wo ein gar nicht kleiner Teil des Publikums auf erschütternde Fakten wartet.
@Sascha Stoltenow
Was wäre das denn ?
Entschluß mit Entschuldigung?
Als Minister kann er derartige Anweisungen geben wen es ihm notwendig erscheint.
Auch denke ich das gerade bei KTzG sehr auf das gesprochene Wort geachtet werden muß und seine Aussage für den einen oder andern mit : „ungeheuerlichen Vorwürfen in den Berichten “ wohl deutlicher zu verstehen ngewesen wäre.
Aber es scheint im Moment egal zu sein was er macht, es ist eh für den einen oder anderen verkehrt.
Scheint aber dem Volkstribun nicht zu Schaden, bei Bild finden von 28872 Stimmen ganze 67 % das Handeln des Ministers gut.
Auch eine Kleinigkeit die bei manchen Zeitgenossen für Schaum vor dem Mund sorgt ;-)
Angemessen und der eigenen Darstellung wohl auch nicht abträglich wäre m.E. gewesen, wenn der Minister KzS Schatz zu sich befohlen hätte, damit er ihm unmittelbar Meldung machen müsste. Er wäre de facto nicht vor Ort/an Bord gewesen, der Minister hätte schnell gehandelt, alle Optionen wären noch möglich gewesen und ich müsste mich nun mal wieder nicht enttäuscht abwenden…
Monsier L, das ist wahrlich ein ganz neuer Aspekt, den sie hier ansprechen, darüber haben sich weder Öffentlichkeit noch die Marine noch andere Menschen, die mit Traditionsseglern unterwegs sind, Gedanken gemacht. [ironie=off]
Eine Frage an die Bundeswehrexperten: Muss der IBuK eigentlich begründen, warum er den Kapitän abberuft, oder kann er das Kraft eigener Willkür einfach befehlen?
@StFwdR: Nein, der Minister ist als Inhaber der Befehls- und Kommandogewalt ebenfalls an das Recht gebunden. Es sollte also kein Problem sein, die entsprechenden Rechtsvorschriften zu referenzieren.
Zu den „Umfragewerten“
Die Leserinnen der Kieler Nachrichten haben da ein etwas differenzierteres Meinungsbild: 60 Prozent finden, dass die Entscheidung Schatz abzuberufen voreilig getroffen wurde (sie finden also die Entscheidung nicht unbedingt falsch) – http://www.kn-online.de/lokales/kiel/214574-Segelschulschiff-Gorch-Fock-Zurueck-nach-Kiel-und-dann.html?em_art=voting&archiv=&cnt=214274&vote_aktion=ansehen
Um die Antworten der Bild-Leserinnen zu interpretieren, sollte man sich auch die entsprechenden Antwortmöglichkeiten ansehen. Die lauten hier:
1. Gut, der Minister greift durch und forciert die Aufklärung.
2. Weniger gut, da er zu zögerlich und halbherzig agiert.
3. Kann ich nicht beurteilen.
Da fehlt mir mehr als ein Zwischenton.
@Owe Jessen
Nun, dass der Gedanke naheliegend ist, war mir auch klar, meine Frage ja wohl auch entsprechend formuliert. Im Übrigen braucht eine Frage ja nicht neu sein, um gestellt zu werden. Statt Ihrer feinsinnigen Ironie wäre mir daher eine einfache Antwort lieber gewesen. Auch lese ich gerne selber, wenn es dazu schon lehrreiches Geschriebenes gibt.
Bislang habe ich dazu nur gelesen, dass es eine Sicherungseinrichtung gebe, allerdings erst ab dem Quersteg, weil dies anders nicht möglich sei. Und das leuchtet mir eben noch nicht recht ein.
Meine Frage war also so zu verstehen, warum es keine wirksameren Sicherungsvorrichtungen gibt, da die vorhandenen Maßnahmen bislang offenbar eher wirkungslos waren.
@Sascha Stoltenow
Was in Kiel auch zu erwarten ist ;-)
Die Fragestellung der Bild geht hier wieder mal auf die vermeintlichen Primärtugenden von Politikern ein, was ja ein Querschnitt der Bevölkerung als „positiv“ empfindet.
„Handelt & Klärt auf“
Und ich bin der Meinung das der IBUK seine Entscheidungen begründen kann aber nicht muß. Das hat mit der Rechmäßigkeit zunächst mal wenig zu tun, der Verweis darauf, hat bei mir immer die Assoziation „Absicherungsreflex“ zur Folge.
