Deutschlands Kampfflugzeuge müssen am Boden bleiben
Fast die gesamte Kampfjet-Flotte der Deutschen Luftwaffe ist vorerst gegroundet: Nachdem am (gestrigen) Donnerstag der Eurofighter wegen möglicher Probleme mit Schleudersitz und Gurtsystem am Boden bleiben musste, erfuhr Augen geradeaus! von der Luftwaffe: Auch die Jet-Typen Tornado und Phantom dürfen bis auf weiteres nicht mehr starten. Ausgenommen ist lediglich die Alarmrotte (Quick Reaction Alert, QRA) zur Sicherung des deutschen Luftraums.
Ebenso wie beim Eurofighter wurden auch bei den beiden anderen Jets Probleme mit den Sicherheitsgurten festgestellt, die die Piloten und Waffensystemoffiziere im Schleudersitz halten. Bei Tornado und Phantom handele es sich um ein vollkommen anderes technisches Problem, das mit dem des Eurofighters nichts zu tun habe, aber zeitgleich aufgetreten sei.
Update: Nach Angaben der Luftwaffe wird jetzt jeder einzelne Sitz in Tornado und Phantom untersucht. Vorrang hätten dabei die Phantom-Jets, die zur Sicherung des deutschen Luftraums eingesetzt werden, und die Recce-Tornados in Masar-i-Scharif. Voraussichtlich in der kommenden Woche werde aber der planmäßige Ausbildungs- und Übungsflugbetrieb wieder aufgenommen werden können.
F-4 F Phantom II(Foto: Bundeswehr/PIZ Luftwaffe via flickr)
Und Nachtrag 3: Die Aussagen des Sprechers des Verteidigungsministeriums, Steffen Moritz, dazu heute in der Bundespressekonferenz:
Frage: Jetzt eine ganz einfache, andere Frage: Treffen Berichte zu, dass im Prinzip die gesamte deutsche Strahlflugzeugflotte am Boden ist, da es Probleme mit Sicherheitsgurten und Schleudersitzen gibt?
Moritz: „Am Boden“ in dem Sinne, wie Sie jetzt insinuieren, sicherlich nicht. Zutreffend ist, dass der Flugbetrieb mit dem Waffensystem Eurofighter seit dem 15.09. bis auf Weiteres ausgesetzt ist. Der Grund sind noch nicht eindeutig geklärte technische Probleme beim Schleudersitz. Das hängt mit den Gurtschlössern zusammen.
Zusatzfrage: Und wie ist es bei den Waffensystemen Phantom und Tornado?
Moritz: Da gab es technische Probleme mit einem Bolzen, und es hat für eine notwendige Überprüfung auch dort Unterbrechungen beim Flugbetrieb gegeben.
Zusatzfrage: Das heißt, es gibt sie nicht mehr?
Moritz: Die werden laufend überprüft, und nach der Überprüfung wird der Betrieb wieder aufgenommen.
Zusatzfrage: Ich will nicht kleinlich sein, aber heißt das, dass es im Moment keinen Betrieb gibt?
Moritz: Das heißt zum Beispiel, dass heute Nachmittag die Suche nach dem verschwundenen Mirco mit Bundeswehrflugzeugen aufgenommen wird.
Das heißt, nach Überprüfung der technischen Mängel, die an einer Maschine aufgetreten sind, werden jetzt alle anderen Maschinen überprüft und dann sukzessive wieder in den Flugbetrieb zurückgeführt.
Zusatzfrage: Können Sie noch eine Größenordnung nennen, um wie viel Maschinen es sich handelt?
Moritz: Bei dem Eurofighter sind es 55, und bei den anderen müsste ich Ihnen die genaue Zahl nachreichen.
Lieber so, als wenn was passiert. Nicht noch ein Starfighter, denkt man sich wohl.
Die Martin-Baker-Sitze sind ja aber nicht nur bei der Luftwaffe verbaut, sondern bei vielen anderen Luftwaffen auch. Wenn es ein Konstruktionsproblem ist, dann müsste diese doch auch ihre Vögel am Boden lassen?
Ich wusste gar nicht, dass die gute alte Phantom noch immer fliegt. Gibt es dafür eigentlich einen Nachfolger?
Jemand schrieb einmal, die Phantom beruhe auf dem Prinzip, dass sogar ein Ziegelstein fliegt, wenn man ihm genug Power gibt. Und die hat die Phantom. die kann sogar senkrecht fliegen, oder?
