Personalprobleme der Bundeswehr: „Wer nicht schnell genug ist, gerät ins Hintertreffen“
Angesichts der schrumpfenden Stärke der Bundeswehr und sinkenden Bewerberzahlen hat Verteidigungsminister Boris Pistorius schnellere Verfahren bei der Gewinnung von Nachwuchs für die Streitkräfte angemahnt. Wer nicht schnell genug ist, gerät ins Hintertreffen, sagte der Minister beim Besuch des Bundeswehr-Karriecenters Stuttgart. Zugleich verwies er auf die immer schwieriger werdende demographische Lage auch für die Streitkräfte – und kündigte besondere Bemühungen um unterrepräsentierte Gruppen an.
Bei dem Besuch am (heutigen) Mittwoch verwies Pistorius darauf, dass zwar die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber in diesem Jahr um sieben Prozent gesunken sei. Zugleich gebe es aber 16 Prozent mehr Beratungsanfragen, so dass die Situation bis zum Jahresende deutlich besser aussehen könnte. Allerdings waren in diesem Jahr bislang die Zahlen der aktiven Soldatinnen und Soldaten kontinuierlich zurückgegangen.
Selbstkritisch wies der Minister darauf hin, dass die Nachwuchswerbung der Bundeswehr sowohl bei ihren Werbeauftritten, vor allem aber bei der Bearbeitung der Bewerbungen besser werden müsse. Die Streitkräften sollten keine mission impossible-Filmchen drehen, was bei der Bundeswehr alles passieren könnte wie in Hollywood, sagte Pistorius.
Ein kritischer Punkt sei aber der zu lange Zeitraum von einer Bewerbung bis zu konkreten Beratungen und letztendlich Aufnahme in die Streitkräfte, warnte Pistorius. Da müsse die Bundeswehr die Zeitspanne kurz halten. Auch der Umgang mit der Erwartungshaltung der Bewerber*innen und den tatsächlichen Bedingungen müsse verändert werden, wie die Quote der Abbrecher insbesondere im Heer von bis zu 30 Prozent zeige.
Der Minister verwies darauf, dass die Bundeswehr mit einer Bevölkerungsentwicklung umgehen müsse, die sich in den vergangenen Jahren drastisch verändert habe. Sein Geburtsjahrgang 1960 sei doppelt so groß gewesen wie die Zahl der heute 18-jährigen, sagte Pistorius. Das führe eben dazu, dass die Bundeswehr viel stärker als früher mit der Wirtschaft um Personal konkurrieren müsse.
Als einen Ausweg nannte Pistorius verstärkte Bemühungen um zwei Bevölkerungsgruppen, die in den Streitkräften deutlich unterrepräsentiert seien: Der Anteil von Frauen am militärischen Personal liege – außerhalb des Sanitätsdienstes – bei rund zehn Prozent. Das ist zu wenig. Ebenfalls unterrepräsentiert seien Migranten der zweiten und dritten Generation, die die deutsche Staatsbürgerschaft hätten, sich aber unterdurchschnittlich für den Dienst in der Bundeswehr interessierten. Da müssen wir klären: woran liegt das? sagte der Minister.
Auf die Frage nach dem weiterhin gültigen Ziel, die Stärke der Bundeswehr auf 203.000 Soldatinnen und Soldaten – einschließlich der Reservistenstellen – zu erhöhen, reagierte Pistorius mit einer interessanten Aussage: Das sei eine Zahl, die deutlich vor meinem Amtsantritt erarbeitet wurde. Er habe jetzt angeordnet zu prüfen, wie diese Zahl begründet worden sei und wie sie mit den neuen Anforderungen im Fähigkeitsprofil der Bundeswehr übereinstimme. Am Ende werde eine neue Zahl stehen – das kann eine niedrigere, aber auch eine höhere sein. Allerdings sei die derzeit angepeilte Stärke von mehr als 200.000 ambitioniert, räumte der Minister ein.
Die Pressekonferenz von Pistorius in Stuttgart zum Nachhören (die Aussage zur Situation in Niger habe ich rausgenommen und stelle sie in einen neuen Eintrag; die Auslassungen sind mit einem Signalton markiert):
(Foto: Pistorius, r., bei einem Bewerbergespräch im Karrierecenter Stuttgart – Frank Dittrich/Bundeswehr)
Die Aussagen des Ministers, klingen alle sehr vernünftig.
Die Frage ist, was er vor Ablauf der Legislaturperiode noch umsetzen / erarbeiten kann, was zumindest für Linderung sorgt.
Gestatten Sie mir den Kommentar, dass aus vielfältigen Gründen, ich nicht erkennen kann, wie das ohne wie auch immer ausgestaltete Dienst- oder Wehrpflicht jemals nachhaltig gelöst werden kann.
Meine Einschätzung ist, dass der IBuK schon erkennt, wo die Schwachstellen des Systems zu finden sind.
Ich erinnere mich noch genau an das Gewürge, bis dann endlich irgendwann der Einberufungsbescheid im Briefkasten lag.
Es gibt ca. 70.Mio Einwohner in Deutschland die in der Bundeswehr dienen könnten. Minus Minderjährige Minus Rentner Minus nicht Wehrtaugliche und wir bekommen es nicht hin eine Armee mit 203.000 Soldaten aufzustellen. Die Nachwuchsgewinnung und die Bürokratie sollte Zeitgemäß umgestellt werden und das Dort eingesetzte Personal ausgetauscht werden. Im gleichem Atemzug sollte der Verteidigungsminister die Grundausbildung Einheitlich Reformieren wie in dem Bericht 6. Monate Ausbildung im Heer. Ich freue mich auf Konstruktive Kommentare zu diesem Thema von besser Informierten Personal.
[Hm, Meinung ist das eine, Fakten das andere – bei „70 Mio Einwohner in Deutschland die in der Bundeswehr dienen könnten“ setzen Sie auf Kindersoldaten und Volkssturm? Bitte so nicht. T.W.]
Ein Stück weit geht es mir nur noch gegen den Doppelzünder. Der gesamte Bewerbungsprozess läuft über eine elektronische Akte. Alle Schritte werden dokumentiert und protokolliert.
Wenn nun der Bewerbungsprozess so lange dauert, weil es der Bewerber nach 37 Wochen nicht geschafft hat, das Zeugnis der 9. Klasse zu übermitteln, dann liegt das Verschulden nicht im Bereich der Bundeswehr. Man kann erinnern. Mehr geht nicht.
Ärgerlich wird es, wenn Bewerber engagiert sind und schnell in die Uniform wollen, und die Regierungshauptsekretärin Dosenkohl immer erst nach 8 Wochen Krankheit, Homeoffice, Reha, Kind-krank, Betriebsausflug, Sommerfest, etc. antwortet [das ist von der Realität mitunter nicht weit entfernt].
Wer im BAPersBw Führung bestellt sollte sie auch bekommen. Eine Meldestelle für Verzögerungen könnte blitzschnell eingerichtet werden.
Der VM sollte die Leitung des BAPersBw etwas auf Drehzahl bringen.
@Florian Staudte sagt: 02.08.2023 um 13:32 Uhr
„Wenn nun der Bewerbungsprozess so lange dauert, weil es der Bewerber nach 37 Wochen nicht geschafft hat, das Zeugnis der 9. Klasse zu übermitteln, dann liegt das Verschulden nicht im Bereich der Bundeswehr. Man kann erinnern. Mehr geht nicht.“
Die Frage ist auch immer, was man so von seinem/r Bewerber/in verlangt. Wenn man einen Volljuristen einstellen will, dann ist das Abitur völlig sekundär. Man hat ja die Urkunde der Universität, der höchste Bildungsabschluss zählt, usw. usw.. Vielleicht müsste man den Bewerbungsprozess bürokratisch einfach mal entrümpeln.
Bei einigen Großunternehmen verzichtet man seit einiger Zeit sogar auf die Anschreiben zur Bewerbung (z.B. Bahn AG), weil es nicht mehr zeitgemäß ist.
