Zentrales Führungskommando, 4 TSK, Unterstützungsbereich: Pistorius verkündet „Bundeswehr der Zeitenwende“
Mit einer neuen Struktur der Streitkräfte soll die Bundeswehr weiter für die Landes- und Bündnisverteidigung umgebaut werden. Verteidigungsminister Boris Pistorius nannte dafür Umstrukturierungen auf dem Weg zu einer Bundeswehr der Zeitenwende – wie bereits erwartet, stehen im Mittelpunkt die Konzentration auf ein operatives Führungskommando, künftig vier Teilstreitkräfte sowie ein umfangreicher Unterstützungsbereich, der den Teilstreitkräften zur Verfügung stehen soll.
Die wesentlichen Änderungen, die Pistorius in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Generalinspekteur Carsten Breuer und Staatssekretär Nils Hilmer am (heutigen) Donnerstag in Berlin nannte:
• Das bereits bestehende Territoriale Führungskommando (für das Inland) und das Einsatzführungskommando (für das Ausland) werden zu einem gemeinsamen Operatives Führungskommando der Bundeswehr (OpFüKdoBw) verschmolzen. Künftig soll es eine Operationszentrale für alle Bundeswehr-Aktivitäten geben, die ein gemeinsames Lagebild zur Führung, aber auch zur Unterrichtung und Unterstützung der Entscheidungen im Ministerium bereitstellt.
• Neben die traditionellen Teilstreitkräfte Heer, Luftwaffe und Marine tritt der bisherige militärische Organisationsbereich Cyber/Informationsraum (CIR) als weitere Teilstreitkraft. Alle vier werden von einem Inspekteur geführt. Die neue Teilstreitkraft CIR wird nicht nur entscheidend für die weitere bzw. künftige Digitalisierung der Streitkräfte, sondern auch für den Kampf gegen Desinformation sein.
• Die bisher eigenständige Streitkräftebasis (SKB) vor allem als Logistikdienstleister und der Zentrale Sanitätsdienst gehen in einem Unterstützungsbereich auf. Damit hätten alle Teilstreitkräfte auf alle Fähigkeiten Zugriff, je nach Bedarf, sagte Pistorius. Entgegen ersten Überlegungen werden auch die ABC-Abwehrkräfte und die Feldjäger zu diesem Unterstützungsbereich gehören und nicht ins Heer eingegliedert. Die Unterstützer werden dem stellvertretenden Generalinspekteur der Bundeswehr unterstellt, der bei Konflikten über die Nutzung dieser Ressourcen entscheiden soll.
• Die regional aufgestellten Heimatschutzkräfte, die bislang über die Landeskommandos geführt wurden, sollen dem Heer unterstellt werden.
• Neben dem militärischen Bereich sollen auch die zivilen Organisationsbereiche auf das Ziel der Kriegstüchtigkeit ausgerichtet werden. Dazu gehört der Aufbau von Strukturen zur Wiederaufnahme der verpflichtenden Einberufung zum Grundwehrdienst, also die im zurückliegenden Jahrzehnt abgeschaffte Möglichkeit, eine eventuell wieder auflebende Wehrpflicht auch umzusetzen. Nach den Worten des Ministers ist diese Vorbereitung allerdings unabhängig von der aktuellen Debatte über eine Rückkehr der Wehrpflicht vor allem deshalb nötig, weil im Verteidigungs- oder Spannungsfall die Wehrpflicht automatisch wieder in Kraft treten würde.
Die Führungskommandos der Bundeswehr hätten nun ein halbes Jahr Zeit für die entsprechenden Anpassungen und Umsetzungen dieser neuer Struktur, sagte Pistorius. Ob damit auch Veränderungen in der Zahl der benötigten Generale oder Stabsoffiziere verbunden sind, sei noch offen – das sei aber auch nicht Ziel der Strukturreform.
Die Pressekonferenz von Pistorius, Breuer und Hilmer zum Nachhören:
Die Pressemitteilung des Ministeriums dazu:
20240404_Pressemitteilung_Bundeswehr_der_Zeitenwende
Und zur Dokumentation das Schreiben des Ministers an die Fraktionsvorsitzenden im Bundestag zu der Strukturreform:
Frieden in Deutschland ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Der Schutz des eigenen Territoriums und unserer Bündnispartner rückt in den Fokus. Das bedeutet: Wir müssen unsere Bundeswehr wieder auf Landes- und Bündnisverteidigung ausrichten. Aus diesem Grund habe ich heute über eine neue Struktur der Bundeswehr entschieden, die jetzt zügig umge-
setzt wird.
Wir passen die Strukturen der Bundeswehr daher so an, dass sie flexibel, agil und effizient auf bestehende und künftige Bedrohungen reagieren kann. Unser Ziel ist es, schneller zu
werden, resilient zu sein, Redundanzen aufzubauen, die Kommandolastigkeit zu reduzieren und Führung in eine Hand zu legen. Unser Fokus liegt auf den militärischen Kernaufgaben.
Mit der neuen Struktur schaffen wir eine handlungs- und reaktionsfähige Bundeswehr für das gesamte Einsatzspektrum. Wir richten sie auf zeitgemäße Landes- und Bündnisverteidigung aus und stellen gleichzeitig Auslandseinsätze sowie nationales Risiko- und Krisenmanagement sicher.
Ganz konkret bedeutet dies:
Für die Landes- und Bündnisverteidigung, als auch für alle weiteren Einsatzoptionen wird eine bruchfreie und durchgängige Führung etabliert. Diese erfolgt in einem operativen Führungskommando der Bundeswehr. Partner im In- und Ausland erhalten auf operativer Ebene den einen Ansprechpartner. Mit den Landeskommandos, die als Verbindungselemente zu den Bundesländern wirken, wird das Operative Führungskommando der Bundeswehr über eine Anschlussfähigkeit in die Fläche verfügen.
Mit dem Cyber- und Informationsraum wird neben Heer, Luftwaffe und Marine eine vierte Teilstreitkraft aufgestellt. Wir tragen damit der Tatsache Rechnung, dass Kriege der Gegenwart in allen Dimensionen geführt werden. Die Teilstreitkräfte führen taktisch und haben dafür die durchgehende truppendienstliche Verantwortung über ihre Kräfte und Mittel. Die Dimension Land wird weiter gestärkt, indem die Heimatschutzkräfte dem Heer
zugeordnet werden. In der Luftwaffe schafft die Neuverortung des Luftfahrtamts der Bundeswehr und die Aufstellung der Continuing Airworthiness Management Organisation
der Bundeswehr die Voraussetzungen für eine gestärkte Durchsetzungsfähigkeit im Einsatz.
Die einsatzrelevanten aber knappen Unterstützungsfähigkeiten werden in einem Unterstützungsbereich außerhalb der Teilstreitkräfte zusammengefasst. Dieser Bereich wird die
Heimat der Sanität, Logistik und der weiteren Fähigkeiten ABC-Abwehr, Feldjäger und CIMIC sowie weiterer zentraler militärischer Dienststellen. Die Zuordnung der Fähigkeiten
erfolgt auf Grundlage der Planungen des Operativen Führungskommandos. Ziel ist es zunächst, diese Mangelressourcen in allen Einsatzoptionen flexibel einsetzen zu können. Mit Ausnahme rein sanitätsdienstlicher Einsätze werden im Unterstützungskommando keine taktischen Führungsaufgaben wahrgenommen. Die durchgängige, bruchfreie fachliche Führung des Sanitätsdienstes ausgehend vom Gesamtverantwortlichen für die Gesundheitsversorgung der Bundeswehr bleibt gewahrt. Die Gesundheitsversorgung bleibt auf dem gewohnt fachlich hohen Niveau gewährleistet.
Die gesamte Bundeswehr wird sich nach Leitprinzipen aufstellen, die sich aus dem übergeordneten Ziel der Kriegstüchtigkeit ableiten lassen: Aufwuchsfähigkeit, Skalierbarkeit, Dynamikrobustheit, Digitalisierung (Zukunftstechnologie, Operationsführung) Informationsüberlegenheit, Kriegsversorgung.
Wehrverwaltung und Streitkräfte werden enger miteinander verzahnt, um effizienter zusammen zu arbeiten und in den Bereichen Personal, Material und Infrastruktur abgestimmter zu agieren. Im Bereich der Wehrverwaltung fokussieren wir wieder auf im Verteidigungsfall erforderliche Änderungen, die bereits jetzt vorgeplant werden. Dazu gehört auch notwendige Vorsorge zu treffen, um die Aufwuchsfähigkeit im Verteidigungsfall zu
gewährleisten.
Wir entlasten die Streitkräfte von Aufgaben, die mittelfristig auch durch zivile Mitarbeitende übernommen werden können. Gleichzeitig führen wir bundeswehrgemeinsame Aufgaben mit zentraler Bedeutung für die Steuerungsfunktion des Ministeriums zusammen. Hierfür wird im Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen eine direkt dem BMVg zu unterstellende neue Abteilung „Fachaufgaben Bundeswehr“
eingerichtet.
