Bundeswehr-Generalinspekteur fordert von Streitkräften: „Gewinnen wollen. Weil wir gewinnen müssen“ (m. Redetext)
Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, hat in einer Grundsatzrede gefordert, dass sich die Streitkräfte in ihrer mentalen Ausrichtung auf das Ziel einstellen müssen, einen Krieg zu gewinnen. Die alte Formel Kämpfen können um nicht kämpfen zu müssen reiche nicht mehr, sagte Breuer bei einer Zeitenwende-Veranstaltung der Münchner Sicherheitskonferenz am (heutigen) Donnerstag in Berlin. Das Ziel müsse jetzt sein: Gewinnen wollen. Weil wir gewinnen müssen.
Zwar müsse die Bundeswehr auch weiterhin gleichzeitig auf Landes- und Bündnisverteidigung wie auf Auslandseinsätze zum so genannten Internationalen Krisenmanagement eingestellt sein, betonte der oberste deutsche Soldat. Gerade die Landes- und Bündnisverteidigung müsse aber die ganze Gesellschaft neu denken: Neben kriegstüchtigen Streitkräften gehöre dazu die Resilienz von Gesellschaft, Politik und auch Industrie.
Mit der Forderung nach einem Eintreten mit der Bundeswehr gemeinsam für die Freiheit und Sicherheit unseres Landes strebe er aber nicht die Wiedereinführung der Allgemeinen Wehrpflicht an, sagte Breuer. Das wäre ein Blaupausendenken, das den aktuellen Entwicklungen nicht gerecht würde.
Die ganze Rede des Generalinspekteurs unten als im Zusammenhang; hier einige wesentliche Passagen:
Die Gleichzeitigkeit aller denkbaren Erscheinungsformen kriegerischer Auseinandersetzungen ist wesentlicher Bestandteil dieses Kriegsbildes – vom archaisch anmutenden Abnutzungskrieg zu Lande bis hin zum Drohnenkrieg, erbitterten Gefechten um die Wirkungsüberlegenheit im Cyber- und Informationsraum und nicht zuletzt hybride Kriegsführung.
„Kämpfen können, um nicht kämpfen zu müssen“ ist nicht mehr genug. Wenn wir in der Zeitendwende glaubwürdig abschrecken und somit letztendlich Krieg verhindern wollen, müssen wir vor allen Dingen eins: Gewinnen wollen. Weil wir gewinnen müssen. (…)
Zeitenwende ist vor allem auch Gedankenwende, das habe ich schon angesprochen. Der wichtigste Punkt ist daher für mich ein grundlegender Mentalitätswandel in der Bundeswehr. Dazu sind Führung und Führungsprinzipien konsequent auf Wehrhaftigkeit auszurichten. (…)
Es geht mir vor allen Dingen um eine neue Qualität von Führung. Agilität, Risikofreude und Verantwortungsübernahme sind auf allen Ebenen und auch für unsere Organisation entscheidend. Verantwortung muss dort wahrgenommen werden, wo sie hingehört: auf die niedrigst mögliche Ebene. Dort, wo sich Entscheidungen unmittelbar auswirken. Dort, wo Tatkraft und Kreativität und somit Innovation ihren Ursprung haben.
Nur so können wir gewinnen, nur so können wir einen Krieg gewinnen und damit unserem verfassungsmäßigen Auftrag nachkommen. Platz auf den Zuschauerrängen gibt es nicht, und Popcorn ist auch alle. (…)
Wir müssen neu denken. Wir müssen Landesverteidigung und Bündnisverteidigung neu denken. (…) Das Mindset Wehrhaftigkeit bildet die Grundlage, der Gleichzeitigkeit im Kriegsbild der Zeitenwende entschlossen mit kriegstüchtigen Streitkräften zu begegnen. Es schließt jedoch durch die Kernforderung nach Resilienz auch die Gesellschaft, Politik und die Industrie mit ein. Wir alle sind die geborenen Verteidigerinnen und Verteidiger unseres Landes.
Nachtrag: Die gesamte Rede im Kontext – das vorab verbreitete Redemanuskript wurde so weit mit möglich aufgrund der Notizen an die tatsächlich gehaltene Rede angepasst; für Fehler bitte ich um Nachsicht (und ersetze nach Möglichkeit ggf. später diesen Text durch ein exaktes Transkript):
@TomCat sagt: 14.07.2023 um 23:02 Uhr
„Hier erlebt man mal wieder ein Festival der Bedenkenträger. Erst mal nölen, was alles und warum nicht geht.
Alles Geld und Material nützt nichts, wenn man nicht entschlossen ist, einen Krieg zu gewinnen.
Nichts anderes hat Breuer gesagt.“
Danke.
@Chummily d.Ä. sagt: 15.07.2023 um 7:29 Uhr
Wow, das war einer der menschlich und kameradschaftlich schäbigsten Kommentare, den ich seit langem gelesen habe…
„Ich würde also darum bitten, das dieses fürchterliche Gejammer hier einmal aufhört und jeder in seinem Verantwortungsbereich alles dafür tut, den skizzierten Anforderungen gerecht zu werden.“
“ finde ich die Art der Debatte inzwischen ziemlich abstrus. Bei aller Abneigung, wenn nicht sogar Hass auf den GI wundert mich, wie teilweise sehr ehrverletzend nicht argumentiert, sondern rausgerotzt wird ….“
Und Siw wundern sich im Blog immer wieder, warum die Zahl der Soldaten nicht steigt, warum sich nicht genügend Leute finden…. die Leute wollen nicht nur jammern und schimpfen. Die wollen schon anpacken und machen. Aber wenn ihnen nur Steine in den Weg gelegt werden und bei mehr als berechtigter Kritik die Form scheinbar wichtiger ist, als der Kern der Kritik, machen sie halt was anderes.
Aus meiner Sicht ist die hier geäußerte Kritik nur in Teilen richtig. Natürlich dürfen und müssen aufrichtige Soldatinnen und Soldaten die Rede des GI kritisieren dürfen. Weil es um die Sache geht. Diejenigen, die sich noch „aufregen“, die kann man noch erreichen. Die große Masse hat in der Bundeswehr schon resigniert. Sein wir doch ehrlich.
Vision – Mission – Aktion.
A – B – F. Ansprechen – Beurteilen – Folgern.
Von einem GI muss nach mehr als 500 Tagen Krieg in der Ukraine mehr kommen. Sorry.
Alternativ könnte der GI auf solche Reden verzichten, wenn er bzw. das BMVg noch nicht wissen, was wir konkret ändern wollen. (Wer nichts zu sagen hat, der sollte still sein.)
@ KPK
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In dem Bemühen die Lage der Streitkräfte insgesamt, insbesondere die des Heeres zu verbessern, darf sich gerne mit konkreten Vorschlägen für andere Lösungen an Minister und GI gewandt werden.
Schwarzmalerei und unflätiger Ton der Nestbeschmutzung entpuppen sich dabei als Untugend, die ich in immerhin 7 Jahren in Auslandsverwendungen so nur hier immer wieder erlebe.
Nicht wenige fühlen sich als Truppenschweine, die „denen da oben“ mal zeigen wollen wo und wie es langgeht. Deren zu oft Froschperspektive lässt die verlässliche Beurteilung der Lage aber kaum zu.
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Respekt, in vier Sätzen alle Probleme der Bundeswehr auf den Punkt gebracht: Arroganz, Überheblichkeit, Verunglimpfung und Absprechen von Kompetenz, weil man kein Generalstabsoffizier ist. (Achtung: Ironie!)
Solange in der Bundeswehr Fehlerkultur mit Nestbeschmutzung und Mikromanagement mit Auftragstaktik verwechselt wird, wird sich die Bundeswehr nie wieder zur LV/BV entwickeln.
Woher wissen Sie, dass diese Menschen, die sich „beschweren“, nicht mit Verbesserungsvorschlägen nach oben gewandt haben, diese aber ignoriert wurden?
Wie lange soll eine realistische Lagebeurteilung und Adressierung von Problemen noch mit Schwarzmalerei verwechselt werden? Nach ihrer Aussage zeichnet sich der deutsche Soldat durch das klaglose Hinnehmen von Defiziten hin? Return of the „Kadavergehorsam“? Melden macht frei und belastet den Vorgesetzten?
Ich gebe ihnen jedoch in einem Punkt recht, jeglicher Kritik gebührt eine korrekte Form im inneren und äußeren Erscheinen, damit sie als Berechtigte wahrgenommen wird.
@Paradox77: Gut und nüchtern erkannt. Zudem ist unser Projektionsvektor in der aktuellen Lage wirtschaftlicher und logistischer Natur um die Ukraine den Abnutzungskrieg ertragen und ggf. dann aktiv Gebiete zurückerobern zu können.
