Zu wenig Zivilpersonal?
Bei der Reform, pardon, Neuausrichtung der Bundeswehr zeichnet sich eine Konfliktlinie zwischen Regierung und Opposition ab, die ich in dieser Härte nicht vermutet hätte. Verteidigungsminister Thomas de Maizière will ja, wie verkündet, mit der Verkleinerung der Truppe auf 175.000 bis maximal 185.000 Soldaten auch die Zahl der zivilen Mitarbeiter der Bundeswehr deutlich verringern – 55.000 Dienstposten ist das angepeilte Ziel.
Dagegen macht jetzt die SPD klar Front. Ihr Verteidigungs-Obmann im Bundestag, Rainer Arnold:
Die von Verteidigungsminister de Maizière vorgelegte Grobstruktur für die Bundeswehr bedeutet eine Verringerung von derzeit 220.000, auf 185.000 Soldaten. Um die schrumpfenden Streitkräfte für ihre eigentlichen Aufgaben zu befähigen, wäre ein Gesamtumfang von mindestens 62.000 zivilen Dienstposten notwendig, wie Berechnungen der Projektgruppe Bundeswehrreform ergaben. Das deckt sich mit den Erfahrungen anderer Länder, die die Wehrpflicht bereits abgeschafft haben: dort haben zivile Beschäftigte deutlich mehr Aufgaben übernehmen müssen.
(..)
Die Strukturreform kann nicht gelingen, wenn an der geplanten Reduzierung des zivilen Personals in den Wehrverwaltungen um 20.000 Dienstposten festgehalten wird. Wenn alle Fähigkeiten der Streitkräfte bei deutlich weniger Personal erhalten bleiben sollen, ist das ein Widerspruch in sich. So kann der Minister – wie von ihm selbst angekündigt – die zivilen Beschäftigten nicht auf dem Weg der Reform mitnehmen.
(Die komplette Pressemitteilung hier.)
Mit anderen Worten: Bei einer kleineren Truppe muss, sagt die SPD-Opposition, das Verhältnis von Zivilen zu Soldaten zugunsten der zivilen Mitarbeiter aufwachsen. Das wird natürlich bei einer Reform, die nicht zuletzt den finanziellen Spielräumen geschuldet ist, ein Problem…
Verdi und Beamtenbund machen eben die Besitzstandswahrungsrolle, Oppositionspartei SPD spielt ihre traditionelle Rolle als Mutter, bzw. politischer Pate aller Gewerkschaften…..dumm nur, dass die Landtagswahljahr 2011 mit Berlin durch ist…das politsche ‚window of opportunity‘ fuer die Neuausrichtung ist also geoeffnet und muss bis zum Sommer 2012 nun moeglichst effektiv politisch genutzt werden.
Zum Glück ist der Typ in der Opposition!!
Die Linken und Grünen sind weitaus „konservativer“ (iSv Status quo erhalten) als die „Konservativen“. Erschreckend.
NEIN, wir wollen NICHT mehr Beamte. Der Ruf kommt nicht von ungefähr:
Ein Studierendensekretariat, das ab 10 bis 16 Uhr offen hat – Uni geht von 8 bis 22 Uhr.
Beim Bund: Kassenstelle und diverse Gleichstellungs- und Mitarbeiterbeauftragte, die zu jeder Kleinigkeit befragt werden und signieren müssen (selbst bei freiwillig besuchten Spaßveranstaltungen der Herren Offiziere braucht es ein Okay der Beauftragten!!) – aber ab 15 Uhr nicht mehr erreichbar sind. Der Dienst der wichtigen Abteilungen geht aber durchaus auch mal gen 18 Uhr oder länger, wenn viel zu tun ist! Egal.
Jeder Beamte weniger ist ein Schritt in die richtige Richtung. Irgendwann haben die dann auch Einzelbüros und können nicht mehr Kaffekränzchen halten. Nicht umsonst gibt es in der privaten Wirtschaft immer mehr gläserne (nicht selten mit offene-Tür-Politik oder Großraumbüros. Und man komme jetzt nicht mit Geheimhaltung, die ist aus rechtlichen Gründen bei z.B. Anwaltskanzleien keineswegs geringer.
By the way, es werden immer noch 100 000 Zivilbeschäftigte bei der Truppe, in der Wehrverwaltung, in den Betreibergesellschaften, im Vorruhestand und als Härtefallregelung aus dem Einzelplan 14 bezahlt. Wenn das so weitergeht (Verhältnis Richtung 1 :1 Soldaten zu Zivilbeschäftigte), dann möchte ich gerne wieder einen persönlichen „Burschen“ in Form eines zivilen Beschäftigten der Bw zugeteilt bekommen.