Die Vorschläge für die neue Struktur wurden in enger Abstimmung mit den militärischen und zivilen Organisationsbereichen sowie mit den Beteiligungsgremien erarbeitet. Unser Ziel ist es, die Anpassungen der Organisationsstruktur innerhalb eines Jahres umzusetzen und alle
Standorte der Bundeswehr zu erhalten.
Ich bin der festen Überzeugung, dass wir die aktuellen sicherheitspolitischen Herausforderungen, vor denen wir alle gemeinsam stehen, nur zusammen bewältigen können. Ich bitte
Sie daher auch weiterhin um Ihre Unterstützung für eine Bundeswehr der Zeitenwende.
(Foto: Pistorius bei der Pressekonferenz, im Hintergrund Generalinspekteur Breuer – Juliane Sonntag/photothek.de)
Mir ist nicht ganz klar, ob man mit dieser Strukturreform tatsächlich den bestehenden Herausforderungen begegnen möchte. Die vielen Probleme der Bundeswehr werden gar nicht angegangen mit dieser Kosmetik. Wir brauchen nicht mehr TSK und FüKdo, sondern weniger. Das BMVg braucht nicht zwei Dienstsitze. Die Bundeswehrverwaltung braucht nicht noch größere Oberbehörden, völlig fern von der Truppe und der Realität. Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine könnte dagegen ein Bedarf an kampffähigen Verbänden, voll ausgestattet mit allen erforderlichen Ressourcen nicht ganz zu verneinen sein. Das sehe ich mit dieser sog. Reform nicht, ich schätze ihre Lebenszeit als sehr gering ein. Zu einer echten Reform ist man offenbar nicht fähig oder noch (?) nicht. Eine solche sollte beim GG (Art. 87 a und b) beginnen.
Der Unterstellungswechsel der Heimatschutzkräfte von den Landeskommandos zum Heer wird noch Probleme bereiten. Die regionale Bindung dieser Kräfte ist ein zentrales Motiv für den Dienst der Reservistinnen und Reservisten, für deren Freistellungen sich die LKdo auf Grundlage persönlicher Kontakte bislangeinsetzten. Das wird jetzt nicht mehr möglich sein. Ich wage die Prognose, dass die HschKr demnächst ein Personalproblem bekommen werden,
Eine der größten Herausforderungen für die erfolgreiche Umsetzung scheint mir zu sein, dass letztlich Ressourcenknappheit zur Bildung des neu formierten Unterstützungsbereichs führt statt jeweils eine auskömmliche Ausstattung der TSK zu realisieren. Das könnte man aus den bekannten 34 Seiten herauslesen, die heute im Grunde unverändert verlesen wurden. Synergiegewinne einzupreisen ist leider ein übliches Spiel und völlig in Ordnung, wenn man sie korrekt bemessen kann. Mir ganz persönlich scheint aber als habe die Relevanz von Logistik und Sanität aufgrund haushaltärischer Vorgaben in dieser Reform nicht wirklich Niederschlag gefunden. Wieviele Coleurverhältnisse kann man gleichzeitig bedienen? „Wirkung vor Deckung“ klappt vielleicht, wenn der Nachschub rollt und wirkungsvolle Sanität Moral und Return to Duty-Raten hoch hält.
Andererseits: Keine Arme, keine Kekse. Als Parlamentsarmee machen wir das Beste draus. Was auch sonst?
@ T.Wiegold sagt am 04.04.2024 um 22:00 Uhr
„@all
Langsam frage ich mich, ob manche hier nur dann zufrieden sind, wenn die ganze Bundeswehr dem Heer unterstellt wird. Geht’s ne Nummer kleiner?“
Herr T.W, ich verstehe ja, wenn Sie Trolle und Schwätzer maßregeln.
Ja, es ist auch ihr Blog, also steht Ihnen sowieso alles zu, doch sie pflegen ja sonst auch Toleranz und Distanz im Sinne guter Diskussion.
Konstruktive Kontroverse auf den Punkt gebracht – das gefällt sicher nicht jedem. Auch Ihnen nicht. Manchmal kann es auch nerven. Warum Sie aber nun so massiv einschreiten erklärt sich aber nicht.
Ich halte dies in dieser frühen Phase für unzweckmäßig. Es sei denn sie möchten die Diskussion beschränken.
Ich vermisse bei der Debatte um die Bundeswehr der Zeitenwende eine Kleinigkeit, die Beschreibung der Annahmen zu einem Kriegsbild, auf das sich die Streitkräfte ausrichten sollen. Dies betrifft vor allem die Bedrohungen Deutschlands in den „grauen Phasen“ auf dem Weg zu einem zukünftigen Krieg und als „Rückwärtiges Gebiet“ in einem solchen Krieg. Ein häufig bemühtes Stichwort ist der „Schutz der Kritischen Infrastrukturen“. Welchen Anteil sollen die Streitkräfte bei deren Schutz übernehmen? Wie soll dies z.B. konkret in einem Ballungsgebiet wie dem Rhein-Main-Gebiet aussehen, in dem sicherlich ein erhebliches Potential für Heimatschutzkräfte wohnt, es aber so gut wie keine Infrastrukturen für deren Training und Inübung-Haltung gibt? Wie wird die Zusammenarbeit von Polizeien, Streitkräften und ggfs. kommerziellen Sicherheitsdienstleistern beim Schutz dieser Gebiete / Objekte aussehen, sei es in Form des kinetischen Schutzes, sei es im Schutz im Cyberraum? Wie kann man sich die Beteiligung des KdoCIR im Umgang mit dem „Cognitive Warfare“ (z.B. zur Abwehr von Desinformationsoperationen) aussehen? Verfügen die Führungsstäbe über die notwendigen „Landkarten“ auch der Cyber-Strukturen von Kritischen Infrastrukturen, deren deren Interdependenzen und Mengengerüsten? Und: Wie ist der Stand der Rahmenrichtlinie Gesamtverteidigung, die dazu eine Grundlage liefert? Ich bin gespannt, was die Kompetenzen der Augengeradeaus-Community dazu an Einsichten beitragen wird.
Ich kann die Tränen hier in der Runde nicht ganz nachvollziehen. Das sind doch falsche Erwartungen an einen solchen Vorgang.
Eine Struktur ist doch nur eine Verwaltungsangelegenheit. Damit werden grobe Prozesse auf Gleise gesetzt, aber die Struktur ist nur minder relevant für die Einsatzfähigkeit von Streitkräften. Ansonsten die Gegenfrage hier an die Strukturexperten in der Runde: Wer kann aus dem Stand heraus die Struktur der ukrainischen Streitkräfte gegen die der israelischen Streitkräfte dozieren und bewerten? Wahrscheinlich keiner – aber alle verschwinden jetzt auf Wikipedia …
Viel relevanter bei einem solchen Dokument und Prozess auf ministerialer Ebene sind doch die Ableitungen in den unteren Bereichen und Rängen. Und das heißt, was wird in den Ausbildungseinrichtungen gelehrt, was passiert auf den Übungsplätzen. Eben letztlich die Frage, ob die Truppe mit Handgepäck zur Rotation ins Flugzeug nach Afghanistan steigt oder mit dem Kampfpanzer auf der Schiene zur NATO-Großübung nach Polen.
Klar ist doch, die Zeitwende im Großen wird im Finanzministerium entschieden, aber in der relevanten Frage der Kriegstüchtigkeit passiert sie eben letztlich bei der Truppe vor Ort. Und da stehen jetzt alle Zeichen, auch von oben, auf „Aktuelle Doktrin: Landes- und Bündnisverteidigung“.
Mal ganz ehrlich, was soll das Heer mit den Feldjägern und der ABC-Abwehrtruppe wenn man „kaltstartfähig“ werden will? Ich sehe da denn Sinn nicht. Die Landeskommandos mit den Heimatschutzregimentern dem Heer zu unterstellen, ist sicherlich richtig, da die Reserve in Zukunft sowieso eine wichtigere Rolle spielen wird, speziell beim geplanten Aufwuchs der BW.
Wichtig ist jetzt vor allem, das man endlich mal in allen Teilstreitkräften, Divisionen, Brigaden, Bataillonen und Kompanien zur Vollausstattung kommt, und vor allem personell aufwächst angesichts der künftigen Verpflichtungen national wie international.
Matrixstruktur ca. Linienstruktur. Das ist hier doch ein Großteil der Diskussion. Die vier Teilstreitkräfte tragen die wesentlichen Elemente der Kriegsfähigkeit. Der Rest – und damit meine ich nicht nur die Sanität und die Logistik sondern auch beispielsweise das ganze Beschaffungswesen sollten zuarbeiten. Da müssen nicht alle Ressourcen direkt eingegliedert werden sofern – ja sofern im Konfliktfall die richtige Priorisierung getroffen wird. Ob der stellvertretende Generalinspekteur dafür die richtige Person ist kann ich nicht beantworten. Aber warum denn nicht?
