„Die Planungssicherheit nimmt jetzt Monat für Monat zu“
Überraschend schnell (und erstaunlich moderat) hat Verteidigungsminister Thomas de Maizière auf die Kritik des Bundeswehrverbandes an der Umsetzung der Bundeswehrreform reagiert. Bei seiner Rede beim Deutschen Forum Sicherheitspolitik nahm de Maiziere am Montag zu den Vorwürfen Stellung – und sprach ihnen durchaus Berechtigung zu. Eine Abhilfe sei allerdings nicht in der Form möglich, wie der Verband das fordere.
Der Minister nannte insbesondere die Forderung des DBwV-Vorsitzenden Ulrich Kirsch, vorübergehend zusätzlich 10.000 Soldaten vor allem in den Mannschaftsdienstgraden einzustellen, um den Übergang in die neuen Strukturen abzufedern. Das, ehrlich gesagt, wird nicht gehen, sagte de Maizière. Angesichts der Personalengpässe vor allem beim Heer sollten aber die Verpflichtungszeiten von Zeitsoldaten verlängert werden, um den Weg zur Neuausrichtung abzuböschen.
De Maizière räumt ein, dass viele Soldaten, wie auch vom Verband beklagt, noch keine Klahrheit über ihre berufliche Zukunft hätten. Allerdings seien inzwischen erst 20 Prozent der Wegstrecke zur Neuausrichtung zurückgelegt: Die Planungssicherheit nimmt jetzt Monat für Monat zu.
Der Minister griff auch die Beschwerde aus der Umfrage des Verbandes auf, nach der 73 Prozent der befragten militärischen und zivilen Führungskräfte eine bessere Vereinbarung von Familie und Beruf forderten. Das haben wir erkannt, das braucht Zeit, räumte de Maizière ein. Hier haben wir ein echtes Problem.
In einem Punkt sah sich der Minister mit dem Verband in völliger Übereinstimmung: Kirsch hatte betont, es dürfe keine Reform der Reform geben, die begonnene Neuausrichtung müsse jetzt auch umgesetzt werden. Da sind wir einig. Die Richtung stimmt, nahm de Maizière diese Forderung als Bestätigung seiner Politik.
Die da oben haben es immer noch nicht verstanden, dass BS z.Z lieber von heute auf Morgen aufhören würden wenn sie es könnten (i.d.R. kein Dienstliches Interesse sagt der Personalführer), SaZ ihre Dienstzeit lieber verkürzen würden anstatt zu verlängern und die Freiwilligen die was taugen, wieder die Truppe verlassen. Die Alternative für die da oben war in der Vergangenheit: SaZ rausschmeißen und als Wiedereinsteller wieder in die Truppe nehmen, damit die Statistik der freiwilligen stimmt.
„moderat“ reagiert: Vermutlich hat er sich heute morgen bei einer Tasse Kaffee mit dem GI an den Tisch gesetzt und erkannt, dass an den Ergebnissen doch etwas dran ist. Und wenn er schonmal von Weiterverpflichtungen spricht – aber nicht nur im Heer, denn auch die Marine hat Probleme – dann ist das doch ein gutes Signal.
„Geht nicht“ gibt es nicht. Man will nicht.
Wahlen nur Wahlen
den die CDU hat schon gewonnen nur nicht mehr riskieren.
Das da noch die SPD reinprescht, nach den Wahlen ist das wieder was ganz anderes
Stimmt der Einsatz der BW mit dem Mehrheitswillen der Bevölkerung überein, dann gibt es auch genügend Freiwillige.
Deutschland gibt pro Kopf der Bevölkerung wesentlich weniger für Verteidigungszwecke aus als z.B. Großbritannien, die USA oder Frankreich.
Eine moderate Erhöhung des Verteidigungshaushaltes halte ich für nötig, dies hielt einst auch die von Kanzler Schröder eingesetzte sog. Weizsäcker-Komission für sinnvoll.
Leider sehe ich derzeit keine politische Partei, die dafür eintritt. Von rot-grün wären derzeit höchstens noch weitere Kürzungen zu erwarten.
@Kampfmittelbeseitiger:
„SaZ rausschmeißen und als Wiedereinsteller wieder in die Truppe nehmen, damit die Statistik der freiwilligen stimmt.“
Richtiges Problem, falsche Ursache.
Kernproblem der Truppe in der Hinsicht ist seit langer Zeit, dass die Stellen im Rahmen der Regeneration durch die Nachwuchsgewinnungs-/ jetzt Karrierezentren bestimmt wird und diese die Stellen blocken. Weil für den SaZ schon ein Nachfolger in der Pipeline angedacht ist, hat man dann ein Problem ihn zu verlängern. Kommt er dagegen als Wiedereinsteller über das Zentrum hatman natürlich auch Stellen für ihn.
Die gtuen Leute, die sich bewährt haben, kann man ergo nicht in der Truppe halten und stattdessen bekommt man teilweise Leute zugewiesen, bei denen man sich fragt, wie diese durch die Tests gekommen sind… tolerierter Systemfehler.
Wirklich böse ist das Thema derzeit ja hinsichtlich BS. Da werden Leute derzeit wegen der Aussetzung nicht betrachtet, würden in den Folgejahren wegen Ausscheidens nicht mehr betrachtet werden und demzufolge bietet man Ihnen an sich in Blaue um entsprechende Zeiten weiterzuverpflichten – da warte ich dann mal direkt auf die nächste Klage, bei der jemand mit besseren BUs etc eingereicht hatte, nicht betrachtet wurde aber ein schlechterer BS geworden ist…
Überhaupt schliesst das aktuelle Beurteilungssystem ja eine objektive Betrachtet von Eignung, Leistung und Befähigung aus, weil die Ergebnisse in Teilmengen (Vergleichsgruppen) subjektiv gebildet werden, man aber Listenseitig dann eher die nakten Nummern nebeneinander legt, soll heissen:
wer auf einem Job genügend Freizeit für Nebenprojekte hat steht regelmäßig besser da als jemand in einem Hochlastposten…. warum sollte man also noch anspruchsvolle Dienstposten auf sich nehmen?