Ich gehe davon aus, dass man dem Minister mal wieder ein Potemkin´sches Dorf gezeigt hat. Schließlich werden diese besuche lange im voraus geplant und es bleibt genug Vorbereitungszeit. Es wäre doch nichts peinlicher, als wenn sich der Bewerber im Gespräch über die zu lange Bearbeitungszeit beschwert und der Minister sitzt dabei.
@T.W.:
Vielleicht lesen sie den Kommentar von Markus Foxtrott nochmal bevor Sie hier mit solch befremdlichen Ausdrücken „Volkssturm“ und „Kindersoldaten“ kommen.
@Florian Staudte:
ISSO. Und RHS Dosenkohl wird alles dafür tun das sich nix ändert.
Man muss einfach verstehen das hier niemand was ändern will, so bequem hat man es sich eingerichtet.
REST Knopf oder man nimmt die 50 Milliarden + und stellt eine Privatarmee auf, das dürfte sehr viel effektiver sein.
[Wer bei einem Bevölkerungsumfang von rund 84 Millionen oder so von 70 Millionen Menschen ausgeht, die für die Streitkräfte zur Verfügung stünden, der rechnet Altersgruppen dazu, die genau in diese beiden Kategorien gehören. Sie können mir natürlich gerne vorrechnen, wie man im Altersband 18 bis 60 Jahre auf 70 Millionen Deutsche kommt. T.W.]
Vor wenigen Monaten: Die Bundeswehr ist laut BM Boris Pistorius derzeit nicht „verteidigungsfähig“.
Bitterkeit ist ein Schlüsselwort für diesen militärischen Scherbenhaufen.
Die militärische Spitzengliederung lässt den Neuanfang überwiegend in Worten erkennen. Der BM agiert dabei noch zu sehr in der Rolle eines exzellenten Verkäufers.
Wichtig ist es, nicht nur zu reden, sondern zu liefern, denn schon in den ersten Monaten bemerkt man doch, wie groß der Unterschied Wort und Tat ist, was Eigenverantwortung bedeutet, welche Fragen Priorität haben und mit welchen echten aber auch künstlich gemachten (aufgebauschten) Problemen man konfrontiert wird.
Dazu gehört: Die Bundeswehr hat kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem.
Die Gefahr von erneuten Fehlentscheidungen ist noch lange nicht gebannt.
Dabei leisten wir uns auch noch den Luxus, so zu tun, als hätten wir zur Schaffung kriegstüchtiger Streitkräfte beliebig viel Zeit: Wer die Umsetzung erneut verschiebt oder verhindern will, muss aber wissen, dass unser Land dafür einen hohen Preis zahlen könnte. Aber über „gewinnen“ kann man ja schon einmal fabulieren.
Was der BM sagte, entlang seiner Vorbereitungsmappe (Info + Sprechtext), hat er angemessen „rübergebracht“. Es klingt bei ihm immer nach Aufbruch. Doch wie schon in anderen Fäden beschrieben, der Zauber des Amfangs ist veflogen. Ich vermute fast, er spürt selber, dass die Lehmschichten im BMVg und der Führung der Bundeswehr aber auch einer sogenannten mittleren Ebene verzögern hinhaltend agieren . Man hat ja auch nichts zu befürchten, man sitzt sicher und auch bequem.
Der Faden „Personalstärke Juni 2023: Jetzt unter 181.000, niedrigster Stand seit Oktober 2018“ hat in einer umfangreichen Diskussion deen Widerspruch zwischen Veränderungswillen und Veränderungskraft aufgezeigt. Wenn man all die Beiträge liest, es ist fast ein Kompendium „Personal“.
So ist auch bei dem beim Besuch des Bundeswehr-Karriecenters Stuttgart. KEINE der vom BM aufgezeigten Handlungslinien ist neu, sondern es sind alles „alte Teebeutel, neu aufgegossen“.
Man versetze sich in die Lage der Männer und Frauen, welche ja alles schon zig mal hörten. Was dann tatsächlich kam, war leider nicht allzu viel.
Das ist es wieder, kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem!
Es kam der Hinweis, dass solche Besuche vorbereitet sind. Natürlich, man sorgt schon dafür dass ein gutes Bild entsteht. Der wird nicht ungeschickt ein reales Bild simuliert. Da fällt schon auch mal ein kritisches Wort aber es ist eben auch Standard, zu betonen, dass nun (plötzlich, endlich) alles besser wird. Gern auch „Danke, Herr Minister“
Wir haben kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem. Sagen alle. Aber wehe man setzt hart an, wehe man greift ehrlich und vor allem konsequent das verstaubte Pfründensystem an!
Die ständige Miesmacherei und Unzufriedenheit in einigen Kommentaren hier macht es nicht besser.
Der IBuK kann auch keine Wunder vollbringen. Eine Organisation die mehr als 30 Jahre lang runtergewirtschaftet und vernachlässigt wurde kann man nicht in einem Jahr wieder auf Vordermann bringen. Und Anfänge wurden doch gemacht. Ich bin mir völlig sicher dass wir ohne den Ukrainekrieg auch Ende des Jahrzehnts noch in Lochkoppel und Jägerrucksack unterwegs wären. Reicht das? Nein, natürlich nicht. Aber wir sind schonmal auf dem richtigen Weg.
@TW
Markus Foxtrott schrieb von etwa 70 Mio Einwohnern, die dienen könnten (= Einwohnerzahl Deutschland minus der Ausländer lt. Statistica), errechnete dann „Minus Minderjährige Minus Rentner Minus nicht Wehrtaugliche“, zieht diese also von den 70 Millionen ab und stellt dann seine Frage.
Somit hat er „Kindersoldaten“ und „Volkssturm“ da bereits rausgerechnet. Ihr Bestreben, den Blog „sauber zu halten“ in allen Ehren und mehr als verständlich, aber da sind Sie wohl nicht nur in meinen Augen über das Ziel hinausgeschossen …
[Hm, die Reizworte scheinen zu triggern… ok, dann ist die Nennung der Zahl von 70 Mio allerdings ziemlich sinnlos, oder? T.W.]
GEnau die Zeitabläufe sind das problem.
Weiterverpflichtungen dauern Monate, selbst bei beorderten Reservisten dauert es Monate, bis eine RDL „genehmigt“ ist.
reisekostenanträge, die kein normaler Mensch mehr so detailliert ausfüllen kann.
Doppeleingaben von längst vorhandenen Daten (Wie oft man als Soldat seine Adresse angeben muss oder Datenschutzerklärungen unterschrieben „muss“).
Und dann ist endlich der Bewerber auf der Stelle, die Dienststelle freut sich, aber dann sind es erst 5 Jahre bis der/die Bewerberin auch da ist. (Ausbildung, ZAW, etc.)
Das interne System muss schneller werden!
Sicherlich ein nebensächliches Detail aber fast schon unweigerlich komisch: „Die Streitkräften sollten keine mission impossible-Filmchen drehen, (…) wie in Hollywood, sagte Pistorius.“
Wer sich das letzte Kampagnenvideo angeschaut hat, der kann sicher sein dass das rein technisch und optisch jeder Partnernation um Längen hinterherhinkt.
Man schaue sich nur mal ein Rekrutierungsvideo der Norweger an oder den Weihnachtsgruß der Niederländer..
Aber nun auch Ernst: Der aktuelle Wechsel an der Spitze des Personalamtes ist dann vermutlich aufgrund der dauerhaft niedrigen Zahlen?
@all
Bevor sich alle ereifern, das @Markus Foxtrott doch recht habe, verweise ich mal auf meinen Kommentar unter den Personalzahlen Juni vom 30.07 um 11:17 und werfe den Link hier nochmal rein:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1365/umfrage/bevoelkerung-deutschlands-nach-altersgruppen/
Daraus ergibt sich ganz klar, dass das für die Bw interessante Altersband von 18-40 Jahren 22,24% Anteil an der Bevölkerung hat. Das wären bei 83 Millionen Bundesbürgern rd. 18,45 Millionen. Davon sind nach einer YouGov-Umfrage 11% wehr- und verteidigungswillig, macht 2 Millionen Bundesbürger. Und dann hat man eine fundierte Basis, über die man sprechen kann. Dabei habe ich diejenigen, die keine deutsche oder EU-Staatsbürgerschaft besitzen noch nicht mal abgezogen, weil ich dazu keine Zahlen gefunden habe.