Das TerrFüKdo wurde im Oktober 2022 aufgestellt.
Da drängt sich unweigerlich die Frage auf, warum das OpFüKdo nicht bereits im Oktober 2022 als singuläres Führungselement geschaffen wurde. Wo ist die Veränderung der Lage zwischen Okt 2022 und heute?
Was war das Rational, das zunächst auf zwei FüKdo ˋ s gesetzt wurde?
Da sitzen über knapp 12 Monaten die besten Köpfe in Uniform und Zivil beisammen, beugen sich über die Bedrohungslage, beugen sich über SPD bestimmte Vorgaben, beugen sich über eine neue Struktur mit dem Ziel „Kriegstüchtigkeit“ und legen ein nachvollziehbares Strukturbild vor.
Die „Kämpfer der Froschperspektive“ verdammen es in großen Teilen in Bausch und Bogen. Ist ja so einfach. Beruhigend nur, ewige Besserwisser aus der Kommentarfunktion hier im blog kommen nie in bestimmende Führungsverlegenheit.
Inhaltlich nur kurz:
Das gemeinsame Ziel EFK und TFK ist, aus dem Operativen Führungskommando mehr zu machen, als die Summe beider Kommandos.
Führung aus einer Hand unter einer Bedrohungslage LV/BV, im Operationsraum jenseits und diesseits nationaler Grenzen, gut so.
Frage bzw Spekulationstrigger an die fachkundige Leserschaft (und den Hausherren):
Wird die neue TSK CIR, von Organigrammen abgesehen, weitere Änderungen nach sich ziehen?
Wird es eine CIR-Uniform geben (über das Barrett hinaus)?
Wird es eine CIR-Offizierschule geben?
Wird es CIR-Laufbahnen/-Laufbahnlehrgänge geben?
…
Bestimmend für die Weiterentwicklungen der Bundeswehr sind das Kriegsbild,dabei Erfahrungen aus der Ukraine, der technologische Fortschritt, das Umfeld, der Erneuerungsbedarf und die politischen (finanziellen) Rahmenbedingungen. Das blieb im Unklaren und wurde mit markigen Worten überdeckt. (Show) Obige Aspekte sind nahezu nicht zu erkennen, es verbarg sich hinter einem erstaunlichen Ungetüm an aufgesetzten Worten und Sprechblasen.
Die Show für erforderliche Strukturveränderungen war somit völlig übertrieben. Die Reform ist nach Streit der Generale zum mutlosen Reförmchen verkommen.Der Minister unterstützt den Begriff der Kriegsfähigkeit/Kriegstüchtigkeit. Das ist richtig. Doch seine Kriegstüchtigkeit verkommt mehr und mehr zur Kraftlosigkeit.
Das Kriegsbild ist nicht klar. Erst aus diesen Entwicklungstendenzen ergeben sich jedoch erst die weitreichende Konsequenzen für die Fähigkeitsentwicklung der Bundeswehr,für ihre Struktur, die operativ – taktischen Einsatzverfahrenund nicht zuletzt für ihre Ausrüstung.
Einige Aspekte:
Die ausgeklammerte aber entscheidende Frage sind Verluste, Tod und Verwundung in Massen! Bedeutet eine große Rolle für kriegstauglicher Sanität in grausamen Kriegen. Dazu Reserve und der Ersatz von personellen Verlusten durch Tote und Verletzte (Personalersatz). Hier wird z.B. die zentrale Frage der Wehrpflicht in den Fokus kommen müssen. Aber auch, dass ohne eine halbwegs ausgebildete/ausgerüstete Reserve Kriegstüchtigkeit nicht herzustellen ist.
Dazu kommt beim Thema Personal übrigens auch, dass man leider immer noch nicht weiß, wo das Heer und die erforderlichen „Unterstützer“ eigentlich die (alle) Soldaten der Litauen-Brigade herbekommen soll.
Die Struktur ist losgelöst von Strategie und Konzeption, sie ist reine Kästchenkunde, denn keiner weiß konkret, wie die Bundeswehr ihre Fähigkeiten in den weiteren 2020er- und 2030/40er-Jahren weiterentwickeln will und welche Investitionen dazu erforderlich sind. Militärische Erkenntnisse aus dem Krieg in der Ukraine scheinen nahezu nicht berücksichtigt, die daraus abgeleiteten Erfordernisse und damit die Ausrichtung der Weiterentwicklung der Bundeswehr ist ein Ergebnis einer nur auf Struktur ausgereichteten Arbeitsgruppe. Letzte Entscheidungen (nach dem Streit der Generale) sind Bauchentscheidungen (rasch und ohne Beratung) des Ministers.
Zu der Reduzierung der hochdotierten Generalsstellen – Null! Man könnte diese durch die Reduzierung von Generalsstellen im Operativen Führungskommando und im Unterstützungskommando schon mal angehen.
Zum Heer: Funktionalität des Heeres lässt nur in Großverbänden verwirklichen, die schon in der Grundgliederung über die personellen und materiellen Ressourcen verfügen, mit denen sie ohne externe Unterstützung ihren Auftrag iim Krieg wahrnehmen können. Das war ja auch bis vor wenigen Wochen der Plan. Nun ist bereits ist zu erkennen, dass die Defizite für kaltstartfähige Landoperationen nicht abgebaut wurden, weiter eine echte Kaltstartfähigkeit nicht vorhanden sind, ja – und das wundert sehr – keine konzeptionellen Ableitungen aus dem Ukrainekrieg zu erkennen sind. m Gegenteil – der GI sagte, dass dies kein Maßstab sei. Siehe dazu seine Bemerkung, der Krieg in der Ukraine könne nicht (!) leitend dabei sein, die Bundeswehr kriegsfähig aufzustellen.
Ich verstehe den Neuansatz nicht in Gänze. Im Unterstützungsbereich werden die Kräfte/Mittel der „Enabler“ gebündelt, weil diese praktisch als „Mangelressource“ nicht in die TSK integriert werden können und diesen praktisch bedarfsorientiert im Einsatzfall „zugeordnet“ werden. Dieser Ansatz müsste doch (auch mit Blick auf ihre SKB-Vergangenheit) in gleicher Weise für die im OrgBer CIR vorhanden Kräfte von Eloka, IT und Geo gelten. Insofern wäre es aus meiner Sicht unter Beachtung der handlungsleitenden Rationale folgerichtig gewesen, wirklich alle „Enabler“ im UstgBer zusammenzuführen und die Reste des OrgBer CIR, die tatsächlich im Informationsraum wirken, einer der drei TSK (ich würde mal sagen der Lw, weil die aus meiner Sicht im Digitalverständnis am weitesten ist) zuzuordnen. Die Strukturen wären dann noch schlanker.
Ich finde den Kommentar von @Capslock (4.4. 20:29) richtig. Mir fehlt irgendwie der Blick auf die Fragen: Was wollen wir im BV-Fall beitragen und was müssen wir in Deutschland ganz konkret dafür können? Da hilft auch der Verweis auf die BW bis 1990 nicht, denn das war eine andere geopolitische Lage.
Mir scheint, aus der Ukraine lernt jeder das, was er will. Landkrieg? Ja, weil keiner Luftüberlegenheit hat. Und man stelle sich diesen Landkrieg ohne Hilfe bei der Flugabwehr vor. Die See-Dimension ist zudem strategisch extrem wichtig, und ohne Starlink (Weltraum) ginge gar nichts. Von EW und Drohnen gar nicht zu reden. Da wünsche ich mir eine tiefergehende strategische Analyse. Nur weil der Krieg in der Ukraine aktuell so geführt wird, mit Artillerie, astronomischen Verlusten und Verwüstung des eigenen Territoriums, heißt ja nicht, dass man sagt: Ja, genau so wollen wir das auch machen, wenn wir an der Reihe sind.
In Deutschland liebt man Strukturreformen. Na gut. Die Reform soll in einem Jahr umgesetzt werden. Okay. Nachsteuern kann man ja immer noch. Ich hoffe, diese Reform endet nicht wie alle anderen. Vielleicht ging es auch einfach darum, die Strukturdebatten abzuhaken.
Weitere große Fragen kommen hoffentlich noch, und Herr Pistorius legt hier ja den Finger in die Wunde (gesamtgesellschaftliche Resilienz, Kriegstauglichkeit von Infrastrukturen, Finanzierung der BW, Beschaffung, Personal gewinnen und halten..). Das sind dann strategische Überlegungen für die nächsten zehn Jahre, nicht 12 Monate.