In 2 – 3 Jahren kommt eh die nächste Reform. Planungssicherheit gibt es nicht.
„Das haben wir erkannt, das braucht Zeit, räumte de Maizière ein. Hier haben wir ein echtes Problem.“
Wenn wir da eine echtes Problem haben, dann wäre eine echte Lösung nicht schlecht!
Die Lösung des Problems, ist aber nicht über die Zeitachse verschiebbar, sondern das Problem wächst mit der Zeit. Pendeln erleichtern und zeitgemäße Unterkünfte müssen doch machbar sein.
Wer Kaserne 2000 für Soldaten von 2013 baut, hat den Bedarf nicht verstanden.
Kein Erwachsener will im Frieden seine WC oder sein Zimmer mit einem anderen Teilen (da haben ja schon Verheiratete ein Problem). Wie man günstig und Zeitgemäß Unterkünfte baut, kann sich ja mal in einer Ferienanlage (CenterParc) anschauen und die verdienen damit noch Geld.
@Hohenstaufen | 24. Juni 2013 – 16:54
Viel wichtiger, als die Erhöhung der Verteidigungsausgaben, ist der effizientere Einsatz der vorhandenen Mittel und deren ausschließliche Einsatz für die Verteidigung.
@Elahan | 24. Juni 2013 – 17:11
Wie wäre es denn mit 5-Sterne-Hotels für die Soldaten der BW. Geht aber auch nicht, denn dann müßten sie ja im Hotelrestaurant Toiletten benutzen, die auch von anderen Gästen benutzt werden. Und aufs Zimmer wäre der Weg unzumutbar zu weit. ;-)
Stefan das habe ich auch nicht so geschrieben.
Die BW verlässt Afghanistan Fluchtmäsig , alle Fahrzeuge die man meint die braucht man nicht mehr und weil zu wenig Flugladung Kapazität da ist , hat man schon mit den Verschrotten angefangen und irgendwo im Norden müssen Soldaten zusammen Rücken weil man alle zelte schon abbaut vor die Soldaten weg sind , und SPio sind zusätzlich im Lager um den Abbau zu beschleunigen .
Das noch vor der Wahl ein Schwung nicht mehr gebraucht wird werden die Lager schon übergeben,
500 Fahrzeuge werden verschrotet, Wolf s Unimog 1300 IVECO Tanker sah ich im ZDF auch schon
Und vielleicht bleibt auch mancher DINGO zurück das weiß man noch nicht.
Verteidigung schaut mal in die Tageschau Merkel und Putin, das war alles andere wie freundlich und Polen, hört schon auf mit dem Sparen, und hat das Geld schon erhöht.
Man kann nur hoffen dass ab Oktober bei CDU/SPD Regierung wieder reale Politik ankommt.
Gerade mit Russland das man wieder Abwehren könnte wenn es zum je einen Krieg kommen würde , weil momentan wären wir nicht mal in der Lage nur den Russland zu stoppen vor die Amis da sind .
Auch der Große 3 packt Frankreich /Großbritannien und Deutschland
@Alarich | 24. Juni 2013 – 17:44
Auch aus meiner Sicht ist die BW derzeitig nicht mehr in der Lage ihren Verfassungsauftrag zu Landesverteidigung vollumfänglich zu erfüllen. Dafür kann sie aber immer besser als Interventionsarmee eingesetzt werden, was nicht dem Wunsch der Bevölkerungsmehrheit entspricht. Darum haben wir auch zu wenig Freiwillige. Luxusunterkünfte werden daran nichts entscheidend ändern.
„Wer wirklich will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe.“
Ich stelle fest:
Es wurde erkannt, dass es Probleme gibt; aber dies sei auf den ersten 20% des Weges (nicht im Sinne des vorangestellten Zitats) immer so. Ergo müssen wir nix machen, weil es ab jetzt ja minütlich besser wird. Zum Übergang verheizen wir die SaZ und gewähren ihnen ein Gnadenjahr oder auch zwei – dann kann man sie immer noch bequem entlassen. Für eine Prämie dieser (Not-)Weiterverpflichtung geben wir kein Geld aus, weil wir keines haben (das steckt in den Hubschraubern). Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie hat uns 2013 überraschend getroffen, da wissen wir immer noch nicht, wie wir reagieren sollen. Die seit 2003 zu diesem Aspekt eingesetzten Arbeitskreise haben, außer dem Beschließen der Beschlußfähigkeit, noch keine Ergebnisse liefern können, arbeiten aber unter Hochdruck daran – wenn sie nicht gerade irgendwelche Akten vernichten müssen.
Zusammenfassend also: Alles bleibt besser, niemals aufgeben!
