Pistorius und die NATO-Verteidigungsminister: „Wir müssen die Gepard-Lücke schließen“ (m. Nachtrag)
Am Rande des Treffens der NATO-Verteidigungsminister in Brüssel hat sich Verteidigungsminister Boris Pistorius recht ausführlich zu den anstehenden Aufgaben für die Allianz wie für die deutsche Sicherheitspolitik geäußert. Keine vier Wochen im Amt, benannte der neue Verteidigungsminister dabei auch mehrere dringende Probleme, die – nicht nur – aus seiner Sicht angegangen werden müssen, die fehlende Flugabwehr im Nahbereich wie die Debatte über das Zwei-Prozent-Ziel der NATO als eventuell neue Untergrenze.
Da ich selbst nicht in Brüssel bin, wäre eine Berichterstattung über das Treffen hier wenig sinnvoll. Aber zur Dokumentation unten zum Nachhören die Aussagen des Ministers; und zwei Punkte herausgegriffen:
• Als Ergebnis der Beratungen mit seinen Kolleg*innen in der Allianz am (heutigen) Mittwoch nannte Pistorius das Ziel Back to the future: Die Streitkräfte der NATO-Staaten müssten wieder gut werden in dem, was sie vor rund 30 Jahren schon mal beherrscht hätten – Flugabwehr, Luftraumüberwachung und Frühwarnsysteme, aber auch Pionierfähigkeiten. Die Fähigkeiten von vor drei Jahrzehnten müssten neu erlernt werden.
Als Beispiel nannte der Minister die Gepard-Lücke – und es ist recht offensichtlich, was gemeint ist: Der Einsatz des deutschen Flugabwehrkanonenpanzers in der Ukraine hat gezeigt, wie wirksam ein solches System gegen Bedrohung aus der Luft ist, inzwischen ja auch gegen Drohnen – eine Bedrohung, die bei Auflösung der Heeresflugabwehr vor mehr als einem Jahrzehnt noch kein Thema war. Was es bedeutet, diese Gepard-Lücke zu schließen, ließ Pistorius allerdings noch offen.
• Nachdem der Minister am Morgen in seinen ersten öffentlichen Aussagen (siehe Mitschnitt des Doorstep unten) das in der NATO vereinbarte Ziel von zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigungsausgaben als Untergrenze bezeichnet hatte, wurde er in seinem Statement am Nachmittag etwas diplomatischer. Diese Aussage, räumte er ein, sei bislang in der Koalition nicht abgesprochen – aber die Verhandlungen über den Haushalt 2024 stünden ja auch noch am Anfang.
Das Statement von Pistorius am Nachmittag zum Nachhören:
Die Äußerungen vor Beginn des Treffens, der so genannte Doorstep, ebenfalls zum Nachhören:
Nachtrag: In seinem Statement äußerte sich Pistorius auch zum Munitionsbestand der Ukraine für den Einsatz der Gepard-Flugabwehrkanonen – der derzeit noch hinreiche. Dazu passend gab es die Mitteilung von Rheinmetall zum am Vortag vom Minister angekündigten Vertrag für die Munitionsproduktion in Deutschland:
Das deutsche Bundesministerium der Verteidigung hat stellvertretend für die Ukraine Rheinmetall mit der Lieferung von 35mm-Munition für den Flugabwehrkanonenpanzer Gepard beauftragt. Insgesamt sollen 300.000 Patronen geliefert werden. Die Munition ist zur Unterstützung der ukrainischen Streitkräfte bestimmt, die den Gepard einsetzen. Der Auftragswert liegt im niedrigen dreistelligen MioEUR-Bereich.
Rheinmetall wird jeweils 150.000 Patronen Treibspiegelmunition (Armour Piercing Discarding Sabot – Tracer, APDS-T) und Sprengbrand-Munition (High Eplosive Incendiary – Tracer, HEI-T) ausliefern. Damit lassen sich eine Vielzahl von Zielen wirkungsvoll bekämpfen. Die ersten Patronen APDS-T werden im Sommer 2023 geliefert. Ein Produktionswechsel von APDS-T auf HEI-T soll Mitte 2024 stattfinden.
Rheinmetall baut gegenwärtig eine zusätzliche Mittelkaliberfertigung am Standort Unterlüß auf, die Ende des ersten Quartals 2023 ihren Betrieb aufnimmt. Mit der zusätzlichen Fertigungslinie reagiert Rheinmetall auf die gestiegene Nachfrage auf dem Weltmarkt.
Finanziert wird diese Munitionsproduktion und -lieferung für die Ukraine aus dem Bundeshaushalt – allerdings nicht aus dem Verteidigungsetat. Das Geld kommt aus dem so genannten Ertüchtigungstitel im Einzelplan 60 (Allgemeine Finanzverwaltung). Da es sich nicht um Ausgaben für die Bundeswehr handelt, so die Einschätzung der Juristen im Verteidigungsministerium, ist dafür auch keine gesonderte Zustimmung des Bundestags-Haushaltsausschusses über eine so genannte 25-Millionen-Vorlage erforderlich.
(Foto: Pistorius, r., mit NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg – Foto NATO; Audio-Dateien: BMVg)
Also aus meiner Sicht gibt es in zwei Richtungen Handlungsbedarf.
1. Aufstockung des Sondervermögens auf gefühlt mindestens 150 Mrd.
2. Aufwuchs des Epl 14 um mindestens 5 Mrd. jährlich in der Mittelfristplanung
Zwischen den beiden Positionen kann man ggfs. auch schieben, z.B. in dem man das Sondervermögen auf 200 Mrd. erhöht, das Thema Munition und Infrastrukturinvestitionen dort mit „reinpackt“ und dann den EPL 14 nur um 5-6 % jährlich wachsen läßt.
Herr Pistorius gefällt mir immer besser.
Die Gepard Lücke wurde erkannt und benannt… mal gespannt was das zur Folge hat (Nachfolger Boxer Skyranger?)
Die weitere Munitionslieferung für die Gepard ist ein entscheidender Faktor für den weiteren Kriegsverlauf (aktuelle Bestände sollen aber noch bis Sommer reichen). Ein paar weitere Gepard (aus Katar oder Brasilien) wären mit Sicherheit auch wertvoll.
Das 2% Ziel der NATO als Untergrenze zu benennen und Kanzler und SPD Chef hinter sich zu bringen ist natürlich auch wertvoll.
Heut wurden auch noch zwei neue Teilnehmer an der European Sky Shield Initiative verkündet… Schweden und Dänemark sind als Länder Nummer 16+17 beigetreten.