Eine Frage noch an die, die mehr Wissen: Was ist denn mit der Domäne Weltraum? Erfährt die auch irgendeine Art von Aufwertung?
@Cato
KRITIS ist nicht gleichzusetzen mit verteidigungswichtiger Infrastruktur. Nur letztere ist für die Bw interessant bzw. relevant.
Das Kreiskrankenhaus im Lkr A-Land mag für den Landrat als KRITIS gelten, das gilt aber nicht automatisch für die Bw.
Für den Schutz rein ziviler KRITIS ist zuerst deren Betreiber zuständig / verantwortlich.
Ein ganz großer Wurf ist diese Reform sicherlich nicht. Dazu war einfach die Erwartungshaltung, es jetzt endlich mal „richtig“ zu machen, viel zu groß!
Es hat in der Vergangenheit immer wieder fiskalisch getriebene Versuche einer Reorganisation gegeben, die allesamt meist untauglich und unterfinanziert verendet sind.
Mein Fazit ist durchwachsen.
Das Heer hat sicherlich voll ausgestattete Brigaden mit allem Notwendigen erwartet, Diese Erwartung konnte nicht erfüllt werden, weil dazu die Unterstützungskräfte viel zu schmal aufgestellt sind. Also hat man sich wieder auf die Lösung des armen Mannes, die Zentralisierung und Priorisierung geeinigt. Das war zu erwarten und gibt dem stv. GI die Chance, Prioritäten mit den beweglichen Elementen bei Unterstützung zu setzen. Gleichzeitig bekommen auch Lw und Marine den unabweisbaren Bedarf an Unterstützung zugeteilt. Auch denen wird es nicht reichen, aber mehr ist halt nicht da! Jeder, der schreit, das Heer hat verloren, muss erklären wo denn der Mehrbedarf rausgeschnitten werden soll, wenn insgesamt zuwenig da ist. Ein Konzept, mit ganz vielen deutschen Panzerdivisionen, ganz vorne in Litauen zu verteidigen, macht nach meiner Ansicht keinen Sinn. Dazu hat das Heer auch zu wenige! Abgesehen davon, ist es insgesamt für die NATO wesentlich effektiver, Deutschland als Aufmarschraum und Basis zu nutzen, ein einfacher Blick auf die Karte unterstreicht diesen Ansatz. Was braucht aber ein Aufmarschraum? Logistik und Versorgung, Verkehrswege, Sanität und eine beherrschbare und hoffentlich ruhige zivile Lage. Das schließt ja nicht aus, die einzusetzenden Brigaden mit FJg und ABC, Sanität und Logistik zu unterstützen, Aber eben nicht nur das Heer, das ist das Wichtige.
Was mir jedoch insgesamt fehlt an dieser Reform, ist die Aussage, wo Stäbe eingespart, Personal umgeschichtet und die Truppe damit personell besser aufgestellt werden soll. Das kann nicht in Feinplanung erledigt werden, dazu sind große Entscheidungen erforderlich.
Weiterhin fehlt mir die Neuordnung des Beschaffungswesens, dabei der Verzicht auf Forderungen wie unsinnige 25-Mio-Vorlagen, die Umsetzung des Einkaufs usw., Abschaffung von Bürokratiemonstern wie Fähigkeitslage, Teilportfolio und ähnlichem. Auch die heilige Kuh „Bundeshaushaltsordnung“ muss endlich zum Abdecker. Wenn das nicht passiert, ändert sich nichts, es ist egal ob keine Kampfpanzer oder keine Schiffe beschafft werden. Aber das sehe ich bei diesen aktuellen Politikern nicht, der Herr Roth hat ja nicht umsonst die Brocken hingeschmissen…
Weiterhin ist es an der Zeit, die 1000 Dienstposten zur „Unterstützung der Zeiterfassung“ wieder als Soldaten in den Bataillonen und Kompanien verfügbar zu machen und entweder diesen Unsinn EU AZR zu beenden oder endlich ein funktionierendes System, auch mit Auszahlung statt Freizeit, verfügbar zu machen. Das wäre ein starkes Signal für die beschworene „Kriegstüchtigkeit“ und könnte die Soldaten an der Basis mehr überzeugen als die gemalten Kästchen 4 Stufen über dem Wahrnehmungshorizont in einer neuen Struktur….
@Cato
Dass was Sie beschreiben ist exakt der so genannte Operationsplan Deutschland „OPLAN“. Der regelt die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen wie Polizei, usw. , was wie geschützt werden muss und auch wer dies wie übernehmen soll. Diesen OPLAN hat das TerrFüKdoBw federführend verfasst und er liegt seit kurzem dem Minister vor. Dazu gab es auch schon ein paar Presseberichte, über die Einzelheiten werden Sie jedoch nichts erfahren können, da dieser als geheim eingestuft ist.
Ich kann so manch negativen Kommentar nur schwerlich verstehen. Es geht hier um eine Strukturreform und diese ergibt für mich in diesem Umfang auch Sinn. Er wird (auch wenn dass nicht das übergeordnete Ziel war) zu einem Wegfall von Doppelstrukturen und somit auch zur verschlankung des Führungsapparates führen und das heiße ich auf jeden Fall gut.
Nebenbei habe ich durchaus Grund die Reform kritisch zu sehen, da Sie voraussichtlich dazu führen wird, dass ich meinen eigenen Dienstposten verlieren werde, was mich nicht gerade freut. Dennoch verstehe ich den Ansatz und finde ihn prinzipiell richtig. Jetzt heißt es abwarten und auf die konkreten Umsetzungsmaßnahmen zu warten.
Was ich dem Minister hoch anrechne ist, dass er nach der Pressekonferenz erst direkt zum Einsatzführungskommando und anschließend zum Territorialen Führungskommando gefahren ist und sich unseren Fragen gestellt hat, dafür hat er sich auch wirklich Zeit genommen und alles ehrlich und sehr sirekt beantwortet.
„Wir entlasten die Streitkräfte von Aufgaben, die mittelfristig auch durch zivile Mitarbeitende übernommen werden können.“
Was in diesem Satz an Potential steckt, können (m.M.n.) bis heute nur die wenigsten Mitarbeiter/innen der Bundeswehr verstehen. Man frage sich bei jedem Dienstposten einmal ob dieser wirklich im Kombattantenstatus ausgeführt werden muss. 185.000 Soldaten könnten viel mehr als bisher „Boots on the ground“ sein.
Reformen kann man gut finden oder nicht. Wer bewerten kann, möge auch dies tun. Reformen/Transformation haben eine lange Tradition in der Bw, auch die Nichterreichung der jeweiligen Zielstrukturen Heer20XX usw.
Aber, solange über 30 Jahre nach der Deutschen Einheit, das BMVg seine Dienstgeschäfte mit viel Bohei/Kosten/Aufwand/Reibungsverlust sowohl vom Hardtberg als auch aus Berlin führt und die Kommando’s immer fetter werden, bei sinkenden Personalzahlen der Bw, wird das nichts.
Man möge sich am Beispiel Kommando Heer mal den Aufwuchs seit Umzug nach Strausberg ansehen. Das kann alles so nicht richtig sein. Das BMVg ist nicht in der Lage, selbsttätig ein Lagezentrum UKR-Krieg zu betreiben – mehr muss man eigentlich nicht wissen…
C3 out.
@BwBeamter
„… über die Einzelheiten werden Sie jedoch nichts erfahren können, da dieser als geheim eingestuft ist.“
Das kam schon im YT Video Nachgefragt so ‚rüber:
https://www.youtube.com/watch?v=4CDGefXMMxk&t=315s
Nun ja, wenn dann die Arbeitsebene – BVK / KVK, Polizeireviere in der Fläche, BOS, zivile Behörden, u.a. mitarbeiten sollen ist eh Schluß mit „Geheim – amtlich geheimgehalten“. Und diese Akteure sind ja wohl frühzeitig mit einzubinden.
Bzw.: Was ich nicht weiß macht mich nicht heiß, „need to know“ vs. „need to share“. Im übrigen müßte wohl auch die Legislative mit ins Boot geholt werden da sicher auch die Gesetzgebung (Bund, Land) angepaßt werden muß.
Spannend wie in einen Jahr Fleisch auf die Knochen geraten sein wird. Oder eben nicht. Weil vom Mindset der Kommandeure ist vom Schreibtisch-Hengst zur Kampfmaschine noch ein langer Marsch durch die verschnarchten Institutionen, egal wieviele Türen im BMVG mit neuen Namensschildern ausgetauscht wurden.
Daher ist BAPers und Personaloffensive der echte Prüfstein ob der Durchsetzungsfähigkeit des Ministers. Im BAINBW hat er eine Schnarchnase durch eine andere ausgetauscht.
Fraglich wird nachwievor sein wieviel Beinfreiheit ihm der linke Flügel der SPD samt linken Kanzler einräumen wird.
Bin skeptisch.