Eines der Probleme unserer Tage ….
@ Monsieur L & Owe Jessen
Weil bei der Bundeswehr auf mehrmals gestellte und unbeantwortet gebliebene Fragen eben gerne ein lakonisches „Is so!“ erwidert wird.
@ Monsieur L
Beim Aufentern ist ist man nicht eingehakt/ „eingepickt“, da sonst das Aufentern nicht praktikabel waere. Beim Segelbergen kann uU aufgrund der Wetterverhaeltnisse jede Minute entscheidend sein.
Erst, wenn man auf seiner Segelstation in den Rahen angekommen ist, „pickt“ man sich mit dem Schekel ein und sichert sich, um beide Haende zum Arbeiten frei zu haben. Dass soll aber nicht heissen, dass man nicht die Moeglichkeit hat, sich bei dem entstehenden Stau beim Ueberwinden der Plattformen (Saling) oder bei ploetzlichem Unwohlsein (oder was auch immer) vor dem Erreichen der Station sich kurz festzumachen.
Der Drill erzeugt natuerlich Stress, ist aber m.E. nachvollziehbar und weiss Gott nicht unmenschlich. Drill erzeugt Automatismus, der bei fordernden Wetterbedingungen auch dringend vonnoeten ist.
Meine Fahrenszeit auf der GF (94) war mit Stress verbunden und der Ton manchmal rauh, aber das war voellig in Ordnung so.
Maedels hatten wir damals auch schon an Bord, aber die derzeitige Diskussion erscheint mir deutlich ueberzogen und deutlich subjektiv.
Da kommen Ex-Anwaerter zu Wort und jeder Halbsatz wird als Fakt bzw. Eingebung des Konfuzius dargestellt bzw. gewertet, das hoert sich mehr nach Kesseltreiben und Presse-Sendeloch an als nach ernsthaftem Journalismus.
@StFwdR: Liegt das bei den Kielern daran, dass sie ein romantisch verklärtes Bild der Fock haben, oder vielleicht einfach etwas mehr Ahnung? Und Ahnungslosigkeit ist ja ein Vorwurf, der derzeit in Mode ist.
@ L: Sorry, wenn das etwas gereizt war. Die Frage ist sowohl in diesem Blog, wie auch in den meisten anderen Blogs, schon mehrfach ausführlich diskutiert worden.
@ Stoltenow: Wahrscheinlich haben Kieler eine stärkere emotionale Bindung an das Schiff, das muss nicht zwingend auf eine höhere Fachkenntnis zurückzuführen sein. Möchte mich selbst da auch gar nicht ausnehmen.
Das Aufentern erfolgt doch nur deshalb ungesichert weil das so Tradition hat und nicht weil es technisch nicht machbar wäre. Man könnte die Matrosen mit einem Traxion sichern wie es Bergsteiger auch verwenden. Und ich habe da so eine Vermutung was die angekündigte Überarbeitung des Ausbildungskonzeptes beinhalten wird. Sofern das Schiff nicht ganz eingespart wird.
Noch ein Hinweis: Der Kapitän war zum Zeitpunkt des Vorfalls nicht an Bord und wird trotzdem abgesetzt. Das erinnert mich an einen anderen Unions-(Selbst-)Verteidigungsminister namens Volker Rühe (BW-intern: Volker Rüpel): Der hat den Kommandeur der 13. Panzergrenadierdivision in Leipzig, Generalmajor von Scotti, seinerzeit wegen einiger Ferkel-Videos abberufen. Die waren nachweislich vor der Kommandoübernahme durch den General entstanden. Man brauchte halt ein Bauernopfer.
@Sebastian S.
Das war auch meine Vermutung, dass dies technisch sehr wohl möglich und praktisch nur eine Frage von Sekunden wäre. Wenn es um den Schutz von Leben geht, müssen Traditionen zurückstehen. Worin der selbständge Wert von ungesichertem Aufentern liegen soll, ist ohnehin fraglich.
Aber wie gesagt, das ist nur eine Vermutung meinerseits, ich bin offen für anderweitige Erkenntnisse.