Mehr tun wir nicht, mehr wollen wir nicht tun und am Ende ist Russland auf Jahrzehnte militärisch-demographisch, polit-ökonomisch und außenpolitisch überschaubar.
Ok, wir haben ne Fahrschule hingestellt …
P.S: Nicht falsch verstehen, finde das so ganz o.k
Die Rede enthält richtige Anteile, doch ich sehe die Gefahr einer Pseudoklarheit.
Wer klare Begriffe hat, kann befehlen oder auch „Üben Sie Sprachzucht, in ihr zeigt sich sprachliche Disziplin!”, so der damalige Generalinspekteur, Ulrich de Maizière im Jahr 1969. Das führt zu Denkzucht, Sprachzucht, Sprechzucht.
Unter “gewinnen” verstehe ich u.a. neben Worten die quantitativen und qualitativen Fähigkeiten der Bundeswehr, die in einem Krieg zum Einsatz kommen können.
Das Dreieck Worte, Haltung und vor allem Taten – das gibt es in der BW eine erhebliche Schieflage.
Überhöhungen von dem eigentlich in Armeen nicht neuem Umstand, dass Gefechte, letztlich Kriege gewonnen werden müssen, helfen nicht.
Dazu kommt, was versteht denn der GI und das BMVg im modernen, zukünftigen Krieg unter “gewinnen”, Diese Frage wird gern nicht beantwortet, sogar geschmeidig umgangen.
Gewinnen ist m.E. mit Ebenen und Kriegszielen verbunden. Traut sich da jemand heran? Totale Vernichtung des Feindes, Waffenstillstand, Nachkriegsordnung? Gehört das dazu?
Man kann z.B. Gefechte und Schlachten gewinnen aber den Krieg verlieren.
Das BMVg, der GI haben die Aufgabe, sich den verschiedene Arten von “gewinnen” oder eben auch siegen zu vergegenwärtigen, um Szenarien der weiteren Entwicklung und deren Risiken zu durchdenken.
Es geht um kompromisslose Klarheit in Wort und Tat.
@DeltaR95 sagt: 15.07.2023 um 10:29 Uhr
„Solange in der Bundeswehr Fehlerkultur mit Nestbeschmutzung und Mikromanagement mit Auftragstaktik verwechselt wird, wird sich die Bundeswehr nie wieder zur LV/BV entwickeln.“
Was hier in diesem Faden abgeht, hat nichts mit „Fehlerkultur“ zu tun, sondern mit Verstoße gegen Kameradschaftspflicht, gegen Wohlverhaltenspflicht, gegen Loyalität und gegen menschlichen Anstand.
Inhaltliche Kritik: gerne.
Aber hier geht es ja gar nicht um inhaltliche Kritik. Hier geht es um Defätismus und Fundamentalopposition gegen „die da oben“…
Ich empfinde es befremdlich, wie unterschiedlich hier die Wahrnehmungen der Rede und somit die Reaktionen darauf sind. Sicherlich geht es nicht an, dass man einen Kameraden persönlich beleidigt, aber Kritik an jemandem der über Jahre die aktuelle Misere in verantwortlicher Position mit verursacht, bzw. nichts wirklich verbessert hat, muss wohl erlaubt sein, insbesondere wenn man aus der aktuellen Rede durchaus herauslesen kann, dass unser Hauptproblem ein mentales sei und wir nur das richtige Mindset bräuchten. Die meisten sehen den Schwerpunkt der Probleme wohl an anderer Stelle und haben zu viele solcher ‚Aufbrüche‘ zu neuen Ufern erlebt, ohne jemals angekommen zu sein.
@Klaus-Peter Kaikowsky (KPK) 14.07.2023 um 23:23 Uhr:
Solche Kritik hat wenig mit „Nestbeschmutzung“ zu tun und sie sollten den „Truppenschweinen“ mit der „Froschperspektive“ auch das zugestehen, was sie dem GI zugestehen, nämlich dass sie den Überblick über ihren Bereich haben und ihre eigene Lage deshalb beurteilen können.
Ich wiederhole mich hier zum x. Male: Ohne einen verlässlichen Flugabwehrschirm ist – in Operationen zur Verteidigung des Bündnisgebietes und insbesondere zum Schutz der Operationsfreheit von Kräften in der Verteidigung „alles nichts!“. Wenn sich allenthalben der Infanterist, der Grenadier und die Gefechtsstandbesatzungen in Deckung schmeißen müssen, weil feindliche Luftkriegsmittel zuschlagen können – ungestört/unabgelenkt oder unabgewehrt – sind Kampfkraft und Gefechtswert am Boden kaum mehr was wert. Das muss doch mal in die Köpfe unserer Führer und Rüstungsplaner reingehen. Wo hängt es da – ich kann das nicht verstehen.
@Koffer sagt: 15.07.2023 um 9:07 Uhr
„Beschaffungswesen, da ist ein erster entscheidender Schritt mit dem Erlass des BM vor kurzem gemacht worden.“
Ja, ein überfälliger Schritt und m.E. nicht konsequent genug. Wurde auch schon vor Jahren gefordert.
„Beschaffung, wir beschaffen derzeit so viel, wie seit Jahrzehnten nicht mehr.“
Wobei einige der Beschaffungsprojekte eben schon seit Jahren oder tlw. Jahrzehnten in der Pipeline feststeckten. Weil kein politischer Wille zur Umsetzung da war.
„Struktur, die neue Struktur des BMVg steht kurz vor der Veröffentlichung und erste Schritte wurden bereits unternommen.“
Argh, Reizwort. Bis so ein Mindset-Supertanker umschwenkt (-denkt) vergehen Jahrzehnte. Und welcher Abteilungsleiter/Staatssekretär gibt freiwillig Pfründe ab.
Daneben die Umstrukturierung „mittlere Kräfte“. Und wieder mal wird die neue Struktur eingenommen, ohne das man das dafür notwendige Material geplant, bestellt oder bestenfalls schon im Zulauf hat.
„LV/BV, der BK hat erklärt eine Brigade in unmittelbare Nähe der RUS Grenze zu verlegen.“
Das wäre die Maßnahme 2014 gewesen, als deutliches Signal nach der Krim-Annexion. Kommt jetzt 7 Jahre zu spät. Und man wird in weiteren 7 Jahren feststellen, dass das nicht ausreichend war.
Mit Sicherheit hat der GI einige gute Ansätze in seiner rede, die hatten seine Vorgänger auch. Und einige kann er nicht umsetzen, weil sie gesellschaftspolitisch zu sehen sind. In den meisten seiner Punkte ist die Politik gefordert. Die Bundeswehr braucht aber erstmal ganz profan die Voraussetzungen zur Einsatzfähigkeit, und zwar schnellstens. Da sehe ich seine Hauptaufgabe.
@ Koffer
Zu @Chummily d.Ä. sagt: 15.07.2023 um 7:29 Uhr
“Wow, das war einer der menschlich und kameradschaftlich schäbigsten Kommentare, den ich seit langem gelesen habe…”
Sie sagen: “In den Streitkräfte ist eine zähe Lehmschicht von 40-60jährigen, die gerne in ihrer Friedensblase weiterwirken will und eine verzogene Schicht von 20-40jährigen, die vollkommen falsche Vorstellungen von Soldat sein haben.
Die Gewerkschaft und die Vertretungsgremien sind so wie immer, an sich selbst und ihrem Einfluss interessiert.”
Ernsthaft? ….”eine verzogene Schicht von 20-40jährigen”? Und gleich mal die 40 -60jährigen pauschal verurteilen?
Das alles sind die Frauen und Männer, die gerade die Karre aus dem Deck ziehen, im Einsatz waren oder sind. In Litauen Dienst leisten oder auf den Weltmeeren oder bei „Air Dedender“ Das sind übrigens auch die Fallschirmjäger bei einer Übung in Australien und vorher Staatsbürger aus Krisengebieten evakuierten. Sind sie nicht selbst Fallschirmjäger gewesen ? Sagen sie denen das auch ins Gesicht?
Gewerkschaft und die Vertretungsgremien, das ist also Ihre Meinung? “Gewerkschaft und die Vertretungsgremien” An sich selbst und Einfluss?
Aus welchem Jahrhundert kommen Sie? Was für ein Verständnis für jungen Menschen in unserer Bundeswehr, bis hin zur Demokratie, Stichwort Beteiligung,
“wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen”
Ich sage ihnen: Wow, das war einer der menschlich und kameradschaftlich schäbigsten Kommentare, den ich seit langem gelesen habe.
