Merkposten Mali: Wieder zeitweises Flugverbot für MedEvac und Personenflüge bei MINUSMA (2. Update)
Wie oft zu Beginn oder Mitte eines Monats hat die malische Übergangsregierung Flüge der Bundeswehr für ihre Soldatinnen und Soldaten in der UN-Mission MINUSMA in dem westafrikanischen Land untersagt. Am (heutigen) Mittwoch hatten sowohl die Maschinen der Firma Starlite, die die medizinische Evakuierung von Gao in das benachbarte Niger betreibt, als auch die Personentransporte der Firma Sahel Aviation Service (SAS) zeitweise keine Fluggnehmigungen, wie das Einsatzführungskommando der Bundeswehr mitteilte.
2. Update: Die Fluggnehmigungen für die medizinischen Evakuierungsflüge wie auch für die Personentransporte wurden nach Angaben der Bundeswehr bis zum Abend wieder erteilt. Auch ohne diese Freigabe war aber die medizinische Evakuierung in Notfällen dennoch sichergestellt – wie schon in früheren Fällen dann mit einem A400M-Transportflugzeug der Bundeswehr, das aus Deutschland direkt nach Gao im Norden Malis einfliegen darf. Für die taktische Verwundetenrettung, das so genannte Forward MedEvac, mit den CH53-Hubschraubern der Bundeswehr gälten ohnehin andere Vorschriften für die Freigabe.
Auf diese Probleme der fehlenden Flugfreigabe durch die malischen Behörden stößt die Bundeswehr in ihrem Blauhelmeinsatz immer wieder – ähnlich war es im September vergangenen Jahres gewesen. Auch damals hatte ein Kontingentwechsel angestanden, der durch die Verweigerung der Fluggenehmigung für Personentransporte erschwert wurde.
Wie angesichts des seit mehr als einem Jahr schwierigen Verhältnisses zwischen der malischen Regierung und den UN-Truppen praktisch Standard, werden die entsprechenden Fluggnehmigungen immer nur für kurze Zeit erteilt und müssen dann verlängert werden. Während eine solche Freigabe für Versorgungs- und Evakuierungsflüge und Personentransporte meist dann doch erteilt wurde, sieht es bei den Flügen der Aufklärungsdrohnen anders aus: Dafür erteilt die Regierung in Bamako inzwischen so gut wie keine Erlaubnis mehr und begründet das damit, dass ihr die dabei anfallenden Aufklärungsdaten nicht zur Verfügung gestellt würden.
Vor diesem Hintergrund hatte Verteidigungsminister Boris Pistorius erst am vergangenen Montag angedeutet, dass die in der Bundesregierung vereinbarte weitere Beteiligung an der UN-Mission bis Frühjahr 2024 auch eher enden könne. Bis Mai 2024 in Mali bleiben, macht unter den aktuellen Bedingungen überhaupt keinen Sinn. (…) Wenn unsere Soldaten und Soldatinnen das Lager nicht verlassen oder sich nur im kleinen Radius außerhalb bewegen können, weil die Drohnen nicht fliegen dürfen, dann erfüllen sie ihren Auftrag nicht, sagte der Minister der Süddeutschen Zeitung. Zuvor hatte sich Pistorius im Einsatzführungskommando über den Stand der Mission unterrichten lassen.
(Archivbild April 2022: A400M der Bundeswehr in Gao – Florian Gärtner/photothek.de)
Zitat:“Dafür erteilt die Regierung in Bamako inzwischen so gut wie keine Erlaubnis mehr und begründet das damit, dass ihr die dabei anfallenden Aufklärungsdaten nicht zur Verfügung gestellt würden.“
Ist an dm Vorwurf eigentlich was dran? Mir ist aufgefallen, dass die Behauptung der Mlitärjunta zwar mehrfach wiederholt wurde, es dazu aber offenbar keine Stellungnahme seitens des BMVg gibt (oder habe ich die verpasst?). Wenn die Bundeswehr nicht wie vereinbart Aufklärungsergebnisse mit der Armee von Mali teilt, dann ist die Reaktion in Form der Verweigerung weiterer Fluggenehmigungen zumindest verständlich. Meine Erfahrung ist, dass meistens an den Vorwürfen was dran ist, wenn sich die Verantwortlichen weigern, auf diese einzugehen.
