Verteidigungsministerium zieht Ergänzung zu Bundeswehr-Traditionserlass zurück
Die Ergänzung des Traditionserlasses der Bundeswehr, mit der der aus der Wehrmacht kommenden Gründergeneration der Bundeswehr eine besondere Rolle zugewiesen werden sollte, ist nicht mehr gültig. Das Verteidigungsministerium zog die so genannten Ergänzenden Hinweise zu den Richtlinien zum Traditionsverständnis und zur Traditionspflege zurück. Grund seien aufgekommene Zweifel an der Wertebindung des Traditionsverständnisses, erklärte Generalinspekteur Carsten Breuer.
Die Ergänzenden Hinweise zu den Richtlinien zum Traditionsverständnis und zur Traditionspflege der Bundeswehr wurden am 12. Juli vom Abteilungsleiter Einsatzbereitschaft und Unterstützung Streitkräfte im Verteidigungsministerium, Generalleutnant Kai Rohrschneider, unterzeichnet. Es gehe dabei um eine Klarstellung zur Auslegung des Traditionserlasses, hatte Rohrschneider das Dokument begründet. Maßgeblich sei die Frage, wie der in dem Erlass genannte Wertemaßstab auszulegen sei, ebenso wie der Spielraum für traditionsstiftende Beispiele militärischer Exzellenz auch außerhalb der bundeswehreigenen Geschichte.
In einem Rundschreiben vom (heutigen) Mittwoch erklärte der Generalinspekteur, diese Regelung sei aufgehoben:
Die ergänzenden Hinweise haben Zweifel an der Wertebindung des Traditionsverständnisses der Bundeswehr aufkommen lassen. Um diese auszuräumen und ein klares Bekenntnis zu den zentralen Bezugspunkten des Traditionsverständnisses, den Festlegungen zu
traditionswürdigem Verhalten und der Verpflichtung der Bundeswehr auf die freiheitlichen und demokratischen Zielsetzungen der Bundesrepublik Deutschland zu unterstreichen, haben wir entschieden, die Ergänzenden Hinweise mit sofortiger Wirkung außer Kraft zu setzen.
Der Traditionserlass aus dem Jahr 2018 ist unverändert gültig.
Für Traditionswürdigkeit in der Bundeswehr waren, sind und bleiben Wertebindung und das klare Bekenntnis zur freiheitlichen und demokratischen Grundordnung zwingend. Nur auf Grundlage dieser Wertebindung, die sich nicht allein auf professionelles Können im Gefecht reduziert, kann soldatisches Selbstverständnis sinn- und traditionsstiftend sein. Ich bitte Sie, dies auch weiterhin für die Traditionspflege in Ihren Verantwortungsbereichen umzusetzen.
Die neue Lage erläuterte der stellvertretende Ministeriumssprecher Oberst Arne Collatz in der Bundespressekonferenz:
Ergänzung: Die Aussagen im Transkript:
Collatz: Ich möchte einen Gesprächsfaden vom letzten Montag aufgreifen und Ihnen Entwicklungen zur Kenntnis geben.
Am Montag haben wir uns über die ergänzenden Hinweise zum Traditionserlass der Bundeswehr unterhalten. Auf Ihre Fragen hin habe ich Ihnen bestätigt, dass ein Abteilungsleiter im BMVg ergänzende Hinweise herausgegeben und mit dem Ziel, für mehr Verhaltenssicherheit zu sorgen, Bezüge hergestellt hat, die sich in der Rückschau nicht als förderlich herausgestellt haben.
Die Gesamtdebatte hat dazu geführt, dass wir uns die Formulierung noch einmal angeschaut haben und sie vom Markt nehmen. Das heißt, die ergänzenden Hinweise werden zurückgenommen, weil sie insgesamt Zweifel am Grundsatz des Traditionserlasses von 2018 haben aufkommen lassen, der für ein klares Bekenntnis der Bundeswehr zu Demokratie und Rechtsstaat steht – eben ohne Bezüge zu Wehrmachtszeiten. Es muss immer klar sein, dass die Tradition der Bundeswehr, der Kern der Erinnerungskultur der Bundeswehr, Bestandteil des werteorientierten Selbstverständnisses und damit auch unserer Unternehmenskultur, wenn man das so sagen möchte, ist und letztlich ihre Verankerung in der Gesellschaft festigt.
Im Ergebnis wurden die ergänzenden Hinweise heute außer Kraft gesetzt, und wir hoffen, damit für Eindeutigkeit und Verhaltenssicherheit gesorgt zu haben.
Frage: Ist jetzt nur die Erklärung vom Markt, oder ist auch die Erweiterung des Traditionserlasses davon betroffen? Sie sah oder sieht ja, soweit sie noch gilt, im Kern vor, dass auch frühere Wehrmachtsangehörige, die dann in der Bundeswehr, wenn man so will, Aufbauarbeit leisteten, traditionswürdig seien. Gilt dieser Inhalt nach wie vor?
Collatz: Die gesamten ergänzenden Hinweise inklusive der Anlagen, die ja veröffentlicht wurden, wurden außer Kraft gesetzt. Der Traditionserlass von 2018 gilt unverändert in der erlassenen Form weiter fort. Die ergänzenden Hinweise sind in Gänze außer Kraft gesetzt.
Zusatzfrage: Bedeutet das, die Erweiterung der Traditionswürdigkeit auf ehemalige Wehrmachtsangehörige, die dann in der Bundeswehr Aufbauarbeit geleistet haben – ich glaube, es waren etwa 40 000 -, gibt es als inhaltliche Substanz nicht mehr?
Collatz: Sie war in der Deutlichkeit, wie Sie das jetzt sagen, ja auch nicht angedacht. Ich habe am Montag versucht, das zu erläutern. Nur die militärische Exzellenz, unter Beweis gestellt im Zweiten Weltkrieg, reicht eben nicht aus und hat nie ausgereicht, um traditionswürdig im Sinne des Traditionserlasses zu sein. Dazu gehören andere Dinge, die Werteorientierung und auch den Einsatz für Demokratie und Rechtsstaat deutlich machen. Das gilt weiter fort.
Daran sind aufgrund der Formulierung in den ergänzenden Hinweisen Zweifel aufgekommen. Das bedauern wir sehr und nehmen sie deswegen vom Markt.
Manchmal hilft bei der Suche nach der Bundeswehr der Zukunft, der Haltung eines deutschen Soldaten und das Licht der Tradition in die er sich stellt, aus welchen Werten und Grundsätzen er Gebot zum Handeln ableitet, was Ihn daher beeindruckt, der Blick ins Hier und Jetzt:
Merkposten: Freuding zur Ukraine-Lage
https://augengeradeaus.net/2024/08/merkposten-freuding-zur-ukraine-lage/#comments
Es ist ja mittlerweile eine Tugend geworden, vom einen ins andere Extrem zu wechseln.
Früher gab es den Mythos der „sauberen Wehrmacht“, heute waren „alle Verbrecher“. Von 18 Millionen Soldaten der Wehrmacht sollen 500.000 an (Kriegs-) Verbrechen beteiligt gewesen sein, so das Fazit von „die Wehrmacht, eine Bilanz“.
In der Geschichtswissenschaft gibt es da auch zwei Pole, Söhnke Neitzel auf der einen und Frau de Libero auf der anderen Seite, die sich durch eine besonders resolute Haltung auszeichnet.
Die Bundeswehr wird immer tiefer ins Bündnis integriert – das verkrampfte Verhältnis zur Wehrmacht kann bei den Verbündeten so gut wie niemand nachvollziehen. Dass die Wehrmacht einem verbrecherischen Regime gedient hat, ist dort ebenfalls bekannt, ihre Soldaten jedoch, aus der „Gnade der späten Geburt“ heraus, unterschiedslos herabzuwürdigen, das findet dort allem Anschein nach wenig Verständnis. Mittlerweile gilt ja nicht mehr nur die Wehrmacht, sondern auch die kaiserliche Armee als problematisch.
