Personalprobleme der Bundeswehr: „Wer nicht schnell genug ist, gerät ins Hintertreffen“
Angesichts der schrumpfenden Stärke der Bundeswehr und sinkenden Bewerberzahlen hat Verteidigungsminister Boris Pistorius schnellere Verfahren bei der Gewinnung von Nachwuchs für die Streitkräfte angemahnt. Wer nicht schnell genug ist, gerät ins Hintertreffen, sagte der Minister beim Besuch des Bundeswehr-Karriecenters Stuttgart. Zugleich verwies er auf die immer schwieriger werdende demographische Lage auch für die Streitkräfte – und kündigte besondere Bemühungen um unterrepräsentierte Gruppen an.
Bei dem Besuch am (heutigen) Mittwoch verwies Pistorius darauf, dass zwar die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber in diesem Jahr um sieben Prozent gesunken sei. Zugleich gebe es aber 16 Prozent mehr Beratungsanfragen, so dass die Situation bis zum Jahresende deutlich besser aussehen könnte. Allerdings waren in diesem Jahr bislang die Zahlen der aktiven Soldatinnen und Soldaten kontinuierlich zurückgegangen.
Selbstkritisch wies der Minister darauf hin, dass die Nachwuchswerbung der Bundeswehr sowohl bei ihren Werbeauftritten, vor allem aber bei der Bearbeitung der Bewerbungen besser werden müsse. Die Streitkräften sollten keine mission impossible-Filmchen drehen, was bei der Bundeswehr alles passieren könnte wie in Hollywood, sagte Pistorius.
Ein kritischer Punkt sei aber der zu lange Zeitraum von einer Bewerbung bis zu konkreten Beratungen und letztendlich Aufnahme in die Streitkräfte, warnte Pistorius. Da müsse die Bundeswehr die Zeitspanne kurz halten. Auch der Umgang mit der Erwartungshaltung der Bewerber*innen und den tatsächlichen Bedingungen müsse verändert werden, wie die Quote der Abbrecher insbesondere im Heer von bis zu 30 Prozent zeige.
Der Minister verwies darauf, dass die Bundeswehr mit einer Bevölkerungsentwicklung umgehen müsse, die sich in den vergangenen Jahren drastisch verändert habe. Sein Geburtsjahrgang 1960 sei doppelt so groß gewesen wie die Zahl der heute 18-jährigen, sagte Pistorius. Das führe eben dazu, dass die Bundeswehr viel stärker als früher mit der Wirtschaft um Personal konkurrieren müsse.
Als einen Ausweg nannte Pistorius verstärkte Bemühungen um zwei Bevölkerungsgruppen, die in den Streitkräften deutlich unterrepräsentiert seien: Der Anteil von Frauen am militärischen Personal liege – außerhalb des Sanitätsdienstes – bei rund zehn Prozent. Das ist zu wenig. Ebenfalls unterrepräsentiert seien Migranten der zweiten und dritten Generation, die die deutsche Staatsbürgerschaft hätten, sich aber unterdurchschnittlich für den Dienst in der Bundeswehr interessierten. Da müssen wir klären: woran liegt das? sagte der Minister.
Auf die Frage nach dem weiterhin gültigen Ziel, die Stärke der Bundeswehr auf 203.000 Soldatinnen und Soldaten – einschließlich der Reservistenstellen – zu erhöhen, reagierte Pistorius mit einer interessanten Aussage: Das sei eine Zahl, die deutlich vor meinem Amtsantritt erarbeitet wurde. Er habe jetzt angeordnet zu prüfen, wie diese Zahl begründet worden sei und wie sie mit den neuen Anforderungen im Fähigkeitsprofil der Bundeswehr übereinstimme. Am Ende werde eine neue Zahl stehen – das kann eine niedrigere, aber auch eine höhere sein. Allerdings sei die derzeit angepeilte Stärke von mehr als 200.000 ambitioniert, räumte der Minister ein.
Die Pressekonferenz von Pistorius in Stuttgart zum Nachhören (die Aussage zur Situation in Niger habe ich rausgenommen und stelle sie in einen neuen Eintrag; die Auslassungen sind mit einem Signalton markiert):
(Foto: Pistorius, r., bei einem Bewerbergespräch im Karrierecenter Stuttgart – Frank Dittrich/Bundeswehr)
@Küstengang01:
Der Vorschlag von Markus Horschig ist leider völlig an der Truppe vorbei und spiegelt in keiner Weise die Truppe wieder. Das Bestehende System aus Tauglichkeitsgrad und BA 90/5 ist gut und bewährt.
Schon jetzt haben wir das Problem das Soldaten eingestellt werden mit passenden Tauglichkeitsgrad, diese aber für bestimmte Tätigkeiten (Borddienstverwendungsfähigkeit, Auslanddienstverwendungsfähigkeit, Tropendienstverwendungsfähigkeit, Höhentauglichkeit, Kraftfahrerverwendungsfähigkeit, und viele mehr) keine Eignung erhalten (wird durch BA 90/5 ermittelt und attestiert).
Wie soll es dann erst werden wenn wir bei den Tauglichkeitsgraden noch weiter runtergehen?
Die einzige Lösung die ich sehe: die Kandidaten direkt im KarrC auf die entsprechende Verwendungsfähigkeit untersuchen und dann auf diese einstellen. GGf. Verbunden mit einer Zulage.
Hier liegt das Hauptproblem der Streitkräfte, was sie auch unattraktiv macht,: Als Soldat hat man nicht nur einen Job sondern meist auch viele dazu. Gucken Sie mal auf ein Schiff der Marine. Dort ist z.B.: der Elektrotechnikmeister (PUO) 1. Meister in seinem Tätigkeitsfeld, dann noch Atemschutzgeräteträger, Truppführer, Leiter am Einsatzort, ggf. Gruppenstandsführer, Wachplanaufsteller, Seewache geht er auch noch, evtl. auch Sicherheitsgehilfe oder Beauftragter für Messmittel oder SAZV und so weiter. Ja und das trifft dann jeden so…… das kaum einer zur See fahren will oder zur Bundeswehr kommen mag, na wenn wunderts immerhin ist so ein Schiff auch 280 Tage weg von zu hause!
Bitte auch ständig aufhören mit dem Ammenmärchen der Wehrpflicht! Nein außer noch mehr wertvolle Ressourcen zu binden, für Ausbildung, Unterbringung, etc., bringt das nichts.
Ich schlage ein anderes Kapitel in bezug auf Nachwuchsgewinnung auf, dass m.E. zu oberflächlich betrachtet wird. Nach meiner Kenntnis sind bundesweit ca. 90 Jugendoffiziere im Einsatz und halten Informationsveranstaltungen in Schulen ab. Sie fokussieren, auf jede Zielgruppe zugeschnitten, fachlich fundierte Beiträge zur sicherheitspolitischen Bildung und Meinungsbildung. Die Betonung lautet stets: Wir sind nicht als Werber für den Beruf des Soldaten unterwegs – ggfs. ist hier eine Schnittstelle. Umgekehrt und deutlich offensiver mit vielfältigen Angeboten „im Gepäck“ könnten direkt Interessenten geworben werden. Sicherlich ein kleiner Baustein, der organisatorisch umgesetzt werden müsste.
@Deepblue
Sie neigen ja auch in einem anderen Forum dazu ihren Beamtenhass offen kund zu tun. Dabei sollten sie nicht vergessen, dass insbesondere in der Beschaffung mittlerweile sehr viele Soldaten tätig sind. Und hier kann man offenkundig behaupten, das dort mehr Projektbehinderungsoffiziere als Projektbehinderungsbeamte ihren Dienst verrichten.
Und auch die Einstellungsprozesse/Bewerbungsprozesse sind nicht nur von den Beamten geschaffen worden. Auch hier haben Soldaten ihre Hände im Spiel.
Alles in Allem wäre es natürlich wichtig, das beide Statusgruppen ihr Ziel miteinander und nicht gegeneinander verfolgen. Und das sollte die Personalgewinnung sein.
@Markus Horschig:
02.08.2023 um 17:42 Uhr
„…das Festhalten an den Tauglichkeitsgraden.“ „…ist das eine völlig unwesentliche Eigenschaft.“
Ich kann ihrem Vorschlag nicht folgen, da auch IT Personal im „worst-case“ ebenfalls, dass soldatische Handwerk beherrschen muss und hierfür wird eben zumindest eine ausreichende Grundfitness vorausgesetzt.
Was ihren Hinweis zum körperlichen Zustand von „längerdienendem Personal“ betrifft, stimme ich Ihnen in Teilen zu. Jedoch ist dies ggf. auch dem von Fr. v.d. Leyen zitierten Problem der inneren Führung zuzuschreiben. Es ist die Zuständigkeit der jeweiligen Vorgesetzten, ihren unterstellten Bereich entsprechend zu führen, so dass dies im besten Fall vermieden wird.