Eigentlich nicht meine Sache, Chummily d.Ä. zu bewerten. Doch auch für ihn gilt die hier im Faden erbetene Fairniss und das Zulassen anderer Meinungen/Erfahrungen! Chummily d.Ä. hat den GenInsp nicht persönlich angegriffen, im Gegenteil. Es war sein Eindruck und die Weidergabe seiner Erlebniswelt. Was davon stimmt und was nicht, könnten sie doch sachlich(er) erläutern? Sie sind oder waren doch aus dem Bereich Personal. Sie wissen offensichtlich, was im BMVg geplant wird. Bitte erhellen sie uns.
Oder gehören sie dann doch selbst zur „zähen Lehmschicht von 40-60jährigen“, von denen einige selbstgefällig über eine verzogene Jugend oder gar narzistische Gewerkschaften und Beteiligungsgremien urteilen? Sie wollten offensichtlich den GenInsp verteidigen und Dinge richtgstellen. Okay. Doch mit welchem Weltbild? Das ging wohl nach hinten los, oder?
Streitkräfte sind das Geld nicht wert, wenn sie nicht einsatzbereit sind.
Wenn überall nur Ja-Sager sitzen, Dauerklatscher, Beförderungssüchtige, dann ist diese Entwicklung kein Wunder.
Da helfen keine Reden!
@Mediator sagt: 15.07.2023 um 11:47 Uhr
„aber Kritik an jemandem der über Jahre die aktuelle Misere in verantwortlicher Position mit verursacht, bzw. nichts wirklich verbessert hat, muss wohl erlaubt sein“
Aber das ist doch gerade einer der wichtigsten Kritikpunkte. Gen Breuer hat eben gerade nicht jahrelang in verantwortlicher Position gewirkt. Schauen Sie doch bitte einfach mal in seinen Lebenslauf.
„insbesondere wenn man aus der aktuellen Rede durchaus herauslesen kann, dass unser Hauptproblem ein mentales sei und wir nur das richtige Mindset bräuchten.“
Ehrlich gesagt stimme ich dem GI in diesem Punkt zu.
Mit dem richtigen Mindset kommt alles andere.
Das Verwaltungs- und Absicherungsdenken in reinen Friedensdimension innerhalb von Streitkräften und Wehrverwaltung ist nmB die Mutter aller internen Probleme.
Und der Mangel an ganzheitlicher Betrachtung von Sicherheit in den anderen Ministerin, im Bundestag und weiten Teilen der deutschen Bevölkerung ist die Mutter aller externen Probleme.
@Pio-Fritz sagt: 15.07.2023 um 11:54 Uhr
„Ja, ein überfälliger Schritt und m.E. nicht konsequent genug. Wurde auch schon vor Jahren gefordert.“
Ja und? Jetzt ist er halt da.
Zu leugnen, dass es voran geht stimmt halt nicht mit der Realität überein.
Muss mehr passier?
JA!
Ist schon einiges passiert?
Eben auch JA.
„Mit Sicherheit hat der GI einige gute Ansätze in seiner rede, die hatten seine Vorgänger auch. Und einige kann er nicht umsetzen, weil sie gesellschaftspolitisch zu sehen sind. In den meisten seiner Punkte ist die Politik gefordert. Die Bundeswehr braucht aber erstmal ganz profan die Voraussetzungen zur Einsatzfähigkeit, und zwar schnellstens. Da sehe ich seine Hauptaufgabe.“
Zustimmung. Aber soll der GI jetzt aufhören Reden mit Zielwirkung in den politischen und gesellschaftlichen Raum zu halten?
Der GI hat zwei Aufgaben:
– er ist der oberste Soldat und militärische Führer und als solcher für die Einsatzbereitschaft (mit den Ressourcen die uns die Politik zubilligt) verantwortlich
– er ist oberster militärischer Berater der BReg und damit auch der Öffentlichkeit.
Er muss in beiden Dimensionen wirken.
Diese Rede ging halt hauptsächlich in die zweite. Aber das heisst doch nicht, dass er nicht auch in der ersten Dimension tätig wäre…
@Petra (med02) sagt: 15.07.2023 um 12:01 Uhr
Bitte nochmals lesen, was ich tatsächlich geschrieben habe.
Wenn Sie daraus lesen, dass ich alle 20-60jährigen negativ sehe, dann habe ich mich mißverständlich ausgedrückt.
Natürlich ist das damit nicht gemeint. Ich glaube wir haben eine große Masse an treu und tapfer dienen Kameraden (und Zivilbediensteten). Diejenigen, die das aber nicht sind, sind umso gefährlicher für unsere Kriegstauglichkeit.
Aber das sollte doch angesichts meiner üblichen Positionierung hier doch klar sein.
Frage: ist Ihre Entrüstung vielleicht ein taktisches Element um sich nicht mit meinen eigentlichen Aussagen beschäftigen zu müssen??
„Sie wollten offensichtlich den GenInsp verteidigen und Dinge richtgstellen.“
Ehrlich gesagt nur halb.
Ich habe angemahnt, dass wir uns doch bitte über Inhalte unterhalten sollten.
Inhaltlich habe ich mich bisher aber kaum positioniert, weil die meisten Kommentatoren in diesem Faden ja anascheinend gar nicht an den Inhalten der Rede interessiert sind.
@Koffer 15.07.2023 um 11:41 Uhr
@Petra (med02) 15.07.2023 um 12:01 Uhr
Da hat petra (med02) wohl ins Schwarze getroffen. Sie hätte sie auch zitieren können:
@ Koffer…..” Was hier in diesem Faden abgeht, hat nichts mit „Fehlerkultur“ zu tun, sondern mit Verstoße gegen Kameradschaftspflicht, gegen Wohlverhaltenspflicht, gegen Loyalität und gegen menschlichen Anstand”…..
Was ist mit ihrer Aussage? …“In den Streitkräfte ist eine zähe Lehmschicht von 40-60jährigen, die gerne in ihrer Friedensblase weiterwirken will und eine verzogene Schicht von 20-40jährigen, die vollkommen falsche Vorstellungen von Soldat sein haben.
Die Gewerkschaft und die Vertretungsgremien sind so wie immer, an sich selbst und ihrem Einfluss interessiert.”….
Schlimm, dass sich Leute wie sie mit Aussagen auch noch aufschwingen über “Kameradschaftspflicht, … Wohlverhaltenspflicht, …. Loyalität und …. menschlichen Anstand” zu urteilen.
Kräftig austeilen, dann so etwas? Ich sage ganz klar, bei allen berechtigten Punkten, die sei hier schon anbrachten, über die Zeit. Für o.g. Aussage sollten sie mal selbst Fehlerkultur und Selbstreflexion anlegen.
@ Koffer
Es reicht nicht wenn die Soldaten gewinnen wollen. Die politsche Führung muss es auch wollen. Dann ist natürlich hilfreich wenn man unsere Soldaten nur in Einsätze schickt, bei denen sie auch gewinnen können.
Bei keinem anderen Einsatz war der Mangel an „gewinnen wollen“ bei unserer politischen Führung so ausgeprägt wie bei dem Einsatz in Afghanistan. Es gab genug Gelegenheiten, diesen Einsatz richtig zu machen, aber dazu braucht es Engagement. Das was unsere Soldaten und die Einheimischen erfahren haben, dass war vor allem Desinteresse und gebrochene Versprechen.
Zugegeben, dass haben nicht nur unsere Regierungen allein verbockt, sie hatten dabei die begeisterte Unterstützung durch unsere Verbündeten, aber dann muss man als Regierung eben auch den Mumm haben und die Reißleine rechtzeitig ziehen.
In Mali gab es auch nur mehr vom selben. Lernt man daraus eigentlich gar nicht?
Ich bin hier nicht der Chef, aber hier die freundliche Bitte, sämtliche privaten Anfeindungen abzustellen oder ggf. außerhalb der Kommentarspalte den Gartenkrieg weiterführen.
Die Kernbotschaft Herrn General Breuers bleibt für mich, daß Er nicht die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht anstrebt. Andere Länder der Nato haben dazu ein anderes Verständnis. die Ukraine sowieso. War nicht Frau Högl vor kurzem für eine allgemeine Musterung ? Eine zumindest selektive allgemeine Dienstpflicht würde m.E. dem Mindset auch der Bw förderlich sein und der älter werdenden Gesellschaft in zukünftigen Nöten hilfreich. Ganz im Sinne von Scharnhorst.
@ Koffer
„Was hier in diesem Faden abgeht, hat nichts mit „Fehlerkultur“ zu tun, sondern mit Verstoße gegen Kameradschaftspflicht, gegen Wohlverhaltenspflicht, gegen Loyalität und gegen menschlichen Anstand.“
Da bin ich ganz ihrer Meinung, allerdings ist das, was wir hier gerade erleben die menschliche Konsequenz davon, wenn „oben“ zu lange die Bedürfnisse „unten“ ignoriert und schönredet – das ist in keinster Weise als Rechtfertigung für die von ihnen genannten Verstöße zu akzeptieren, aber jeder „Unternehmensberater“ wird ihnen diese Vorgänge bestätigen, ob nun Militär oder ziviles Unternehmen.