Wurde alles in dem Personalthread Juni lang und breit diskutiert. Warum dann jetzt wieder unsubstantiiert und populistisch von „70 Millionen Einwohnern in Deutschland“ rumgesülzt wird, ist mir völlig schleierhaft.
@ ResOffz: 02.08.2023 um 15:23 Uhr
„Miesmacherei und Unzufriedenheit“
Miesmacherei ist nicht konstruktiv, stimmt. Doch ich erkenne das nicht in der Mehrzahl.
Unzufriedenheit sollte uns Sorgen machen, es gilt zu klären warum dies so ist. Wir müssen unser Personal mitnehmen, aktiv, verantwortlich!
Ihre Ausage, das wir ohne den Ukrainekrieg auch Ende des Jahrzehnts noch in Lochkoppel und Jägerrucksack unterwegs wären, ist schon hart und zeigt im Grunde das Unvermögen der Bundeswehr, aus sich selbst heraus reformfähig zu sein.
Braucht es erst einen Krieg in Europa, um den Auftrag des GG Art 87a GG -(1) „Der Bund stellt Streitkräfte zur Verteidigung auf..“- passgenau umzusetzen? Braucht es erst einen Angriffskrieg der Russen, um festzustellen , das gem BM Boris Pistorius die Bundeswehr derzeit nicht „verteidigungsfähig“ist? Was machte der Leitungsapparat des BMVg und die Führungsspitze der Bundeswehr vorher beruflich?
Ich finde, wir sind noch lange nicht auf dem richtigen Weg. Wunder erwarter keiner! Doch wir haben jetzt auch nicht 30 Jahre Zeit.
Sie sind vermutlich tatsächlich ResOffz. Da wissen Sie sicher auch, was geht, wenn man will oder auch wenn es darauf ankommt, dann geht schon was! Krieg ist schon in Europa. Wollen wir weiter nicht „verteidigungsfähig“ sein, im Falle der Russe oder wer auch immer „dreht durch“?
Passiert nicht, immer langsam, der Russe ist fertig, das hört man wieder zunehmend! Im Jahr 2022 haben auch alle gefasselt. Der Russe kommt schon nicht. Doch er kam! Das Jahr 2014 machen wir an dieser Stelle mal besser nicht auf. Da dachten auch manche und die Redenschreiber formulierten auch blumig, dass man nun endlich „auf dem richtigen Weg“ sei. Jetzt aber, war die Botschaft. Ergebnis? Nicht „verteidigungsfähig“ aber der Weg war schon mal richtig. Ich wage gar nicht in das Jahr 2030 zu schauen, wenn die Presse schreibt “ noch immer nicht „verteidigungsfähig“. Passiert nicht? Dann wollen wir mal besser alle anpacken. Alle meint alle!
@Florian Staudte
Zitat:“Ärgerlich wird es, wenn Bewerber engagiert sind und schnell in die Uniform wollen, und die Regierungshauptsekretärin Dosenkohl immer erst nach …“
Wenn das was sie schreiben von „der Realität mitunter nicht weit entfernt“ ist, könnte es dann sein, dass auch BAPersBw personell unterbesetzt ist? Verstehen Sie mich nicht falsch, was Sie schreiben entspricht auch meinen persönichen Erfahrungen mit anderen Bundes- und Landesbehörden. Aber es sind nun mal menschliche Probleme, die da die Ursache für die Verzögerungen sind. Der olle Adenauer sagte mal: „Nehmen Sie die Menschen wie sie sind. Andere gibt es nicht.“
Ich sehe im wesentlichen drei Wege aus dem Dilemma:
a) man stellt mehr Personal ein.
b) man strafft die personalintensiven Prozeduren.
c) Man reduziert den Faktor „Mensch“ als Einflussgröße und stützt sich mehr auf Expertensysteme (muss ja nicht gleich eine KI sein). Hier kann man sich bestimmt eine Menge von den Personalern großer Wirtschaftsunternehmen abgucken.
Das bedeutet nicht, dass man sich nicht auch von besonders langsamen Angestellten trennen sollte. Ein verfügbarer langsamer Personalsachbearbeiter ist aber immer noch besser als kein verfügbarer Personalsachbearbeiter.
Herr Pistorius hat mit seinem Besuch gezeigt, dass er zumindest eine Ursache für die prekär zu werdende Personallage erkannt hat. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung.
Herr Pistorius hat aber auch mal erklärt, dass man die Materialbeschaffung duch die Beseitigung interner Hindernisse deutlich beschleunigen könnte und ich warte immer noch darauf, dass hier oder an anderer Stelle über die Beseitigung solcher Hindernisse berichtet wird.
Ich habe nicht den Eindruck, dass hier bislang viel passiert ist und ich fürchte, dass Herrr Pistorios am Ende als ein besonders eloquenter Ankündigungsminister in Erinnerung bleiben wird.
Ein Beispiel aus einem kürzlich gelaufenen, mir bekannnten Bewerbungsverfahren (Bewerber sehr motiviert und integer, wollte gerne Pilot werden, nicht unbedingt auf Jet sondern gerne auch Transportflieger o.Ä.):
– Erstberatung im zuständigen KarrC verlief erfreulich klar, ganz ohne wilde Versprechungen;
– Termin im Assessment Center in Köln kam zügig, die Begrüßung vor Ort dann aber eher Full Metal Jacket-like („Viele von Ihnen haben hier nichts zu suchen und werden scheitern, blabla…“),
– anschließende Prüfungen inkl. medizinische Tauglichkeit verliefen gut, jedoch nicht die erste verwendungsspezifische – eine Pilotenlaufbahn ist derzeit nicht möglich.
Anstatt dem sehr motivierten Bewerber nun Alternativen im Bereich der Luftwaffe oder generell der Fliegerei abseits vom Cockpit aufzuzeigen (Jägerleitoffizier, whatever…), bekam er vom Einplaner das Angebot, als Offizier bei der… tadaa… Marine anfangen zu können: Ingenieur auf seegehenden Einheiten, vorher Maschinenbaustudium – alles wäre möglich. Leider war der Einplaner anschließend nicht in der Lage zu erklären, was denn Schiffe mit Flugzeugen gemein haben und verfing sich in wenig plausiblen Erklärungen nebst dem Hinweis, man solle doch jetzt einfach unterschreiben (!). Damit war das Kapitel „Bund“ beendet, bevor es überhaupt begann und der Bewerber hat nun Verbindung zur Bundespolizei aufgenommen.
Ich frage mich: Waren also wirklich alle Bereiche der Luftwaffe (oder meinethalben der Marinefliegerei) besetzt und ohne Nachwuchssorgen oder warum konnte man diesem jungen Menschen keine Verwendung angelehnt an seine Interessen aufzeigen, zum Beispiel als Technischer Offizier / Systemingenieur Eurofighter? Oder wollte man den Bewerber überrumpeln und eine Unterschrift erzwingen? So oder so, Werbung für den Arbeitgeber Bundeswehr hat man in jedem Falle nicht gemacht…
Musikus 02.08.2023 um 15:49 Uhr
……
„Aber nun auch Ernst: Der aktuelle Wechsel an der Spitze des Personalamtes ist dann vermutlich aufgrund der dauerhaft niedrigen Zahlen?“
Wechsel auf der Ämterebene, man kann spekulieren warum. Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr; Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr.
Warum sitzen aber im BMVg die verantwortlichen Abteilungsleiter, sogar Staatssekretäre unverändert so fest im Sattel? Wo doch offensichtlich ist, dass alles mit allem zusammenhängt. Mich verwundert, dass der Reformminister sein Haus nicht anfasst. Aber schön nach unten durchgreifen. Hat Geschmäckle.