Ich diene in den Streitkräften seit 31 Jahren und habe echt alle Laufbahnen bis zum Stabsoffizier durch und mal ganz ehrlich diese gejammere ist eines Soldaten mehr als unwürdig! Wir haben einen klar definierten Auftrag – das Recht und die Freiheit des Deutschen Volkes tapfer zu verteidigen! – und wer jetzt darüber lamentiert das sein Chef ggf. Eine andere Uniform trägt, als man selbst hat so wirklich gar nichts gerafft! Oder mit den Worten meiner Heereskameraden: „klagt nicht – kämpft!“
Im Zusammenhang mit den zahlreichen Kommentaren, wonach das Heer angeblich verloren hat, bedarf es amS noch des folgenden Hinweises. Im Falle BV ist das Heer analog den bisherigen Einsätzen letztlich bloß Truppensteller, da die operative Führung dann bei der NATO liegt und nationale Aspekte in Verantwortung des OFK. Insofern muss man amS den Gedanken der Kohäsion immer multinational denken, so dass nationale Unterstellungsverhältnisse nicht mehr von signifikanter Bedeutung sind.
Wir können die Bundeswehr nicht alleine betrachten, sondern brauchen eine engere Verzahnung mit unseren Partnern in Europa und der NATO.
Das bedeutet, die Strukturen aller Streitkräfte müsste weitestgehend einem Standard entsprechen, den auch die anderen Länder so umsetzen oder umgesetzt haben.
Ein gutes Beispiel für sinnvolle Integration sind die Skandinavier, die jetzt ihre Luftwaffen zusammenlegen:
https://www.defensenews.com/global/europe/2023/03/24/nordic-countries-move-toward-linking-their-air-forces-250-planes/
Ich fürchte, bei aller Anerkennung der jetzt eingeleiteten Reformen, dass sie nicht weitereichend genug sind, um für die heutige Bedrohungslage auszureichen. Dafür brauchen wir Integration.
@Thomas Melber
Die Unterschiede sind mir wohl bewusst, die beiden Begrifflichkeiten weisen Schnittmengen auf. Ich greife dazu das von Ihnen gewählte Beispiel „Krankenhaus“ auf, nehme die örtliche Wasserversorgung hinzu und betrachte diese im Kontext eines „Einöd“-Standorts wie z.B. Schwarzenborn. Beide Infrastrukturen sind sicher keine Kritischen Infrastrukturen im rechtlichen Sinn, Im Übrigen sind sie rein zivil betrieben. Allerdings sind sie für die Versorgung der dort stationierten Truppenteile relevant. Gelten sie damit als verteidigungswichtige Infrastrukturen, die militärische zu schützen sind? Übergeordnet: Haben sie gesicherte Erkenntnisse darüber, dass es Verzeichnisse verteidigungswichtiger Infrastrukturen gibt (Für KRITIS per se liegen solche Verzeichnisse aufgrund der Melderverpflichtungen der KRITIS-Gesetzgebung (hoffentlich) im Bereich des BMI vor)
Sie reklamieren die Zuständigkeit der zivilen Betreiber für ihren Eigenschutz. Gilt dies Ihrer Meinung auch für Phasen umfangreicher hybrider Bedrohungen (Kinetisch, Cyber, Cognitive)? . Benötigen wird für deren Schutz neben den Streitkräften Milizelemente, wie es diese in früheren Zeiten in Deutschland gab und wie sie heute weiterhin z.B. im Baltikum und Teilen von Skandinavien existieren? Oder denken Sie hier an eine Art Betriebskampfgruppen der KRITIS-Betreiber mit Multidomänen-Fähigkeiten für den Kriegsfall und ggfs. die vorgelagerten „Grauen Phasen“?
@BwBeamter
Auch ich verfolge die OPPLAN Bw Entwicklung und höre, dass z.B. im Bereich des KdoSKB dazu schon vor einiger Zeit fachliche Überlegungen angestellt wurden, die allerdings wohl politisch nicht gewollt waren./ sind
Ich nehme wahr, dass die Aktualisierung der Rahmenrichtlinie Gesamtverteidigung als Grundlage für eine ganzheitliche Planung weiterhin fehlt Deren Herausgabe wird derzeit aufgrund der Uneinigkeit zwischen Bund und Ländern bzw. zwischen den zu beteiligenden Bundesressorts bzw. deren relevanten nachgeordneten Behörden verhindert. Ein OPPLANBw wird – wenn überhaupt – nur einen Teilbereich der Gesamtverteidigungsplanung abdecken können, wenn diese Grundlage erst einmal geschaffen sein wird.
Im Vorgriff darauf nehme ich „SOF“ als eines der OPPLAN Schlagworte auf, und versuche mir vorzustellen, wie sich so etwas in Form z.B. von Underground-Warfare-Operationen und Drohneneinsätzen verbunden mit einer Desinformationskampagne und einem Cyberangriff auf die ÖPNV-Steuerung in einem unserer Ballungsgebiete materialisiert.
@Capslock
„… Mir drängt sich dabei immer auf, dass das Deutsche Heer alleine den Landkrieg gegen einen Aggressor führen müsste, obwohl sich Polen immer mehr als die „Landmacht“ in Osteuropa herauskristallisiert, an der man erstmal vorbei müsste. Eine funktionierende Luftabwehr, weitreichenden Wirkmittel, die aus dem Stand Effekte an einer möglichen FLOT generieren könnten, eine weitreichende Abschirmung im EloGM und ein funktionierendes Logistiknetzwerk wären für das Bündnis und Deutschland selbst wertvolle Fähigkeiten. …“
Polen hat bei nahezu identischer Territorialfläche, 30 Mio potenzielle Soldaten weniger als Deutschland. Bedeutet in B-Fall muss Polen im vergleichbare Umfang Logistik + Luftabwehr auf die Beine stellen. Der Rest geht in die Kampftruppe und schischi wie die Eloka gibt es nicht, weil deren Personal in den Kampftruppen gebunden ist.
Und Deutschland soll sich auf Logistik-Hub spezialisieren, das nannte man vor rund 110 Jahren noch „Feigheit vor dem Feind“. Wie ist der heute korrekt-woke Ausdruck dafür?
@J.D. sagt:
„… Ähnlich wie bei den Pionieren mit Pionierverbänden im Heer und spPiRgt im UStg-Bereich.“
Man sollte nur nicht vergessen das die SpezPi der SKB sind aber kein Querschnitt aller Pi-Fähigkeiten sind sondern lediglich das „Sammelbecken der ungeliebt unmilitärischen Kinder“ aka „Container aufbauen“, „Treibstoff lagern“, „Brunnen bohren“.
Alle „coolen militärischen“ Pi-Fähigkeiten wie „Brücken bauen“, „Minen legen + räumen“, „Sprengen“ hat komplett das Heer behalten.
Bedeutet: Bei jetziger Konstellation kein Ersatzbrückenschlag über die Elbe wenn das Heer in Polen an der Front steht. Soviel zu UStg-Bereich und PiRgt.
Ich gehe davon aus, daß es vielleicht auch einen ganz prosaischen Grund gibt, die ABC-Abwehr nicht zum Heer zu geben: die leidigen Dienstposten. Oder wie hätte man die LUT und MUT zum Heer überführt? Stellen von Luftwaffe und Marine zum Heer verschoben? Das hätte ein Hauen und Stechen gegeben!
@Marco:
Der OrgBereich CIR wird zur TSK- (TSK Minus). Es werden nicht alle TSK-Attribute übertragen.
D.h., es wird keine eigene Uniform geben, damit verbleiben bei 4 TSK weiterhin 3 UTB (Uniformträgerbereiche).
Diese UTB-TSK werden auch weiterhin ausschließlich die Laufbahnausbildungen wahrnehmen, auch für die neue vierte TSK. Das mag aus dem Gesichtspunkt Sozialisierung schlecht sein, ist aber personell nicht darstellbar, und wir brauchen wirklich keine vier Offz-/Uffz-Schulen. Eher zukünftig nur noch eine, an deren sich TSK-Module anschließen.
Der wirkliche Vorteil einer TSK gegenüber OrgBer ist, dass dieser nicht mehr von den anderen TSK alimentiert werden muss, sondern seine eigenen Planungsgrößen erhält und selber bewirtschaftet.
@Felix: die Domäne Weltraum hat doch schon eine Aufwertung durch Schaffung eines eigenen 2-Sterne Kommandos erfahren. Ob diese bei der Lw verbleibt oder doch zu CIR wechselt, sind inhaltlich spannende Themen der nächsten Monate. Entscheidend für eine weitere Aufwertung wäre doch, ob Optionen zur erhöhten Wirkung in der Domäne gewünscht und realistisch darstellbar sind.
@raz0rsedge
Stimmt, das BMVg kann das LgZUkr nicht 24/7 selber betreiben. Frage dabei ist doch, ob es das überhaupt muss (ist das eine ministerielle Aufgabe???).