Hat man hier nicht übersehen, dass „…die neuen Strukturen soweit wie möglich zivil/militärisch gemischt auszubringen…“ sind? Herr Selhausen freut sich doch sicherlich schon, dass sein Bundesamt für Ausrüstung und Nutzung erheblichen Zuwachs durch Uniformträger aus den TSK erhalten wird.
Nachklapp. Viel wichtiger wäre es, die Juristen zu beschneiden. Wie viele Stellenausschreibungen sind unnötigerweise mit der „Befähigung zum Richteramt“ gekoppelt, was „Befähigung“ durch „Ausbildung“ ersetzt und die Konkurrenz, insbesondere auf herausgehobenen Dienstposten, für die Juristen drastisch einschränkt. Aber was sage ich. Was haben der Minister und die Sts gelernt?
Es ist eigentlich Schade, dass viele sehr negativ gegenüber den Zivilbeschäftigten eingestellt sind. In den meisten Fällen zu unrecht. Aber gute und schlechte gibt es auch bei den Soldaten.
Um zum Thema zurückzukommen. Die Reduzierung auf 55.000 Dienstposten ist ja zum Teil keine Personalreduzierung, sondern es sollen Aufgaben an das BMI übertragen werden (Besoldung, Vergütung, Versorgung Beihilfe und ggf. Umzugs- und Reisekosten, Trennungsgeld). Das Personal wird quasi nur verschoben. Soviel zum Thema „Reduzierung“. Ob das für die Betreung der Soldaten gut ist, kann man bezweifeln. Man hat ja schon damals gesehen, welche Einschnitte die Umgliederung der Truppenverwaltungen in die BwDLZ ergeben hat.Wie sieht das erst aus, wenn ein anderes Ressort diese Aufgaben wahrnimmt. Ich denke nur an die tausend Sonderregelungen die BMVg intern getroffen wurden, um den Fürsorgegedanken gerecht zu werden. Ich glaube kaum, dass hier das BMI Rücksicht darauf nimmt.
Andrerseits stellt sich auch die Frage, warum wird dies gemacht. Personal wird wohl keines eingespart. Warum schwächt man um jeden Preis den eigenen Geschäftsbereich, der keine Personalreduzierung, sondern nur eine Verlagerung mit sich bringt Wer böses denken will, sollte daran denken aus aus welchem Ressort der Minister ins Verteidigungsministerium gewechselt ist!
Es wäre wünschenswert, wenn die zivilen Angestellten endlich wieder für die Bundeswehr da wären und nicht umgekehrt (Zitat Reinhold Robbe). Ich denke ein Abbau der Bürokraten käme dem Militär zu gute.
1. Wenn ich richtig informiert bin, hat man es bis dato noch nicht einmal geschafft, im Bereich der zivilen Beschäftigten die aktuelle Struktur einzunehmen und schiebt eine nicht unerhebliche Bugwelle vor sich her.
2. Die Argumentationslinie für den erhöhten Bedarf an zivilen Mitarbeitern nach Wegfall der Wehrpflicht ist interessant. In einigen Bereichen ist es tatsächlich problematisch, dass die Wehrpflichtigen nicht mehr zur Verfügung stehen. Während aber ein CH-53 Pilot als Soldat problemlos an einen anderen Standort versetzt werden kann und ggf. auch seine Uniform gegen die einer anderen TSK tauscht, wage ich zu bezweifeln, dass beispielsweise der zivile Verwaltungsfachangestellte aus dem Kreiswehrersatzamt Bonn im Zuge der Strukturreform nach Schleswig-Holstein ziehen wird um dort als Servicekraft (Kellner) im Offiziercasino eingesetzt zu werden oder die Post in der Kaserne zu verteilen. Mal abgesehen von der tariflichen Zuordnung.
3. Auf das Tätigkeitsspektrum der ehemaligen Wehrpflichtigen zu bauen halte ich aber auch deshalb für gewagt, weil bestimmt schon bald irgendein guter Geschäftsmann mit einem „Wehpflichtersatz- Park“ oder BWE (BundesWehrpflichtigenErsatz) vom Einsatz her denkt und als starker Partner der Bundeswehr Kosten sowie Dienstposten einsparen hilft.
@Franz
Bürokratie bedeutet aber nicht, dass diese durch das Zivilpersonal verursacht wird.
Inzwischen ist die militärische bürokratischer als die zivile Seite. Und oft wird Endbürokratisierung mit einem Freifahrtschein verwechselt, was auch nicht sein kann. Sind schließlich unser aller Steuergelder.
@Markus Degener
Geplant war eine Reduzierung auf ca. 65.000 zivile Mitarbeiter. In dieser Planung war vorgesehen, dass z.B. die Aufgaben der Rechnungsführer komplett vom Zivilpersonal übernommen werden sollen. In der damals angedachten Reduzierung wurde aber schon der Wegfall der Wehrplicht berücksichtigt.