[Meine Erfahrung ist, dass in UN-Einsätzen diese Entscheidung eine Frage an die Vereinten Nationen ist, nicht an die Bundeswehr. Für das „wie vereinbart Aufklärungsergebnisse teilt“ fehlt mir auch der Beleg? T.W.]
Die Kameraden, die dort im Einsatz sind, tun mir leid. Da sitzt man in einem Lager irgendwo im nirgendwo und kann seinen Auftrag nicht erfüllen, noch sich irgendwie im Land bewegen. Da sind Lagerkoller und Frust doch vorprogrammiert.
Ich bin da beim Verteidigungsminister. Hier ist dabei sein eben nicht alles. Und als Soldat würde ich mir nach so einem Einsatz gut überlegen, ob ich meine Dienstzeit verlängere oder nicht. Und tunlichst vermeiden, nochmal für so einen „Einsatz“ kommandiert zu werden.
Meines Erachtens benötigen wir dringend eine koheränte Afrikastrategie. Klingt zwar übel nach Kolonialismus, aber wenn man sieht wie China und vor allem Russland sich dort überall einkaufen, dann ist das ein Problem. Einfach überall zurückziehen wird einem auf die Füße fallen.
Ohne jegliche Kritik an T.W.: Ein Stück weit langweilen mich solche Informationen zu MINUSMA.
Warum?
Es ändert sich nichts. Also haben wir uns damit abgefunden. Die UN und die Bundeswehr lassen sich vorführen.
Ich überlege gerade für medizinische Notfälle darf ein A400M einfliegen und den oder die Verletzten ausfliegen. Ich bin kein Flieger aber wie lange würde es denn dauern bis nach einer Alarmierung der Flieger in Gao landen kann.
Das der Bewegungsradius der Blauhelme stark eingeschränkt wurde und Aufklärungsflüge mit Drohnen verboten wurden dürfte daran liegen das Putin nicht möchte das die Aktivitäten der Wagner Gruppe im verborgenen bleiben. Nach seinen Misserfolgen in der Ukraine versucht Putin ja immer mehr in Afrika Fuß zu fassen. Natürlich alles im verborgenen. Für die Bundesregierung sollte das heißen die Truppe wird so schnell wie möglich abgezogen. Sehe eh keinen taktischen Sinn mehr in dem Einsatz
@Michael S.
Das AA hat doch erst die Afrikastrategie (Leitlinien) neu aufgesetzt, einen Verweis hatte ich hier schon einmal gebracht.
Ob diese Strategie nun tatsächlich interessengeleitet ist oder eher „feministische Außenpolitik“ – nun ja, man lese das Dokument (habe ich selbst noch nicht).
Hier die von 2019:
https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/regionaleschwerpunkte/afrika/leitlinien-afrika/205684#:~:text=Frieden%2C%20Sicherheit%20und%20Stabilit%C3%A4t%20schaffen&text=Die%20Bundesregierung%20verfolgt%20in%20der,unter%20F%C3%BChrung%20der%20Afrikanischen%20Union.
https://www.auswaertiges-amt.de/blob/262372/cd01d1b28efa11b4b5eaad2ef391a79e/afrika-leitlinien-download-data.pdf (ohne Datum)
@Schlammstapfer:
In Anbetracht der Terrorvorwürfe gegen die vom malischen Regime engagierten Wagnertruppen würde es mich im Gegenteil eher wundern, wenn derzeit Aufklärungsdaten geteilt würden. Gestern haben nun endlich UN-Experten öffentlich eine unabhängige Untersuchung gefordert. Reichlich spät, aber immerhin.
https://reliefweb.int/report/mali/mali-un-experts-call-independent-investigation-possible-international-crimes-committed-government-forces-and-wagner-group
@Florian Staudte sagt: 01.02.2023 um 16:56 Uhr
„Es ändert sich nichts.“
Soso, Sie haben sich also in Ihr Schicksal ergeben. Ich nicht, ich bin als Bürger und Steuerzahler strickt dagegen, daß unser aller Geld sinnlos ausgegeben wird und möchte gerne kompetent darüber unterrichtet werden. Nur so kann sich etwas ändern.