Was die Personalgewinnung selbst betrifft, kann ich nur sagen, dass auch wenn sich schon einiges verbessert hat, noch Luft nach oben gibt. Ich kann bis heute nicht nachvollziehen, dass ein potentieller Bewerber nach ca. sechs Wochen noch nicht mal eine Eingangsbestätigung erhalten hat. Es ist wie in anderen Bundes-oberbehörden auch notwendig, dass man „verkrustete/s Strukturen und Verhalten“ aufbricht, den Einstellungsprozess weiter optimiert und auch die Einstellung der einen oder anderen Mitarbeiter auf den Prüfstand stellt. Und hier ist nicht nur das zivile, sondern auch das dort eingesetzte militärische Personal gemeint. Viele vergessen beim schimpfen über die Verwaltung sehr oft, dass in den Bundesoberbehörden, ebenfalls ein nicht unerheblicher Anteil aktiver Soldaten tätig ist. Im Grundsatz gilt: „Wer Menschen einstellen möchte und/oder führt; muss Menschen mögen.“
@Panzerballett: Jaaa, die Jugendoffiziere als „indirekte Werber“ für die Bundeswehr….. 1. Sind deren Vorträge über die letzten Jahrzehnte weitestgehend Sicherheitspolitik mit Brunnenbohren in Uniform gewesen. Mehr UNO, statt Unna. 2. Sind die Strukturen und Rahmenbedingungen immer mehr von der Zielgruppe weggewandert. Um in den LKdo höhere Dienstposten zu begründen, sind die Jugendoffiziere oft den LKdo der Nachbarländer unterstellt, weshalb immer wieder Friktionen auftreten und „Angebote“ der Jugendoffiziere verpuffen. Bestes Beispiel: verschiedene Ferienzeiträume und verschiedene Lehrpläne werden nicht bedacht, obwohl es drei verschiedene Bundesländer sind, für die man zuständig is, aber der zuständige Stabsoffizier ÖA sitzt halt nur in einem und weil die Netzwerke in die jeweiligen Bildungsapparate fehlen, gibt es viel weniger gezielte Angebote für Bildungsmultiplikatoren… 3. Bis vor etwa zwanzig Jahren war Jugendoffizier eine förderliche Verwendung, einige Generalinspekteure waren Jugendoffiziere, so Schneiderhan und Breuer. Man merkt bei kundigem Umgang mit heutigen Jugendoffizieren sehr deutlich, dass die meisten als wenig motivierte SAZ 13 auf dem letzten Dienstposten vor dem Ausscheiden sind. Das Thema problematisches Auftreten und Motivation von Jugendoffizieren wurde 2018 sogar am Rande einer Masterarbeit über Pol&IS – Seminare empirisch miterfasst… Auch ein Teil der Wahrheit: der DP Jugendoffizier bietet sich sehr für die Familienplanung an und ich kenne mehrere Fälle, wo ein Jugendoffiziersbezirk über Jahre hinweg wegen Elternzeit verwaist war. Also: Im großen Ganzen sind die heutigen Jugendoffiziere auch nicht der Game Changer beim Ansehen der Bundeswehr in der Zielgruppe 16 bis 25 Jahre… Ich stimme aber zu, dass hier sehr viel Potential liegt, das sogar mit überschaubarem Aufwand zu heben wäre.
Hmm.. kann manchen Kommentar hier kaum glauben
Alle Infanteristen sollten zunächst mal zwingend für ein bis zwei Jahre fachfremd eingesetzt werden, um zu erkennen, dass sie nicht mehr die Allerwichtigsten überhaupt sind und auch andere Soldaten ein Krönchen verdienen. Alternativ mal auswerten, welchen Wert Flugabwehr, schwimmende und fliegende Drohnen, EloKa/Störer, Artillerie, eine gute Luftwaffe usw. gerade in der Ukraine haben.
Trennung.
Zu den Personalproblemen: Ich bin mir sicher, dass die sog. junge Generation Z z.B. in solchen Blogs mitliest und not amused ist, wenn sie zur Kenntnis nehmen muss mit welchen Vorurteilen (siehe div. Kommentare hier) sie dann tatsächlich bei der sie zuvor enorm umwerbenden Bundeswehr und von ihren zukünftigen Vorgesetzten empfangen bzw. dann real durch den Kakao gezogen wird.
Ich bin mir sehr sicher, dass auch und gerade die Gen Z durchaus für ihr Land eintreten würde, nur eben nicht gemeinsam mit Menschen, wie sie diese Armee derzeit prägen und ein solch desaströses und altbackenens Bild von sich selbst abgeben. Beispielhaftes Stichwort am Rande: Tatsächlich geleistete Arbeit auch abrechen sei „undeutsch“.
@ Nurso, 03.08.2023 um 11:52 Uhr
Naja, wie sich die Anekdoten widersprechen…: Meine Erfahrung (Bw Ämterebene, ziviler Dienst):
– es wird eine Stelle ausgeschrieben
– BAPersBw filtert die Bewerber nach formalen Kriterien (es fliegen alle raus, die diese nicht erfüllen – da muss man also schon bei der Stellenbeschreibung ein bisschen aufpassen, sonst hat man auf einmal keine Bewerber mehr)
– es werden an den einstellenden Fachbereich alle Bewerbungen weiter gegeben, die die formalen Kriterien erfüllen
– im Fachbereich wird eine weitere Auswahl getroffen, diese werden zum Vorstellungsgespräch geladen
Das ganze dauert natürlich so seine Zeit: die Stellenausschreibung ist ca. 4-6 Wochen „offen“ (bis zum Bewerbungsende), die jeweilige Sichtung und Auswahl kann man getrost ebenso lange kalkulieren.
Im Bewerbungsgespräch sitzt die Referats-/Dezernatsleitung, ggf. noch ein Stellvertreter/in, noch ein „Fachmensch“, der/die zuständige Personaler/in, GleiBe, Schwerbehindertenvertretung, PersRat-Vertreter/in…
Damit es auch ja gerecht und transparent und rechtssicher zugeht! Braucht man das? Keine Ahnung, anscheinend ja…
Über den Daumen bei uns sind das zwischen 4-8 Kandidaten (je nach Stellenausschreibung – jüngst hatten wir leider auch häufiger mal 0), die nach einem genauen Fragebogen im Bewerbungsgespräch abgecheckt werden. Angeblich soll das Verfahren so exakt identisch ablaufen, dass auch ja jede/jeder durch dieselben Menschen mit denselben Fragen gelöchert wird, dass eine Vorstellung eines einzelnen, der nicht an dem betreffenden Tag kann, nicht auf einen anderen Tag gelegt werden kann.
Dann fällt die Auswahl mit Listenplätzen und man bekommt anscheinend relativ bald (3-4 Tage) eine Zusage, wenn man „Platz 1“ gewesen ist.
Wer auf Platz 2 oder 3 ist, hat evtl. Glück und wird einige Tage später informiert, dass er /sie auf Platz 1 gerutscht ist, weill der Wuschkandidat doch nicht will.
Was will ich damit sagen:
1. Es gibt – zumindest in dem von mir beobachteten Bereich – keine Tendenz, absolut jeden einzuladen. Eher ist es so, dass inzwischen immer weniger Bewerber verfügbar sind – und gerne auch mal recht kurzfristig (1-2 Tage vorher) das Gespräch von Bewerberseite abgesagt wird.
2. Es sitzt eine ziemlich große „Prüfungskommission“ in dem Bewerbungsgespräch – insbesondere verglichen mit der freien Wirtschaft, wo es oft nur ein Personaler/in und ein Chef/in sind, die dann auch gleich den Daumen heben oder senken.
Ich vermute, man will sich absolut sicher sein, ein rechtssicheres Verfahren abzuwickeln, deshalb auch die vielen Vertreter von Gleichstellung, Schwerbehinderung, Personalrat usw. Gab wohl entweder zu oft Ärger oder auch diese Leute wollen gerne beschäftigt und wichtig sein… ;-)
Meiner Meinung nach sollte die 1 jährige Dienstpflicht definitiv eingeführt werden. Ob bei der Bundeswehr oder im zivilen Bereich oder bei der Feuerwehr. Das ist eine win win Situation. die verschiedenen gesellschaftlichen Bereiche würden etwas Personal generieren und die Jugendlichen auch persönliche Erfahrungen sammeln in Dingen die ihnen die Schule nicht beibringen kann. Aber das wird sicherlich noch lange Zeit nicht entschieden bzw weiter im Bundestag totgeschwiegen. Natürlich wäre es Anfangs ein Kraftakt aber im Endeffekt hätten alle was davon. Ach ja und diesmal natürlich modern eingeführt für jedermann/Frau/Ding/* 🙃
Wirklich interessante Kommentare mit der klären Erkenntnis:
Eine einfache Lösung gibt es nicht und schon gar keine Goldrandlösung.
Vielleicht müssen wir demnächst ernsthaft die Frage stellen: Wenn wir nicht mehr Leute bekommen, welche Fähigkeiten wollen wir dann abdecken und welche möglicherweise unsere Partner.
Vielleicht beschleunigt ja der Mangel an Menschen, eine (dann notwendigerweise) Europäische Armee!?
@GanzGeheimer:
Was soll mir jetzt die Dienstpflicht (oder Wehrpflicht) bringen? Dadurch rekrutiere ich 0 Spezialisten (IT, Drohnen, Eloka, Flugabwehr, etc) in den Fw- und Offz-Laufbahnen, von denen wir zu viel wenig haben.
Ein Heer von Rekruten, die nach 9-12 Monaten wieder ausscheiden, binden nur Ressourcen (Material, Geld, Personal), haben aber kaum einen Einsatzwert. Mir hat mal ein Kamerad aus der Infantrie gesagt, dass man die Rekruten mind 18 Monate ausbilden müsste, damit man mit denen (gut) was anfangen könnte. In anderen Verwendungen sieht es wohl nicht anders aus.