Da trifft dann Politik auf Wirklichkeit, denn nicht jeder will es einfach so hinnehmen, dass sein (Groß-) Vater ein Verbrecher gewesen sein soll – selbst, wenn der sich nichts zu Schulden hat kommen lassen, außer, dass er seine Pflicht getan und seinem Land gedient hat – ohne es sich aussuchen zu können. Der Vorgang Mölders (und auch Lent) war diesbezüglich besonders bemerkenswert.
[Ich hab’s schon mal angemerkt, gerne noch mal: Das Vermischen von „Opa war kein Kriegsverbrecher“ mit der Debatte über bestimmte Personen wie Mölders oder Lent ist für die Diskussion hier wenig hilfreich – und den meisten ist klar, dass es gar nicht darum geht. T.W.]
Nun ja, das ganze ist ja de facto nicht mehr als das erneute Aufflackern zweier Lager in der alten Frage der soldatischen Identität und des sie begründenden Traditionsverständnisses der Bundeswehr. Im Kontext innerer Führung (sowie politischer Bildung bzw. Persönlichkeitsbildung mit ihren Säulen) war es doch recht klar, dass es vor dem Hintergrund der Slogans von „Kriegstüchtigkeit“ und „Siegfähigkeit“ gewisse Friktionen der beteiligten Personen und ihrer Dienststellen geben wird. Mich persönlich hat Rohrschneider schon überrascht, dass er zum Ende seiner Zeit im Ministerium dieses Hornissennest „Tradition“ volley ins Spielfeld bringt. Und die Auseinandersetzungen mit ZMSBw bzw ZInFü sind ja auch nichts neues – weder auf persönlicher Ebene noch auf institutioneller Ebene, wo die Beharkungen, Kränkungen und Sticheleien seit den 70ern gefühlt zur DNA bestimmter Dienststellen und Personen gehören.
Der aktuelle Dissens schwärt ja auch mindestens seit 2014 in der Community und hat jetzt die etwas größere Öffentlichkeit gefunden. Mich verblüffen die deutlichen Worte des GI und auch der Spin, der daraus entsteht. Irritiert hatte mich damals schon die Veröffentlichung an einem Freitag Nachmittag (ist ja gute alte Tradition bei etwas diffizileren Vorgängen, Weisungen und Erlassen im BMVg ;-) ) im Paket mit anderen Papieren.
Und nein, das Framing war nicht nur Radio Moskau und Genossen, sondern es gab auch – Urlaubs- und Eventbedingt etwas weniger auf X als sonst – Geraune in der Sipo-Community.
Alles was mit Tradition zu tun hat ist halt strategische Kommunikation. Den oder die Soldat*in in der Schlammzone ist der Name der Kaserne oder des Gebäudes oder auch des Begründers einer Waffengattung ziemlich nachrangig, auch wenn es eine durchaus laute Minderheit gibt, die es anders sieht. Im Alltag ist Mat und Pers wichtiger zur Erfüllung des Auftrags (so der bekannt ist und verstanden wird).
Aber es ist wichtig für die Identität und Stiftung von Sinn und letztlich auch die nachgelagerten Symbole, Riten und Artefakte. Es geht immer um eine Frage der soldatischen Identität. Es geht darum, wer wir als Bundeswehr im Verhältnis zur Welt um uns herum sind. Und auf dieser Metaebene ist der Diskurs eminent wichtig, denn er beeinflusst unterschwellig wie nachgelagert das Verhältnis Bundeswehr zur Gesellschaft und anders herum. Soldat*innen sind Gewaltakteure und (zwar mit anderen, aber doch herausgehoben) das Rückgrat eines Staates und wichtiges Instrument zur Erreichung politischer Ziele.
Es geht halt um mehr als nur Geld oder geiles Großgerät – es geht um den Willen zu Dienen und die Bereitschaft sich zu opfern, ja letztlich zu sterben. Und dafür brauche ich in jeder Gesellschaftsform, aber in einer pluralen und liberalen Demokratie besonders, Vorbilder. Und da schließt sich der Kreis. Es ist halt nicht nur eine militärhistorische bzw. militärsoziologische Diskussion, sondern mehr. Man ist grad einer Versuchung erlegen (Sönke Neitzel wurde ja schon angesprochen), aber der eigentliche Streit um Militärtugenden und Militarismus bzw. Militarisierung und zivil-militärische Neuausrichtung/Justierung geht auf allen Ebenen weiter.
AlterOlt sagt am 15.08.2024 um 20:03 Uhr
….“ @Peter Sickert Zur Ihre Suada: Blank war Oberleutnant“
Richtig ist, er war Oberleutnant, Danke für die Richtigstellung meines Schreibfehlers.
Suada also.
Es war zu erwarten, das man sich abwertend äußert, wenn man gegen Nazi- und Wehrmachtstendenzen in der Bundeswehr ist und dies ausführlich begründet.
Die meisten Soldaten halten Abstand zur Wehrmacht als Instrument Hitlers und zu Rechtsextremen, aber es gibt ersaunlich viele aktive und pensionierte Wehrmachtsverehrer und leider auch immer wieder braune Hotspots.
Unter dem Deckmantel von Kriegstauglichkeit und Siegtauglichkeit kommt sie nun wieder die Sehnsucht nach Wehrmachtsidealen wie Ehre, Treue zum Vaterland und Stärke. Angeblich unpolitisch und reine soldatische Pflicht.
Gerne ersetzt man die notwendige Verteidigungsbereitschaft und die dafür notwendige Einsatzbereitschaft durch markige Worte, ohne jedoch die materiellen und personellen Grundlagen zu schaffen. DAS ist doch eigentlich Auftrag und nicht, das was hier diskutiert wird.
Das Bild der Wehrmacht hat sich in den Jahrzehnten seit dem Kriegsende nie wirklich gewandelt. So schaffte es Teile der ehemaligen Wehrmachtsführung, also jene die dort gedient hatten, in den Nachkriegsjahren ihre Rolle im Angriffskrieg kleinzureden, die eigene Verantwortung auf andere (z.B. den Apparat der NSDAP) abzuwälzen oder sich auf Sachzwänge bzw. vermeintlich moralische Werte (Eid auf Adolf Hitler) zu berufen.
Rehabilitierung der Wehrmacht wurde immer wieder versucht. Zeitgleich wollte man einen Schleier des Vergessens über Verbrechen und Schuld legen. Man schuf den untadeligen Krieger, tapfer und ein williges Werkzeug.
Erinnern wir uns. Generalmajor Johann Adolf Graf von Kielmannsegg in der vom Verteidigungsministerium herausgegebenen Zeitschrift „Truppenpraxis“:
„Auf die Kriegstüchtigkeit der Bundeswehr hin ist also alles auszurichten, Ausbildung, Ausrüstung und Struktur. Ethos, Erziehung, Sinnvermittlung und Motivation müssen sie mit einschließen.“
Dann 2004. Mit der Ausrichtung der Bundeswehr in eine „Armee im Einsatz“ rückte die Wehrmacht erneut als ein mögliches Vorbild in das Blickfeld einer nicht bekannten Anzahl von Bundeswehrsoldaten. Auch die militärische Spitze blies in das Horn der Wehrmacht: Der ehemalige Inspekteur des deutschen Heeres, Generalmajor Hans-Otto Budde, exponierte sich öffentlich als Verfechter eines neuen Kämpferkults, als vor seinem Amtsantritt als Inspekteur des Heeres, sich in der Zeitung die Welt im Jahr 2004 für einen neuen – oder besser den alten – Soldatentypus aussprach: „…. Wir brauchen den archaischen Kämpfer, und den, der den High-Tech-Krieg führen kann.“
Die dann folgenden Rufe aus dem Einsatz klangen bedenklich. Zum Beispiel. Der Staatsbürger in Uniform, wird zu sehr mythisiert und die Innere Führung hat keinen Beitrag zur Steigerung der Kampfkraft.
