Bundeswehr behält Kasernen und Grundstücke, Standort am Berliner Ex-Flughafen Tegel bleibt
Angesichts der sicherheitspolitischen Lage und des Ziels, die Streitkräfte wieder zu vergrößern, wird die Bundeswehr zahlreiche bereits zur zivilen Nutzung vorgemerkte Grundstücke zurückholen oder behalten. Zunächst sollen 187 bereits aufgegebene ehemalige militärische Liegenschaften für eine erneute Nutzung durch die Bundeswehr vorgesehen werden. Darüber hinaus sollen einzelne Grundstücke, die abgegeben werden sollten, im Bundeswehr-Besitz bleiben – zum Beispiel Teile des ehemaligen Berliner Flughafens Tegel.
Wie das Verteidigungsministerium am (heutigen) Montagabend mitteilte, wird die so genannte Konversion, die Umwandlung von militärisch genutzten Liegenschaften in eine zivile Nachnutzung, ausgesetzt. Dieses Moratorium stoppe einen Prozess, der in den 1990-er Jahren begonnen wurde und 2011 nach Aussetzung der Wehrpflicht fortgesetzt wurde. Die 187 ehemaligen Bundeswehr-Liegenschaften, die nun nicht mehr für eine Konversion zur Verfügung stünden, befinden sich nach Ministeriumsangaben im Eigentum der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA).
Zudem sollen weitere 13 Liegenschaften, die derzeit von der Bundeswehr genutzt werden, nicht wie vorgesehen aufgegeben und für zivile Zwecke umgewidmet werden. Das betrifft nach Angabend des Ministeriums unter anderem den früheren Flughafen Fürstenfeldbruck und Teile des ehemaligen Berliner Flughafens Tegel, die die Bundeswehr für die Hubschrauber ihrer Flugbereitschaft vorerst behalten hatte – auch wenn der Berliner Senat eine schnelle Verlegung nach Schönefeld anstrebt, die sich jetzt erstmal erledigt haben dürfte.
Mit einer strategischen Liegenschaftsreserve der Bundeswehr wird laut Verteidigungsministerium die Möglichkeit geschaffen, schnell Grundstücke für den Bedarf der Streitkräfte zu nutzen, unter anderem mit dem geplanten Bau von Ausbildungsunterkünften von der Stange.
Dem Ministerium ist natürlich auch klar, dass Ärger mit Kommunen programmiert ist, die die nun nicht mehr verfügbaren Flächen bereits für zivile Projekte vorgesehen hatten. In Fällen mit besonders dringendem Konversionsinteresse werden bereits Gespräche mit Ländern, Städten und Gemeinden geführt, um Lösungen zu prüfen, die sowohl die militärischen Erfordernisse als auch die kommunalen Interessen berücksichtigen, heißt es in der Mitteilung aus dem Bendlerblock.
(Archivbild: Bei der Flugbereitschaft am Berliner Flughafen Tegel, aufgenommen 2019)
Es gibt sie noch, die positiven Nachrichten. Besser spät als nie.
Am 27. September 2025 wurde die Lufttransportgruppe der Flugbereitschaft von Tegel offiziell verabschiedet. Die endgültige Verlegung sollte, mit Stand 27. September 2025, „in den kommenden Wochen erfolgen“, so die Pressemitteilung Nr. 2251 vom 29. September 2025 des Bezirksamtes Reinickendorf von Berlin.
Die schnelle Verlegung nach Schönefeld hat sich also nicht erledigt. Die Bundeswehr dürfte die Liegenschaft für andere (nicht fliegende) Truppenteile und Dienststellen nutzen.
[Danke, diesen letzten Stand hatte ich nicht mitbekommen.
Der Link zur Mitteilung:
https://www.berlin.de/ba-reinickendorf/aktuelles/pressemitteilungen/2025/pressemitteilung.1602282.php
T.W.]
Passt zu einem Bericht des SHZ vom 26.10.25. Dem hatte eine Sprecherin des Bundeswehramtes für Infrastruktur erklärt, dass allein für den Standort Boostedt in Schleswig-Holstein Investitionen von 973 Millionen Euro in den nächsten Jahren vorgesehen sind. Da das dortige Munitionshauptdepot erst modernisiert wurde, kann das eigentlich nur bedeuten, dass die ehemalige Rantzau-Kaserne wieder nutzbar gemacht werden soll
Dies hatte der jetzige Bundesaußenminister Johann Wadephul bereits im Januar diesen Jahres schon mal erwähnt, damals noch als MdB.
[Hm, evtl. Schreibfehler? Eine knappe Milliarde Euro nur für eine Kaserne in Boostedt? T.W.]
Gibt es eine Übersicht über diese 187 Liegenschaften?
@T.W.
Nein, kein Schreibfehler, habe extra nochmal nachgeschaut. Die Summe hat mich auch überrascht, leider hat der SHZ eine Zahlschranke, sonst hätte ich das verlinkt.
Boostedt war einst die größte Heeresgarnison in Schleswig-Holstein, vieles wurde schon abgerissen, aber der eigentliche Kern der Rantzau-Kaserne steht noch.
Ein Vergleich Früher / Heute :
Es gab hier in Mainz noch bis in dieses Jahrtausend hinein ca. 10 Liegenschaften die bei mehreren nächtlichen Kontrollfahrten ( Bewaffneter Feldjäger mit einem W 15 am Steuer, kann mich noch gut erinnern :-) gecheckt wurden. Alle im Stadtbereich.