Einfachstes Mittel für „oben“: Klare Zusagen mit klar messbarer Erfüllung und nicht nur endlose Durchhalteparolen und das Hochstilisieren von Selbstverständlichkeiten zum großen Wurf. Das nannten wir mal früher „Führen mit Vorbild!“ …
@Mediator
Sie bestätigen mich, danke.
Die Froschperspektive kann nur, deutlicher im Sprachgebrauch „ausschließlich“, selektiv wahrnehmen. Ein Extrapolieren auf die Leitungsspanne eines GI schließt sich nicht nur aus, redlicherweise verbietet sich dieser Anspruch. Daher auch mein Appell an den Stil der Gesprächsführung im Faden: begrenztes Erfahrungsbild und ebensolcher Kenntnisstand verführen zu verbalen Entgleisungen.
Oder mit Scharnhorst, „Das Ganze vor seinen Teilen sehen“, eine berechtigte Forderung an den Truppenführer.
Von der „Froschperspektive“ erwarte ich diese Fähigkeit allerdings nicht, sie wäre überfordert, sollte dies in einer Kommentierung jedoch berücksichtigen.
@Koffer: Treue und Kameradschaft werden geschuldet, Loyalität hingegen ist ein Gefühl. Es lässt tief blicken …
Zu meiner VJTF-Zeit wären wir mit nem VW Bus „T4“ und SEM 80/90 angetreten, mit Koppeltragegestell. Wir hätten gewinnen wollen, aber das war es dann auch … Von Drohnen aufgeklärt und dummer Munition vernichtet.
Eingedenk der verschlampten Akten: Bürokratieabbau und Digitalisierung, dann Material. Am Gewinnen wollen fehlt es nicht…
Daher @Hans Schommer Treffer 10 Mitte. Heeresfliegerabwehr wäre ein Anfang zum Gewinnen können.
Zum „politischen“ habe ich mich ja eingelassen…
Am Ende des Tages wird auch die neue Struktur des BMVg und die agile Bundeswehr eine Organisation aus Menschen für Menschen sein.
Und ja, es wird Änderungen geben. Und es werden Erwartungen enttäuscht werden. Und es wird manchen zu wenig und anderen zu viel werden. Vielleicht täte ein wenig Besonnenheit und etwas Geduld gut. 500 Tage Ukrainekrieg hin oder her. Beschaffungsquartett hin oder her. Schlagzeilen hin oder her.
Der GI macht schon seinen Job besser als etliche seiner Vorgänger (ohne Namen zu nennen) und auch die „großen Drei“ der inspekteure schlagen sich besser als ihre Vorgänger. Das sind emotional besetzte Themen …. abwarten, beschaffen, üben, umsetzen.
Und wenn es nicht geht, dann ist nicht immer der UvD schuld :-).
Meiner Meinung nach muss die Politik erst einmal definieren, was sie eigentlich will. Bis jetzt ist es über die Grenzen aller Parteien – mindestens in den letzten 30 Jahren – Konsens gewesen, dass die Bundeswehr bewaffnete Entwicklungshilfe leisten darf und sollte (sind ja gut fürs Image), Kampfeinsätze aber nun so gar nicht gewollt sind. Eine teure, aber in vielen Bereichen wenig funktionale, Bundeswehr haben dazu geführt, dass unsere Verbündeten auch nicht auf die Bundeswehr gesetzt haben, wenn es denn wirklich ums Gewinnen ging.
Wenn wir ehrlich sind, haben wir uns als Nation in den letzten 80 Jahren aber auch darin gefallen, Verantwortung übers Scheckbuch zu übernehmen. Lieber bei Einsätzen zahlen, als selber an vorderster Front stehen müssen. Das war nach dem 2. Weltkrieg auch eingetrichterte Devise, die sich auch über Generationen hinweg manifestiert hat. Sicherlich auch nicht die schlechteste Devise für eine Nation, die sich im Wesentlichen über Wirtschaftsleistung definiert und weniger über ein Nationalwesen (man vergleiche die Feierlichkeiten in Frankreich oder den USA zu den Nationalfeiertagen mit dem 03.10. in Deutschland). Allerdings irgendwann auch begenzt, und das wird uns jetzt mit dem Krieg in der Ukraine vor Augen geführt.
Aber: auch hier sind wir aktuell im Prinzip mit einem „Scheckbuchkrieg“ dabei. Wir stellen und finanzieren Ausrüstung, leisten intensiv medizinische Hilfe in Deutschland und kümmern uns um Flüchtlinge – den Kopf effektiv hinhalten, dass machen wir als Nation derzeit nicht.
Doch genau dahinter verbirgt sich die wesentliche Frage an uns als Gesellschaft und Politik: würden wir den Kopf für die Verteidigung unseres Landes und vor allem auch unserer Verbündeten hinhalten? Wenn wir diese mit einem eindeutigen JA beantworten können, dann werden Reden wie die vom GI auch was bewegen können. Aber kann – und vor allem will – unsere Politik die Frage derzeit auch mit einem klaren JA beantworten? Wenn dem so ist, dann muss sie auch die Weichen so stellen, dass die Bundeswehr in allen Facetten nicht nur „bedingt verteidigungsbereit“ ist, sondern tatsächlich auch ausgerüstet ist, um „Gewinnen“ zu können. Material, Personal – und auch Wille.
@ Petra (med02)
Volle Zustimmung.
Der ein oder andere Forist hat ein seltsames Verständnis von Meinungspluralität.
Wenn hier von einigen Foristen in Abrede gestellt wird, dass es nunmehr konkreter Maßnahmen bedarf, dann muss doch auch der gesamte Vortrag des GI inhaltlich ungenügend sein. Dann können wir die Rede von der „Zeitenwende“ auch beenden und machen einfach so weiter.
Die zentrale Frage ist doch, ob es ein Delta in der Bedrohungsanalyse gibt und ob diesem begegnet werden soll.
Oh weh, wohin soll diese Diskussion denn eigentlich führen? Da wird mit dem Säbel von Unkameradschaftlichkeit wild um sich geschlagen, gar die Menschlichkeit bemüht anstatt aufgrund eigener Erkenntnisse mit dem Florett und offenem Visier die bestehenden Probleme endlich anzupacken und die Masse der ,“Ahnungslosen“ auf dieser Fortbildunsreise mitzunehmen. Woran liegt es also, wo hakt es? Ich vermisse Vorschläge. Kann es sein, dass bei der „Analyse“ der „verzogenen“ 20- 40 jährigen, der 40-60 jährigen die Gruppe unter den Tisch gefallen ist, die nur noch sehnsüchtig auf die Pensionierung wartet bzw zielgerichtet darauf hin“arbeitet“?
Russland war und ist für Deutschland seit 1990 keine direkte Bedrohung.
Und angesichts dessen, wie es um unsere Verteidigung und ihre Architekten bestellt ist, kann man nur sagen:
Zum Glück.
Zum Thema Negativität/Defätismus oder wie auch immer man es bezeichnen mag, würde ich gerne meine persönliche Sicht der Dinge/Erfahrungen dazu äußern. Vorab ich gehöre zu der verzogenen 20-40Jährigen Schicht (Sry, der kleine Seitenhieb musste sein ;)) und betrachte das ganze aus meiner durch meine Verwendungen gezeichneten Brille.
Es fällt mir persönlich schwer in solchen Reden positives zu finden und sie nicht direkt zynisch zu werden. Zynisch im Sinne von kein Personal, kein Material ect ect. Das liegt einfach daran, dass ich Reden solcher Art zu oft gehört habe ohne irgendwo auch nur den Hauch von Verbesserungen zu sehen. 2016 hieß es von dem G4 in meiner alten Brigade, wir haben die Talsohle der materiellen Verfügbarkeit erreicht, ab jetzt geht es nur noch aufwärts. Der Zustand damals ist im Vergleich zu heute mindestens mal die Zugspitze.
Des weiteren hatte ich das Vergnügen auf höherer Planungsebene an NRF 2018-2020 sowie an NRF 2022-2024 unter anderem mitzuarbeiten. Das die Bundeswehr in vielem bei LV/BV wieder erlernen bzw. neu lernen muss ist außer Frage. Was ich nicht verstehen kann ist, dass man bei der Planung von 2022-2024 die gleichen Fehler macht, wie bei der Planung von 2018-2020. Ich rede nicht von nicht vorhandener Munition oder dergleichen. Wenn ich an die Zeitenwende zurückdenke, habe ich erwartet, dass auch in den höchsten Kommandobehörden ein Umdenken/Andersdenken stattfindet. Aber zu sehen oder hören war davon nichts. Man stelle sich nur mal vor, man fängt erst kurz vor Weihnachten 2022 an, sich darüber Gedanken zu machen, wie man die DEU Anteile VJTF 2023 verlegen kann. Das ist wahrlich ein bisschen spät, wenn diese ab dem 01.01.2023 eine Verlegebereitschaft von 7 Tagen haben.