@Alarich: Da werden die Unimog’s und Wölfe in AFG verschrottet und hier im Norden gesteht man uns noch nicht mal ein vernünftiges winterfestes, geländegängiges Fahrzeug für den Winter zu … es sei denn man nutzt alle möglichen OGefr-Dienstwege. Wie viele Einheiten würden sich über so einen alten Unimog freuen. Das Ding fährt, das Ding hält und ist zur Not mit einfachsten Mitteln zu reparieren. Was nützt einem das teuerste und modernste Fuhrpark-Gelände-Kfz wenn man es a) nicht bekommt und b) bei Defekt keine Reparaturmöglichkeit gibt, weil 3 Meter hohe Schneewehen verhindern, daß man vom Standort in die Werkstatt bzw. der Reparateur zum Standort kommen kann … und über benachbarte Felder kommt kein Reparateur angefahren, während man mit einem Unimog selbst über selbiges Feld den Dienstbetrieb aufrechterhalten kann. Selbst Gesundheit oder gar Leben von Soldaten könnte ein alte Unimog u.U. in solchen Schneewintern retten …
@ Kampfmittelbeseitiger
Ich habe als Zugführer genügend Soldaten die weiter machen würden wollen, aber alle zur Zeit keine Chance haben auf Weiterverpflichtung!
Man kann Ausnahmeanträge stellen bis zum geht nicht mehr und machen und tun was man will, sie probieren auf die richtige Stelle zu schieben (auch wenn man selber nichts von hat) und trotzdem hat man keine Möglichkeit ihnen eine entsprechende Stelle zu organisieren. Ich habe Soldaten die eine echt lange Ausbildung von zum Teil 2 Jahren haben (solange dauert es ja zur Zeit Soldaten auf die entsprechenden Lehrgänge zu schicken) und es ist mir unverständlich, warum sie als 8er oder 4er wieder gehen sollen. Das ist so unwirtschaftlich!!! Wenn man das mal auf alle Soldaten hochrechnet, kann man Mio. sparen und die in entsprechende andere Personalmaßnahmen investieren. Mich ärgert das täglich, wir haben so viele gute Soldaten und nur weil man die Reform nicht anständig umsetzt, werden die alle bald ausscheiden und man merkt dann, dass der Nachwuchs fehlt und wird teure Programme auflegen um das auszugleichen. Geldvernichtung ohne Ende.
@Stefan
Genau das ist das Systemproblem, selbst einige Soldaten können zwischen Einsatz und Alltag nicht mehr unterscheiden!
Schlage vor, alle Soldaten bis DZE kasernieren, Urlaub wird überbewertet und wer benötigt noch ein Gehalt, wenn er Verpflegung und Sauerstoff bekommt!…..und Scheidung/Kinderprobleme hat man dann auch nicht!
Wer sprach von 5 Sterne? Wie leben Häftlinge heute in einer JVA?
Schon mal die letzten Jahre in einer Jugendherberge gewesen?
Schon mal in einem Low Budget Hotel gewesen?
Was macht eine Unterkunft teurer, Naßzelleneinbau oder komplizierter Wand-, Leitungs- und Türeneinbau?
@Andre:
Dieses systemische (!) Problem wird ja bei Truppenbesuchen laufend angesprochen.
Anstatt dass sich die militärische Führung für Maßnahmen einsetzt, sucht sie Begründungen.
Siehe GI-Besuch in Munster:
„Ein großes Problem für die Brigade: Es fehlt an Mannschaftssoldaten. Ohne die Lage zu beschönigen, erläuterte Wieker dazu, dass nur kurze Weiterverpflichtungen keine Lösungen seien, so verständlich dieser Wunsch von den Betroffenen auch sein mag. Denn planerisch dürfen nur die neuen Strukturen befüllt werden. Jede Regeneration muss zugleich nachhaltig sein, so Wieker.
Verbunden mit dem Dank für ihren täglichen Dienst, forderte der Generalinspekteur alle Soldaten auf, „sich einzubringen, statt Missstände zu ertragen und etwas zu bewegen, statt zu erdulden“.“
http://tinyurl.com/mv96pcn
Der Widerspruch zwischen beiden Absätzen sagt alles.
Systemkollaps komplett.
@Memoria:
Derlei Aussagen habe ich nun schon von einigen Goldbesternten gehört.
Sie targen regelmäßig dazu bei die Frustration der Truppe deutlich zu erhöhren und reglichen Respekt vor den entsprechenden Personen zu verlieren… Anspruch haben sie ja ohnehinnur auf Respekt gegenüber dem Dienstgrad .
Naja, ich glaub im August werde ich wohl zur Sicherheit in den Keller gesperrt, da mir sonst vielleicht der Kragen platzen könnte … da macht dann nämlich wieder ein VM (mal sehen ob es dann noch der jetzige ist) seine Sommer(lust)reisen, um doch wieder nichts von der Realität wahrzunehmen …
@Kerveros:
Ich erinnere mich hier auch an viele ähnliche Diskussionen, die nur eines offenbarten:
Opportunistisches Systemverständnis ohne Anspruch und Gestaltungswillen.
Diese Sichtweise wird dann auch ggü. der polit. Leitung und dem Parlament dargestellt.
Wenn es auch dort keinen echten Gestaltungswillen gibt, dann kommt man da hin wo die Bw heute ist: In der Sackgasse – unfähig umzudrehen.
Bezeichnendes anderes Beispiel:
Als TdM die Verabreichung von Blutplasma im Einsatz mit Verweis auf eine Verordnung – über Monate hin! – als nicht machbar darstellte.
Im Bereich des Einsatzes löst man konsequenterweise ja die ad-hoc-AG „Ausrüstung im Einsatz“ auf.
Es ist zwar Wahnsinn, aber wenigstens hat es Methode.
Bei den aktuellen DB-Nachwuchs-Werbespots habe ich geglaubt, dass das ein Bundeswehr-Spot ist, weil ich nicht hingeguckt, sondern nur zugehört habe.
@ Hohenstaufen
Deutschland gibt pro Kopf der Bevölkerung wesentlich weniger für Verteidigungszwecke aus als z.B. Großbritannien, die USA oder Frankreich.