18 Monate Wehr-/Dienstpflicht? – Wie soll das je nur ansatzweise politisch durchsetzbar sein? Wie soll das überhaupt finanziert werden, wenn schon jetzt – in diesen besonderen Zeiten – am EP14 inflationsbereinigt gespart wird?
Egal welche Partei, ich sehe da überhaupt keine Mehrheiten (und in den letzten Jahren hatten wir, bis auf 2 BTag-Parteien, jede Partei in Regierungsverantwortung).
Ich bin Jahrgang ’81. Mittlerweile beim Enddienstgrad angekommen (A14). 2000 zum Bund als OA Lw auf Widerruf. Zusammen mit 5 Leuten aus meinem Abiturjahrgang (Stärke 120). Ich wollte immer schon zum Bund. Der Grund war damals nicht unbedingt der Wertekanon der FDGO. Sondern ein sicherer Arbeitsplatz, eine anständige Besoldung und eine hochwertige Ausbildung (UniBw).
In unserer Gegend war die Bundeswehr angesehen und es wurde nur relativ wenig schlechtes erzählt. Natürlich war früher alles besser und wir hatten noch ein klares Feindbild. Aber mit der Auflösung des Warschauer Paktes waren wir nur noch von Freunden umgeben. Der Kosovo war damals gefühlt auch weit weg. Ruhiger Job mit ordentlich Kohle. Was will man mehr? Wenn man das erste Mal in Uniform an einem Bahnhof von Unbekannten bespuckt wird, wenn das Dienst-Kfz mit Steinen beworfen wird, wenn man das erste Mal als Mörder tituliert wird, wenn das entfernte Grollen eines Tornados oder eines Eurofighters als permanent-penetrante Ruhestörung kommuniziert wird, dann bekommt die heile Welt die ersten Risse. Wenn man in Amerika mit „Thank you for serving!“ begrüßt wird, wenn dort 80-jährige Greise vor dir salutieren, wenn du merkst, wie stolz eine Nation auf ihre Streitkräfte ist, dann merkt man, das unser Land ein Problem mit seiner „Parlamentsarmee“ hat.
Solange die Bundeswehr sich mehr zum Selbstzweck verwaltet, der „Wasserkopf“ an Generalitäten immer größer wird und auch „Innovationen“ (wie Homeoffice) immer noch Zähneknirschen hervorrufen, solange werden keine jugendlichen Arbeitssuchenden zu unserem „Verein“ kommen. Solange der Russe nicht vor unserer Haustür steht, das Handynetz nicht gestört ist und Netflix funktioniert, gibt es doch keinen vernünftigen Grund zur Bw zu gehen. Außer ein sicherer Arbeitsplatz, ein ordentliches Gehalt und eine fundierte Ausbildung.
Ich denke die Anzahl der Jugendlichen, die wegen Kameradschaft, Pflichtgefühl gegenüber ihrem Vaterland, der Verteidigung der FDGO und der Sicherung des Friedens und der bzw. ihrer Freiheit zur Bw gehen, ist eher verschwindend gering. Vielleicht war ich persönlich damals einfach naiv als ich mich 1998 beworben habe, aber die Werte für die man im Ernstfall sein Leben riskiert ändern sich, bekommen einen neuen Stellenwert.
Die Frage ist, ob man damit „die Jugend“ hinter dem Ofen hervor lockt. Oder tut’s vielleicht doch einfach mal ein „geiles“ Werbevideo für das man sich nicht fremdschämen muss? Oder ein Chart-Stürmer, der kein Stirnrunzeln hervorruft?
Oder stimmt die Erwartungshaltung der Bewerber einfach nicht mit der Realität überein? Zu hart, zu lasch?
Alles Fragen, die meist aus der Truppe kommen und auf dem Weg nach oben verwässern und schön geredet werden. Ein IBuK wird kaum die ungefilterten Probleme aus der Truppe mitbekommen, geschweige denn, diesen Faden mitlesen oder gar die Kommentare überfliegen. Ich denke, vor allem das Bild der Bundeswehr in der Gesellschaft muss sich ändern, bevor mehr Jugendliche aus Überzeugung kommen, wenn schon die vielzitierten Arbeitsbedingungen nicht passen. Und das ändert auch kein aktueller BM. Und die nächsten 3 auch nicht. Ob’s der Russe oder der Chinese ändern kann und wird, wage ich nicht zu beurteilen.
@DrStOffz: Die Ablehnung einer irgendwie gearteten Dienstpflicht mit der „Die können ja eh nichts – Keule“ greift zu kurz und ist schwarz-weiß. Gerade die Ukraine zeigt doch, wie man aus einem Querschnitt der Fähigkeiten der Bevölkerung mit der Wehrpflicht Vorteile ziehen kann. Neben all den lange auszubildenden Spezialisten bekommt man aber auch hoch qualifizierte zivile Fachleute, die sich ohne Pflicht niemals zur Armee begeben würden. Und: Wer soll die vielen Dienstposten bei Sicherungstruppen, Nachschub etc. im V-Fall besetzen? SAZ 12 Mannschaften? Vermutlich im Unterschied zu vielen jüngeren Foristen habe ich vor vielen Jahren mit „angelernten“ Wehrpflichtigen in meiner Gefechtsstandsstaffel Übungen gefahren. Das waren aber nahezu ohne Ausnahme gelernte Facharbeiter / Gesellen oder künftige Studenten technischer Fachrichtungen. Nach neun Monaten und einigen Korps-, Divisions- und Brigaderahmenübungen waren die engagierteren und clevereren Wehrpflichtigen technisch auf dem Stand der Unteroffiziere, einzelne sogar besser. Die hohe Kunst der Wehrpflicht/Dienstpflicht besteht im „Matching“ von Talenten und Aufgaben und der Mischung von militärischer Erfahrung und fähigen Wehrpflichtigen. Und natürlich gibt es Unterschiede zwischen den Verbänden und Dienstposten… Aber viele Chancen.
@DeepBlue
Der Beitrag von 11:02 Uhr ist schon sehr bemerkenswert. Da gehen Ihnen die Sachargumente aus und platzieren schnell ein paar neue Nebelkerzen/Nebenschauplätze wie Frau und Kind. Und natürlich noch das Schmankerl, dass der böse böse Beamte allein die ganze Misere in der Beschaffung verursacht hat. So Dinge wie parlamentarische Kontrolle, militärisch-geforderte Goldrandlösungen (über Jaaaaaahre hinweg) sowie der Fakt, dass auch die Rüstungsindustrie nicht selbstlos produzierend am Hungertuch nagen möchte, lassen Sie natürlich ganz geschmeidig unter den Tisch fallen.
Und weil es auf der Sachebene nicht mehr reicht, müssen Sie natürlich gleich auf die persönliche Ebene abdriften. Sie wissen schon ganz genau warum, weil die paar Infohappen von Ihnen natürlich immer nur die halbe Wahrheit sind. Die freie Heilfürsorge sorgt über den geldwerten Vorteil im schlechtesten (!) Fall für einen Single-Soldaten in der Steuerklasse 1 vielleicht zu einer Rückzahlungsaufforderung von vielleicht 500 Euro pro Jahr. Diese Summe wird der Beamte in seiner PKV je nach Lebensalter / Vorerkrankungen in ein bis zwei Monaten los.
Übrigens gönne ich meinen Kameraden sehr viel, besonders den feinen Menschen, die ohne Vorurteile, Klischees und Feindbilder durch die Welt laufen, sondern den Auftrag gemeinsam und unabhängig der konkreten Kleidung des Gegenübers angehen. Und da wir gerade beim Thema Personal sind: mir persönlich fehlt inzwischen ganz besonders die UmP-Generation LV/BV, die wir vor ca. 15 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand geschickt haben. Die haben noch (deutlich mehr) Haltung gezeigt, den Schneid gehabt auch mal Dinge anzusprechen, die nicht genehm sind und dafür auch eigene Laufbahn-Nachteile in Kauf genommen haben. Eine Haltung, die man für kein Geld der Welt bekommt… diese Menschen haben mich auch geprägt und ich bin stolz sowie dankbar dafür. Und genau deswegen bekommen Sie auch hier den (anscheinend) nötigen Gegenwind!
Aus meiner persönlichen Sicht ist die verhältnismäßig lange Zeitspanne zwischen Bewerbung und Einstellung natürlich ein Problem. Aber auch eben nur eines.
Die Bewerber standen und stehen nicht Schlange und warten auf ein Ergebnis bei der Einstellung. Sie bewerben sich sehr oft „einfach nur zusätzlich“ bei der Bundeswehr. Und wenn der Wunscharbeitgeber (oftmals auch sehr langsam) seine Entscheidung getroffen hat, dann tritt man den Dienst nicht mehr an, verkürzt seinen FWDL usw.
Attraktiv sein will die Bundeswehr – aber das wird sie nie sein können, egal mit wieviel Geld man neue Soldatinnen und Soldaten binden möchte. Die kommenden Generationen haben eine gänzlich andere Auffassung. Diese Erkenntnis teilen alle, die Auszubildende einstellen wollen, aber einfach keinen Nachwuchs finden. Dienst und Pflicht sind mega unbeliebt…eine Arbeit mit festen Arbeitszeiten, Anwesenheitspflicht und der Wahrscheinlichkeit, dass man sich auch mal dreckig macht sowieso….es geht nicht mehr aus der eigenen Komfortzone heraus. Wie von @Sarah geschrieben: die Anfangsmotivation ist oftmals maximal ein sicherer Arbeitsplatz.