Kurz formuliert: nach so vielen Nichtgeschehen und immer wieder gefühlten leeren Worten fällt es nun mal schwer in einer Rede wie der vom GI irgendwas positives zu finden. Das geht nicht gegen den GI persönlich. Ich finde er hat in Teilen sogar Recht mit dem was er sagt. Mir ist auch bewusst, dass solche Prozesse in der Bundeswehr Jahre oder Jahrzehnte brauchen. Man sieht als einfacher Soldat nur nichts und daher fällt es zumindest mir persönlich schwer nicht sofort laut aufzulachen wenn mal wieder eine Rede in dieser Art und Weise gehalten wird.
Klaus-Peter Kaikowsky (KPK) sagt am 14.07.2023 um 23:23 Uhr:
“ … In dem Bemühen die Lage der Streitkräfte insgesamt, insbesondere die des Heeres zu verbessern, darf sich gerne mit konkreten Vorschlägen für andere Lösungen an Minister und GI gewandt werden. …“
Haben wir – die „Interessengemeinschaft Nah- und Nächstbereicheisschutz von beweglich geführten Operationen des Heeres in Operationen“ im September 2022 dezidiert gemacht, Ist auch beim GI angekommen. In dieser Denkschrift steht allerdings ausnahmslos alle drin, was man in der neu angedachten Heeresstruktur an Material und Personal braucht, um im Teilbereich „Abwehr von Bedrohungen aus der Luft“ siegfähig zu werden. So, dass die am Boden kämpfende Truppe sich nicht alle paar Minuten in ein Deckungsloch schmeißen muss. Mehr war und ist unsererseits nicht möglich – das hinzubekommen geht nur mit dem Willen der Politik.
@Flying-Tiger sagt: 15.07.2023 um 19:20 Uhr
„Meiner Meinung nach muss die Politik erst einmal definieren, was sie eigentlich will. Bis jetzt ist es über die Grenzen aller Parteien – mindestens in den letzten 30 Jahren – Konsens gewesen, dass die Bundeswehr bewaffnete Entwicklungshilfe leisten darf und sollte (sind ja gut fürs Image), Kampfeinsätze aber nun so gar nicht gewollt sind.“
Das wird sich auch jetzt nicht ändern. Lesen Sie einfach die letzte Seite der Rede. Da bringt der GI drei Beispiele. Patriots zum Schutz der Luftraum Verbündeter, Umbau der nationalen Führungsotganisation und Amtshilfe (sein letztes Tätigkeitsfeld).
Die Patriots sind ein rares Gut, soll sich durch Iris-T etc. bessern. Umbau nationale Führungsorganisation, ok. Allerdings geht es auch kaum noch ineffizienter und mit mehr Verantwortungsdiffussion als im Moment. Und für Amtshilfe benötigt es keine Waffen, also wenig Großgerät.
Dolle ist das nicht. Alle anderen Handlungsfelder sind Zukunftsmusik.
@ Klaus-Peter Kaikowsky (KPK) 15.07.2023 um 16:03 Uhr
Zu Ihrer Abwertung der sogenannten Froschperspektive.
Damit urteilen sie in bedenklicher Form über die Masse der Angehörigen der Bundeswehr. Männer und Frauen, auch Menschen, welche sich anders zugehörig fühlen. Alle die, also, welche unseren GI, die politische Leitung und militärische Führung verstehen wollen aber auch den zum Teil äußerst schwierigen Alltag erleben, so halt als Frosch,
Über sie selbst kann und will ich mir kein Urteil erlauben, offensichtlich trauen Sie sich zu keine Froschperspektive zu haben. Geschenkt!
Doch nun zur Froschperspektive:
Leider neigen ausgerechnet diejenigen, die dagegen vorgehen sollten, nämlich die Führungskräfte, insbesondere im BMVg, oft zur Arroganz. Arroganz auf der Teppichetage ist kostspielig, ja sogar zerstörend. Gleich vorweg. Unser GI ist weit weg von arrogantem Verhalten. Wie ich schon schrieb, ich kenne ihn, feiner Kerl…
Arroganz oder auch nur der Eindruck kostet: Sympathien, Motivation auf allen Ebenen und Reputation. Dennoch sind wir tagtäglich und auch hier im Faden Zeugen eines arrogant wirkenden Verhaltens – sei es bei Kritik oder auch einfach nur Anmerkungen, bei denen sich die militärische Führung oder auch hier die Leser immer noch überrascht geben, wenn die vermeintlich kluge Entscheidung oder manches „super“ statement von “weit oben” auf Kritik stösst. Wir kennen doch alle arrogantes Gebaren von Führungspersonen: Kommandeure, die ihre Frauen und Männer in Sitzungen kleinmachen; Vorgesetzte, die beratungsresistent sind, weil sie nur ihrem eigenen Urteil trauen; Vorgesetzte, die keinen Fehler zugeben können. Menschem die glauben die da “unten”, die Frösche verstehen es halt nicht. (Ist übrigens auch eine Thema in unserer Gesellschft)
Der Versuch eines Bildes: Ich muss keine Kfz Techniker sein, auch nicht Wirtschaft oder Technik studiert haben, um die Qualität meines Autos, aus meiner Wahrnehmung, zu beurteilen. Also, dass und wie es bei mir ankommt.
Unsere Bundeswehr kann sich arrogante Führungspersonen nicht leisten. Dazu gehört die Ablehnung der Froschperspektive. Über den Dingen schwebende Führungspersonen sind nämlich mitverantwortlich für ein schlechtes Klima und Auswirkungen auf die Personallage sowie für die gerade schlechte Performance der Bundewehr und Reputationsschäden nach innen und außen.
Zum Thema: Was bedeutet eigentlich gewinnen? Ein paar Gedanken.
Lassen wir den Nuklearkrieg ein mal weg. Der ist nicht gewinnbar.
Kriege führ- und gewinnbar zu machen ist kein neues Gedankengut. Dies ist ausgerichtet an der Erfahrung: Kenne dich – und kenne den Feind! Schon die Römer sagten: Bevor eine Armee gegen einen Feind in den Krieg zieht, muss sie zunächst wissen, mit wem sie es zu tun hat und gegen welche Waffen sie kämpfen wird. Wenn sie die Fähigkeiten und Waffen ihres Feindes ignoriert, wird sie nur eines erreichen – eine Niederlage.
Für Sun Tzu, dem altchinesische Meister der Strategie, ist der Ausgang eines Kampfes bis zu einem hohen Grade plan- und damit vorhersagbar. Er wird nicht müde, die Bedeutung von vorausschauendem Wissen zu betonen: Wer siegen will, muss in der Lage sein, aus einem möglichst vollkommenen Wissen über die Gegenwart die Zukunft zu antizipieren und sich entsprechend aufzustellen: „Wenn du dich selbst und den Gegner kennst, ist der Sieg nicht in Gefahr.“ Einen Krieg zu gewinnen, setzt drei Kerngebiete von Wissen voraus:
die eigenen Stärken, aber auch Schwächen und Verwundbarkeiten kennen; die Fähigkeiten des Feines richtig einschätzen; gegenseitige Perzeptionen und Interessenlagen klug analysieren oder antizipieren.
Dazu kommt, in einem Krieg zwischen zwei Staaten oder Bündnissen, die Streitkräfte für Krieg ertüchtigen wird immer der Staat, das Bündnis gewinnen, der (das) seine Bemühungen effizienter organisiert hat (Qualität) und über größere Ressourcen (Quantität) verfügt.
Was von o.g. Gedanken leistet unsere Bundeswehr, das BMVg? Doch eher wenig. Wie sieht es mit den operationelle Fähigkeiten zum Gewinnen aus? Oder gar für Abschreckung?
Um zu gewinnen braucht es also es also bestmögliche Fähigkeiten, gute Planung und vorzügliche Kennnisse über den Feind, also Rußland. Also auf höchstem Niveau wissen, wo der Feind steht, was er kann und was nicht. Versäumnisse in diesem Bereich können verheerend werden.
Ich empehle daher, bitte ein Nummer kleiner. Noch etwas Demut. Von Gewinnen reden aber den Feind aus Unwissenheit, gar Naivität oder Überheblichkeit heraus zu unterschätzen und sich selbst zu überhöhen kann fatal sein.
Diese Debatte ruft mir die Rede von Generalmajor Trull in den Sinn.
