Neuer schwerer Transporthubschrauber für die Bundeswehr: US-Regierung billigt Chinook-Verkauf für 8,5 Mrd. US-Dollar (Nachtrag)

Die US-Regierung hat den Verkauf von neuen schweren Transporthubschraubern an die Bundeswehr gebilligt. Die deutschen Streitkräfte sollen 60 Helikopter des Typs CH-47F Chinook samt Zubehör zum Preis von 8,5 Milliarden US-Dollar (umgerechnet 7,75 Milliarden Euro) des US-Herstellers Boeing erhalten. Die Maschinen werden damit teurer als zunächst geplant. Nach Ansicht des Verteidigungsministeriums wird aber der tatsächliche Preis deutlich niedriger ausfallen (s. Nachtrag unten).

Das Geschäft soll als so genannter Foreign Military Sales (FMS) zwischen den Regierungen beider Länder abgewickelt werden. Die zuständige US-Behörde Defense Security Cooperation Agency veröffentlichte am (heutigen) Donnerstag die vorgeschriebene entsprechende Mitteilung an den US-Congress:

WASHINGTON, May 11, 2023 – The State Department has made a determination approving a possible Foreign Military Sale to the Government of Germany of CH-47F Chinook Helicopters, and related equipment for an estimated cost of $8.5 billion. The Defense Security Cooperation Agency delivered the required certification notifying Congress of this possible sale today.

The Government of Germany has requested to buy sixty (60) CH-47F Block II Cargo Helicopters with customer-unique modifications; one hundred forty (140) T-55-GA-714A engines (120 installed, 20 spares); seventy-two (72) AN/AAR-57 Common Missile Warning Systems (CMWS) (60 installed, 12 spares); and two hundred eighty-four (284) AN/ARC-231A Communications Security (COMSEC) radios (240 installed, 44 spares). Also included are AN/AVR-2B Laser Detecting Sets; AN/APR-39C(V)1 Radar Detecting Sets; AN/ARC-220 High Frequency (HF) radios with electronic counter-countermeasures (ECCM); military Precise Positioning Service (PPS) (to include SAASM or M-Code); Digital Advanced Flight Control Systems (DAFCS); AN/APX-123A Identification Friend or Foe (IFF) transponder; AN/ARN-147 very high frequency (VHS) omnidirectional range and instrument landing system (VOR/ILS); AN/ARN-153 Tactical Air Navigation Systems (TACAN); air data computers; AN/APN-209 radar altimeter systems; AN/PYQ-10 simple key loaders; KIV-77 Mode 4/5 IFF Applique; KY-100M narrowband/wideband terminal COMSEC devices; AN/AVS-6 Night Vision Devices (NVD); IDM-401 Improved Data Modem; air-to-air refueling probes; M134 gun mounts; Infrared Suppression System (IRSS); Engine Air Particle Separator (EAPS); Ballistic Protection System (BPS) with Cockpit; cabin sides; Midas Underfloor COOLS; Extended Range Fuel System (ERFS) 800 gal and 500 gal; Forward Area Refueling Equipment (FARE); Tie Down Materiel/Helicopter Under-Slung Load Equipment (HUSLE) for internal and external loads; rotorbrake; rescue hoists; Fast Rope Insertion/Extraction System (FRIES); Electro Optical Infrared Sensors (EO/IR); crash resistant pilot and troop seats; skis; life rafts; litter straps and fittings; mission equipment (e.g., jungle penetrator; litter basket; Jacob’s ladder; Airborne Tactical Extraction Platform (AirTEP); special tools and test equipment; ground support equipment; airframe and engine spare parts; technical data; publications; Maintenance Work Orders/Engineering Change Proposals (MWO/ECPs); Repair and Return (R&R); technical assistance; airworthiness assistance; transportation of aircraft; training; flight training and maintenance trainers; and other related elements of logistics and program support. The total estimated cost is $8.5 billion.

Die damalige Verteidigungsministerin Christine Lambrecht hatte vor fast einem Jahr entschieden, dass die Bundeswehr für den seit Jahrzehnten geforderten Ersatz der Transporthubschrauber CH53 die Chinook-Maschinen bekommen soll. Das Boeing-Modell setzte sich damit gegen den CH-53K der Lockheed Martin-Tochter Sikorsky durch. Die Entscheidung für den Hubschrauber von Boeing ermögliche mehr Flexibilität, da die Flotte größer werde: Da der CH-47F kostengünstiger ist als der CH-53K, können für die gleiche Summe mehr Maschinen beschafft werden, argumentierte das Verteidigungsministerium.

Mit der Beschaffung zieht das Verteidigungsministerium einen Schlussstrich unter den seit Jahren andauernden und zwischenzeitlich auch gescheiterten Versuch, der Bundeswehr neue große Transporthubschrauber zur Verfügung zu stellen. Im Dezember 2017 hatte die Bundeswehr offiziell das Verfahren für die Beschaffung des neuen schweren Transporthubschraubers (STH) begonnen: Der damalige Generalinspekteur Volker Wieker legte in einer Auswahlentscheidung fest, dass zwischen 45 und 60 Hubschrauber eines marktverfügbaren Modells gekauft werden sollten. Damit kamen von vorherein nur die beiden Modelle aus den USA infrage. Das Beschaffungsverfahren stockte jedoch immer wieder und platzte am Ende aus Kostengründen: Für die Beschaffung der Maschinen waren 5,6 Milliarden Euro vorgesehen, doch die Forderungen aus Bundeswehr und deutscher Industrie nach einer Beteiligung, aber auch dem Parlament führten fast zu einer Verdoppelung. Im September 2020 stoppte das Verteidigungsministerium deshalb das Vergabeverfahren.

Die jetzt von US-Seite genannte – wenn auch vorerst nur geschätzte – Gesamtsumme von umgerechnet 7,75 Milliarden Euro liegt zwar unter der Summe, die 2020 zum Abbruch des Verfahrens geführt hatte, aber weiterhin über den im vergangenen Jahr vom Verteidigungsministerium vorgesehenen rund sechs (KORREKTUR, nicht fünf) Milliarden Euro.

Nachtrag 15. Mai: Das Verteidigungsministerium teilte dazu ergänzend mit:

Die am 12. Mai 23 durch die U.S.-Amtsseite online veröffentlichten Informationen zum deutschen Beschaffungsprojekt Schwerer Transporthubschrauber sind nicht überraschend. Die dort genannten Kosten stellen eine Preisobergrenze für das Gesamtvorhaben dar. Dies ist eine reine US amerikanische Angelegenheit und sagt über das Angebot, dass Deutschland erhalten wird, noch nichts aus. Dieses Vorgehen ist bei Foreign Military Sales (FMS)- Verfahren üblich und stellt die normalen finanzielle Sicherheitsreserven dar. Das offizielle Angebot – den so genannten „Letter of Offer and Acceptance“ (LOA) – erwarten wir spätestens im Juni 2023. Dieses Angebot wird einen signifikant geringeren Kostenumfang beinhalten.
Erst dieses Angebot wird dann als Grundlage für die 25 Mio € Vorlage und den Vertragsschluss genommen.
Um konkreter werden zu können, müssen wir nun auf dieses Angebot warten.
Zur Finanzierung kann gesagt werden:
Finanziert wird das Projekt aus dem Sondervermögen Bundeswehr. Veranschlagt sind hierfür 6 Mrd €.“

(Foto: Werbe-Grafik von Boeing für den CH47 für die Bundeswehr)