Wenn wir ganz ehrlich sind, hatten diese Probleme auch schon die damaligen Rekruten, die Wehrdienst/Ersatzdienst leisten mussten. Aber denen blieb meist nichts anderes über, als sich selber ein Bild zu machen – weil sie dienen mussten (vorher wurde man ja zivil meist nicht mal fest eingestellt) Und viele haben dann für sich erkannt, dass die Bundeswehr doch ein Weg sein kann. Daher wird die Diskussion über eine staatsbürgerliche Dienstpflicht wohl auch nicht abreißen.
Wir sollten festhalten, dass die Bundeswehr Deutschlands sozialster Arbeitgeber ist – wir nehmen die, die andere nicht wollen oder gebrauchen können. Und die allermeisten verlassen die Bundeswehr höher qualifiziert, als sie gekommen sind.
Und allen, die nach „wir brauchen Fachkräfte“ schreien, möchte ich sagen: die müssen wir uns selber heranziehen. Keiner fährt zivil einen Panzer oder kann EloKa. Wir müssen die Menschen zu LKW-Fahrern, Busfahrern oder sonstigen Ausbildungen verhelfen. Das war und ist der Auftrag einer Ausbildungsorganisation. Also gilt es diese zu stärken und ausreichend Ausbildungen durchzuführen. Dabei sollte es eine untergeordnete Rolle spielen, ob ein Zivilberuf vorhanden ist oder nur Mittelschule erfolgreich abgeschlossen wurde. Der Lernwille und die Einschätzung der Vorgesetzten vor Ort sollte in diesem Metier endlich mal Berücksichtigung finden. Regelungen z.B. im SanDst, dass eine ZAW nur mit einem gewissen Notenschnitt aus einem 16 Jahre alten Schulabschlusszeugnis absolviert werden dürfen sind äußerst schwer vermittelbar und rauben dem SanDst mögliche Bewerber.
Und der „Karriereberater“ gehört in jede Kaserne. Dort geht jemand hin, der genau an diesen Standort möchte und bekommt dort gesagt, was gerade dort zu besetzen ist. Damit sind dann auch die Bewerber sich endlich bewusst, für welchen Standort sie selbst die Zusage gegeben haben und wollen nicht nach 5 Tagen schon mit dem ersten Versetzungsgesuch wieder weg.
Pistorius ist Ankündigungsminister ohne echter Umsetzungskraft.
Ein guter Kommunikator und strahlender Verkäufer selbst unzureichender Ergebnisse.
Laut Pressemeldungen plant er eine „große“ Reform des Personalwesens. Dies sei nun seine wichtigste Aufgabe.
Wieder eine Ankündigung. Die „Trendwende Personal“ war übrigens schon einmal eines der drei großen Modernisierungsprogramme der Bundeswehr. Ergebnisse maximal ernüchternd. Gelernt, offenbar nichts.
Der bisherige „Fortschritt“, mit Masse Rüstung/Beschaffung kam ausschließlich durch die Bereitstellung von mehr Geld. Dieses wurde noch nicht einmal gut und klug ausgegeben. Wie auch die bisherigen ministeriellen Fehlplaner machen ja einfach weiter, nur mit mehr Geld
Die Hoffnung auf schlankere Führungsstrukturen, klare Verantwortungsbereiche – Fehlanzeige.
Organisation und Planung, Srukturen wurden nicht angepasst. Zudem redet die militärische Spitze die Probleme unverändert schön. Druck des Parlaments – Fehlanzeige.
BMVg nicht angefasst. Die Leute, welche den bisherigen Zustand zu verantworten haben, dürfen nun Reformer sein. Probleme werden nun also mit Geld einfach zugekleistert. Die neue „große Reform“ des Personalwesens verantwortet nun der gleiche Abteilungsleiter der die „Trendwende Personal“ in den Sand gesetzt hat? Neue RefLtr und Referenten entwickeln nun angebliche neue Ideen, doch bei genauem Hinschauen war alles schon mal da. Da BMVg aber kein gutes Archiv hat, wird alles neu erfunden.
Lagebild Minister – vermutlich gefiltert.
In ein paar Jahren wird man lesen. Schwache Leistungsbilanz eines Ankündigungsministers. Das kann sich gut an der Dauerstaionierung einer Brigade des Heeres in Litauen fest machen. Das ist jetzt schon ein Zerrbild. Wie unter der Lupe fallen dort die Probleme der Bundeswehr ins Gewicht. Jetzt erst fängt man an zu planen. Erst die Entscheidung, nun schaut man ob und wie es geht. Große Frage Personal – da ist schon mal gar nichts klar. Aber wirklich gar nichts. Strukturen, auch nichts. Selbst die Frage nach den konkreten Fähigkeiten dieser Brigade. Mittlere Kräfte sind das nicht. Ach übrigens, wenn man diese Brigade schon vor Ort hat, wozu braucht es dann noch Mittlere Kräfte?
Zwei, drei kurze Anmerkungen zu verschiedenen, hier mehrfach aufgeploppten Punkten:
1) Senkung Tauglichkeitsgrad: die Bundeswehr hatte im letzten Jahrtausend einmal kurz den „T 7“ im Musterungsprogramm – also quasi den personifizierte 5-Klio-Schein, gedacht für Gezi etc … hat aber seltsamerweise nicht wirklich funktioniert.
2) IT bei der Personalgewinnung. Wenn ich mit einer etwas eigenwilligen SAP-Lösung arbeite, bei der ich dann im System erfasste Unterlagen ausdrucken und auf dem Postweg / Kurierfahrer weiterleiten muss, dann, ja dann ist das eher suboptimal. Und ja, es gab ein ausgereiftes, funktionales IT-Sytem in der Bundeswehr, mit der die Wehrverwaltung gearbeitet hat und das erstklassig war – und das hat man dann gegen SAP getauscht
3) Vielleicht sollte man die Karriereberatung wieder in militärischen Liegenschaften unterbringen (und nicht in Showrooms in 1 A Lage): kostet wesentlich weniger Miete und die Interessenten sehen, riechen und hören ungefiltert und ungeschönt ein wenig den Kasernenalltag, der dann auf sie zukommt.
@Sarah sagt: 03.08.2023 um 20:58 Uhr
Ich bin 1986 eingezogen worden, in meinem Abiturjahrgang war die Quote an Freiwilligen, die sich direkt verpflichtet haben = 0. Viele haben Ersatzdienst geleistet und wenn es Verpflichtungen gab, dann aus dem Status des Wehrpflichtigen heraus, mich inklusive. Von daher ist die Quote in Ihrem Jahrgang schon gut gewesen. Die Beweggründe, sich zu verpflichten, waren damals die selben, die Sie auch angeführt haben.
Die heutige Generation hat diese Beweggründe auch noch, allerdings noch ein paar Zusatzanforderungen, auch in der freien Wirtschaft. Da geht es um flexible Arbeitszeiten, Work-Life-Balance, Home Office und die Familie steht in der Rangliste vor dem Job, also Vereinbarkeit Arbeit und Familie. Und nicht zuletzt wird seit einiger Zeit die Vier-Tage-Woche diskutiert, wo auch in der Wirtschaft keiner so richtig weiß, wie das funktionieren soll. Mehr Geld ist also nicht die passende Antwort.
Die Arbeit verteilt sich auf weniger Köpfe, was zwangsläufig bedeutet, Digitalisierung und Automatisierung muss her. Und da ist die öffentliche Hand in ihrer Gesamtheit noch hinten dran, Bundeswehr inklusive.
Selbst die hier oftmals so hochgelobte Polizei bekommt zunehmend Probleme und zehrt vom Ruf vergangener Zeiten. Natürlich sind das alles Beamte auf Lebenszeit. Allerdings ohne befriedigende Perspektive. Niedersachsen z.B. hat die Pflichtbeförderung auf A10 für Polizisten der Laufbahngruppe 2 abgeschafft. Das führt dazu, das im Streifendienst Kommissare A9 rumlaufen, die Mitte dreißig oder älter sind. Das ist nicht sonderlich attraktiv, finde ich. Die sind froh, wenn die als Hauptkommissar A11 in Pension gehen können.
„Der Anteil von Frauen am militärischen Personal liege – außerhalb des Sanitätsdienstes – bei rund zehn Prozent. Das ist zu wenig.“
Noch NIE in 40 Jahren Dienstzeit konnte mir ein inklusions-, chancenfair-, feministisch- oder work-life-balance-bewegter Personalabwickler in der bunt gewordenen Truppe auch nur ein stichhaltiges, nachprüfbares Argument für die Behauptung liefern, die Truppe bräuchte mehr Frauen.
Auch der Minister, so kompetent er auf vielen Ebenen auch auftritt (wobei die Latte unterhalb der Grasnarbe lag), bemüht die allfälligen woken Sprechblasen aus dem Wortbaukasten der medialen Sofastrategen und Politberater und drischt woke Phrasen, die mit den tatsächlichen Bedürfnissen der Bundeswehr nichts zu tun haben.
[Meine Güte. Jenseits Ihrer Ansicht: Wer darüber klagt, dass die Truppe nicht genügend Leute bekommt, und gleichzeitig fest behauptet, Frauen würden nicht gebraucht, sollte mal anfangen nachzudenken statt hier mit rechten Kampfbegriffen um sich zu werfen. T.W.]