Über die versuchte Wende des Jahres 2024 ist hier im Faden genug zu lesen.
Das dies alles unbemerkt an General Freuding (dem wortreichen Verehrer von „Kriegstauglichkeit und Siegtauglichkeit“, schon als BrigKdr) vorbeiging, das glauben nur Naive. Im BMVg ist doch klar, das der Minister nahezu alles ungeprüft vorliest, was Freuding ihm aufschreibt. Ein Admiral: „Der Minister frisst Freuding aus der Hand!“
Gibt es nicht noch einen GenInsp, der angeblich nicht wusste, was in seinem Haus passiert? Jemand der sich nun selbst Reinwaschen möchte? „Ich kann ja nichts dafür, bin nur GenInsp!“
Wenn man jetzt mal die Dinge zusammenführt, ist es ein erneuter Versuch gewesen, endlich die Wehrmacht reinzuwaschen und einen Kriegerkult zu schaffen.
Nun, für manche ist es Suada. Manche warten auf Ihre Zeit.
Bezüglich des Kasernennamens bin ich bei Ihnen, den Rest möchte ich aus meiner Erfahrung nicht vorbehaltslos unterschreiben. Auch bin ich mir nicht sicher, ob es wirklich nur eine Minderheit ist, die da lautstark sein soll. Es gibt, wie später von Ihnen beschrieben, durchaus die Suche nach Vorbildern und wo keine existieren, werden eben welche gesucht – was dann ggf. zu „Wehrmachtsgemälden“ in UffzKellern führt. Allein diese Tatsache sollte zu denken geben, denn wenn die Bundeswehr tatsächlich schon so viele eigene Traditionen hat, würde dieses Verhalten ausbleiben.
Ich hatte es gestern schon geschrieben: Anstatt mal stichhaltige Vorschläge zu machen (so wie Gen Rohrschneider es versuchte), um evtl. mal eine Brücke zu bauen, verfallen wir unverändert reflexartig wieder in Maximalforderungen und Staatsbürgerkunde und definieren auf teils zweifelhaftem, akademischen Niveau nur, was alles auf gar keinen Fall geht. Es darf bezweifelt werden, ob dies hilfreich ist…
Ich fühle mich getäuscht.
Angeblich hatte ein Abteilungsleiter den Vorgang im Alleingang erstellt und am 12. Juli an einen breiten Verteiler im Ministerium und innerhalb der Truppe verschickt. BMVg wurde offenbar erst auf die Brisanz des Papiers aufmerksam, als die Presse, Schwerpunkt TAZ vor einer Woche darüber berichtete und weitere Nachfragen auslöste.
Glaubt das jemand?
Grundsätzliche Vorgänge zum Traditionserlass waren und sind immer für den Ministerr elevant. In der Neuordnung des BMVg gehen solch wichtigen Vorgänge über den Planungsstab, denn dieser koordiniert Leitungsebene und Abteilungen des BMVg.
Im BMVg geht ansonsten so gut wie nichts im Alleingang. General Freuding ist bekannt für Micromanagement. Er lebt täglich ein Führungsverhalten, das von sehr starker Detailorientierung, Kontrolle und geringem Vertrauen geprägt ist. Im BMVg tobt seit Wochen der Kampf der Giganten. Abteilungsleiter gegeneinander. Planungsstab gegen Abteilungsleiter und umgekehrt. Oft geht es um Kleinigkeiten, oft ist es persönlich. Wenn etwas nicht passt, für Freuding ist die Tür des Ministers immer offen, für Parteikollegen von Pistorius auch. Nasenfaktor spielt eine erhebliche Rolle.
Also, die Ergänzung zum Traditionserlass hat mal eben so das Haus verlassen? Damit kann man Unkundige täuschen. Doch niemand in der Bundeswehr und dem BMVg selbst. Die Reaktion des Ministers, des GI im Nachgang sind schon zu einer Lachnummer geworden. Es reiht sich ein in Pleiten, Pech und Pannen des Ankündigungsministers Pistorius.
Soldaten und Beamte der Bundeswehr und im BMVg sind zur Wahrheit verpflichtet, Desinformationen sind unzulässig. Daher hoffe ich, das dort jemand nachfragt, nachfasst.
Militärische Exzellenz, z.B. Truppenführung wurde vielfach genannt.
Wie wäre es endlich mal mit militärischer Exzellenz und Guter Führung im und aus dem Hause BMVg?
BMVg schafft schon eigene Negativ-Tradition, Schlechte Planung, Führung und Kommunikation, miese Stimmung im Hause bis hin zur Verschleirung von gravierenden Mängeln in der Führung der Bundeswehr.
Vertrauen in die Führung gelingt so nicht.
@AlterOlt
„Zu Wrede. Was erwarten Sie von einem Aristokraten? Im Jahr 1812…“
Bitte stets zwischen Geschichte und Traditionspflege unterscheiden!
Am 6. November 2023 führte ich ein Gespräch mit einem Vertreter der Lackschuh-Etage. Es ging wie immer um die Traditionspflege in der Bundeswehr, namentlich um die „Fürst-Wrede-Kaserne“ in München. Ich machte meinem Gegenüber klar, dass in der Fachstudie des ZMSBw Potsdam (Stand: 15. September 2015) ein entscheidender Passus fehlt. Dessen Entgegnung: Das interessiert doch keinen! Wissen Sie, ich lese das Zeug nicht. – Als ich ihn auf seine dienstlichen Obliegenheiten hinwies, war das Gespräch beendet.
In einer historischen Perspektive kann ich nachvollziehen, dass Fürst Wrede auch an der russischen Front nicht auf eine gehobene Lebensweise verzichtete. Das 13-teilige Reiseservice bestand aus einer Speiseplatte, Vorlegebesteck (Fleischgabel und –messer), einem Esslöffel, einem Dessertlöffel, einer Gabel, zwei kleinen Glaskaraffen mit Verschlüssen, einem beidseitigen Eierbecher sowie einer Dose, die vermutlich der Aufbewahrung von Gewürzen diente. Das Reiseservice verdeutlicht den repräsentativen Lebensstil der adeligen Oberschicht, zu der sich auch die militärische Elite zählte. So war es einem bayerischen General der Kavallerie erlaubt, zwei Rüstwagen, einen Küchenwagen, einen Reisewagen sowie ganze 35 Reit- und 21 Packpferde ins Feld mitzunehmen. Auch ein Reiseservice gehörte zur Grundausstattung.
Meine einfältige Anfrage lautet: Wieso eigentlich soll der nunmehr kriegstüchtigen Bundeswehr jener Fürst Wrede als vermeintlich sinnstiftendes und angeblich identitätsbildendes Vorbild präsentiert werden?
Als das NS-Regime in den Jahren 1936-39 für die künftigen Angriffs- und Vernichtungskriege aufrüstete, wurden im Reichsgebiet etwa 200 neue Kasernen gebaut. Es wurde auch ideologisch aufgerüstet. In einer regelrechten Traditionsoffensive wurden diese neuen Liegenschaften nach den Helden und Schlachten des Ersten Weltkrieges benannt. Die bekanntesten Namen waren Hindenburg, Ludendorff, Tirpitz, Mackensen, Lettow-Vorbeck, Krafft von Dellmensingen, Emmich, Mudra sowie die Schlachtorte Tannenberg, Lüttich und Cambrai. Auch die drei „leuchtenden Sterne am Fliegerhimmel“, die Kampfpiloten Boelcke, Immelmann und Richthofen, wurden zu traditionsstiftenden Vorbildern erhoben. Denn angesichts der grauenvollen Verluste der Infanterie im Kriegsjahr 1916 hatte die Kriegspropaganda den Blick nach oben zu den unbesiegten Fliegerhelden gelenkt.