=> mehr Aufgaben, weniger Personal
@JSG
Schauen SIe bitte in Ihre eigenen Reihen, bevor Sie einen Berufstand schlecht machen, der dies nicht verdient. Unsere Arbeitsplätze sind Freitags um 11 Uhr nicht verwaist, wenn die Kasernen bereits leergefegt sind. Wir bekommen keinen Sonderurlaub, wenn wir unsere Arbeit erledigen wie es sein soll. Dies sind nur ein paar Beispiele. Und dabei will ich es auch belassen. In jedem Berufsstand gibt es schwarze Schafe. Und die Gesetze und Vorschriften, nach denen wir handeln müssen, werden auf einer anderen Ebene in die Welt gesetzt. Wir würden uns auch freuen, wenn es zu einem Abbau des Vorschriftendschungels kommen würde.
Jeder Zivilist weniger bei der Bundeswehr bedeutet auch ein Problem weniger.
@ JSG
Was wollen Sie? Wir sind mitten im Frieden wo in mobilmachungszeiträumen von 5 Jahren und länger gedacht wird. Wenn die Herrn Offiziere also eine Spaßveranstaltung machen wollen, brauchen Sie das nur rechtzeitig „eintüten“ … so what? Die entspr. verschiedenen Beauftragten haben schon ihren Sinn; auch wenn Sie den vielleicht nicht (immer?) verstehen.
@ Ralf
Sie sollten sich die Bundeswehr erst einmal vernünftig ansehen, dann kämen Sie zu einer anderen Einschätzung der Situation. Es gibt zu viele Dinge, die Soldaten nicht können oder übernehmen wollen. Beamte oder zivile AN allgemein, zeichnen sich durch lange Stehzeiten in ihren Bereichen aus; das macht sie auch zu Fachleuten in ihrem Gebiet. Ohne diese Fachexpertise und Facharbeit würde sich in der Bundeswehr sehr viel weniger bewegen. Die „Bremser“ sind meistens die Soldaten … da sie sich nicht trauen etwas zu entscheiden. Bei Beamten ist das etwas anderes; die kennen ihre Entscheidungskompetenz ganz genau!
Das schreibe ich Ihnen als pensionierter Soldat.
@ Heiko Kamann:
Dann können sie mir vielleicht den Sinn einer Gleichstellungsbeauftragten erklären, die es verbietet einen Nacht-O-Marsch mit Offizieranwärtern/innen zu veranstalten der länger als 24:00 Uhr geht!
Ich habe ja absolut nichts gegen Zivilisten, aber von solchen Beispielen könnte ich mehrere bringen. Sie sind Fachleute auf ihrem Gebiet, wir auf unserem.
Im Gegenzug muss ich aber auch so fair sein, und beispielsweise die Lanze für einige ReFüs brechen, die mir erheblich weitergeholfen haben…Auch außerhalb der „regulären Dienstzeiten“.
@Ralf
Ich frage mich, bei welcher Waffengattung solche dummen Kameraden wie Sie eingesetzt werden (können)!
Ups. Wenn die persönliche Schärfe aus den Kommentaren weggelassen werden könnte, bitte…
Seit wann kann eine Gleichstellungsbeauftragte Person Ausbildungsinhalte verbieten? Und auf welcher Grundlage versucht sie das?
Trennung: Es gibt bei den zivilen Mitarbeitern gute und schlechte Vertretern, genauso wie bei den Soldaten auch. Ich habe von „geht nicht, weil is´so“ bis hin zu „wir machen das sofort, Wunder dauern geringfügig länger“ alles erlebt. Am schlimmsten sind mEn die Juristen, die waren seit jeher suspekt und durch…
Übrigens Juristen … über die neue Struktur der Rechtspflege der Bw hört man auch wenig. Nach dem Bericht der Weise Kommission war im Ministerium keine Abteilung Recht mehr vorgesehen. Jetzt ist sie anscheinend wieder eingeplant. Gibt es Informationen, wo Rechtsberater im nachgeordneten Bereich eingeplant sind?
Nur soviel Zivilpersonal wie unbedingt nötig. Die BW ist keine Beschäftigungsgesellschaft.
@ Voodoo:
Ich habe es wirklich erlebt. Warum das so gehandhabt wurde, war mir auch völlig unverständlich! Ich stimme aber zu, dass man eine solche Diskussion differenziert betrachten sollte. Deswegen auch mein Wink mit dem Zaunpfahl bzgl. der ReFüs. Nichts desto trotz (und das ist meine eigene subjektive Meinung) habe ich das Gefühl, dass der Beamtenapparat der BW häufig faule Menschen anzieht, die zivil, bei dieser Arbeitseinstellung arbeitslos wären. Das gilt im übrigen auch für Soldaten!