@ kritischer Soldat
„Pistorius ist Ankündigungsminister ohne echter Umsetzungskraft.
Ein guter Kommunikator und strahlender Verkäufer selbst unzureichender Ergebnisse.“
Ich möchte dies verstärken. Selbst im BMVg spricht man davon, dass P. Sich gegenüber der Betonburg BMVg nicht durchsetzten kann. An der„Herrschaft der ministeriellen Verwaltung BMVg ist schon noch jeder Minister, jede Ministerin gescheitert. Man hat ihn nun schlicht eingewickelt.
Das besondere Eigen- und Alltagsleben des BMVg ist eingewoben in einen Kokon von hauseigenem Bürokratismus, selbtgemachten Prozessen – und war es eigentlich immer schon. Ein abgeschotteter, nach innen gekehrter Kokon, mit höchster Selbstverteidigungskraft.
Man hat ihm schon beigebracht, dass er im Grunde nicht „realisierbare“ Vorstellungen hat.
Nicht-Lösung der seit Jahren bekannte Probleme führen schleichend einem zunehmendem Autoritäts- und Vertrauensverlust. Die realitätsfernen Entscheidungen des Elfenbeinturms BMVg nehmen dem Personal der Bundeswehr die Freude und beeinträchtigen nachhaltig die Motivation.
Ich finde, das Auftreten von P. während der Sommereise lässt schon einen verblassten Glanz erkennen. Weniger frei sprechend, oft an Karteikarten festhängend. Manchmal fast unsicher.
@Windlicht, ja die Ukraine ist da sehr kreativ und felxibel was die militärische Nutzung mitgebrachter, vorhandener ziviler Fähigkeiten angeht. Dabei darf man aber nicht vergessen das in der Ukraine (fast) jeder aktuell eingezogen wird und damit auch viele zur Armee kommen die bereits einschlägige zivile Erfahrungen haben und man auch gewillt (und sicher auch ein Stück gezwungen) ist darauf zurückzugreifen.
Wer wurde denn früher zum Wehrdienst einberufen? Richtig, die jungen die entweder dirket von der Schule oder frisch aus der Ausbildung kamen. Und damit nur wenig Fähigkeiten mitbrachten auf die man zurückgreifen konnte. Und dann die Frage des Mindset. Selbst wenn man das Glück hatte als frisch ausgelernter KFZ Mechaniker in einer Instandhaltungseinheit zu landen. Durfte man sein ziviles Wissen anwenden? Nein, weil man war ja nur WDLer, den kann man doch nicht allein am Auto schrauben lassen. Das erfordert doch Lehrgang XY zu dem nur UmPs durften. Das der da nix anderes lernt als ein ziviler Mechaniker, egal. Vorschrift ist Vorschrift.
@Sarah
@Personaler
Vielen Dank für Ihre sehr sachlichen konstruktiven Schilderungen und Analysen des aktuellen Zustandes. Dies deckt sich vollständig mit meinen Wahrnehmungen.
Die Zentralisierung der Personalgewinnung im BAPersBw/den KarrC hat sicherlich aus organisatorischer Sicht ihre Vorteile (zentrale Steuerung, Reduzierung des Bearbeitungspersonals).
Sie trägt mit dem aktuellen Ansatz der Karriereberater jedoch nur unzulänglich der regionalen Orientierung der Bewerber Rechnung, da hier kein hinreichend flächendeckender Ansatz gegeben ist. Insofern ist die Anregung, in jeder Kaserne zusätzlich ebenfalls Karriereberater einzusetzen, durchaus eine Überlegung wert. Qualifizierte, erfahrene und von ihrem Beruf überzeugte Unteroffiziere mit langjähriger Identifikation mit „ihrem Truppenteil“ gibt es in ausreichender Zahl. Dort könnten dann die ehemals sehr erfolgreichen Truppenwerbungen durchgeführt werden.
Ein weiteres grundsätzliches Handlungsfeld stellt sich für mich in einer bislang nur suboptimal durchgeführten Erwartungsanalyse des Bewerberpotentials dar. Dieses ist ein Prozess, der städig reflektiert und nachgesteuert werden muss. Wir befinden uns in einer schnelllebigen Zeit, und Meinungen und Einstellungen ändern sich schnell. Diese Potentialanalyse steuert die Strategien der Nachwuchsgewinnung (Ansprache, persönlicher Umgang, Abläufe) und erfordert somit auch ständige (schnelle) Strategieanpassungen. Ich habe den Eindruck, dass das „was muss ich tun, um mein Bewerberpotential umfassend zu gewinnen“ (Zielvorgabe) nur sehr eingeschränkt betrachtet wird, während das „wie kann ich das Bewerberpotential ansprechen“ (Durchführung) hier deutlich im Mittelpunkt steht. Personalgewinnung ist eine strategische Aufgabe, die auf eine (ständig lageangepasste) Strategie aufsetzt und dann in operative Maßnahmen umgesetzt wird.
Noch eine Anmerkung zur Teilnahme von Personalrat, Schwerbehindertenvertretung und Gleichstellungsbeauftragter/ Vertrauensfrau an Einstellungsgesprächen. In meiner sechzehn jährigen Zeit als Personalrat (in der Truppe, nicht im zivilen Bereich) und als Vertrauensperson der Schwerbehinderten habe ich mir die Teilnahme an diesen Gesprächen befremdicherweise „erkämpfen“ müssen. Zum Rechtsstatus:
1. Diese Beteiligung/Teilnahme gilt nur für Bewerber auf zivile Dienstposten..
2. In den entsprechenden Gesetzen (BPersVG, SGB XI, BGleiG) hat der Gesetzgeber diese Teilnahme für den Arbeitgeber (hier Bundeswehr) wohl aus guten Gründen verpflichtend festgelegt.
3. Das Grundgesetz Art 20 (3) i V m Soldatengesetz Para 7 (Treuepflicht) und 10 (4) (Bindung an Gesetze) bzw Bundesbeamtengesetz Para 62 (Bindung an Gesetze) verpflichtet jeden Soldaten und zivilen Mitarbeiter (somit auch Dienststellemleiter) zu absolut rechtskonformem Handeln und damit zur Berücksichtigung der unter 2. angeführten Gesetze.
@mrtntdn sagt: 04.08.2023 um 9:43 Uhr
Sie als Verfechter der „Männerdomäne Bundeswehr“ können mir doch sicherlich die folgende Frage aus dem Handgelenk heraus beantworten. Losgelöst vom rechtlichen Anspruch auf Dienst in den Streitkräften.
Kann es sich die Bundeswehr leisten, bei einem Frauenanteil von knapp unter 50% der Bevölkerung im Altersband 18-40 Jahre, auf weibliche Soldaten zu verzichten?
@Dienstpflicht:
Wenn man mehr Netto Arbeitszeit aus der Brutto Arbeitszeit generieren würde, eine Vollausstattung auf dem Hof hätte…
Dann würde es mit der Ausbildung auch bedeutend schneller gehen.
@Flo: so unterschiedlich kann die eine Bundeswehr wohl sein. In der Fernmeldetruppe der 1990er habe ich das ganz anders erlebt… Ohne qualifizierte GWDLer hätte man niemals den Auftrag erfüllen können. Und man kann es künftig ja anders machen und aus den Fehlern der Vergangenheit lernen. Wie hat es RoberB weiter oben gesagt: man muss Menschen mögen, wenn man Menschen gut führen will……. P.S.: @Flo: heute erlebe ich es leider immer wieder, wie von Ihnen beschrieben. Da sind plötzlich Quoten, mangelnde Flexibilität oder Kosten der Sicherheitsüberprüfung das k.o. Kriterium und verhindern die qualifizierte Besetzung eines Dienstpostens.
@Flo, aus Ihrer Einstellung gegenüber ausgelernten Gesellen, die nach ihrem Abschluss zum Wehrdienst antraten darf ich entnehmen, dass Sie keine duale Berufsausbildung nach deutschem IHK oder HWK Standard durchlaufen haben?
Gerade aus diesem Pool der Wehrpflichtigen wurde jahrzehnte lang das Rückgrat der Bundeswehr aus längerdienenden SAZ Unteroffiziere/Feldwebel rekrutiert. Die besten wurden BS oder konnten den Aufstieg zum militärischen Fachdienstoffizier machen.
Eine Berufsausbildung beschränkt sich nicht nur auf die fachlichen Hardskills sondern insbesonder auch auf Softskills.
Meiner persönlichen Meinung nach, hatten wir mit dem „deutschen Werpflichtmodell“ eine solide Facharbeiter-Armee. Die zerbröseld gerade.
Dieses Personal erreicht in den nächsten Jahren die Altersgrenze.
Wir werden einen Braindrain erleben, den wir noch bitter zu spüren bekommen! Und den wir nicht „von unten“ nachbesetzt bekommen – nicht mit den Maßnahmen in jetzigem Umfang!
Wenn die Debatte um den Umfang der Bw nun beginnt frage ich mich, von welcher Richtung man sie führt?
Von der Richtung des einfachen Weges, Umfang absenken, oder des schwierigen Weges abgeleitet aus den notwendigen Fähigkeiten. Die 203.000 sind die Grundlage der aktuellen Beschaffungsplanungen.
Ich bin kein Staatsrechtler und kann nicht bewerten in wie Weit eine Wehrpflicht Verfassungsgemäß sein kann.
Als einfach strukturierter Mensch sehe ich lediglich, dass ein Staat sein Staatsgebiet verteidigen können muss. Im Bündnis NATO mit eigenem subtantiellem Beitrag entlang der getroffenen Vereinbarungen.
