Verteidigung im Koalitionsvertrag: Langjährige Beschaffungsvorhaben, zunächst freiwilliger Wehrdienst, Pistorius dürfte bleiben (Nachtrag: Zivilschutz)
Der Koalitionsvertrag, auf den sich Union und SPD am (heutigen) Mittwoch verständigt haben, birgt im Bereich der Verteidigungspolitik wenig Überraschungen: beide Seiten stimmen in der Sicht auf steigende Verteidigungsausgaben ebenso überein wie in der Bereitschaft, die Beschaffungen für die Streitkräfte zu beschleunigen. Nicht ganz so zu erwarten war höchstens die Position zur Wehrpflicht, die praktisch vollständig der Haltung des bisherigen und vermutlich auch künftigen Verteidigungsministers Boris Pistorius (SPD) entspricht.
Was Wehrpflicht und Wehrdienst angeht, ist die Formulierung im Koalitionsvertrag von Pistorius früheren Ankündigungen und auch vom Gesetzentwurf der früheren Regierung kaum zu unterscheiden. Wir schaffen einen neuen attraktiven Wehrdienst, der zunächst auf Freiwilligkeit basiert, heißt es im Vertragstext – eine klare Absage an die Forderung vor allem der CSU nach einer Wiedereinführung der Wehrpflicht alten Stils. Die Orientierung am schwedischen Wehrdienstmodell hatte Pistorius ebenfalls im Sinn.
Für ihn wie für das Verteidigungsministerium dürfte angesichts der praktischen Aspekte aber ein anderer Punkt entscheidend gewesen sein: Wir werden noch in diesem Jahr die Voraussetzungen für eine Wehrerfassung und Wehrüberwachung schaffen ist genau das, was dem Wehrressort bereits seit einem Jahr auf den Nägeln brennt und als Regelung praktisch in der Schublade liegt. Denn selbst bei einem unerwarteten Eintreten des Verteidigungsfalls, in dem die Wehrpflicht automatisch wieder in Kraft gesetzt würde, könnte die Bundeswehr aktuell mangels Daten sehr viele dann Wehrpflichtige gar nicht erst einberufen.
Beschleunigungen bei Ausgaben der Bundeswehr plant die Koalition nicht nur bei den Beschaffungen, sondern auch und gerade bei der Infrastruktur: Da sollen die Streitkräfte, vereinfacht gesagt, schneller bauen können. Und diese Beschleunigung soll, das ist ein neuer Punkt, nicht nur der Bundeswehr zugute kommen. Die Belange und die Infrastrukturmaßnahmen zur Gesamtverteidigung sind als überragendes öffentliches Interesse festzuschreiben und in der Umsetzung gegenüber anderen staatlichen Aufgaben zu priorisieren, heißt es im Vertrag. Damit werden, zumindest theoretisch, über die Streitkräfte hinaus schnellere Maßnahmen zum Beispiel im Zivilschutz möglich.
Eine Namensliste der künftigen Ministerinnen und Minister ist nicht Teil des Koalitionsvertrags – aber eine Zuordnung, welche Partei welches Ministerium bekommen soll. Und da die SPD weiterhin das Verteidigungsministerium besetzen soll (übrigens neben, unter anderem, dem Finanzministerium), dürfte alles auf eine weitere Amtszeit von Pistorius an der Spitze des Ressorts hinauslaufen.
Die entsprechenden Passagen aus dem Vertrag zum Nachlesen:
Verteidigungspolitik
Die NATO ist ein tragender Pfeiler der transatlantischen Partnerschaft und für die europäische Sicherheit unverzichtbar. Wir bekennen uns zur Stärkung des transatlantischen Bündnisses und zur fairen Lastenteilung. Wir halten an der nuklearen Teilhabe innerhalb der NATO fest. Sie ist integraler Baustein der glaubhaften Abschreckung durch das Bündnis. Wir setzen uns dafür ein, den europäischen Pfeiler der NATO mit Nachdruck fortzuentwickeln und die EU-NATO-Zusammenarbeit weiter aufzuwerten. Wegen seiner geografischen Lage in Europa soll Deutschland als zentrale Drehscheibe der NATO weiter ausgebaut werden. Auch die maritime Sicherheit in Nord- und Ostsee ist von Bedeutung.
Die europäische Zusammenarbeit in Rüstungsfragen muss dafür sorgen, dass die Ausstattung einfacher und standardisierter wird und Kosten- und Qualitätsvorteile durch gemeinsame Bestellungen entstehen („Simplification, Standardization und Scale“). Die dauerhaft in Litauen stationierte deutsche
Brigade ist unser zentraler Beitrag für Abschreckung und Verteidigung an der NATO-Ostflanke. Die Aufstellung, ihre Ausstattung und Finanzierung sowie ihr Personalbedarf haben Priorität.
Die Ausgaben für unsere Verteidigung müssen bis zum Ende der Legislaturperiode deutlich und stringent steigen. Die Höhe unserer Verteidigungsausgaben richtet sich nach den in der NATO gemeinsam vereinbarten Fähigkeitszielen. Der Zyklus einer Legislaturperiode ist für die Umsetzung weitreichender Beschaffungs- und Rüstungsprojekte regelmäßig zu kurz. Wir streben deswegen die Einführung eines mehrjährigen Investitionsplans für die Verteidigungsfähigkeit an, der im Einklang mit dem Deutschen Bundestag langfristige finanzielle Planungssicherheit gewährleistet, um damit den Bedarfen der Bundeswehr und den Verpflichtungen gegenüber der NATO sowie ihren Fähigkeitsanforderungen gerecht zu werden. Wir werden noch im ersten halben Jahr der Regierungsarbeit ein Planungs- und Beschaffungsbeschleunigungsgesetz für die Bundeswehr beschließen.
Es ist zwingend, dass wir die Einsatzbereitschaft der Streitkräfte kurzfristig, nachdrücklich und nachhaltig erhöhen. Dies gilt zuallererst für die Truppenverbände und Kräfte, die bereits in die Verteidigungspläne der NATO eingemeldet sind und für ihren Auftrag voll ausgestattet werden müssen. Wir fokussieren uns dabei auf den militärischen Zweck und Nutzen zur Erfüllung des Kernauftrags und richten die militärischen und zivilen Strukturen der Bundeswehr darauf aus.
Soldatinnen und Soldaten verdienen unsere höchste Anerkennung. Wir verankern unsere Bundeswehr noch stärker im öffentlichen Leben und setzen uns für die Stärkung der Rolle der Jugendoffiziere ein, die an den Schulen einen wichtigen Bildungsauftrag erfüllen.
