Materiallage der Bundeswehr: Wenig Verbesserung gegenüber dem Sommer
Das Verteidigungsministerium hat seinen regelmäßigen Bericht zur materiellen Einsatzbereitschaft der Hauptwaffensysteme der Bundeswehr veröffentlicht, und wie schon die vorangegangenen Berichte, zuletzt im Juni dieses Jahres, zeigt sich nur in sehr kleinen Schritten eine Verbesserung. Schwankte die Einsatzbereitschaft, je nach System, im Sommer zwischen 26 und 89 Prozent, sind die Kennzahlen jetzt 27 und 95 Prozent – allerdings im oberen Bereich bedingt durch fabrikneue ungeschützte Lastwagen.
Die Details zum Klarstand der jeweiligen Waffensysteme sind seit März vergangenen Jahres als Geheim eingestuft, deshalb gibt es nur recht generelle Übersichten. Aber auch die zeigen weiterhin, dass die Streitkräfte mit der Einsatzbereitschaft ihres Materials nicht zufrieden sein können.
Aus den Zusammenfassungen im Bericht, den Generalinspekteur Eberhard Zorn am (heutigen) Dienstag vorlegte:
Die materielle Einsatzbereitschaft aller 69 Hauptwaffensysteme hat in den vergangenen sechs Monaten erneut zuge- nommen und liegt bei nun 74%. Auch wenn dieser Positiv- trend erfreulich ist, so ist die Zahl aufgrund der fortbeste- henden großen Streuung zwischen den einzelnen Waffen- systemen nicht zufriedenstellend. So liegt die materielle Ein- satzbereitschaft beispielsweise bei den fabrikneuen ungeschützten LKW bei über 90%, bei Hubschraubern jedoch knapp 40%. (…)
Hauptwaffensysteme mit nach wie vor stark verbesserungswürdiger materieller Einsatzbereitschaft sind der Kampfhubschrauber TIGER, die „Modularen Sanitätseinrichtungen“ sowie die Altsysteme wie TORNADO, der Transporthub- schrauber CH-53 oder die Marinehubschrauber SEA KING und SEA LYNX.
Eine interessante Verschiebung scheint es allerdings gegeben zu haben: Während im vorangegangenen Bericht vor allem die Alt-Systeme als Problem genannt wurden, fallen im aktuellen Bericht die niedrigsten Klarstandszahlen bei neu eingeführtem Gerät auf:
Beispiele für neue Systeme mit einer im Verlauf hohen Schwankungsbreite der materiellen Einsatzbereitschaft zwischen 27% bis 95% – sind u.a. SPz PUMA, A400M, H 145M LUH SOF, Geschützte Transportfahrzeuge (GTF) Zuladungs- klasse (ZLK) 15t und NH 90. Bei 4 von 12 Systemen haben wir Sonderprogramme zur Steigerung der materiellen Einsatz- bereitschaft aufgelegt (u.a. SPz PUMA). Erstmals liegt die materielle Einsatzbereitschaft dieses Clusters bei über 79% im Durchschnitt aller 12 Systeme.
Dagegen lag bei den alten Systemen der niedrigste Klarstand jetzt bei 33 Prozent:
Beispiele für alte Systeme mit einer im Verlauf hohen Schwankungsbreite der materiellen Einsatzbereitschaft zwischen 33% bis 86% sind u.a. TORNADO, CH-53, P-3C ORION, Betriebsstofftransporter.
Da das nicht auf einzelnes Gerät heruntergebrochen wird, bleibt nur eine Vermutung: Der niedrige Klarstand bei neuen Systemen dürfte damit zusammenhängen, dass jetzt auch der Marinehubschrauber SeaLion neu in die Übersicht aufgenommen wurde – im Sommer war er noch nicht dabei.
(Aus organisatorischen Gründen jetzt erst mal nur ein Link zu dem inzwischen ebenfalls veröffentlichten Rüstungsbericht II/2020; ggf. später eine Zusammenfassung – falls ich es heute zeitlich hinbekomme)
Fürs Archiv:
Der so genannte MatEB-Bericht als Sicherungskopie:
20201208_MatEb_Bundeswehr_2020-2
Der Rüstungsbericht als Sicherungskopie:
20201208_Ruestungsbericht_BMVg
(Archivbild Oktober 2020: Panzerhaubitze2000 bei der NATO-Battlegroup in Litauen – Kurt Basler/Bundeswehr)
Irgendwie komme ich da nicht hinterher. Hat sich die BW sosehr über den Tisch ziehen lassen? Genau dafür gibt es Wartungsverträge und Mobilitätsgarantien seitens der Hersteller über die gesamte Nutzungsdauer.
Dieser Geheimhaltungsquark ist albern. Jeder der Berichte lässt für die Problemfälle einen eindeutigen Tenor erkennen; verlorene Liebesmüh, die Bereitschaftszahlen en detail geheimzuhalten. Der Bundesrepublik Deutschland entsteht kein Vorteil dadurch, dass wir die Gegenseite rätseln lassen, ob ein nett verklausuliertes „bes*****en“ nun 27,2% bedeutet oder 33,6%.
Einen konkret kommunizierten Lichtblick gibt es immerhin: Laut Twitter des Generalinspekteurs konnte die Einsatzbereitschaft der Eurofighter Typhoon auf gut 70% gesteigert werden. Das ist kaum unter dem Durchschnitt der U.S. Air Force für Kampfflugzeuge von 77%.
@Dante
Sicher hat man das aber das ist an Bedingungen geknüpft. Übertrieben gesagt einen halben Tag Inbetriebnahme und einen halben Tag TD nach der Benutzung aber natürlich nur unter Nutzung der vorgesehenen Krananlage und Waschanlage die es in jedem Schleppdach gibt.
Aktuelles Beispiel die platzendenden Puma Triebwerke. „Na ohne richtig warm zu laufen darf man ja nicht fahren dann ist ja klar dass der Motor platzt. Das übernehmen wir nicht…“
gut zusammengefasst…
letztendlich keine wesentlichen Neuerungen…
Fazit:
– einheitliche Konstruktionsstände sind wichtig! (NH90)
– durch Nachrüstungen fallen Einheiten aus/weg
– bei vielen, bewährten Hauptwaffensystemen würden weitere Lose gut tun um die Lage zu verbessern (Boxer, Fuchs, K130, Eurofighter, H145M….)
– Altsysteme sollten schnellstmöglich abgelöst werden (CH53 und Tornado)
beim Tiger scheint man etwas ratlos zu sein :-( … hier müssen zwingend die 40 neuesten Maschinen auf einen einheitlichen Stand gebracht werden… vllt könnte man doch zeitnahe H145M als Teilersatz einsetzen… und den Tiger dann mal 2 Jahre für Nachrüstungen aus dem Verkehr ziehen
Irgendwie sind die Berichte zur Materiallage Augenwischerei und lenken vom Wesentlichen ab, weil sie (abgesehen von der ‚Beschönigung der Zahlen‘) nur begrenzt etwas darüber aussagen, ob die Truppe in der Lage ist, ihren Auftrag auszuführen.
Besser wäre eine Aussage dazu, ob z.B. das Heer in der Lage ist, ein Gefecht der Verbundenen Waffen in der Landesverteidigung (denn dafür ist die Bundeswehr hauptsächlich da) über einen längeren Zeitraum auszuführen.