Die (Zivil)angestellten der Bundeswehr tun genau das, wofür sie bezahlt werden:
Papier schwarz zu machen…
Das bei allem „Druck“ von oben zur „Leistungssteigerung“ (KLV…AZEM…..“Stechkarten“, Kernarbeitszeiten etc.) nach vielen Jahren irgendwann einmal der (übrigens im gleichen Maße bei Soldaten zu findende) „Routinedienst“ Einzug hält-dafür habe ich Verständnis.
Im Gegensatz zu „früher“ (wo übrigens nicht alles „besser“ war), hat sich im Sinne der Einstellung „Wir sind Dienstleister“ schon einiges getan.
Hat ein Rechnungsführer bzw. Truppenfachangestellter (zivil) früher oft das „Gehabe“ eines Stabsoffiziers an den Tag gelegt- („Können Sie nicht anklopfen? Raus, und machen Sie das nochmal!“), erlebte ich bis zuletzt in meiner Dienstzeit durchaus hilfsbereite und bemühte Zivilangestellte.
Das die hunderte von Vorschriften es nicht immer möglich machen, das man als Soldat das bekommt, was man beantragt, liegt nun mal nicht an den Zivilangestellten selbst.
In einem gebe ich aber recht:
Gleichstellungsbeauftragte, Personalrat etc. halte ich (persönlich!) für absolut überflüssig-ebenso wie die dutzendweise in jeder Einheit eingesetzten Soldaten für KLV.
@ Ben
Also, verbieten wird die Gleichstellungsbeauftragte das nicht; kann sie nicht … sie hat wohl nicht zugestimmt. Die Begründung wird sie Ihnen sicher geben … fragen sie sie einfach. Ich kann dazu aus der Entfernung nichts sagen.
Soldaten sind (fast) immer nur begrenzt Fachleute … da sie immer mind. „2 Hüte“ aufhaben.
Ich denke die jetzt hier im Blog geführte Diskussion geht am Kern des Problems vorbei.
Die Frage muss doch lauten, wieviele zivile Beschäftigte braucht die Bundeswehr, wenn die Anzahl der Soldaten auf ca. 180000 reduziert wird ?
Die Anwort kann nicht 75000 lauten, sonst kommen auf 2,5 Soldaten ein Zivilbeschäftigter und dies stärkt sicherlich nicht den Einsatzwert der Bw.
Der Abbau der vielen Schnittstellen, organisatorisch durch die langen Mitzeichnungsgänge von Vorgängen bestimmt, ist der richtige Weg. Wenn man sich die Grobstruktur in den zivilen Bereichen der Bw anschaut, ist dies konsequent angedacht worden.
Hierarchie : Abteilung im BMVg zu neuem, eigenen Orgbereich in der Bw, Bundesoberbehörde führt ohne Zwischenstrukturen sämliche Behörden vor Ort.
Vor der Planung her stringent !
Ein integriertes Personalmanagement für alle Statusgruppen, outgesourcte, zentralisierte Personalbrechnungsstellen wie dies bei Landesbehörden schon längst üblich ist, eine durchgehende Infrastruktur- , Arbeits- und Umweltschutz und sonsige Dienstleistungenkette.
Lediglich bei dem neu ausgebrachten „Rüstungs- und Nutzungsbereich“ hat man geschummelt. Aus den militärischen Org-Bereichen wird nur die Funktion „Herstellung der Einsatzreife“ ausgegliedert. Dies ist gerade mal pro Waffengattung ein Dezernat vom WaSysKdo Lw, Logistikamt der Bw, Heeresamt usw. Hier wollte das BwB weitgehend unter sich bleiben und die Funktion „Erhaltung der materiellen Einsatzreife und Versorgung mit Ersatzteilen“ nicht übernehmen.
Also wieviele Zivilbeschäftigte braucht die Bw ? Wir sprechen jetzt nicht über zivile Kontraktoren im Einsatzland und auch nicht über die BWI oder die LHD BW. Die letztgenannten Gesellschaften dienen nur zur Entsorgung von Bw-Beschäftigten.
Wir hatten lange Jahre ein Verhältnis von 3 : 1; auf 3 Soldaten kam ein Zivilbeschäftigter. Damit ist die Bw lange Zeit gut gefahren. Nach dieser Rechnung würden also ca. 60 000 Zivilbeschäftigte benötigt. Wenn man Personalabrechnung, Wehrbereichsgebührnisämter, Familienkassen, Beiheilfestellen usw an das BMI abgibt, ist die Zahl von 55000 Zivilbeschäftigten wohl realistisch.
Stand heute ist aber, dass noch ca. 100 000 Zivilbeschäftigte direkt oder indirekt vom Einzelplan 14 bezahlt werden, was das BMVg ja auch selbst bestätigt.
Also werden immer noch min 40000 Zivilbeschäftigte zuviel besoldet.