Ich bin froh, daß wir in Deutschland so eine vielfältige und freie Presse haben, die auch diese Themen unermüdlich aufgreift.
@T.W.
Die Beziehung „Presse und Militär “ wäre vielleicht auch mal ein interessantes Thema für den Podcast….
Ansonsten – bitte weiter so an den Themen dranbleiben.
@Michael S.
Was wäre denn die Alternative?
@Michael S.: „ Klingt zwar übel nach Kolonialismus“
Kommt ganz auf die Strategie an. Bekannt ist, nach den letzten kolonialen Erfahrungen wollen die keine weiteren. M.E reicht Wagner eben den dunkelsten Stunden britischer Sklaverei das Wasser. Nicht in der Masse aber dennoch in der Methode.
Gerade da kann z.B die sog. „Feministische Außenpolitik“ glaubwürdig und nachhaltig Alternativen bieten. Die Rückgabe der Masken von Benin, ein Volltreffer!
@T.W.
Also ein tiefer gehendes Problem? Muss ich mir das also so vorstellen, dass alle Aufklärungsergebnisse erst an die UN bzw. das UN Hauptquartier der MINUSMA gehen, und das diese(s) und das dort die Entscheidung gefällt wird, ob und wenn ja welche Informationen an die Regierung von Mali weiter gegeben werden? Gibt es die Vereinbarung über ein Teilen von Aufklärungsergebnissen überhaupt, wie von der Regierung von Mali behauptet und wie reagiert die UN auf den Vorwurf? Ich denke schon, dass unser BMVg solche Fragen beantworten können muss. Natürlich haben die UN das Sagen bei dieser Mission aber verantwortlich für unsere Streitkräfte ist immer noch das BMVg, bzw. Regierung und Parlament.
Dieses Blame Game zwischen UN, MINUSMA und der Putschistenregierung von Mali kann man nur auf der Basis von Fakten auflösen. Und die fehlen mir gerade in der Berichterstattung unserer Medien leider zu oft.
@ Michael S.: Ja, 100%ige Zustimmung. Aber eine (!) ressortübergreifende Strategie zum afrikanischen Kontinent gab es de facto nie.
Der „Compact with Africa“ (federführend das Finanzministerium (!)) ebenso wie der „Marshalplan mit Afrika“ (federführend das BMZ also das Entwicklungsministerium) sind ebenso wie die sektorübergreifenden Ansätze des AA mehr oder minder „Corona-Opfer“, da seit 2020 vieles … nun ja läuft. Und aktuell schraubt jeder mit den EU-Programmen so an seinen Altlasten rum, aber eine wirklich kohärente „große Strategie“ gibt’s nicht. Die EU hat eine, aber grad Deutschland fremdelt damit (was vielleicht auch an der nicht mehr vorhandenen Regionalkompetenz liegen mag).
Es gibt ein paar Schwerpunktländer (die man sich aber nicht traut zu benennen) und ansonsten… wenig neues.
China ist seit über 15 Jahren in Afrika massiv interessiert mit massiven Schwerpunkten. Und Russland hat Afrika auch nie aufgegeben. Das europäische Narrativ ist Fluchtvermeidung … hmmm. Ressourcen so ein wenig. Aber gestalterisch ist seit 2017 außer Ankündigungen wenig Substanz. Leider.
Und Sicherheitspolitik spielt grad eher woanders auf der Welt. Die Sahelzone ist eher – so scheint es – lästig. Leider
@Pio-Fritz und @TW !
Angeregt durch den Kommentar von Pio Fritz um 17 Uhr 55 erlaube ich mir an dieser Stelle noch eine Buchtipp einzustellen, der den jüngeren Lesern eventuell nicht so geläufig ist :
…wahr muß es sein. Militär und Journalismus in zwei Jahrhunderten,,,
von Fritz Hoppe, Gerhard Schurig. Mittler und Sohn Verlag, Herford.