Vom Wehrbereichskommando-Gelände über Materiallager, mehrere Kasernengelände, Kreiswehrersatzamt bis zu einem „Stadtschloss“ in dem auch Empfänge stattfanden.
Anzahl der BW-Liegenschaften heute: Eine (!)
Eine Kaserne gibt’s noch, alles andere ist konvertiert zu Wohngebieten, Arztpraxen, Firmengelände.
Ich trauere den Zeiten nach in dem die ganzen Liegenschaften nicht mehr nötig erschienen. Alle Konversionen sind, auch aus heutiger Sicht, wirklich gelungen.
Aber die Zeiten haben sich leider geändert..,
PS:
In den 1990ern war ich auf dem oben angesprochenen Flugplatz/Fliegerhorst Fürstenfeldbruck ( Nicht „Flughafen“ wie oben erwähnt, das wäre hochgestapelt ;-) zu Gast. Nach Lande-Anmeldung ( PPR ) mit dem Reisemotorsegler meines Segelflugvereins gelandet. Parken direkt neben den Alphajets. Und wir sind mit dem Follow Me zur Pforte gefahren worden ( da war die S-Bahn-Station nach München ). War schon cool.
Hätte nicht gedacht das der reaktiviert werden soll. Aber die grosse Landebahn gibt’s ja noch ( 2744 x 46 Meter ), da ist jetzt ein Fahrsicherheitszentrum…
@TW Zahl für Boostedt findet sich in verschiedenen Zeitungen, u..a. auch Kieler Nachrichten von heute. Kommunizierte Zahlen sind enorm, 0,6 Mrd für MunDep Laboe, 0,8 Mrd für MatDep Bargum und Ladelund…etwas crazy hoch. Bauen ist zwar teuer, aber so wild eigentlich nun auch nicht.
[Hm, evtl. Schreibfehler? Eine knappe Milliarde Euro nur für eine Kaserne in Boostedt? T.W.]
Könnte schon hinkommen. Im Jahresbericht der Wehrbeauftragten aus 2023 lagen die Zahlen beispielsweise für zwei Kasernen in Bayern bei (Zitat):
„… einen erheblichen Investitionsbedarf von 741 Millionen Euro beziehungsweise 878 Millionen Euro.“
Zugleich steht beispielsweise der perfekt gelegene und angebundene Luftwaffenstandort auf dem Lechfeld weitgehend leer, betriebsbereit.
[Hm, evtl. Schreibfehler? Eine knappe Milliarde Euro nur für eine Kaserne in Boostedt? T.W.]
In Kiel soll das alte MFG 5 Gelände zurück gekauft werden von der Stadt. Die Marine will da das Seebattalion an einem Standort zusammenführen inklusive Hafen für die Kampfboote. Da wird medial auch von einem Investitionsvolumen von einer Milliarde Euro durch die Marine berichtet in nur eine einzige Kaserne. Wahrscheinlich auch weil sogut wie alle Gebäude abgerissen und neu gebaut werden sollen.
Letzte Woche gab es in der Rhein-Neckar-Region schon die Meldung, dass die ehemalige Wohnsiedlung der Amerikaner in Heidelberg (das Patrick Henry Village) vermutlich nicht wie geplant ein neuer Heidelberger Stadtteil wird sondern an die Bundeswehr geht.
Scheinbar war da doch mehr dran. Nun gut – es wäre zu begrüßen, da dies die Unterbringungsthematik hoffentlich zeitnah abräumt
@all
Auf verschiedenen Wegen erreicht mich die nachvollziehbare Frage nach einer Liste der betroffenen Liegenschaften. Die wird es vorerst öffentlich nicht geben, sagt das Ministerium. S. dazu den neuen Eintrag.
Nationale Sicherheit sollte auch im Interesse der Kommunen sein….
@ Eric
Lechfeld wird mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr lange „unbenutzt“, bzw. ohne fliegenden Verband sein. Dafür sprechen verschiedene Modelle, so die nun möglicherweise doch sinnvolle Teilung der A400M-Flotte oder ein neuer Fliegerhorst für die Eurofighter EK, wenn sie nicht nach Jagel gehen.
Warum erst jetzt, mehr als 1300 Tage nach der Zeitenwende-Rede?
Endlich wird ausgeschlafen,statt mit der Sense Kahlschlag zu machen.Besser so als gar nicht.Gut die ehem.Bunkeranlage in Kossa/Nordsachsen-Grenze Anhalt war NVA Ersatzbefehlsstand und ist wenig brauchbar.Aber ehem Depots wie Mockrehna oder die Anlagen um Dommitzsch/Neiden stehen ja noch Teile von Munitionsentsorgungsfirma genutzt,Bahntrasse liegt auch ungenutzt. inkl Zweig zu Elbquerung (Pionierbrücke lag Reserve falls Elbebrücken Wittenberg u.Torgau nicht nutzbar),ist wichtige Verbindung zum TÜpl Annaburger Heide,Standort Holzdorf usw.
Weiterhin kann man Ausweichflugplätze herrichten ,die vorher in russischer oder NVA Nutzung waren.
Hab eben nochmal wegen Boostedt recherchiert: in der Heeresstruktur 4 waren am Standort 2 aktive PzBtl plus ein aktives PzArtBtl nebst einigen Brigade-/Divisionstruppenteilrn stationiert. Vergleichbares in einer einzigen Kaserne findet man meiner Kenntnis nach sonst nur in Augustdorf.
Platz und Modernisierungsbedarf sollten also ausreichend vorhanden sein, nach ca. 10 Jahren ohne mil. Nutzung.