„..und diese Verbände kann man mit einem Federstrich auflösen, aber man wird 10 Jahre und mehr brauchen, um sie wieder aufzustellen.“
Diese Rede war an einigen Stellen geradezu visionär. Kann man sich ruhig nochmal anhören.
https://www.youtube.com/watch?v=faAwyTYpHTw
@ Koffer 15.07.2023 um 13:31 Uhr
“Frage: ist Ihre Entrüstung vielleicht ein taktisches Element um sich nicht mit meinen eigentlichen Aussagen beschäftigen zu müssen??”
Nein, kein taktisches Element, sondern es war einfach nur Unverständnis für eine, nein ihre, m.E. völlig aus der Zeit gefallene Aussage.
Der GI benannte in seiner Rede die wichtigste Ressource der Streitkräfte das Personal, zivil wie militärisch. „Wir müssen neue und innovative Wege gehen, um im Kampf um die besten Köpfe in Zeiten des demografischen Wandels zu bestehen”.
Ihre Aussage gehört sicher nicht zu neuen Wegen, sondern sind für mich gestriges Denken:
“In den Streitkräfte ist eine zähe Lehmschicht von 40-60jährigen, die gerne in ihrer Friedensblase weiterwirken will und eine verzogene Schicht von 20-40jährigen, die vollkommen falsche Vorstellungen von Soldat sein haben.
Die Gewerkschaft und die Vertretungsgremien sind so wie immer, an sich selbst und ihrem Einfluss interessiert.”
Ihre Relativierungen im Verlaufe des Fadens überzeugen mich nicht.
Ob und womit ich mich über meine Einlassung hinaus beschäftigen MUSS, ist meine Entscheidung.
Doch eines sei mir dann doch gestattet.
Mir persönlich reicht über Verteidigung des Landes, des Bündnisse gegen einen Angriff zu sprechen. “Art 87a. (1) Der Bund stellt Streitkräfte zur Verteidigung auf.”
Auch im kalten Krieg ging es um die Fähigkeit zu kämpfen, um im Ernstfall die sowjetischen Panzerverbände aufzuhalten oder gar zurückzuschlagen. Das ging auch ohne “Siegfähigkeit” und “Gewinnen” und doch wusste jeder, Krieg ist richtig ernst, verlangt alles ab. Militärisches Handwerk ist dafür wichtig. Kampf hies das halt in aller Bescheidenheit. Für diesen Auftrag galt, weniger reden, sondern handeln („Einfach mal machen!“) Zumal da ja auch noch kriegsgediente Offiziere und Unteroffiziere in den Reihen der Bundeswehr dienten und dies vermittelten.
Die spannende Frage ist aktuell doch eher, wie weit die Bundeswehr mit der Zeitenwende kommt. Noch sind die entscheidenden Schritte nicht getan, um die Streitkräfte ernsthaft verteidigungsbereit zu machen. Ja, dazu gehört nicht nur Material und Geld. Also, verteidigungsbereit und einsatzbereit würde mir schon reichen. Das richtig und vor allem ehrlich ausgestaltet ist genug. Die Bundeswehr erfüllt derzeit offensichtlich nicht mal den Verfassungsauftrag des GG, da empfinde ich große Worte eher unangebracht. Mehr Widerspruch zwischen Wort und Tat gibt es kaum.
Zum xten Mal höre und lese ich hier, was die Politik so alles entscheidet oder eben auch nicht. Nach dieser Kenntnisnahme bezweifle ich sehr stark,dass die meisten der Mitforisten hier überhaupt wissen wie Politik funktioniert. Kennen Sie Ihre(n) Bundestagsabgordnete(n) persönlich?
Wann haben Sie persönlich das letzte Mal mit dieser Person gesprochen? Ein Gespräch kann sehr erhellend oder auch frustrierend sein, führt aber zumindest weg von der Politikphrase zu der Erkenntnis das in einer Demokratie Politik wir alle sind, also Sie und ich sehr wohl. Also hoffentlich zu einem besseren Verständnis von Politik als der Kunst des Machbaren, eben kein Wünsch-Dir- was.
Ich komme nicht umhin festzustellen, dass die Diskussion nun zwar (weitgehend) von den ad hominem Angriffen gegen den GI Abstand nimmt, aber nunmehr sich entweder umso stärker gegen „die da oben“ richtet oder nun gegen mich und meine (unsensiblen) Formulierungskünste.
Was will ich damit sagen?
Es setzt sich immer noch kaum jemand mit dem auseinander was der GI tatsächlich gesagt hat.
Just saying. Wäre es nicht schön wenn die Kommentatoren in einem sicherheitspolitischen Fachblog sich mehr mit Inhalten und weniger mit Äußerlichkeiten und „Empörung“ beschäftigen würden.
@DeltaR95 sagt: 15.07.2023 um 15:03 Uhr
Natürlich haben Sie Recht indem Sie den Mechanismus der Entgleisungen hier in manchen der Kommentaren beschreiben, aber für mich macht es das nicht besser. Wenn wir als sicherheitspolitische Fachcommunity (und davon haben wir in DEU nun mal leider nur eine sehr kleine) und nur im „Schaum vorm Maul“ über „die da oben“ ergehen ohne einerseits die Kategorie des politischem im Militär zu akzeptieren (Clausewitz) und andererseits tatsächlich über Inhalte zu diskutieren, dann bin sehe ich düster…
Dann sind es nämlich nicht „die da oben“, die versagen, sondern „wir hier unten“…
Das haben sicher die meisten Foristen hier gelernt:
Ziele sollten grundsätzlich SMART sein: Spezifisch, Messbar, Attraktiv, Realistisch und (zeitlich) terminiert.
Wenn “gewinnen” ein Ziel ist, wo bleibt dann der Realismus? Strategie: Das Ziel, der Weg, die Mittel. Wo die Bundeswehr da steht, das wissen vermutlich die meisten Foristen.
Wann erfassen wir darüber hinaus in aller Tiefe und Ehrlichkeit, dass es meistens nicht Reden, Prozesse und Strukturen, sondern primär unsere Menschen sind, die in Frieden, Krise und Krieg Erfolg generieren.
Das sind alle Bereiche und Ebenen. Vom GI bis zu den von @ KPK erwähnten Fröschen.
Was aber wenn viele Personen in der Führung der Bundeswehr und des Hauses BMVg nicht als “gute Führung” akzeptiert, gar anerkannt werden. Häufig durch wirklich schlimme Fehler begründet oder auch schon fast traurig weltfremde Kommunikation?
Sind dann die Kritiker in iher Wahrnehmung Schuld? Ist es falsch, wenn Kritiker fragen, welchen Beitrag tatsächlich GI, Spitzenpersonal im BMVg usw. leisten oder geleistet haben?
@ Koffer sagt ja im Wesentlichen: Der Gi kann ja gar nichts dafür, schaut auf den Lebenslauf. Lesen wir doch mal, was da alles steht, z.B. Kdo H, in welcher Funktion…?
Kritiker der Rede und des GI wurden z.T hart angegangen. Doch in der InFü lernt man doch:
Führung ist Spiegelbild des Charakters. Was ist falsch, wenn ausgelöst durch die Rede des GI, auch solche grundsätzliche Fragen aufgeworfen werden? Wenn dann herauskommt, der GI ist einfach super, dann gut. Aber Kritik, Fragen – das sollte nicht angesprochen werden?
Es gibt sehr viele Merkmale, die schlechte Führung ausmacht. Alle gemeinsam haben sie jedoch, dass sie Soldatinnen und Soldaten demotivieren, die Stimmung in der Bundeswehr darunter leidet und die Soldatinnen und Soldaten meist nicht nur innerlich kündigen. Führungspersonal bis hin zum GI muss sich bewusst werden, dass ihr Handeln , gerade auch Grundsatzreden, immer Konsequenzen mit sich trägt und sie einen großen Teil zum Erfolg oder eben auch Misserfolg beitragen können. Da sind wir wieder bei Realismus und dem Anspruch “gewinnen” zu wollen.
Es hilft nichts, wenn wohlgesonne Presse die Rede des GI prima findet, ihm im Hause BMVg gesagt wird: “Toll gemacht, Herr General” oder die Generalität der Bundeswehr anerkennend betont. “Endlich!”
Es sollte alle Soldaten mitnehmen. Warum lesen wir hier so viel Kritik, weil sie hier im Blog einfach mal raus kommt, man es sagen darf und meist nicht als Nörgeler, gar Frosch bezeichnet wird.
@ Koffer sagt am 11.06.2021 um 20:55 Uhr
…..„Macht alles nichts, die nächste Beförderung steht bald ins Haus. Bezüge stimmen. Beamtenmentalität bei Generalen, ist das nicht die Wahrheit?“….
Der gleiche @ Koffer bewertet Beitrage einiger Teilnehmer, welche „die da oben“ (s.u.) kritisieren in diesem Faden äußerst harscher, belehrender, m.E. fast abwertender Art und Weise.
z.B.