@chris Wenn ich ein Motor mit grade 12 l Hubraum wäre und 1000 ps abdrücken sollte und da hängt noch nen 45 to Panzer drann, würde ich auch platzen. Bei nem 600 ps lkw sind um die 15 l hub üblich. Was da versucht wird ist so ähnlich als würde ich an einem Porsche einen Pferdeanhänger mit fetten Kaltblutpferden drin über einen Acker ziehen wollen.
„Besser wäre eine Aussage dazu, ob z.B. das Heer in der Lage ist, ein Gefecht der Verbundenen Waffen in der Landesverteidigung (denn dafür ist die Bundeswehr hauptsächlich da) über einen längeren Zeitraum auszuführen.“
Die Frage lässt sich leicht mit einem Nein beantworten. Weder die Einsatzbereitschaft an Großgerät (Umrüstung Leopard 2A6, PUMA) der wesentlichen Träger der Landesverteidigung, deren Bestand an Munition (ebenfalls Mangelware 120mm / 155mm / Minen) noch deren Ausbildungsstand in weiten Teilen der Kampftruppe lassen eine ernsthafte Abwehrfähigkeit vermuten. Wie groß die Bedrohung durch konventionelle Kräfte tatsächlich ist, steht natürlich auf einem anderen Blatt.
@ Trevor Faith
Mit was für Material soll denn das Heer seinen Auftrag erfüllen ?
@ all
Die Berichte über die Einsatzbereitschaft der Hauptwaffensysteme sind so etwas wie die Änderungsmeldung zum jährlich stattfindenen Weihnachtsfest. Man kann jedes Jahr die gleichen Texte und die gleichen tiefgründigen Betrachtungen zum Weihnachtsfest oder zur Materiallage der Bw machen, aber ändern wird sich nichts.
Woran liegt das ?
In erster Linie am politischen Willen !
Wenn man wirklich einsatzfähige Streitkräfte will, dann bekommt man sie auch. Siehe auch die plötzlichen, unerwarteten und teuren Maßnahmen zur Bekämpfung der Auswirkung der Corona-Epedimie.
In zweiter Linie gibt es 40 Jahre lang bewährte Rezepte, wie man eine Armee rüsten muss, damit sie effektiv ist.
Dazu gehören folgende Eckpunkte:
1. Klotzen und nicht kleckern was die beschafften Stückzahlen angeht. Durch Kanibalisierung hat man dann 40 Jahre einsatzbereite Systeme in abnehmender Stückzahl.
2. Standardisierung der Beschaffung und nicht 10 verschiedene Baulose, die einzig das Ziel haben, damit die wehrtechnische Industrie tropfenweise am Leben erhalten wird, aber hinterher nicht mehr logistisch versorgbar sind.
3. Bundeswehreigene Logistik auch auf der 2. Ebene schaffen. Natürlich kostet die Geld und Personal. Es ist aber das gleiche Geld was man heute der Industrie gibt, um Wirtschaftsförderung zu betreiben, anstatt eine halbwegs lauffähige Logistik für die Bw auf die Beine zu stellen. Das könnte man auch im Eigenbetrieb, wenn man sich vom dem Credo der Privatisierung abwenden würde.
4. Kontinuität in der Finanzplanung. Rein in die Kartoffel, Raus aus den Kartoffeln ! Finanzierungsstop des Wehretats nach der Wahl bis zum vorletzten Jahr vor der nächsten Bundestagswahl. So kann niemand kontinuerlich, aufbauend und erfolgsorientiert wirtschaften.
Solange man diese grundsätzliche Eckpunkte der jetzigen Materialbewirtschaftung und Materialbeschaffung nicht ändert, können wir uns zusammen mit dem jährlichen Bericht über die Materielle Einsatzbereitschaft der Bw auch über die Änderungen am jährlichen Weihnachtsfest unterhalten.
Sowohl am Weihnachtsfest als auch an der Materiellen Einsatzbereitschaft der Bw wird sich durch diese Unterhaltung aber nichts ändern !
Es bleibt traurig. Nach fünf Jahren Trendwende Material bei den Hauptwaffensystemen kein nennenswerter Fortschritt. Woran liegt es in meinem alten Btl? Keine Ersatzteile, keine Austauschbaugruppen und bescheidene Nutzungsprozesse!
@Dante : Es fehlen auch fast immer die Vertragsstrafe bei Verzögerung und / oder Mängel.
Klar, dass die Industrie dann die Bw warten lässt.
Man kann sich da aber auch nicht durchsetzen… leider ist die Lobby zu groß. Konsequenz wäre, wo anders zu kaufen. Wurde aber durch das neue Gesetz zum Schiffbau als nationale Schlüsselindustrie konterkariert.
Einzig die verweigerte Abnahme zeigt etwas Wirkung.
Im Falle des Puma hoffe ich auf den Lynx.
Zur Material Lage. Warum müssen auf dem Bild 4 Leute am Strick ziehen wenn dass auch geschützt aus dem Innenraum per Knopfdruck geht?
@Dante
Der Umstand dass der Puma intensives downsizing des Motors erfahren hat sollte nur weder dem Herstelelr noch der Bw neu sein.
Dass das vielleicht eine massiv schlechte Idee ist mag ein anderes Thema sein (aber muss ja A400m)…
@Dante
Die „Muffenschnur“ wird u.a. beim ersten Schuß benutzt, aus Sicherheitsgründen.
auf welt.de ist zu lesen dass der Rechnungshof mal wieder diverse Entscheidungen der Bundeswehr rügt…
u.a. die lang andauernde Beschaffung von neuen Tankerschiffen… welche sich unnötig verzögert hat…. dass die alten Schiff ersetzt werden müssen ist schon seit 2005 klar… eine Beschaffung findet aber erst 2024 statt… man hätte zivile Schiffe ausschreiben und umbauen sollen… das wäre am schnellsten und günstigsten gewesen…
sehr interessant finde ich das Thema Hubschrauber… der Artikel beschreibt das aktuelle Problem mit fehlenden Flugstunden auf den Einsatzmaschinen (mangels Verfügbarkeit), das mangelnde Ausbildungskonzept… und das Hubschrauber zivil geleast werden müssen um Flugstunden zu bekommen…
als Lösung strebt die Bundeswehr die Beschaffung von 60 Hubschraubern für die Flugausbildung an… geplante Kosten 2 Mrd €
der Haushaltsausschuss soll sich Anfang 2021 damit befassen… ich denke hier geht es um die zusätzlichen H145M …. oder was meint der Hausherr? 2 Mrd € für 60 H145M ist aber nicht so wenig… die Maschinen kosten eigentlich so um die 10-15 Mio pro Stück… macht eher 600-900 Mio für 60 Hubschrauber… da gehört dann bestimmt noch einiges an Wartung und Ersatzteilen und Zubehör dazu… hoffe ich??
@obibiber & all
Das kann man sogar beim Bundesrechnungshof selber nachlesen!
Ich schaffe es heute nicht, das noch gesondert aufzugreifen, sorry. Wer mag, hier der Link:
https://www.bundesrechnungshof.de/de/veroeffentlichungen/produkte/bemerkungen-jahresberichte/jahresberichte/2020-hauptband/einzelplanbezogene-pruefungsergebnisse/bundesministerium-der-verteidigung-bmvg
@T.W. & all : Auf Welt.de gibt es auch news zum STH. Es soll wohl der CH-53 K werden.
Ist aber hinter paywall.
Weiss jemand mehr?
