Bedrohung durch Huthi: Bundeswehr-Einsatzverband umfährt das Rote Meer
Angesichts der Bedrohung durch die Huthi-Milizen aus dem Jemen werden zwei Kriegsschiffe der Deutschen Marine auf ihrem Rückweg aus Fernost das Rote Meer meiden. Die Fregatte Baden-Württemberg und der Einsatzgruppenversorger Frankfurt am Main sind nicht für die Abwehr von Raketen und Marschflugkörpern ausgerüstet.
Die Entscheidung, dass die beiden Kriegsschiffe von ihrer zunächst letzten Station des so genannten Indo-Pacific Deployment in Indien den Seeweg um die Südspitze Afrikas wählen und das Rote Meer und damit auch den Suez-Kanal vermeiden, traf nach Angaben des Ministeriums vom (heutigen) Dienstag Ressortchef Boris Pistorius selbst. Zuerst hatte der Spiegel darüber berichtet.
Seit dem vergangenen Jahr greifen die Huthi vom Jemen aus Handelsschiffe im Roten Meer als erklärte Unterstützung des Krieges der Hamas gegen Israel an. Sowohl die USA als auch die europäische Union haben zum Schutz der Frachter und Tanker Kriegsschiffe in die Region entsandt, allerdings ohne die Aktionen der Milizen wirklich eindämmen zu können. Auch Luftangriffe der USA und Großbritanniens gegen Stellungen und Depots der Huthi brachten keine erkennbaren Erfolge.
Deutschland beteiligt sich an der EU-Mission Aspides derzeit mit einem – zivilen – Aufklärungsflugzeug und Stabspersonal. Ursprünglich war auch die Entsendung der deutschen Fregatte Hamburg in diese Mission vorgesehen; aufgrund der Lage im Nahen Osten blieb die auf Luftverteidigung spezialisierte Fregatte allerdings im östlichen Mittelmeer und unterstützt die Flugabwehr eines amphibischen US-Verbandes mit dem Docklandungsschiff Wasp. Außerdem soll die Hamburg für eventuelle Evakuierungsmissionen im Libanon zur Verfügung stehen.
Die Baden-Württemberg und die Frankfurt am Main, die nur über begrenzte Fähigkeiten zur Luftverteidigung verfügen, wären bei einer Fahrt durch das Rote Meer auf den Schutz durch Kriegsschiffe anderer Nationen angewiesen gewesen – allerdings hat auch die EU-Mission immer wieder beklagt, dass sie selbst für den Schutz der Handelsschiffe nur unzureichend ausgestattet sei.
(Foto: Die Baden-Württemberg, vorn, und die Frankfurt am Main am 24. Oktober 2024 vor der indischen Küste – Leon Rodewald/Bundeswehr)
Der Realist sagt: 01.11.2024 um 12:49 Uhr
„Deutschland wollte mit dem Besuch der Fregatte und des EGV in Asien unsere Machtansprüche zementieren und Stärke demonstrieren.
Das ist jetzt durch den Rückzieher auf der Rückreise ziemlich in die Hose gegangen.“
Eben. Nun glaube ich nicht, dass Herr Pistorius und die Marineführung so naiv sind, die jetzt zu beobachtenden Reaktionen nicht abgesehen zu haben. Dabei gab es noch eine gesichtswahrende Variante, aus dem Dilemma herauszukommen; ein schnell organisierter Flottenbesuch irgendwo im südlichen Afrika.
Da stellt sich die Frage, was ist der eigentliche Zweck des Vorgangs? Ist es ein letzter Aufschrei von Herrn Pistorius, die Armee braucht mehr Geld? Haben wir zwei Außenpolitiken gegenüber China? Die eine markiert den dicken Max und die andere demonstrier, der ist nicht dick?
There is also a lot of room in the ship can turn out a real-life „Death Star“, 7200 t. hm… – „cruiser“ in some. Without area defense and missile defense ( to 100 – 150 km.) this is all baby talk. I believe he made the correct decision. Regards and Shabat Shalom!
Man muss sich schon wundern, wieviel hier an der Entscheidung des Ministers kritisiert wird ohne die genauen Umstände zu kennen.
1.: Wissen wir, ob die überschaubare Nahbereichsverteidigung der „Baden-Württemberg“ überhaupt einsatzfähig ist? Schon bei Ausfall eines RAM-Launchers wäre dem nicht so und dann wäre eine Durchfahrt ein ziemliches Himmelfahrtskommando. Und selbst wenn sie funktionieren, kann es immer wieder vorkommen, dass das Radar anfliegende Bedrohungen nicht auffasst und es so zu unnötigen Schäden oder gar Verlusten kommt. Soll ja selbst bei Luftverteidigungsfregatten vorkommen, wie man hört.