Welches Rechtsgut ist stärker zu werten? Die Wehgerechtigkeit oder die Fähigkeit sein Staatsgebiet bei Angriff verteidigen zu können?
Ich dachte, diese theoretischen Fragen seien alle geklärt?
Wenn der Minister und die Wehrbeauftragte nun diese gesamte Personaldoskussion nun wieder von null an aufsetzen weiß ich ganz genau was just in diesem Moment passiert! In allen Amtsstuben wartet man nun erstmal wieder ab. Verzögert, überlegt, prüft, bedenkt – nach dem Motto „es wird eh alles wieder über den Haufen geworfen“
Das Signal nach innen ist fatal!! Es gibt den Bedenkenträgern wieder Auftrieb!!
„[Meine Güte. Jenseits Ihrer Ansicht: Wer darüber klagt, dass die Truppe nicht genügend Leute bekommt, und gleichzeitig fest behauptet, Frauen würden nicht gebraucht, sollte mal anfangen nachzudenken statt hier mit rechten Kampfbegriffen um sich zu werfen. T.W.]“
Was ganz offensichtlich verkannt wird ist die Tatsachen das der Mensch genau wie alle anderen Säugetiere dies Planeten auf zweigeschlechtlicher Fortpflanzung beruht. Dies führt in allen daraus geformten sozialen Gruppenstrukturen zu einer optimierter Aufgabenverteilung beim Ziel „Nachwuchs“. Das evolutionsbiologische Zwänge und Möglichkeiten hierbei klar mit berücksichtigt werden sollte jeder nachvollziehen können.
Entsprechende dieser „Gott gegebenen“ Grenzen fällt der Bundeswehr eine bestimmte Aufgabe/Position zu im gesellschaftlichen Erziehungsbild der Geschlechter. Ein Wechsel der Rolle wird von einem verschwindend geringen Anteil des jeweils anderen Erziehungsbildes angestrebt und nur diesen Anteil können sie auch für die Rolle der Bundeswehr verpflichten.
Gerne können Sie versuchen diese Grenzen durch ein einzelnes Erziehungsbild zu vereinheitlichen, aber damit wird dann auch nur ein Rollenbild abgedeckt und sie verlieren bei beiden Geschlechtern statt eines der beiden vermehrt an die Rolle heran zu führen.
P.S. das könnte man auch in einem Satz der „Ritter“ und „Prinzessin“ enthält erklären wird dann aber von der Hofberichterstatterpresse zensiert.
[Sie werfen mir ja immer wieder „Hofberichterstattung“ vor, weil ich die schlimmsten Auswüchse in den Kommentaren stoppe. Und kommen dann hier mit „Gott gegebenen“ Rollenzuweisungen. Kommt Ihnen das nicht selbst ein bisschen peinlich vor? T.W.]
@ kritischer Soldat
@M.Munch
@ all
In diesem Blog. Interessante Beiträge. Informativ, weiterführend, engagiert. Eine Bereicherung für die Community.
Doch es fällt auf, manches wird geschrieben, in der vermutlichen Hoffnung, dass dies nicht nur die Foristen, sondern auch manchen Inspekteur, manchen Behördenleiter, besonders aber das BMVg erreicht. Früher war das so, das ist bekannt.
Doch ich berichte aus aktueller Erfahrung, das Haus BMVg befindet sich in einer Wahrnehmunsblase. Natürlich glaubt man das dort selbst nicht. Man liest ja Berichte, ab und zu verliert man sich in die Truppe, bei Behörden, mal bei einem Spatenstich. Es wird gesprochen und notiert, mancher tut dies in ehrlicher Absicht. Mancher nicht, doch wissend, was so angesagt ist, versucht man Truppennähe.
Ich habe mehrere Besuche erlebt, zufälligerweise, den Wirren von P folgend, aus unterschiedlichen Sichtweisen. Was Zorn und Pistorius gemeinsam haben, sie versuchen (versuchten) Interesse zu zeigen. Sie versprechen. Es wird notiert. Manchmal wird auch ein Einzelproblem tatsächlich gelöst. Grundsätzlich gehen Besuchsergebnisse allerdings in den Stabsgang. Dort tritt dann die Verwässerung ein. Dann erfährt die Leitung des Hauses, was alles, warum nicht geht. Mancher schämt sich ja fast, dass er zu viel Verständnis während seines Besuches zeigte.
Es gibt auch Workshops, Seminare. Tagungen. Da gibt es auch Protokolle, nach guten und mutigen Diskussionen. Dann? Stabsgang, Verwässerung, gar Vergessen, sogar bewusstes Vergessen. (Alle durften mal Dampf ablassen, doch dann geht es weiter wie bisher)
Besonders möchte ich den Gedanken aufgreifen, wie oft im BMVg Ideen über Jahre immer wieder im neuen Gewand auftauchen. „Der Anteil von Frauen am militärischen Personal liege – außerhalb des Sanitätsdienstes – bei xxx zehn Prozent. Das ist zu wenig.“ „Trendwende xxxx“ „Reformprojektxxxx“ „Sonderstab“ „ Untersuchungsgruppe“.
„Anteil Frauen“ konnte sogar vdL so aufsagen, was für ein Ankündigungssturm! Aber was sehen wir? Kann man unter dem Stichwort Personal hier lesen. Andere Themen, „Trendwenden“ dito
Über Jahre wird erlebt, wie das u.a. das Ego von Führungskräften BMVg und Bundeswehr dazu beiträgt, in einer isolierten Blase zu landen, welche Gefahren drohen. Was dagegen hilft ist theorethisch bekannt, doch passiert ist wenig. Zu wenig. Die Frage danach, ob BMVg in einer solchen Blase existieren darf, müsste zunächst mit der Frage beginnen, ob es möglich ist, ohne diese existieren.
Ja ganz sicher, doch es fehlt Wille, Mut und Gestaltungskraft, diese Blase zu zerschlagen. Gefühlt von allen – Politik, Militär, etc.
Da können wir uns hier die Finger wund schreiben. Es ist nie umsonst, wir informieren, bilden uns, lernen usw. Doch dem BMVg u.a. ist das schlicht egal, was hier steht. Schade.
Der Hinweis auf mangelnde Schnelligkeit der Bundeswehrprozesse ist eine Binsenwahrheit. Sie wirkt angesichts der angekündigten „Zeitenwende“ wie eine Bestätigung, dass diese Ankündigung vorerst eine solche bleibt. Die vorgestellten Zahlen der Stärke sind aktuell als Illusion anzusehen. Nachwievor ist nicht erkennbar, wie die Ziele erreicht werden sollen, zumal diese Ziele zwar vom Minister überprüft werden sollen, damit ist nicht klar, wie denn zumindestens theoretisch ambitionierte Ziele erreicht werden können. Ziele setzen, ohne diese mit einem klaren Plan zu unterlegen, wird scheitern.
Auch übergeordnete Ziele wie Kameradschaft, Dienst an der Bevölkerung, Verteidigung unserer Werte durch Abschreckung, Übernahme von Verantwortung für sich und andere, Übernahme von Pflichten, niedrig-schwellige Kennenlern-Angebote, soziale Absicherung und Kampf müssen in der Ansprache der potentiell Interessierten eine wesentliche Rolle spielen. Dies sind Alleinstellungsmerkmale der Bundeswehrder Kommunikation in Richtung Bewerber, die nach meiner Wahrnehmung mehr in den Vordergrund gerückt werden sollten.
@Marmorklippe: Entgegen Ihrer nicht belegten Aussage, T7 habe nicht funktioniert, behaupte ich mit 30 Jahren S1Offz-Erfahrung: T7 hat real funktioniert und einen Teilbereich zur Wehrgerechtigkeit erfolgreich abgedeckt.
@ Kindly Old Gentleman – 04.08.2023
Die Debatte zeigt ein Paralleluniversum – Bundeswehr vs BMvg.
BMVg unverändert in einer Scheinwelt, die Gefahr von Realitätsverlust trotz großer Worte nicht gebannt. Immer wieder hört man, dass es einen zunehmenden, z.T. rauschhaften Realitätsverlust gibt, der sich leider sogar bei einer bestimmten Klientel in Überheblichkeit und der Situation unangemessenem Verhalten äußern soll. „Voller Eitelkeit und restlosem Realitätsverlust“ ist das Zitat eines vor wenigen Wochen in den Ruhestand verabschiedeten Oberstleutnants, der zeitweise in das BMVg kommandiert wurde.
Eine Armee braucht eine starke und verantwortungsvolle Führung. Bundeswehr erwartet Führung. Die sie diese schon wieder nicht bekommt, hat sie Orientierung verloren und der Minister vermutlich bald ein Akzeptanzproblem. Für viele Ankündigung bekam er zunächst viel Applaus. Doch bisher ist nur ein Bruchteil der Ankündigungen auf den Weg gebracht. Immer mehr Ankündigungen kommen hinzu.
Auch für ihn gilt. Kein Reden um des Redens willen. Markiges Auftreten allein bewirkt keine Veränderung. Manche, die besonders markig auftreten, dann aber Ankündigungen nicht realisieren, Konflikte dann doch nicht durchstehen, bewirken auf lange Sicht das Gegenteil. Ob das auf den Minister zutrifft, wir werden sehen.