Es ist wohl kein grundsätzliches Konstruktionsproblem. Sondern hat was mit Wartung/Einbau zu tun. Aber da ist die Luftwaffe gerade sehr schmallippig…
Beunruhigend. Da ist eine ganze Luftwaffe einsatzunfähig wegen eines Wartungs- oder Einbauproblems. Die Alarmrotte mal ausgenommen (ergo zwei bis drei Abfangjäger).
Naja, es ist ja nicht so, als würden wir die Dinger auf absehbare Zeit tatsächlich brauchen bzw. zum Einsatz bringen…
Und wenn die Schweizer nun in den deutschen Luftraum einfallen? Wahlweise die Schweden über die Ostsee?
Weil sonst sind wir ja umzingelt, ah umgeben von Verbündeten, also außer den fliegenden Fotoapparaten in Afghanistan werden wir uns grad keine Sorge machen müssen. Also ich befürcht nun nicht, dass später feindliche Jets unsere wunderschönen Großstädte (z.B. Wuppertal Fußgängerzone) kaputtmachen :-)
So mal ernster: Sicherheit geht vor und da im Moment keine Bedrohungslage ist sollt man lieber die Maschinen sehr sorgfältig durchchecken als Menschenleben zu riskieren!
Das führt michmal wieder zu dem Schluss, dass die Luftwaffe in ihrer derzeitigen Form und Größe völlig unsinnig ist. Das was sie soll (Lufttransport in großem Stil) kann sie nicht und das was sie kann (Luftabwehr / Luftkampf *prust*) brauch kein Mensch in diesen Tagen. Daher können sie sich ruhig Zeit lassen mit den Untersuchungen der Schleudersitze ;-)
Richtig. Wenn sie schon am Umbauen und Schrauben sind, dann können sie gleich mal dieses ominöse „CAS“ an alle Luftfahrzeuge basteln :D Das wir gebraucht. Vorher brauchen sie die Mühlen gar nicht wieder aus den Hallen schieben….
Lieber so als auf die harte Tour. Allerdings bin ich auch wegen der Schweiz stark beunruhigt. Die wollen ihre CD’s wiederhaben ^^
Und nein, ein paar Mehrzweckkampfflugzeuge sind nicht überflüssig.
Sowas kommt immermal vor, kein deutsches Problem.
@Frederic Schneider
Das Problem betrifft natürlich auch die Alarmrotte. Es sind ja die gleichen Flugzeuge, mit identischer Ausrüstung. Nur hier nimmt man die Gefahr billigend in Kauf.
@Voodoo
„Das führt michmal wieder zu dem Schluss, dass die Luftwaffe in ihrer derzeitigen Form und Größe völlig unsinnig ist.“
Das ist sie natürlich nicht. Eine Luftwaffe, wie auch die BW insgesamt, ist für den Fall eines Krieges da und kann nicht an gegenwärtigen Bedingungen in Friedenszeiten gemessen werden. Kein Bürgermeister käme auf die Idee die Feuerwehr abzuschaffen, nur weil es lange Zeit nicht gebrannt hat. Zum Aufbau kriegstauglicher Streitkräfte benötigt man Jahrzehnte. Man kann also nicht erst dann damit beginnen, wenn ein Kriegsfall wahrscheinlich wird. Übrigens, eine Regierung ohne ernstzunehmenden militärischen Rückenhalt hat auch diplomatisch keinerlei politisches Gewicht. Eine aktive Friedenspolitik und die Durchsetzung deutscher Interessen mit friedlichen und diplomatischen Mitteln wird damit unmöglich.
„Deutschlands Kampfflugzeuge müssen am Boden bleiben“
Die Kampfhubschrauber Tiger bleiben ja auch am Boden, die Korvetten 130 in den Häfen usw. Eine Reform der BW ist halt dringend geboten.
„Insgesamt 2,03 Milliarden Euro stehen der Bundeswehr für die Materialerhaltung zur Verfügung, wobei 1,09 Milliarden allein für die Erhaltung von Flugzeugen und sonstigem flugtechnischem Gerät eingeplant sind. Zudem stehen für die Erhaltung von Fahrzeugen und Kampffahrzeugen 260 Millionen Euro und für die Erhaltung von Schiffen und sonstigem Marinegerät 281,6 Millionen Euro zur Verfügung. Die Kosten für militärische Beschaffungen belaufen sich laut Etatentwurf auf 5,23 Milliarden Euro.“
<A href="http://www.bmvg.de/portal/a/bmvg/ministerium/verteidigungshaushalt_2005?yw_contentURL=/C1256F1200608B1B/W289BFSK094INFODE/content.jsp
DAS ist das PROBLEM und der SKANDAL!