@TW
Danke für den Hinweis… ich wünsche erholsamen und verdienten Feierabend
@Dante
4 Soldaten am Strick = Fernabfeuerung: stets nach Instandsetzung oder Baugruppentausch, bzw bei Zündversager.
Gleiches am Kampfpanzern. Zweck ist die Prüfung der Funktionen im System Kanone.
@T Melber Dann brauche ich aber auch keine Panzerhaubitze wenn ich eh ungeschützt draussen stehe. Ich dachte es geht so dass der Ladeautomat die Granate lädt,einer oder eine die Treibladung einsetzt, und OK drückt. Der Rechner die vorhaltwinkel richtet und eine grüne Lampe leuchtet und dann jemand auf den richtigen Knopf drückt.
Richtungsweisender Tweet vom GI.
@BundeswehrGI
„Die Robustheit der Geräte rückt künftig in den Vordergrund. Auch unter widrigen Bedingungen müssen hochtechnisierte Systeme einsatzbereit sein. Ausfallrisiken gilt es zu minimieren. Statt Sonderentwicklung müssen wir eher auf marktverfügbare & günstigere Produkte zurückzugreifen“.
Also doch mehr COTS/MOTS? Keine Freude in DEU Rüstungsschmieden, denn wirklich Vorzuweisendes an eigenem MOTS sehe ich bei Großgerät nicht. Die Top 17, alle U.S., der neuen SIPRI-Liste, merken auf.
„beim Tiger scheint man etwas ratlos zu sein :-( … hier müssen zwingend die 40 neuesten Maschinen auf einen einheitlichen Stand gebracht werden… vllt könnte man doch zeitnahe H145M als Teilersatz einsetzen… und den Tiger dann mal 2 Jahre für Nachrüstungen aus dem Verkehr ziehen“
Verkaufen die Aussies ihre (20?) Tiger? Falls ja, könnte man die einkaufen, auf den neuen gemeinsamen Stand bringen, und bis dahin die eigenen Tiger weiterfliegen. Wenn die fertig sind, weitere 20 aus LW beständen.
Danach kann man immer noch überlegen, ob man die letzten 20 ebenfalls updated und dann (mit zus H145M oder gar H160M) eine zweite Staffel aufmacht …
Handelsblatt schreibt am Nachmittag, dass AKK die STH Entscheidung zwischen CH47 vs CH53K „Anfang 2021“ treffen will.
Wirkt also die unmittelbare Verhandlung BMVg mit U.S. DoD statt BAAINBw mit den Herstellern Wunder?
Das Prinzip dazu lautet „Foreign-Military-Sales-Verfahren“.
@Georg mit Bürokratie und Zuständigkeitschaos hat das alles nichts zu tun?
@TW
Morgen evtl. ein neuer Drehflügerthreat?
Auch beim STH tut sich wohl doch noch was dieses Jahr, so meldet es das Handelsblatt. Link aus bekannten Gründen nicht…
Aber in einem Drehflügerthreat könnte man die Thematik zusätzliche H145M Beschaffung (ja ich weiß das Ding heißt ja offiziell BK117 bla bla bla aber H145M Klingt einfach besser), STH und evtl. Tiger berichten und diskutieren.
Hartpunkt.de schreibt in der Überschrift eines Artikels: „Spannende Entwicklungen bei Tiger und STH“. Rest leider hinter Paywall… Scheint aber auch beim Tiger neue Entwicklungen geben. Vielleicht schaffen Sie es ja morgen an mehr Infos zu kommen.
@all
Meldungen über eine Beschaffung des künftigen Schweren Transporthubschraubers über Foreign Military Sales verfahren mit den USA, gibt’s schon eine Weile (zuerst glaube ich vor zwei Wochen im Behördenspiegel). Ich warte mal auf etwas konkretere Ansagen dazu…
@KPK
„Die Robustheit der Geräte rückt künftig in den Vordergrund. Auch unter widrigen Bedingungen müssen hochtechnisierte Systeme einsatzbereit sein. Ausfallrisiken gilt es zu minimieren.“
Eine wahrhaft bahnbrechende Erkenntnis! Waren dies bisher keine Kriterien? Zum Ausfallrisiko gehört der Gegenpart der Gefechtsschadeninstandsetzung (GSI) oder sogar Fehlerbehebung (im Gefecht / in der Gefechtspause) mit Bordmitteln.
Wenn die Software im PUMA abgestürzt ist wird es da wohl etwas schwierig.
@Dante
Die “ lange Leine“ ist ein Sicherheitsverfahren, das aus gutem Grund im Ausbildungs- und Übubgsbetrieb genutzt wird. Nach dem ersten Schuß geht es dann idR “ taktisch richtig“ weiter. Im LV/ BV sowieso.
[Ok, hätten wir geklärt, oder? T.W.]
@muck
„Dieser Geheimhaltungsquark ist albern. Jeder der Berichte lässt …“
Es ist sogar noch schlimmer.
Ich behaupte mal, dass es nur aus einem Grund zu „geheim“ erklärt wurde:
– Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Der öffentlich kommunizierte Klarstand und die Materiallage allgemein haben dem öffentlichen Ansehen der Bundeswehr (und damit natürlich auch allen beteiligten Verantwortlichen) extrem geschadet.
Eine deutliche Trendwende oder auch nur ein Anzeichen von grundlegenden Verbesserungen ist nicht abzusehen und das würde den Beteiligten bei mehr Öffentlichkeit auf die Füße fallen.
Deshalb gibt es jetzt (seit von der Leyen) auch keine konkreten Zahlen mehr.
Man kann aber eine Gesamtzahl nennen über alle System hinweg und niemand kann jetzt, schon gar nicht der kritische Journalist, einzelne Projekte kritisch hinterfragen (und damit auch an einzelnen Beteiligten Kritik üben).
Für mich ist das ein sehr großes Problem, denn in eine aufgeklärten Gesellschaft und in einer Demokratie ist die Diskussion vielleicht sogar der wichtigste Baustein.
Diese kann jetzt aber gar nicht mehr geführt werden.
Es ist halt extrem schwierig einen größeren Geldbedarf zu erklären, wenn man solche desolaten Zahlen über Jahre vorweist.
Irgendwann wird es dann sogar so weit kommen, dass die Kosten für ein Waffensystem als geheim eingestuft werden und nur noch der Gesamtinvestitionsetat genannt wird.
Munition ist ja auch schon geheim.
Die großen Geheimdienste haben sowieso von der Materiallage Kentniss.
Wer das bestreitet, weiß einfach nicht wozu die fähig waren und immer noch sind.
Dem malischen Terroristen ist es völlig wurscht, ob der Klarstand bei 45 oder 65 % liegt, der liest die Parlamentsentscheidung zum Auslandseinsatz (Kontigenthöhe etc.)
Ganz wichtig war ja nicht nur die Prozentzahl allgemein, sondern eben die Werte zu „Buchbestand“, Verfügungsbestand“ und „einsatzklar“.
„Schützenpanzer Puma: Buchbestand 284, Verfügungsbestand 191, einsatzklar 67“
aus https://augengeradeaus.net/2019/11/materiallage-der-bundeswehr-scheint-sich-nicht-gebessert-zu-haben/comment-page-1/
@ Felix
Zitat: „@Georg mit Bürokratie und Zuständigkeitschaos hat das alles nichts zu tun?“
Grundsätzlich erst mal nicht. Die Bürokratie und das Zuständigkeitschaos macht zwar Beschaffungen schwieriger weil alle nach dem CPM-Modell mitzeichnen müssen, aber bekanntlich mahlen die Mühlen des Staates mit den Regeln des Beamtenapparates zwar langsam aber zuverlässig. Also die Bürokratie erschwert zwar eine schnelle, spontane Beschaffung von Wehrmaterial aber ist erstmal nicht für die schlechte Materiallage der Bw verantwortlich.