Nur dass Deutschland keine Flugzeugträger, keine Atom-U-Boote und keine Atomraketen unterhält.
Tatsächlich gibt Deutschland pro Kopf 10% mehr für seine Streitkräfte aus als der europäische Durchschnitt (SIPRI).
Ich sage dazu nur noch:
Am Ende wird alles gut, und wenn noch nicht alles gut ist, sind wir noch nicht am Ende…
Ich frage mich manchmal ob unser Herr TDM ein Autist ist? Das täte mir leid für die anderen Autisten.
@ J.R.: … für nicht fliegende Drohnen, Flugzeuge, Hubschrauber. 500mio € sind kein Pappenstiel.
@ Memoria | 24. Juni 2013 – 20:09
Bezeichnendes anderes Beispiel:
Als TdM die Verabreichung von Blutplasma im Einsatz mit Verweis auf eine Verordnung – über Monate hin! – als nicht machbar darstellte.
Gestatten Sie bitte eine Frage: Muss sowas denn der IBuK persönlich regeln? Wenn ja: warum? Wenn nein, warum musste er es dann, warum regelte es nicht der nachgeordnete Bereich?
@J.R.: Wie bitte kommen Sie auf die 10%??? Laut SIPRI gibt der europäische Durchschnitt! 1,61% des GDP für Verteidigung aus. Deutschland aber nur 1,34% des GDP. Als stärkste Wirtschaftsmacht mit Führungsanspruch im Euroraum, das ich nicht lache.
Das fehlen von Flugzeugträgern, Atom-U-Boote und Atomraketen macht die Sache auch nicht besser, schließlich geben die beiden Länder mit diesen Waffensystemen (Frankreich und England) mit ~2,0% deutlich mehr aus. Außerdem sind gerade diese Waffen, wenn auch eher die der Amerikaner, ein deutliches Merkmal des deutschen parasitären Verhaltens im Verteidigungsbereich. Schließlich haben die erheblichen Mehrausgaben der USA, gemessen an der Wirtschaftskraft, dafür gesorgt, daß die FDGO und „Innere Führung“ überhaupt noch existieren.
Allerdings glaube ich nicht, daß uns mehr Geld allein weiterbringt. Es würde weiterhin von einer geistig bankrotten und moralisch Armen Bundeswehrführung (Zivilisten wie Militärs gleichermaßen, beginnend spätestens ab dem mittleren „Management“) verschwendet werden.
Was wir brauchen ist eine wahre Zäsur und nicht nur eine weitere Verwaltungsreform. Ich postuliere, daß die Bundeswehr schon seit längerer Zeit die Befähigung zum Kampf verloren hat. Wenn man die Augen aufmacht und die zentralen Ausbildungseinrichtungen besucht, so stellt sich die Lage der Ausbildung dramatisch da. Menschen (ich sage bewußt nicht Soldaten) die in wenigen Wochen in einen Low Intensity Conflict wie Afghanistan verlegen sind nicht in der Lage sich auf dem Übungsplatz zu orientieren, geschweige den eine Gefechtsbefehl zu erteilen. OTL i.G. scheitern daran einen Entschluß zu formulieren!
Es wird wohl ein neues Jena-Auerstedt brauchen um als Katalysator für diese Zäsur zu dienen, mehr als ein wenig ironisch, wenn man die offiziellen „Traditionslinien“ der Bundeswehr bedenkt.
Sachlicher | 24. Juni 2013 – 21:42:
Darum sollte sich ein Minister nicht kümmern müssen.
Aber wenn er davon erfährt, sollte er sich nicht hinter Verordnungen verstecken.
Sie werden nicht glauben, wie oft das BMVg behauptet man unterlasse etwas aus – angeblichen – rechtlichen Gründen, obwohl es eine Ausnahmeregelung gibt oder es seitens des BMVg keine Versuche gibt eine Verordnung oder ein Gesetz zu ändern.
@Memoria:
„Ich erinnere mich hier auch an viele ähnliche Diskussionen, die nur eines offenbarten:
Opportunistisches Systemverständnis ohne Anspruch und Gestaltungswillen.“
und solange die Führung die fördert, die dabei mitmachen… ;)
Ein Grund mehr dabeizubleiben: aufgeben hilft nur den anderen ;)
@Sachlicher
Auszug aus dem Jahresbericht 2011 des Wehrbeauftragten:
„10.4.3 Versorgung mit Blutpräparaten
Die Versorgung mit Blutpräparaten im Einsatz muss verbessert werden. Die bislang in der Bundeswehr nicht vorgehaltene Thrombozytenversorgung kann bis zur Etablierung eines Herstellungsverfahrens für kryokonservierte Thrombozytenkonzentrate und dessen gesetzlicher Zulassung zunächst durch Unterstützung der niederländischen
Streitkräfte mit entsprechenden Blutzubereitungen sichergestellt werden. Bisher wurde in Einzelfällen auf die Hilfe des US-Sanitätsdienstes zurückgegriffen. Wohl nur Dank dieser Hilfe hatte nach Einschätzung behandelnder Ärzte ein schwer verwundeter deutscher Soldat überlebt.
