Luftwaffe soll weitere 15 US-Kampfjets vom Typ F-35 bekommen
Im Juli hatte es das Verteidigungsministerium noch – wenn auch windelweich – dementiert, jetzt scheint es sich zu bestätigen: Die Bundeswehr soll nach Medienberichten zusätzlich zu den bereits bestellten 35 Kampfjets des US-Typs F-35 weitere 15 bekommen. Eine Bestätigung dafür gab es zunächst nicht; das Ministerium wiederholte aber auch nicht seine frühere Aussage, dass es aktuell keine Planungen für die zusätzliche Beschaffung gebe.
Nach Berichten des Spiegels und der Nachrichtenagentur Reuters vom (heutigen) Montag hat das Ministerium dem Bundestag eine Vorlage für die Beschaffung der 15 zusätzlichen Jets mit einem Ausgabevolumen von 2,5 Milliarden Euro zukommen lassen. Mit den weiteren F-35 sollten die der NATO zugesagten Fähigkeiten erfüllt werden.
Die US-Regierung hatte 2022 den Verkauf der 35 Maschinen an Deutschland gebilligt. Sie sollen die betagten Tornado-Kampfjets der Luftwaffe ablösen, vor allem in der Rolle als Träger von Atomwaffen in der so genannten Nuklearen Teilhabe. Dass jetzt zusätzliche F-35 gekauft werden sollen, deutet darauf hin, dass die Bundeswehr die Maschinen mehr als zunächst geplant auch außerhalb der Nuklearträger-Rolle einsetzen will.
Dass die Planungen für die Beschaffung weiterer Kampfjets in den USA jetzt bekannt wird, dürfte auch taktische Gründe haben: In der vergangenen Woche hatte das Ministerium eine Bestellung für 20 Eurofighter in der neuesten Konfiguration unterzeichnet. Damit wird ein möglicher Protest der deutschen und europäischen Industrie gegen den Kauf beim US-Konzern Lockheed Martin weniger wahrscheinlich.
Bereits im Juli hatte das Online-Portal Politico die Bestellung der zusätzlichen 15 F-35-Jets gemeldet. In der Bundespressekonferenz am 11. Juli (Korrektur, nicht 12. Juli) wurde Fregattenkapitän Kenneth Harms als Sprecher des Wehrressorts dazu befragt. Im Wortlaut:
Frage: Ich würde gerne an Herrn Harms eine Frage richten. Es gibt Berichte, wonach Deutschland zusätzlich zu den bereits bestellten 35 Kampfflugzeugen vom Typ F-35 15 weitere beschaffen wolle. Ist das zutreffend? Wie bettet sich eine solche Entscheidung in die generellen Überlegungen ein, dass Deutschland und auch Europa unabhängiger werden wollen, auch in Rüstungsfragen? Wir hatten ja die Debatte über einen „kill switch“ oder indirekte Probleme, wenn Ersatzteile nicht nachgeliefert werden, also darüber, dass man dabei zu abhängig ist.
Harms: Sie wissen, dass wir 35 F-35 beschaffen werden. Die entsprechenden Verträge sind geschlossen. Es ist beabsichtigt, dass nächstes Jahr die Ausbildung der ersten Piloten in den USA beginnen wird. 2027 erwarten wir die ersten Maschinen in Deutschland und werden die dann sukzessive auch in den operativen Flugbetrieb und Einsatzbetrieb bringen.
Wir haben die Berichterstattung zur Kenntnis genommen. Ich habe heute in der Sache nichts Neues mitzuteilen. Wenn es entsprechend Änderungen geben sollte, was die Anzahl an zu beschaffenden Systemen angeht, dann würden wir in bewährter Manier zuerst das Parlament und anschließend natürlich die Öffentlichkeit informieren. Am heutigen Tag habe ich dazu nichts mitzuteilen.
Zusatzfrage: Heißt das, der Bericht ist nicht zutreffend? Es wird nicht geplant, 15 weitere zu bestellen?
Harms: Ich möchte das heute nicht kommentieren, nicht bestätigen und auch nicht dementieren.
(…)
Vorsitzende Hamberger: Das BMVg möchte noch etwas nachreichen.
Harms: Ich bin noch gebeten worden, aktiv etwas zum Themenkomplex Beschaffung von F-35-Kampfjets nachzureichen. Es gibt aktuell im BMVg keine Planungen, über die bereits vertraglich vereinbarten F-35 hinaus weitere F-35 zu beschaffen.