Der Etat für Materialerhaltung ist bei der Luftwaffe 4,2 mal so groß wie der des Heeres und 3,9 mal so groß wie der der Marine … und wer stellt die meisten Soldaten im Einsatz? RICHTIG! Das Deutsche Heer gefolgt von der Deutschen Marine! Was macht die Luftwaffe? Der wichtigste Part ist der strategische Lufttransport (der beim Material im Wesentlichen durch angemietete Antonows übernommen wird), ferner der Einsatz von Tornados in einer Rolle, die keiner braucht und zu Hause den Luftraum sichern … auch die Marine ist techniklastig und der Unterhalt der Schiffe ist nicht billig, so wird immer wieder die Planmäßige Instandsetzung um Jahre (!!!) geschoben, weil kein Geld da ist, trotzdem fahren wir die Einsätze, bis uns die Pötte unter dem Hintern weggammeln … wie kann man da rechtfertigen so viel Geld bei der Luftwaffe zu verpulvern? Entspricht das einer sinnvollen Mittelverteilung?
@ Stefan
„Eine Regierung ohne ernstzunehmenden militärischen Rückhalt […]
Friedenspolitik […] unmöglich.“
Endlich trifft mal einer den Nagel aufn Kopf. Das könnte man den ganzen Pseudopazifisten mal schön unter die Nase reiben.
@ Mariner
„Entspricht das einer sinnvollen Mittelverteilung?“
Offenbar nicht ;)
Ich dachte da exakt in die Richtung, die Mariner beschrieben hat. Die Luftwaffe hat sich durch zig Reformen hindurchgemogelt, ohne wirklich beschnitten zu werden. Im Einsatz jedoch sieht man den Teil der Luftwaffe, der wirklich etwas zu leisten im Stande ist – Lufttransporteure und Objektschützer. Wenn aber genau dieser Mißstand angesprochen wird, kommen die Panikmacher „Bündnisverpflichtungen“ und „Schutz des deutschen Luftraumes“ aus der Kiste. Und so werden Flugzeuge wie der Eurofighter in einer Anzahl angeschafft, die absolut überzogen ist. Wer muss die Suppe auslöffeln? Die anderen TSK, in denen nun Fähigkeiten stillgelegt oder abgeschafft werden.
Und sind wir doch mal ehrlich zu uns selbst , Stefan – diese Armee wird in der jetzigen Form und wohl auch der kommenden keinen Krieg im Sinne von Landesverteidigung bestreiten können.
Niklas, Stefan:
Deutschland hat doch keinen militärischen Rückhalt. Für die asymmetrischen Bedrohungen der Gegenwart taugt die Bundeswehr schlicht nicht. Sie kriegt kaum etwas mobilisiert, und das bisschen sind dann schlicht konventionell aufgestellte, ausgerüstete und ausgebildete Truppen ohne zusätzliche Fähigkeiten. (Vielleicht ändert sich das irgendwann, man soll ja die Hoffnung nie aufgeben.)
Da dann gross mit „Abschreckung“ und „Friedenspolitik“ daherzukommen finde ich leicht arrogant und an den Realitäten vorbei.
Aber das Argument kam nun ja schon mehrmals, verbunden mit dem zu langsamen Wiederaufrüsten/Ausbilden falls doch was passiert.
@Stefan
Die Feuerwehr hat jeden Tag was zutun, daher gibt es die noch. Aber z.B. den Nachwächter in seiner ursprünglichen Form haben wir abgeschafft! Und wenn man es so sieht ist die BW in der jetzigen Form falsch aufgestellt (aber ich glaube in dem Punkt werden wir nicht auf einen Nenner kommen).
Aber ich finde es immer wieder erschreckend wie mit angeblichen Bedrohungsszenarien gearbeitet wird um sinnlose Ausgaben zu rechtfertigen. Das ist eine wirklich armseelige Droh- und Angstpolitik. Kritik Kleinhalten durch Angst schürren?
Leider ist es so:
– Die Luftwaffe muss im Moment vorallem den Transport der Truppen und Ausrüstung organisieren um die kämpfenden Einheiten in Afghanistan zu unterstützen. Und wir schlecht das gerade am Anfang sollte mittlerweile genügend durchgekaut worden sein.