Der Inspekteur der Marine hat die Metaphernmaschine angeworfen und hofft auf Ruhe in der Flotte: http://www.marine.de/portal/a/marine/kcxml/04_Sj9SPykssy0xPLMnMz0vM0Y_QjzKLNzKO9zYLBclB2SH6kXDRoJRUfW99X4_83FT9AP2C3IhyR0dFRQAz_uaJ/delta/base64xml/L2dJQSEvUUt3QS80SVVFLzZfMjNfUU8z?yw_contentURL=%2F01DB070000000001%2FW28DEHJM339INFODE%2Fcontent.jsp
@ Sebastian S.
Ist das eine Vermutung mit der Tradition oder ein Fakt?
Die Handhabbarkeit des Ganzen (Traxion) bei gleichzeitigem Aufentern von 50Leuten (+) pro Seite Topp sehe ich mir gerne an und lasse mich auch ggf. Ueberzeugen.
Das seit 1958 nur 6 Unfaelle passiert sind, spricht m.E. fuer das bislang praktizierte Verfahren, gemessen an ueber 15000 Ausgebildeten „Kletterern“.
Nicht falsch verstehen: es tut mir fuer jeden verstorbenen Kameraden wirklich leid, aber die Kirche muss auch im Dorfe gelassen werden – bislang wissen wir noch nicht einmal, wie oder warum sie abgestuerzt ist (2008 war uebrigens kein Enterunfall, sondern an Oberdeck passiert).
Einfach abwarten, dann vermuten.
Das es technisch nicht machbar ist das abzusichern lasse ich mir nicht erzählen:
http://www.flickr.com/photos/augustinfotos/5372487338/
Mit „Tradition“ meine ich genau diese Denke:
„Da mussten schon 15000 hoch und nur 6 sind abgestürzt.“
Welche Verlustrate dabei hinnehmbar sein soll möchte ich nicht kommentieren.
Zumindest auf dem verlinkten Foto erkenne ich auch keine Rettungswesten, auch keine automatischen. Ist das Tragen solcher Rettungsmittel tatsächlich unüblich? Auch Tradition?
Chèr Monsieur L,
malheureusement, une brassière (même automatique) n’aide pas vraiment quand on tombe de vingt mètres sur l’eau (ou pire, sur le pont) !
En plus, une automatique, même les petits qu’on utilise à la bouline, gênent pas mal – donc la sécu oblige qu’on ne les utilise pas.
Respectueusement,
un bordache
@Sebastian S.
Und wie soll das funktionieren wenn wie beschreiben 50 + geleichzeitig aufentern?
Ah, ich dachte Blogsprache wäre deutsch.
Nun, wenn man auf das Deck fällt, hilft das nicht, schon klar. Aber man kann ja auch ins Wasser fallen, und dann hilft es eben schon.
Und wenn ich als Sportsegler so ein Ding trage, stört es mich wirklich bei keiner Tätigkeit, auch wenn es beengt zugeht.
Das Foto ist wahrscheinlich bei der Trockenausbildung im Hafen entstanden, da könnte ich verstehen, weshalb man auf die Schwimmweste verzichtet.
6 Todesfälle bei 15.000 Ausgebildeten sind 0,4 Promille. In den Alpen kommen jedes Jahr 300 Menschen in ihrer Freizeit um. Wie viele Soldaten sind früher bei der NATO-Ralley gestorben, ich hab da was von Kompaniestärke pro Jahr im Kopf. Ist das eine viel, ist das andere wenig?
Auf den ersten Blick scheint die Traxion-Rolle eine mögliche Lösung zu sein, das müsste man mal ausprobieren. Denn eines sollte klar sein: Aus Prinzip sich gegen jede Absicherung beim Aufentern zu sperren, kann nicht im Sinne der Ausbildung sein, und im Endeffekt muss man ja auch relativieren, dass im Sturm jede Sekunde zählen würde, und man dann für sowas keine Zeit hätte – so wie ich es verstanden habe, werden die Segel von Deck aus gesetzt, und die Arbeit in den Rahen hat den Zweck, die Segel aufzutuchen, um ihr Schlagen im Wind zu verringern. Wenn das Auftuchen dann ein bißchen länger dauert, wird zwar das Segeltuch leiden, aber es besteht kein besonderes Risiko für das Schiff im Ganzen.