Erschienen 1989. ISBN : 3813203093
Aus dem oben verlinkten Strategiepapier die einzige Stelle, die Mali konkret benennt:
So wollen wir
im Sahel/Mali unser Engagement im EU- und VN-Rahmen zur
Sicherheitssektorreform und der Ausbildung von Sicherheitskräften vertiefen, den
Versöhnungsprozess weiter aktiv unterstützen und in der Entwicklungs-
zusammenarbeit den bestehenden landesweiten Schwerpunkt „Dezentralisierung
und gute Regierungsführung“ ausbauen, um über die Unterstützung der
demokratisch legitimierten Gebietskörperschaften Versöhnungsprozesse auch im
Norden Malis zu stärken.“
Das Papier benennt die Potenziale Afrikas als Absatz-und Wachstumsmarkt und generell im Bereich Handel. Als potenzielle Risiken sind Flucht und Terrorismus benannt. Beide sind durch das Thema Sicherheit verknüpft. Hier will man mit den etablierten afrikanischen Organisationen zusammenarbeiten und auf Augenhöhe Partner sein. Als Konkurrent wird zuforderst China benannt. Aber auch USA, Indien und Japan. Russland wird hier gar nicht erwähnt. Der Rest ist softpowerig mit den erwartbaren Buzzwords: Demokratie stärken, Konflikte entschärfen, vermitteln, Sicherheitskräfte ausbilden, Bildung staatlicher Strukturen fördern, Umweltschutz, Menschenrechte, Frauenrechte, Kulturaustausch. Ganzheitlichkeit, Nachhaltigkeit, vernetzter Ansatz. Es klingt ziemlich erwartbar und wenig die harten Realitäten betrachtend. Also insgesamt nach ein bisschen Wünsch-dir-was. Vielleicht ist das auch zu viel erwartet, von einem Strategiepapier. Ich hoffe, intern ist da etwas mehr Realpolitik angesagt und dass man mit anderen Ministerien und EU-Ländern abgestimmte Strategien erarbeitet hat. Ich fürchte jedoch, dass einfach wie bisher weitergewurstelt und schlicht je nach Lage kurzfristig entschieden wird. Die Konkurrenz wird es freuen.
Wenn eine Regierung so auf ein Hilfsangebot reagiert, dann gibt’s eigentlich nur eine Lösung: Raus da!
Mit uns kann man es ja machen. Bleibt zu hoffen, dass nicht noch jemand zu schaden kommt, bevor das Abenteuer beendet wird.
die Frage stellt sich doch garnicht ob es Sinn macht oder nicht. mache seit 30 Jahren Einsätze der Bw mit und ob die Sinn gemacht haben oder nicht sei dahin gestellt. die Bw hat der un Personal und luftransport sowie Luftrettung zur Verfügung gestellten bis Mai 24. was die un damit anfängt ist ihre Entscheidung und nicht die der Bundesregierung.
wir haben einen Vertrag mit der un und die Bw erfüllt diesen . das ist die Mission.
deswegen verstehe ich die Diskussion hier nicht.
@Slater 252 sagt: 02.02.2023 um 9:43 Uhr
Der Unterschied zu anderen Missionen ist hier, das der Staat, dem damit geholfen werden soll, diese offenbar nicht möchte. Und die eingesetzten Soldaten sich noch nicht mal selber ausreichend schützen dürfen, denn selbst die Kleinstdrohnen für den Nahbereich dürfen nicht gestartet werden.
Wie das beendet wird ist eigentlich egal, ob man nun Druck auf die UN ausübt oder den Vertrag wegen Nichterfüllbarkeit kündigt etc., es wird einen Weg geben. Denn ein Auftrag, den man nicht erfüllen kann, weil man nicht darf, der macht keinen Sinn. Ohne jetzt die Sinnhaftigkeit des Auftrages an sich zu hinterfragen.
„wir haben einen Vertrag mit der un und die Bw erfüllt diesen . das ist die Mission.“
Und all‘ die anderen, allen voran die Franzosen, haben sich dünne gemacht. Aber wir haben ja einen Vertrag.
„Es ändert sich nichts. Also haben wir uns damit abgefunden. Die UN und die Bundeswehr lassen sich vorführen.“
Die UN und ihrer Erfüllungsgehilfen sind Gast in dem Land. Da hält man sich eben an die Regeln des Gastgebers. Oder man zieht ab, aber es scheint noch politisches Interesse am verweilen zu geben.