„Hilfe zur Selbsthilfe“, oder die Möglichkeit, dass sich die Bw im Schadensfalle eigenständig mit Lagerbeständen an Ersatzteilen, mit eigenen Werkstätten versorgen kann, Eingeführtes Wehrmaterial als einsatzreife Systeme, truppenerprobt, mit kompletter Dokumentation, Erstatzteilpakete und eigener Logistik usw. sind der Schlüssel zum Erfolg.
Abschreckendes Gegenbeispiel: SPz Puma, 43 Systeme eingeführt mit absoluten Kinderkrankheiten, wie im übertragenen Sinne „Bluscreen“, Totalabsturz der Bordcomputer wo man 5 Min rebooten muss um die Heckklappe öffnen zu können. Industrieller Pfusch, durch Bw-Stellen in Erstabnahme durchgekommen !
@Luftikus
Eigentlich ist es ja noch schlimmer: der Sollbestand ist ja wg. des ehemals propagierten dynamischen Verfügbarkeitsmanagements eh nur bei 70%, wobei da noch nicht einmal eine Umlaufreserve dabei ist. D.h. Ausfälle können gar nicht kompensiert werden.
Und wenn dann 60% vom Bestand verfügbar sind entspricht das nur 42% von dem, was man zum Betrieb eigentlich mindestens haben sollte (Zahlen geschätzt).
Vielleicht stellt man einmal die Frage, was die Bw mit z.B. einer Woche Vorlauf „frontfähig“ in den Einsatz bringen könnte.
Auch ohne Detailkenntnisse kann man diesem Bericht entnehmen, dass der Weg noch weit ist.
12 Systeme in der Einführungs- bis Wachstumsphase stehen 26 Systemen in der Sättigungs- bis Degenerationsphase gegenüber! Und dann diese Aussage:
„Bei 10 von 26 Systemen wird bereits konkret und intensiv an der Nachfolge- und Ablöseplanung gearbeitet (bspw. Betriebsstofftransporter, CH-53) bzw. ist eine Nutzungsdauerverlängerung zum Fähigkeitserhalt eingeleitet (bspw. SPz MARDER).“
Das soll positiv ist klingen ist aber natürlich auch so zu lesen: „Bei 16 dieser Systeme ist überhaupt noch keine Nachfolge- und Ablöseplanung angestoßen. Bei den anderen ist wiederum noch keine Beschaffung ausgelöst“. Wenn der STH als positives Beispiel für die Folgebeschaffung genannt wird sagt das alles!
Das ist doch die eigentliche Problem. Erst wenn jedem „degenerierenden“ System ein System in der „Einführung“ gegenüber steht, haben wir einen stabilen Zustand erreicht. Das kann frühestens dann der Fall sein, wenn die neuen STHs, die Tornado-Nachfolger, die Orion-Nachfolger, die 2. Charge Schützenpanzer (welche auch immer) und die neuen Betriebsstofftransporter zulaufen. Also sagen wir mal im besten Fall Ende dieses Jahrzehntes.
Es war aber auch nicht anders zu erwarten. 25 Jahre mit nur wenigen Neubeschaffungen bedingen halt auch 15 Jahre an Neubeschaffungen bis sich die Situation stabilisiert.
Also selbst bei neuen LKW, die eigentlich beim drehen des Zündschlüssels klar sein sollten, ist jeder zehnte LKW nicht einsatzbereit?!
Wie geht das?
Wenn nun der CH-53G im FMS Verfahren ersetzt werden soll, ist dies ein Mittel um sich an die US Ersatzteilversorgung, Wartung und Ausbildung anzudocken. Solche Leistungen kann man nämlich mitbuchen… dafür werden aber stolze Preise verlangt.
Über FMS können auch gebrauchte Systeme gekauft werden. Wir könnten also vielleicht auch aus der extrem kleinen, unter Trump gar ungewollten, Beschaffung der neuen CH-47F Block 2 direkt einige Exemplare bekommen.
Im Handelsblatt sinniert ein Manager von Lockheed wie günstig der CH-53K im Unterhalt sein wird und das der CH-47F ja quasi obsolet und bald nicht mehr versorgbar wäre.
Gegenstimmen, als „deutsche Industrieexperten“ bezeichnet, sehen das anders. Ich sehe das auch anders.
Das Risiko liegt beim CH-53K, weil es bisher nur einen Kunden gibt. Die Ersatzteilversorgung der CH-53E ist dem Pentagon schon lange ein Dorn im Auge. Da sollte man die backen nicht so voll nehmen.
Weiterhin beschwört der Clown von Lockheed die Luftbetankung, die der CH-47F aber auch beherrscht. Die kauft halt nur nie einer und darum ist sie bisher nur an der Spezialkräfteversion verbaut.
Auch faselt der Herr davon, das man durch die höhere Nutzlast weniger Hubschrauber bräuchte und wie schön die Industriekooperation doch wären. Das es nicht nur um Kilogramm geht scheint nicht zu interessieren. Und Triebwerke bei der MTU zu bemühen ist naja, diese Triebwerke kommen nun auch in den CH-47F. Boeing arbeitet daran. Die kann man also später nachrüsten. Sollten wir dann eben die alten Triebwerke übrig haben, wird sich dafür wohl ein Käufer finden. Es sind schließlich hunderte Maschinen im Einsatz.
Es ist zu lesen das einige im Verteidigungsausschuss für den CH-47F sind, weil er bereits breit eingeführt ist und das KSK will wohl ihn wohl auch. Das hat man schon mehrfach lesen können.
Keine Ahnung was bei der Welt steht aber wenn das Ministerium den, nach Katalogwerten, leistungsstärkeren Heli will und das zu Mondpreisen, gebe ich auf.
„Geht es nach dem Verteidigungsministerium, wird der „King Stallion“ des Herstellers Sikorsky bald Einsätze für die Bundeswehr fliegen“
Über die Qualität der beiden Berichte ist den Vorkommentaren nichts hinzuzufügen.
Ein Satz (Seite 10) der Materiallage stimmt mich besonders nachdenklich:
„Alle Waffensysteme des Heeres sind mit Ausnahme des Schützenpanzers PUMA und der beiden fliegenden Waffensysteme Transporthubschrauber NH90 und Kampfhubschrauber TIGER einsatzreife Systeme.“
Das nach Grundsteinlegung im Falle des NH90 im Jahr 1974, nach dem Erstflug 1995, nach Vertragsbeginn 2000, nach Übergabe an den deutschen Kunden 2006.
Und sowas wird auch noch in den Einsatz nach Afghanistan und Mali geschickt.
Von den 14 NH 90 Kunden sind 10 Kunden unzufrieden.
Wann gibt es einen Aufschrei? Wann werden mal Leute zu Verantwortung gezogen? Wann gibt es für die Bundeswehr Transporthubschrauber die den Namen auch verdienen und benutzt werden können?
@werner
Ohne jetzt gerade in puncto NH90 und Tiger etwas beschönigen zu wollen; beide Hubschrauber waren im Einsatz, haben im Falle des Tigers auch ihre Feuertaufe erlebt, und dort akzeptable Leistungen gezeigt. In beiden Fällen hat die Bundeswehr für das Kontingent eine über neunzigprozentige Einsatzbereitschaft erklärt.