Der Vergleich mit Unfällen in der Freizeit hinkt, weil die Kletterei auf der GF nicht ganz so freiwillig ist wie sich das teilweise anhört wie sich jüngst herausgestellt hat. Worum es bei dem Kletterdrill geht wurde hier ja auch schon ausführlich besprochen und Sinn und Zweck steht wenigstens aus meiner Sicht außer Frage. Wenn man aber Menschen an ihre Belastungsgrenzen führt, damit sie über sich selbst hinauswachsen, dann ist es doch fragwürdig ob das unbedingt unter akut lebensbedrohlichen Bedingungen stattfinden muss. Wenn einer stürzt und in der Sicherung hängen bleibt sollte das eigentlich Lektion genug sein. Von daher muss man schon mal abschließend klären ob wirklich alles menschenmögliche zur Sicherheit getan wird.
Warum ist eigentlich noch niemand auf die Idee gekommen, dass die Gorch Fock vielleicht eines der „hobby horses“ ist, auf die der Ministeriumsprecher bei der der kritischen Bestandsaufnahme des Verteidigungshaushaltes 2011 verwies ?
Bitte den Aufschrei nicht bei mir abladen !
Sebastian, vielleicht haben wir einfach sehr unterschiedliche Vorstellungen davon, was akut lebensbedrohlich ist, ich denk da so eher an einen Herzinfarkt.
@ Sascha Stoltenow vom 24. Januar 2011 – 13:16
„Auf welchen Passus des Soldatengesetz berufen wir uns hier?“
§ 31 SG.
Stellen sie sich vor der Mann bleibt im Amt und ein Soldat an Bord leistet sich ein Dienstvergehen im Sinne der diesem Sachverhalt zu Grunde liegenden Vorwürfe. Dann geht das Geschrei erst richtig los. Mit dieser Maßnahme steht der KzS nicht mehr täglich auf dem Prüfstand. Wenn er sich nichts vorzuwerfen hat ist er trotzdem tagtäglich einer erhöhten psychischen Belastung ausgesetzt. Das will man damit vermeiden.
Diese Maßnahmen sind übrigens nicht vom IBUK erfunden worden, sondern jahrelangen gängige Praxis.
Zumal man ja wieder den Klarnname geäussert hat. Wenn das dann läuft wie bei O Klein, BG Günzel, usw. dann wird eie Familie in diesem tollen Land wieder in Mitleidenschaft gezogen.
@Thomsen: nicht Sie, der Minister ;-)
@Sascha Stoltenow
Sorry bald wäre mir das mit den Kielern untergegangen.
Ich denke mal das der durchschnittliche Küstenbewohner, das betrifft ja nicht nur Kieler, ein anderes Verhältnis zu „unserer“ Marine hat wie ein Bürger aus dem Freiststaat im Süden der Repuplik.
Das hat m. E. mit Fachwissen wenig bis gar nichts zu tun.
Was wir hier zur Zeit erleben ist ganz großes Kino, leider zu Lasten der Basis der Bundeswehr.
Man kann es drehen und wenden wie man will, egal was und wie der IBUK aktuell entscheidet, es gibt immer etwas daran auszusetzen.
Andererseits hat die Maßnahme gewirkt, den das Feuer liegt nun auf ihm und weniger auf den Betroffenen. Insofern stellt er sich doch vor seine Soldaten. ;-)
Die seriöse, recherchierte Berichterstattung die sich mit KzS Schatz befasst und nicht nur auf Basis von ungeklärten Vorwürfen agiert, zeichnet doch auch ein positives Bild dieses für mich zunächst guten Offiziers.
Auch kann ich nicht sehen das ein Kommandeur der im Fadenkreuz schwerwiegender Anschuldigungen steht, die perfiede aus der Hecke gefeuert werden, nach einer entsprechenden Aufklärung und dem Nachweis das er eben keine Verfehlungen begangen hat beschädigt sein soll.
Was mir als Angehöriger der Dienstgradgruppe unterhalb der Offiziere aber tierisch auf den Sa.. geht ist die expliziete Betonung des „Disziplinarvorgesetzen“ durch den überflüssigen Kommentarbeitrag unseres EX-GI, der natürlich wieder alles anders gemacht hätte und somit den aktuellen GI in die Pfanne haut.
Hat nicht jeder militärische Vorgesetzte das Recht auf eine derartige Behandlung?
Und sollte diese „Renterband“ nicht besser schweigen, hat sie doch während ihrer aktiven Zeit einen Großteil der aktuellen Problem der Bundeswehr mit verursacht ?
Am Ende des Tages wird abgerechnet, und ich kann noch nicht wirklich erkennen wie das Ergebnis sein wird.
Zitat StFwdR :
„Man kann es drehen und wenden wie man will, egal was und wie der IBUK aktuell entscheidet, es gibt immer etwas daran auszusetzen.