Unser Primär Ziel bei der Mission MINUSMA: Das Land stabilisieren und die Bevölkerung vor allem vor islamistischen Milizen schützen.
Unser Sekundär Ziel bei der Mission MINUSMA: Das Bereitstellung von Aufklärungsergebnissen von ganz Mali, für die Vereinten Nationen und diverse Support Aufgaben.
Pio-Fritz sagt:
02.02.2023 um 12:03 Uhr
Der Staat Mali soll überhaupt nicht geholfen werden, sondern deren Bevölkerung.
Um die Mission Ziele zu erreichen müssen wir nun mal mit den anderen Akteuren wie auch PMC Wagner zusammen arbeiten.
Es ist eine Blamage für Deutschland, das wir noch nicht einmal die simple Aufklärung für die UN hinbekommen.
Um ein aktuelles Lagebild zu erstellen ist die Heron Drohne einfach das falsche Gerät.
Es liegt nicht an den Soldaten vor Ort, sondern an dem völlig überforderten Einsatzführungskommando der Bundeswehr.
Mit eine RQ-4 Drohnen ist eine Auftragserfüllung, sogar aus Deutschland, problemlos möglich.
Vor kurzen habe ich auf der Edwards AFB, bei der NASA 3 konservierte MQ-4 / RQ-4 gesehen.
Diese Drohnen können wir abgreifen und bestellen jetzt in dritten Anlauf weitere neue Drohnen.
Bezüglich der Frage, was wir in Mali eigentlich sollen, empfehle ich meinen Vorrednern die Lektüre des UN-Mandats.
@Milliway sagt: 02.02.2023 um 20:45 Uhr
„Es ist eine Blamage für Deutschland, das wir noch nicht einmal die simple Aufklärung für die UN hinbekommen.“
Aber den Text des Hausherrn haben Sie schon gelesen? Und verstanden, daß die malische Junta jegliche Flüge mit Drohnen nicht genehmigt? Egal wo die herkommen.
Wo da die deutsche Blamage ist, wissen wahrscheinlich nur Sie.
Ergänzend dazu sei angemerkt, dass alle meine Vorgänger eine rein militärische Perspektive auf einen zivil geführten Einsatz haben, dessen Ziele auch primär durch die zivile Komponente von Minusms erfüllt werden sollen.
@Happy
Um zivil etwas bewirken zu können, sollte erstmal die militärische Komponente, die den zivilen Einsatz absichert, funktionieren. Was, glauben Sie, bewirkt momentan die zivile Komponente in z.B. Afghanistan für die Frauen?
@Milliway
Sollte man die Bevölkerung nicht eher vor Übergriffen der Wagner Gruppe schützen? Die scheinen ja ziemlich brutal ganze Dörfer zu vernichten. Durchaus glaubwürdig bei dem Verhalten in Syrien und der Ukraine!
Mag es ein UN Einsatz sein, aber was will man mit einer diktatorischen Militärjunta, die die eigene Bevölkerung massakriert denn wirklich noch zusammenarbeiten? Fleißig zuschauen und Rohstoffe abgreifen wie das Russland und China machen? (bzw. zumindest Russland hilft ja beim Zivilisten massakrieren wohl fleißig mit)
Hallo Pio-Fritz
Ich will mich nicht mit dir Streiten, aber es scheint dass wir nicht richtig mit der Putschregierung zusammenarbeiten, um das Land zu stabilisieren und die Bevölkerung zu schützen.
Aber letztendlich Benötige wir keine Flugfreigabe in Gao, da die Drohnen unbemerkt unter strenger Geheimhaltung mit einen nicht näher bezeichneten Störsystem, in 20,000m von außen über Mali einfliegen werden. Es wird von Sigonella auf Sizilien operiert, da es dort bereits die benötigte Infrastruktur gibt und der Betrieb nicht weiter auffällt. Wenn in Gao hingegen eine Drohne startet, sind die Milizen gewarnt und ziehen den Kopf ein. Denn Einsatz der RQ-4 Drohnen bekommen die Milizen überhaupt nicht mit und man kann ein Bewegungsprofil erstellen.
Vermutlich sind die Milizen überhaupt nicht das eigentliche Problem, sondern die Dramatische humanitäre Lage.