Man könnte sagen: Die Fluggeräte sind einsatzreif, wenn sie einsatzbereit sind. Und nach allem, was ich aus der Infanterieschule gehört habe, lassen sich auch Angelegenheiten wie die geringe Bodenfreiheit des NH90 handeln. Auslegungsprobleme sind ohnehin der Politik, nicht dem Hersteller anzulasten.
Das Problem in beiden Fällen besteht darin, dass die Einsatzbereitschaft einer (dann auch noch) ungenügenden Anzahl an Fluggeräten nur mit immensem Aufwand sichergestellt werden kann.
Warum klappt die Trendwende Material nicht? Vielleicht weil man dafür ff. Dinge benötigt….
1) genug Ersatzteile auf Lager. An genug Lagerfläche mangelt es der Bundeswehr bestimmt nicht.
2) genug Fachpersonal die die Teile auch verbauen können.
3) das Personal muss dann auch machen dürfen. Was machen die ganzen Inst. Kompanien denn…. Zuhause nicht viel das darf dann alles die HIL machen.
Ersatzteile kosten Geld und man muss auch Willens sein sie einzubauen bevor sie an der Verschleißgrenze sind. Dann wird ein Getriebe halt nach xy Betriebsstunden ersetzt. Ist dann noch gut aber ich riskiere nicht daß es mir im Gelände platzt. Kostet Geld….
Jeder Kaufmann weiß das der Unterschied von 80% zu 90% Klarstand exponentiell mehr kostet…. und 100% bekommt man sowieso nur mit Dopplung der Systeme.
Aufwärts geht’s langsam, aber dennoch.
MunVers Leo 120 mm gesichert.
„Während der Laufzeit (bis 2028, KPK) können bis zu 19.000 Patronen des Modelltyps DM11 (MP-HE-T DM11, KPK), 95.000 Patronen des Typs DM88 und 89.000 Patronen des Typs DM98 (beides Übungsgeschosse) mit einem erwarteten Gesamtbudget von rund 467 Millionen Euro abgerufen werden“.
https://t.co/ZOtGVpsOy3?amp=1
@muck
Zitat:
Man könnte sagen: Die Fluggeräte sind einsatzreif, wenn sie einsatzbereit sind. Und nach allem, was ich aus der Infanterieschule gehört habe, lassen sich auch Angelegenheiten wie die geringe Bodenfreiheit des NH90 handeln.
Vorschlag:
Unterbreiten Sie doch Ihre Weisheiten dem Inspekteur des Heeres. Schließlich war mein Satz seinen Ausführungen entnommen.
Ihr Statement zur Einsatzreife ist schlicht falsch. Möchte aber hier nicht mit Ihnen über Begrifflichkeiten diskutieren, verschonen Sie uns bitte hier mit Ihrem Halbwissen.
@all
Es wird mal wieder Zeit für die Erinnerung, dass Meinungs- und Sachaussagen nicht mit persönlichen Anwürfen verknüpft werden müssen. So was wie „keine Ahnung, wa“ hinterherzuwerfen, ist hier nicht Stil der Debatte. Danke.
Ich lache mich jedesmal kringelig wenn ich höre, dass der Bericht nun GEHEIM ist. Die Daten kommen aus dem Business Warehouse in SAP. Kann jeder mit seinem Account abrufen. Egal, ob ich von der Lw bin, die Daten des Heeres sehe ich. Nqjq, halt die nicht frisierten Rohdaten. Habe mich immer gewundert, wenn das Heer Mal wieder ein paar Panzer vergessen hatte.
Fazit: Die Einstufung hat damit zu tun, dass eine Diffusion des Berichts in die Öffentlichkeit verhindert werden soll. Traurig, weil die ein Recht darauf hat zu erfahren, wie es um das Material bestellt ist.
@werner sagt:b10.12.2020 um 16:27 Uhr
„Und nach allem, was ich aus der Infanterieschule gehört habe, lassen sich auch Angelegenheiten wie die geringe Bodenfreiheit des NH90 handeln.“
Dem stimme ich ausdrücklich nicht zu.
Es ist zwar einige (wenige) Jahr her, aber ich habe in der InfS genau das auch mit ausgebildet (bzw. die Ausbildung verantwortet) und die Bodenfreiheit des NH90 ist und bleibt ein großes Problem für den taktischen Einsatz (wofür er ja eigentlich mal beschafft worden ist).
Natürlich kann man das „handeln“, weil man es halt muss. Aber das ist dann schon nicht mehr die zweit-, sonder die dritt- oder gar viertbeste Lösung.
Oh sorry.
Der Kommentar war nicht für @werner sagt: 10.12.2020 um 16:27 Uhr, sondern für @muck sagt: 10.12.2020 um 7:08 Uhr bestimmt.
@ Luftikus 09.12.2020 um 2:07 Uhr:
Auch wenn man bestimmte Personen nicht als Verteidigungsminister mag, kann man bei den Fakten bleiben. Von der Leyen hat die öffentlichen Berichte nicht nur abgeschafft, sondern Jahre zuvor auch eingeführt. Der Artikel in diesem Blog von September 2014 zum ersten Bericht:
https://augengeradeaus.net/2014/09/alarmstimmung-im-verteidigungsausschuss-kreative-mangelverwaltung/
Zu diesem Zeitpunkt war von der Leyen ein Dreivierteljahr im Amt, ein halbes Jahr zuvor hatte Russland die Krim annektiert, was bei uns eine Rückbesinnung auf Landes- und Bündnisverteidigung bewirkte.
Offenbar wollte von der Leyen das Parlament und später die Öffentlichkeit auf die von ihren Vorgängern ererbten Schwächen bei der Ausstattung aufmerksam machen, was angesichts der starken Rolle des Parlaments in der Rüstungsbeschaffung notwendig ist um Änderungen zu bewirken. Aber Schwächen im eigenen Haus offenzulegen ist natürlich immer eine Gratwanderung. Es ist leider noch immer wie im Mittelalter: Der Überbringer der schlechten Botschaft wird geköpft, in dem Fall die erbende Ministerin.
Alles was hier vom Hausherrn beschrieben und in den Kommentaren nachzulesen ist, steht heute in der „Welt am Sonntag“. Einerseits nichts Neues, denn selbst die „Panzerdelle“ thematisierte General Vollmer bereits während einer Kommandeurtagung kurz vor Übergabe, GenLt Mais war ebenso schon mehrfach sehr klar in der Problembeschreibung. Und der InspM spricht seit längerem offen von der „Verfügbarkeitsdelle Marine“ in den nächsten Jahren. Andererseits finde ich es gut, dass die Probleme der Bundeswehr nochmal öffentlich für viele Leser ohne Bezug zur Bundeswehr nachzulesen sind. AKK kann auch nur bedingt etwas dafür. Ist eben systematisch so angelegt. Wenn man das verändern möchte, braucht es politischen Willen und den sehe ich leider nicht. Dennoch schönen 3. Advent.
Nach der ausführlichen Kommentierung des 11. Rüstungsberichts ( https://augengeradeaus.net/2020/06/materiallage-der-bundeswehr-leichte-besserung-aber-auch-systeme-nur-zu-einem-viertel-einsatzbereit/#comment-345521 ) habe ich mir auch mal die 12. Ausgabe gegönnt:
Gesamttenor:
Unverändert. Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Die Lage bessert sich, aber die Fortschritte erfolgen mancherorts – wenn überhaupt – nur im Schneckentempo. Im BMVg-Sprech heißt das wohl: Es braucht Zeit, bis die Trendwenden greifen.
