Schönes hohes Ansehen

Wenn man die ganzen offiziellen Stellungnahmen zur Wahl Deutschlands in den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen liest, könnte man fast glauben, das sei etwas ganz Neues. Die überzeugende Wahl Deutschlands ist eine Anerkennung für die auf internationalen Interessenausgleich bedachte und an klare Werte gebundene Außenpolitik der christlich-liberalen Koalition, freut sich die CSU-Landesgruppe, und Außenminister Guido Westerwelle lobt im Deutschlandfunk-Interview: Ich bin erfreut über das hohe Ansehen, das unser Land genießt, und es ist ja auch so, dass wir sehr als Bürger darüber uns freuen können, dass Deutschland als ein so zuverlässiges Land in der Welt angesehen wird.

Na gut. Weil wir so zuverlässig sind, ist auch das bisherige internationale Engagement schon ausreichend, sagt der Außenminister:

Frage: Herr Westerwelle, dann mal konkret. Wird Deutschland in den kommenden Jahren dann mehr Geld für UN-Missionen zahlen und auch Soldaten für künftige UN-Missionen bereitstellen?

Westerwelle: Nein. Wir sind ja hier in einem Bündnis und wir haben ja deswegen nicht mehr Einsatz im Ausland, weil wir jetzt Mitglied des Sicherheitsrates sind, sondern wir sind ja bereits eine der Nationen, die ihre Verantwortung weltweit wirklich wahrnimmt.

Ok. Also wir wurden gewählt, weil wir so gut sind, nicht, weil wir mehr tun sollten.

Allerdings geht bei dem ganzen Jubel irgendwie unter, dass ein deutscher – nichtständiger! – Sitz im UN-Sicherheitsrat nichts wirklich Neues ist. Denn Deutschland war schon mehrfach  Mitglied, zuletzt 2003/2004, und hatte damals zeitweise sogar den Vorsitz in diesem Gremium. Damals regierte hier zu Lande übrigens eine rot-grüne Regierung (die die Wahl vermutlich genau so als Anerkennung für die auf internationalen Interessenausgleich bedachte und an klare Werte gebundene Außenpolitik von Rot-Grün begrüßt haben dürfte).

Damals war übrigens auch was mit dem Irak-Krieg. Da wird das damalige Sicherheitsratsmitglied Deutschland bestimmt auch eine Meinung zu gehabt haben. Ist aber schon so lange her.