Bei einem durchschnittlichen Ansatz von 40000 Euro / Jahr / Beschäftigten kostet diese Maßnahme 1,6 Mrd Euro pro Jahr. Das ist genau diese Summe, die zum technologischen Umbau der Bw auf eine Einsatzarmee fehlt !
BTW: Die militärische Seite der Bw ist durch die Abschaffung der Wehrpflicht bereits auf knapp 200 000 Soldaten zum heutigen Tage geschrumpft !
Es freut mich als ehemaliger Soldat und jetziger Angehöriger der Bw-Verwaltung, dass neben einer ganzen Anzahl undifferenzierter Äußerungen zum Zivilpersonal, durchaus auch realistische Betrachtungen zu finden sind.
Die Ausführungen von Georg hinsichtlich einer potentiellen Weigerung des BA für Ausrüstung und Nutzung die genannten Bereiche zu übernehmen ist ineressant, wenn zutreffend. Im weiteren sind mir die betrachtungen zu stark vereinfacht. Die Streitkräfte kürzen ca. 17 % bei Wegfall einer Großaufgabe nähmlich der Wehrpflicht. Weiterhin wurde bisher immer angedeutet, dass weitere kleinere Aufgaben an den zivilen Bereich ausgelagert werden sollen. Dies gilt wie in anderen Kommentaren bereits angedeutet auch für den Bereich der Bw-Verwaltung selbst, die kleinere Aufgaben selbst in andere Ressorts abgeben wird (Umfang noch offen).
Unter dem Strich bleibt ein Abbau von ca. 27% der Stellen, ohne dass eine Großaufgabe wie im militärischen wegfällt. Hinzu kommen Äußerungen wie Ausdünnung vor Schließung, die z.B. ein Kürzungspotential im Bereich der Standortbetreuung schmälern. Es gibt derzeit keinerlei Konzept, wie die letztlich nowendige Effizienzsteigerung zu erreichen sei. Ich möchte daher mit Nachdruck darauf hinweisen, dass unter der (meiner Meinung nach berechtigten) Annahme, dass die Bw-Verwaltung nicht nur sich selbst verwaltet insbesondere die Soldaten unter den Folgen dieser überproportionalen Kürzung leiden werden. Dies wäre der Attraktivitätssteigerung nicht zuträglich und die einzige Option dies kompensieren sähe ich im Zukauf externer Leistungen.
#Sarkasmus an
Vieleicht machen das ja die Griechen, die für ihre effiziente Verwaltung bekannt sind und unser Geld ist ja auch schon da.
#Sarkasmus aus
Nach mehr als 25 Jahren Betriebsangehörigkeit (= Dienstzeit als Soldat) möchte ich mich hierzu auch äussern. Nach der Umbenneung von StoV in BwDLZ hat sich so gut wie nichts (für die Truppe) geändert. Wenn man was braucht – und sei es nur eine Unterschrift- geht erstmal gar nix ohne Antrag. Diese Damen und herren haben es immer noch nicht kapiert, dass sie für uns Soldaten da sind und nicht wir für sie. Im Begriff BwDLZ steckt das Wort „Dienstleistung“ drin. Jawoll !!! Und welchen Dienst leisten Sie?
Selbst für ein Regal, das anzubringen war, musste ein Antrag gestellt werden und dann kamen zwei !!! Mann. Einer trug die Bohrmaschine und der andere die Verantwortung.
@ Ex-Soldat
Die Wehrverwaltung wird nicht überproportional reduziert im Vergleich zu den anderen Org-Bereichen :
Heer = 30 %
Lw = 34 %
Marine = 14 %
SKB mehr als 30 % (die genaue Zahl habe ich gerade nicht im Kopf )
Dies ist nicht primär der Wehrpflicht geschuldet, zumindestens nicht bei der Lw.
Die hatte bisher kaum Wehrpflichtige und soll künftig auch nur zwischen 500 und 950 FWD haben.
Man möge sich bitte auch mal die Zusammensetzung der Personalstruktur der Org-Bereiche anschauen. Bei der Lw soll jeder 6. Angehörige Zivilbeschäftigter werden, bei der SKB sogar jeder 4. Mitarbeiter. Dies hat eine weitreichende Übernahme von militärischen Funktionen durch zivile Mitarbeiter zur Folge (z.B. Instbereiche mit Zivilbeschäftigte, S1 Feldwebel durch Zivilbeschäftigte ersetzt)
Im Vergleich dazu ist der Abbau der Zivilbeschäftigten von 75000 auf 55000 Mitarbeiter (= 27 %) also völlig normal im Rahmen. Das Problem ist allerdings, dass die Zahl 75000 als Abbauziel der alten Bw-Reform bis Ende 2010 noch längst nicht erreicht ist.