Wir schaffen einen neuen attraktiven Wehrdienst, der zunächst auf Freiwilligkeit basiert. Für die neue Ausgestaltung dieses Dienstes sind die Kriterien Attraktivität, Sinnhaftigkeit und Beitrag zur Aufwuchsfähigkeit leitend. Wertschätzung durch anspruchsvollen Dienst, verbunden mit Qualifikationsmöglichkeiten, werden die Bereitschaft zum Wehrdienst dauerhaft steigern. Wir orientieren uns dabei am schwedischen Wehrdienstmodell. Wir werden noch in diesem Jahr die Voraussetzungen für eine Wehrerfassung und Wehrüberwachung schaffen.
In allen personalrechtlichen Fragen muss die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr im Vordergrund stehen. Dem Faktor der individuellen Einsatzbereitschaft räumen wir deswegen besondere Bedeutung ein. Wir machen die Bundeswehr durch flexible Dienstzeit- und Laufbahnmodelle sowie in Fragen der
sozialen Fürsorge attraktiver. Das bestehende Arbeitszeitregime für die Bundeswehr passen wir dem veränderten Bedarf der Streitkräfte an. Wir wollen den Anteil der Frauen und von Menschen mit Migrationsgeschichte in der Bundeswehr erhöhen.
Wir wollen die Reserve und den Heimatschutz weiter stärken, sie dem Auftrag entsprechend ausstatten und sie strukturell und gesellschaftlich besser verankern.
Wir setzen uns dafür ein, dass Hemmnisse, die beispielsweise Dual-Use-Forschung oder auch zivil-militärische Forschungskooperationen erschweren, abgebaut werden. Außerdem wollen wir die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands im Weltraum entschlossen und zügig ausbauen. Eine nationale
Weltraumsicherheitsstrategie werden wir im ersten Regierungsjahr veröffentlichen. Wir werden das Defizit, das es in Deutschland im Bereich der strategischen Sicherheitsforschung gibt, beseitigen und uns für deren Förderung im Sinne eines vernetzten Sicherheitsverständnisses einsetzen.
Das Planungs- und das Beschaffungswesen wird reformiert. Für einzelne Großprojekte, aber auch für Zukunftstechnologiebereiche, die einer hohen Innovationsdynamik unterliegen, werden wir neue Realisierungswege implementieren. In besonders kritischen Bereichen, wie Munition, werden wir verstärkt mit Vorhalteverträgen und Abnahmegarantien arbeiten. Die Verfügbarkeit von Schlüsselressourcen, wie zum Beispiel Sprengstoffen, wird abgesichert. Bereits erfolgte Zertifizierungen und Zulassungen von Partnernationen erkennen wir dort wo möglich an und verzichten auf eine erneute Durchführung. Wir werden das Verfahren der Parlamentsbeteiligung in Beschaffungsfragen
beschleunigen und empfehlen, die Höhe des Schwellenwertes für Beschaffungsvorlagen zu erhöhen.
Die bereits geschaffene Grundlagenentwicklung des Future Combat Air System sowie des Main Ground Combat System werden wir zügig gemeinsam fortsetzen.
Wir fördern verstärkt Zukunftstechnologien für die Bundeswehr und führen diese in die Streitkräfte ein. Dies gilt insbesondere für die Bereiche: Satellitensysteme, Künstliche Intelligenz, unbemannte (auch kampffähige) Systeme, Elektronischer Kampf, Cyber, Software Defined Defense und Cloud-Anwendungen sowie Hyperschallsysteme. Hierzu ist auch ein vereinfachter Zugang und vertiefter Austausch mit Forschungseinrichtungen, dem akademischen Umfeld, Start-Ups und Industrie notwendig.
Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen und europäischen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie einschließlich des wehrtechnischen Mittelstandes ist durch langfristig planbare Beauftragungen und vereinfachten Kapitalzugang zu stärken. Wir schaffen hierzu resilientere Lieferketten. Damit maximieren wir die deutsche und europäische Handlungsautonomie. Bei Rüstungskäufen außerhalb des EU-Vergaberechts werden wir Offset-Möglichkeiten nutzen. Wenn die vollumfängliche
Gewährleistung der Sicherheits- und Verteidigungsinteressen Deutschlands durch Änderungen der Eigentums- und Anteilsverhältnisse an Schlüsselunternehmen der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie bedroht ist, werden wir auch strategische Beteiligungen des Bundes in Betracht
ziehen.
Wir richten unsere Rüstungsexporte stärker an unseren Interessen in der Außen-, Wirtschafts- und Sicherheitspolitik aus. Wir wollen eine strategisch ausgerichtete Rüstungsexportpolitik, welche der deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie, ihren ausländischen Partnern sowie ihren Kunden Verlässlichkeit gibt. Die Unterstützung von Rüstungsexporten über Government-to-Government-
Vereinbarungen bauen wir aus.
Exportkontrollgenehmigungen müssen rascher und koordinierter geprüft werden. Wir streben eine Harmonisierung der europäischen Rüstungsexportregeln an. Rüstungsexporte, bei denen ein erhebliches konkretes Risiko besteht, dass diese zur internen Repression oder in Verletzung des internationalen Rechts eingesetzt werden, lehnen wir grundsätzlich ab.
Die Aufwuchs- und Verteidigungsfähigkeit der Streitkräfte erfordern eine deutliche Steigerung der jährlichen Investitionen in militärische Infrastruktur. Um dies zu erreichen, werden wir das Genehmigungs- und Vergaberecht sowie die Beschaffung, den Schutz und die Widmung militärischer Flächen durch Verfahrensfreistellungen und durch mehr Eigenvollzugskompetenzen für die Bundeswehr vereinfachen. Haushaltsrechtliche Vereinfachungen werden wir in enger Absprache mit dem Bundestag prüfen. Für militärische Bauvorhaben vereinfachen wir die Bedarfsdefinition und
Genehmigung und schaffen mit einem Bundeswehrinfrastrukturbeschleunigungsgesetz
Ausnahmeregelungen im Bau-, Umwelt- und Vergaberecht sowie beim Schutz und der Widmung militärischer Flächen. Die Belange und die Infrastrukturmaßnahmen zur Gesamtverteidigung sind als überragendes öffentliches Interesse festzuschreiben und in der Umsetzung gegenüber anderen staatlichen Aufgaben zu priorisieren.