Ich erwarte, dass die Zulassung einer eigenen Versorgungskapazität bald erfolgt, zumal eine Ausnahmeregelung möglich wäre. Hierzu müssen die ressortübergreifenden Abstimmungen beschleunigt durchgeführt
werden.“
@ Ghost Bear
Deutschland gibt pro Kopf 593$ für seine Streitkräfte aus, der Schnitt in der Union liegt bei 541$. Also 9,6% mehr.
ein deutliches Merkmal des deutschen parasitären Verhaltens im Verteidigungsbereich
Mit Verlaub, aber Flugzeugträger, Atom-U-Boote und Atomraketen sind Spielzeuge, die vielleicht(!) vor 20 Jahren eine Rolle gespielt haben. Derzeit sind sie mit ein Grund, dass die französischen und britischen Streitkräfte trotz mehr Budget nicht wirklich besser dastehen als die deutschen. (RAND hat da einen interessanten Vergleich: „Setting Priorities in the Age of Austerity – British, French, and German Experiences“.
So Sachen wie Flugzeugträger ohne Flieger oder Einsatzkontingente ohne Schutzwesten (UK) bzw. infiltrierbare Atomstützpunkte (FR) kriegt man hier nur nicht so mit.
@memoria: Danke für die Antworten auf meine durchweg ernst gemeinte Frage.
Ich denke, Sie zeigten vor allem in der ersten Antwort noch einen interessanten Aspekt, den ich immer häufiger vernehme: Der Minister muss entscheiden. Ich schreibe bewusst „muss“. Denn entscheiden, dafür dann auch mal „eingenordet“ zu werden – was ich aber als normal erachte, ganz gleich, dass man im Sinne der übergeordneten Führung bzw. des gemeinsamen Zieles entscheiden wollte-, ist, meine ich nach Lesen und Hören diverser Statements, momentan nicht en vogue.
Ich würde daraus (auch) den Schluss ziehen, dass dies frustriert. Stellt man fest, dass noch ein jeder Punkt erst beim Minister vorliegen muss, bevor er entschieden wird, dann ist das unangenehm.
Das wieder zum Positiven im Sinne unserer angestrebten bzw. niedergeschriebenen Führungskultur zu entwickeln, ist aber nicht allein Aufgabe des Ministers, Das geht beim UoP los, oder?
@Sachlicher:
„Das wieder zum Positiven im Sinne unserer angestrebten bzw. niedergeschriebenen Führungskultur zu entwickeln, ist aber nicht allein Aufgabe des Ministers, Das geht beim UoP los, oder?“
Das hängt wiederum davon ab, wen man dafür ‚einkauft’… und wie man die Leute ausbildet. Auch da hat die Truppe teilweise vernichtende Berichte zu den Änderungen der letzten Jahre geschrieben, die aber keine wirklichen Reaktionen hervorrufen.
@Ghost Bear
200 Jahre nach 1813 wären doch eine gute Gelegenheit, im Sinne der Tratition der preußischen Reformer von Grund auf neu anzufangen.
Und das meine ich ernst, es ist schade dass Systeme (nicht nur Demokratien) einen totalen Crash brauchen, um zu erkennen dass sie mit ihrem Kurs an die Wand gefahren sind.
@ Kerveros | 24. Juni 2013 – 22:25
Ja. Ich gebe Ihnen Recht, Je besser der Vorgesetzte ausgebildet, desto selbstbewusster, zielgerichteter und souveräner entscheidet und führt er.
Sorry, aber der Allgemeinplatz sei mir zu dieser Stunde gestattet.
@ Hohenstaufen und @ J.R. und @ Ghost Bear
Diese internationalen Vergleiche haben zwar eine gewisse Berechtigung, werden aber trotzdem meist überbewertet. Das gleiche übrigens auch gilt für Kennzahlen wie z.B. „Anteil Verteidigungsausgaben am Bruttosozialprodukt“. In Wirklichkeit sind das m.E. nur Hilfsargumente mit begrenzter Aussagekraft. Sie sagen vielleicht etwas über (militärisches) Prestige oder politischen Willen oder demonstrierte Bündnistreue aus, aber nicht unbedingt etwas über den tatsächlichen Bedarf und die intelligente Verteilung der Mittel.
Entscheidend ist doch letztlich, was die angemessene Sicherheit für die Bürger eines Landes erfordet, wieviel Mittel man also für welche Zwecke zu benötigen glaubt und wieviel man wo als genug erachtet. Dazu braucht man allerdings eine rationale Analyse der (prognostisch betrachteten) Sicherheitslage, eine klare Festlegung der eigenen Prioritäten und eine ebenso klare Formulierung des eigenen Anspruchsniveaus bzw. der Risikobereitschaft.
Es sind also die eigentlich recht einfachen Fragen zu beantworten: Was brauche ich, was will ich, was mache ich, und was bedeutet das alles für mich? Und nicht nur: Was geben andere aus oder was könnte ich mir noch alles leisten? Klingt einfach, bedarf aber eines strategischen Denkansatzes. Und daran mangelt es leider seit Langem.
Es ist damit ein Trugschluss zu glauben, eine Erhöhung des Verteidigungshaushaltes erhöht automatisch die Sicherheit. Das kann so sein, muss aber nicht. Letztlich muss man schon etwas differenzierter hinschauen. Eines – und damit zurück zum Thema – ist aber auch offenkundig: Die Reform der Bundeswehr ist insgesamt (neben anderen Schwächen) finanziell reichlich unrund, dies vor allem mit Blick auf die dramatisch nachlassende Attraktivität des Soldatenberufs. Und auch das gefährdet die Sicherheit unseres Landes.
@ Sachlicher
So richtig habe ich den Allgemeinplatz in seiner Relevanz noch nicht erfasst. Liegt aber wahrscheinlich an der späten Stunde.
@ KeLaBe | 24. Juni 2013 – 22:37
So richtig habe ich den Allgemeinplatz in seiner Relevanz noch nicht erfasst.
Kein Problem.
@ Sachlicher
Sehe ich für mich auch so.