Grundsätzlich fällt mir auf, dass viele Kommentare ein wenig in Großmachtphantasien enden (wer hat verloren, wo ist das große deutsche Heer). Fakt ist doch, dass die Bundeswehr (und damit DEU) niemals einen Konflikt alleine führen wird (kann sie nicht, ist auch politisch nicht gewollt). Wir sind eingebettet in große Strukturen (NATO, EU) und leisten dafür dort nur Beiträge (Kräfte einmelden). Es geht nur und ausschließlich um eine gemeinsame Leistung. Von daher ist ein ein OpFüKdo nett und auch gut für StabOps, für LV/BV überzogen, denn die führen nach TOA der Truppen genau nichts, bis auf Reste in DEU.
Auf das neue Kriegbsild hat die neue Struktur verblüffend wenig Antworten.
Wie könnte es aussehen?
Sei es in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, bei kritischen Infrastrukturen oder im Bereich der Information – hybride Maßnahmen erweitern das Gefechtsfeld. Das hat der Ukrainekrieg umfassend bewiesen. In militärischer Hinsicht offenbart der andauernde gewaltsame Konflikt eine ambivalente Mischung von traditionellen Taktiken und Instrumenten früherer Kriege sowie modernster Hochtechnologie. Als äußerst effektiv erweisen sich in den Gefechten längst überwunden geglaubte „klassische“ Elemente der Kriegsführung wie Schützengräben, Minenfelder, Panzersperren, gepanzerte Kräfte und Artillerie im größeren Stil. Gleichzeitig unterstützen allsehende Sensoren auf Hightech-Drohnen, Fahrzeugen und Maschinen die waffentechnisch hochgerüsteten und vernetzt agierenden Soldatinnen und Soldaten. Unbemannte Luftfahrzeuge und autonom fahrende Panzer sind mittlerweile Realität.
Ebenso hat der Ukrainekrieg die Einschätzung des Personalbedarfs verändert. Bis dato galten Massenheere („Levée en masse“) im modernen 21. Jahrhundert als wenig zeitgemäß. Viele Staaten setzten infolgedessen die allgemeine Wehrpflicht außer Kraft. Auch wenn Russland und die Ukraine nicht dazugehörten, müssen beide im anhaltenden Krieg immer wieder neue Jahrgänge für ihre Heere mobilisieren. Die Intensität ist hoch – sowohl personell als auch materiell. Um den immensen Bedarf an Waffen, Munition und Ausrüstung decken zu können, haben sowohl der Kreml als auch die Regierung in Kiew ihre Industrien auf Kriegswirtschaft umgestellt.
Der Krieg in der Ukraine und Israel gibt einen Ausblick darauf, wie militärische Konflikte in Zukunft geführt werden könnten. Auf neue Gefahren wie autonome Waffen und Cyberangriffe muss die Bundeswehr Antworten finden.
Außer bei CIR erkennt man in der Struktur und deren „Begründung“ nicht so viel.
Diese „Strukturreform“ ist nichts als Kästchenmalerei und heiße Luft. Sie sichert weder die Kriegstüchtigkeit der Bundeswehr geschweige denn dient sie einer Steigerung. Erhalten bleiben lediglich die Dienstposten für den Wasserkopf insb. die völlig überhöhte Anzahl an Flaggoffizieren bei realistisch kaum zu steigernder Personalstärke von ca. 180.000 Mann/Frau.
Sie bringt weder modernere Infrastruktur geschweige denn neue Kasernen. Die Zahl der Übungs- und Schießplätze wird nicht vergrößert. Einen Plan und ausreichend Soldaten zum Schutz der mannigfachen kritischen Infrastruktur in Deutschland und den angrenzenden Meeren bringt diese Reform nicht mit sich. Die Komponenten weitreichender Flugabwehr und Drohnenkriegführung sind nicht abgebildet. Eine Verbesserung der Personalgewinnung hat diese reine Org.-Änderung ebenfalls nicht zum Ziel. Bürokratieabbau bringt sie ebenso wenig wie eine Einschränkung der Soldatenarbeitszeitverordnung, beides zwingende Voraussetzungen, um die Truppe überhaupt wieder „kriegsnah“ ausbilden zu können.
Statt endlich wieder verstärkt Manöver zu planen und durchzuführen, sind die „Häuptlinge“ in der Bw nun über viele Monate damit ausgelastet, ihre und ihnen unterstellte Dienstposten neu zu beschreiben und „StAN-fest“ zu begründen. Auf dem Papier wird man so die „Kriegstauglichkeit“ beschwören, während sich Diktatoren wie Putin darüber totlachen.
Hauptsache die Karriere oberhalb der Besoldungsebene B6 ist gesichert.
Schaddedanz sagt:
05.04.2024 um 12:10 Uhr
die Aufgabenverteilung zwischen Pi-Verbänden des Heeres und spPiRgt im UstgBer ist mir wohl bekannt/bewusst und genau so war es auch gemeint: ABC-Abwehr für mobile Kampftruppen bei deren Großverbänden, die speziellen, potentiell alle TSK betreffenden -Sie würden sagen: ungeliebten- Aufgaben im UstgBer.
Mehr Ersatzbrückenfähigkeiten, auch für den rückwärtigen logistischen Raum (UstgBer), wären natürlich selbstverständlich begrüßenswert.
0815 sagt:
04.04.2024 um 21:43 Uhr
na Glückwunsch an die Bw und alle Beteiligten, wenn die größte noch bestehende Lücke in der Abschreckung die Frage ist wer sich wann und wo in welcher Unterstellung um mögliche Kriegsgefangene kümmert /sarc off
Warum waren Jahrzehnte lang eigentlich drei TSK’s ausreichend?
Weil es voll ausreicht drei zu haben!
Egal was man betrachtet man kann alles entweder der Dimension Land / Luft / See zuordnen… die Einsatzverbände von CIR sind im Grunde auch nur Fernmelde und EloK Soldaten. In Masse müssen die halt Landbasierte Operationen unterstützen. In der Marine müsste man wohl nicht einmal 100 Dienstposten abbilden um die Flottendienstbote zu bespielen… ging ja früher auch und im Rest der Flotte werden vergleichbare Tätigkeiten auch durch eigene Verwendungsreihen abgebildet. Die Luftwaffe könnte man auf Flächenflugzeuge beschränken. Die FlaRak schützt nehmlich im Einsatz das Heer und die schweren Transporthelikopter fliegen fast ausschließlich für das Heer. Wo die Marine ABC Abwehr braucht hat sie das auch bereits selbst abgebildet im Seebattalion genauso wie die Luftwaffe ihre eigenen ABC, Pioniere und Logistik im Objektschutzregiment abgebildet hat. Feldjäger haben Jahrzehnte lang als organischer Teil des Heeres die Aufgabe der Militärpolizei für die gesamte Bundeswehr geleistet und niemand hat sich beklagt das irgendjemand nicht bedient wurde. Die Logistik Truppe arbeitet halt auch fast ausschließlich für den „Kunden“ Heer. Die Marine macht das für ihre Flotte mit den Trossschiffen und Tendern selbst und die Luftwaffe müsste da lediglich Dienstposten mäßig etwas wachsen um es querschnittlich abzubilden…
Bleibt eigentlich nur die Sanität… da wo Marine und Luftwaffe ihre Schiffs-, Taucher-, oder Fliegerärzte brauchen haben sie das eh in eigenen Dienststellen abgebildet. Die einsatzverbände sprich die SanRegimenter sind für die Unterstützung von was da… richtig Landbasierter Operationen! Bleibt nur die Ortsfesten Einrichtungen wie SanZentren und BWK’s die hätte man dann auch gerne in einem Kommando direkt beim Ministerium ansiedeln können….
Aber wahrscheinlich wären dann am Ende 50-60 Generäle und etwa 200 Oberste übrig gewesen die man in die Frühpensionierung hätte entsorgen müssen.
Kriegstauglichkeit sieht jedenfalls anders aus…
@cato
Zwar OT, aber da Sie mich angesprochen haben:
Fall SCHWARZENBORN: ja, kann sein, daß das dann sowohl KRITIS als auch verteidigungswichtige Infrastruktur ist
„gesicherte Erkenntnisse darüber, dass es Verzeichnisse verteidigungswichtiger Infrastrukturen gibt“
selbst gesehen habe ich die Liste nicht, einfach beim TFK nachfragen (die ist aber VS – Vertraulich)
„Sie reklamieren die Zuständigkeit der zivilen Betreiber für ihren Eigenschutz.“
Nein, das tut die Regierung und die Verwaltung. Daß das nicht leistbar ist versteht sich allerdings.
„Gilt dies Ihrer Meinung auch für Phasen umfangreicher hybrider Bedrohungen (Kinetisch, Cyber, Cognitive)?“
Gute Frage. Das GG kennt nur den Spannungs- und den Verteidigungsfall aber keinen grauen oder „Hybrid-Fall“.