Die Bundeswehr und alle staatlichen sowie gesamtgesellschaftlichen Akteure müssen effektiv
zusammenarbeiten können, um Angriffe auf unser komplexes System schnell zu erkennen und gezielt und wirksam zu bekämpfen. Die Vorsorge- und Sicherstellungsgesetze werden wir vor diesem Hintergrund umfassend novellieren.
Um uns an die veränderte Sicherheitslage anzupassen, werden wir noch in diesem Jahr das Gesetz über den Militärischen Abschirmdienst (MAD) umfassend novellieren. Mit einem Artikelgesetz Militärische Sicherheit wollen wir die bisherigen Verfahren bei Sicherheitsüberprüfung und Sabotageschutz
verbessern und erheblich beschleunigen.
(…)
Ressortverteilung
Die Ressortverteilung der Bundesregierung aus CDU, CSU und SPD wird wie folgt festgelegt:
Die CDU stellt den Bundeskanzler.
Die SPD stellt den Stellvertreter des Bundeskanzlers gemäß Artikel 69 GG.
Die CDU stellt die Leitung folgender Ministerien:
(…)
• Auswärtiges Amt
(…)
Die SPD stellt die Leitung folgender Ministerien:
(…)
• Verteidigung
(…)
Die CSU stellt die Leitung folgender Ministerien:
• Innen
(…)
Nachtrag: Da in den Kommentaren bemängelt wird, der Zivilschutz bzw. Bevölkerungsschutz komme doch zu kurz, gerne die entsprechenden Passagen dazu (nicht ohne Grund habe ich den kompletten Vertrag verlinkt…):
Kampf gegen hybride Bedrohung, „Pakt für Bevölkerungsschutz“
Wir werden Deutschland und seine Bevölkerung gegen jede Form hybrider und konventioneller Bedrohung resilienter machen. Dazu stärken wir die Fähigkeiten im Bereich der Cybersicherheit, des Zivil- und Katastrophenschutzes sowie der zivilen Verteidigung.
Cybersicherheit
Wir entwickeln die Nationale Cybersicherheitsstrategie mit dem Ziel einer klaren Rollen- und Aufgabenverteilung fort, stärken das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und bauen es zu einer Zentralstelle für Fragen der Informations- und Cybersicherheit aus. Wir härten unsere Kommunikationsnetze, insbesondere für die Krisen- und VS-Kommunikation. Das Nationale Cyber-Abwehrzentrum entwickeln wir fort und intensivieren den Informationsaustausch. Im Rahmen des verfassungsrechtlich Möglichen bauen wir unsere Fähigkeiten zur aktiven Cyberabwehr aus. Wir werden im Rahmen der Umsetzung der NIS-2-Richtlinie das BSI-Gesetz novellieren. Ein Schwerpunkt
bei den Nachrichtendiensten wird die stärkere gemeinsame Ausrichtung auf den Cyber- und Informationsraum sein, auch durch die Schaffung einer neuen spezialisierten technischen Zentralstelle unter Einbeziehung von ZITiS.
Zivil- und Katastrophenschutz
Wir werden den Zivilschutz und den ergänzenden Katastrophenschutz des Bundes stärken und die neuen Finanzierunginstrumente für die Gesamtverteidigung von Bund und Ländern nutzen. Wir stärken das BBK als zentrale Stelle und das THW als operative Einsatzorganisation und sorgen mit einem „Pakt für den Bevölkerungsschutz“ für nachhaltige Investitionen in Fähigkeiten und Ausstattung und erhöhen das Bewusstsein für Selbstschutz durch eine zeitgemäße Behördenkommunikation.
Zivile Verteidigung
Durch eine Änderung der Rechtslage in der Zivilen Verteidigung ermöglichen wir Handlungsfähigkeit bereits vor dem Spannungs- und Verteidigungsfall. Die Gesamtverteidigung und insbesondere die Umsetzung des OPLAN Deutschland wird als militärische und zivile Aufgabe auf Ebene der Bundesregierung gemeinsam gesteuert und koordiniert. Die Zusammenarbeit zwischen Sicherheits-, Zivilschutzbehörden und Bundeswehr bauen wir aus. Wir beschließen zeitnah ein gutes KRITIS-
Dachgesetz.
Drohnendetektion und -abwehr
Der Bund schafft die rechtlichen, technischen und finanziellen Voraussetzungen für eine wirksame Drohnendetektion und -abwehr auch durch die Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern.
(Archivbild: Der absehbar nächste Bundeskanzler Friedrich Merz, l., im Gespräch mit dem bisherigen und absehbar nächsten Verteidigungsminister Boris Pistorius bei der Konstituierenden Sitzung des 21. Deutschen Bundestages in Berlin am 25.03.2025 – Florian Gärtner/photothek.de)
Liest sich aus meiner Sicht in allen Punkten gut. Das schwedische Modell sollte zügig umgesetzt werden Umsicht zügig zu erkennen, ob es für die Rekrutierung ausreicht. Diese Zeit sollte man nutzen um alle rechtlichen Fragen zur Wehrpflicht/Dienstpflicht zu klären und in der Koalition den Plan B vorzubereiten.
Die Europäische Arbeitszeitrichtlinie wackelt nach diesem Koalitionsvertrag in der BW. Leider wurde die Wehrpflicht nicht wieder eingeführt.(Ich bin zwar nicht für Wehrpflicht, eher für Dienstpflicht oder Wehrdienstpflicht für Polizisten), aber diese nur Wehrerfassung nimmt den Druck raus aus der BW. Statt ein großes Kasernen Bauprogramm starten zu müssen, kann die BW jetzt weiter im Schneckentempo eine neue Kasernen für 203o planen. Vor allem aber keine Aussage, ob die neue Wehrerfassung nur für Männer oder auch für Frauen gilt und ob die Frauen den Fragebogen ausfüllen müssen oder nicht? Die Ausrüstung der BW über längere Zeit als nur eine Legislatur Periode planen zu wollen erinnert an die Flottenbaugesetze der Kaiserzeit. Aber was heißt hier mehr Migranten in die BW??? Vor allem wenn die Turbo Einbürgerung wieder abgeschafft werden soll. Sind damit nur Migranten mit dt. Staatsangehörigkeit gemeint oder soll die BW doch vorsichtig & halbherzig für Ausländer geöffnet werden?