Viele wissen es nicht, von dem Getreide was in Deutschland angebaut wird, stechen wir ca. 30 Prozent in Biogasanlagen und in Mali hungert die Bevölkerung.
Dominik sagt:
03.02.2023 um 8:59 Uhr
„Sollte man die Bevölkerung nicht eher vor Übergriffen der Wagner Gruppe schützen?“
Genau das ist eigentlich Unser Kernauftrag in Mali, das keine Gräueltaten wie in Moura passieren.
Persönlich glaube ich, dass wir wegschauen, da wir auch hinter dem Rohstoffe her sind.
https://www.mineralienatlas.de/lexikon/index.php/Mali
[Ich verstehe schon: wenn man sich in der Materie nicht auskennt, fällt es schwer zu akzeptieren, dass in einer UN-Mission andere Regeln gelten als in einem zwischenstaatlichen Krieg. „Unbemerkt unter strenger Geheimhaltung mit Störsystem einfliegen“ und ähnliche Vorstellungen lassen wir in dieser Debatte einfach mal. T.W.]
@ Eskadron
Ihre feste Verankerung im westlichen Narrativ ehrt sie. Ich mache es mir nicht so einfach. Auch wenn es schwerfällt, aber ein Lagebild entwirft man immer besser auf der Basis von Fakten. Vorwürfe allein sind keine Beweise. Das bedeutet natürlich nicht, dass die Vorwürfe unbegründet sind. Schon gar nicht angesichts der Reputation der Wagner Söldner und der Reputation der malischen Soldaten.
Aber angesichts der Animositäten zwischen dem Westen und Russland (bzw dessen Soldaten und Söldnern) sollte man alle „Vorwürfe“ aus dieser Richtung immer unter Vorbehalt stellen. Natürlich ist es deshalb auch wichtig und richtig wenn die UN solchen Vorwürfen nachgehen und diese durch unabhängige Experten überprüfen. Ich habe kein Problem damit, auf die Ergebnisse dieser Untersuchungen zu warten, bevor ich mir ein Urteil bilde.
Aber um die jüngere Geschichte ging es mir mit meiner Frage gar nicht. MINUSMA ist ja schon so viel länger in Mali als die Wagner Söldner, die erst seit Dezember 2021 in Mali sind. Mich interessiert deshalb ganz prinzipiell, ob Seitens der UN mit der Regierung von Mali (der damaligen, demokratisch gewählten) ein Teilen von Aufklärungsergebnissen vertraglich vereinbart worden war. Mich interessiert, ob dieses Teilen von Information vielleicht erst vereinbart worden war, nachdem die Heron Dronen in Mali zum Einsatz kamen. Das wäre interessant, weil der Putsch am 18. August 2020 stattfand, die Bundeswehr die Heron Dronen aber erst seit September 2020 in Mali einsetzt. Es muss also über den Einsatz der Dronen eine Absprache mit den Putschisten bzw., nach dem 2. Putsch vom Mai 2021 über den weiteren Betrieb, mit ihren Nachfolgern gegeben haben. Entweder über die UN oder direkt zwischen der Bundesregierung und der Regierung von Mali.
Mich interessiert ob dieses Teilen von Information dann später eingestellt worden ist, wann das geschehen ist und warum. Es wäre schon wichtig zum Verständnis der Situation.
@Millyway:
Sie brauchen nicht die Biogasanlagen so vorschieben,noch mehr verfüttern wir an Kühe, Schweine, Hühner um unseren Fleischkonsum zu stillen….
ändert im übrigen nix daran, dass man wegen schlechter Sicherheitslage die Hilfslieferungen kaum zu den bedürftigen kriegt.
Bei UN Missionen gibt es ein Mandat mit Regeln. Die Militärjunta kann die UN Truppen auch schlicht rauswerfen und Russland verhindert jedes weitergehende UN Mandat.
@Schlammstampfer:
HERON wird wesentlich länger als 2020 in Mali eingesetzt. Da war der HERON schon drei Jahre dort.
https://www.bundeswehr.de/de/einsaetze-bundeswehr/mali-einsaetze/minusma-bundeswehr-un-einsatz-mali/20-000-h-sicherheit-heron-1-drohne-5407814
TomCat sagt:
02.02.2023 um 12:32 Uhr
Und all‘ die anderen, allen voran die Franzosen, haben sich dünne gemacht. Aber wir haben ja einen Vertrag.