@Sachlicher:
Sehe ich auch so, aber gerade da zum Thema UoP mal ein Beispiel aus dem Leben gegriffen:
Die KWEAs (jetzt wohl Karrierecenter) liefern ja eine sehr detailierte Einschätzung der Kandidaten in 40 (?) Einzelwertungen jeweils von 1-7 (7 = absolut untauglich).
Da bekommt man also einen Uffz auf den Hof gestellt bei dem sich das ungefähr so liest:
physiche Belastbarkeit: 5
psychische Belastbarkeit: 5
Verhaltensstabilität: 5
und jetzt kommt es ;)
Verwendungsempfehlung: Jäger/Scharfschütze
Was tut man nicht alles für die Quote – aber wir haben ja (vorgeblich) genug qualifizierte Bewerber.
Das ist eine einzige Lachnummer:
Im Oktober 2011 hatte man die Stationierungsplanung einschließlich der Personalreduzierungen veröffentlicht. Zu dem Zeitpunkt war man anscheinend noch völlig ohne Ahnung wer nun wirklich, in welchem Verband, wo stationiert werden sollte. Fast zwei Jahre später erfahren wir, dass die Neuausrichtung erst 20% der Wegstrecke geschafft habe, aber die Planungssicherheit nunmehr Monat für Monat zunehme. Wenn ein Finger in eine Wunde gelegt wird, hören wir seit Beginn der Neuausrichtung, dass es jetzt aber besser werde. Man muss sich doch fragen, was haben die in den vergangenen zwei Jahren gemacht?
Und die Aussage zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist einfach eine Frechheit. Ich erinnere mal an eine Rede des StS Kossendey im Bundestag im Jahre 2008 und die strategische Bedeutung, die diesem Thema durch das BMVg laut seiner Aussage zugemessen werde. Jetzt, fünf Jahre später sagt der Minister, man habe da ein Problem. Wenn das Ministerium fünf Jahre braucht, um in einer Frage von strategischer Bedeutung festzustellen, dass man ein Problem habe, dann gratuliere ich dem Minister zu seiner Blitzeinschätzung beim Thema Eurohawk. Da hat es nur zwei Jahre gedauert.
Manchmal bedaure ich, dass ich keinen Alkohol trinke…..
@KeLaBe | 24. Juni 2013 – 22:37
Vollkommen richtig. Die notwendigen Verteidigungsanstrengungen sind von der Größe des Staatsterritoriums, der Bevölkerungszahl und der sich daraus ergebenden Bevölkerungsdichte abhängig und können nicht vom Bruttosozialprodukt oder anderen Wirtschaftsdaten abhängig gemacht werden. Landesverteidigung hat Vorrang, denn sie ist Verfassungsauftrag. Viele andere staatlichen Ausgaben dagegen nicht. Dort kann kräftig gespart werden. Dazu müssen die Mittel auch effizient zur Landesverteidigung eingesetzt werden. Berufliche nichtmilitärische Weiterbildung und Ausbildung gehören z. B. nicht in den Verteidigungshaushalt und müssen durch andere Haushalte getragen werden. Wozu gibt es ein Bildungsministerium oder ein Sozialministerium. Für Umweltschäden gäbe es das Umweltministerium … . Oder handelt die BW nicht im gesamtstaatlichen Interesse?
@ KeLaBe
Schön auf den Punkt gebracht.
Aber damit sprechen Sie letztlich ja das Kernproblem der Bundeswehr und der deutschen Sicherheitspolitik an. (Was will man eigentich, und was braucht man dafür?)
Hatte TdM nicht zugesagt, dass bis Ende 2012 jeder Soldat, Beamte und Zivilangestellte weiß wo er künftig eingesetzt wird?
Und jetzt ist man fast 7 Monate später bei 20%?
Mhhh.
@ GhostBear
„Als stärkste Wirtschaftsmacht mit Führungsanspruch im Euroraum […]“
Führungsanspruch? Wo? Wer? Wie? Der gemeine deutsche Michel hat mit Außenpolitik im allgemeinen nichts am Hut und Ansprüche an Führungspositionen schon gar nicht. Dieses Land und vor allem die Bevölkerung hat seit 1945 eine unterschwellige Affinität zur Idee der „großen Schweiz“ – nach außen neutral, militärisch nur insofern engagiert wie es die Landesverteidigung (im wortwörtlichen Sinn) erfordert und auf der „großen Bühne“ der Weltpolitik vor allem durch Abwesenheit glänzend. All das Gesülze über Deutschlands besondere internationale Verantwortung (bedingt durch seine Wirtschaftskraft) ist von außen hereingetragen und wird bestenfalls von ein paar pflichtschuldigen Papageien im Politikbetrieb wiedergekäut, aber in der Bevölkerung finden solche Aussagen keinerlei Resonanz.
Die Reform als Ganzes ist meiner Meinung nach ein völlig chaotischer, unkoordinierter und nicht zu Ende gedachter Versuch zwei Dinge in Einklang zu bringen, die nicht in Einklang zu bringen sind: die internationalen Partner und NATO-Verbündeten erwarten von Deutschland etwas, was das kleinmütige, desinteressierte und Nabelschau haltende deutsche Volk weder versteht noch will noch unterstützt. Nimmt man noch die fiskalischen Probleme unserer Zeit dann kommt dieser lächerliche Versuch der Quadratur des Kreises heraus. Und das Sahnehäubchen (mit Kirsche) obendrauf ist dieser Aparatschik von Verteidigungsminister …
TdM und sein Ministerium verkennen weiterhin die Lage. Die Reform wirkt doch nur als Katalysator der schon immer vorhandenen Probleme! Die Bundeswehr ist ein Irrenhaus, es fehlen nur die Zwangsjacken.