Andererseits hat die Maßnahme gewirkt, denn das Feuer liegt nun auf ihm und weniger auf den Betroffenen. Insofern stellt er sich doch vor seine Soldaten. ;-) “
Dies sehe ich genauso – leider ist diese Betrachtungsweise recht selten zu lesen :)
Die Hexenjagd geht weiter:
http://www.bild.de/BILD/politik/2011/01/26/gorch-fock-segelschulschiff-affaere/kameraden-spass-oder-schikane.html
Spätestens jetzt sollte der Minister der Kritik nicht nachgeben und nicht gleich reflexhaft von ekelhaften Ritulen reden, sondern aufzeigen, dass Seeleute andere Rituale haben als Versicherungskaufleute.
Vor 15 Jahren hat die Marine noch in Werbeprospekten die Äquatortaufe erwähnt (einschl. Bilder).
Hier von Hexenjagd zu reden ist ja wohl ziemlich weit daneben.
Was die Sensationsmache angeht, steht das doch einfach auf einer Ebene mit dem Zeug, dass im Unterschichten-TV in den Talkshows vom Nachmittag geboten wird und ist in dem Rahmen nicht mal so besonders heftig. Unsere Kids sind doch längst viel abgebrühter. Und immer dran denken: Die Bild hat Erfolg, weil sie die Nachfrage trifft. Wer daran Anstoß nimmt, sollte ehrlich in den Spiegel (nicht den aus Hamburg) schauen.
Tiefer hängen.
Was unseren Bravo-Minister angeht, taugt er zwar immer noch für den Star-Schnitt. Als IBuK wird er langsam zum Problem. So langsam durchschaut ja wohl jeder seine billige Ich-bin-es-nicht-gewesen-die-anderen-waren-es-Masche. Der einzige erkennbare Verdienst ist seine klare Sprache. Ist demnach ein Sprücheklopfer ein guter Minister?
Höher hängen.
Hexenjagd bezog sich auf die BILD-Kampagne alle seit Jahren bekannten Rituale zu skandalisieren. Das allein ist Medienlogik, aber dass es hiergegen keine Gegenwehr („Kirche im Dorf lassen“) gibt ist der eigentliche Skandal.
Kirche im Dorf lassen ist (passive) Gegenwehr. das ist wie mit kleinen Kindern. Wenn es nicht mehr verfängt, wird es uninteressant (bringt keine Quote, also keine Kohle).
ich meine auch nicht die Journaille, sondern die politische und militärische „Elite“, die nur der Blöd-Zeitung hinterherläuft anstatt mal contra zju geben.
Würde n.m.E. sogar bei BILD-Lesern nicht schlecht ankommen.
Nur zur Erinnerung: Rituale sind sehr wichtig für hierarchische Organisationen.
Daher hat der KTG der Bw einen Bärendienst erwiesen nun die politisch Korrektheitssoße über die letzte informellen Rituale der Bw (Uffz-Aufnahme, Äquatortaufe, etc.) zu giessen. Genau das tut er mit seinem Rituale-Prüfauftrag derzeit.
Denn genug politisch überkorrekte StOffze finden sich bestimmt, die einen super Rituale -Erlaß (mind. 68 Seiten ohne Anlagen) erstellen.
Aber wenn sich die Willensbildung in diesem Land eh nur noch an der Meinung von jung-dynamischen Bild-Redakteuren orientiert, nehm ich das auch zur Kenntnis.
Mediokratie und so.. ja.. is gut.
Es ist die bemerkenswerte Ahnungslosigkeit des Ministers, die die Grundlage schafft, auf der er öffentlich unter Druck gesetzt werden kann. Wer bei YouTube nach Äquatortaufe sucht, findet Beiträge, die schon viele Jahre im Netz stehen (http://www.youtube.com/watch?v=uwYCWo4_hH8).
Der Umstand, dass der Kommandant dabei in die Rolle Neptuns schlüpft ist nicht skandalös, sondern ein Ausdruck der Zugewandheit zu seiner Besatzung. Ein Ritual, dass die Gemeinschaft festigt – und natürlich Druck auf jene ausübt, die sich dem entziehen wollen.
Die Bild hat kein Problem damit, dies zu skandalisieren und gleichzeitig über Bild.de ihr Publikum mit Beiträgen über eine 21-jährige zu versorgen, die 250 Männer in 24 Stunden oral befriedigen will (und nach 150 aufgibt). Nur zur Erinnerung: es geht um das Medium, in dem sich die Frau des Ministers über Kindesmissbrauch echauffiert.