@ Schaddedanz Man sollte es nicht glauben, aber es gibt Staaten auf dieser Erde, ich nenne hier nur mal Schweden und ganz besonders Israel, da klappt das mit der Wehrpflicht für Frauen. Es gibt Frauen, die sind in Männerberufen sehr erfolgreich. Kann es sein, dass Sie, was die gesellschaftspolitische Entwicklung angeht, in den Siebzigern steckengeblieben sind?
@ A-Bullet 05.08.2023 um 11:33 Uhr
Bundeswehr dieser Tage ist wie Scherbenhaufen zusammenkehren.
Ich kann es nicht verstehen. Man arbeitet sich hier am BMVg ab, wissend oder ahnend, dass sich doch nichts ändert. BMVg war so und bleibt so. Parlamentarische Kontrolle versagt, Messbarkeit von Kriegstüchtigkeit gibt es nicht. Realistische Überprüfungen der Einsatzbereitschaft gibt es auch kaum, auf Ebene Großverbände vglb. ganz sicher nicht.
Führungskräfte des BMvg legen wegen ihrer eingefahrenen Führungsmuster wenig Wandlungsfähigkeit an den Tag. Warum machen sie das? Weil sie es können.
Die Wandlungsfähigkeit wäre entscheidend, doch das passiert nicht. Anpassungsfähigkeit ist Alltag. Man ändert sein Wortwahl, passt diese dem jeweiligen BM an. Schnell ist das Vergessen, was man selbst am Unheil beigetragen hat.
Lässt sich Reformfähigkeit eines BMVg erfassen, gar messen? Offenbar ja, doch es ist nicht gewollt.
Wege zur Reformfähigkeit sind bekannt, werden auch immer mal in Reden und Absichtserklärungen eingebaut, doch die Umsetzung erfolgt nicht.
Ankündigungsminister gab es schon viele. Blender, der durch ihr Auftreten Fähigkeiten vortäuschen können. Handlungsminister wenige. Für eine wirklich einsatzbeite Bundeswehr hat noch keiner gesorgt. Egal trotzdem sind einige sogar nach oben oder wenigstens weich gefallen.
Zeitenwende: BMVg und Bundeswehr könnten ein Symbol für die Reformfähigkeit des ganzen Landes werden. Halt ein ermutigendes Beispiel. Doch wir sehen das nicht. Trotz Krieges in Europa, trotz eines aggressiven, imperialen Russlands. Was sagt das aus?
Jeder der hier fordert, angehende Offiziere sollten erstmal 1-2 Jahre FWDL/Truppe/Infrantrie etc. machen lebt vollkommen an der Realität der Offizierausbildung vorbei. Gerne gebe ich aus meinem Werdegang ein Beispiel:
1. Jahr: AGA & OSLw
2.-5. Jahr: Studium UniBw
6. Jahr: OL3, vorfliegerische Ausbildung
7-8. Jahr: fliegerische Ausbildung
Die Ausbildung im fliegerischen Dienst dauert mit Masterstudium (8!) Jahre ohne größere Verzögerungen. Und da soll noch mehr Zeit vergeudet werden? Die Fliegerei ist natürlich ein Extrembeispiel, aber auch in anderen Werdegängen dauert die postuniversitäre Ausbildung mal gut und gerne 2 Jahre, auch wenn anschließend keine Truppe geführt wird. Jeder, der sagt dass sich angehende Offiziere erstmal in der Schlammzone beweisen sollen, lebt absolut an der Realität vorbei. Abgesehen davon, dass ich bei erstmal 1-2 Jahren Infanterie niemals zur Bw gekommen wäre..
Grashüpfer sagt:
04.08.2023 um 11:49 Uhr
Wenn die Debatte um den Umfang der Bw nun beginnt frage ich mich, von welcher Richtung man sie führt?
Von der Richtung des einfachen Weges, Umfang absenken, oder des schwierigen Weges abgeleitet aus den notwendigen Fähigkeiten. Die 203.000 sind die Grundlage der aktuellen Beschaffungsplanungen.
Und hier sehe ich den „Hasen bereits im Pfeffer“. Vor einiger Zeit wurde eine Bestandsaufnahme Auftrag/notwendige Fähigkeiten vs Personalumfangsbedarf gemacht. Wenn ich recht erinnere, haben wir einen in etwa realen Personalbedarf im status quo des Auftragsumfangs von ca. 270.000. Politisch anerkannt wurden jedoch nur die ca. 203.000. Die Grundlage von 203.000 entbehrt somit jedweder Grundlage.
Übrigens, die Debatte hinsichtlich des Personalumfangs hat seit 1990 nicht aufgehört.
Also Personaldiskussionen hier sind ja wirklich schon legendär.
Von Anti-woke bis Pflichtdienst kommt jedes Stichwort jedesmal wieder.
Jetzt bekommt langsam Pistorius sein Gett weg. Schade, zumindest von außen als politisch interessierter Bürger würde ich ihm schon noch eine Weile geben.
Was mir aufgefallen ist:
Man beschreibt selbst, dass man zur BW wegen sicherem Job und guter Bezahlung gegangen ist, weniger wegen LV und FDGO Werte, hätte aber am liebsten noch Respekt und Anerkennung der Gesellschaft am besten mit salutieren. äh nee is nicht, ist dann eben nur ein Job.
bespuckt oder beworfen werden ist natürlich dumm, habe ich aber z.B. nie erlebt und die meisten Wehrpflichtigen sind zu meiner Zeit in Uniform Zug gefahren, ich selbst auch quer durch Deutschland, während die SaZ größtenteils Auto fuhren.
Was ich bei Dienstreisen aber Freitags Mittags (lässt sich leider nicht immer vermeiden) teilweise an BW Angehörigen erlebe, schlägt dem Boden das Fass aus. Da fragt man sich wie man um 13 Uhr im Zug so besoffen sein kann…Säuferclub wie früher denk ich dann spontan. (nur um mal das zivile erleben zu beschreiben)
Heiko Kania sagt: 04.08.2023 um 22:35 Uhr
@Marmorklippe: Entgegen Ihrer nicht belegten Aussage, T7 habe nicht funktioniert, behaupte ich mit 30 Jahren S1Offz-Erfahrung: T7 hat real funktioniert und einen Teilbereich zur Wehrgerechtigkeit erfolgreich abgedeckt.
Danke für diesen Beitrag — sehr wohltuend solche Statements und Erfahrungswissen hier auch zu lesen, bitte mehr davon!
Wobei ich einmal erlebt habe, dass Ende der 80er ein hervorragend ausgebildeter Flugzeugmechaniker ziemlich entfernt zu den Panzergrennies eingezogen wurde, obwohl zahlreiche Standorte der Luftwaffe und Heeresflieger gleich um die Ecke waren — naja, war wahrscheinlich ein bedauernswerter EInzelfall…
Danke, VG, NG.
@Mr_Tornado sagt: 05.08.2023 um 15:30 Uhr
Das sehen Sie jetzt durch Ihre ( jetzt zu enge) Luftwaffenbrille so.
Bis zur jetzigen Neuordnung der Offizierausbildung war die Regelung vor dem Studium wie folgt:
1. Heeresoffiziere Studium nach 36 Monaten als Leutnant, Zugführerjahr gedient.
2. Luftwaffe Studium nach 15 Monaten als Fahnenjunker.
3. Marine hat ihren Jahrgang gesplittet. 50% nach 15 Monaten und 50 % nach drei Jahren.
Die Begründungen dafür waren beim Heer praktische Erfahrung und soldatisches Handwerk. Die Luftwaffe wollte den fertig studierten Offizier und keine Anwärter in der Truppe, konnte sie nicht brauchen. Die Marine wollte ihre Ausbildungskapazitäten pro Jahrgang entfernen, so dass z.B. jeder auf sie Gorch Fock konnte/musste.
Ich als Heeresmann habe das so durchlaufen und fand es gut. Man konnte einen großen Unterschied im Habitus zwischen den Fahnenjunkern und den Leutnanten feststellen. Truppe prägt eben. Der Vorteil war auch, wenn man nach 12 Jahren aufhörte, war das Studium noch nicht so lange her
Ach für alle älteren, die auf so neumodisches wie Work-Life-Balance etc. schimpfen.
mal eine kurze Rechnung:
80ziger Jahre Ehepaar, also 2 Arbeitsfähige, 2 Kinder. Mann geht Vollzeit arbeiten, Frau zu Hause. Also 50% Beschäftigung des Ehepaares.
Heute, Ehepaar, 2 Kinder. Mann geht 80 %, Frau geht 60%. Zusammen 70% Beschäftigung des Ehepaares, bei heute durchaus größeren Anforderungen im Arbeitsleben.
Je nach Arbeitstätigkeit (Schichten, Dienstreisen, Dienst zu ungünstigen Zeiten, Sonn-/Feiertage) plus Arbeitsweg plus Kinderbetreuung selbst bei guter Betreuungslage können Sie gar nicht Vollzeit arbeiten gehen, wenn Sie auch Familienarbeit übernehmen und Frau nicht zu Hause ist.
hoffentlich werde ich nie zu einem dieser „Jugend von Heute“ Leute…
@Gepard65 @Heiko Kania
Als T7 damals kam, war ich streng auf Ablehnungsfront.
Später war zumindest im Grundbetrieb, nur dort, ein Vorteil herleitbar.
Es wurden andere aus Stabsfunktionen herausgenommen und dienten als T1/2er in den KampfEinh.