„….zunächst…“
Es gibt, und so meine Lesart der Koalitionsvereinbarung, welche geeignete und zweckmäßige Wehrform der Primat der Politik zukünftig deutschen Streitkräften vorgeben möchte, nur einen Formelkompromiss, der im Ergebnis „verlorene Zeit“ bedeutet und die Streitkräfte, mithin den GI, ohne eindeutige Vorgaben weiter „wursteln“ lässt-
Ein klares und eindeutiges Ziel für eine Wehrform für die Streitkräfte, das innerhalb einer bestimmten Zeit zu realisiert werden muss, ist nicht erkennbar. „Formelkompromisse“ halt wie „zunächst“ etc.
Meine Formulierung wäre gewesen: „Wir schaffen für die Streitkräfte die rechtlichen, materiellen, personellen und infrastrukturellen Voraussetzungen dafür, dass die allgemeine Wehrpflicht, ohne einen verpflichtenden Dienst von Frauen, realisiert werden kann. Die Wehrpflicht für männliche deutsche Staatsbürger ab dem 18. Lebensjahr ist sicherheitspolitisch begründbar. Dafür werden wir das Wehrpflichtgesetz im Wege einer Gesetzesänderung, ohne den Vorbehalt der Ausrufung des Spannungs- und Verteidigungsfalles, in Kraft setzen.
Es ist sehr gut das jetzt der Koalitionsvertrag steht und das darin festgehalten wird die Verteidigungsbereitschaft der BW zu stärken und den Beschaffungsprozess zu beschleunigen . Hoffentlich ziehen dann auch die Bürokraten in Koblenz da mit. Wir brauchen nicht für alles die Goldrandlösung. Auch unsere NATO Partner bauen sehr gute Ausrüstungen. Etwas fertig zu kaufen geht schneller und ist wesentlich billiger als alles selber zu entwickeln. Bin dann mal gespannt was in den nächsten Jahren alles auf dem Plan steht
War höchste Zeit für die Regulierungsbildung. Die US-Regierung startet den angekündigten, globalen Handelskrieg und zieht u. a. Truppen aus Polen ab. Die russische Regierung führt den Angriffskrieg gegen die UA weiter. Und fährt ihre Rüstungsindustrie im sicheren Hinterland hoch. In einer so schwierigen, komplexen, gefährlichen geopolitischen Lage, geprägt von Volatilität, muss Deutschland voll handlungsfähig sein.
Die Besetzung an der Spitze des Bundesministeriums für Verteidigung würde ich als ideal bezeichnen. Andere Dinge sind von sekundärer Natur. Wer die Wehrpflicht will, muss dafür zunächst alle vernünftigen, logistische Voraussetzungen schaffen. Mit der bewährten Spitze im Verteidigungsministerium stehen indes alle Vorzeichen auf eine zielführende Planung in Richtung Wehrpflicht
Das Pistorius im Amt bleibt, wäre ein gute Entscheidung. Dann muß man nicht wieder ein Jahr für die Einarbeitung verschwenden und kann den bereits eingeschlagenen Kurs konsequent weiterverfolgen.
@Closius
Ein Migrant mit deutscher Staatsangehörigkeit ist: Deutscher. Von denen dient tatsächlich bereits eine größere Zahl in der Bw.
„Wehrerfassung“ auch für Frauen: da auch Frauen im Falle eines Falles grundsätzlich dienstpflichtig sind (i.d.R. in der Krankenpflege und verwandten Bereichen) sehe keine Probleme die Rücksendung des Fragebogens verpflichtend zu machen.
Ehrlich gesagt kann ich so nicht sehen, wie die Bundeswehr über die „Freiwilligenschine“ in den nächsten 5 (!) Jahren ihre Truppenstärke um 100.000 Soldaten erhöhen will..
Ohne die Pflicht aller Bürger zum Dienst, bekommen wir keine resilente Gesellschaft. Unsere Wirtschaft fusst auf dem Mittelstand, der sich so, wenn er denn einen Vorteil daraus ziehen kann, Reservisten oder „FWDLer“ NICHT fördern wird. – Hier wird also Staatsräson nicht auf alle Schultern verteilt, sondern nur „potentiell Längerdienende“ (also Zeit-/Berufssoldaten) „gelockt“. – Womit mit Geld? – Soll also der „einfache Infanterist“ (von dem wir voraussichtlich wirkliche Mengen brauchen) ein Gehalt wie ein Meister in der Wirtschaft bekommen? – Ich wiederhole mich: Ohne Wehr-/ Dienstpflicht („ein Jahr für Deutschland“) wird das nichts.
100 Zeilen für Verteidigungspolitik, 5 Zeilen für Zivilschutz – das lässt mich dran zweifeln, dass der Satz „Damit werden, zumindest theoretisch, über die Streitkräfte hinaus schnellere Maßnahmen zum Beispiel im Zivilschutz möglich.“ wahr werden wird.
Aber gut, schauen wir mal – jetzt schon meckern bringt ja auch nix.
[Nee, vor allem, wenn man sich nicht mal die Mühe macht, im Vertrag zu gucken, ob da noch was zum Zivilschutz drinsteht. Habe ich jetzt oben für Suchfaule nachgetragen. T.W.]
Es stehen Zahlen im Raum das alleine das Heer bis zu 18 neue Kampfbrigaden aufstellen muss…. alleine dafür braucht es 100.000 neue Soldaten von Unterstützungskräften noch gar nicht gesprochen… der Heimatschutz muss auch auf 60.000 bis 90.000 Dienstposten aufwachsen was eine verzehnfachung bzw. das fünfzehnfache vom heutigen Stand bedeuten würde. Wo kommen die Reservisten her ohne Wehrpflicht? Schon vor dem möglichen US Rückzug aus Europa stand ein V-Umfang von 500.000+ für die Bundeswehr im Raum jetzt muss Europa wohl mittelfristig weitere 400.000 US Soldaten ersetzen die im Konfliktfall nicht nach Europa eilen. Sollte Deutschland ¼ davon ersetzen müssen kommen also weitere 100.000 Beorderte Reservisten dazu. Wir können das leisten. Es ist keine 40 Jahre her da hat gesamt Deutschland (BRD+DDR) für einen Krieg 2.000.000 aktive und Reserve Soldaten vorgehalten inklusive aller Ausrüstung und Munition.
Was soll denn zum Freiwilligen Wehrdienst motivieren, die 10.000 die darauf Bock haben sind schon da oder gibt’s dann zum DZE einen Gutschein für die heimische Fahrschule?
Übrigen sollten die 18 Kampfbrigaden tatsächlich aufgestellt werden müssen liefert die PzBrig45 eine gute Richtschnur was das kostet… da sprechen wir über weitere 200 Milliarden Euro.