Zur Zeit sind 87000 Zivilbeschäftigte bei der Bw, zusätzlich die outgesourcten Mitarbeiter in den Betreibergesellschaften, zusätzlich die freigestellten Mitarbeiter im Vorruhestand, die aber noch auf der Gehaltsliste der Bw stehen.
Diese Zahl ist das Problem, nicht der Abbauschritt von 27 % !
@ Luftwebel
Also nur weil Sie mal einen Antrag stellen mussten und Probleme mit einem Regal haben (hatten) sollten Sie nicht die zivile Arbeitnehmerschaft und Beamten der Bundeswehr in Gänze kritisieren. Jemand der 25 Jahre bei der Bundeswehr ist sollte da schon ein differenzierteres Bild seiner „Firma“ haben. Ansonsten könnte man ja fasst unterstellen, dass Sie scheinbar gar keinen richtigen Einblick in die Truppe bekommen haben. Gerade am Standort ihres Hauptquartiers ( ich gehe davon aus das Sie Luftwaffenuniformträger sind) hat sich mit der Aufstellung des BwDLZ einiges zum Guten getan; gleiches kann ich von meinen letzten Dienststellen auch berichten. Sollte es an Ihrem Standort nicht gut laufen, helfen manchmal Gespräche bei einer Tasse Kaffee … aber das wissen Sie ja als erfahrener Soldat!
@Georg
Dies Zahlen sind aus meiner Sicht nur schwer nachvollziehbar. 220.000 auf 185.000 sind ca. 16%. Eine Reduzierung des Zivilpersonals von 75.000 auf 55.000 sind ca. 27%. Die anderen Zahlen sind aus meiner Sicht das Vergleichen von Äpfeln mit Birnen. Würde man die angebliche Zahl von 87.000 zu Grunde legen wären es ca. 37%.
Wer in einer innerlich zweckmäßig (!) ausgerichteten Bw die anfallenden Bw querschnittliche Aufgaben erfüllt ist letzlich gleichgültig solange die notwendige Kapazität vorhanden ist (tragfähige Konzepte hierzu sehe ich derzeit nicht ausreichendem Maße). Das von mir angesprochene Outsourcing von Tätigkeiten wird einer Direktive die ausgegeben kaum gerecht werden können: „Vom Einsatz her denken“. Wer das negiert verkennt die Gewinnausrichtung der Privatwirtschaft.
@ Ex-Soldat
Die Ausgangsgröße war nicht 220 000 sondern 250 000 Soldaten + 20000 z.b.V Schülerstellen zur ZAW-Ausbildung. Das war die Zielgröße der letzten Bw-Reform vom Nov. 2004. Die Abschaffung der Wehrpflicht bringt ca. 50000 Soldaten im Jahr. Die muss man nun auf W9 bzw. W6 am Schluss umrechnen um die Reduzierung der Tagesantrittsstärke durch die Aussetzung der Wehrpflicht zu beziffern.
Die 87000 Köpfe werden tatsächlich beschäftigt und bezahlt. Allerdings sind zur Zeit nur 75000 Dienstposten vorhanden, d.h. der Rest ist Überhangpersonal und ist gemäß Org-Grundlagen nicht notwendig zur Erfüllung der Aufgaben.
Ich gebe Ihnen Recht, dass mittlerweile der militärische Anteil der Bw genauso bürokratisch agiert, wie der zivile Anteil.
Das einzige wirksame Mittel um die Bürokratie abzubauen, ist die Anzahl der Bürokraten zu reduzieren ! Irgendwann werden wir uns bei den vorhandenen Anzahl der Köpfe die jetzigen Bürokratieauswüchse nicht mehr leisten können, weil die Arbeitskraft um die selbst verursachte Bürokratie abzuarbeiten, nicht mehr vorhanden ist.
Dies ist dann die Stunde der Soldaten mit dem ursprünglichen Dienstverständnis, wie es bis in die 80er und Anfang der 90er Jahre noch vorhanden war.
(Stichwort eines ehemaligen Kommandeurs um die Jahrtausendwende: … nur weil die STOV jetzt auch Computer hat, sehe ich nicht ein, dass meine Spieße jetzt den Klopapierbedarf ihrer Kompanie mit einer schriftlichen Anforderung beim Liegenschaftsverwalter bestellen müssen …)
Warum eigentlich nicht? Wenn er diese Meldung einzeln absetzen muss, dann ist das ein seltsamer Mehraufwand. Wenn diese Meldung Bestandteil einer gesamten Bedarfsanforderung ist – warum nicht? :-)
Klopapierbeispiele sind aber letztendlich nur Anekdoten aus dem Truppenleben, die sicherlich zeitraubend sind. Der Punkt wo Geld eingespart werden kann, liegt doch u.a. in der Dopplung von Strukturen (Bsp. BwFuhrpark und Fahrbereitschaften bzw. Fuhrparkbeauftragte) oder auch in der Ursprungsfrage, was will ich allein können, was will ich mit Partnern können.