Zu @DeltaR95 sagt: 15.07.2023 um 10:29 Uhr
„Aber hier geht es ja gar nicht um inhaltliche Kritik. Hier geht es um Defätismus und Fundamentalopposition gegen „die da oben“…“
Zu @Chummily d.Ä. sagt: 15.07.2023 um 7:29 Uhr
“Wow, das war einer der menschlich und kameradschaftlich schäbigsten Kommentare, den ich seit langem gelesen habe…”
Führt allerdings dann aus: “In den Streitkräfte ist eine zähe Lehmschicht von 40-60jährigen, die gerne in ihrer Friedensblase weiterwirken will und eine verzogene Schicht von 20-40jährigen, die vollkommen falsche Vorstellungen von Soldat sein haben.
Die Gewerkschaft und die Vertretungsgremien sind so wie immer, an sich selbst und ihrem Einfluss interessiert.”
@ Koffer – was denn nun? „die da oben“ vs. „Bezüge stimmen. Beamtenmentalität bei Generalen“? Bewertung nach Tagesform oder persönlicher Zuneigung/Ablehnung des jeweiligen Foristen?
@Flying Tiger
Ich wurde schon unruhig, sah ich doch meine Annahme gefährdet, dass nicht regelmäßig mindestens ein Forist pro Quartal beklagt, DEU habe keine SiPo Interessen definiert, oder, wie Sie ausführen, „die Politik erst einmal definieren, was sie eigentlich will“.
Daher hier eine Zusammenstellung BMVg
https://www.bmvg.de/de/aktuelles/sicherheitspolitische-grundlagendokumente-eine-uebersicht-5458768
Ergänzen möchte ich
– Operative Leitlinien (OpLL)
– Leitlinien Indo-Pazifik (AA und BMVg)
– #ZEITENWENDE Rede des Kanzlers.
Das mag ja alles unbedeutend in Ihren Augen sein, empfehle aber, wenigstens zur Kenntnis nehmen: es wurde sehr viel festgelegt.
@asteria01 sagt: 16.07.2023 um 16:52 Uhr
Nice, und immer noch keine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema…
Aber nur um den konkreten Vorwurf mal ins Rechte Licht zu rücken. Sie zitieren mich falsch.
LOL
180° falsch
Sie zitieren nämlich gar nicht mich, sondern den Mitkommentator @K.P. der genau das sagt.
„Macht alles nichts, die nächste Beförderung steht bald ins Haus. Bezüge stimmen.
Beamtenmentalität bei Generalen, ist das nicht die Wahrheit?“
Ich hingegen antwortete in dem Kommentar
„Ja genau. Alle korrupt und/oder inkompetent und/oder rückgratlos. Gut das das endlich mal jemand sagt.
Noch mehr Stammtischparolen gefällig?!“
Sie erkennen also vielleicht, dass ich damals wie heute das gleiche Petitum habe: Mehr Sachlichkeit, weniger rumr*tzen „gegen die da oben“. Mehr sachliche Analyse der Inhalte.
Danke, dass Sie meinen Punkt gemacht haben.
Können wir bitte jetzt mal zu den Inhalten der Rede des GI kommen?
@asteria01: Weil letztendlich „wir Alle“ gilt und uns fragen müssen, ob es das wert ist, die Tatsache derart zu begleiten, dass der GI eine Rede an die Politik gerichtet hat.
Im Endeffekt stellt er klar, etwas ist näher gekommen. Er verlangt von seinen Soldaten sich geistig darauf vorzubereiten. Am generellen „wollen“ liegt es nicht, da sind wir uns einig, nur am „können“ fehlt es. Und können erreichen wir nur durch einwandfreies Beherrschen von (noch) nicht vorhandenem Werkzeug und deren einwandfreien / zweckmäßigen Bedienung.
Kein Grund ausfällig zu werden… das hat den Faden etwas gefärbt.
@ Klaus-Peter Kaikowsky (KPK) 16.07.2023 um 17:42 Uhr
Ihre Aufzählung hat bewusst die neue Nationalen Sicherheitsstrategie der Bundesregierung weggelassen?
Was hat in diesem Zusammenhang der BK und der BM gemeinsam?
“Wir haben doch klasse Arbeit geleistet.” Mmmhhh. (Der Zustand der Streitkräfte bleibt bescheiden.)
Was haben die Nationalen Sicherheitsstrategie und die Rede des GI haben gemeinsam?
Ziele werden allgemein, sogar abstrakt beschrieben, eine Definition der Umsetzung und der Mittel erfolgt gar nicht oder in schwammigster Weise.
Eine Nationale Sicherheitsstrategie muss klare Prioritäten setzen, die Bedrohungslage analysieren und sich auf strategische Partner konzentrieren.
Entlang des bekannten Dreiklangs “Ziele – Wege – Mittel” setzen sich dann Fähigkeiten zusammen: aus den Komponenten: Ziele, Funktionalitäten und Ressourcen.
Was davon ist denn aktuell konkret erfasst, was tatsächlich umgesetzt?
Bedrohungslage – was geht über allgemeine Aussagen hinaus? Die Bundeswehr ist nach der ersten russischen Aggression in Europa nur sehr bedingt zur Landes- und Bündnisverteidigung befähigt. Was haben wir also gelernt? Seit fast 10 Jahren? Was wissen wir über Russlands Streitkräfte?
Die Bundeswehr ist laut Verteidigungsminister Boris Pistorius derzeit nicht „verteidigungsfähig“, kann Nato-Aufgaben nur eingeschränkt erfüllen aber möchte nun “gewinnen” ?
Überzogene Ansprüche, martialische Wortwahl und fehlende Argumentation verkennen den Selbstanspruch der Streitkräfte – Eine glaubwürdige Abschreckung und eine wirksame Landes- und Bündnisverteidigung erfolgt durch Taten und nicht durch z.T. überzogende Worte.
Oder steht zu lautes Auftreten für die neue “Bescheidenheit” der Bundeswehr?
@Michael Greifer sagt: 16.07.2023 um 19:48 Uhr
„Die Bundeswehr ist laut Verteidigungsminister Boris Pistorius derzeit nicht „verteidigungsfähig“, kann Nato-Aufgaben nur eingeschränkt erfüllen aber möchte nun “gewinnen” ?“
OK, das ist in der Tat eine Kritik, die bedenkswert ist.
Ich würde entgegnen, dass es dennoch die Aufgabe des GI ist das Ziel zu formulieren.
Und er betont ja auch, dass wir (Deutschland insgesamt und die Bundeswehr im Speziellen) dafür besser werden müssen.
„Wir müssen und wir werden mehr Verantwortung in der Abschreckung und Verteidigung übernehmen. Sowohl im neuenStreitkräftemodell als auch in unserer Rolle als Drehscheibe für alliierte Truppenbewegungen. […] Geld ist aber nicht alles. Um dieses effektiv nutzen zu können, müssen wir weiter entschlossen Beschaffungsprozesse entschlacken, selbst angelegte Fesseln abstreifen und endlich, endlich die Geschwindigkeit entfalten, die der Dringlichkeit der Herausforderungen gerecht wird. Alle Strukturen und Prozesse müssen diesem übergeordneten Ziel der Wehrhaftigkeit und, für die Streitkräfte, der Kriegstüchtigkeit dienen.“
Ich kann beiden Grundaussagen viel abgewinnen. Wir müssen mehr in die Allianz einbringen und dafür müssen wir intern besser werden…
Die Frage bleibt natürlich, was der GI tun will um einerseits die Politik und Gesellschaft zu überzeugen einige der Fesseln die dort liegen zu lösen und andererseits was er tun wird um die Bundeswehr intern wieder kriegstauglich zu machen.
Aber der Anspruch ist schonmal da…
Herr Greifer,
mea culpa, vergessen.
Wurde hier aber ausführlich kommentiert.
https://augengeradeaus.net/2023/06/erste-nationale-sicherheitsstrategie-integrierte-sicherheit-aber-vorerst-nicht-mehr-geld/
auch im Podcast „Sicherheitshalber“.
Auf der Ebene Nationale Sicherheitsstrategie und Rede des GI erwarte ich allerdings keine operativen Vorgaben. Mit Abstraktion habe ich daher keine Akzeptanzprobleme.
Aufmerksamkeit Bedarf die Umsetzung in TSK und weiteren OrgBer auf Basis des Sondervermögens sowie EP 14.
@ Koffer
16.07.2023 um 19:04 Uhr
Schlamperei meiner @, meint ungenaue Arbeit und Zitieren, ist nicht in Ordnung, sorry an das Forum. Damit erledigen sich auch damit inhaltliche Bewertungen von @ Koffer. Ob @ Koffer tatsächlich selbst qualitativ hochwerige inhaltliche Beiträge liefert oder sich, aus welcher Motivation auch immer, schützend vor „die da oben stellt“, ist mir allerdings nicht so klar. Nun gilt es daher für mich sorgfältiger zu lesen und mich mal zurückzunehmen.