@Closius:
Ich denke sie zielen auf die Kaserne in Sachsen für das LogBtl 471.
Meiner Meinung nach kann das Projekt getrost eingestampft werden in Sachsen.
Die 471er fühlen sich in Oerbke pudelwohl, haben alles an Infrastruktur was sie brauchen. TrÜbPl Bergen inkl. 65km Panzerringstr. und Autobahn zum üben direkt vor der Haustür.
Mit diesen Wahlkampf Versprechen und Einheiten in der Fläche muss aufgehört werden. Wer effizienter werden will und Synergien nutzen will forciert Großstandorte .Pistorius ist beliebt bei Truppe und Volk, das war es dann auch.
Da müssen grundlegende Veränderungen her, angefangen beim Personal um Kriegstüchtig zu werden.
Steht im Vertrag auch, daß die Bahn endlich in die Lage versetzt werden soll, die nötigen Truppen durch Deutschland zu transportieren?
Grundsätzlich finde ich den Koalitionsvertrag gut, da er in weiten Teilen nur das Machbare beschreibt.
Auch wenn eine Wehr-/ Dienstpflicht für Männer und Frauen wünschenswert wäre, lässt sich diese mangels ausreichender Mehrheiten für eine Verfassungsänderung in dieser Legislaturperiode sowieso nicht umsetzen. Die Wiedereinführung der Wehrpflicht nur für Männer wird vorbereitet. Mehr ist m.E. auch erst mal nicht möglich, da es a) an der Wehrbürokratie fehlt (die Wehrersatzämter sind ja seit 2010 abgeschafft und selbst eine digitale Lösung braucht ihre Zeit), es b) an der Infrastruktur für neue Truppenteile (Kasernen) fehlt (und auch hier muss man ehrlicherweise eine gewisse Zeit einplanen, bis die Infrastruktur errichtet ist, Geld alleine reicht nicht).
Und außerdem braucht es einfach Zeit, um die Bevölkerung auch gedanklich mitzunehmen auf dem Weg zu besserer Verteidigungsfähigkeit. Da ist seit 2022 (und ja das war deutlich zu spät) schon viel passiert. Und das ging bisher ohne großen Widerspruch in der Gesellschaft ab. Zu viel, zu schnell würde m.E. zu deutlich mehr Gegenwind führen. Den auszuhalten halte ich bei den derzeitigen volatilen Mehrheitsverhältnissen doch auch schwierig.
Infrastruktur: „Die Belange und die Infrastrukturmaßnahmen zur Gesamtverteidigung sind als überragendes öffentliches Interesse festzuschreiben und in der Umsetzung gegenüber anderen staatlichen Aufgaben zu priorisieren, heißt es im Vertrag.“ „Bundeswehrinfrastrukturbeschleunigungsgesetz“?
Das heißt aber m.E. eben nicht, dass nun endlich bundeswehrintern gebaut werden kann, Typbauten für Kasernenanlagen in Bw-Kasernen von Garmisch bis Flensburg einheitlich und ohne die Landesbauverwaltung ausgeschrieben werden können… das ändert am Schneckentempo der unterbesetzten, nicht flexiblen Bauverwaltungen der Länder gar nichts. Beauftragung ziviler GU, Vergabe mit festen Vorgaben bei Budget und Zeitplan? Wenn das nicht da drinsteht, keine neuen Kasernen und Anlagen, sondern Weiterwursteln wie bisher und die verrottete Infra zerfällt weiter?
Beschaffung: „Wir streben deswegen die Einführung eines mehrjährigen Investitionsplans für die Verteidigungsfähigkeit an, der im Einklang mit dem Deutschen Bundestag langfristige finanzielle Planungssicherheit gewährleistet, um damit den Bedarfen der Bundeswehr und den Verpflichtungen gegenüber der NATO sowie ihren Fähigkeitsanforderungen gerecht zu werden. Wir werden noch im ersten halben Jahr der Regierungsarbeit ein Planungs- und Beschaffungsbeschleunigungsgesetz für die Bundeswehr beschließen.“…Das Planungs- und das Beschaffungswesen wird reformiert. Für einzelne Großprojekte, aber auch für Zukunftstechnologiebereiche, die einer hohen Innovationsdynamik unterliegen, werden wir neue Realisierungswege implementieren.“ Nur einzelne Projekte? Warum? Die gesamten „Realisierungswege“ müssen grundlegend schneller gemacht werden, also auch Geld für die Inspekteure und Kauflösungen für Artikel, die so schnell zu beschaffen sind. Da kann die Bundeswehrverwaltung mal ihre Innovationskraft „für die Truppe“ beweisen!
Weiter: „Wir werden das Verfahren der Parlamentsbeteiligung in Beschaffungsfragen
beschleunigen und empfehlen, die Höhe des Schwellenwertes für Beschaffungsvorlagen zu erhöhen. “
Alle Gesetze, Verordnungen und kleinlichen Vorschriften in der Beschaffung müssen auf den Prüfstand!
Die Ablösung des konsequent nutzlosen Verfahrens der 25- Mio Vorlagen wird durch eine andere Summe der Parlamentsbeteiligung ersetzt, möglicherweise 50 Mio € ? Diese ganze Prozedur des Hausfrauenbriefings für Rüstungsgüter kostet regelmäßig 6-9 Monate. Warum? F-J. Strauss ist tot, leider…
Es mag in die richtige Richtung gehen, ich hoffe, die Fachleute werden gehört, aber das was ich bisher lese, überzeugt mich noch nicht. Dazu aus dem Papier: „Reformplan für das Beschaffungswesen
der Bundeswehr bis 2029 Positionspapier der CDU·CSU Fraktion im Deutschen Bundestag
Beschluss vom 28. Januar 2025:
„Dennoch sehen wir neben der bereits geübten Kritik an den bisherigen Anstrengungen der Bundesregierung
zur Beschaffungsbeschleunigung einige weitere verbesserungswürdige Punkte in
den Beschaffungsverfahren. Unter anderem führt die weiterhin niedrige Direktvergabegrenze
von 5.000 Euro dazu, dass fast alle Projekte inklusive möglicher Ergänzungs- und Nachbeschaffungen
das beschriebene Regelverfahren durchlaufen müssen. Weiterhin wurden zwar enge Zeitvorgaben
innerhalb der Analysephase des neuen Regelverfahrens eingezogen. Bei der Realisierungs-
und Nutzungsphase wird dies aber versäumt, sodass zum Beispiel für die Erstellung einer
Leistungsbeschreibung weiterhin unbegrenzt Zeit ist. Zudem werden in der PBN Aspekte der
Standardisierung zu wenig berücksichtigt. Dabei wären Vorgaben für einheitliche Schnittstellen
gerade für die Bereiche Autonomie, Digitalisierung, Vernetzung und Künstliche Intelligenz (KI)
elementar. Projektverzögernd wirken auch Personalfluktuationen im BAAINBw. Derzeit wird es
als nachteilig für die Karriere erachtet, zu lange auf einer Position innerhalb eines Projekts zu
verweilen. Auch wird die Komplexität des Beschaffungsprozesses durch die Übernahme ziviler
Vorschriften weiter erhöht. Auch die Industrie wird gerade zu Beginn des beschriebenen Beschaffungsverfahrens zum Teil auch vergaberechtlich bedingt zu wenig einbezogen.“
Da hoffe ich auf das beschlossene „Bundeswehrplanungsgesetz“.
