Deutsche Marine bringt mehr als 400 gerettete Flüchtlinge nach Italien (Zusammenfassung)

Bei ihrem ersten Einsatz zur Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer hat die Deutsche Marine am (heutigen) Freitag 419 Menschen vor der Küste Libyens von ihren nicht seetüchtigen Booten an Bord genommen und bringt sie jetzt in den italienischen Hafen Reggio Calabria. Die Fregatte Hessen nahm nach Angaben des Verteidigungsministeriums 224 Personen auf, der Einsatzgruppenversorger Berlin 195 Menschen.

Diese erste Mission der beiden deutschen Kriegsschiffe hatte ich heute hier, hier  und hier schon aktuell mit Meldungen begleitet; die zusammenfassende Meldung des Verteidigungsministeriums:

Der Einsatzgruppenversorger BERLIN und die Fregatte HESSEN haben nur einen Tag nach Beginn ihrer Patrouille im Seegebiet zwischen der italienischen und libyschen Küste mehr als 400 Schiffbrüchige aus akuter Seenot gerettet.

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen: „Ich bin erleichtert, dass die Flüchtlinge wohlbehalten an Bord sind. Und wir können stolz sein auf die Soldatinnen und Soldaten der „Berlin“ und „Hessen“. Seenotrettungsaktionen dieses Maßstabes sind komplett neu für die Marine. Trotzdem hat gleich beim ersten Einsatz alles reibungslos geklappt. Mehrere hundert Flüchtlinge, darunter viele Frauen und Kinder konnten von ihren kaum seetüchtigen Booten heruntergeholt und in Sicherheit gebracht werden. Mit ihrem humanitären Einsatz vor der afrikanischen Küste erweisen die Soldatinnen und Soldaten der Marine nicht nur Europa einen Dienst, sondern geben auch eine hervorragende Visitenkarte für die Bundeswehr ab.“
Am Morgen, gegen 09:00 Uhr, erhielt der deutsche Marineverband im Mittelmeer von der italienischen Seenotrettungsleitstelle in Rom einen Notruf. Demnach sollte sich ein Holzboot mit ca. 200 Flüchtlingen in einer Position ca. 50 km nördlich der libyschen Küste in Seenot befinden. Die Fregatte HESSEN bewegte sich mit Höchstfahrt zu dem Boot hin und begann gegen 11:30 Uhr unverzüglich mit der Evakuierung der Schiffbrüchigen. In einer mehrstündigen Rettungsaktion wurden 224 Schiffbrüchige von Bord des seeuntüchtigen Bootes an Bord der HESSEN gebracht.
Am Nachmittag gegen 13:00 Uhr informierte dann die italienische Leitstelle wiederum den deutschen Marineverband, dass zwei mit Flüchtlingen überfüllte Schlauchboote nur 30 km von dem Einsatzgruppenversorger BERLIN ebenfalls vom Sinken bedroht seien. An der Position angekommen, begann die BERLIN unverzüglich mit der Rettung der Flüchtlinge aus den Booten. 195 Menschen konnten hierbei gerettet werden.
BERLIN und HESSEN sind nach der sicheren Übernahme der Schiffbrüchigen jetzt auf dem Weg in Richtung REGGIO CALABRIA (Italien), wo Sie voraussichtlich am 9. Mai 2015 gegen 10.30 Uhr einlaufen werden.

Damit ist auch geklärt, dass die Abgabe der Flüchtlinge in einem italienischen Hafen möglich ist. Die Region, in der die beiden deutschen Kriegsschiffe aktiv wurden, lag 50 Kilometer (Hessen) und 75 Kilometer (Berlin) vor der Küste Libyens, also deutlich näher an Nordafrika als an dem südlichsten Punkt des italienischen Hoheitsgebiets bei der Insel Lampedusa.
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(Es gibt von der Bundeswehr auch Videos dazu, die offensichtlich von Bord der Hessen stammen – die habe ich aber nach einem kurzen Versuch wieder rausgenommen, weil sie hier die Ladezeiten unglaublich verlängern. )

Nachtrag: Jetzt hat die Bundeswehr einen Zusammenschnitt online gestellt:


(Direktlink: https://youtu.be/83K27axOXxI)

Nachtrag 9. Mai – aktuelle Info der Bundeswehr vom Samstagnachmittag:

Lageinformationen Deutscher Marineverband Seenotrettung
Marineverband hat ital. Hafen REGGIO CALABRIA am 09.05.2015 gegen Mittag erreicht.
Fregatte HESSEN hat im Hafen an der Pier festgemacht , Nach Abstimmung mit den ITA Behörden begann am Nachmittag das Vonbordgehen bis 14:46 MESZ waren alle 224 Personen von Bord und an die ITA Behörden übergeben
Für heute (09.05.2015) ist das erneute Auslaufen geplant , erneute Verlegung ins Operationsgebiet
Einsatzgruppenversorger BERLIN liegt im Hafenbecken, da dies wegen seiner Größe und seines Tiefgangs sowie des vorhandenen Platzes im Hafen praktikabler ist.
Gerettete Personen vom Einsatzgruppenversorger BERLIN werden seit 14:36 MESZ (erste Person von Bord) von ital. Behörden mit kleineren Booten in Turns (a bis zu 25 PAX) an Land gebracht. Dies dauert noch an.
Für heute (09.05.2015) ist ebenfalls das erneute Auslaufen geplant , erneute Verlegung ins Operationsgebiet

(Foto: Flüchtling an Bord der Hessen – Foto Bundeswehr; Karte: Die Position der Hessen am Freitag um 14.10 MESZ – Karte OpenStreetMap)