Mal gespannt wann es hier konkret weiter geht. Welche Systeme? Welche Layer? Wer betreibt und kauft was?
ARROW3, weitere Patriots, viele neue Iris-T SLM/S
„Diese Aussage (Anm.: 2 Prozent-Ziel), räumte er (Anm.: Pistorius) ein, sei bislang in der Koalition nicht abgesprochen – aber die Verhandlungen über den Haushalt 2024 stünden ja auch noch am Anfang.“
Tja, im Frühjahr hat Scholz noch versprochen, das 2 Prozent-Ziel nun Jahr für Jahr überzuerfüllen … und so hängt auch Pistorius an der kurzen Leine von Scholz, der kein Problem damit hat, den Bürger zu belügen. Um dem Ganzen die Schärfe zu nehmen, vermute ich mal, er hat es einfach nur vergessen … wie so vieles.
Erstaunlich, dass zuerst die AP Munition gefertigt werden soll. Ich dachte diese sei nur im „Notfall“ für im Bodenkampf durch den Gepard einzusetzen und fliegende Ziele würden mit der HE-Munition bekämpft.
Vielleicht kann @ Hans Schommer mal eine fachkundige Erklärung abgeben, weshalb diese Munitionssorte vordringlich zu beschaffen sein soll?
Pistorius im TV-Interview vom NATO-Treffen. „Viele“ Leopard würden an die Ukraine geliefert, ganz toll sei das. Im Nebensatz „für eine Batterie würde es nicht reichen“. Eine Batterie sind 4 Züge à 4 Panzer. „Viele“ sind also weniger als 16. Insgesamt. Von allen (ohne Polen wären es fast keine). Nicht nur von Deutschland. Man gewinnt mehr und mehr den Eindruck als ginge es darum, den Krieg in die Länge zu ziehen und nicht zu beenden. Auf der anderen Seite, man sagt ja, wenn Handlungen mit Dummheit erklärt werden könnten, welche Handlungen von Politikern könnte man nicht mit Dummheit erklären, soll man nicht Vorsatz unterstellen.
>> Was es bedeutet, diese Gepard-Lücke zu schließen, ließ Pistorius allerdings noch offen.
Wenn ein Politiker von einer Lücke spricht, meint er, dass ein sinnloser Auftrag im Milliardenwert erteilt werden, also unser Geld zum Fenster rausgeschmsisen werden soll. Wie das: der Grizzly soll die LÜCKE zwischen Dingo und Boxxer schließen.
Grizzly
Radpanzer (modular, schwer) mit Fahrer + 10
Dingo
Radpanzer (leicht) mit Fahrer + 5 bis 8
Boxxer
Radpanzer (modular, schwer) mit Fahrer + 8
Lücke?! Man hat noch nichtmal ansatzweise den Boxxer zu Ende eingeführt.
[Was soll dieser billige Versuch des Derailing mit dem OT Boxer, den Sie noch nicht mal richtig schreiben? T.W.]
Mit was sich Juristen im BMVg so beschäftigen. Das ist bei allen anderen Ertüchtigungsmaßnahmen ebenso ohne 25-Mio-Vorlage.
[Das mag sein. Ich habe es dennoch hervorgehoben, weil solche umfangreichen Neu-Beschaffungen aus dem Ertüchtigungstitel wohl eher die Ausnahme sein dürften? T.W.]
Der Minister zeigt sich bestens auf der Höhe der nicht nur DEU Problemlage.
Die fehlende Flugabwehr im Nahbereich wie die Debatte über das Zwei-Prozent-Ziel der NATO als eventuell neue Untergrenze sind so länglich bekannt wie berechtigt.
Dass Rheinmetall auch Sprengbrand-Munition (High Eplosive Incendiary – Tracer, HEI-T) liefern wird lässt den Schluss zu, die UKR wird den Gepard im Erdzielbeschuss sehr erfolgreich versendet haben. 2 x 35 mm im direkten Richten sprechen ihre eigene Sprache.
Die himmelschreiende Verantwortungslosigkeit politischer wie militärischer Entscheider aus 2011 gegen die Existenz der HFlaTr wird hoffentlich einmal sachkundige Chronisten finden.
„… aber auch Pionierfähigkeiten“.
Donnerwetter, da hat ein IBuK mal richtig gut bei den LVU im Ministerium und EinsFüKdo zugehört, „Finger in die Wunde“!
Die armseligen Pionierstrukturen, z.B. ein (1) ganzes (DEU/GBR) Pionierbrückenbataillon in Minden, PiBrBtl 130, ist unter dem Vorsatz „bewegliche Gefechtsführung“ nahezu gleichbedeutend unverständlich wie die Auflösung der HFlaTr.
Allein bei PzPi kann das Heer sich sehen lassen; bei Minenkampffähigkeit muss in der Tat nicht wenig „neu erlernt werden“. Spezialpioniere, mit Pipeline/Eisenbahn/Wallmeister-Fähigkeiten liegen in einem ganzen Regiment versteckt. (Ein Truppenteil ist KEIN Truppenteil).
Am Rande, ich unterstelle, die Amtsvorgängerin wurde auf gleich hohem Niveau gebrieft, ohne erkennbaren output in ihren 10 Kriegsmonaten.
Pistorius tritt auf wie ein „Alter Hase“, gut so.
@T.W.:
Gibt ja schon mehrere Ertüchtigungsmaßnahmen die über 25 Mio. liegen und auch über der obigen Summe (insbesondere IRIS-T SL).
Der wesentliche Unterschied hier nun:
Die Beauftragung erfolgt direkt durch das BMVg, aber auch sowas gab es schon öfter bei Mandatsverträgen.
Für mich nur ein weiteres Beispiel für die seltsame Arbeitsweise im BMVg.
@KPK:
Den letzten Satz kann ich nur unterstreichen. Beim ersten, je nun. Frau Lambrecht ist ja nun zurückgetreten. Lassen wir es dabei. Wirkt sonst nur wie nachtreten.
Äh – wenn 300k Patronen für den Gepard >100M€ kosten, kostet eine Patrone >300€. Das scheint auf ersten Blick recht teuer. Ist das normal?