ABER (und das ist neu): Mit Blick auf die Risiko/Problem-Ampeln gibt es deutlich mehr Verschlechterungen als Verbesserungen! Trotzdem wird weiter schöngeredet.
– Schwerpunkt: VJTF 2023. Nur welchen Sinn hat es, wenn die Maßnahmen dafür mit einer Umsetzung ab dem Jahr 2023 beauftragt werden? Wie wäre es, wenn die Truppe mit dem neuen Material auch ein wenig vorher üben kann? (S. 30)
– Forschung, Entwicklung, Erprobung: Bleibt dabei, dass der Großteil dafür an Airbus geht für Arbeiten an Tornado, EF und FCAS. (S. 34)
– Der Bereich „Militärische Beschaffungen“ soll von 8 Mrd in 2021 auf 6 Mrd in 2024 absinken. -25 % in drei Jahren ist ne Hausnummer. (S. 33)
– Die Trendwende Personal im Beschaffungsbereich wird weiter mit Nachdruck verfolgt:
Der Mangel an IT-Kräften lässt langsam kreativ werden. Finanziell gibt es „Personalgewinnungszuschlag“ und „IT-Fachkräftezulage“, zusätzlich werden auch Bewerber ohne Berufserfahrung oder noch ohne Abschluss angesprochen.
Dennoch: Im Juni gab es (bezogen auf 2019) bei der Suche nach 240 IT-Fachkräften 200 Bewerbungen, von denen schlussendlich 15 Personen eingeplant wurden.
Jetzt gab es (bezogen auf 2020) insg. 335 Bewerbungen. Das würde bei gleichem Verhältnis 25 Einplanungen bedeuten und damit nur schlappe 9 Jahre bis alle 240 IT-Stellen besetzt sind… (S. 40)
ERGO: Die logische Folge kann eigentlich nur der weitestgehende Verzicht auf Eigenentwicklungen im IT-Bereich sein und möglichst eine Abstützung auf MOTS/COTS. Warum dann gerade Deutschland bei FCAS die Führungsrolle der Combat Cloud übernimmt, erschließt sich mir gar nicht.
Zu den Einzelprojekten:
– Nachtsehfähigkeit:
Bleibt bei 44 Jahren bis zur querschnittlichen Nachtsehbefähigung mit 120.000 Nachtsichtbrillen.
Konkret genannte Beschaffungsmengen:
Auslieferungen Ende 2019 bis Ende Oktober 2020: 2200 Nachtsichtbrillen
„Bildverstärkerbrillen, querschnittlich“: 5000 Stück ab 2022 (gut: gemeinsam mit Belgien)
Beobachtungs- und Vorsatzgeräte: 2400 Stück mit Auslieferung 2021/2022, Planung von weiteren 21.000 ab dem Jahr 2024 (S. 19)
– Kampfbekleidungssatz Streitkräfte (25 Einzelartikel):
„Bestandsaufbau“ soll bis März 2021 abgeschlossen sein.
Bin mir nicht sicher, welche Veränderungen das zur ursprünglichen Planung bedeutet, dass das Material am 01.01.2021 in ausreichender Menge zur Verfügung steht, so dass bis zum 31.03.2021 die VJTF 2023 vollständig ausgestattet sein kann. (S. 20)
– Modulare ballistische Schutz- und Trageausstattung Soldat (MOBAST):
Gerichtsverfahren gewonnen, Auslieferungen beginnen ab April 2021
Mal eine gute Nachricht (S. 20)
– Gefechtshelm, Streitkräfte:
Lieferungen beginnen statt „Anfang der zweiten Jahreshälfte 2022“ nun „nicht vor Ende des Jahres 2022“
Dafür gibt es zusätzlich 10.000 „Gefechtshelme, Zwischenlösung“. Das sind AFAIk die „Gefechtshelme SpezKr schwer, Zwischenlösung“ (S. 20)
– System Sturmgewehr:
„Er, dessen Name nicht genannt werden darf.“ Taucht im 12. Rüstungsbericht gar nicht auf.
– NH90:
„Das Retrofit der Lfz auf den Bauzustand FOC MR1 bei Airbus Helicopters France (AHF) verläuft planmäßig.“ Interessante Bewertung, wenn die erste, umgerüstete Maschine eigentlich im 2. Quartal wieder an die Bw übergeben werden sollte, im Endeffekt die Übergabe aber erst im 3. Quartal erfolgte. Nun gut, ein paar Wochen Covid-19-Verzug sei AHF gegönnt.
Wichtiger aber: Vor 6 Monaten hatte ich spekuliert, ob dies eine Spitze gegen AH Deutschland sein soll. Mittlerweile muss man wohl sagen: Das war eine bewusste Klatsche.
Der Inspekteur Heer schreibt im Bericht zur materiellen Einsatzbereitschaft: „Verzögerungen bei Altverträgen [zur NH90-Wartung] liegen […] bei mind. drei Monaten und teilweise deutlich über sechs Monate.“ (Und immer noch heißt es, wir brauchen Rüstungsvorhaben zur Kapazitätsauslastung in der Industrie.)
Der Vertrag für die Verlegung des NH90-Simulators von Holzdorf nach Niederstetten soll zeitnah geschlossen werden. Wie lange ist der Fähigkeitstransfer jetzt schon her?
Interessanterweise steigt jetzt das Risiko im Bereich Logistik, wo doch eigentlich nur von Verbesserungen gesprochen wird.
– NH90 Sea Lion:
Verschiebung des finalen Bauzustands (Step 2) von Ende 2021 auf Anfang 2022
– KH Tiger:
Weiterhin alles schlecht bleibend.
Interessanterweise erwartet der GI im I. Halbjahr 2021 den notwendigen Turnaround. Der Inspekteur Heer schreibt dagegen „Der Abbau des Inspektionsstaus wird frühestens 2022 abgeschlossen sein.“. (Beides im Bericht zur materiellen Einsatzbereitschaft)
Da fragt man sich als Außenstehender: Reden die eigentlich miteinander?
Der erste der weiteren 33 ASGARD-Hubschrauber wurde Mitte September statt Ende Juni ausgeliefert.
Verfügbarkeit der ersten Tiger Mk III verschiebt sich von Ende 2026 auf 2028. Entwicklungsphase dafür soll ab 2021 beginnen.
– EF:
„Zudem ist die Realisierung von Verbesserungen beim Selbstschutz, der Nachtsichtfähigkeit sowie der Fähigkeit zur verschlüsselten und störresistenten Kommunikation für das Waffensystem
erforderlich.“ Unverändert zu Juni, da habe ich auch keine Projekte wahrgenommen.
Ampeln: Personal/Ausbildung: rot statt gelb, Sonstige Projektelemente: gelb statt grün
– Tornado:
Änderung der Ampelfarbe Logistik von rot auf grün!
– A400M:
DIRCM-Modifikation des ersten Flugzeugs soll bis September 2023 abgeschlossen sein. Dafür benötigt Airbus allerdings, von der Übergabe der Maschine am 03.09.2020 an, ganze drei Jahre.
Ampel Logistik ist die einzige, die von rot auf gelb gewechselt ist.
– P-3C Orion:
Wie im letzten Bericht absehbar war, ist die Umrüstung gestrichen.