– Sonst benutzt sie Tornados dafür im Inland (G8 Gipfel Heiligendamm) oder in Afhanistan als Kameras zu benutzen. Der Rest der Truppe übt, fliegt und hat eigentlich keine konkrete Aufgabe. Von selbsterdachten Bedrohungsszenarien vor denen man sich schützt abgesehen
In meinen Augen hat die BW schon ihren Sinn und Zweck. Aber nicht in der Form wie es im Moment läuft. Natürlich ist es einfacher sich an alten Feindbildern und Feindszenarien festzuhalten. Aber das kann weder der Armee weiterhelfen, den Anforderungen die an sie gestellt werden noch einem hauswirtschaftlich sinnvollen Einsatz von Steuergeldern darstellen.
Eine Armee, Janus, ist nunmal, wie hier schon richtig geschrieben wurde, dafür da, im „Worst Case“-Szenario das Land und seine Bewohner zu schützen. In Friedenszeiten, und wir können sehr glücklich sein, um uns herum nur befreundete Staaten zu haben, ist sie selbstredend mehr mit sich selbst beschäftigt. Eine gute Streitkraft kann das aber kompensieren und ist dann einsatzfähig, wenn man sie benötigt. Das mag kurios klingen, aber es bringt ja nichts, es zu beschönigen und die Bundeswehr zu einem THW mit Pistole umzurüsten.
@ Frederik Schneider:
Das ist halt das alte Denken in Nationalstaaten, die sich über die Grenzen hinweg mit ihren Armeen belauern. Und wieviel Sicherheit sowas bringt hat man ja in der Vergangenheit beobachten können.
Zum Glück gibt es heutzutage multinationale Netzwerke. Sowohl Systeme kollektiver militärischer Sicherheit, politischer Entscheidungsfindung als auch wirtschaftlicher Zusammenarbeit und Abhängigkeit.
Nur hat die Bundeswehr zu diesen Systemen kaum etwas beizutragen.
Zu warten bis „der Feind“ seine Kräfte gesammelt und durch ganze Regionen gekämpft hat, nur um dann von der stolzen deutschen Landesverteidigung zurückgeschlagen zu werden ist Utopie und Anachronismus zugleich.
Eine Armee die in einer globalisierten innerhalb ihrer eigenen Grenzen auf „den Feind“ wartet schafft keine Sicherheit, sie fördert nicht den Frieden in der Welt. Sie wirft keine Sicherheits-Rendite ab.
Um bei den Wirtschaftsbeispielen zu bleiben: Die Bundeswehr ist derzeit zum Großteil nicht mehr als ein festangelegtes Sparbuch, das keine Zinsen abwirft und für das noch massig Kontoführungsgebühren anfallen. Angelegt in der vagen Hoffnung, damit eine feindliche Übernahme abzuwehren, auch wenn sich wer auch immer nah genug rankommt schon ein vielfaches andere Anlagen aufgekauft haben wird. Das ist Paradox.
Die Bundeswehr ist derzeit nicht in der Lage Sicherheit zu kaufen wenn sie günstig zu haben ist, sie kann keinen Verbündeten aushelfen wenn’s diesen schlecht geht. Die Bundeswehr ist kein sicherheitspolitischer Akteur.
Sicherheit wird nicht geschaffen, indem man zuschaut wie andere Staaten vor die Hunde gehen.
Wenn man sich die Kriege der Gegenwart anschaut, dann sind das asymmetrische Konflikte: Die Mafia in Mexiko, die Hamas in Gaza, die Hisbollah im Libanon. Und wenn man sich am Rande Europas umschaut, dann hat’s da keine Invasionen, sondern „Revolutionen“ bzw. „Aufstände“. Aber für sowas ist Deutschland ja nicht zuständig. Wenn irgendein Nachbarstaat in der Türkei das Kurdenproblem hochkocht? Egal. Wenn irgendein Nachbarstaat in der Ukraine die innere Spaltung vorantreibt? Egal.
Wenn irgendein Nachbarstaat in Georgien mafiäse Separatisten stark macht? Egal, haben wir ja schon verpennt.
Aber die gleichen Finstermänner dürfen dann als Schreckgespenster für die Landesverteidigung herhalten. Das ist doch ein Witz!
Auch wenn es jetzt etwas polemisch wird: Das ganze sieht man dann auch im kleinen in Afghanistan. THW mit Pistole ist ja mittlerweile unter der Würde der Bundeswehr. Wenn es keinen Konflikt gibt ist man nicht zuständig und genießt die Ruhe (gerade im afghanischen Winter), und wenn es einen gibt ist man überfordert (erwartungsgemäß im afghanischen Sommer).