Klaus Körper sagt:
15.02.2023 um 17:19 Uhr
„Erstaunlich, dass zuerst die AP Munition gefertigt werden soll. Ich dachte diese sei nur im „Notfall“ für im Bodenkampf durch den Gepard einzusetzen und fliegende Ziele würden mit der HE-Munition bekämpft.“
Ich meine gelesen zu haben, dass die HE-Mun aufwändiger zu produzieren sei und man deswegen mit AP anfinge. Allerdings ging ich davon aus, dass man trotzdem beides(!) ab 07/23 liefern könne. So wie es sich nun liest, fragt man sich ob es wirklich eine gute Nachricht für die Ukraine ist..?
Ich las auch, dass AP-Mun sehr bedingt auch gegen Flugziele einsetzbar sei, aber man müsse eben das Ziel exakt treffen. Nun mögen die Präzision des Gepard und das inzwischen gut geübte Können der Ukrainer das ein wenig erleichtern, aber je kleiner (Drohnen) und/oder schneller (Raketen) die Ziele, desto schwieriger dürfte es werden..?
„Vielleicht kann @ Hans Schommer mal eine fachkundige Erklärung abgeben, weshalb diese Munitionssorte vordringlich zu beschaffen sein soll?“
Das wäre auch mir (auch bezogen auf das von mir vorstehend gedchriebene) sicherlich wieder mal ein Vergnügen!
Klaus-Peter Kaikowsky (KPK) sagt:
15.02.2023 um 18:11 Uhr
„Dass Rheinmetall auch Sprengbrand-Munition (High Eplosive Incendiary – Tracer, HEI-T) liefern wird lässt den Schluss zu, die UKR wird den Gepard im Erdzielbeschuss sehr erfolgreich versendet haben.“
Es ist m.E. genau andersherum: Gegen Luftziele wird HE eingesetzt, die sich in der Luft zerlegt und eine „Metallwolke“ bildet, an der sich dann das Ziel zerlegt. Gegen (leicht) gepanzerte Bodenziele wird AP eingesetzt. (Gegen Infanterie am Boden natürlich wiederum HE, was man aus den bekannten Gründen derzeit wohl allenfalls im Notfall tun dürfte.)
Noch ergänzend zu meinem vorstehenden Kommentar: Dass man sich nun trotz der Lieferung von neuer HE-Munition für die Geparden erst 2024 in dieser Frage recht gelassen gibt UND gleichzeitig die Angaben zur Zahl gelieferter Gepard-Munition in den Listen der Bundesregierung entfernt hat, lässt evtl. den Verdacht zu, dass man „unter der Hand“ von einer darüber verfügenden Nation noch etwas auftreiben konnte, die allerdings diesbezüglich nicht öffentlich in Erscheinung treten will..? Es ist ja keinesfalls überall so Usus wie in Deutschland, wo jedes (wissen wir auch nicht?) einzelne Liefergut veröffentlicht wird.
Ich bin begeistert, wie großzügig manche Foristen nicht vorhandenes Geld gedanklich verteilen, also die Schulden immer weiter vergrößert werden sollen. Ein zunächst effizientere Verwendung des vorhandenen Geldes wäre mir als Steuerzahler lieber.
Und nebenbei, wo kommen die Soldaten für die neuen Flugabwehrregimenter, Pionierbataillone, Artillerieverbände etc. her? Häuptlinge ließen sich sicherlich aus dem Bestand generieren, aber es bedarf auch der Indianer. Der Bau von Luftschlössern ist kein Gewinn an Sicherheit.
Zum Thema Panzer: Dass Polen heute Bilder vom Training der Ukrainer am Leopard veröffentlichen lässt, wo in Aktion augenscheinlich ein (1!) 2A4 und zwei 2A5(?) zu sehen sind, lässt auch einen gewissen Schluss auf die dortige Materiallage zu….
@Herr Rothe:
Ich habe den Eindruck die Wehrpflicht gilt schon wieder als gesetzt. Bin ich absoluter Gegner, obwohl ich „geduent“ hab!
@J.D.
Immerhin sind die Polen so schlau dich in populistischster Manier dafür feiern zu lassen und die Leo2 für März zu garantieren.
@Herr Schröder:
Ich ahne man bezahlt die ganze Fabrik für Rheinmetall ;) Win-Win nennt man das…
Good news, passend zu „Wir müssen die Gepard-Lücke schließen“.
@NLD_37 ([NLD] StvBrigKdr PzGrenBrig 37)
MOU between NLD, DNK, DEU, GRE, HUN, ITA, NOR, SVN, SPA, GBR and USA, taking the next step towards developing a modular solution for Very Short, Short and Medium Range Ground Based Air Defence (GBAD)
Quelle: https://www.nato.int/cps/en/natohq/news_211733.htm?selectedLocale=en
Mal so ein paar generelle Gedanken zu der gesamten Sky shield initiative die mir seit längerem durch den Kopf gehen.
Was die „unteren“ eben angeht, haben wir mit den Iris varianten sowie den Skyranger varianten bereits hauseigenen / europäische Produkte.
Was ich jedoch nicht ganz verstehe ist weshalb wir bei einem so wichtigen Thema wie der Luftverteidigung auf den höheren Ebenen, so wie es bisher scheint, ausgerechnet auf nicht europäische Produkte setzen wollen.
Für die F35 gibt es ja kein europäischen äquivalent, aber für Patriot zum Beispiel gäbe es ja mit der Aster30 / SAMP/T ein europäisches Pendant. Wenn die Angaben die man so findet stimmen, soll Aster mit der sich in der Entwicklung befindlichen Block 1 NT variante sogar in der Lage sein, das gesamte Spektrum von Patriot bis THAAD abzudecken. (Damit könnten wir dann vermutlich auch die Franzosen und die Italiener mit ins Sky shield Boot holen)
Was Arrow 3 angeht, wäre das da nicht zielführender sich auf die Mischung aus Twister und Euhydef zu fokussieren?
Damit könnten wir also auf rein Europäischen Produkten aufbauend nahezu das gesamte Spektrum an Luftverteidigung bereitstellen anstelle uns auf die USA und auf Israel zu verlassen / bzw. von diesen abhängig zu machen.
Außerdem wenn schon ausländische Technik (zumindest bis twister / euhydef zur Verfügung steht, bzw. zusätzlich), würde dann nicht eine Teilnahme am Aegis System der Amerikaner (SM 3 / 6) mehr Sinn machen als Arrow 3?
Beim Skyshield-Thema habe ich bisher noch nichts dazu gelesen, warum man das französische Produkt nicht haben möchte. Vielleicht kann der Hausherr hier etwas dazu sagen. Erfüllt das Produkt nicht die Anforderungen? Oder gibt es andere industriepolitische Gründe die Franzosen ausboten zu wollen? Wobei dabei die Frage wäre, was bringt uns das an Werschöpfung in Israel einzukaufen – Vermutung: nichts.