General Josef Kammhuber, der damalige Inspekteur der Luftwaffe, hielt am 21. April 1961, als Ärmelbänder an die ersten drei Traditionsverbände der Luftwaffe verliehen wurden, in Ahlhorn eine sinnstiftende Rede. Hier Auszüge: „Was bedeuten uns heute noch diese Namen [Boelcke, Immelmann und Richthofen, NN]? Was bedeutet Tradition überhaupt? Tradition ist die Anknüpfung der Gegenwart an die Vergangenheit, ist die Verbindung der auch in der Gegenwart und in der überschaubaren Zukunft gültigen Werte an Vorbildern der Vergangenheit, denen nachzueifern des Schweißes der Edlen wert ist. (…) Die deutsche Luftwaffe braucht solche Vorbilder, denen nachzueifern für jeden Soldaten eine sittliche Pflicht sein sollte. Ihre vornehmsten Namen sind die des großen Dreigestirns aus dem 1. Weltkrieg. (…) Die besten und modernsten Waffen nützen aber nichts, wenn die Menschen, die sie bedienen sollen, nicht von ihrer Aufgabe überzeugt sind. Der Beruf des Soldaten erfordert daher eine innere Ethik, ein moralisches Streben und ein sittliches Empfinden für die Notwendigkeit der Verteidigungsbereitschaft. (…) Und deshalb ist es wichtig, dass der Soldat hierbei auf Vorbilder schauen kann, auf Vorbilder, die diese sittlichen Ideale in höchster Vollendung bereits in schwerer Zeit vorgelebt haben, und die für sie ihr Leben hingaben.“
Tradition ist die Weitergabe von gleichbleibenden Werten und Normen, die als vorbildhaft und nachahmenswert erachtet und von Generation zu Generation weitergegeben werden. Durch die Tradition werden Vergangenheit und Gegenwart sowie die einzelnen Generationen miteinander verbunden.
„Handwerkliches Können“ reicht nicht aus, sinn- und traditionsstiftend zu sein. Denn Soldat zu sein ist ein dienender Beruf im Doppelsinn dieser Worte – es braucht professionelle Fähigkeiten,deren letztgültiger Maßstab der Dienst am Gemeinwohl ist. Unsere Bundeswehr dient also nur der Verteidigung (!!) der demokratischen Werte. Aber wenn das nicht einmal 3 und 4 Sterne Generale richtig verstehen, wo soll es hinführen? Bitte nie zur Kriegshysterie im Sinne der Wehrmacht! Es scheint da gibt es bei einigen versteckte Wünsche, denn sonst wäre so etwas nicht passiert.
Vorbilder fordern zur Identifikation wie zur Reflexion heraus.
Das ist im Wesentlichen bekannt. Da gab und gibt es nichts zu rütteln.
Was sollte also der Unsinn einer Neuregelung zum Umgang der Bundeswehr mit ihrem historischen Erbe der Wehrmacht?
Kann man da nicht mehr vermuten?
„Siegfähigkeit“ der Wehrmacht, raus aus der Schmuddelecke? Siegfähigkeit der Bundeswehr im neuen Gewand?
Immer wenn hier von der Aufopferung von Soldaten und dem Sterben für das Vaterland geschrieben wird frage ich mich wen diese Personen anzusprechen versuchen. Um den einfachen Soldaten kann es nicht gehen, der hat mit den „traditionsstiftenden“ hohen Offizieren der Papiere nichts am Hut. Dem geht es um seinem Kameraden neben ihm und seine Familie zu Hause. Der braucht nicht viel mehr an Tradition, erst Recht keine Wehrmacht wenn der Schützengraben erwartungsgemäß „bunt“ ist.
Offenbar geht es da eher um die Gruppe, die dem Sterben aus sicherer Entfernung zuschaut und deren Selbstheroisierung. Sehr bedenklich, dass nicht mehr Fokus auf Üben überlegener Taktiken gelegt wird, anstelle der Glorifizierung der aus der eigenen Taktik resultierenden Verluste einfacher Soldaten. Klar gehört das zu den Aufgaben des mil Fphrers das unvermeidliche auszuhalten und damit zu arbeiten aber es ist nichtin erfolgreichen moderne Armeen wesenprägend aber wenn man hier die Kommentare liest drängt sich der Eindruck auf einige könnten es gar nicht abwarten das wieder so heroisch wie in der Wehrmacht gestorben wird auf Kommando. Na dann mal viel Glück damit am Markt (und auf dem Feld, hat sich ja super bewährt die Haltung).
Ich greife den Gedanken eines Versuches auf, das Wehrmachtsbild unter dem Deckmantel der Kriegstüchtigkeit zu relativieren.
Vermutlich fanden die Verantwortlichen den Zeitpunkt als günstig. Russische Bedrohung und Kriege in der Welt.
Da hat man halt mal einen Versuchsballon steigen lassen.
Es kommt nun darauf an, die Hintergründe aufzuklären und sich nicht mit den teils abenteuerlichen Erklärungen der Führung des Hauses BMVg abspeisen zu lassen.
Ein BMVg, selbst sehr weit weg von Kriegstauglich. BMVg Bürokratie ist über die Jahre zu einer geld- und zeitfressenden Krake gewachsen, die permanent die Bundeswehr im bürokratischen Würgegriff hält. Mikromanagement statt „Führen mit Auftrag“ Absicherungsdenken, fehlendes Rückgrat in der Referats- und Abteilungsleiterebene, und Sorge um die eigene Karriere statt Mut zu Flexibilität und einem verantwortungsvollen Umgang mit Fehlern unter dem gerne verwendeten Begriff „Fehlerkultur“.
Bis auf die kleinste Ebene wird dort durchregiert und entschieden. Absicherung ist das Primat von Verwaltungshandeln geworden.
Aber die in Rede stehenden Ergänzungen hat vorher keiner gesehen? Niemand vom Machtzirkel des Verteidigungsministers Pistorius, niemand von seinen treuen Weggefährten aus Niedersachsen, seinen ins Haus geholten SPD-Parteisoldaten? Nicht mal sein medial so präsenter General Dr. Freuding als Spinne im Netz?
Plötzlich haben ein wackerer Referatsleiter, ein eigenständig agierender Abteilungsleiter versucht, das seit 2018 klar geregelte demokratische Traditionsverständnis der Bundeswehr in Teilen zu kippen? Wo sonst selbst die Besucherregelung durch die Spitze des Hause zu zeichnen ist?
Lügen waren wohl schon immer ein Teil politischer Kommunikation. Wenn allerdings solche politischen Fehler vertuscht, geleugnet, abgestritten werden, schadet dies der Demokratie. Das erfordert Aufklärung.
VEREMUNDO sagt: 16.08.2024 um 9:15 Uhr ………
Bei aller Gelahrtheit und Belesenheit:
1812, 1848 0der 1940 oder 1961 oder….: Referre annum !
(Fuer mich sind alle hoeheren Offiziere der Wehrmacht seit August 1940 (Vorbereitung Barbarossa) als Vorbilder oder Beispiele nicht tragbar.)
Ich bin es schon seit Jahren leid, dass in der Bundeswehr die Wehrmacht unreflektiert für ihre Tugend respektiert wurde. Selbst für die Waffen-SS wurde das schon versucht.
Zum Wesentlichen, jetzt, wo es darauf ankommt, ist die Bundeswehr nicht einsatzbereit.
Als Ersatz für fehlende Kriegstüchtigkeit holt man dann Verdienste von Nazi-Generalen und Offizieren aus der Mottenkiste.