Planungssicherheit bei der Personalentwicklung gab es noch nie! Das Personalentwicklungssystem stammt aus der Zeit des Kalten Krieges und produziert weiterhin potenzielle Kdr, für die es dann leider keine Btl mehr gibt. Anschließend werden diese von einer Vwdg zur nächsten gerecht, um „Verwendungsbreite“ aufzubauen – fragt sich nur wofür? Eignung, Leistung und Befähigung sind ebenfalls hohle Phrasen. Die mittelprächtige Verantwortungselite zieht doch immer nur Ihresgleichen nach. Arschkriecherei und Angepasstheit wird belohnt, der Rest ist unbequem.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf – in der Bundeswehr unverändert ein hohler Pathos. Allein aufgrund der fehlenden Planungssicherheit – und das wird auch nicht von Monat zu Monat besser, welch ein Blödsinn! – ist die Unvereinbarkeit garantiert. Selbst die in der 20/1 (Die Personalführung der Soldaten) verbrieften Grundsätze der Personalführung werden noch regelmäßig mit Füßen getreten. Die gesetzlich verbriefte Schutzfrist von drei Monaten ist zur Regel denn zur Ausnahme geworden! Und hier mal an all die Beschwichtiger: Alle zwei Jahre Komplettumzug inkl. Schulwechsel und inkl. Arbeitsplatzwechsel der Frau bei bis zu drei Tagen Sonderurlaub gibt es wohl bei keinem anderen Arbeitgeber und wenn doch, dann sicherlich nicht in der Gehaltsklasse eines StOffz oder Portepees. Und allein aufgrund der Standortreduzierung steigt bei anhaltender Versetzungshäufigkeit die Notwendigkeit eines Komplettumzuges.Als man noch von Koblenz über Bonn nach Köln und zurück versetzt wurde, war das alles „fahrbar“ und man konnte sich stolz brüsten ob seiner eigenen Flexibilität und Mobilität. Aufwachen!
Besoldung/Beförderung: Wenn ehemalige SaZ bei der Bundeswehr verbeamtet werden und zum frühesten Zeitpunkt Oberregierungsrat werden während der ordinäre Truppenoffizier im Mittel 40 Monate auf Beförderung wartet, dann ist das ein absurd grotesker Zustand – ebenfalls durch die Reform nur aufgeschoben.
In einer Zeit, wo die Halbwertszeit von Informationen und Wissen abnimmt, die Projekte idR dafür deutlich komplexer werden, ist man ggf. auch bei der Bw gut beraten, wenn man zumindest vereinzelt mal auf Spezialisten trifft. Und daher mein erneutes Plädoyer für deutlich verlängerte Stehzeiten. Die Frau oder der Mann soll zumindest die Chance haben sich in laufende Projekte einzuarbeuten und diese dann auch verantworten.
So what? Nix! Die Umfrage verläuft im Sand und die Parole „Imma weida“! hat Bestand.
Der Vergleich mit „Jena“ war nicht so schlecht, Facelift bringt bei diesem Modell nichts mehr.
@MiG:
Ich unterschreibe das mal so ;)
@ MiG
Ich stimme Ihnen zu, wenn Sie herbe Defizite im Bereich „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ anprangern. Hier ist tatsächlich unglaublich viel Nachholbedarf mit steigender Tendenz – dies nicht nur aus Gründen angemessener Fürsorge, sondern auch wegen des Wettbewerbs auf dem Arbeitsmarkt um bestgeeignete Nachwuchskräfte. Wenn die Bundeswehr das nicht in den Griff bekommt, dann ist die Gefahr einer Implosion nicht unerheblich.
Widersprechen möchte ich Ihnen bei der Aussage, es habe noch nie Planungssicherheit bei der Personalentwicklung (!) gegeben. Das ist mir zu salopp formuliert. Wenn Sie damit die personellen Auswahlverfahren meinen, dann rate ich zu einem Blick über den Zaun, sei es in die Welt der zivilen Beamten oder in die der Privatwirtschaft. Vielleicht gibt es ja Ausnahmen, aber im Großen und Ganzen träumt man dort nur von Dingen wie regelmäßigen Personalkonferenzen, langfristigem Verwendungsaufbau, Zulassung von Beobachtern im Auswahlprozess und anderem. Die Transparenz in die Verfahren (nicht zu verwechseln mit der Transparenz in die vertraulichen Einzelentscheidungen) und die im Grundansatz auf langfristige Zielsetzungen ausgerichtete militärische Personalentwicklung beeindruckt bei uns sehr wohl. Das wird nicht jeder so empfinden (es liegt nun mal in der Natur eines Auswahlprozesses, dass es am Ende des Tages wenige Ausgewählte und viele Nicht-Ausgewählte gibt), und Fehlentwicklungen wie auch Fehlentscheidungen sind auch hier nicht ausgeschlossen, aber das Gesamtsystem ist so schlecht nicht – schon gar nicht im Vergleich.
(Manchmal habe ich hier in diesem Blog den Eindruck, dass persönlicher Frust wegen entgangener Förderung sehr einseitig einem ungerechten und unzulänglichen System angelastet wird. Oft wird es sogar so dargestellt, dass nur die Nicht-Ausgewählten über besondere Charakterstärke zu verfügen scheinen, da sie ja unbequem sind, die Dinge ungeschminkt beim Namen nennen und sich nicht der eigenen Karriere zuliebe unterwerfen. Manchmal stimmt das ja vielleicht auch. Aber eine solche Argumentation ist zugleich psychologisch leichter zu ertragen, denn sie lenkt ab von der bitteren Erkenntnis, dass es bisweilen vielleicht auch besser Geeignete gibt.)