@Swen Rothe
Der Personalbestand der Bundeswehr und ihre Aufwuchsmöglichkeiten sind hier schon erschöpfend rauf und runter diskutiert worden. Das Ergebnis jetzt und wohl auch künftig ist doch allen wohlbekannt.
Der Bundespräsident und Pistorius haben die Antwort schon gegeben, Pistorius hat sein Bedauern über das Aussetzen der Wehrpflicht doch schon längst kundgetan. Das sagt doch schon alles!
Die Wehrpflicht ist lediglich ausgesetzt, keinesfalls abgeschafft!
Wie das dann gestaltet wird und wie man es nennt, schauen wir mal. Aber zuvor kommt ja noch so mancher um die Ecke mit: wir könnten auf die Schnelle keine Rekruten ausbilden, keine Kasernen bauen usw, usw. Bestimmt sind noch ein paar mehr Gründe zu finden, Ich bin bei denen, die Wege suchen, gern auch neue Wege
Ich lehne mich jetzt mal ganz stark aus dem Fenster und behaupte, dass durch irgendjemandem ein „F“ bei der APDS-T Patrone unterschlagen wurde. F steht für Frangible und bedeutet zerbrechlich. Die Patrone FAPDS-T ist die Standardpatrone des FlakPz Gepard gegen Flugziele.
ad Dominik:
Ich befürworte die Wehr- und Dienstpflicht, aber die dementsprechende Verwaltung (Kreiswehrersatzämter etc.) gibt es nicht mehr. Also bedürfte es eines Neuaufbaus. Die Wehrwilligkeit der Bevölkerung sehe ich nicht. Den ggw. Regierungsparteien spreche ich sie in den allergrößten Teilen ab. Kurzfristig werden also Grundwehrdienstleistende die Kasernen nicht füllen.
@Swen Rothe und Dominik
Die Wehrpflicht war heute morgen auf DLF Thema. Ich habe nicht alles mitbekommen, aber der Generalinspekteur ist kein Fan der Wehrpflicht und kann sich allenfals eine 1-Jährige Dienstpflicht vorstellen, die auch die sozialen Dienste berücksichtigt. Ich schätze der Hausherr wird dazu noch was schreiben.
Ansonsten stimme ich Swen Rothe zu. Irgendwie wird man die Milliarden für die Anschaffungen zusammen bekommen müssen. Und das bei einem FInanzminister, der nachdem seine Partei auch in Berlin aus dem Parlament geflogen ist, noch mehr unter Druck stehen wird, das Profil seiner Partei zu schärfen. Was Herr Pistorius fordert ist eine Sache aber wenn Herr Lindner sich querlegt wird nichts daraus.
Zitat:“Ein Produktionswechsel von APDS-T auf HEI-T soll Mitte 2024 stattfinden.“
Soll heißen die Firma hat nicht geenügend Produktionslinien um die Munition parallel zu produzieren.
Hieß es nicht auch, die nächsten sechs Monate würden über den Kriegsverlauf entscheiden? Da würde die wirklich wichtige Munition zu spät kommen.
ZItat:“Rheinmetall baut gegenwärtig eine zusätzliche Mittelkaliberfertigung am Standort Unterlüß auf, die Ende des ersten Quartals 2023 ihren Betrieb aufnimmt. Mit der zusätzlichen Fertigungslinie reagiert Rheinmetall auf die gestiegene Nachfrage auf dem Weltmarkt.“
Die Miúnition wird also nicht nur an die Bundeswehr und an die Ukraine geliefert sondern weltweit vermarktet. Wer wird dabei wohl wieder leer ausgehen?
Zitat:“Keine vier Wochen im Amt, benannte der neue Verteidigungsminister dabei auch mehrere dringende Probleme, die – nicht nur – aus seiner Sicht angegangen werden müssen,…“
Was Herr Pistorius offenbar nicht angesprochen hat, in meinen Augen aber immer noch das viel größere Problem ist, dass ist ein Bürokratieabbau in seiner Behörde, verbunden mit einem Entschlacken der Vorschriften im Beschaffungswesen. Denn immer noch gibt es keine Nachbestellungen für das an die Ukraine abgegebene Material. Wenn die Bundeswehr demnächst 14 Leopard weggeben muss, dann müssen jetzt 14 neue als Ersatz bestellt werden. Die Aufstockung beim Bestand an Munition ist auch noch nicht in Angriff genommen und, angesichts der Langsamkeit mit der die Industrie Produktionskapazitäten ausbaut, wird es vermutlich eher Jahre als Monate dauern, bis die Bundeswehr ihren Bestand im „Soll“ hat. Aber vielleicht ist das ganz gut so. Denn, wie ich gehört habe, hat die Bundeswehr angeblich auch nicht genügend Lagerkapazität, weil in den 90’gern viele Mun-Depots geschlossen wurden.
Aktuell mag Herr Pistorius gut ankommen, weil er den richtigen Ton trifft. Aber er und seine Behörde müssen auch liefern.
Also um das mit der Gepard Munition mal aufzulösen:
Die Bw hatte entweder FAPDS, oder HVAPDS-T Munition. APDS gab es so nicht….
Jeder der mal mit HVAPDS-T geschossen hat, wird ,so wie ich den Gedanken damit Flugziele auf mehrere tausend Meter zu bekämpfen…sagen wir mal …abenteuerlich finden….
Ich würde daher ehr auf FAPDS Munition tippen…
@Dominik
„Ich ahne man bezahlt die ganze Fabrik für Rheinmetall ;) Win-Win nennt man das…“
Vermutlich ist das gewissermaßen richtig…aber wie denn auch sonst?
Wir stellen ja nunmal fest, dass 35mm Munition in den letzten Jahren/Jahrzehnten kein Kassenschlager war, sonst gäbe es ja genug Produktionskapazitäten.
So ein Unternehmen beobachtet ja den Markt und bewertet Risiko und Nutzen eines möglichen Produktionsaufbaus. Nun kann ich mir vorstellen, dass man das Risiko als relativ hoch bewertet, da ja nicht klar ist, wie sich der Bedarf in Zukunft entwickeln wird. Verliert die UKR? Friert der Konflikt ein? Liefert irgendein anderes Land auf einmal doch?
So kommt ein Unternehemn ggf zu dem Schluss, dass das Risiko überwiegt und man keine Fertigung aufbauen möchte.