Ehre und Pflichterfüllung als Codes militärischer Tugend scheinen jenen zu fehlen, die die Verantwortung für den aktuellen Zustand der Bundeswehr tragen.
Da idealisiert man lieber das Bild des Soldaten und der Wehrmacht als Verteidiger der im Kampf geeinten Volksgemeinschaft gegen den Russen.
Es ist absolut fragwürdig das vorbehaltlose Kämpfen für das faschistische Regime – ohne dem Kreis des Widerstands später angehört zu haben – mit der geforderten Wertebindung der Bundeswehr in Einklang zu bringen.
Wer im Jahr 2024 meint, das Handeln eines Wehrmachtsangehörigen vor 1945, der bis zum Ende dem verbrecherischen und menschenverachtenden NS-Regime treu gedient hat, als Vorbild für Tapferkeit/militärische Exzellenz zu benötigen, ist als General der Bundeswehr nicht tragbar
Doch es schien ja von Seiten des BMVg gewünscht worden zu sein. Zumindest hat Generalleutnant Rohrschneider diese mögliche Lesart eröffnet.
Das dies ungestraft durchgeht, das ist die eigentliche Schande.
@ Voodoo: Ich stimme Ihnen in Hinblick auf einzelne Waffengattungen zu, da ist der Aspekt der Sinn- und Identitätsstiftung deutlich höher. Das gilt sicherlich vor allem bei Fallschirmjägern und Gebirgsjägern mit ihren eigenen Ausprägungen eines soldatischen Traditionsverständnisses, aber auch bei vielen anderen (Traditions-)Verbänden quer durch die Bw. Aber es ist halt auch eine Metadiskussion aus der sich die Beteiligten das herauspicken, was passt.
Vorbilder zu finden ist schon etwas besonderes (auch bei der Bw, die unsägliche Diskussion „warum der eine und nicht der andere?“ bezogen auf Lagenstein/Tholi ist schon unwürdig). Und ansonsten ist eine offene Diskussion um Vorbilder im militärischen Bereich schon schwierig, da halt Jahrzehnte der Mystifizierung sowohl in Deutschland als auch im NATO-Kontext immer noch prägen und prägend sind, ferner die heute Generation der militärischen Spitzendienstgrade ihre militärische Sozialisation in den 80ern und dann als junge Offiziere in den 90ern hatten. Und man darf in dieser Diskussion auch nicht vergessen, dass dieses Feld der Vorbilder und der militärischen Leistungen i.S.v. Kampfkraft und deren Berechnung Jahre bis Jahrzehnte lang seitens des BMVg verweist und verödet war und sich dort teilweise obskure Personen herumgetrieben hatten. Jetzt ist es ein relevantes Thema und sowohl Ministerium als auch relevante Dienststellen (samt beider Unis) sind dort nicht wirklich abgestimmt sprechfähig.
Daher… mich verwundert nicht Rohrschneiders Ergänzung, sondern eher die Art wie es abgeräumt worden ist. So gibt es zum Ende der Sommerpause nochmal richtig interne Action. Außerdem lenkt das ab von anderen, dringlichen (und echt arbeitsreichen) Aufgaben. Leider…
@ Voodoo: Nachtrag zu der „lautstarken Minderheit“. Es gibt in der Tat keine valide Zahlen im Geschäftsbereich des BMVg dazu. Es gab früher mal einzelne Erhebungen dazu, aber keine gepflegten Zeitreihen. Es gibt ein paar einzelstudien und interne Dokumente der Eingaben (was Kasernennamen betrifft) und alte Studien des MGFA sowie vom SOWI. Interesse an einer umfassenden Studie dazu ist mKn eher nicht im BMVg vorhanden. Meine Einschätzung beruht daher auf teils eigenen Forschungsarbeiten dazu und vorliegenden Studien & Arbeitspapieren im Kontext soldatischer Identität. Die Quellenlage dazu ist aber schon reichhaltig, problematisch ist aber dass es meist Reden oder Inputbetrachtungen sind (auf symbolischer Ebene oder durch Artefakte) und nicht auf Wirkungsebene.
Da ist es nun wieder, das Bild der Wehrmacht, die sich insgesamt um eine ritterliche Kampf- und Kriegführung bemüht habe.
Man könnte vermuten, dass man über die verbrecherischen Handlungen der Wehrmacht ausreichend unterrichtet war.
Es ging immer um die Frage, wer die Verantwortung für diesen Völkermord trug. Bei dieser Suche ging die deutsche Gesellschaft, die Politik aber besonders die Bundeswehr oft zu einseitig vor. In der Bundeswehr entstand in diesem Zusammenhang der Mythos von der „sauberen“ Wehrmacht. Bis in die 2010’er Jahre hinein wurde dieser Mythos von der Bundeswehr hartnäckig verteidigt. Mit dem Terminus „saubere“ Wehrmacht sollte nichts anderes ausgedrückt werden, als dass die deutsche Wehrmacht im Russland-Feldzug allein ihrer militärischen Pflicht nachgekommen ist und ritterlich fürs Vaterland gekämpft hat.
Der „schmutzige“ Teil der Feldzüge blieb zu oft außen vor. Für den Völkermord waren ja „ausschließlich die SS- und die Polizeiverbände verantwortlich“.
Krieg, Massenmord, toxische Männlichkeit, Soldatische Tugenden. All das sollte Einzelbeispielen untergeordnet werden?
Einsatzbereitschaft sträflich vernachlässigt. Die Bundeswehr ist ja noch immer sehr begrenzt einsatzfähig aber Wehrmachtsidole sollen es richten? Nun hat man eine neue Benchmark schaffen wollen. Einsatzbereitschaft der Bundeswehr wird künftig durch Parolen in Verbindung mit der Wehrmacht gemessen, besser ersetzt. Statt Ausrüstung, Personal und Ausbildung sendet man Hochglanzbroschüren zur Ritterlichkeit der Wehrmacht, verpackt in Einzelbeispielen.
@Hubert Springer – Wechtli
Zitat: „In der Bundeswehr entstand in diesem Zusammenhang der Mythos von der „sauberen“ Wehrmacht. Bis in die 2010’er Jahre hinein wurde dieser Mythos von der Bundeswehr hartnäckig verteidigt.“
Das ist, gelinde gesagt, eine sehr simplizistische Darstellung der frühen Bundesrepublik…
@VEREMUNDO
Welche historische Persönlichkeit erfüllt denn überhaupt ihre (modernen) Maßstäbe, die Sie an diese Menschen anlegen?
Genau! Keine!
Für Sie scheint Geschichte nur ein Steinbruch zu sein, wo man sich passende Bruchstücke zusammensuchen kann – wie Ihre Zitate.
AlterOlt sagt am 16.08.2024 um 13:35 Uhr
„@Hubert Springer – Wechtli
Zitat: „In der Bundeswehr entstand in diesem Zusammenhang der Mythos von der „sauberen“ Wehrmacht. Bis in die 2010’er Jahre hinein wurde dieser Mythos von der Bundeswehr hartnäckig verteidigt.“
Das ist, gelinde gesagt, eine sehr simplizistische Darstellung der frühen Bundesrepublik…“
simplizistisch – Definition, Bedeutung:
-auf Verständnis vertrauend; offen; gleichberechtigt
-vereinfachend
Vereinfachend kann Wahrheiten verständlich machen und Verleugnungen von den ewig Gestrigen aufzeigen. Seit ihrer Gründung ist die Bundeswehr in mehr als sechs Jahrzehnten einen langen Weg gegangen – weg von Wehrmachtstradition und nur formaler Loyalität zum republikanischen Staat
hin zu einer Armee der demokratisch Engagierten, einer Armee, die nicht nur in einer Demokratie existiert sondern die selbst von Demokraten geformt wird.