@MikeFox Absolut richtig! Der Satz ist mir auch sofort ins Auge gesprungen.
Anfang der „Zehner“-Jahre, wurde häufiger kolportiert, dass die Bundeswehr mehr als 10.000 Soldaten, welche gleichzeitig in Einsätzen wären, personaltechnisch und wohl auch aus logistischen Gründen nicht stellen könnte.
10.000 aktiv im Einsatz befindliche Militärs als Höchstergebnis generiert aus 185.000 Kameraden/Kameradinnen und (damals) 72.000 zivilen Beschäftigten.
Wenn das nur annähernd der Realität entsprochen hat, dann stellt sich, selbst bei Berücksichtigung einer ganz anders gearteten Ausgangs- / und Auftragslage bei LV/BV doch die Frage, wie viele „kämpfende“ Einheiten man im S/V-Fall tatsächlich generieren könnte.
Vor diesem Hintergrund bin ich ehrlich gespannt, was sich hinter: „Wir entlasten die Streitkräfte von Aufgaben, die mittelfristig auch durch zivile Mitarbeitende übernommen werden können.“ an Ideen versteckt,
Hier liegt eine echte Chance zu tun, wofür die zivile Seite eigentlich da ist. Die Militärs entlasten, damit sie sich auf ihren Kern-Auftrag konzentrieren können. Und da geht es absolut nicht darum irgendwelche Pfründe (Dp) zu zivilen Gunsten umzuverteilen.
Dem Grunde nach müßte man sämtliche ca. 250000 (mil/ziv) Dienstposten der „gemeinsamen Bundeswehr“ auf:
1.) S/V-Fall Notwendigkeit überprüfen,
2.) Prüfen, welchen Status die DP-Inhaber im S/V-Fall haben müßten (Kombattant: ja/nein) und
3.) Für alle DP prüfen, ob die bisherigen DP-Inhaber nicht woanders viel eher gebraucht und zielgerichteter verwendet werden können. (Aufgabenkritik / Aufgabenpriorisierung)
Letztlich in Anlehnung an „Train as you fight“, sollte die Differenz zwischen „Grundbetrieb“ und „Einsatzbetrieb“ auf militärischer Seite so klein wie möglich und auf ziviler Seite zumindest mit einer klaren (S/V-Fall) Zweitaufgabe hinterlegt sein, für die im Grundbetrieb regelmäßig geübt werden muß. Im Ergebnis braucht es wieder so etwas wie eine „V-Fall“-STAN, für jeden DP, von MatDepot XY bis BMVg.
Die Personallage wird vermutlich nun einmal so bleiben wie sie ist. Daher ist es umso wichtiger, radikale Aufgabenkritik zu betreiben und den bestehenden Personalkörper so effizient wie möglich zu verwenden. Das die Reformpapiere Worte wie „Wallmeister“, „Wehrerfassungs- und Musterrungsprozesse“ beinhalten, klingt zumindest nach einem ersten Schritt in die richtige Richtung,
@Flieger sagt: 05.04.2024 um 12:35 Uhr
„Von daher ist ein ein OpFüKdo nett und auch gut für StabOps, für LV/BV überzogen, denn die führen nach TOA der Truppen genau nichts, bis auf Reste in DEU.“
Die „Reste“, wie Sie das so nennen, sind dann der soviel beschworen Logistik-Hub Deutschland. Und auch und gerade dafür braucht man Heimatschützer in entsprechender Anzahl, die nicht annähernd absehbar erreicht wird.
Im Prinzip wird das OpFüKdo zum TerrFüKdo. Das übernehmen nicht die NATO-Stäbe.
@Flieger, moment. Ja die Brigade in Litauen und andere Kräfte die im Rahmen von LV/BV „an der Front“ aktiv werden gehen an die NATO und werden von dort geführt.
Um die Sicherung der Verkehrswege und andere Aufgaben muss sich aber doch nach meinem Verständnis weiter die Bundeswehr, zwar in Abstimmung mit der NATO, in eigener Verantwortung kümmern. Unter anderem mit den Heimatschutzkräften. Und schon dürfte ein OpFüKdo auch in einem LV/BV-Szenario ausreichend beschäftigt sein.
Die Entwicklung militärpolitischer und militärstrategischer Vorgaben für die eine Strukturreform ist eine unabdingare Voraussetzung, um in dem dafür erforderlichen Planungsprozeß aus den zukünftig erforderlichen Fähigkeiten deutscher Streitkräfte konkrete qualitative und quantitative Folgerungen für die Srukur der Bundeswehr zu ziehen.
Im Sinne von langfristig angelegten und ausgerichteten Zielstellungen müssen sich daher alle Überlegungen auf die mittel- und langfristige Zeitperspektive 2030- 2040 beziehen.
[Ach, Sie dachten, es fällt nicht auf, wenn Sie wörtlich, aber ohne Quellenangabe was abkupfern? Aus „Militärpolitische und miltärstrategische Grundlagen und konzeptionelle Grundrichtung der Neugestaltung der Bundeswehr – Vorlage des Bundesministeriums der Verteidigung an den Verteidigungsausschuß des Bundestages vom 20. Januar 1992“:
Die Entwicklung militärpolitischer und militärstrategischer Vorgaben für die Bundeswehrplanung ist eine wichtige Voraussetzung, um im Planungsprozeß aus den zukünftig erforderlichen Fähigkeiten deutscher Streitkräfte konkrete qualitative und quantitative Folgerungen für die Weiterentwicklung der Bundeswehr zu ziehen.
Im Sinne des langfristig angelegten Prozesses der Bundeswehrplanung müssen sich daher alle Überlegungen auf die Zeitperspektive nach 1995 beziehen.
Diese Art der Kommentierung ist ein wenig schräg, den Rest habe ich deshalb mal entfernt. T.W.]
@Schaddedanz
bei Verdun nannte man es Heilige Strasse, während der Schlacht im Atlantik erlitten die Merchant Marines höhere Verluste als die Bodenkampftruppen
@Marmorklippe
Ich will ja niemand was unterstellen, aber ich kann mir gut vorstellen man wollte die ABC Abwehr nicht zu sehr aufs Heer spezialisiert haben
@KRITIS und verteidigungswichtige Infrastruktur
Gerade eine Lehre aus dem Krieg in der Ukraine sollte doch sein, dass im Falle eines Krieges zivile und militärische Infrastruktur massiven Angriffen durch Drohnen und weitreichenden Lenkflugkörpern ausgesetzt sein wird und ein Schutz daher Flugabwehr umfassen muss.
Ein ziviler Betreiber wird das nicht leisten können und auch Soldaten benötigen dafür die richtige Ausrüstung und genügend Nachschub.
Bevor die existierende BW nicht 130% Vollausrüstung erhält und genug Munition mit Ersatzteilen für 60 Tage Intensiveinsatz im Depot liegt, ist das alles Augenwischerei.
Ein T62 MIT Munition ist zwei Leoparden ohne Munition haushoch überlegen.
Da können wir jedes Quartal eine neue Struktur einführen.
Was wollen wir mit dem Wehrdienst?
Noch mehr Einheiten ohne Ausrüstung?
Die BW ist eine Parlamentsarmee.
Der DBT und mit ihm die Regierung(en) haben in dieser Funktion völlig verantwortungslos versagt.
Für mich fängt die Zeitenwende erst dann an, wenn die Industrie bis auf weiteres Daueraufträge mit dem Ziel „liefert was ihr könnt“ bekommt.
Auch mir erschließt sich nicht, was diese „Reform“ an Gewinn von Kriegstüchtigkeit bringt.
WAS GENAU führt denn dieses FüKdo? Wieder Mikromanagement a la ISAF? Sicherung von KRITIS ist nicht Aufgabe der Bw.
Wenn einer führt, dann ist das die NATO Kommandostruktur. Einie vierte TSK? Kennt die NATO nicht, ebensowenig wie eine „Dimension CIR“ – CYBER ist eine Domain, der Informationsraum nicht. Damit ist man nicht Bündniskompatibel, abgesehen davon, dass der Anteil Cyber (der sicherlich wichtig ist) im CIR fast schon verschwindend gering ist. Logisch dekliniert müsste es dann aber auch eine TSK WELTRAUM geben – das macht aber die Luftwaffe mit.
Also stellt wieder irgendwer irgendwem „einsatzbereite Kräfte“ hin und man hofft, dass die Kohäsion irgendwie vom Himmel fällt. Gewinn: keiner.