Wenn nun jemand unbedingt 300.000 Schuss haben möchte, dann hängt halt das Preisschild für den Aufbau der Produktionskapazität mit dran.
@Schlammstapfer:
„Die Miúnition wird also nicht nur an die Bundeswehr und an die Ukraine geliefert sondern weltweit vermarktet.“
Woraus schliessen sie das? Weil er „Weltmarkt“ gesagt hat? Vielleicht nur eine freundliche Umschreibung für „Ukraine“. Wie gesgt, bisher schien es ja sonst keinen allzu grossen Bedarf zu geben bzw waren die, die diese Mun brauchten schon versorgt.
„Wer wird dabei wohl wieder leer ausgehen?“
Na wer denn? Die Bw, die keine Gepard mehr nutzt und diese Mun somit auch gar nicht braucht?
Was für ein Strohfeuer!
Die Bw hat doch im letzten Jahr (!) bewiesen, dass sie weder Konzepte, noch konkrete Planungen hat, wie sie aufgestellt sein will und muss und was dazu nötig ist.
Die Hoffnung, dass nach dem „Sondervermögen“ die Planer ihre Schubladen aufziehen und bei den Rüstungskonzernen anrufen, hat sich offenbar zerschlagen. Es gab weder eine Strategie, noch einen Plan.
Komplettes Versagen auf strategischer, taktischer und operativer Ebene.
Das einzige was die BW in den letzten Monaten produziert hat, ist Papier, Verunsicherung in Bevölkerung und Bundeswehr durch das ersatzlose (!) Absteuern von Hochwert-Gerät bei schon vorher extremer Knappheit.
Wann fangen wir an, die Tatsachen als solche zu akzeptieren?
MGCS ist toter, als tot! – Niemand, der heute Leo2 oder K2 bestellt, kauft in 10 Jahren was Neues!
Damit ist FCAS auch ziiiiiemlich tot, Ist schließlich ein Koppel-Geschäft.
Die Entscheidung für oder gegen etwaige Art.-Systeme (PzH2000, RCH155, HX155….) ist nicht mal greifbar – es wird wieder mal getestet und getestet und getestet.
Was passiert mit MARS II? Raketen-Art. künftig auf Kette (welches Fahrgestell?) oder doch auf Rad (HX-Serie?!)
Wird es einen „GEPARD 2“ geben oder auf Kette oder, oder, oder? Schließlich gibt es bald ein neues Munitionswerk.
Was ist mit IRIS-T für die Truppe? Ihre Einsatz- und Kriegstauglichkeit wurde ja hinlänglich bewiesen.
Hier ist nicht die Frage, wieviel Geld zur Verfügung steht, sondern wie es schnell und zweckmäßig ausgegeben wird.
Wenn ich mir hier noch die „Kästchenkunde“ von vor ein paar Monaten angucke, die materiell nicht für 2ct unterlegt war, wird mir ganz schlecht.
MoU habe ich von der Bundesrepublik Deutschland (verschiedene Stellen und Ministerien) im Dutzend auf dem Tisch gehabt. Das einzige, was zählt, ist ein Vertrag und zu denen kommt es eigentlich fast nie.
Wie viele 25 Mio-Vorlagen haben es denn bis in den Bundestag geschafft? Gefühlt keine 10.
Also bitte: Wir haben kein Erkenntnisproblem, wir haben ein Umsetzungsproblem. Und einen IBuK hochzujazzen, nur, weil er einen klaren Blick für das Offensichtliche hat, greift mir zu kurz.
(Noch) macht er einen guten Eindruck, was aber zählt, sind die Unterschriften unter Beschaffungsverträge!
Noch als Ergänzung: Alle Munsorten die die Bw beim Gepard verwendet hatte, wirkten durch Aufschlag. Keine Annäherungszünder oder vorher programmierten Zünder.
@Schlammstapfer
„Was Herr Pistorius offenbar nicht angesprochen hat, in meinen Augen aber immer noch das viel größere Problem ist, dass ist ein Bürokratieabbau in seiner Behörde, verbunden mit einem Entschlacken der Vorschriften im Beschaffungswesen.“
In Koblenz ist man doch bereits recht flexibel in der Auslegung von Anweisungen und Vorschriften:
https://www.tagesschau.de/investigativ/wdr/korruption-bekaempfung-verteidigungsministerium-101.html
😎
@Bow:
„Die Bw hat doch im letzten Jahr (!) bewiesen, dass sie weder Konzepte, noch konkrete Planungen hat, wie sie aufgestellt sein will und muss und was dazu nötig ist.“
und:
„Wenn ich mir hier noch die „Kästchenkunde“ von vor ein paar Monaten angucke, die materiell nicht für 2ct unterlegt war, wird mir ganz schlecht.“
Da widersprechen sie sich also selbst im eigenen Kommentar. Die Bw weiss schon, wie sie aufgestellt sein will/muss, aber bis vor einem Jahr war der politische wille zu bestimmten Beschaffungen halt nicht vorhanden. Dass sich darüber hinaus inzwischen noch zusätzliche Bedarfe ergeben haben (z.B. im Bereich Flugabwehr) kommt natürlich noch hinzu.
Aber ja, ich wünsche mir auch, dass diverse Beschaffungen konkreter werden.
„Das einzige was die BW in den letzten Monaten produziert hat, ist Papier, Verunsicherung in Bevölkerung und Bundeswehr…[…]…“
Soso…die BW hat also die Bundeswehr verunsichert…
@ Phantom711:
Ich gebe zu, mich etwas verkürzt ausgedrückt zu haben:
Die „Kästchenkunde“ [https://augengeradeaus.net/2022/08/kaestchenkunde-die-geplante-kuenftige-heeresstruktur/] hat und hatte keinen sittlichen Mehrwert und geht und ging an allem vorbei, was sinnvol und notwendig war und ist. Es war eine einzige Stabsstellen-Herumschieb-Aktion.
Weder personell (Truppe), noch Materiell gab und gibt es einen Plan, wie diese „Heeresstruktur“ gefüllt werden sollte.
Aber dazu wurde dort ausführlich diskutiert.
Was wirklich fehlt ist nicht nur ein Entschluss, sondern auch die Umsetzung.
Und hier verunsichert die BW (Führung), die BW (Truppe), denn die „unabgebbaren Hochwert-Geräte“ werden abgegeben, aber nicht neu beschafft.