Ein beachtlicher Weg, doch wir wissen auch, das die Bundeswehr auf der Suche nach Traditionen manchen Fehler gemacht. Am Anfang steckte noch ganz viel alte Wehrmacht in der neuen Bundeswehr:kriegserfahrene Ausbilder und Generale,
Nazi-Generale, sogar Nazi Fanatiker als Namenspatrone von Kasernen, Schleifermethoden und Gedenkfeiern für Weltkriegseroberungen. Das Durchsetzen der Bundeswehr als bewusste Neugründung demokratischer (!) Streitkräfte in der neuen Bundesrepublik war eine Schlacht für sich, es verstand sich ganz offenbar nicht von selbst. Viele ehemalige Soldaten konnten sich gar nichts anderes vorstellen,als mit einer Wiedergründung an Wehrmachtstraditionen anzuknüpfen. (Es scheint, das diese Gesier noch vorhanden sind,)
Wehrhafte Demokratie und die dazugehörige Rolle der Bundeswehr lassen sich eben nicht mit Wehrmachtsidolen verbinden.
Bei machen Altvorderen ist das offensichtlich noch nicht angekommen.
@Peter Sickert
Zitat: „Das Bild der Wehrmacht hat sich in den Jahrzehnten seit dem Kriegsende nie wirklich gewandelt.“
Wieder eine sehr vereinfachte Darstellung.
Die Militärgeschichte kommt zu anderen Ergeebnissen
@Hubert Springer – Wechtli
Ich benötige keine Vorlesung über die Geschichte der Bw (und der Wehrmacht)
Und keine über Demokratie…
@ AlterOlt 16.08.2024 um 13:35 Uhr
….„@Hubert Springer – Wechtli
Zitat: „In der Bundeswehr entstand in diesem Zusammenhang der Mythos von der „sauberen“ Wehrmacht. Bis in die 2010’er Jahre hinein wurde dieser Mythos von der Bundeswehr hartnäckig verteidigt.“
Das ist, gelinde gesagt, eine sehr simplizistische Darstellung der frühen Bundesrepublik…“….“…
Justiz, Verwaltung, Ministerien; Bundeswehr – die Nazis waren in der frühen Bundesrepublik überall.
Die Frage, wie die deutsche Nachkriegsgesellschaft, wie Politik; Militär und Justiz auf die Verbrechen des Nationalsozialismus reagierten und wie man mit den Tätern verfuhr, kann man offensichtlich immer noch auf verschiedene Weise adressieren.
Die Frage ist schon zulässig, wie stark und wie lange brauner Geist Politik, Verteidigung, Gesetzgebung beeinflusst hat. Konkret, ob und wo es gar eine versteckte Nazi-Nostalgiewelle gab.
Es wäre simplizistisch, bei der Aufbereitung stehen zu bleiben.
@AlterOlt
Gerne beantworte ich Ihre Anfrage: „ Welche historische Persönlichkeit erfüllt denn überhaupt ihre (modernen) Maßstäbe, die Sie an diese Menschen anlegen?“
1. General Wolfgang Altenburg war ein ehemaliger Marinehelfer auf Helgoland. Seine Wahl zum Chairman NATO Military Committee, und damit zum höchsten Soldaten der NATO im Jahr 1986, markierte den Höhepunkt seiner außergewöhnlichen militärischen Laufbahn. Er übte er das Amt des Generalinspekteurs der Bundeswehr von 1983 bis 1986 aus. Dem ehemaligen Marinehelfer Altenburg gebührt uneingeschränkte Anerkennung; denn General Altenburg nahm auf der Insel Helgoland Abschied von der Bundeswehr. Von 1986 bis 1989 war er der Vorsitzende des Militärausschusses der NATO.
2. Annedore Leber: Im Blick auf die Soldatinnen in der Bundeswehr soll der Deutsche Bundestag die Anregung an das Bundesministerium der Verteidigung weitergeben, die „Julius-Leber-Kaserne“ in Berlin-Wedding neu zu benennen in „Annedore-und-Julius-Leber-Kaserne“.
3. Andreas Baron von Mirbach (* 9. April 1931 in Riga; † 24. April 1975 in Stockholm) war ein deutscher Oberstleutnant des Heeres der Bundeswehr und Verteidigungsattaché an der Deutschen Botschaft Stockholm. Bei der Geiselnahme in der Botschaft im April 1975 wurde er von Terroristen der Rote Armee Fraktion (RAF) ermordet; er wurde durch einen der Geiselattentäter aus unmittelbarer Nähe von hinten mit fünf Schüssen in Kopf, Rücken, Becken und Beine niedergeschossen und mit dem Kopf voran die Treppe heruntergeworfen. Erst eine Stunde später durften zwei bis auf die Unterhosen entkleidete schwedische Polizisten Mirbach bergen, der zwei Stunden später, nach einer Operation in der Universitätsklinik von Stockholm, verstarb. Andreas von Mirbach stammt aus dem Baltikum; er opferte sein Leben für die Grundwerte Recht, Freiheit und die Würde des Menschen.
4. Major Thomas Tholi war ein Soldat, der durch außerordentliche Pflichterfüllung herausragte. Er verfügte über große Einsatzerfahrung. Er diente mehr als 500 Tage im Auslandseinsatz: 2003 in Bosnien-Herzegowina, 2006 und 2009 in Afghanistan. Im Februar 2011 ging er wieder in den Einsatz nach Afghanistan. Wie schon 2006 diente er erneut an der Seite von Generalmajor Kneip als einer seiner engsten Mitarbeiter. Am 28. März 2018 wurde in Hannover die Emmich-Cambrai-Kaserne in Hauptfeldwebel-Lagenstein-Kaserne umbenannt. Major Thomas Tholi wurde an jenem Tag mit Nichtbeachtung übergangen. Es ist an der Zeit, Tholi in seiner Geburtsstadt Koblenz durch die Umbenennung der historisch äußerst bedenklichen Benennung „Von-Kuhl-Straße“ öffentlich zu ehren!
Eine wesentliche Feststellung des Traditionserlasses von 2018 ist, dass die Geschichte der Bundeswehr vielfältige Ereignisse und Personen hervorgebracht hat, die sich zur Traditionsstiftung eignen.
Deshalb wären das BMVg bzw. jener Abteilungsleiter im BMVg besser beraten gewesen, in den Ergänzungen Beispiele aus diesem historischen Zeitraum zu generieren. Ich gebe aber zu, dass ein solcher Ansatz herausfordernder gewesen wäre als der gewählte, weil die Bundeswehr, ihre Leistungen, Leistungsträger und dienstgradunabhängigen Eliten wenig öffentliche und wissenschaftliche Aufmerksamkeit erfahren.
Die Bundeswehr ringt mit ihrer Erinnerungskultur. Ihre Gründergeneration muss dabei eine Rolle spielen – auch, wenn es Angehörige der Wehrmacht waren. „Denn der Soldatenberuf ist ein besonderer“, meint der Militärhistoriker Sönke Neitzel.
In „Deutsche Krieger“ hatte Neitzel sich unmissverständlich zum Thema geäußert.
Mehr bei Welt (+).
@ AlterOlt sagt am
16.08.2024 um 14:31 Uhr
„@Hubert Springer – Wechtli
Ich benötige keine Vorlesung über die Geschichte der Bw (und der Wehrmacht)
Und keine über Demokratie…“
Dann unterlassen Sie doch bitte Bewertungen wie „Das ist, gelinde gesagt, eine sehr simplizistische Darstellung der frühen Bundesrepublik“
Hier geht es um Austausch von Meinungen, Erfahrungen und Ansichten. Kurz hingworfene Anwürfe bringen nicht weiter.