Der Minister hat ja richtig erkannt, dass sein Geburtsjahrgang in etwa doppelt so stark war wie die aktuell zu betrachtenden. Es kommen dabei aber noch einige Faktoren hinzu, die die Nachwuchsgewinnung erschweren. So wurden damals die Hälfte des Jahrgangs automatisch auf Tauglichkeit geprüft und bei Tauglichkeit auch regelmäßig zur Bundeswehr eingezogen (Stichwort Wehrpflicht). Die Rückkehr dieser Praxis oder gar eine Verdoppelung (Dienstpflicht auch für Frauen) sehe ich aktuell nicht.
Weiter hatten beim Jahrgang des Ministers praktisch alle die Deutsche Staatsbürgerschaft und standen damit zur Verfügung. Heute hat ein nennenswerter Anteil eines Jahrgangs keine Deutsche Staatsbürgerschaft und ein weiterer nennenswerter Anteil hat zwei oder sogar mehr Staatsbürgerschaften. Ob diese Mitbürger jetzt unbedingt für DEU ihren Kopf hinhalten wollen oder sich eher dem Land ihrer Väter oder Mütter verbunden fühlen wird sicher von Fall zu Fall unterschiedlich sein. Aber wir sollten bei den verfügbaren Jahrgangsstärken mal nicht mit allen rechnen.
Auch im Jahrgang 1960 gab es junge Männer, die zum Dienst bei der Bundeswehr nicht tauglich waren. Aber wenn ich mir die Aussagen von Lehrern zur sportlichen Leistungsfähigkeit unserer Schüler, die Aussagen unserer verschiedenen Polizeien zur Tauglichkeit ihrer Bewerber, die Aussagen von Industrie und Handwerk zur Eignung ihrer Bewerber für Ausbildungsplätze anschaue, dann komme ich auch ohne offizielle Zahlen eines Statistischen Bundesamtes oder anderer offizieller Zahlen zum Ergebnis, dass sich der Anteil der geeigneten Bewerber (trotz hereabgesetzter Anforderungen) deutlich reduziert hat.
Wie der Minister ja auch ausführt, stehen wir auch im Wettbewerb mit der freien Wirtschaft und dem restlichen öffentlichen Dienst. Der Wille, zur Bundeswehr zu gehen hängt da sicher auch vom gesellschaftlichen Ansehen der Bundeswehr ab. Dass es dabei trotz des Ukraine-Krieges noch Luft nach oben gibt ist wohl unstrittig. Ich war bei einer USA – Dienstreise in Uniform unterwegs. Auf den Flughäfen wurde ich dabei als Uniformträger (auch als deutscher) bevorzugt abgefertigt. Wenn ich sehe, wie in DEU Uniformträger behandelt werden (Stichwort Umgang mit Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst), dann ist da noch ein weiter Weg. Da ändert das erhöhte Sicherheitsemfinden bei der Mitfahrt von Soldaten in Uniform in öffentlichen Verkehrsmitteln wenig.
Wenn also der Minister darauf hinweist, dass die aktuellen Jahrgänge nur halb so stark sind wie seiner, ist dies eine Beschönigung der Situation. Für eine nennenswerte Verbesserung der Bewerberlage sind so viele Stellschrauben nachzustellen, dass die verfügbaren Hände ausgehen.
Aber jede einzelne Maßnahme kann ja ein erster Schritt sein.
In meinen Augen ist eines der größten Probleme der Nachwuchsgewinnung der Bundeswehr das Festhalten an den Tauglichkeitsgraden. Natürlich benötige ich für die Kampftruppe und einen Teil der Kampfunterstützung körperlich voll belastbare Personen. Bei z.B. IT-Kräften ist das eine völlig unwesentliche Eigenschaft. Ein H CIR wird auch kein Bataillon im Gefecht führen, vor allem nicht von vorne.
Die können dafür andere Sachen.
Eventuell wäre die Einführung völlig getrennter Laufbahnen oder die Einführung einer eigenen TSK mit eigenen Tauglichkeitsgraden dafür sinnvoll.
Das Argument, dass man den Nachwuchs doch flexibel einsetzen können muss, erkenne ich nicht als Argument an, vor allem wenn man sich anschaut wie einige Soldaten*innen nach ein paar Jahren aussehen.
@ v.dimpsk
Gründe:
Was trotz aller Ankündigungen fehlt, ist ein klarer Fokus auf die Verbesserung der organisatorischen Schwächen des Ministeriums und der operativen Mängel der Bundeswehr vor dem Hintergrund einer rasch zu erreichenden Kriegstüchtigkeit für Verteidigungsbereitschaft.
Es fehlt unverändert der Anspruch, Leistungsexzellenz zu erreichen. Dies durch eine nachhaltige Verbesserung der Ablaufprozesse und Strukturen mit einem über den den Führungs- und Planungstab hinausgehenden transparenten und effektiven Steuerungs- und Führungsansatz.
Die Erkenntnis, dass die Bundeswehr in den Reformansätzen der Vergangenheit die notwendigen
weitreichenden Veränderungen aufgrund schwieriger Rahmenbedingungen, aber auch existierender interner Widerstände und Beharrungsvermögen, nicht hinreichend zu erreichen vermochte, führt erneut/noch immer nicht nicht zum Handeln.
Dem BMVg ist es noch immer gelungen, dass sich Minister anpassen, nicht umgekehrt.
@dieandereMeinung -treffender hätte man es nicht sagen können:
keine fehlende Erkenntnis, sondern mangelnde Umsetzung.
Es bräuchte eine radikale Entschlackung – von oben nach unten – physisch und mental.
Und dann von unten nach oben ausgebildete Truppe mit entsprechender Ausstattung.
Damit würden aber so viele mit sich selbst beschäftigte Komfortzonen eingerissen, dass es dafür eine größere Betroffenheit als den Krieg in der Ukraine bräuchte.
Es wäre vielleicht auch mal ein Ansatz den Leuten die aktiv sind und Berufssoldat werden möchten oder vielleicht die Dienstzeit verlängern möchten erstmal die changse zu geben statt neue Kaeraden die eigentlich keine Lust haben einzustellen die man dan nur mit gut zureden gewinnen konnte.
Das „neue“ bewertungssystem wo die Soldaten eingestuft werden von ihren vorgesetzten ist da übrigens eher sehr unpraktisch.!
Es würde auch noch eine dritte Gruppe geben, die man „anzapfen“ könnte, und zwar Personen ohne deutschen Pass. Mit Nachweis der Deutschkenntnisse und gültigem Aufenhaltstitel sollte doch sowas in begrenztem Umfang, mit bestimmten Einschränkungen möglich sein. Ggf. auch mit Möglichkeit der Einbürgerung nach X Dienstjahren.
Ich will damit auch explizit keine „Deutsche Legion“ o.Ä., herbeireden, sondern, wie in anderen westlichen Ländern, die Möglichkeit für bestimmte Staatsangehörige in den regulären Streitkräften zu dienen. Wir haben in der EU Länder mit einer Arbeitslosenquote von 20-30% im Alter zwischen 15-29 Jahren (Spanien, Griechenland, Slowakei, Rumänien, Kroatien usw…). Warum also nicht da auch mal ansetzen?
Die USA praktizieren das z.B. schon über Jahre hinweg, und werben mittlerweile auch wieder verstärkt, da sie ihre Rekrutierungsquotas mit amerikanischen Bürgern nicht mal mehr ansatzweise voll bekommen. Eine ganze Reihe an Botschaftswebsites stellen Informationen zur Verfügung, wie man als non-citizen in den US-Streitkräften dienen kann. Da haben schon hunderttausende Ausländer die Streiftkräfte durchlaufen, darunter mittlerweile fast 40.000 Deutsche.
@armyhit
Ich sehe das Hauptproblem weniger in der Bundeswehr selbst, als vielmehr in der Politik.
Meine Aussage mit der Lochkoppel bezog sich daher auch nicht auf das Unvermögen der Bundeswehr, sondern auf das Desinteresse der Politik.