Trotz eines Krieges in der Ukraine und einem 100-MRD-Paket, steht die BW aktuell und absehbar (2-3 Jahre) materiell schlechter da, als noch vor einem Jahr.
Nachschub – Fehlanzeige.
Kurz: Es wird viel gesagt, viel „geplant“ aber NICHTS umgesetzt.
Weil beim PLANEN muss man nicht liefern, und wer nicht anfängt zu liefern, kann daran auch nicht scheitern…. Das ist und war der Punkt.
Sofern – entgegen der Intervention von mehreren Seiten – tatsächlich die Patrone 35mmx228 mit HVAPDS-T Geschoss (die DM23) beschafft werden sollte, kann die ganze Charge von der Fabrik aus gleich zum Delaborierungsunternehmen transportiert werden.
Die Patrone 35mmx228 DM23 HVAPDS-T ist für alle denkbaren Szenarien (Schießausbildung wie Gefechtseinsatz) als untauglich zu bewerten! Anfang der 90er Jahre wurden auf den Schießlehrerlehrgängen an der HFlaS (ich war da Hörsaalleiter) erhebliche Flugbahnabweichungen festgestellt – schon ab 500 m Geschossflugbahn (diese sind auch filmisch dokumentiert). Auf meinen Antrag hin hatte HA eine Munitionsüberprüfung (verschiedene Fertigungslose) veranlasst. Diese fand in meinem Beisein in Meppen statt. Mit dem Ergebnis, dass die wirksame Kampfentfernung dieser Munitionssorte auf 1.000m begrenzt wurde, da die Aussicht, darüber hinaus ein Ziel mit den Abmessungen 1mx1m zu treffen gegen Null ging. Die Mun war übrigens vor Einführung nur im Schusskanal auf 300m (mit reduzierter Treibladung) erprobt worden, was sich als beschaffungsprozeduraler Fehler erwiesen hat. Und was der damalige Inspekteur des Heeres für zukünftige Erprobungen von Kanonenmunition daraufhin auch verboten hatte. Dass die Munition überhaupt noch bevorratet wurde, lag daran, dass es für die Selbstverteidigung der FlakPz gegenüber stärker gepanzerten Feindkräften damals keine Alternative gab.
Mit der Einführung der Patrone 35mmx228 FAPDS DM33 hatte sich die Lage geändert. Im Jahr 2009 hatten wir im Zusammenwirken mit HA beschlossen, eine Initiative zu starten, die Bestände DM23 auf DM48 (Übungsmunition) umlaborieren zu lassen. Dies wurde jedoch wegen der Ausphasungsentscheidung Gepard nicht mehr umgesetzt.
Zudem ist zu beachten: Die Munitionssorte DM23 kann aus den MunBeh Fla nicht verschossen werden. Das Geschoss DM23 ist mit einer sehr fragilen Zuführungshaube versehen. Diese fiel/riss bei dem einmaligen Schießversuch bei der Booster-Förderung von den Geschossen ab und führte ab Zuführung immer zu Waffenstörungen (im Landserjargong „Ladehemmung“). Und Treffen war ohnehin nahezu ausgeschlossen.
Ich kann nur hoffen, dass die Munitionssorte „APDS-T“ (die es bislang unter dieser Geschossbezeichnung ohnehin nicht gab) falsch angegeben ist und man doch die FAPDS (mit Leuchtsprukörper dann FAPDS-T) meint.
@ Martin Schröder
> kostet eine Patrone >300€.
35mm ist bereits relativ groß und darf nicht mit kleiner 5.56 oder 12,7 Muntion verglichen werden. Zumal ja keine preiswerten AT- oder HE-Varianten produziert werden sondern Time-Fused und APFSDS (letzters hat mich überrascht, stimmt das wirklich?). Ich schätze dass die Time-Fused Munition sogar noch deutlich teurer ist.
Interessant wäre es zu wissen ob einfachere Munition ebenfalls gegen Luftziele eingesetzt werden kann und schneller und preiswerter produziert werden kann. Da müßte man man die Gepardentatze auf Twitter fragen…
Frage an die Experten: Angenommen eine Skyranger-Variante würde als Gepard-Nachfolger bzw. C-RAM-System evaluiert werden. Wäre der Skyranger auf Boxer- oder Lynx-Basis sinnvoller?
Für den Lynx-Skyranger würde unabhängig von der Technik sprechen, dass scheinbar Ungarn diese Variante nutzen will und es dann schon ein Nutzerland im Bündnis gäbe.
@Phantom711
Sie haben recht. Ich hatte an den Puma gedacht. Aber der hat ja eine 30 mm Kanone.
@Thomas Melber
Zitat: „In Koblenz ist man doch bereits recht flexibel in der Auslegung von Anweisungen und Vorschriften“
Danke für den Link. Natürlich kann man das als Schlamperei bewerten. Oder als einen Akt der Notwehr der Betroffenen gegen übertriebene Kontollitis. Denn trotz aller sicher berechtigten Kritik, hat die Behörde doch die eine oder andere Beschaffungsmaßnahme auf den Weg gekriegt.
Keine Frage, wo Menschen mit großen Summen Geldes hantieren steigt auch schnell die Versuchung, was davon abzuzweigen. Bei diesem Bäumchen-wechsel-dich sehe ich aber die Gefahr des Kompetenzverlusts. Wenn ein Mitarbeiter, der jahrelang für den Ankauf von Putzmitteln für Kasernen zuständig war, plötzlich Munition einkaufen soll, dann sollte man meinen, dass der Betroffene schon bei dem Abkürzungswirrwarr Schwierigkeiten bekommen wird.
Es ist ein Abwegungsprozess, den die Politik zu entscheiden hat. Irgendwo zwischen einer schnell entscheidenden Verwaltung (mit entsprechendem Korruptionsrisiko) oder einer todkontrollierten, die schon an der bestellung von Büromaterial scheitert
Ich hatte ja Hoffnung, dass Frau Lambrecht dieses Problem lösen würde. Aber dafür hat es bei ihr nicht gereicht.