Etwas anderes sind die organisatorischen und finanziellen Rahmenbedingungen, unter denen im Ergebnis auch die Einzelpersonalführung zu leiden hat. Hier liegt eine der großen Schwächen der Reform, weil sie (wie so manche Reform vorher) die Wirkung auf die wichtigste Stütze von Streitkräften – die Soldaten mit ihren berechtigten Erwartungen und Ansprüchen – offenbar völlig falsch eingeschätzt hat. Eigentlich kaum zu glauben.
@KeLaBe:
„Die Transparenz in die Verfahren (nicht zu verwechseln mit der Transparenz in die vertraulichen Einzelentscheidungen) und die im Grundansatz auf langfristige Zielsetzungen ausgerichtete militärische Personalentwicklung beeindruckt bei uns sehr wohl.“
Kann ich so nicht nachvollziehen. Im Summenzug ergibt sich zwar eine gewissen Transparenz, nicht unbedingt aber hinsichtlich der Verfahren – was nützt mir der Beisitz in einer Auswahlkonferenz, wenn ich nicht nachvollziehen kann, wie diese Vorbereitet wurde; sprich, wie richtig und vollständig die Daten zum EInzelnen sind?
Spannender ist aber der Passus ‚im Grunde auf langfrstige Zielsetzungen ausgerichtet’… da die Masse der BS bei erreichen des Laufbahnzieles noch reichlich Restdienstzeit ohne (langfristige) Perspektive vor sich hat, weder fachlich noch räumlich und somit Verfügungsmasse ist. Der durchschnittliche Truppenoffizier dürfte einen Planungszeitraum von drei Jahren vielleicht als langfristig ansehen… jenseits dessen wallt allenfalls der Nebel.
Langfrstig können allenfalls die Spitzenkandidaten (Genst, OstFw-Kandidaten) einen entsprechenden Verwendungsaufbau erwarten…
@ Kerveros
Meine Kernaussage war nicht, dass in der militärischen Personalführung alles perfekt und nichts veränderungswürdig ist. Ich habe zunächst nur den Vergleich nach außen gezogen, wo nach meiner Erfahrung noch sehr viel weniger von Planungssicherheit gesprochen werden kann, insbesondere bei Führungskräften. Aber kurz zu Ihren Einwänden:
Vollständige Transparenz kann es im Personalgeschäft nicht geben. Vertraulichkeit muss gewahrt bleiben, auch zum Schutz des einzelnen. Und folglich muss die Personalführung aus meiner Sicht auch einen gewissen Vertrauensvorschuss genießen, sonst kann sie ihre Arbeit wohl kaum erfolgreich gestalten. Außerdem: Wie soll denn ein Beobachter bei Auswahlprozessen auf einen Stand gebracht werden, mit dem er sämtliche Detaildaten überblicken, werten und einschätzen kann? Hier sind einfach auch praktische Grenzen gesetzt, die nicht dazu führen sollten, das Instrument „Beobachter“ zu verwerfen.
Die Frage der langfristigen Zielsetzung ist in der Tat umso zentraler, je mehr es sich um Spitzenpersonal handelt. Da haben Sie Recht. Ist ja eigentlich auch logisch. Einen Generalinspekteur (das ist nun das Extrembeispiel) kann man schließlich nicht in der F.A.Z. ausschreiben und dann gewinnen. Er muss langfristig aufgebaut werden, und die Personalführung tut wohl auch gut daran, diese Entscheidung nicht bereits 30 Jahre vorher abschließend zu treffen, sondern sich alternative Optionen zu erhalten, die sich im Laufe der Jahre immer mehr verengen.
Für die meisten anderen gilt früher oder später: Ja, es ist nicht einfach eröffnet zu bekommen, man habe das (individuelle) Laufbahnziel erreicht. Und ja, es ist dann umso bitterer zu erfahren, dass damit keineswegs ein Verbleib am Ort und in der Aufgabe verbunden sein muss (was im übrigen wohl auch gar nicht jeder will). Das kann man voll verstehen. Im Grundsatz vermeiden lässt es sich aber eher nicht, und schon gar nicht in Zeiten so durchgreifenden organisatorischen Wandels. Womit wir wieder bei den sozialen und psychologischen Wirkungen des Reformeifers und seiner personalwirtschaftlichen Begleitung wären …
@KeLaBe
Transparenz durch das Konferenzverfahren sehe ich nur bei den Unteroffizieren, die ehemalige SDBw hat da ein hervorragendes Modell implementiert.; die Personalführung der Offiziere ist da meilenweit von entfernt. Insbesondere das Heer hat bei mir in den letzten 3 Jahren im Vergleich zu M und Lw den Eindruck erweckt als führte es seine Stoffze noch in den konspirativen FGG-, bzw. Waffengattungs-stovepipes des Kaiserlichen Kolonialamtes ;-) Einzige Ausnahme: die iG-ler.
Die BW braucht in der Tat ein völlig neues Verwendungsaufbaumodell, das zwischen den MilOrgBereichen/TSK kompatibel ist. Dazu gehört auch eine von den Beamten losgelöste Besoldungsordnung. Brauchen wir noch die Dienstgradgruppe der UO/PUO ? Warum nicht wie die Norweger nur noch Trp-, MilFach- und StOffiziere und eine aufgebohrte Mannschaftslaufbahn ? Man sollte sich auch mal die eine oder andere Landespolizei anschauen…..ich bin da voll bei @MiG und @Kerveros….