Aber ist nicht das das Problem: Jeder hats gewußt, jeder hats abgenickt, aber wenn’s die Medien aufgreifen tut man überrascht und statuiert ein Exempel?
Und, bevor man sich wieder auf die bösen Politiker und die bösen Medien einschießt: Liegt das nicht auch an den Ritualen? Stinkig, klebrig und gemeinsam lächerlich kann man ja noch vertreten.
Beim Bad in Essensresten(?) oder Kotze (im Fall der GF wohl nicht eingeplant) wird das schon anders.
Und gerade bei der Bundeswehr kommen ja auch immer wieder Rituale ans Licht, in denen es ums Herabwürdigen oder Ich-Chef-du-nix geht. Ist vermutlich auch kein Zufall, dass die oft auf der untersten Hierarchie-Ebene stattfinden. Rekruten zum Kotzen bringen, die ganzen Gammeldienst-„Streiche“, Anpimmeln.
Oder wie es im Bericht des Wehrbeauftragten heißt: „Insbesondere jungen Mannschaftsdienstgraden und unerfahrenen Vorgesetzten fehlt es bisweilen an Wissen und Gespür dafür, wann die Grenzen zum Dienstvergehen beziehungsweise zur Straftat überschritten werden.“
Und dabei sowas abzustellen scheint die Bundeswehr-Hierarchie jetzt nicht gerade erfolgreich.
Dazu dann noch diverse Praktiken, die schlicht geschmacklos sind (Stichwort „Eulen stechen“). Vieles ist halt irgendwie „typisch Bundeswehr“ und wäre in anderen Organisationen wohl schwerer vorstellbar.
@J.R
Vieles ist halt irgendwie “typisch Bundeswehr” und wäre in anderen Organisationen wohl schwerer vorstellbar.
Ich empfehle :
– Besuch auf dem Bau
– Besuch in einer Schlachterei
– Besuch einer gehobenen Küche / oder Kantine
oder für ganz hartgesottene
-> SCHULE am besten auf irgendeinem Kiez
die Bundeswehr ist ein Querschnitt unserer Gesellschaft.
Nicht mehr und nicht weniger.
Da habe ich doch gerade eine Artikel bei ZEIT-Online gesehen welcher den folgenden Tenor in den Raum stellt: „Bundeswehrführung wusste schon seit Mai 2010 über die skandalösen Zustände auf der Gorch Fock Bescheid!“ Belegt wird diese Aussage mit dem Verweis auf einen ZEIT vorliegenden Bericht des SoWi-Institiut der Bundeswehr.
Ja huch, dachte ich mir..exklusive Informationen bei der ZEIT…
Ein kurzer Blick beim Institut selber und schon war der Forschungsbericht heruntergeladen:
http://www.sowi.bundeswehr.de/resource/resource/MzEzNTM4MmUzMzMyMmUzMTM1MzMyZTM2MzEzMDMwMzAzMDMwMzAzMDY3NjgzNzY5NjQ2NzM2NjcyMDIwMjAyMDIw/05082010_FB%2091_Onlineversion.pdf
(ja, ich hab auf die Schnelle das mit dem kürzen der URL nicht hinbekommen bzw. bis dato erfolgreich verdrängt…Immer dann wenn man es braucht…;-))
Ansonsten unter http://www.sowi.bundeswehr.de und dort die Publikationen aufrufen. Ein wenig runterscrollen und dann findet sich die „Panelstudie“.
Aber zum Bericht: Zunächst einmal doch recht umfassend und informativ. Vorsicht, ohne Literaturverzeichnis 155 Seiten Text Tabellen und Diagramme.
Ab Seite 73 im Dokument (S.75 pdf Zählung) geht es um das Thema Seemännnische Basisausbildung.
Vielleicht bin ich ja blind, aber ich finde in den dortigen Seiten nichts über die Skandalösen Zustände an Bord. Woher weiss denn die Redakteure der ZEIT u. a. das nun?
Ich frage mich wirklich wo die Zunftkollegen von Herrn Wiegold ihre Erkenntnisse finden. Aber vielleicht geht es ja nur mir so…..
Oder es sind wirklich einfach zu viele Buchstaben im Bericht, die das Lesen erschweren….Oh, ‚tschuldigung…böse Tastatur…