Eine Rückkehr zu den Strukturen des kalten Krieges wäre der richtige Weg. Alle seither durchgeführten s.g. Reformen vergrößerten nur den Wasserkopf (wobei komischerweise immer die Vorschlagenden bei der Umsetzung die Beförderungsleiter hochfielen) und schafften zusätzliche Schnittstellen die mit Reibungsverlusten behaftet waren zu deren Bearbeitung der Wasserkopf noch weiter vergrößert wurde. Aus meiner Marineerfahrung kann ich mich nicht erinnern, dass die Versorgung der Einheiten im Ausland nach Übernahme der Logistik durch die SKB besser geworden wäre – eher das Gegenteil.
Ich bin sehr überrascht mit welcher verve viele Kommentatoren diesen nächsten Schritt hin zu einer besser aufgestellten und strukturierten Bundeswehr in der Luft zerreißen. Aber was ist denn alles schon passiert.
Es wurde ein Sondervermögen in Höhe von 100 Mrd. Euro aufgelegt (Ja, zu wenig und zu langsam in der Umsetzung)
Das Heer wird „kriegstauglich“ neu organisiert u.a. mit dem Ziel wieder eine schlagkräftige Artillerietruppe aufzubauen. (Ja, zu langsam und ohne eine feste Zuordnung der Enabler,)
Mit dem „Bundeswehrbeschaffungsbeschleunigungsgesetz“ (was für ein Wortungetüm) hat man bürokratische Hürden in der Beschaffung abgebaut. (Ja, es könnte mehr sein und die Umsetzung ist wie immer zäh.)
Die Grundausbildung wird wieder konsequent an der L/B ausgerichtet mit dem zusätzlichen Ziel die Rekruten besser an „ihre“ Truppe zu binden und weniger Abbrecher zu haben. (Ja, noch nicht flächendeckend umgesetzt und hilft das wirklich.).
Jetzt soll – in nur einem Jahr – die gesamte Führungsstruktur der BW auf L/B ausgerichtet werden, vor allem mit dem Ziel eindeutiger Entscheidungsstrukturen. Als „Nebenaspekt“ ist geplant eine Grundstruktur zur Wiedereinführung der Wehrpflicht aufzubauen. (Ja, wahrscheinlich werden aus den Generalen nicht gerade wieder die Schützen in der Schlammzone und wieder kommt das Heer zu kurz.)
In einem Monat soll dann noch ein Konzept zur Wiedereinführung eine Dienstpflicht in die politische Diskussion gegeben werden, um den Personalmangel grundsätzlicher zu lösen. (Ja, sie ist noch nicht mit einem einfachen „Ich will das aber so und jetzt.“ durch Herrn Pistorius kraft seiner politischen Beliebtheit umgesetzt worden.)
Das alles innerhalb von knapp zwei Jahren und angetrieben durch einen IBuK, dem wirklich was an seiner Bundeswehr liegt und der offensichtlich konsequent planerische und politisch agiert. Ja, er nimmt sogar das böse Wort „Kriegstauglich“ in den Mund und versucht unsere pazifistische Gesellschaft darüber zu informieren, dass die Sicherheit unseres Landes nicht gottgegeben ist.
Hätte man mir dass vor drei Jahren erzählt, hätte ich gesagt: „Ja, ja, träumt mal schön weiter!“
Bei aller Liebe, unter den gegeben politischen, organisatorischen und gesellschafftlichen Rahmenbedinugungen ist kaum mehr möglich. Träumereien von „großartigen alten Zeiten“ und Maximalforderungen sind hier nur destruktiv. Eine Einstellung aller „einfach mal Machen“ fände ich persönlich erheblich zielführender.
Zu einem anderen, hier nur selten erwähnten Aspekt.
Die Reaktionen der betroffenen Soldaten.
Gleichgültigkeit, Verwunderung, aufgesetzter Optimismus von Vorgesetzten, vor allem der B-Ebene.
Ich höre oft: „Vertrauen in die Führung habe ich schon lange nicht mehr!“ „Egal wie sinnentstellt manches scheint, mnahce Kommandeure u.ä., halt ‚da oben‘ wollen scheinbar immer der ersten sein, die das gut finden: z.B, was für ein toller Minister, endlich kommt eine Reform, die den Namen verdient…“
Insp H steht in der Kritik: „Redet viel, kündigt an – doch er kriegt wieder einmal (WIEDRR EINMAL) nichts auf die Kette – sollte nach Hause gehen!“
GI ist auch übel dran „Politische Figur auf dem Schachbrett, kann sich nicht durchsetzen, wirkt wie Beamter“ Beamter kann man hier mal streichen, doch der Rest?
Es zeigt sich, Worte allein zählen nicht. Viele sind müde. Erst Ankündigungen, dann wieder einmal ein Reförmchen, ……Aber eines wird zahlreicher: Worte, Sprechblasen. Man spricht von der Russischen Bedrohung, doch was zimmert man TATSÄCHLICH zusammmen? Wie richtet man sich aus? Passt das zusammen?
Ich bin gespannt wo die drei B-9 / GenLt Stellen (Befh TerrFüKdoBw oder EinsFüKdoBw, Insp SKB & Insp ZSanDstBw) neu auftauchen.
Diese drei Stellen werden in der neuen Struktur, bzw in der Dotierungshöhe, nicht mehr benötigt. Hier wird es sich zeigen ob überhaupt der „Wasserkopf“ abgebaut werden soll, denn das Wegfallen der drei Stellen bewirkt ja, wenn auch im kleinen Rahmen, wirklich eine Reduzierung von Stäben/Stabspersonal.
@Küstengang01: wie sieht Kriegstauglichkeit „wirklich“ aus?
@PangPang: „Eine Einstellung aller „einfach mal Machen“ fände ich persönlich erheblich zielführender.“
So wie die Lemminge? Alle hinter dem Anführer her, der sich rasend auf den Klippenrand zubewegt?
[Es wird also wieder mal Zeit für den Hinweis: Auf Stammtischniveau hier was raushauen ist nicht der Stil der Debatte. T.W.]
@ kleinverteiler3 sagt am06.04.2024 um 8:15 Uhr
Ja, da haben sie einen guten Punkt. Das Interesse ist selbst hier im Blog geringer als erwartet. Was haben wir hier schon für engagierte Diskussionen erlebt. Das ist hier meiner Ansicht nach nicht mehr so der Fall. Der Gedanke, die Frage, was man denn nach den Tsunamies an Reformen und Ankündigungen aber auch gebrochen Zusagen bzw. Versprechen noch bewirken kann, sie steht im Raum.
Mancher engagiert sich unverändert.
Mancher macht einfach mit, spricht eher zu Hause aus, was er wirklich denkt. Mancher macht Dienst nach Vorschrift. Mancher nutzt das aus, was die Bundeswehr an Annehmlichkeiten bietet (das gelingt in bestimmten Bereichen besser als in anderen).
Es lohnt sich eben nicht, sich aufzureiben, zu engagieren, wenn aus dem Hause BMVg immer wieder fragwürdige Dinge kommen. Die Reform war bitter notwendig, gut, dass man sich mal bewegt hat. Doch was da raus gekomemn ist, erzeuhgt den Gedanken, das kann man doch sicher besser machen. Im BMVg und an den Spitzen der TSK und OrgBer sind doch hoffentlich die besten Soldaten udn Beamte.
Dann kommt das raus? Inhaltlich nur in Teilen ein Erfolg. Kommunikativ ein Desaster,insbesondere nach Streit in höchsten Kreisen eine Minimallösung anzubieten, die alle Spitzenkräfte (B9) zufrieden stellen soll. Wir wissen doch, wenn alle zufrieden sind, jeder „was“ abbekommt, dann kann doch nicht alles richtig, gar perfekt sein. Also sollte man das gar nicht erst versuchen, sondern hart am Wind segeln, meint Struktur klar am Auftrag und der Bedrohung ausrichten.
Tja, ich warte schon aus dem ZInFü oder den Medienabteilungen des BMVg/der BW Hochglanzprodukte, welche den Erfolg feiern und uns erklären, warum wir so manches nicht verstehen.
Was mir hier fehlt ist einfach Material und nennenswerte Reserven an Personal.
Es will mir nicht in den Kopf, warum man glaubt, als größte Volkswirtschaft in Europa sich nicht eine vollständige Ausstattung zu leisten, inkl. Zumindest für wenige Monate an Munition und ausgebildeten Ersatzsoldaten, nebst den entsprechenden Gerät.
Die Struktur die das managen soll, ist quasi fast egal, sofern Sie das überhaupt leisten kann..
So furchtbar das auch klingt, aber ab dem ersten Moment sterben Soldaten und wird Material vernichtet, was schieben wir den dann nach?
Die aktuelle, wahrscheinliche Antwort macht mir wirklich Angst…
Ich hoffe inständig, das die Damen und Herren, die dann im Laufe des Jahres in Verantwortung kommen, Ihren Job Ernst nehmen und die Bundeswehr endlich auf die Beine stellen.
Und ja, das wird Geld kosten, aber die Zeit läuft unerbittlich weiter.