Gorch-Fock-Entscheidung ist Aufklärung
Wir haben das alle falsch verstanden. Die Entscheidung des Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg, den Kommandaten der Gorch Fock abzulösen, ist Teil der Aufklärungsphase, nicht etwa schon eine Konsequenz. In den Worten des Ministers:
Bundesminister der Verteidigung Karl-Theodor zu Guttenberg äußert sich zu der Entscheidung, den Kommandaten des Segelschulschiffs GORCH FOCK von seinen Pflichten zu entbinden, wie folgt:
„Die Entscheidungen vom Wochenende sind sachgerecht und notwendig. Manche Stellungnahme dazu ist allerdings Ausdruck bemerkenswerter Ahnungslosigkeit. Ein von seinen Pflichten entbundener Kommandant ist weder „gefeuert“, noch „geschasst“ oder „rausgeworfen“. Ich empfehle allen, die sich bereits vorsorglich empörten, sich nächstes Mal zumindest mit den Grundzügen des Beamten- und Soldatenrechts vertraut zu machen. Ich habe angekündigt aufzuklären, abzustellen und Konsequenzen zu ziehen. Wir befinden uns bei der GORCH FOCK immer noch in der ersten Phase: Aufklärung. Meine personelle Entscheidung vom Wochenende betrifft die Frage, ob der Kommandant während dieser Aufklärung in seiner Position verbleibt oder nicht. Angesichts der Vorwürfe ist diese Maßnahme die beste auch in seinem Sinne. Wenn die Anschuldigungen sich als nicht stichhaltig erweisen sollten, wird er seine Karriere wie geplant fortsetzen.“
In ähnlicher Weise hat sich auch der Sprecher des Ministeriums, Steffen Moritz, vor der Bundespressekonferenz geäußert. (Nur die Kanzlerin hat das vielleicht nicht verstanden? In deren Namen sagte nämlich Regierungssprecher Steffen Seibert, Angela Merkel unterstütze die Entscheidungen des Ministers, weil das konsequent ist.)
Die Dokumentation der Sprecher-Aussagen folgt; dabei gab’s auch ein interessantes Detail zu den Vorfällen um die geöffnete Feldpost aus Afghanistan: Aus den Briefen wurden Speichermedien wie USB-Sticks und Speicherkarten entnommen. Unklar bleibt, von wem, und unklar bleibt, ob es auf irgendeiner Ebene in der Bundeswehr möglicherweise Anweisungen gab, die den Versand solcher Speichermedien von der Front untersagen. Stay tuned.
Da habe ich doch gerade eine Artikel bei ZEIT-Online gesehen welcher den folgenden Tenor in den Raum stellt: „Bundeswehrführung wusste schon seit Mai 2010 über die skandalösen Zustände auf der Gorch Fock Bescheid!“ Belegt wird diese Aussage mit dem Verweis auf einen ZEIT vorliegenden Bericht des SoWi-Institiut der Bundeswehr.
Ja huch, dachte ich mir..exklusive Informationen bei der ZEIT…
Ein kurzer Blick beim Institut selber und schon war der Forschungsbericht heruntergeladen:
http://www.sowi.bundeswehr.de/resource/resource/MzEzNTM4MmUzMzMyMmUzMTM1MzMyZTM2MzEzMDMwMzAzMDMwMzAzMDY3NjgzNzY5NjQ2NzM2NjcyMDIwMjAyMDIw/05082010_FB%2091_Onlineversion.pdf
(ja, ich hab auf die Schnelle das mit dem kürzen der URL nicht hinbekommen bzw. bis dato erfolgreich verdrängt…Immer dann wenn man es braucht…;-))
Ansonsten unter http://www.sowi.bundeswehr.de und dort die Publikationen aufrufen. Ein wenig runterscrollen und dann findet sich die „Panelstudie“.
Aber zum Bericht: Zunächst einmal doch recht umfassend und informativ. Vorsicht, ohne Literaturverzeichnis 155 Seiten Text Tabellen und Diagramme.
Ab Seite 73 im Dokument (S.75 pdf Zählung) geht es um das Thema Seemännnische Basisausbildung.
Vielleicht bin ich ja blind, aber ich finde in den dortigen Seiten nichts über die Skandalösen Zustände an Bord. Woher weiss denn die Redakteure der ZEIT u. a. das nun?
Ich frage mich wirklich wo die Zunftkollegen von Herrn Wiegold ihre Erkenntnisse finden. Aber vielleicht geht es ja nur mir so…..
Oder es sind wirklich einfach zu viele Buchstaben im Bericht, die das Lesen erschweren….Oh, ‚tschuldigung…böse Tastatur…
@J.R. und StFwdR:
– Fußballverein
– Handballverein
– Internat
– Sommerferienfreizeiten diverser kirchlicher Einrichtungen
Völlig unstrittig ist hingegen, dass eine engere Dienstaufsicht helfen könnte, aber als Führungskraft hat mancher Vorgesetzte halt auch irgendwann keinen Bock auf Umgang mit den Trümmertruppen, die ihm der Dienstherr auf den Hof stellt. Statt dringend notwendiger und militärisch angemessener psychosozialer Begleitung kommt dann halt die an Hollywoodfilmen geschulte Brachialpädagogik ebenso pflegebedürftiger junger Menschen zum Einsatz.