Schauen wir doch zum Vergleich in Organisationen die im Fokus der Politik stehen. Dinge wie bei der Bundeswehr wären bei der Polizei niemals möglich. Als in NRW festgestellt wurde das bei der Beschaffung der neuen Dienstwagen gehöriger Mist gebaut wurde hat man eben ein paar Tausend neue Autos gekauft. Genauso werden Mängel gezielt identifiziert und abgestellt weil alle Politiker wissen das die Medien und der Bürger hier ein Auge drauf haben. Ausnahme ist vielleicht die Polizei Berlins aber da will ich jetzt kein Auge drauf richten.
Jedenfalls ist es die Politik, die ihre eigenen Einstellung zur Bundeswehr ändern muss. Es gibt in jeder Organisation von der Größe der Bundeswehr Mängel, minderqualifiziertes Personal und Dinge die schiefgehen. Da kann man Bücher drüber schreiben.
Mein Post bezog sich darauf das es nichts bringt unter jeden, aber auch wirklich jeden Beitrag von TW zu einer beliebigen Anschaffung der Bundeswehr seitenweise Abhandlungen zu schreiben warum das nun Schwachsinn war weil System XY doch soviel besser sei oder welche tausenden von Fallstricke, Fußangeln und persönliche Nackenschläge einen im Soldatenleben so erwarten.
Wir als Gesellschaft, die Medien und die Politik müssen unser Verhältnis zur Bundeswehr ändern. Das wir die Zeit dafür eigentlich nicht haben sehe ich auch so, es ändert aber die Realität nicht, in meinen Augen.
@Markus Horschig
Zitat : „In meinen Augen ist eines der größten Probleme der Nachwuchsgewinnung der Bundeswehr das Festhalten an den Tauglichkeitsgraden. Natürlich benötige ich für die Kampftruppe und einen Teil der Kampfunterstützung körperlich voll belastbare Personen. Bei z.B. IT-Kräften ist das eine völlig unwesentliche Eigenschaft.
…Eventuell wäre die Einführung völlig getrennter Laufbahnen oder die Einführung einer eigenen TSK mit eigenen Tauglichkeitsgraden dafür sinnvoll.“
Da habe ich einen besseren Vorschlag:
Für jeden Soldaten verpflichtend 1 Dienstjahr bei der Infanterie. Für angehende Dienstgrade ein weiteres Jahr.
So verbleibt genügend Zeit die allgemeinmilitärischen Fähigkeiten gründlich auszubilden, die personelle Spreu von Weizen zu trennen und jedem angehenden IT-Soldaten dass Leben und Kämpfen in der Schlammzone vor Augen zu führen. Ich denke die Abbrecher-Quote wäre nicht siginifkant höher.
Gut, am Ende sind da aber auch sehr detaillierte Bilder aus dem UKR Krieg was einem blühen kann wenn man aus einem SPz springt.
Da nützen dann wirklich die tollsten Videos über einen möglichen Arbeitgeber nix wenn man die Realität so live auf den Bildschirm bekommt.
Nein, ohne Dienstpflicht wird das nix.
Und wie man die 500.000 junge Menschen zwischen 15 und 24 abholen will,in welche Branche auch immer, die aktuell nix macht, weil kein Plan und geduldet von Mama und Papa…
Grundsätzlich alles sehr sehr komisch geworden in diesem Land.
@ ResOffz 02.08.2023 um 19:40 Uhr
Schuld sind immer die Anderen.
Ich gebe zu „die Politik“, was man auch immer darunter versteht, hat ihren Anteil.
Doch BMVg und Bundeswehr gefallen sich in der fast ausschließlichen Schuldzuweisung an die Politik.
Eigene Fehlerkultur, mit Ehrlicheit und Tiefgang wird regelmäßig ausgeblendet. Dazu gibt es im Blog zahlreiche Beiträge. Meistens offenbar mit Sachkenntnissen, fernab jeglicher Jammerei.
Für alle gilt: Ehrlich machen!
Es entspricht eben nicht den Fakten, dass die „Generation Z“ keinen Plan hat und faul im Elternhaus hängt. Der WDR dazu am 01.08.23 einen Artikel gebracht ( Gen Z: Arbeiten ja, aber unter bestimmten Bedingungen https://www1.wdr.de/nachrichten/ausbildungsjahr-work-life-integration-100.html ) – die obige Generation definiert sich schlicht nicht mehr über den Job und „Mein Auto, mein Boot, mein Haus!“ Wer das als Arbeitgeber nicht schnallt, geht unter.
[Ich ahne einen OT… wollte das nur mal gesagt haben. T.W.]
@ Voodoo
Nichts für ungut, aber diese Geschichte kann ich nicht so recht glauben.
Im Jahr des Heils 2001 war es Usus, dass Bewerber für den fliegerischen Dienst ein Formular ausfüllen mussten, worin anzugegeben war, ob man auch für den Fall, dass eine fliegerische Verwendung nicht möglich ist, Interesse an der Offizierlaufbahn hat und wenn ja, in welcher Verwendung.
Weshalb sollte es heute anders sein? Weshalb sollte etwas anderes angeboten werden, statt auf die Ersatzwünsche einzugehen?
Vielleicht bestand auch in der Verwendung, die Ihr Bekannter sich hätte vorstellen können, kein Bedarf mehr, sodass eben das angeboten wurde, wo noch Bedarf besteht.
@ Hans Dampf
Ich kann nur das wiedergeben, was mir erzählt wurde. Jedoch habe ich auf der anderen Seite auch keinen Grund, die Schilderung anzuzweifeln, da der junge Mann beispielsweise nicht gegen die Bundeswehr keilt, nur weil er kein Pilot werden konnte. Im Gegenteil, es war ein sehr unaufgeregtes Gespräch mit echtem Erstaunen ob des Ausgangs in Köln. Und natürlich können schon alle Stellen besetzt gewesen sein, nur mag ich das ehrlicherweise bei technischen Verwendungen nicht so recht glauben.
Und nein, er wird vorher nichts bezüglich Marine ausgefüllt haben, da er null Berührungspunkte zur Seefahrt hat(te).
@Garten-Grenadier
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ihr Beitrag sarkastisch gemeint war. Falls nicht, ist er realitsfern und welt- bzw. in diesem Fall deutschfremd und ich kann nur hoffen, dass diese Einstellung nicht im Karrierecenter propagiert wird.
Wir kämpfen um mehr Personal und selbst der IBUK gibt vor Kamera zu, dass die Soll-Zahlen wohl nicht zu erreichen sind, da kann es einfach nicht der „bessere Vorschlag“ sein, dass alle neue Rekrutinnen und Rekruten 1-2 Jahre das tun, was für die höchste Abbruchquote in der Bundeswehr steht: Infanteriedienst im Heer.
Der Vorschlag von @Markus Horschig ist nicht nur bedenkenswert sondern muss(!) meines Erachtens in Betracht gezogen werden. Natürlich erfordert dies auch Überlegungen und Absicherungen zum Beispiel in Bezug auf Krankenversorgung, Berufsunfähigkeit und Pension. Zudem sollte es sehr starke(!) Anreize geben, als Soldatin oder Soldat sich körperlich und infanteristisch fit zu halten. Ich kann auch verstehen, dass erfahrene Infanteristen sich ungern von reinem Fachpersonal Befehle geben lassen wollen (was in der Praxis meiner Erfahrung nach auch nur selten passiert) und auch hier gibt es sicherlich Lösungen. Aber wir haben bestimmte militärische Fähigkeiten vorzuhalten und werden dass nicht ohne Abstriche erreichen. Wenn beispielhaft der Flugzeugmechaniker eine lahmes Bein hat, im Fachgebiet arbeiten kann aber nicht in voller Montur aus der Stellung rauskommen kann… willkommen im Kameradenkreis, wenn er willig ist, unserem Land dort in der Werkhalle zu dienen.
Das Kriege gewonnen werden wenn Fachpersonal im Schützengraben hockt, ist heutzutage schlicht und ergreifend falsch. Der Verbund der Waffen aller TSKs in allen Dimensionen muss funktionieren und für viele dieser Fähigkeiten brauche ich eben keine Athleten sondern Spezialisten. Und genauso wie nicht jeder Infanterist 1-2 Jahre an die Technikschule muss, um Details über Flugzeuge, Cyberwar oder Anderes zu lernen, muss IT- oder Technik-Personal und viele Andere vielleicht nicht mehr Infanterie können sondern nur noch kennenlernen.