Zur weiteren Planung „Aktuell wird eine detaillierte Flottenplanung der P-3C ORION erstellt. Zusätzlich zu den im Rahmen der entsprechenden Wirtschaftlichkeitsuntersuchung betrachteten Optionen (Boeing P-8A POSEIDON, RAS 72 MPA) haben sich mehrere Möglichkeiten zur Realisierung einer Interimslösung mit internationalen Partnern ergeben. Diese werden derzeit noch näher untersucht und sollen in die zu treffende Entscheidung einbezogen werden. Ein konkreter Entscheidungszeitpunkt kann aktuell noch nicht abgeschätzt werden.“
Dieser war eigentlich Ende des 3. Quartals vorgesehen (entsprechend einer Antwort auf eine Kleine Anfrage zum Thema).
Der Zeitrahmen für die Ersatzbeschaffung wird mit „ab voraussichtlich etwa 2025“ angegeben…
– Pegasus:
Drei Flugzeuge Bombardier Global 6000 sind gekauft. Der Eingang des Angebotes für die Umrüstung wird Anfang Dezember 2020 erwartet. Ob der schon eingegangen ist?
– C-130J:
Zusammenfassung: Wie kann man eine MOTS-Beschaffung nur dermaßen verbocken…
Das für 2. Quartal 2020 angepeilte D-F-Regierungsabkommen für Organisation und Betrieb wird jetzt voraussichtlich erst im 1. Quartal 2021 abgeschlossen. Entsprechend heißt es: „Insgesamt befindet sich das Programm […] in einem angespannten Zustand, da vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie die meisten, vor allem binationalen, Zeitlinien deutliche Verzögerungen aufzeigen. Bis zur Indienststellung der gemeinsamen Staffel mit Frankreich gilt es den Fokus auf die rechtlichen und logistischen noch zu schaffenden Voraussetzungen auszurichten, um die Grundlagen für das Personal und den Fähigkeitsaufbau zu erwirken.“
Aber dabei bleibt es nicht. Auch im Zusammenspiel mit den USA treten fatale Probleme auf:
„Die Ersatzteilversorgung der deutschen Luftfahrzeuge wird bis voraussichtlich 2024 auf bestehende Lagerbestände des französischen Partners angewiesen sein, da Verspätungen bei der Erstellung und Umsetzung entsprechender Foreign Military Sale (FMS)-Verträge Auswirkungen auf die Lieferungen insbesondere der Langläuferteile haben. Die Ausbildung und Qualifizierung des technischen Personals bis zur Ankunft des ersten deutschen Flugzeuges ist aufgrund fehlender Lehrgangsplätze in den USA mit einem hohen Risiko behaftet.“
Statt entsprechend der ursprünglichen Planung (11. Bericht) kommen die Maschinen statt 2021 jetzt Anfang 2022 in Frankreich an und dann kann Deutschland die 2 Jahre lang nur nutzen, wenn Frankreich Ersatzteile spendiert? Hat Deutschland „vergessen“, rechtzeitig Ersatzteile in den USA zu beschaffen und sich um Lehrgangsplätze zu bemühen? Sorry, aber das ist doch ein Schildbürgerstreich.
Dabei beginnt die Fähigkeitslücke mit Ausphasung der Transall ab Ende 2021.
Erst gar nicht mehr mit aufgenommen im 12. Bericht ist die Frage der Nachrüstung DIRCM, die im Juni mit Lockheed Martin verhandelt wurde.
Folgerichtig zeigen alle Ampeln auf rot. (Ausnahme: Politisch/Strategisch)
– K130, 2. Los:
Die Texte klingen positiv, dafür zeigen aber mittlerweile alle Ampeln auf rot.
Politisch/strategisch, Personal/Ausbildung und Sonstiges sind neu hinzugekommen.
„Die zwischenzeitlich getroffene Richtungsentscheidung (Ergänzungsbeschaffung von weiteren fünf Korvetten zur Sicherstellung der Einsatzverfügbarkeit bei gleichzeitiger Verwertung des 1. Loses) stellt sich angesichts der gegenwärtigen Finanzlinien als vorerst nicht finanzierbar heraus. Zur Erfüllung der nationalen Ambition von insgesamt zehn Korvetten werden im Rahmen einer gesamtplanerischen Betrachtung nun Optionen zur Erreichung untersucht, welche zeitgleich einer bruchfreien Nutzung des Konstruktionsstandes der laufenden Produktionslinie des 2. Loses gerecht werden.“
Zur Herstellung der Versorgungsreife (geplant zum Abschluss des 2. Loses) steht im aktuellen Bericht nichts mehr.
– U212 CD:
Endverhandelter Vertrag soll jetzt statt bis zum 30.12.2020 zum 31.03.2021 vorliegen.
Kleine Änderung:
11. Bericht:„Es kommt allerdings nun darauf an, dass die Industrie ein der strategischen Bedeutung dieses Projekts entsprechendes Entgegenkommen im Angebot und in den Verhandlungen zeigt.“
12. Bericht: „Es kommt allerdings nun darauf an, dass die Industrie ein der strategischen Bedeutung dieses Projekts entsprechendes Entgegenkommen im Angebot und in den Verhandlungen zeigt, ohne dabei in die Unterfinanzierung zu geraten.“
– F125:
Wie lange will die Baden-Württemberg denn in der Werft liegen?
Nach der Gewährleistungsliegezeit ab 5. Mai 2020 in der „noch offene Leistungsanteile erfüllt und die Ergebnisse der Einsatzprüfung verarbeitet werden“ folgt ab 09.11.2020 die Bedarfsinstandsetzung, die ein Jahr dauern soll. Das heißt, die Fregatte ist direkt nach der Auslieferung für locker 1,5 Jahre wieder in der Werft? Ist das normal?
Ansonsten gibt es neue (wahrscheinlich spätere) Auslieferungstermine der RCESM-Anlage.
Die Ampellage:
Politisch/Strategisch und Technisch wirtschaftlich: Risiko steigend (bleibt rot)
Pers/Ausb: rot statt gelb
Logistik: gelb statt rot
Noch zwei Punkte:
– „Zwar stabilisieren sich die Leistungen im Bereich der materiellen Versorgungsreife, dagegen ist immer noch keine Neuregelung der Vertragsbeziehung im Bereich des Segmentes Informationsübertrag erzielt worden.“
Weiß hier jemand, was das heißt?
– „Der Schlüssel zur materiellen Einsatzbereitschaft liegt in der Herstellung der Versorgungsreife und der Umsetzung erforderlicher Maßnahmen zur Akkreditierung der IT-Systeme der Fregatten der Klasse F125.“
Das mit den IT-Systemen scheint ein echtes Problem zu sein, tauchen sie doch mehrmals im Bericht zur F125 auf.
Einsätze voraussichtlich ab 2022, wie schon im Juni angekündigt.
– Schützenpanzer Puma:
Hat ja schon einen eigenen Thread auf ag.net.
– Eurodrohne:
Vertrag zwischen OCCAR und Airbus: Vorlage an die beteiligten Nationen am 18.11.2020 statt bis zur Sommerpause
Billigung des Vertrages durch die Nationen: 1. Quartal 2021 statt 4. Quartal 2020
Wichtiger: Die Entwicklung verzögert sich um ein Jahr! Im 11. Bericht war noch von Lieferung 84 Monate nach Vertragsschluss (= 7 Jahre) die Rede. Dann müssten bei Vertragsschluss Anfang 2021 die Fluggeräte Anfang 2028 ankommen. Jetzt ist bei Vertragsschluss Anfang 2021 von „Jahreswechsel 2028/29“ als Auslieferungsdatum die Rede.