Punkt 2: Kennen wie die aktuelle Bewaffnung der Huthis? Möglicherweise sind die von Iranern oder Russen längst mit Antischiff-Flugkörpern ausgestattet worden, die das Risiko einer Passage erheblich erhöhen. Außerdem ist inzwischen bekannt, dass die Huthis von den Russen mit Satellitenaufklärung unterstützt werden.
Auch die fehlende Eskorte durch die „Hamburg“ wird hier oft kritisiert, ohne die Umstände und die momentane technische Einsatzbereitschaft dieses Schiffes zu kennen. Das nur so am Rande…
Wer in tiefer Ehrfurcht auf die Professionalität verbündeter Marinen verweist sollte wissen, dort ist es ein vollkommenes Tabu, in der Öffentlichkeit schlecht über die eigene Marine zu reden.
Zur Beachtung, die BdL der UN zu militärischer Befähigung der Huthi.
https://www.deutschlandfunk.de/un-bericht-huthi-werden-zu-wichtiger-militaerischer-macht-112.html
Die Zeit der Wüstenkrieger mit RPG 7 und Kalashnikow ist definitiv vorbei. Wer also das Bab – al Mandeb passieren will muss die eine Flugkörper-Befähigung in seine Überlegungen einfließen lassen. Anderes wäre ein eklatanter Führungsfehler.
Dass eine F125 aus bekannten Gründen nicht in 1. Liga von Flugabwehr wehr befähigt ist, bleibt bis auf weiteres der Fall. Der IBuK befahl goldrichtig.
@PapierSchwab:
Es gibt noch eine Möglichkeit D auf die auch die Presseabteilung des BMVg hätte kommen können. Der Golf von Guinea vor der Küste Westafrikas ist seit mehr als einem Jahrzehnt ein Hotspot der Piraterie. In den vergangenen Jahren fanden 40% aller Piratenangriffe und 95% der Entführungen von Seeleuten in dieser Region statt. Das hat sich nicht wesentlich geändert. Aus diesem Grund wird der deutsche Flottenverband mit der für solche Einsätze bestens geigneten F125-Fregatte auf dem Rückweg in die Heimat in diese Region gesandt.
@PainGod
Die Frage ist nicht, ob es technisch möglich ist, sondern ob es sinnvoll ist. Der Booster muss den FK ja nicht nur aus dem VLS befördern, sondern Meteor auf eine Geschwindigkeit über Mach 1 für den Start des Marschtriebwerks beschleunigen sowie mit der speziellen Steuerung zurechtkommen (Rollen bei Kursänderung). Dazu muss noch der Suchkopf in das Feuerleit-/Radarsystem des Schiffes eingebunden werden.
Beides nicht ganz trivial. Zudem dürfte der spezifische Vorteil von Meteor, der variabel steuerbare Antrieb, bei der Verteidigung gegen Antischiff-FK nicht zum Tragen kommen, da diese anders als Flugzeuge kaum bzw. anders ausweichen.
Das notwendige Budget dürfte in SM-2 und ESSM besser angelegt sein.
Es ist seit Jahren bekannt, dass diese Schiffe keinerlei Kampfwert in einer intensiven Auseinandersetzung haben.
Nicht geeignet für eine kriegerische Auseinandersetzung.schlecht bewaffnet, langsam, wahnsinnig teuer, nach Ausliefereung zurück zur Nachbesserung. Statt VLS ein Trainingsraum. Wer so was plant, baut und einsetzt, sollte sich vor Gericht verantworten müssen. Hier werden die Sicherheitsinteressen unseres Landes mit Füßen getreten. Hoffentlich müssen diese Dinger nicht wirklich in einem Konflikt eingesetzt werden.
@Marinero
Das wäre keine gute Möglichkeit, das schlichtweg gelogen. Wenn die Bedrohung nördlich Bab-al Mandeb Ursache für die Umfahrung via Kaproute ist, kann nicht mit Golf von Guinea abgelenkt werden,
Zudem ist das dortige Seegebiet unverändert Operationsraum der dänischen Marine, nachdem Maersk in 2021 um Schutz gebeten hatte.
ttps://forum-sicherheitspolitik.org/showthread.php?tid=716&pid=236922
Auch: https://augengeradeaus.net/2021/03/merkposten-piraterie-daenemark-plant-fregatte-fuer-den-golf-von-guinea/
Oder hat jemand neueren Sachstand?
Man wußte seit Jahrzehnten daß die F125 eine Fehlkonstruktion ist, insbesondere da ja alle individuellen Selling points wie 155m Geschütz (ersetzt durch 127mm OTO wegen Kompensationsgeschäft für U212) Polyphem (gestrichen, keine Ahnung warum) und GMLRS (warum eigentlich gestrichen?) wegfielen und man bewußt auf jegliche Befähigung zu ASW verzichtet hat, weil ja in Zukunft nie wieder eine Unterwasserbedrohung auftauchen würde.
Mal ehrlich man hat seit mindestens 20 Jahren gewußt dass der Kampfwert dieser sehr teuren Schiffe gering sein wird und es trotzdem durchgezogen.