Ich denke damit ist es nun sicher beendet, zumal ja bei gereizt klingenden Kurzmails die Gefahr von persönlichen Angriffen mitschwingt.
So, so Tradition.
Aufregung über die Bundeswehr ist in der deutschen Medienlandschaft an und für sich nichts Ungewöhnliches.
Wieder einmal stehen Verteidigung und Einsatzbereitschaft nicht im Mittelpunkt, nein, wieder mal Tradition.
Für Soldaten hat jedoch Einsatzbereitschaft Vorrang. Sie wissen, dass Mängel Leben kosten.
Also bitte darum kümmern, liebes BMVg.
Der Auftrag zur umfassenden LV/BV gemäß GG kann nicht erfüllt werden.
Davon ist die Bundeswehr Lichtjahre entfernt.
Das ist ein schwerwiegenden Versagen der politisch und militärisch Verantwortlichen des BMVg und der Bundeswehr.
Doch was geschieht, Papiere zur Tradition werden erstellt.
@Paradox77
Das wäre eine meiner Frage gewesen – gibt es eigentlich valide Daten zum Thema, die abseits von Emotionen mal einen Ankerpunkt bilden könnten. Danke für Ihre Ausführungen!
@VEREMUNDO
Mit Verlaub, es ist schön, dass Sie persönlich diese vier Persönlichkeiten als tauglich empfinden, ich darf Ihnen aber entgegnen, dass nicht eine davon in ein Szenario wie LV/BV passt, geschweige denn gehört. Welche Tugenden oder Vergleichbares sollen hier abgeleitet werden, dass jemand sein Leben verlor? „Dolce et decorum…“ reloaded? Siehe @Paradox77, etwas unwürdig dieser Ansatz.
Ebenso überraschte es mich, dass gerade Sie für eine Begründung den „Nazi-General“ Kammhuber bemühen, der sicher ebenfalls keine blütenreine Weste im Sinne ihrer Maßstäbe hatte. Zudem bleiben Sie die Antwort schuldig, was uns seine Rede denn heutzutage sagen soll. Sie waren zudem, deckungsgleich zum Ministerium, der Meinung, dass militärische Exzellenz allein nicht ausreicht – warum klammern Sie dann jetzt, mit Verweis auf Kammhuber, meine genannten Namensgeber der TaktLwG aus? Was haben Boelcke, Richthofen und Immelmann basierend auf Ihren Kriterien und abseits mil. Exzellenz vorzuweisen, was man dem bundesrepublikanischen Feldwebel oder Leutnant der Luftwaffe heute mitgeben könnte?
Also ich habe vor mehr als 20 Jahren etliche Zeit in der Bundeswehr gedient – als Mannschaftsdienstgrad. Wenn ich hier „Traditionsverständnis“, „Traditionspflege“ und einige Kommentare lese, wundere ich mich doch schon sehr. Da scheint es doch genug Leute zu geben die viel zu viel Zeit und viel zu wenig Aufgaben haben.
Mich hat der Kasernenname nicht interessiert. Ich kann mich auch nicht daran erinnern das „Tradition“ jemals diskutiert wurde. Und hätten Vorgesetzte damit angefangen, hätte ich schön auf Durchzug geschalten. Interessiert mich nicht! Zudem werde ich mich nicht von einem Vorgesetzten politisch schulen lassen.
Wehrmachtsgemälde oder Devotionalien gab es an unserem Standort nicht und es hat auch niemand über „Helden“ irgendeiner früheren Armee geredet. Das war alles kein Thema und wir kamen trotzdem klar. Einmal wurde ein Hakenkreuz in ein Telefonapparat geritzt – der verantwortliche Soldat war politisch eher links und tat das damit das uralte Telefon mal ersetzt wird. Wir lebten im hier und jetzt und mussten aktuelle Aufgaben lösen.
Während mich irgendwelche Traditionserlässe nicht interessiert haben, interessierte mich jedoch mangelnde Ausrüstung, mangelndes Personal, Mängel in der Ausbildung, unsinnige Vorschriften, schlechte Organisation, schlechte Prozesse, oft vollkommen mangelnde Flexibilität, Duckmäusertum u.ä.
Würde ich Chef dieses Vereins sein, würde ich die Leute die mit solchen Nicht-Themen kommen sofort entlassen bzw. nach Hause schicken. Solche Typen werden nicht nur nicht gebraucht, sondern sie verhindern mit ihrer ganzen Art auch das es mal voran geht. Derartige Personen gibt es überall – da hilft nur rigoros totes Fleisch wegzuschneiden. Es müssen mal die Probleme angegangen werden und sich nicht auf solch ein Unsinn konzentriert werden.
Sehr hilfreiche Lebensweisheit: Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe.
Jetzt mal aus der Sicht eines Mannschafters:
diese Unnsinnige debatte von Leuten die glauben das man Extremismus eindämmen kann in dem man handwerkliche Vorbilder durch Ideologische Vorbilder ersetzt stößt bei vielen auf Unverständnis.
Der grund dafür dass untere dienstgrade handwerkliche Vorbilder suchen ist schlicht das sie sich im Alltag hauptsächlich mit dem Handwerk und nicht mit der Politik beschäftigen, da ist dann ein “ Beim Flankenmarsch zur Sudabucht war es noch heißer, das Gelände noch unbequemer und das Gepäck noch schwerer und die Leute haben trotzdem durchgezogen “ einfach zweckmäßiger als zu sagen dass Staufenberg eine Bombe gebaut hat weil er das handeln des regimes nicht mit seinem Gewissen vereinbaren konnte.
Die Verfassungstreue unserer Soldaten steht dabei nicht zur Debatte und wenn doch so wird man das Problem nicht dadurch lösen. Die Übernahme eines handwerklichen Vorbildes bedeutet nicht dass ich auch die NS Ideologie billige oder mich von der InFü abwende. Im Gegenteil bin ich sogar der Ansicht das PolBil einen wesentlichen größeren platz einnehmen sollte als es zz der fall ist. Aber einen Menschen daran zu messen wann er geboren wurde ist genauso absurd wie ihn daran zu messen wo er geboren wurde.
Zum Abschluss noch ein Zitat eines Britischen Kompaniechefs in Afg: Keiner von denen ist wegen Waterloo hier, aber jeder von ihnen kennt dieses Symbol der Tapferkeit und wenn sie kämpfen dann wissen sie welcher Tradition sie folgen werden. (da ich die Aufnahme mit dem original Zitat gerade nicht finde ist es jetzt sehr frei zitiert)
@Veremundo
Pardon, aber Ihre Abhandlungen und die ausführliche Reaktion mit Zitaten und Quellenangaben in Form einer langen Ausführung unter besonderer Berücksichtigung der in Ihrer Arbeit aufgefunden Quellen sprengen langsam schon ein wenig den Rahmen hier.
@T.Wiegold
Ich habe verstanden. Ich verabschiede mich mit dem Schlusswort: Geduld ist der lange Atem der Leidenschaft.
Das aus meiner Sicht abschließende Urteil über die Traditionstauglichkeit der Wehrmacht hat der General Eberbach (führte u.a. 1944 die 5. Panzerarmee an der Westfront) Anfang der 50er Jahre in einem Brief an den Historiker Percy Ernst Schramm formuliert: „Es ist mir klar, dass ich in einigen Augenblicken und in mancher Hinsicht vielleicht überhaupt versagt habe. Ich gestehe mir ein, dass ich den an mich gestellten Anforderungen zum Teil erkenntnismäßig, zum Teil meiner Persönlichkeit nach nicht immer ganz gewachsen war. Vermutlich stehe ich mit dieser Situation nicht ganz allein.“
Dieses Versagen besteht im Kern darin, für ein verbrecherisches Regime den Krieg bis zur völlig sinnfreien Vernichtung der eigenen Truppen und der Zerstörung des Landes weiter geführt zu haben über den Punkt hinaus, an dem die Einsicht über das Regime und die Aussichtlosigkeit des Kampfes vorlagen. Die Alliierten haben uns von den Nazis befreit, die bis zum Schluss von der Wehrmacht verteidigt wurden. Daraus kann kein Vorbild gewachsen sein in dem Sinne, dass dort Orientierung geboten wird für das eigene Verhalten.