@ jugendoffizier
Zitat: „Warum eigentlich nicht die Anforderung über ein schriftliches Dokument ?“
Weil es ausreichend ist, wenn der Liegenschaftsverwalter alle 4 Wochen den Stapel im Vorratsraum auffüllt – ohne „paperwork“.
Das man heutzutage schon nicht mehr erkennt wo es auch ohne Anforderung, Übersichtslisten, schriftlichen Zuweisungen, LoNos das das Material jetzt zur Abholung bereitsteht usw. geht, ist ein Zeichen dafür, dass man die Tatbestände die sich für eine Entbürokratisierung anbieten nicht mehr erkennt !
Noch so ein Beispiel aus der Kriegsgeschichte : „Büromaterial“
Früher ging man zu seinem Nachschieber ins Lager und hat zwei Packen Papier, einen Bleistift und einen Radiergummi geholt, wenn man ihn gebraucht hat. Am Monatsende hat der Nachschieber sein Lager wieder aufgefüllt.
Heutzutage fordert man 2 Packen Papier, einen Bleistift, einen Radiergummi schriftlich per Worddokument beim Nachschieber an, der übersetzt jede einzelne Anforderung in ein EDV-gerechtes Formular („4750“), kontrolliert das man pro Teileinheit nicht über 50 Euro im Jahr anfordert, der Buchhalter gibt jeden Beleg einzeln in das Computersystem ein (ZTBÜ AR oder SASPF), also 3 Belege in dem Beispiel, der dezentrale Beschaffer kauft dann die gesamte gebuchte Menge für die Dienststelle ein und 2 Monate später bekommt man das angeforderte Büromaterial.
Konsequenz : jede Teileinheit legt sich einen „Handvorrat“ an, weil man nicht 2 Monate warten kann bis es wieder Papier zum Drucken gibt, Buchhalter sind beschäftigt, Nachschieber sind beschäftigt usw.
Ich schildere dieses Beispiel deshalb in voller Breite, weil so überall in der Bw gedacht wird. Rationalisierung (sprich man geht ins Lager und holt sich einen Bleistift wie es früher war ) wird eigentlich nicht wirklich angestrebt, wenn es die Planstellen der Buchhalter gefährdet ( die werden ja in der STAN gemäß getätigten Anforderungen / Jahr berechnet).
Diese und andere „Erleichterungen“ durch die Einführung der DV, speziell von „SASPF“ in den Streitkräften müssen aufhören !
Die unteren Soldatendienstgrade sind keine „Erfüllungsgehilfen von Datenbanken (SASPF)“ damit übergeordnete Ebenen angeblich ein Lagebild haben. Im Bedarfsfall wird sowieso persönlich, mündlich oder schriftlich von oben nachgefragt.
@ jugendoffizier
„… Der Punkt wo Geld eingespart werden kann, liegt doch u.a. in der Dopplung von Strukturen (Bsp. BwFuhrpark und Fahrbereitschaften bzw. Fuhrparkbeauftragte) …“
Sie haben grundsaetzlich Recht. Allerdings gebe ich zu bedenken, dass der BwFuhrParkService (BwFPS) insgesamt ein fragwuerdiges Konstrukt ist, wenn es darum geht, Geld einzusparen. Der Bundesrechnungshof hat das auf erschreckende Weise niedergeschrieben.
Doppelte Strukturen (Fuhrparkbeauftragte) sind sehr sehr leidig und unsinnig, bringen leider durch Einsparung jedoch nur wenig Geld in die Kasse.
Noch schlimmer ist, dass sinnhafte Bestrebungen seitens der Soldatinnen u. Soldaten, Fahrzeugkosten im Zusammenhang mit dem BwFPS einzusparen (Stichwort „vermehrt Kurzzeitmiete statt Langzeitmiete, weil man die Standortfrage abwarten und sich nicht unnoetig binden will“) durch den FPS konterkariert werden.
Ich hoerte naemlich, er sage unverhohlen (immerhin aber diplomatisch), dass Gewinnberechnungen, die weit in der Vergangenheit gemacht wurden, durch eine Strukturreform nicht zu Makulatur werden.
Kommt weniger Geld wegen Kurzzeitmiete rein, werden halt andere Parameter angeglichen, um den Verlust auszugleichen.
Und zum Wichtigsten :) , dem Toilettenpapier:
Bin lange nicht mehr im Lager Ostenholz oder Hoersten gewesen – aber dort kam der Gebaeudeverantwortliche ohne Anforderung der uebenden Truppe regelmaessig, sah nach dem Rechten und ergaenzte Fehlbedarf.