Aber bloß nicht zurück zum Brunnenbohren und erst ja keine Polizisten ausbilden, man ist ja endlich im Krieg.
Der zivile Wiederaufbau in Afghanistan ist nicht Aufgabe der Bundeswehr – nur leider haben unsere Regierungen nie richtig einen Plan für diese Aufgabe gehabt… Die Ausbildung der Afghan National Police wurde der Bundeswehr „weggenommen“ und deutschen Polizisten zugeteilt. Sie machen einen hervorragenden Job, sind nur zahlenmäßig ein Tropfen auf den heißen (afghanischen) Stein. Und nun wollen ja einige Bundesländer keine Polizisten mehr abstellen. Und das sich vieles zum Schlechten gewendet hat, verdanken wir einem Herrn aus Hessen, der sich lange, lange vor der Realität verschlossen hat, dann von dieser überfahren wurde und festlegte, man dürfte die Feldlager nur noch in gepanzerten Fahrzeugen verlassen. Bloß keine Verluste! Nein, nein – hier ist alles ein humanitärer Einsatz! *pfeif* Selbst die hartgesottensten Kämpfer der Bundeswehr sagten einmal in Kunduz: „Wenn man uns nur mal von der Kette lassen würde, in Berlin… Dann wäre hier Ruhe, die Bevölkerung wäre wieder bei uns und der Wiederaufbau könnte weitergehen..“
Überfordert ist derzeit nur eine Seite – die politische. Schön zu sehen an unsinnigen Anfragen, Polemik, Androhungen von Klagen und grenzdebilen Debatten.
Mit hartgesottenste Kämpfer in Kunduz meinte ich im Übrigen die Fallschirmjäger. Das hatte ich vergessen zu erwähnen.
Alle anderen Typhoon-Nationen haben ihre Luftfahrzeuge nun auch am Boden.
Und die Briten sind schuld, die habens wohl entdeckt, das Problem.
Vlt. ein interessanter Perspektivwechsel zum Thema Luftwaffe – sofern Herr Wiegold mir die Verlinkung gestattet.
http://www.prospect.org/cs/articles?article=abolish_the_air_force
@ J.R.
Zitat:
Um bei den Wirtschaftsbeispielen zu bleiben: Die Bundeswehr ist derzeit zum Großteil nicht mehr als ein festangelegtes Sparbuch, das keine Zinsen abwirft und für das noch massig Kontoführungsgebühren anfallen. Angelegt in der vagen Hoffnung, damit eine feindliche Übernahme abzuwehren, auch wenn sich wer auch immer nah genug rankommt schon ein vielfaches andere Anlagen aufgekauft haben wird. Das ist Paradox
Zitatende
Wie schaut dann ihrer Meinung nach modernes Investmentbanking aus (um im Bild zu bleiben) ?
Führen wir dann einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf einen Staat wie z.B. den Irak und kassieren seine Ölquellen, wie es die Amerikaner gemacht haben ?
@ J.R.
Was soll die Polemik mit der deutschen Polizeiausbildung in AFG ?
Geschätzte 80-95 % der deutschen Ausbilder für die afghanische Polizei sind Feldjäger der Bundeswehr und keine deutschen Polizisten.
Die deutsche und auch die europäische Polizeiausbildung für die Afghanen ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Die ganz überwiegenden Anzahl der afghanischen Polizisten (sofern sie noch leben und nicht die Seiten gewechselt haben) sind von den Amerikanern ausgebildet worden.
Laut Guardian sind die Flieger gegrounded weil vor kurzem einem spanischen Piloten während eines unfreiwilligen Ausstiegs der Fallschirm abhanden kam.
http://www.guardian.co.uk/uk/2010/sep/18/raf-grounds-typhoons-ejector-seat
All 64 planes, one of the UK’s most important lines of defence, were ordered not to fly after a crewman from the Spanish airforce died when his parachute came away after he ejected.
@ Georg:
Meine letzten Zahlen sind:
– unter 30-45 Feldjäger (Stand 2008).
– Rund 40 Polizisten im Rahmen von EUPOL plus bis zu 20 Polizisten im Rahmen einer bilateralen Polizeimission (GPPT).
Die Police Mentoring Teams (also jene, die die Polizei auch außerhalb Kabuls und der Feldlager die afghanische Polizei im Blick haben) bestehen angeblich jeweils aus 4 Polizisten und 4 Feldjägern (und 2 Dolmetschern), es gibt angeblich 11 solcher Teams.