Koffer:
„Können wir bitte jetzt mal zu den Inhalten der Rede des GI kommen?“
Der ganze Faden handelt sich darum. Die Leute haben die Phrasen satt. Nicht reden, handeln.
Material und Aussstattung sind da die Grundlage. Was er von Führung und „Wollen“ redet, riecht nach kreativer Mangelverwaltung. Gab es die letzten X Jahre. Alles X mal gehört. Alles Murks. Besenstiehl & *peng peng*.
Männer (und Frauen) die auf Feinde starren um sie mit Willen zu besiegen? Was soll das, Esoterik in der Bundeswehr?
Die Sehnen des Krieges sind unendlich viel Geld. Wenn der GI und die Regierung das mit dem Siegen ernst meinen, dann bitte Gegner und Ziel definieren, Politische Mehrheit beschaffen und Geld ausgeben. Wenn nicht, dann Rede abheften und weiter wie bisher.
Jetzt werde ich doch mal persönlich: Das Ausmaß der Diskussion zeigt für mich eine Sache, die oft geleugnet wird: So mancher Aktive hat wohl während der Dienstzeit und auch am Wochenende die enormen Ressourcen, sich hier in aller Ausführlichkeit einzubringen. und aufzuregen… Bei der Verwundetensichtung beim MAV gilt der Grundsatz, dass die Stillen schwerer verwundet sind als jene, die noch Schreien und Jammern können… Ja, es gibt in der Bundeswehr Licht und Schatten und auch ich frage mich regelmäßig, warum ich mir den Laden noch antue. Aber wir sind alle freiwillig dabei und haben einen Eid geleistet. Mein Vorschlag: wahrhaftig und kritisch gegenüber den Vorgesetzten sein, es gibt auch noch die Wehrbeauftragte und ansonsten das Beste geben und dankbar für die SAZV sein.
Ich Krieg gibt es keinen „Gewinner“, lediglich Verlierer unterschiedlichen Ausmaßes, auch wenn Wirtschaft & Politik es ggf. anders betrachten.
Es ist zutiefst erschreckend anzusehen, wie ein paar Jahre und einzelne Keyplayer ausreichen, um die gesamte globale Friedenspolitik und das Mindset der globalen Bevölkerung so in das Chaos zu stürzen. Gewinner/Verlierer – Recht/Unrecht, Schwarz/Weiß.
Ich bin nicht sicher, mit welchen Waffen der dritte Weltkrieg ausgetragen wird, aber im vierten Weltkrieg werden sie mit Stöcken und Steinen kämpfen. Was mich erschreckt, ist nicht die Zerstörungskraft der Bombe, sondern die Explosionskraft des menschlichen Herzens zum Bösen. Albert Einstein
„und Popcorn ist auch alle“ … dieser General ist mir sympatisch.
So wie hier in Teilen der Diskurs diffamiert wird, ist schon erschreckend. Bei aller Kritik die sicherlich auch in der geboten Form geäußert werden kann, was würden denn die Kritiker besser machen? Wo sind deren So What’s? Wären sie bereit dieses Amt samt Verantwortung ausfüllen zu wollen? Ich sage immer:“erstmal selbst machen…….“
In einem Punkt gehe ich auch nicht mit, und das ist die Meinung, dass die Wiedereinführung der Wehrpflicht lediglich die Nutzung einer Blaupause wäre. Eine allgemeine Wehrpflicht ist bestimmt auch nicht die Mutter aller Lösungen, jedoch können auch Blaupausen als positive LI/LL gesehen werden. Mal davon abgesehen ob eine Wehrpflicht politisch wie gesellschaftlich derzeit akzeptabel wäre gerade hier gilt a.m.S. Der Ausspruch dass der Bürger der beste Verteidiger des eigenen Landes ist. Auch das zählt zur Resilienz, wird für eine schlagkräftige Reserve benötigt kann sicherlich auch zur Mitigation des Einen oder anderen Personalproblems beitragen. Un dann wäre da noch die gesellschaftliche Verbundenheit mit der Truppe durch die Wehrpflicht. Und sollte der Bündnis oder gar V Fall je anbahnen, wie wollen wir dann aufwuchsfähig sein. Hier lohnt sich ggf. Auch mal ein Blick auf unseren Finnischen Partner.
@ Windlicht 16.07.2023 um 23:50 Uhr
So, so dann mal persönlich. Ihr Verweis auf Zeit und Ressourcen von aktiven Soldaten ist wohl auch so richtig “persönlich” gemeint.
Hier im Blog und Faden werden Meinungen, Erfahrungen und ja, auch Stimmungen und Gefühle – auch, und gerade von aktiven Soldaten ausgetauscht. Das ist gut so, auch das hier Meinungsvielfalt zugelassen wird.
Im Dienst haben wir eine formale Fehlerkultur, welche theoretisch wunderbar ist. Zur Parxis kann man im Blog, als auch im Faden lesen.
Tolereranz lebt von tolerieren, mehr noch von Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit. Nicht von so „tun als ob“ und dann…., na, wissen wir vermutlich in der Mehrzahl.
Ihr Vergleich “ Bei der Verwundetensichtung beim MAV gilt der Grundsatz, dass die Stillen schwerer verwundet sind als jene, die noch Schreien und Jammern können…” ist etwas, was mich verbittert und auch aus m.S. unangemessen ist.
Ich habe im Einsatz (mehrfach) erlebt, Schreien und Jammern kann viele Ursachen haben. Ich habe schreiende Soldatinnen und Soldaten erlebt und behandelt. Sie auch?
Was meinen Sie, war das nötig und fair? Ihr Ernst? Verwundetensichtung mit der Meinungsvielfalt imBlog zu vergleichen?
Ich denke, bei aller Kritik, wenn der GI das so liest, oder lesen lässt, was einige seiner (aktiven?) Soldatinnen und Soldaten so äußern, bekommt “gewinnen” eine andere Bedeutung. Es geht auch um Gefühle, Stimmungen. Man kann eben nicht nur das Hirn und den Verstand “gewinnen”. Also meine aufrichtige Bitte – so nicht.
@ KPK: Da haben wir dann andere Sichtweisen. Die Politik hat die Sicherheitsleitlinien verfasst – ob gut oder schlecht mag jeder für sich selber beurteilen. Meiner Einschätzung nach hat man einen geduldigen Papiertiger verfasst, in dem sich jeder wiederfinden kann der will. Da aber ganz offen kommuniziert wird, dass „Angesichts der erheblichen aktuellen Anforderungen an unsere öffentlichen Haushalte streben wir an, die Aufgaben dieser Strategie ohne zusätzliche Belastung des Bundeshaushalts insgesamt zu bewältigen,“ ist davon auszugehen, dass viele der genannten Positionen schlicht Platzhalter sind und mangels finanzieller und damit nachgelagert personeller und materieller Ausstattung nicht stattfinden werden.
Wenn wir – als Beispiel – in APAC deutlich aktiver werden wollen, dann bedingt dies auch eine veränderte Präsenz. Wir können jetzt gerne alle paar Jahre eine Fregatte nach Japan fahren lassen oder vier Typhoon nach Singapur und Australien zu Übungen schicken. Aber auch sowas kostet Geld, welches im Prinzip nicht vorhanden ist. Zumal ein „in APAC aktiver werden“ in sich auch bedingt, dass die Marine anders ausgestattet sein muss um auch noch so einen Auftrag mit erfüllen zu können. Dies ist im aktuellen Zielbild der Marine so aber nicht zu erkennen – und wenn man den Anspruch der „Freihaltung der maritimen Wege“ hat (für uns als Exportnation extrem wichtig), dann erst recht nicht.
Führt für mich dazu: Der GI gehört der Bundeswehr als ausführendem Organ an, und dann kann erwartet werden, dass die Abstraktionsebene verlassen wird und klare Aussagen erfolgen, wie man denn (politsche) Aufträge zu erfüllen gedenkt.
M.E. würde zu einer sauberen Kommunikation der Bedarfe gehören, dass man sich hinsetzt und NATO-Verpflichtungen, geäußerte Wünsche aus den Sicherheitsrichtlinien als auch die Anforderungen aus dem Grundgesetz sauber niederschreibt. Wenn man den Schritt gegangen ist, dann geht man in eine politische Debatte, was benötigt wird um die Anforderungen zu erfüllen, und die Politik muss dann leisten oder eben auch nicht.
Das Mindset, dass kommt bei einem klar formulierten Auftrag und guter Ausstattung in vielen Fällen von alleine.