Sehr viele Punkte, die erst noch mit Leben gefüllt werden müssen.
Meiner Ansicht nach zuviel NATO und zu wenig Europa, aber man wird sehen, wie sich unsere Partnerschaft mit den USA entwickelt. Kanada orientiert sich ja jetzt schon mehr an Europa als Konsequenz und steigt anscheinend sogar ins GCAP Programm mit ein.
Was mir nicht gefällt, ist folgender Satz:
„Auch die maritime Sicherheit in Nord- und Ostsee ist von Bedeutung.“
Das klingt nicht gerade nach Prio 1, was es aber sein sollte, wenn wir Logistik-Drehscheibe werden, die auch den See-Transport einschließt UND es klingt auch nicht nach ernsthaftem Schutz der kritischen Infrastruktur.
Hier sind dringende Gesetzesänderungen nötig, damit die Kompetenzen von Marine und Bundespolizei neu geregelt werden.
Zu der Aufwuchsgröße von 100.000 Reservisten zusätzlich in den nächsten Jahren: Diese Zahl hat der GI – u.a. bei seinem Auftritt in der DGAP, wo er sich nicht zur Wehrpflicht äußern wollte – mit den ausgeschiedenen Soldaten der Jahre 2015 – 2025 begründet. Meiner Kenntnis nach, hat aber niemand ausgerechnet oder ermittelt, wie viele dieser 100.000 Ausscheider wirklich heranziehbar wären. Was bleibt übrig, wenn man alle abziehen muss, die in Blaulichtberufe, die Verteidigungsindustrie, die Bundeswehrverwaltung etc. gewechselt haben, alle gesundheitlich nicht mehr einsatztauglichen, alle die einen KDV Antrag stellen werde, weil vom Bund genug, alle ins Ausland verzogenen…etc., etc. etc. Hat da jemand hier im Forum einen Ansatz der Verfügbarkeit mitbekommen?
Wiedereinführung der Wehrerfassung ist für die Koalition tatsächlich die Priorität, alle anderen Überlegungen zum Aufwuchs der Streitkräfte sind nachrangig. Die Abschaffung des Wehrersatzwesens mit Stumpf & Stiel strafte den Satz „die Wehrpflicht ist nur ausgesetzt“ Lügen: Die Maßnahme war eine klare Botschaft an die Welt, dass Deutschland mit Landes- und Bündnisverteidigung nichts mehr zu tun haben wollte. So ist umgekehrt die Abschaffung der Schuldenbremse für den Verteidigungsbudget zusammen mit einer baldigen Wehrerfassung die Tat,welche die Worte „whatever it takes“ erst glaubwürdig werden lässt. Ansonsten kommen wir laut Generalinspekteur Breuer ja klar, wie er bei einer DGAP-Veranstaltung vorrechnete: Bis Ende des Jahrzehnts durch volle Nutzung der Plätze von 15000 freiwilligen Wehrdienstleistenden pro Jahr unter Annahme, dass die Zahl der bereits beorderten Reservisten konstant bleibt, eine Aufwuchsfähigkeit bis 460 Tausend sicher zu stellen. Dem General Breuer und uns ist natürlich zu wünschen, dass Russland so brav ist, unseren Planungsannahmen auf der Zeitlinie Folge zu leisten. Vor dem Hintergrund bleibt der eigentliche Skandal: Ein Feldheer von rund 60 Tausend Männern und Frauen zu unterhalten, dessen Verbände nicht alle einsatzbereit sind. Bei der letzten Anhörung des scheidenden SACEUR General Cavoli in seiner (Primär?) Funktion als kommandierender General der US-Streitkräfte in Europa vor dem Senat in Washington wurde von Abgeordneten mit Verachtung kommentiert, dass Deutschland vier Jahre braucht, um eine Brigade für Litauen zusammenzukratzen. General Cavoli zeigte sich übrigens optimistisch bezüglich der deutschen Neuausrichtung in Sachen Verteidigungspolitik. Aber das kann nicht darüber hinwegtäuschen: Die Bundeswehr wie sie jetzt ist, muss zügig voll ausgerüstet und einsatzbereit sein. Schon das jetzt auf dem Papier ausgeplante Kräftedispositiv würde bei realer Verfügbarkeit einen erheblichen Zugewinn zur konventionellen Abschreckung und Verteidigung bedeuten. Aber als „hohle Struktur“ der „geplanten Einsatzbereitschaft“ für Kleinkontingente? No effect, nirgends.
Zivilschutz: in einer Folge von Streitkräfte und Strategien (NDR) wurde ein Abteilungsleiter beim THW gefragt, wie das wohl sei mit den maximal sechs Wochen Abwesenheit (nach vorheriger Abmeldung) bezüglich der Gewinnung von Ehrenamtlichen: Nee, das sei ihm nicht bekannt. Nee, das gebe es nicht.
Zum Nachhören: https://pca.st/episode/b02f1474-a143-48fe-96f1-920f5bb11c42
Herzlichen Glückwunsch.
Ich bin nicht so begeistert von Pistorius.
Im Vergleich zu Lambrecht ist er natürlich ein strahlender Stern. Das Beschaffungswesen ist noch genauso ineffizient wie vor seinem Amtsantritt.
Was mir auch nicht gefällt, ist die Fortsetzung von FCAS und MGCS. Man sollte sich Partner suchen, die die gleiche Bedrohung haben. Bei MGCS hat man wenigstens mit dem LEO3 erste Konsequenzen gezogen.