Wenn es bei der Vorbildtauglichkeit nur um die rein technische Qualität ginge, könnte man die auch personenunabhängig, eben rein technologisch („Kochrezept“) lehren. Dazu werden keine Wehrmachts-Heroen benötigt. Im Hinblick auf Verantwortung und Haltung taugt die Wehrmacht nicht als Vorbild, In technologischer Hinsicht wird sie nicht benötigt.
Mich würde mal interessieren, wer von den geschätzten Kommentatoren den Erlass von 2018 sowie die Bereichsvorschriften für Heer, Marine, Luftwaffe und Sanität gelesen hat?
Die drei-Säulen-Theorie gibt es übrigens nicht mehr.
Die ergänzenden Hinweise, die wohl stark auf Neitzels Wehrmachtsgläubigkeit zurückgehen (siehe seine rasche wie bedenkliche Apologie in der „Welt“), sind nicht in Einklang zu bringen mit den Richtlinien von 2018, ich verweise insbesondere auf Ziffer 3.3.
Das Papier aus der Abt. EBU ist ein billiger Versuch, über die Hintertür der nicht unumstrittenen Aufbaugeneration die Wehrmacht zu neuer Geltung zu bringen. Weder ZMS noch ZInFü noch FüAk waren im Verteiler.
Kein Mannschafter braucht das Beispiel Souda-Bucht, 1941. Wer damit meint motivieren zu müssen, ist als Führungspersonal der Bw m.M.n. ungeeignet. Auf Souda folgten Kondomari, Kandanos, später noch andere Märtyrerorte auf dem damals von der Wehrmacht besetzten Kreta. Und „Souda“ zeigt für die Ausbildung der Bw schlicht das komplette Führungsversagen von Student und Co., die ihre zumeist fanatisierten jungen Fallschirmjäger zu tausenden in den Tod getrieben haben.
@ Tjede Peckes
„Und „Souda“ zeigt für die Ausbildung der Bw schlicht das komplette Führungsversagen von Student und Co., die ihre zumeist fanatisierten jungen Fallschirmjäger zu tausenden in den Tod getrieben haben.“
Und gleichzeitig zeigt „Souda“ jungen Fallschirmjägern, wie andere junge Fallschirmjäger „against all odds“ standen, starben, litten und erfolgreich kämpften.
Ein bisschen Ambiguitätstoleranz erfordert das Nachdenken über den Soldatenberuf durchaus.
Sittliche Ideale in höchster Vollendung sind eher eine dysfunktionale Illusion als tatsächlich greifbare, erwartbare oder auch nur glaubhafte Vorbilder.
@HG Dosenkohl
Was soll ein Handwerkliches Vorbild sein`?
@Charly Bravo
„Und gleichzeitig zeigt „Souda“ jungen Fallschirmjägern, wie andere junge Fallschirmjäger „against all odds“ standen, starben, litten und erfolgreich kämpften.“
Kreta ist an erster Stelle beispielgebend für eine tapfere Zivilbevölkerung, die der Okkupation wie nirgendwo anders geschlossen entgegentrat.
Die Fallschirmjäger übten sich angesichts des entschlossenen Widerstands in Traditionsbildung:
„Jetzt ist die Zeit gekommen, allen derartigen Fällen planmäßig nachzugehen, Vergeltung zu üben und Strafgerichte abzuhalten, die auch als Abschreckungsmittel für die Zukunft dienen sollen. Ich beabsichtige, in dieser Richtung mit äusserster Härte vorzugehen.
[…] Als Vergeltungsmaßnahmen kommen in Frage: 1.) Erschiessungen 2.) Kontributionen 3.) Niederbrennen von Ortschaften (vorher Sicherstellung aller Barmittel, die restlos den Angehörigen zugute kommen sollen) 4.) Ausrottung der männlichen Bevölkerung ganzer Gebiete. Die Genehmigung zu 3.) u. 4.) behalte ich mir vor. Sie ist auf dem kürzesten Wege einzuholen (mit stichwortartiger Begründung).
Es kommt nun darauf an, alle Maßnahmen mit größter Beschleunigung durchzuführen, unter Beiseitelassung aller Formalien und unter bewusster Ausschaltung von besonderen Gerichten. Bei der ganzen Sachlage ist dies Sache der Truppe und nicht von ordentlichen Gerichten.“
– General Student –
https://en.wikipedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_101I-166-0525-27,_Kreta,_Kondomari,_Erschie%C3%9Fung_von_Zivilisten.jpg
https://en.wikipedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_101I-166-0525-39,_Kreta,_Kondomari,_Erschie%C3%9Fung_von_Zivilisten.jpg
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/82/Bundesarchiv_Bild_101I-166-0525-30%2C_Kreta%2C_Kondomari%2C_Erschie%C3%9Fung_von_Zivilisten.jpg
https://en.wikipedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_101I-166-0527-06A,_Kreta,_Kondomari,_Erschie%C3%9Fung_von_Zivilisten.jpg
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/00/Bundesarchiv_Bild_101I-779-0003-22%2C_Griechenland%2C_Schild_%C3%BCber_Zerst%C3%B6rung_von_Kandanos.jpg
„Ein bisschen Ambiguitätstoleranz erfordert das Nachdenken über den Soldatenberuf durchaus.“
Ambiguitätstoleranz ist ein schönes Wort. Man kann dann auch gleich darüber nachdenken, wieso irgendein russischer Offizier bestraft werden sollte, der einen Supermarkt in der Ukraine plattmachen läßt, eingedenk der Tatsache, daß ein Massenmörder wie General Student mit einem blauen Auge davongekommen ist, und, soweit mir bekannt ist, keiner der deutschen Soldaten jemals bestraft wurde, der an den Exekutionen ganzer Dorfbevölkerungen beteiligt war.
Ich stelle mir gerade eine Steintafel mit den Namen von ca. 8500 kretischen Bürgern vor, mit der Überschrift: MEHR AMBIGUITÄTSTOLERANZ
Diese ganze Versimplifizierung der Trennung zwischen „Handwerk“ und der Ideologie/ Überzeugung/Brutalität/ … ist deutlich „zu kurz gesprungen“. Damit kann ich genauso die Judenvernichtung als herausragendes Beispiel der deutschen Organisationsfähigkeit und Effizienz als Lehrbeispiel heranziehen, wen interessiert denn auch schon warum das so toll gemacht wurde. Oder den Massenmörder für seinen Ideenreichtum bewundern, wie er Opfer in die Falle lockt, sie versteckt, foltert und das ganze auch lange verstecken und kaschieren kann. Sind doch brillante Abläufe, das darf man doch nicht so mir nichts dir nichts so weichen Dingen wie Moral und Ethik opfern – muss doch einen Sinn gemacht haben am Ende.
Sind denn wirklich einige so einfach gestrickt? JA – deshalb auch keine Probleme mit dem Wehrmachtsfallschirmjägerkopf und dem „Klagt nicht – kämpft“ Spruch und ähnliches. Wird nach wie vor an „verdiente gute“ Soldaten, vor allem bei der Kampftruppe als Abschiedsgeschenk verteilt und hängt auch in vielen Büros.
Ebenso die unsägliche „Treue um Treue“ Diskussion, bei der Hartnäckigst der historische Zusammenhang verneint und weggeleugnet wurde.
Danke an Hans-Joachim Zierke für die Ausführungen und vor allem den letzten Satz.