Wenngleich die Operation SERVAL 2013 Mali vor der Abspaltung des Nordens – einhergehend mit der djihadistischen Bedrohung – zunächst bewahrt hat, so hat Frankreich(FR) sich mit der Op BARKHANE zum Bleiben eingerichtet. Damit hat es sich über die Jahre den malischen Vorwürfen ausgesetzt, nicht effektiv genug gegen die wachsende djihadistische Gefahr vorgegangen zu sein und überdies die Tuaregmilizen geduldet zu haben. Überdies hat FR einerseits den (hohlen) Staat akzeptiert, aber dezent versucht, auf die malische Politik Einfluß zu nehmen, andererseits aber nicht die originäre malische Aufgabe übernommen, die innere Sicherheit herzustellen. Dies führte zu einer sich steigernden antifranzösischen Stimmung vorallen in Bamako, die dann durch russische propagandistische Einflußnahme verstärkt wurde. Dies traf zusammen mit dem anwachsenden Bestreben afrikanischer Staaten, sich von dem westlich-europäischen Werte- und Demokratieverständnis zu emanzipieren und allen neo-kolonialen politischen Aktionen entgegenzutreten. Ergebnis: die frz. Armee wurde zum 2. Mal (erstm. 1961) des Landes verwiesen, was das Scheitern der bisherigen frz. Afrikapolitik (francafrique) deutlich werden ließ. Die deutsche Beteiligung an MINUSMA hatte bisher verschiedene Gründe; das AA hat sich jedoch gegenüber der damaligen VgMin’in Lambrecht durchgesetzt mit den Argumenten, die europ. Position gegenüber CHIN und RUS in Mali zu behaupten, wobei die djihadistische Bedrohung und die Migration eher zweitrangig erschienen. FR ist zZt dabei, seine Einflußnahme in der SAHEL zu überdenken (changement d’approche) und bleibt zunächst mit den Ex-BARKHANE-Kräften im Raum.
Bleibt die Frage nach der aktuellen Bedeutung und dem Nutzen von MINUSMA abseits der AA-Gründe, wobei wohl keine solidarische Verpflichtung gegenüber FR mehr zu erkennen ist, da FR eine äußerst diskrete Agenda bzgl seiner Afrikapolitik besitzt und diese ohnehin nur sporadisch mit dem exklusiven Elysée-Vertragspartner abzustimmen geruht. Was die MINUSMA in der Tat noch leistet (zum Unwillen Bamakos) ist die Verpflichtung, allen Menschenrechtsverletzungen in Mali nachzugehen und diese ans HQ in NY zu melden. Diese Aufgabe hat durch das russische Engagement noch an Bedeutung gewonnen. Viel bedeutender erscheint jedoch – nicht zuletzt nach der Kritik der Vertragsparteien des Friedensabkommens von Algier 2015 an der mangelnden Bereitschaft der Junta in Bamako, die Umsetzung dieses Abkommens(l’Accord pour la Paix et la Réconciliation issu du processus d’Alger (APR)) sowohl die autonomistischen wie auch die bamako-treuen Tuaregmilizen fordern endlich Fortschritte, unterstützt durch die Regionalmacht Algerien. Die Umsetzung des Friedensabkommen ist auch eine wenn nicht die entscheidende Aufgabe der MINUSMA; eine Schwächung oder die Rücknahme ihres Mandats würde die Abspaltungstendenzen des Nordens von Mali, in dem zentralstaatliche Strukturen kaum noch präsent sind, wie auch die Gefahr des weiteren Erstarkens von Alqaida-Djihadisten (der IS-Ableger der Vollständigkeit halber mit erwähnt), erheblich beschleunigen könnten. Diese Klammerfunktion der MINUSMA, die als einzige militärische Kraft im Norden (Azawad) die Milizen und Alqaida ausbalanziert und damit „den Laden noch zusammenhält“, wird von der Junta in Bamako offensichtlich anders bewertet. Abzuwarten bleibt auch, inwieweit Algerien als Federführender des Vertrages von Algier sich stärker in den malischen „bourbier“ ngagieren wird.