Kein Schutz in der Zitadelle: Griechischer Chemietanker von somalischen Piraten gekapert

Erstmals in den vergangenen Wochen haben somalische Piraten wieder einen größeren Erfolg erzielen können: Am (gestrigen) Montag wurde im Golf von Aden der Chemietanker Liquid Velvet gekapert, der unter der Flagge der Marshall Islands fährt und einer griechischen Reederei gehört. Nach Informationen von Augen geradeaus! hatte sich die Besatzung zwar in den Schutzraum, die Zitadelle, zurückziehen können – doch während die Crew auf bewaffnete Hilfe wartete, gelang es den Piraten, diesen Schutzraum aufzubrechen.

Die Kaperung fand im westlichen Golf von Aden statt – noch im Bereich des Sicherheitskorridors, den die internationalen Seestreitkräfte zum Schutz vor Piraten dort eingerichtet haben. Wie Reuters unter Berufung auf den ostafrikanischen Piraterie-Experten Andrew Mwangura berichtet, hatte der Tanker 21 Besatzungsmitglieder und einen Sicherheitsmann an Bord – letzterer allerdings unbewaffnet.

Die Crew hatte, so höre ich, in dem Sicherheitsraum drei Stunden ausharren können, ehe die Piraten Zugang bekamen. Ein Beobachtungsflugzeug konnte später nur feststellen, dass sowohl Piraten als auch Besatzungsmitglieder auf der Brücke zu sehen waren und damit klar war, dass die Seeleute Geisel der Piraten waren.

Nach Angaben des NATO-Schiffahrtszentrums ereignete sich die Kaperung bei den Koordinaten 12º 00‘ Nord, 45º 33‘ Ost. Eigentlich ein Bereich, der als International Recommended Transit Corridor (IRTC) unter der Kontrolle von Kriegsschiffen ist:

Karte: OpenStreetMap

(Interessanterweise gibt es bislang weder vom Piracy Reporting Centre des IMB noch von der EU-Antipirateriemission Atalanta eine Meldung zu dieser Kaperung.)