Wait&C sagt am 16.02.2023 um 14:09 Uhr:
“ … Zumal ja keine preiswerten AT- oder HE-Varianten produziert werden sondern Time-Fused und APFSDS (letzters hat mich überrascht, stimmt das wirklich?). Ich schätze dass die Time-Fused Munition sogar noch deutlich teurer ist. …“
Mit „Time-Fused“ kann selbst der GEPARD 1A2, den wir in die Ukraine liefern, nix anfangen. Das Feuerleitsystem verfügt über keine Anlagen zur Zündzeitgebung. Die DM31 (HE-T) ist eine gute Wahl. Anders als die Geschossbezeichnung vermuten lässt, entfaltet das Geschoss auch panzerbrechende Wirkung. Und zudem auch Brandwirkung (über eine Zirkuniumtablette unter der ballistischen Haube). Diese Munitionssorte wurde speziell zur Bekämpfung SOW Kampfhubschrauber entwickelt und eingeführt. Schon ein Treffer reicht in der Regel aus, um ein Lfz erheblich zu beschädigen und damit zumindest zum Missionsabbruch zu bringen. Drohnen verdauen einen Treffer erst garnicht – die werden in der Luft zerlegt.
Zu der Munitionssorte mit „APDS-T“ Geschoss, welche mir unter diesem Kürzel nicht bekannt ist; hab ich weiter oben ja schon was geschrieben.
Ich versuch meinerseits nun mal, da die Lage zu klären.
Boris Pistorius zu weiteren Plänen:
Er schließt nicht aus, dass Deutschland weitere Leopard 2A6 liefert.
Sein Ministerium mit 3000 Stellen an zwei Standorten soll gestrafft werden.
Ein Planungsstab wieder eingeführt werden.
Das BAIINBW soll ebenfalls reformiert werden.
Nachzulesen bei Welt.
[Nein, nachzulesen in einem Spiegel-Interview, das allerdings hinter Paywall steht. T.W.]
So – in Sachen der Nachbeschaffung der GEPARD-Munition ist mein Puls wieder runtergegangen. Wie ich heute aus zuverlässiger Quelle erfahren habe, soll es sich bei der „APDS-T“ nicht um einen Nachbau der Schrottmunition DM23 mit HVAPDS-T Geschoss handeln, sondern um eine neuere Variante. Diese Munitionssorte soll auch einer umfänglichen Erprobung (u.a. mit dem FlakPz auf den schweizer Ochsenboden auf weiteste Kampfentfernung) unterzogen werden. Einzelheiten zu den ballistischen Daten einschl. Kampfentfernung sind noch vertraulich. Die DM31 – das „Arbeitspferd“ der 35mm Flak – ist ebenso unter Vertrag genommen. M.E. eine gute Entscheidung. Mit der knackt man auch jeden RUS SPz auf bis zu 2.500m ohne Probleme bei jedem Anschusswinkel.
@Hans Schommer
Vielen Dank für diee Klarstellung. Da stellt sich mir jetzt nur noch die die Frage, ob die vermeldenden Journalisten, die ja keine Munitions-Experten sind, das falsch aufgegriffen haben oder ob das vom Ministerium falsch kommuniziert wurde.
[Auch hier gilt: Lesen hilft, auch wenn Sie kein Medien-Experte sind. Die Munitionsbezeichnung stammt weder von Journalisten noch vom Ministerium, sondern, siehe Originaltext oben, von der Industrie. Aber inzwischen, auch das kann man nachlesen, hat Hans Schommer dazu noch Ergänzendes geschrieben. T.W.]
BeScha sagt am 16.02.2023 um 14:37 Uhr
„Frage an die Experten: Angenommen eine Skyranger-Variante würde als Gepard-Nachfolger bzw. C-RAM-System evaluiert werden. Wäre der Skyranger auf Boxer- oder Lynx-Basis sinnvoller? …““
Die Fahrgestelle sind m.E. für die Systemfähigkeiten ohne Belang. Es kommt auf Feuerleitsystem und Bewaffnung an. Diese könnten m.E. auf beiden Trägerfahrzeuge adaptiert werden. Der BOXER bietet aber wegen der modularen Optionen und der hinreichenden Mobilität einen sehr guten Ansatz. Nicht zuletzt, weil das Basisfahrgestell in der Bw bereits eingeführt ist. Kette ist im Bereich NNbS Fla m.E. kein Bewertungskriterium mehr.
Dies hilft evtl auch?
35 mm FAPDS Luftzielsimulation.
https://twitter.com/DF_AJ/status/1554783368771928068?t=kJQdtM0n1GmM4YCpYVYVsg&s=19
@Hans Schommer
Danke für die wie immer sehr fundierte Einlassung.
„Die DM31 – das „Arbeitspferd“ der 35mm Flak – ist ebenso unter Vertrag genommen. M.E. eine gute Entscheidung. Mit der knackt man auch jeden RUS SPz auf bis zu 2.500m ohne Probleme bei jedem Anschusswinkel.“
D.h. wenn für den Teil die obige Meldung zutrifft, läuft das „Arbeitspferd“ der Fla (das wie Sie oben schreiben auch hervorragend gegen Hubschrauber sowj. Typs sowie Drohnen wirke) den Ukrainern erst ab Sommer 2024 zu? Hm.
Während es sich bei der „APDS-T“ um eine neuere Entwicklung handelt, die erst noch
„einer umfänglichen Erprobung“
unterzogen werden soll? Welche dann aber wiederum schon in wenigen Monaten zulaufen soll? Irgendwie erscheint mir das immer noch nicht ganz stimmig.
Können Sie denn schon sagen inwieweit die neue Munition jeweils gegen Erd- und Flugziele geeignet sein wird oder ist das auch noch VS? Da ihr Puls gesunken ist, gehe ich mal davon aus zumindest „nicht schlecht“?
@Schlammstapfer
Ich habe vor Wochen schon gesagt, dass es bei der Lieferung von 14 Leopard A6 nicht bleiben wird ebenso bei der Anzahl der gelieferten Panzerhaubitzen. Da wird in den nächsten Monaten noch viel mehr geliefert werden, da bin ich mir sehr sicher. Die der Ukraine versprochenen zwei Panzerbatallione bekommt man materialmäßig scheinbar auch nicht zusammen. Was meinen Sie wohl wer diese Lücken füllen wird? Somit wird der Frust in der Truppe weiter steigen, wenn ihnen mehr und mehr das Gerät genommen wird. VM Pistorius muss langsam liefern, sonst wird er zur Luftnummer.
Daher gehe ich stark davon aus, dass die Bundesregierung nicht nur die 14 Leo’s und 14 Panzerhaubitzen ersetzen wird, sondern jeweils gleich eine deutlich größere Stückzahl bestellen wird.
Finanziert nicht aus dem Sondervermögen oder dem europäischem Sonderfonds sondern aus dem EP14. VM Pistorius gilt als durchsetzungsfähig, er wird BK Scholz und FM Lindner von einer zusätzliche Erhöhung des EP 14 ab 2024 überzeugen. Eine andere Entscheidung wäre fatal und würde VM Pistorius im Amt schwer beschädigen.