@Marinero
sie meinen eine taktische Zwischenatalanta, nur eben an der Westküste? Fair enough. Inhaltlich hätte sich nichts geändert und man würde wenigstens in der Öffentlichkeitskommunikation nicht so nackig dastehen. Vermutlich der eleganteste unter den vielen uneleganten Auswegen – gute Idee.
Den Teil den ich nicht versteh, wir haben doch Personal im Aspedisstab. Die Erkenntnis, dass es keine Kapazitäten für Eskorten gibt dürfte doch schon ne Weile vorliegen. Warum erst jetzt die Entscheidung und dann auch noch mit der Begründung – wir kriegens nicht geschissen?
Lesen wirs positiv – vielleicht sammelt der Minister Argumente für die Nachrüstung der Fregatten =)
Das IPD24 der Marine ist kein Einsatzverband.
Schade um die Effekthascherei!
@MFG: Der Vorschlag hätte den ESSM gegenüber den Vorteil einer größeren Reichweite. Der Vorteil gegenüber den SM-6 wäre dann gegeben, wenn man die Meteor in einem Quadpack unterbringen könnte. Man stelle ich mal ein 16er-VLS mit 32 ESSM2 und 32 navalisierten Meteor vor. Wäre doch eine Super-Beladung für eine F126.
@ KPK
Ja, die Entscheidung war richtig, dort nicht durchzufahren.
Das hat aber hoffentlich Folgen in unserer Regierung, damit unsere Schiffe schnellstmöglich an heutige Anforderungen angepasst werden.
Und das betrifft nicht nur die F125.
Ich erwarte auch, dass man schnellstens ein Konzept vorstellt, wie man in Zukunft mit der ASW-Klasse F123B U-Boote ohne Bordhubschrauber bekämpfen will.
Und wenn es eben doch der weitere Einsatz des Sea Lynx oder ein anderer kompakter Helikoptertyp wird.
Oder weicht man dann auch dort potentiellen Bedrohungen aus?
@MFG
Die Meteor hat einen eigen Booster da die Flugzeuge die ihn führen ja nicht mit Mach 1 fliegen. D.h der Startbooster muss sie nur auf rund 500-600km/h beschleunigen und grob ausrichten und sich dann abtrennen. Ab da übernimmt der Booster in der Meteor der auch die spezielle Steuerung nicht beachten muss, da dies erst wichtig wird wenn die Meteor eigenständig mit dem Staustrahltriebwerk fliegt.
@ Der Realist sagt:
04.11.2024 um 8:38 Uhr
„ Ich erwarte auch, dass man schnellstens ein Konzept vorstellt, wie man in Zukunft mit der ASW-Klasse F123B U-Boote ohne Bordhubschrauber bekämpfen will.“
Ja. Das kann man ohne Hubi aber ziemlich vergessen. Entweder man beschafft nun sehr schnell Wildcats oder SH-60 – das ginge über Foreign Military Sales ja sehr schnell und unkompliziert – oder man hat teuer modernisierte F123B ohne angemessenen Nutzwert bei ASW. Weil nur mit Bugsonar und Bordtorpedorohren das betreiben zu wollen wäre hochriskant. Einzige andere machbare Alternative wäre Schleppsonare für alle F123B einrüsten (das ist eh überfällig) und jeder F123B eine F125 oder ähnliches als Helo-Plattform danebenstellen.
@Arimeister
„Wie erklärt das die Regierung das man erst gegen China einen auf dicken Max macht und anschließend vor den Huthi den Arsch einzieht?“
Die USA verfügen über Schiffe mit ähnlichen Fähigkeiten, die ebenfalls weltweit eingesetzt werden und gelegentlich durch die Taiwan-Straße fahren: Legend-Klasse.
https://news.usni.org/wp-content/uploads/2019/07/190514-G-VB974-1071.jpeg
Die abgebildete Bertholf war 2019 in der Taiwan-Straße, aber auch die Legend-Klasse ist für Bab-el-Mandeb wenig geeignet.
Für jemanden wie mich, der nur seit über 33 Jahren mit über 25 Jahren (immer noch an Bord) Seefahrtserfshrung hat diese Kommentarspalte hier doch einen gewissen Unterhaltungswert…
Die Entscheidung den IPD nicht durch das Rote Meer fahren zu lassen war richtig. Punkt.
Unterhaltungswert (und auch Kopfschütteln zur Folge) haben hier aber einige Kommentare der Sesseladmiralität, die zum Teil vermutlich nicht mal Blau getragen und eine Meile zur See auf grauem Fahrzeug gefahren ist. Man muss nicht alles kommentieren wenn man begrenzte Sachkenntnis hat.
@T.W. Sorry, das musste ich loswerden.
Nachtrag: Seefahrtserfahrung im blauen Tuch hat (Satz kam leider nicht komplett rüber, zu schnell gesendet..)