Im Gegensatz dazu lehnte eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums am (heutigen) Montag jede Stellungnahme zu den aktuellen Berichten ab – die damalige Aussage Es gibt aktuell im BMVg keine Planungen schien nicht mehr zu gelten.
(Archivbild Januar 2023: U.S. Air Force, F-35A Lightning II flies above the Mojave Desert, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons)
50 F35, viele Eurofighter – die Luftwaffe gewinnt dadurch definitiv an Schlagkraft. Kurz/Mittelfristig sinnvoll, was das aber für FCAS bedeutet?
@Michael S.: Tatsächlich war mein Gedanke, @T.Ws Meldung könnte die Grabsteininschrift von FCAS sein.
Passend hierzu ein Artikel auf Telepolis:
„US-Regierung gibt zu: Die F-35 ist ein Fehlschlag“
https://www.telepolis.de/features/US-Regierung-gibt-zu-Die-F-35-ist-ein-Fehlschlag-10767389.html
Dem sollte man zumindest nachgehen bevor man weitere Flieger bestellt.
Irgendwo hatte ich gelesen, dass 8 Maschinen für die Pilotenausbildung in den USA vorgesehen sind. Damit verblieben für den Einsatz nur 27. Das könnte bei dem erwarteten Klarstand zu wenig sein. Deshalb ist die Erhöhung der Beschaffung auf 50 Maschinen wirklich zielführend und zu begrüßen.
pi
Damit hat man dann bislang 70 Tornados ersetzt mit 50xF-35 und 20xEurofighter. Fehlen für einen 1:1 Ersatz also nochmals mindestens weitere 20 Luftfahrzeuge. Mal schauen was da noch kommt.
Bezüglich des „F-35 ist ein Fehlschlag“ Artikels empfehle ich (wie andere auch schon) den Youtube-Kanal von Ward Carrol (ehem. F-14 RIO). Er hat ein gutes Video zum Thema F-35 und das Update auf Block 4 (war es glaube ich) gemacht. Mehr oder weniger schafft es die Industrie nicht, die notwendige Hardware fehlerfrei zu entwickeln und man hat sich entschieden auf bestimmte Fähigkeiten (Seezielbekämpfung u.a.) erstmal zu verzichten. Dazu kommt eine absurde Preisgestaltung, die die Industrie geradezu dazu ermutigt, Verzögerungen hinzunehmen weil kein Verlust entsteht, dadurch dass (minimale) Vertragsstrafen durch höhere Prämien für die paar pünktlich gelieferten Flugzeuge/Komponenten wieder ausgeglichen werden.
Generell ist „über den Tisch gezogen“ noch milde für das, was Lockheed/Martin mit dem Pentagon mit der F-35 gemacht haben.
@Küstengang01
Eine F-35 wiegt doch fünf TORNADO auf, mindestens. Bei den Betriebskosten sowieso 😎
@Wiegold: War die Pressekonferenz tatsächlich vom 12. Juli- und damit relativ alt- wie oben steht oder ist dies ein Schreibfehler und müsste Oktober heißen?
Wegen Kill Switch & weil Trump die USA immer mehr zur Diktatur macht, sollten wir keine weiteren F 35 kaufen. Stattdessen lieber weitere Eurofighter kaufen, was Arbeitsplätze bei uns erhält. Und zusätzliche Eurofighter Jagdbomber sollten für Resillenz sorgen, falls Trump die F 35 durch Kill Switch oder Nichtlieferung von Ersatzteilen oder Software-Updates lahmlegt, im Falle eines russischen Angriffs. Es sieht doch jeder, das Putin über die amerikanische Außenpolitik in Sachen Ukraine & Europa entscheidet. Trump handelt wie ein russischer Agent, deshalb ist Artikel 5 Nato Vertrag wertlos gegen Russland. Wir brauchen keine F 35, weil Trump niemals US Atomwaffen gegen Russland freigeben wird! Deshalb die F 35 Bestellung endlich stornieren, was Trump unter Druck setzen würde!
Hinweis zu den Tornados, wir ersetzen 89 Tornados bisher, nicht nur 70 wie ein anderer Kommentator geschrieben hat, durch nur 35 F 35 & 20 EF. Auch weitere 20 F 35 würden nichts daran ändern, dass die Zahl der Kampfflugzeuge – bei immer mehr Einsätzen & mehr Bedrohung sinkt!
