ORF-Bataillon im Kosovo: Noch nicht ganz raus, schon wieder drin

So schnell kann’s gehen: Ende April März hatte das deutsch-österreichische Operational Reserve Forces (ORF) Bataillon im Kosovo seine Arbeit beendet und an eine italienische Eingreiftruppe übergeben. Der Abzug der ORF-Kräfte ist noch nicht mal abgeschlossen, wie die Bundeswehr vergangene Woche an die Abgeordneten des Bundestages meldete

Die Nachbereitungsarbeiten im deutsch-österreichischen ORF-Bataillon schreiten zügig voran und werden voraussichtlich wie geplant bis Anfang Mai 2012 abgeschlossen. Inzwischen wurden drei Lufttransporte zur Rückführung des deutschen ORF-Personals durchgeführt. Mit Stand 16.04.12 befindet sich noch rund ein Viertel des deutschen Personals im Einsatzgebiet. Bis Anfang Mai 2012 soll die Rückverlegung abgeschlossen werden.

da kommt schon das Kommando Kehrt marsch. Denn angesichts der für Anfang Mai geplanten Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Serbien drohen neue, möglicherweise gewalttätige Spannungen im Kosovo, weil die Serben im Norden des Landes an diesen Wahlen teilnehmen wollen:

Aufgrund dieser Lageeinschätzung hat COM KFOR beim vorgesetzten NATO- Kommando in Neapel die erneute Verlegung des deutsch-österreichischen Bataillons der operativen Reserve beantragt. Das NATO-Kommando in Neapel hat inzwischen einen ersten Einsatzbefehl erlassen, der sich zurzeit allerdings noch in Prüfung bezüglich der darin aufgezeigten Zeitlinien befindet. Absicht ist, die volle Einsatzbereitschaft des deutsch-österreichischen Reservebataillons in Kosovo am 01. Mai 2012 hergestellt zu haben.

Deutschland und Österreich werden den eingegangenen Verpflichtungen nachkommen und das Reservebataillon vorübergehend wieder in den Kosovo verlegen, um die erfolgreiche Fortsetzung der Operation bestmöglich zu unterstützen.

Damit werden dann gleich zwei Reservebataillone der KFOR-Truppen im Einsatz stehen, das italienische und das deutsch-österreichische, gestellt unter anderem vom ABC-Abwehrregiment 750 in Bruchsal, parallel. Und sie dürfen sich erneut auf Ärger einstellen. Denn selbst wenn es zu einer Einigung zwischen Serbien, Kosovo und der moderierend beteiligten OSZE kommen sollte, haben zwei serbische Gemeinden im Nordkosovo bereits angekündigt, auf jeden Fall ihre eigenen Kommunalwahlen durchzuführen. Da bestehe erhebliches Konfliktpotential, ist die Einschätzung in der Bundeswehr.

Allerdings, und das wird in der deutschen Öffentlichkeit kaum noch wahrgenommen: Auch ohne das Reservebataillon stehen deutsche Soldaten im Kosovo, unverändert an der Verwaltungsgrenze (Administrative Boundary Line) zwischen Serbien und dem Kosovo. Seit Anfang April sichern Teile der deutschen Schutzkompanie, unterstützt von einem amerikanischen Infanteriezug, den Grenzübergang Jarinje – und sollen nicht zuletzt verhindern, dass die Kosovo-Serben ihre eigenen Übergänge über die grüne Grenze schaffen und nutzen.