Puma-Sachstand: Ganz kaputt oder nur ein bisschen?

Das Debakel um den massenhaften Ausfall von Schützenpanzern des Typs Puma bei einer Übung der Bundeswehr dürfte vor Weihnachten kaum aufgeklärt werden. Alle Beteiligten, sowohl die Bundeswehr als auch die Industrie, halten sich mit öffentlichen Aussagen zurück – und was durchsickert, ist je nach Quelle unterschiedlich bis widersprüchlich.

Klar ist eigentlich nur, dass in der vergangenen Woche bekannt wurde, dass im Schiessübungszentrum in Bergen von 18 Schützenpanzern des Panzergrenaderbataillons 112 aus Regen alle 18 mit Defekt ausfielen – ausgerechnet Pumas aus dem Bestand, der für den Einsatz bei der NATO-Eingreiftruppe ab 1. Januar noch einmal nachgerüstet wurde. Was genau passiert ist, dazu gibt es eben noch keine eindeutigen Aussagen.

Aus dem Bericht des Spiegels am (gestrigen) Donnerstag:

Demnach gebe es nur an zwei der 18 Pumas schwere Schäden, bei einem Panzer ist der Turm defekt, in einem anderem gab es bei der Schießübung einen Kabelbrand im Fahrerraum. Alle weiteren Ausfälle, so die grobe Schnellanalyse, seien durch ausgefallene oder durchgeschmorte Elektronikbauteile entstanden. Diese könne man aber binnen weniger Wochen ersetzen.

… und aus dem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung am (heutigen) Freitag*:

Die meisten der angeblich havarierten Pumas hätten nur Bagatellschäden gehabt: Ein Bildschirm sei ausgefallen, weil jemand wohl versehentlich dagegen getreten habe, eine Sicherung sei durchgebrannt, bei einer Raketenhalterung sei eine Schraube lo­cker gewesen. Einmal sei einfach über­sehen worden, dass die Standheizung nur geht, wenn man den Schalter auf „An“ stellt. Nur an zwei Fahrzeugen seien ernstere Probleme aufgetreten: Ein Kabelbrand in der Fahrerkabine und ein Schaden am zentnerschweren Zahnkranz, auf dem sich der Geschützturm dreht – möglicherweise durch einen Unfall, denn von selbst gehe so ein Zahnkranz nicht ka­putt“. (…)
Zweitens weist man in der Industrie darauf hin, dass von den 18 angeblich ausgefallenen Pumas immerhin zehn kurz vor den turnusmäßigen Fristenwartungen standen. Zwei seien gar schon „abgelaufen“ gewesen.

Durchgeschmorte Elektronik oder falsch bediente Schalter? Immerhin, so ist zu hören, scheint sich das mit dem Drehkranz des Turms erledigt zu haben – da müsse nur etwas justiert werden, gebrochen sei nichts. (Wer übrigens den von der FAZ zitierten Begriff Wanderhuren sucht, wird hier fündig.)

Und aus der Industrie gibt es auch die kritische Frage, warum die 18 Gefechtsfahrzeuge direkt vor der angeordneten Einsatzbereitschaft zu Jahresbeginn noch mal in Übungen geschickt wurden. Zum Teil, so heißt es, wären auch ohne jeglichen Defekt einige der Pumas dann im Januar in die nach Betriebsstunden fällige Inspektion gewandert und nicht in die Bereitschaft der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF).

Was auch immer tatsächlichen Schäden, die Auswirkungen und die Folgen sein werden: Schauen wir dann mal nach Weihnachten.

*Links zu deutschen Verlagswebseiten gibt es hier i.d.R. nicht; in diesem Fall scheint eine Ausnahme angebracht.

(Archivbild Oktober 2017: Ein Soldat verlässt den Puma bei der Informationslehrübung Landstreitkräfte in Munster – Florian Gärtner/ photothek.de )