Ich verstehe nicht, wie festgefahren das Denken schon sein muss, um eine Wehr-/ Dienstpflicht als völlig nutzlos abzutun.
Da muss ja jahrzehntelang etwas schief gelaufen sein, wenn Wehrpflichtige doch angeblich einen Einsatzwert von Null haben, weil sie keine 18 Monate ausgebildet wurden.
Oder wie läuft es in der Ukraine? Werden dort Soldaten 18 Monate ausgebildet?
Außerdem geht es doch auch darum, dass sich langfristig Leute weiterverpflichten, die sonst nie etwas mit der Bundeswehr zu tun gehabt hätten. Dadurch konnte man doch früher immer sein Personal bei den Spezialisten gut besetzen. Die meisten kamen über die Wehrpflicht dazu.
Mal abgesehen von politischen Erwägungen geht es doch letztlich nur um Bedenken über den anfänglichen Aufwand. Mit den selben Bedenken hätte man sich damals auch die Gründung der Bundeswehr sparen können. Komisch, dass es da geklappt hat.
@Pio-Fritz
Die von Ihnen erwähnte Aufteilung des Studienbeginns bei der Marine ist aber sehr lange her. Das Studium habe ich 99 begonnen, wie de facto über 99% meiner Crew-Kameraden mit Studium.
Der Unterschied bei der Bestehensquote des Studiums zwischen den Heereskameraden, die als Leutnant begannen, und den Fahnenjunkern und Seekadetten von Luftwaffe und Marine fiel klar zugunsten des Heeres aus.
@MFG sagt: 07.08.2023 um 10:26 Uhr
„Die von Ihnen erwähnte Aufteilung des Studienbeginns bei der Marine ist aber sehr lange her. “
Naja, ein paar Jahre mehr als Sie habe ich schon auf dem Buckel. Mein Studium hat 1990 begonnen, und da hatte ich schon vier Jahre drei Monate gedient (w 15 -Zeit obendrauf). Dann haben wir den Zeitraum der erneuten Änderung für die Marine schon mal eingegrenzt.:-)
@Schaddedanz
Fehlt nur noch, dass Sie wie Herr Chrupalla mehr Kinder von deutschen Frauen fordern. Wie lange es wohl daueern mag, bis die AfD auch die Wiedereinführung des Mutterkreuzes fordert?
Vergessen Sie es. Mit überkommenen Rollenbildern kommen wir nicht weiter. Die Mädels wollen heutzutage keine Gebärmaschinen mehr sein. Und das ist gut so.
Leider kann man 60 Jahre verfehlter Familienpolitik nicht mit Hauruck ausgleichen. Die Franzosen haben das, finde ich, schon immer besser gemacht und haben deshalb auch nicht so ein großes Problem mit der Demografie.
Aber auch beim Konkurrenzkampf um die besten Frauenköpfe ist die Wirtschaft ein starker Gegner. Schauen wir uns also mal bei unseren Freunden und Verbündeten um. Die US-Streitkräfte haben einen Frauenanteil von 16% gesamt und gegen 20% bei den Offizieren (Ausnahme: Marine Crops). In den israelischen Armee ist der Anteil der Frauen in technischen Berufen bei 23% (2019) und 50% sind das angestrebte Ziel. Das sind ein paar Zahlen, die ich mit einer schnellen Suche im Internet gefunden habe. Der Frauenanteil in der Bundeswehr liegt laut Statista bei 12%. Die Bundeswehr hat da noch viel Luft nach oben.
[Ok, mein Fehler war offensichtlich, den Kommentar von @Schaddedanz zuzulassen. Das geht jetzt in einen sehr unschönen OT, den ich hiermit beende. T.W.]
Naja der Reservistenverband fordert ja mittlerweile auch wieder ein zurück zur Wehrpflicht. Auf Dienstpflicht kann oder will man sich nicht einigen also §12a GG einfach wie er ist wieder scharf schalten…
-würde bedeuten das von einem Jahrgang ca. 400.000 Männer gemustert werden müssten.
-20 bis 30 % würden wohl bei T4 und schlächter landen, also Gefängnis Freikarte.
-von den 280.000 bis 320.000 ziehen wohl 50% die Karte KDV Antrag.
-bleiben am Ende ca. 140.000 bis 160.000 die man in Betracht ziehen müsste.
Von denen nimmt die Bundeswehr dann halt 50.000 und die restlichen werden in einen Zivilschutzverband eingezogen. Wir ändern dann einfach das Gesetz und erklären die 22.020 Freiwilligen Feuerwehren im Land zu Organen des Zivilschutzes im V-Fall. Gibt dann schön ein wenig Geld vom Bund und hin und wieder ein neues Auto für die Wache.
Bekommt also jede Feuerwache 4 bis 5 Zivilschutzdienstleistende.
Grundgesetzkonform, Menschenrechts Konventionskonform, Wehrgerechtigkeit hergestellt.
@Küstengang01
Diejenigen, die einen KDV Antrag stellen wären aber wohl dennoch dienstpflichtig. Die Schwierigkeit ist, daß die zivilen Stellen diese Menge an Stellen gar nicht haben.
Und ob tatsächlich nur männliche Deutsche zu berücksichtigen wären?
Bzgl. der Feuerwehren: die sind Ländersache, man kann aber natürlich darüber nachdenken, das THW (Zivilschutz) aufzubohren, allerdings gibt es dort keinen Dienst / keine Betreuung mit 41 h/Woche. Soweit ich weiß gab es früher eine kurze Ausbildung mit einer 10-jährigen THW Dienstpflicht.
Man kann natürlich einen Dienst bei der Fw ähnlich ausgestalten.
@Thomas Melber sagt:
07.08.2023 um 22:11 Uhr
…Bzgl. der Feuerwehren: die sind Ländersache, man kann aber natürlich darüber nachdenken, das THW (Zivilschutz) aufzubohren, allerdings gibt es dort keinen Dienst / keine Betreuung mit 41 h/Woche. Soweit ich weiß gab es früher eine kurze Ausbildung mit einer 10-jährigen THW Dienstpflicht….
Beim THW werden seit einigen Jahren auch direkt Bundes Freiwilligen Dienstleistende in den Ortsverbänden eingestellt, dafür wurden in jeder der 66 Regionalstellen Sachbearbeiter und Bürosachbearbeiter BFD eingestellt die die Jungs und Mädels betreuen. Ich meine die BFD’ler machen 38 Stunden pro Woche.
Die Ersatzdienstpflicht betrug zuletzt 4 Jahre mit mindestens 120 Dienststunden pro Jahr. War dicke durch den Monatlichen Ausbildungsdienst plus ein paar technische Dienste oder Einsätze abzudecken.
Die Grundausbildung beim THW ist Zeitmäßig an drei Wochenenden in Vollzeit zu absolvieren oder über einen 12 Monatszeitraum mit ein bis zwei Abenddiensten.
Von den 80.000 THW Helfern haben noch ca. 36.000 eine Einsatzbefähigung, von der Seite kein Problem die Karteileichen zu entlassen und durch Dienstpflichtige zu ersetzen.
Die Zivilverteidigung ist Bundessache, wenn der Bund durch Bundesgesetz Freiwillige Feuerwehren oder andere Katastrophenschutz Einheiten im V-Fall „Requeriert“ muss er halt nur in einem angemessenen Rahmen für Ausbildung und Einsatzgerät / Material sorgen. Das BBK verteilt jedes Jahr einige hundert Feuerwehr Einsatzwagen an die Freiwilligen Feuerwehren damit die auch im Zivilschutzfall einsatzbereit bleiben, die erkennt man daran das die Ersatzreifen und Wagenheber mit dabei haben.
….Diejenigen, die einen KDV Antrag stellen wären aber wohl dennoch dienstpflichtig. Die Schwierigkeit ist, daß die zivilen Stellen diese Menge an Stellen gar nicht haben…
Klar die Stellen gibt es sofort jedes Krankenhaus, jede DRK Bereitschaft und jedes Altenheim oder Kita kann die Zivis aufsaugen wie ein Schwamm…. bis zu Letzt hat kein Zivi eine Befreiung bekommen mit dem Argument „ich finde keine Zivildienststelle.“
Nachtrag, aber wohl OT:
Früher war man „feuerwehrdienstpflichtig“, man konnte sich aber „freikaufen“ (Feuerwehrabgabe). Es wird im ländlichen Raum aber Gegenden geben in denen tatsächlich die Feuerwehrdienstpflicht eingefordert werden muß da es nicht genügend Freiwillige gibt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Pflichtfeuerwehr
@Thomas Melber, die Variante sich für 10 Jahre im Zivilschutz zu verpflichten gab es nicht nur beim THW. Das ging auch bei der Feuerwehr bzw den großen Hilfsorganisationen. Das dürfte also keiner Änderung bedürfen sondern im Windschatten der Reaktivierung der Wehrpflicht auch wieder aufleben.
Und was sie Stellen für den Zivildienst angeht, da dürften viele durch einfaches wechseln der Etiketten entstehen. Statt FxJ oder BufDi übernehmen wieder die Zivis den Job
@Thomas Melber:
Über die Anzahl der Zivi-Stellen braucht man sich keine Sorgen machen. Die würden dann schon aufgebaut. An Arbeit im sozialen Sektor mangelt es definitiv nicht!
@ Thomas Melber Wenn ich mich richtig erinnere, konnte man seinen Dienst auch sieben Jahre bei der Feuerwehr ableisten.