@Küstgengang01: Ich kann mir viel vorstellen, aber nicht 18 neue Kampfbirigaden, daß diese von der Nato verlangt werden sollen. Woher haben Sie diese Zahlen? Zum Vergleich, altuelle hat die BW mit der neuen Panzerbrigade 45 nur 9 Brigaden. Die 500.000 Bundeswehr hatte damals 42 Brigaden einschließlich der 6 Heimatschutzbrigaden. Die Bundeswehr 1994 hatte nach der Einheit noch 370.000 Soldaten mit 24 Brigaden. Mit der BW Reduzierung von 1996 hatte die BW noch 340.000 Soldaten mit 22 Brigaden und 1.800 Kampfpanzern nebst 1.800 Schützenpanzern. Eine von Ihnen behauptete BW mit 27 Brigaden würde bedeuten, daß das Heer um 200 % ansteigen müsste. Dafür haben wir weder das Material, noch das Personal und geschweige denn die Kasernen! Auch eine Wehrpflicht würde soviel Personal nicht garantieren, da doch mit einer erheblichen Quote an Kriegsdienstverweigerung gerechnet werden müsste. Und wir bräuchten für eine solche Verdreifachung der Heereskampftruppen nicht nur Mannschaften, sondern auch entsprechend viele Unteroffiziere und Offiziere! Die Ausbildung des Personals würde viele Jahre dauern.
Zuletzt war zu lesen, daß die BW kaum noch einsatzfähige G 36 besitzt. Viele der Sturmgewehre sind abgenutzt. Das neue Sturmgewehr soll erst in den nächsten Jahren zulaufen und davon nur 118.000 Stück, daß reicht nicht für 100.000 neue Reservisten.
@J10: Die USA können sicherlich schnell eine Kampfbrigade an jeden Ort der Welt schicken und stationieren, aber die Neuaufstellung einer Brigade würde bei den USA auch sicher 4 Jahre dauern. Was die USA sich sicher kaum vorstellen können ist, daß die BW seit 1990 alle Materialreserven verkloppt hat in alle Welt, ein dynamisches Verfügbarkeitsmanagement eingeführt hat, so daß viel weniger Panzer als benötigt vorhanden waren, welche dann von Bataillon zu Batailon verliehen werden mussten, damit die Panzerbataillone mal ab und zu üben konnten. Und die USA können sich sicher nicht vorstellen, daß die BW ihre Panzer usw. nicht mehr selber wartet, sondern die Panzer langwierig zur HIL geschickt werden müssen, so daß Panzer & Kampfflugzeuge zur Mangelware in den Einheiten geworden sind.
Windlicht sagt… „Hat da jemand hier im Forum einen Ansatz der Verfügbarkeit mitbekommen?“
Grundsätzlich sind diese Menschen mal grundbeordert und unterliegen somit der Wehrüberwachung. Das heisst die müssen sich melden wenn etwas veränderliches eintritt wie z.B ein Wohnortwechsel. Und grundsätzlich kann man im Fall der Fälle alle ziehen die beordert sind – umgehend. Deswegen werden ja auch Karteileichen nicht entordert in nichtaktiven Verbänden weil man sie dann nicht mehr ziehen kann. Und zum Thema Verfügbarkeit: Man muss sich schon um die Leute bemühen dass die mal wieder zur ner Übung aufschlagen. Das funktioniert wenn die aktive Truppe dahintersteht, es ernst nimmt, fördert und den Leuten qualitativ was bietet. Viele Aktive kämpfen aber mit Persinalnot und das letzte was ihnen da fehlt sind Reservisten die man auch noch bemuttern muss. Die Wahrheit ist aber auch das bei den Aktiven manch einer auf dem falschen Dienstposten sitzt und entfernt gehört.
Fox1 sagt „Das Beschaffungswesen ist noch genauso ineffizient wie vor seinem Amtsantritt.
Das Beschaffungswesen ist ein graues Monster, genauso wie die Bundeswehr als Ganzes ein graues Monster ist. Sowas kann auch ein Zauberer nicht in 3 Jahren ändern. Keiner der Verantwortlichen hat die Eier mal etwas Dreck aufzuwirbeln und einen Änderngswillen anzustoßen. Man hört immer den Standardspruch bei bürokratischem Irrsinn. „Ist halt so.“. Aber NICHTS ist halt so! Es bleibt so wenn man es immer hinnimmt. Aber ich weiss schon… Widerwort ist hinderlich für die Karriere oder Beurteilung.
„Bundeswehrinfrastrukturbeschleunigungsgesetz“?
Allein dieses Wort verdeutlicht schon wo wir stehen. Die einfache Reisekostenerklärung die IMMER mit den gleichen Daten seit Jahren händisch auf 3 Seiten ausgefüllt werden muss und mindestens 5 Unterschriften benötigt spiegelt auch wo der Hase wirklich begraben wird. Ich wünsche mir da mal nen Pragmetiker mit Gold auf der Schulter der besser handeln als reden kann.
Aber was weiss ich schon?
Mal eine Frage aus Interesse:
Die Wehrpflicht (für Männer) ist doch im Grundgesetz festgeschrieben. Warum könnte man nicht einfach ein ganz normales wehrpflichtgesetz machen das dann halt gleichlautend die Frauen in die Verantwortung zieht?
Mir geht es jetzt nicht um Frauen/Männer Debatten sondern mich interessiert warum in der Kommunikation da stets von einer GG Änderung gesprochen wird wenn man meiner Laienhaften einschätzung msch doch das per normalem Gesetz ändern könnte. Wie gesagt ich hab keine Ahnung.
[Auch wenn Sie keine Ahnung haben und das hier sehr glaubhaft machen, können Sie doch ins Grundgesetz gucken…
https://www.gesetze-im-internet.de/gg/art_12a.html
und da der Absatz 4.
T.W.]
@T.W. aaah, danke das hat mir gefehlt. Ich wusste nicht, dass das explizit untersagt ist. (Ich muss auch zugeben, dass ich den Grund jetzt nicht dort erwartet hatte)
Hoffen wir jedenfalls, daß „Kriegstüchtigkeit“ auch den Bereich material umfaßt; SPIEGEL Online berichtet, daß unser Wehrmaterial da durchaus Defizite aufweist, wie wohl einige Kritik für uns nicht ganz berechtigt ist:
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/ukraine-krieg-eklatante-schwierigkeiten-mit-deutschem-kriegsgeraet-a-6aaeafa2-6802-418d-b7ce-feb1c9193b67
Ich frage mich allerdings wie es solche Berichte immer wieder in die Presse schaffen.
[Ich frage mich allerdings, was Kommentatoren dazu bewegt, zu einer hier verwendeten Quelle zu schreiben: guck mal, andere haben das auch! Was soll das? T.W.]