Ohne Aufforderung, ohne Anforderungsbeleg, ohne LoNo (gut, ein kleines Mitbringsel bei Uebernahme des Blocks war quasi der Dauerbeleg) … also alles EIGENTLICH ganz einfach und UNBUEROKATISCH … so wie @ Georg das zu Recht auch heute im normalen Truppenalltag wuenscht.
SASPF mag gut sein, ist man jedoch zu seinem Sklaven geworden, laeuft etwas falsch.
Im Uebrigen – dies aber nicht als Antwort auf Ihren Kommentar, sondern allgemein – gibt es sowohl bei der Truppe als auch bei den Zivilen solche und solche.
Die Buerokraten und die, die im Sinne „voms Janzen“ flexibel, mitdenkend, freundlich, laechend, fix auch ohne langes Post-Ping-Pong einfach Klasse ihren Job machen.
@Georg
Ich bin ja ganz bei Ihnen, wenn sie die diversen Zwischenstufen ansprechen, die eine Anforderung bearbeiten.
Aber der Sinn einer direkten Anforderung des KpFw’s in diesem Beispiel wäre ja, dass diese Zwischenstufen eingestampft werden.
Daher auch meine – zugegeben – etwas provokative Frage, warum eine Anfoderung per se schlecht sein muss.
Natürlich kenne ich noch nur zu gut die Zeiten, als nicht alles per Anforderung nachgewiesen wurde. Aber das Problem ist in meinen Augen weniger die Anforderung, sondern die Zwischenschritte in der Verarbeitung einer solchen Anforderung.
Und da sind wir dann auch wieder bei einer Dopplung von Strukturen.
@SchreckStarr
Die Leistungen des BwFuhrpark sind nicht unbedingt günstig, aber sie leisten – bezogen auf die Fahrzeuglieferung – einen guten Dienst im Vergleich zum vorherigen Modell, bei dem man nie so genau wusste, ob der Wagen bis zum Ziel durchhält. :-)
Der Fuhrpark muss wirtschaften – also einen Gewinn abwerfen. Das kann man ihm nicht vorwerfen. Und nebenbei soll er auch noch Personal auffangen. Das kann irgendwie nicht so recht laufen. Aber das ist wieder eine andere Diskussion.
Back to the topic:
Kann der Nutzer eine Meldung selber generieren, sollte im Idealfall Personal eingespart werden können und damit auch Kosten. Aber dann waren da ja noch diese leidigen Friktionen…
Echt schön, was manche (Offz ??) hier so schreiben. In der Realität schauts aber trotzdem vielerorts anders aus. Beispiel: Ich habe vor 4 Wochen festgestellt, dass im Wirtschaftsgebäude eine Toilettnspülung nicht funktioniert und das sofort an das BwDLZ gemeldet, obwohl mich das eigentlich gar nix angeht. Meine telefonische Meldung wurde entgegengenommen, die Spülung funktioniert aber immer noch nicht. Soviel zum Thema „Dienstleistung(szentrum)
@ jugendoffizier
Natuerlich darf der FPS Gewinn erwirtschaften, aber Politik und mil. Fuehrung wollten ihn zum Geldsparen nutzen. Urspruenglich mal. Wieviele HHM werden aber real eingespart?
Dass die Flotte heute besser und auch zweckmaessiger ist als dereinst die T4-Pritsche mit 300tsd Kilometern und Spiralfedern satt offen in der Ruecksitzbank … kein weiterer Diskussionbedarf :)
…
Jede Anforderung, jeder Beleg generiert Zwischenschritte – keine Anforderung, kein Zwischenschritt. Sollte das nicht eines der Ziele sein? Weniger Papier = weniger Buerokratismus.
Bei weniger Papier muss ich gerade an das papierlose Kreiswehrersatzamt (KWEA) denken, die seit Einführung dieser Idee mehr Papier verbrauchen, als je zuvor.
Denn nun druckt sich jeder Bearbeiter sein Gedöns aus und bearbeitet es, scannt es erneut an – samt seinen Anmerkungen – und schickt es weiter in den Kreislauf.
Das Beispiel zeigt, das hier der Fehler zwischen den Ohren liegt.
Wer als Zwangsdienstleistender bei der Bundeswehr war, hat auch Erfahrungen mit der Wehrverwaltung gemacht.
Ob im Kreiswehrersatzamt oder mit der Standortverwaltung. Die Wehrverwaltung kriegt nichts auf die Reihe. Ob im Umgang mit den jungen Männern oder mit der Verpflegung,
Unterbringung oder Ausrüstung. Für all das ist die Wehrverwaltung zuständig.
Ich kenne keinen Bereich, in dem die Wehrverwaltung gut ist.
Ich glaube es gibt keine Institution in Deutschland, die größeren Schaden am Deutschen Volk vollbracht hat.
Betroffene sollten mal über ihre Arbeit nachdenken.