Muss das einem gefallen? Nein, aber das ist auch nicht entscheidend.
@armyhit
Das ist dann wohl das klassische Henne-Ei Problem. Ich sehe es so, dass man sich die, ohne Zweifel, vorhandene Kultur innerhalb von Bmvg und Bundeswehr über Jahrzehnte hinaus angezüchtet hat. Keine Frage, ich würde mir auch mehr Rückgrat innerhalb der Generalität wünschen, insbesondere wenn man sich anschaut dass man früher (wo aber auch nicht alles besser war) auch schon mal seinen Rücktritt eingereicht hat um auf Missstände aufmerksam zu machen.
Letzlich fängt aber, dabei bleibe ich, der Fisch vom Kopf her an zu stinken. Die sogenannte Neuausrichtung der Bundeswehr war ja keine Idee die von Soldaten kam, sondern von zwei Ministern. So bekommt man dann auch den Apparat, der sich eben in vielen Jahren der Vernachlässigung und Nichtachtung eingerichtet hat.
Vielleicht ist das Beschaffungs(un)wesen ein gutes Beispiel. Dieses ist ja gar nicht so ineffektiv wie immer gesagt wird, wenn man bedenkt wofür es geschaffen wurde, nämlich nicht möglichst geeignetes Material in möglichst kurzer Zeit zu einem aktzeptablen Preis in die Truppe zu bringen, sondern dafür zu sorgen dass alle geplanten Beschaffungen rechtssicher (also nachdem alle möglichen Klagewege ausgereizt wurden) und unter Beachtung aller nur im entferntesten einklagbaren Schutzvorschriften durchgeführt wurden – Dauer und Effizienz waren einfach Nebensache, weil die zuständigen Minister nicht daran gemessen wurden wie viele Panzer einsatzbereit sind, sondern dass es keine Skandale gibt.
Unverändert gilt die Binse; welcher sehr gute Bewerber (Idealist u. Patriot, nicht Materialist) kann für eine „de facto“ Freiwilligenarmee begeistert werden, wenn die aktiven Mitarbeiter (mil / ziv) aus Ihrer eigenen Dienstzeit immer wieder negative Erfahrungen posten? Und davon gibt es hier genug! Und die Ankündigung, die Frauen und die Migranten der zweiten und dritten Generation stärker als „Neukunden“ zu betrachten, lässt befürchten, dass das Bestandspersonal auch hier wieder hinten anstehen muss, wie bei der Agenda Attraktivität schon einmal. Attraktivität 2023! Immer wieder: eine gute Binnenwerbung durch Bestandspersonal ist nicht günstig, aber sie ist nachhaltig und sicher effektiv und auch effizient.
Naja wenn wundert es wenn wir seid Jahrzenten ein unattraktiver Arbeitgeber sind, der seine Probleme nicht erkennt und angeht! Warum hört man nicht endlich mal auf uns in der Truppe um wieder attraktiv zu sein?:
Warum gibt es noch das Modell von Zeit und Berufssoldaten? Das ist im Vergleich zur freien Wirtschaft mit unbefristeten Verträgen und im Vergleich zu den Beamten mit früher Verbeamtung nicht Attraktiv!
Wann zahlt man anständige Gehälter? Klar ein ungelernter verdient relativ gut aber sobald es um gute Fachkräfte oder studierte geht sind die Gehälter lächerlich! Gerade im Vergleich zu den Beamten die im Prinzip das gleich verdienen und dafür aber hoch und sicher am Schreibtisch sitzen, nicht ständig versetzt oder in Einsätze müssen! Solange Soldaten und Beamte das gleiche verdienen wird sich nichts ändern! Es muss endlich eine Streitkräfte Zulage her!
Dann hat man als Soldat keine Chance was wirklich extra zu verdienen! Wann besteht endlich die Wahlfreiheit sich anstelle von ATZ sich Überstunden auszahlen zu lassen! Die SAZV ist gut gedacht aber schlecht gemacht! Gerade bei der Marine ist es ein Witz das unser Hauptauftrag ständig als Ausnahmetatbestand stattfindet! Lächerlich! Lässt die Soldaten auf Stundenbasis zur See fahren und es wird gerecht!
Dann endlich weg von den 41Stunden auch nicht gerade attraktiv im Vergleich zur zivilen Wirtschaft
Es gibt so viel zu tun!
Solange es sich die Streitkräfte und insbesondere die Marine erlauben können, Bewerber für die Laufbahn eines Truppenoffiziers, die aus einem Marineoffizierhaushalt stammen, kennen was Einsätze, Pendeln, Seefahrt und Dienst für eine Familie bedeuten und vor allem aktiv zur See fahren wollen, um später Kommandant werden zu wollen, noch nicht einmal zur Auswahlprüfung einzuladen, solange kann es um die Personalsituation der Streitkräfte und insbesondere der Marine noch nicht dramtaisch bestellt sein.
@TTS: Dann können wir den Staatsbürger in Uniform und die Idee, dass Bürger, entsendendes Parlament und Soldat weitgehende Abbilder voneinander sind, beerdigen.
Ich halte dies für überaus bedenklich.
– Wenn aktive Soldaten in einer Bewerbung, alle Daten ausfüllen müssen, als wären sie NOCH nie im System Bundeswehr aufgetaucht, ist etwas schief gelaufen.
– Wenn Personen, die bereits Soldat waren, sich nach einem Jahr entscheiden, wieder Soldat zu werden und genau den selben Bewerbungsprozess durchlaufen, wie jemand der noch nie im System aufgetaucht ist, ist auch das traurig.
– Bewerbungen laufen genauso katastrophal wie die Anmeldung zur Beihilfe. Die noch immer in Papierform geschieht, ausgedruckt, auf dem Postweg usw.
– Warum soll ich mich als StUffz oder Feldwebel bewerben? Als Mannschaftsdienstgrad verdiene ich genauso viel (marginal weniger) und habe, so ich das wünsche, keinerlei Verantwortung. Soldaten tragen diese Stimmung weiter an die, die vielleicht Soldat werden wollen.
Das sind nicht die einzigen Gründe aber sie summieren sich und sorgen, trotz der ganzen guten Dinge, für ein ungutes Bild das Bewerber abschreckt.
Also ,..wir sollten hier eine email der Verbandsführung beantworten, Thema“ Weiterverpflichtung und Personalbindung“,. ..EILT…. ganz ehrlich. Wenn ich meine Meinung abgebe, wird sich eh nichts ändern. Ich denke, man sollte den SaZ die Möglichkeit geben, alle 5 Jahre weiter zu verlängern. In gewissen Bereichen ( Stab ) kann man durchweg auch bis zu max. Altergrenze 65 dienen. Denn wenn ich jetzt mit 59 aus dem Dienst ausscheide und dann die folgenden Jahre jeweils 10 Monate Wehrübung mache. Finde den Fehler. Unser MatBewFw will auch länger machen,wird aber nicht verlängert. Bums aus die Maus. Andersherum hat sich ein Bekannter ( 29 Jahre ) in Düsseldorf beim KarrCenter vorgestellt. Wollte Rettungssanni ( Fw) machen. Ende vom Lied. Er fängt als Mannschafter im SanRgt an. Ist aber auch gerade so beim Arzt durchgekommen ( O-Ton.: Noch einen Zentimeter mehr Bauchumpfang und sie wären nach Hause gefahren.) Ja, der gute Mann ist 1,80 und gute 100 Kg schwer. Also,liegt es nicht nur an dem Bewerbungsprozess, sondern auch an den Bewerbern selber. Die Frage ist doch,was wissen die jungen Leite von der Bundeswehr. Wo ist der Abholpunkt und was stellen sie sich vor. Der Bewerbungsprozess an sich, ist soweit ok. Die Personalprobleme hat ja nicht nur die BW sondern auch Polizei etc. Es kommt immer drauf an, was für Leute ich suche und welche „Grund“-Voraussetztung ich haben möchte, als Arbeitgeber. Will ich wirklich JEDEN / JEDE nehmen, weils grade am Personal mangelt oder behalte ich mir vor, gewisse Anforderungen an den Bewerber zu haben.?