Mit diesem freiwilligen Wehrdienst a la Schweden ist der Aufwuchs bis 2029 nicht zu erreichen.
Es wird Zeit, dass die jungen Damen und Herren etwas für die Gesellschaft tun. Etwas geben und nicht immer nur Nehmen. Gesellschaft ist keine Einbahn- Straße. Kasernen befinden sich noch in der Hand des Bundes. Öffnen. Auf der anderen Seite gibt die Truppe Vollgas. Ein riesiger Bürokratieklotz ist in den letzten 20 Jahren entstanden, der die Truppe lähmt. Es wird zudem über die Verfügbarkeit von 1 Lkw und Überbelastung von 2-3 mehr Rekruten in der BA diskutiert. Monatelang bis Jahr dauert es, bis Kameraden in die Truppe kommen. Alte Kasernen öffnen, die Personalgewinnung entschlacken, Wehrüberwachungsbehörden hochfahren, die Wehrpflicht reaktivieren, Ausbilden Material zuführen und nicht mehr ellenlang diskutieren. Bewerber sind da, Kasernen auch. Das Mindset jedoch in der Personalgewinnung und in Teilen der Truppe nicht. Man stellt immer noch ein a la Truppe 180000. und denkt die Planung in Auslandseinsätzen. In LV/BV endlich wieder denken und handeln. Dann klappt’s auch mit der Kriegstüchtigkeit.
@Kornrat:
Grundlegend schaut man sich erst mal den Gesetzestext hier Grundgesetz-Artikel an.
Im Art. 12a GG wird im Absatz 1 explizit „Männer“ formuliert.
Im Absatz 4 wird explizit „Frauen“ formuliert.
Daraus schlussfolgert man, daß bei der Formulierung des Art. 12a explizit verschiedene Pflichten für „Männer“ und „Frauen“. Juristen schauen dazu auch noch die Gesetzesbegründungen (hier Begründung für die GG-Änderungen) an, um den Willen des Gesetzgebers zu ergründen.
Demzufolge kann man nicht mit einem Ausführungsgesetz zur Wehrpflicht einfach die in der Verfassung festgeschriebene Verteilung aufheben.
Exkurs: eine GG-Änderung könnte man damit begründen, daß Einführung der Wehrpflicht 1956 die Frauen statistischerweise durch die Geburt mehrere Kinder für die Erwerbstätigkeit ausgefallen sind und daher ein zusätzlicher Ausfall durch den Wehrdienst gesellschaftlich gesehen eine Doppelbelastung gewesen wäre.
Da heute beide Geschlechter durch Elternzeit bzgl. Erwerbszeiten ausfallen, können gesellschaftlich gesehen auch alle durch die Wehrpflicht belastet werden.
@TW
„[Ich frage mich allerdings, was Kommentatoren dazu bewegt, zu einer hier verwendeten Quelle zu schreiben: guck mal, andere haben das auch! Was soll das? T.W.]“
Nicht gesehen 🙄 Wer lesen – und verstehen – kann ist klar im Vorteil 👍
„Zunächst freiwilliger Wehrdienst“
Ist ja mal ganz was Neues. Da kann man nur noch den Kopf schütteln.
@Altgedienter
„Die sollen auch mal was für die Gesellschaft tun“ ist schon etwas unverschämt. Die werden für Jahrzehnte die Rentenbeiträge zahlen müssen, weil die Union und vor allem SPD den Boomern und Rentnern als wichtigster Wählergruppe keinen Wunsch abschlagen kann. Die mussten, auch wenn das etwas weit führt, auch vor ein paar Jahren daheim sitzen bleiben, um Boomer und Rentner zu schützen. Ein bisschen weniger Selbstgerechtigkeit der BRD-Wohlfühlgeneration wäre schon wünschenswert. Ich hoffe, dass diese Polemik angesichts dieser „Die Jungen sollen gefälligst mal…“-Rhetorik mir verziehen wird. Meiner Ansicht nach sollte man als ausgleichende Gerechtigkeit einen Teil der kommenden Kosten von den Renten abziehen, damit die Umverteilung eben auch in beide Richtungen funktioniert.
Im übrigen wird, denke ich, bei der jungen Generation kaum viel Bereitschaft für das alles entstehen, wenn es nicht von Anfang an gerecht ist. Gerecht heißt: Männer und Frauen müssen ran. Und gerecht heißt: Das alles muss ungeachtet der Staatsbürgerschaft erfolgen. Da das Gesellschaftsbild der 1960/70er Jahre auch an anderen Orten nicht mehr funktioniert, kann man auch hier nicht nur „deutsche Männer“ einbeziehen.
Fundstück: Im Papier des Arbeitskreises 12 „Verteidigung, Außen, Entwicklung, Menschenrechte“ fand sich noch die Aussage, Deutschlands Führungsverantwortung bestehe darin, „als Anlehnungsmacht zu dienen und gemeinsam mit unseren Partnern Europa zu einem außen- und sicherheitspolitisch handlungsfähigen Akteur zu machen“. Während der größte Teil des Papiers offenbar ohne große Änderungen übernommen wurde, hat es der Begriff „Anlehnungsmacht“ nicht in den Koalitionsvertrag geschafft. Offenbar hat sich die Selbsteinschätzung im Zuge der Diskussion verändert.
Im Übrigen würde ich hier auch genau schauen, was denn die anderen (west-)europäischen Nationen machen. Führen die auch die Wehrpflicht wieder ein und mobilisieren nennenswerte Milliardenbeträge für die schnelle Aufrüstung?
Deutschland hat ja immer die Neigung, schlagartig in Extreme zu gehen. Die ambitioniertesten Klimaziele, die ambitionierteste Klimapolitik, die generöseste Flüchtlingspolitik…bevor das wie ein zu einseitiges Framing wirkt: Mit anderen Parteien wären wir sicherlich auch irgendwo am drastischsten.
In dem Sinne muss Deutschland jetzt nicht wie im Wahn die Versäumnisse von Jahrzehnten binnen weniger Jahre überkompensieren und mehr neue Armee als alle osteuropäischen Staaten zusammen auf die Beine stellen. Es reicht völlig, wenn Deutschland sich ausnahmsweise mal an seinen Nachbarn orientiert und sich gemeinsam Ziele setzt.
@Nico
Also ich mache meine Reisekostenabrechnung seit Jahren digital.
Da würde mich mal interessieren in welcher Einheit / Dienststelle Sie tätig sind.