Das heißt, für die Betreuung der afghanischen Polizei in der Fläche stellen BMI und BMV zusammen also maximal 110 Personen. Etwas Polemik scheint mir da durchaus angebracht.
@ Voodoo:
Klar sagen die Falschirmjäger das, die sind ja auch „Elite„. ;)
Wenn ich mir die Zahlen anschau (Maximal 1000 Soldaten jenseits der Feldlager, 160.000 km² Fläche in 9 Provinzen, drei Hubschrauber-Paare) bin ich skeptisch, dass es eine Bundeswehr-kinetische Lösung gibt.
Und ja, der obige Link ist meiner bescheidenen Meinung nach sehr lesenswert. Und sei es nur für das Zitat
„Ich will verdammt sein wenn ich es zulasse dass die Armee der Vereinigten Staaten, ihre Institutionen, ihre Doktrin, und ihre Tradtion zerstören würden, nur um diesen lausigen Krieg zu gewinnen“ ~ anonym einem amerikanischen General aus der Vietnam-Ära zugeschrieben
Genau diese Geisteshaltung scheint mir derzeit bei der Bundeswehr vorzuherrschen.
Das heißt nicht, dass sie mit ihren Kritikpunkten nicht recht hätten, die treffen alle ins Schwarze. Aber die Behauptung, die Bundeswehr hätte damit nichts zu tun und würde ihren Teil erfüllen ist doch seeehr gewagt. Wer hat denn bei der Entsendung der Kamera-Tornados als einziger Hurra geschrien? Wer hat stolz mit den neuen gepanzerten Fahrzeugen gepost ohne auf die Risiken hinzuweisen? Wer braucht jetzt noch 4 Monate um überhaupt mal neben der ANA zu operieren? Wer versäumte es denn den Soldaten im Einsatz Handgeld zur Verfügung zu stellen? Wer weiß nach 4 Jahren immer noch nicht wer eigentlich in nächster Nähe der Feldlager lebt? Wer hat denn die Lageenschätzungen an den Verteidigungsausschuss geschönt? Wer hat denn noch immer kein Konzept wie sich Kontinuität über mehr als 4 Monate herstellen läßt? Wer verpaßt den Soldaten im Einsatz denn den Maulkorb?
Eine Anmerkung zu der Argumentation hinsichtlich der angeblichen Überflüssigkeit der Luftwaffe vor dem Hintergrund des Afghanistan-Einsatzes:
Die werten Kommentatoren versetzen sich bitte ca. 10 Jahre zurück, damals war der Einsatz ALLIED FORCE aktuell, damals war ausschließlich die Luftwaffe im Einsatz, übrigens der erste „scharfe“ Waffeneinsatz unserer Bundesrepublik.
Damals hätte dann die Diskussion wohl gelautet: wozu brauchen wir das Heer, die, wie es so schön bei der Luftwaffe heißt, „Projektion von Luftmacht“ ist völlig ausreichend und deutlich effizienter, schneller, risikoloser und dann (in diesem Falle) auch noch erfolgreich.
Und auch zu den hohen Materialerhaltungskosten, die Mariner weiter oben erwähnt hat, ein Nachklapp: die der Luftwaffe zugeschriebene hohe Summe beruht auf der Verantwortung der Luftwaffe für alle Luftfahrzeuge der Bundeswehr. D.h. hier sind die entsprechenden Kosten für den Betrieb der Luftfahrzeuge des Heeres und der Marine ebenfalls enthalten. Und die CH-53 ist eben auch nicht immer billig.
Soweit mein Plädoyer für etwas mehr Differenziertheit.
„Allied Force“ war eine Operation und kein Einsatz im heutigen Sinne; diese war im übrigen wesentlich kürzer geplant, als sie letzendlich dauerte. Effektiv war die Luftwaffe daran auch nur mit ihren Tornados in der Rolle Recce und SEAD beteiligt, nicht in ihrer Gesamtheit und erst recht nicht mit den Jagdgeschwadern. Das Heer trug unmittelbar danach die Hauptlast des Einmarsches in das Kosovo, dessen Kontingte bis heute andauern. Des Weiteren wurde bei „Allied Force“ deutlich ersichtlich, das man mit „Projektion von Luftmacht“ / Luftüberlegenheit keinen Boden gewinnen kann, keine „boots on the ground“ ersetzen kann… Das waren die Diskussionen damals ;-)