[Tatsächlich war das sogar am 11. Juli, kleiner Typo.
https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/regierungspressekonferenz-vom-11-juli-2025-2364244
T.W.]
@Michael S. sagt:
20.10.2025 um 10:32 Uhr
„50 F35, viele Eurofighter – die Luftwaffe gewinnt dadurch definitiv an Schlagkraft. Kurz/Mittelfristig sinnvoll, was das aber für FCAS bedeutet?“
Joar – FCAS würde ich aus jeglicher Betrachtung rauslassen bis da mal irgendwas Zählbares vorliegt.
Generell ist die Erhöhung der Stückzahl fliegenden Materiales mehr wie gut. Ob es nun die F35 sein muss (die ja grade auch in den USA schlechte Kritiken bekommt), deren Lieferzeiten vermutlich auch etwas länger sind….nun ja.
Generell fände ich persönlich es ganz spannend wenn sich die Luftwaffe Fluggeräte wie die Gripen oder die Rafale noch mal anschaut (vielleicht ist das ja auch schon passiert).
Jedenfalls sollte man die Flieger jetzt zügig und ggf. auch günstiger bekommen können, da das Pentagon deren Beschaffung drastisch zusammenstreicht: von geplanten 48 auf 24 in 2026:
https://nationalsecurityjournal.org/the-f-35-stealth-fighter-is-officially-on-the-ropes/
Die Meldung ist allerdings bereits vom Juni. Ich kann mir auch vorstellen, daß, wenn der Flieger die zugesagte Leistung nicht bringt, das Programm seitens der USA vorzeitig eingestellt wird oder es nur noch Updates für den Bestand geben wird.
@Thomas Melber
etwas reißerisch, finden Sie nicht? Zudem der Autor als ehemaliger Panzerfahrer auch nur bedingt Expertise im Bereich der Luftfahrt vorweisen kann.
Und, die F35 hat bis heute JEDE Ausschreibung gewonnen an der sie teilgenommen hat.
Es fällt mir schwer dies alles als „Fehlschlag“ einzustufen, nur weil es Probleme mit einzelnen Komponenten gibt.
Zumal der Autor uns eine Alternative schuldig bleibt, welche besser geeignet wäre die Aufgaben der F35 zu übernehmen.
Und wer kann den F-35 die „war-cloud“ je nach Laune abschalten, und damit essentielle Fähigkeiten?
Die F-35 soll amerikanische Atombomben ins Ziel bringen. Insofern ist die Abschaltfähigkeit der War Cloud ja eher unwichtig.
50 F-35 sind schon eine Ansage, und die Eurofighter kommen auch auf ihre Kosten.
@Andreas NRW
Ich gebe zu, daß ich den Vogel nicht mag und nicht begreifen kann weshalb der ehem. InspLw so versessen auf ihn ist. Gab es hierzu seitens der Bw überhaupt eine Ausschreibung ? Zur Aufrechterhaltung der nuklearen Teilhabe gab / gibt es ja fast keine Alternativmuster.
Zudem: die totale Abhängigkeit von einem Drittstaat für den Betrieb, nur ein Triebwerk und „stealthy“ ist er eigentlich auch nicht: mit Außenlast eh nicht und moderne Radargeräte können ihn durchaus erfassen.
Welche Rollen / Aufgaben hat denn die Lw für den Flieger überhaupt vorgesehen ?
„Fun“ fact: die HUTHI hätten beinahe eine F-35 abgeschossen.
@Andreas NRW sagt:
20.10.2025 um 13:09 Uhr
@Thomas Melber
„[…]Und, die F35 hat bis heute JEDE Ausschreibung gewonnen an der sie teilgenommen hat.[….]“
Was nicht zuletzt daran liegt, dass viele Staaten US-Waffen verwenden und die Fluggeräte auf eben jene abgestimmt werden, sprich zertifiziert werden müssen. Aus „Gründen“ klappt dies bei US-Fluggeräten immer besser. Dazu kommt noch die Interoperabilität (man kann „problemlos“ US-Stützpunkte nutzen). Und natürlich das Streicheln des großen Bruders mit dem man gut sein will.
All diese Punkte spielen mit in die Pro F35 Entscheidungen.