Ich könnte noch diverse Beispiele geben, warum aber auch Soldaten ,die jetzt Saz 12 sind, nicht verlängern, weil sie einfach keinen Bock mehr haben. z.B. fehlende Lehrgänge, nicht auf Dienstposten,keine Zulagen….etc.
Dann ein ziviler Arbeitnehmer der in der Einheit ist, will mit Anfang 40 zur BW und könnte bei uns auch einen DP haben. Aber mehr Hürden als alles andere. Er müsste noch nicht mal mehr die Technikerlehrgänge machen,den die hat er alle. Fw-Lehrgänge machen und Englisch und dann wäre es das. Aber nö…die BW will nicht……
BAPers zerschlagen, weit weg vom rheinischen Beamtentum 4ter Generation neu besetzen und an der Spitze Menschen die führen und nicht Zuständigkeit prüfen.
Sagt ein RoA der nunmehr seit 9 Monaten im Verfahren läuft ohne eine Kaserne von innen gesehen zu haben
Wenn die Bundeswehr Teile aus der zivilen Gesellschaft als Personal für sich gewinnen möchte, sollte sie erstmal selbst (besonders im militärischen Teil) anfangen ihre eigenen Zivilisten zu schätzen… nur mal so als goldener Tipp. ;-)
Und wenn der militärische Teil (hier und da) unter Personalmangel leidet, könnte man ja auch diverse (militärische!) Dienststellen an einem Standort wieder zusammenführen. Durch Synergieeffekte würde man hier und da sicher ein bisschen weniger Personal benötigen. Nicht jede Dienststelle muss seinen eigenen Unterbau haben. Auch in der Truppe gibt es etliche Komfortzonen, aber die Details verkneife ich mir lieber… ;-)
@Deepblue
Auch Beamte beim Bund sind bundesweit versetzungsfähig! Und Abordnungen gibt es auch noch… Da gehen auch Beziehungen, Freundschaften oder so manche Ehe in die Brüche. Dieses Problem ist eben NICHT militärisch-exklusiv.
Und Soldaten haben IMMER mehr netto als ein vergleichbarer Beamter. Beim Beamten geht nämlich noch die private Krankenversicherung ab, die je weiter das Alter ist auch nicht günstiger wird. ;-) Wenn der Beamte keine PKV hat, sondern freiwillig (oder gezwungen durch Vorerkrankungen) in der GKV ist, dann zahlt er beim Bund die volle 100%. Das Hamburger Modell hat der Bund nämlich noch nicht übernommen. Und die 100% GKV-Abzüge (ca. 500 bis 900 Euro netto monatlich) sind schon heftig. Für das übrige und eigentliche netto-Geld würden hier einige ganz sicher nicht mehr aufstehen… ;-)
Stellen Sie mal einen frisch studierten Zivilisten als Beamten in eine A9 (Eingangsamt gehobener nicht-technischer Dienst) ein, dann rechnen sie mal den PKV-Betrag raus und hören den Neueinsteiger schluchzen. Weil ganz hinten lacht sich ein Mannschafter über die Netto-Summe schon dreimal lustig… von Uffz bis Hptm ganz zu schweigen…!
@MRX
Na Mensch bei Soldaten sind Versetzungen aber die Regel und nicht die Ausnahme wie bei den Bundesbeamten, von Landesbeamten fange ich erstmal gar nicht an.
Na was denken sie wie ein Soldat Frau und Kinder versichert? Oder sich selber in Pension? Richtig auch mit der PKV/Beihilfe. Also hat ein Großteil der Soldaten diese Kosten auch, zudem vergessen Sie wohl das Soldaten mit freier Heilfürsorge pauschal einen steuerlichen Vorteil geltend gemacht wird (1900€/3000€ ja nach LstKl) und somit unterm Strich jeder Soldat die gleichen mtl. Kosten hat aber ohne den Vorteil Privatpatient zu sein!
Aber ich entnehme ihrer Argumentationslinie das Sie selber Beamter sind und dem Soldaten nicht das schwarze unter den Nägeln gönnen! Dies ist unteranderem das Hauptproblem: In vielen Bereichen der Bundeswehr und Behörden die Bereiche der Bundeswehr betreffen sitzen überwiegend Beamte, die nur sich selbst sehen und den Soldaten als Feindbild auserkoren haben. Guckt man genau hin sind es stets Beamte die Vorteile gegenüber Soldaten ablehnen oder diese reduzieren wollen. Alle größeren Beschaffungen die falsch oder schief laufen: he ein Beamter, der es mal wieder nicht hinbekommen hat.
Der Soldatenberuf ist der einzige der mit Einschränkungen von Grundrechten und im Zweifel mit dem höchsten Opfer, das eigene Leben, daherkommt. Besoldet wird dies aber wie der normale Beamte der sich maximal am Blatt Papier schneidet. Beamte der Feuerwehr oder Polizei die ähnliche gefahren ertragen werden mit Polizei- und Feuerwehrzulage besoldet! Also warum nicht eine Streitkräftezulage?
@cradox
schon sehr lange gibt es auch von Seiten der Beihilfestelle eine App
Ich teile die Einschätzung, die TW mal in einem Podcast (jung&naiv glaube ich) gegeben hat. Man wird die Zahl nach unten korrigieren und sich dann auf die Schulter klopfen, dass man sie erreicht hat. Solange die Arbeitsmarktlage in D so bleibt wie sie ist, kann diese angestrebte Marke eigentlich nicht erreicht werden. Hierfür gäbe es nur ein wirkliches Instrument. Warum sich die Politik so dermaßen gegen die Aktivierung der Wehrpflicht sträubt, ist mir nicht klar. Gerade in dieser Lage. Ich bin davon überzeugt, dass man viele Zeitsoldaten aus den Wehrpflichtigen generieren könnte. Gefühlt haben nur die Länder wenig bis keine Probleme beim Thema Personal, die die Wehrpflicht nicht ausgesetzt haben. Thema Finnland. Auch eine anderer Umgang mit dem Thema Reservisten, könnte man in diesem Zug mit angreifen.
Ich frage mich manchmal, ob 185000 Soldaten nicht hinreichend wären wenn sie denn in Verwendungen dienen würden, die in Frieden, Krise und Krieg zwingend von Kombattanten ausgeführt werden müssen. Will heißen: Entweder den Job kann nur jemand tun, der zwingend militärische Erfahrungen gemacht hat ( da käme ggf. auch ein Ex SaZ 12+ in frage) oder den job braucht ein Soldat zwingend um in späteren Verwendungen bestehen zu können. In vielen Ämtern, Schulen etc. sitzen Soldaten auf DP mit fast ausschließlich zivilen Anforderungsprofilen.
@Silent User sagt:
02.08.2023 um 22:41 Uhr
…Wir kämpfen um mehr Personal und selbst der IBUK gibt vor Kamera zu, dass die Soll-Zahlen wohl nicht zu erreichen sind, da kann es einfach nicht der „bessere Vorschlag“ sein, dass alle neue Rekrutinnen und Rekruten 1-2 Jahre das tun, was für die höchste Abbruchquote in der Bundeswehr steht: Infanteriedienst im Heer.
Der Vorschlag von @Markus Horschig ist nicht nur bedenkenswert sondern muss(!) meines Erachtens in Betracht gezogen werden…
Man muss ja nicht jeden und jede zum Jäger oder Grenadier machen, aber man könnte darüber nachdenken das Feldwebel und Offiziere sich nur aus der Truppe bewerben dürfen. Ungediente werden vor Dienstantritt vom KarrC geprüft und erhalten ihre Eignung in die Hand, die ist dann 3 Jahre gültig. Können sich dann für 12 Monate FWDL verpflichten und tragen meinetwegen auch schon den Anwärter im Dienstgrad.