„…….Denn, wie ich gehört habe, hat die Bundeswehr angeblich auch nicht genügend Lagerkapazität, weil in den 90’gern viele Mun-Depots geschlossen wurden……“
Ich dachte die Bundeswehr ist blank und die Läger sind leer? Warum haben wir dann keine Lagerkapazität? Abgesehen davon, bis der Großteil der benötigten Munition geliefert wird, vergehen eh noch Jahre. Bis dahin werden auch einige MunDepots reaktiviert. Die deutsche Rüstungsindustrie konzentriert sich jetzt auf die Produktion von Munition für die Ukraine, da werden für die Bundeswehr erstmal sowieso nur symbolische Mengen geliefert……
Hans Schommer sagt:
17.02.2023 um 15:37 Uhr
„Der BOXER bietet aber wegen der modularen Optionen und der hinreichenden Mobilität einen sehr guten Ansatz. Nicht zuletzt, weil das Basisfahrgestell in der Bw bereits eingeführt ist. Kette ist im Bereich NNbS Fla m.E. kein Bewertungskriterium mehr.“
Und selbst WENN man (eines Tages) Kette wollte, stünde mit dem Kettenboxer ja eine ins System passende Lösung zur Verfügung.
Klaus-Peter Kaikowsky (KPK) sagt am 17.02.2023 um 18:49 Uhr
„Dies hilft evtl auch?
35 mm FAPDS Luftzielsimulation. …“
Eine bei der Bw für den FlakPz GEPARD 1A2 eingeführte und absolut bewährte Munitionssorte. Kampfentfernung bis 5.500m (mit Prüfabzug verschossen auch um 6.000m). Vo 1440 m/s.
Man muss mal sehen, ob eben diese Munitionssorte (DM33) vielleicht mit der medial verbreiteten Bezeichnung „APDS-T“ gemeint ist. Die sprengkräftige, begrenzt panzerbrechende DM31 reicht bei rechnergesteuerter Feuerfreigabe etwa 3.500m weit (Treffpunktentfernung). Kann eine erfahrene Besatzung aber auch noch auf ca. 3.900m „raufkitzeln“. Dann ist aber wegen der Zerlegergrenze Ende,
Und: Was ich her schreibe, ist nix geheimes. Alles bei der Ausphasung des FlakPz durch die Bw offengelegt – nur mal so.
@Hans Schommer:
Bei der APDS-T Munition handelt es sich ja immernoch um eine (unterkalibrige) Treibspiegel-Munition.
Sind dir Informationen bekannt, ob die Munition als Bestückung für die internen MunBunker geeignet ist und nicht wie auch die HVAPDS-T die Zuführkappe verliert?
Ansonsten wären mit 150.000 Patronen APDS-T ja stolze 3.750 Kampfbeladungen im Hartkern-Magazin drin.
Generell, wenn ich auf die Verteilung der Munition schaue (50% FlaMun, 50% ErdzielMun) gehe ich davon aus, daß unsere Geparden bereits heute regelmäßig im Erdkampf stehen und sicherlich auch eine relevante Rolle spielen um die verstärkten russischen Verstöße aufzufangen.
Die HEI-T Munition ist übrigens gegen gepanzerte Ziele ebenfalls nicht zu unterschätzen.
Zwar reicht deren Wirkung nicht aus um die Panzerung zu durchschlagen, aber Zieloptik, Winkelspiegel und Kette zerlegen sich in tausend Teile.
Wait&C sagt am 16.02.2023 um 14:09 Uhr:
“ … Interessant wäre es zu wissen ob einfachere Munition ebenfalls gegen Luftziele eingesetzt werden kann und schneller und preiswerter produziert werden kann. Da müßte man man die Gepardentatze auf Twitter fragen.“
Da wird Ihnen mein hochgeschätzter Kamerad Gepardtatze sicher nicht weiterhelfen können. Meine Empfehlung: Wenden Sie sich stattdessen an die Firma Rheinmetall oder das BAAIN.
Wenn Sie da nicht weiterkommen sollten – an mich ;-).
@Labacco : Und Herr Pistorius hat auch in einem Spiegel Interview gesagt, dass Deutschland zur Not weitere KPz Leopard liefern wird.
Weiterhin :
Es soll wieder einen Planungsstab geben.
BAIINBW soll reformiert, aber nicht privatisiert werden.
BmVg ist mit 3.000 Stellen und 2 Standorten zu groß.
Oozlefinch sagt am 17.02.2023 um 23:45 Uhr:
„… Die HEI-T Munition ist übrigens gegen gepanzerte Ziele ebenfalls nicht zu unterschätzen.
Zwar reicht deren Wirkung nicht aus um die Panzerung zu durchschlagen, aber Zieloptik, Winkelspiegel und Kette zerlegen sich in tausend Teile.“
Werter Oozlefinch, da irren Sie ein wenig. Das HEI-T Geschoss ist in der Munitionssorte DM21 verbaut. Es ist ein reines Sprenggeschoss mit Kopfzünder – ohne panzerbrechende Wirkung und ohne Leuchtspurkörper. Unter der MunAT Nr BS25 verladen in einer Mischgurtung 3 zu 1 mit der Patrone DM13A1 (Panzerbrechend mit Sprengwirkung und Leuchtspurkörper).
Noch ein kurzer Nachtrag zur GEPARD – Munition:
Was mich ein wenig sorgt, ist dass bei der angekündigten Nachbeschaffung der „APDS-T“ vorne das „F“ fehlt – was für Frangible, also „zerbrechlich“ steht. Das FAPDS-Geschoss der DM33 zerlegt beim Durchdringen der Zielwand auf Grund der dabei auftretenden Spannungen am Geschosskörper in viele Einzelteile und entfaltet somit Splitterwirkung. Diese Wirkung ist konstruktionsbeding so angelegt und entfaltet eine hohe Zerstörwirkung. Wenn das bei der „neuen“ APDS-T“ nicht der Fall sein sollte, erzielt man lediglich kalibergroße (ca. 2 cm) Löcher. Andererseits ist das „T“ zu begrüßen. Das steht für einen Lichtsatz (Leuchtspurkörper), welcher bei entsprechender Brenndauer (ich schätze mal 1,5 Sek) im Nahbereich die Schussbeobachtung sehr unterstützen kann.
Schaun wir mal, was da „ausgebrütet“ wurde.