Es bleibt natürlich hochgradig unglaubwürdig, im Rahmen LV/BV mit dem geplanten Fluggerät „in der Tiefe des Einsatzgebietes“ gegen „stationäre und bewegliche Punktziele“ wirken zu wollen.
Es ist und bleibt ein Technologieprojekt im Deckmantel einer militärischen Beschaffung.
– TVLS:
Hat auch bereits seinen eigenen Thread.
Interessanter Punkt jedoch: Der FMS-Antrag und das Vergabeverfahren für die Anpassentwicklung IRIS-T SL „sind zeitlich zu synchronisieren und eng zu verzahnen, damit sie auch im Rahmen der parlamentarischen Befassung (25 Mio. Euro-Vorlage) gemeinsam behandelt werden können.“ Warum eigentlich? Bestünde sonst die Gefahr, dass die Parlamentarier dem einen zustimmen und das andere ablehnen?
[Uff. Danke für die detaillierte Analyse des Berichts! T.W.]
@K.B.:
Vielen Dank für die Zusammenfassung.
Ein übergeordneter Punkt fiel mir auch beim NH90 auf (Unterschiede in den Aussagen zwischen GI und InspH).
Auch ich frage mich da:
„Da fragt man sich als Außenstehender: Reden die eigentlich miteinander?“
Passt auch zur Diskussion im aktuellen Sicherheitshalber-Podcast.
Es fehlt eben schon an der Einhaltung einfachster Grundsätze der Stabsarbeit.
Das andauernde Einschlagen auf das BAAINBw soll davon nur ablenken.
Aus dem Bericht des Bundesrechnungshofes zu den Marine-Tankern bekommt man eine Vorstellung, wie die nackten Zahlen hinter den wolkigen Beschreibungen à la „es ist schwierig, aber es geht langsam aufwärts“ aussehen:
„Für das Projektteam zur Beschaffung der Tanker im Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) ist eine Sollstärke von 13 Dienstposten vorgesehen. Anfang 2020 waren sechs davon, im Umfang von vier Vollzeitkräften, besetzt.“
„Das Projektteam sei inzwischen [Wann?] mit Personal entsprechend 7,5 Vollzeitkräften ausgestattet und erhalte zusätzliche Unterstützung aus anderen Organisationseinheiten.“
Diese Unterstützung wird dann dieses “ #Marine unterstützt das #BAAINBw massiv mit Personal.“ sein, wovon der Marineinspekteur im Sommer 2019 sprach. Konkrete Zahlen finden sich dazu allerdings nicht.
https://twitter.com/chiefdeunavy/status/1154312407210237952
https://www.bundesrechnungshof.de/de/veroeffentlichungen/produkte/bemerkungen-jahresberichte/jahresberichte/2020-hauptband/langfassungen/bmvg/bundeswehr-sollte-veraltete-tanker-ausser-dienst-stellen
@ K.B.
Zitat:
„- F125
Nach der Gewährleistungsliegezeit ab 5. Mai 2020 in der „noch offene Leistungsanteile erfüllt und die Ergebnisse der Einsatzprüfung verarbeitet werden“ folgt ab 09.11.2020 die Bedarfsinstandsetzung, die ein Jahr dauern soll. Das heißt, die Fregatte ist direkt nach der Auslieferung für locker 1,5 Jahre wieder in der Werft? Ist das normal?“
War bei der F124 im Jahre 2004 genauso. Damals hat das zuständige Aufsichtsamt für Seefahrzeuge (genaue Bezeichnung kenne ich nicht) einer Inbetriebnahme der F124 Fregatte nur zugestimmt wenn eine sofortige Verbesserung der Software (Waffeneinsatz- und Führungsanlage) erfolgt. Dieses Softwareprojekt war 2003 das größte deutsche Softwareprojekt. Die Abnahme der F124 war notwendig, damit das Herstellerkonsortium bezahlt werden konnte und die Nachbesserung wurde im Rahmen eines Reperaturauftrages mit neuen Kosten gemacht.
Irgendwie gibt es da mit der F125 anscheinend Parallelen, oder ?
Zitat:
“ „Zwar stabilisieren sich die Leistungen im Bereich der materiellen Versorgungsreife, dagegen ist immer noch keine Neuregelung der Vertragsbeziehung im Bereich des Segmentes Informationsübertrag erzielt worden.“
Weiß hier jemand, was das heißt?“
Nun so ein Schiffsneubau hat eine umfangreiche Dokumentation der verbauten Sub-Systeme. Bei einem Eurofighter sind dies Dokumente mit mehr als 100 MB Umfang. Dem enstprechend wird es jede Menge elektronische Dokumentation über die verbauten Subsysteme event. mit Laufzeitüberwachung o.ä geben. Diese umfangreiche, auf die Serialnnummer der verbauten Subsysteme bezogene elektronische Dokumentation stelle ich mir unter dem „Segment Informationübertrag“ vor. Dazu ist es natürlich notwendig, dass die Bw auch ein IT-System fährt, dass die Bauzustands- und Laufzeitüberwachung der Subsysteme des Schiffes verwalten und auswerten kann, d.h. im Regelfall das gleiche System wie die Industrie und das muss beschafft sein um es benutzen zu können.
Zitat:
„– „Der Schlüssel zur materiellen Einsatzbereitschaft liegt in der Herstellung der Versorgungsreife und der Umsetzung erforderlicher Maßnahmen zur Akkreditierung der IT-Systeme der Fregatten der Klasse F125.“
Das mit den IT-Systemen scheint ein echtes Problem zu sein, tauchen sie doch mehrmals im Bericht zur F125 auf.“
Eine „Akkreditierung der IT-Systeme der Fregatte F125“ bedeutet dass der Hersteller den Nachweis erbringen muss, dass die Software genau das macht, was von ihr behauptet wird was sie machen soll. Es ist unschwer vorstellbar dass die Ruderanlage oder die Maschinenanlage softwaretechnisch redundant (wie bei Fly-by-wire im Lfz) sein muss. Dieser Nachweis muss erbracht werden und auf der Marineseite braucht man Personal, die diesen Softwarenachweis überprüfen, verifizieren kann.
Kleiner Nachsatz: Die Marine ließ ihre IT-Offze als OffzMilFD bis zum Jahre 1999 bei der Lw in Lechfeld als „staatlich geprf. Wirtschaftsinformatiker“ ausbilden. Diese Schule der Lw wurde 1999 ersatzlos geschlossen.
Die IT-Offze in der Laufbahn OffzMilFD sind aber in so einem Verifikationsprozess besonders wichtig, denn sie haben als Berufssoldaten im Regelfall eine Borderfahrung vor der Ausbildung zum OffzMilFD und sind besonders lang auf den IT-Dienstposten im Gegensatz zu den Offz TrD, die zwar als Diplom Informatiker aus der Bw-Uni kommen, bei ihrem Einsatz auf einen Software-Dienstposten dann jedoch meist keine mehrjährige Borderfahrung auf einem Subsystem haben und wenn sie Berufssoldat werden wollen oftmals schnell von der Fachdienstposten auf einen Führungsdienstposten versetzt werden um einen Verwendungsaufbau zu erreichen oder eben nach 5 Jahren als SaZ 13 wieder entlassen werden.