Werden dann zum Ende der AGA beurteilt, mit Beförderung zum OG gibt’s die zweite Beurteilung und dann 3 Monate vor Dienstende die dritte… damit dürfen sie sich beim Einplaner melden. Natürlich besteht dann immernoch die Gefahr das jemand nicht genommen wird obwohl KarrC und Truppe prinzipiell eine Eigung feststellen, die aber so weit hinten liegt das es keine Stelle gibt. Das läuft dann unter persönliches Pech und Bestenauswahl. Der FWDL könnte dann so zu einem echten Vorbereitungsdienst werden.
Und der Truppe würde Gelegenheit gegeben noch in begrenztem Umfang auf die Personalauswahl von Führungskräften Einfluss zu nehmen. KarrC würde z.b. 75% der Eignung feststellen und die Truppe 25% für den Anwärter könnte man die Zeit auch nutzbar machen in dem man ihn oder sie Zugang zu einer e-Lerning Plattform gibt und mit übernahme in die Fachausbildung statt zum HG direkt zum Fahnenjunker oder Uffz FA befördert.
Die Italiener machen das so und fahren gut damit, sie haben dadurch auch keinen Mangel in den Mannschaftsdienstgraden und jeder Offiziersanwärter oder Feldwebelanwärter hat ein genaues Bild über die Realitäten in der Truppe.
Bei all den Sorgen um neue Kameradinnen und Kameraden ist das größte Manko doch, dass durch die beginnende Ausdünnung der allgemeinen Wehrpflicht in den Neunzigerjahren und der späteren Abschaffung der Wehrpflicht es sehr schwer geworden ist, Menschen für das blutige Handwerk des Soldatenberufes zu gewinnen. Man wird nicht Soldat wegen dem Sold allein oder dem Studium in Neubiberg oder Hamburg, sondern aus Vaterlandsliebe und dem Wertekanon unserer Bundesrepublik. . Nach der Gundausbildung merkte man dann schon, wer charakterlich geeignet war, in Uniform zu dienen. Wir konnten damals in Friedenszeiten noch mit geeigneten Wehrpflichtigen in Dialog treten und der eine und die andere wurde Soldatin / Soldat auf Zeit. Besonders hat es dann immer gefreut, dass wir so auch noch Kameraden für die Offizierslaufbahn gewonnen haben. Als wir dann die ersten Gefallenen fern der Heimat zu beklagen hatten, stellte man sich auch selbst die Frage, ob es das wert sei, seine Kameradinnen und Kameraden ins Feld zu schicken.. Wie es heute in der Truppe ist, kann ich nicht mehr beurteilen und wünsche den Kameradinnen und Kameraden nur alles Gute.
Aus eigener Erfahrung muß ich sagen, dass es auch deswegen so langsam geht, weil man-ganz in Verwaltungsmanier-jeden Hinz und Kunz zum Vorstellungsgespräch hinzuzieht.
Freie Wirtschaft :
Man bewirbt sich und nach 3-5 Arbeitstagen telefonischer Termin zum Erstgespräche oder per eMail. Personalerin / Personalerin führt das Vorgespräch, Chefin / Chef das Finale Gespräch.
Bundeswehr : Man lädt alle Unterlagen ins Portal hoch.
Nach 10 Tagen ein Brief mit der Post.
Gespräch in 3-4 Wochen.
Jetzt der Clou: Man kommt in ein Büro.
Da drin steht ein PC-an diesem hat man ein Online-Vorstellungsgespräch!!!
Dafür bin ich dahin gefahren.
Das hätte ich auch von zu Hause aus machen können.
Und der Witz: Es waren 9! Vertreter der Bundeswehr dabei.
Nicht 8, nicht 10, NEUN.
Und das für einen befristeten Job mit Tvöd 6.
Frage: Für nen Unteroffizier sind es dann bestimmt, 78,
und für einen General wahrscheinlich das Berliner Olympiastadion voller BW-Vertreter.
Und an Kandidaten wird natürlich auch jede(r) eingeladen.
Alle 30 Minuten der nächste Kandidat, so cirka 20 – 30.
Auch wenn davon eh nur 2-3 in Frage kommen.
Man muß ja die Bewerbertage voll kriegen.
Ich rechne mal 9 Personen a 8 Stunden a 80 € Stundenlohn.
5760 Euro.
So läuft es aber in jeder Verwaltung.
Ob Stadt, Landkreis, Bundeswehr.
Übrigens kam nochmal eine Absage.
Das liegt daran, dass die Personaler keine Lust auf unangenehme Gespräche haben.
Aber wer auf Verständnis hofft, der irrt.
Oftmals ist man seitens Verwaltung ganz entrüstet, wenn man nach 4 Wochen absagt, weil man was anderes gefunden hat.
Aha, das mit der Krankenversicherung ist ja mal interessant. Wusste ich so nicht.
Da macht die „Gesetzliche für alle“ ja noch mehr Sinn. Mehr Netto für Beamte!
Fragt doch Mal die Frauen. In der NVA war es üblich dass beide Geschlechter gezogen wurden. Zumindest für Wehrübungen. GST.
@deepblue
funktioniert leider nicht beim Erstantrag, genau diese müssen alle, immer noch in Papierform ausgefüllt und übermittelt werden. Erst danach, hat man Zugriff auf die App.
Diese Art des Umganges mit Formularen und Anträgen, ist für mich geradezu repräsentativ.
Urlaubsanträge, Familienzuschlag, Truppenübungsplatzanforderung, Erstantrag Beihilfe, Bewerbung..
Die die im System sind, leben damit. Junge Leute hole ich damit aber nicht mehr ab, denen ist das schlichtweg zu kompliziert.
Und auch hier schon wieder – trifft direkt in`s Auge – Beschleinigung.
Erst die Regulierung der Anforderungsprofile (Berufsausbildung beim Bund, leichtere Einstellungstest, Toleranz beim Auswahlverfahren usw.) und nun wird die Geschwindigkeit erhöht, um die Statistik ggf. nach oben zu bewegen?
Jetzt mal „Hand aufs Herz“, woran könnte es denn liegen, das die Bewerberzahlen so gering sind?
1. Eine jahrezehnte lange Entwicklung der freien Marktwirtschaft mit dem globalen Grundgedanke -weg- von der Solidarität und dem regionalen Zugehörigkeits/Gemeinschaftsgefühl – Hauptsache „Ich“ stehe gut da.
2. Jahrzehnte lange mangelnde Aufklärung der Bevölkerungsschichten über außenpolitische Entwicklungen. (Bundeswehr faul, Afghanistan weit weg, Amerikaner regeln alles) – Konflikte, Deutschland? Nein…
3. Demografischer Wandel mit gleichzeitiger Prioritätenverschiebung (Mindset) der jungen Generation. (Bestreben nach Frieden *zum Glück* und Lifequality anstatt ggf. Konsumgedanke und Ansehen) – wenn es wieder um die „Besoldung“ geht.
Hinzu kommt, Mama & Papa schicken ihre Kinder ggf. immer seltener zum Bund, weil die Generation Jahrgang <1980 weniger wird und die Aussetzung der Wehrpflicht den Rest filtert
Es sieht fast so aus, als haben viele Mechanismen "gegen" die Bundeswehr gearbeitet..
Also – warum zum Bund?
Solidarität/Nationalstolz? (Entweder im Konflikt zu Pkt. 1 oder durch Politik aberzogen, Tendenz rechts)
Besoldung? (Ganz gut, nur momentan vielleicht nicht mehr ausreichend?)
Überzeugung? (Vielleicht, auch durch Bekanntenkreis, kippt aber ggf. weil Papa (StFw) nur meckert)
Die Männer & Frauen, wenn Sie zum Militär gehen, müssen davon überzeugt sein, das es etwas Gutes und Richtiges ist, für ihre Familien und Nachbarn einzustehen. Dies bedingt tiefes Vertrauen in die Politik und in die Gesellschaft – vielleicht wurde dies auch einfach vergessen…
Vielleicht rücken wir einfach mal wieder Näher zusammen? ;)