Merkposten Mali: Die Briten gehen bei MINUSMA vorzeitig raus (Ergänzung: Elfenbeinküste)
Großbritannien beendet vorzeitig sein Engagement in der UN-Friedensmission MINUSMA in Mali und zieht seine Truppen, vor allem Aufklärer, aus dem westafrikanischen Land ab. Als Grund nannte die Regierung in London die anhaltenden Schikanen der Übergangsregierung Malis, die engere Bindung an Russland und den Einsatz russischer Söldner. Deutschland will bis zum Jahresende über den weiteren Einsatz der Bundeswehr in Mali entscheiden.
Den Beschluss zum Abzug erläuterte der Staatssekretär im britischen Verteidigungsministerium, der Minister for the Armed Forces James Heappey, am (heutigen) Montag vor dem Parlament:
West Africa is an important region for the United Kingdom and our allies across Europe. And the UK is strongly committed to supporting the UN to deliver its peacekeeping commitments around the world. That is why since 2018 we had been supporting the French-led counter-terrorism mission in Mali with CH-47 Chinook helicopters under operation BARKHANE and more recently, since 2020, through the deployment of a Long Range Reconnaissance Group as part of the UN’s MINUSMA peacekeeping mission.
The House will be aware, however, that in February, President Macron announced the drawdown of French troops in Mali and was joined in that announcement by all other European nations, as well as Canada, that were contributing to the French-led Operations BARKHANE and TAKUBA. In March, Sweden announced that it would be leaving the UN’s MINUSMA mission.
Today, Mr Speaker, I can announce that the UK contingent will also now be leaving the MINUSMA mission earlier than planned.
Mr Speaker, we should be clear that responsibility for all of this sits in Bamako. Two coups in three years have undermined international efforts to advance peace. On my most recent visit last November, I met with the Malian Defence Minister and implored him to see the huge value of the French-led international effort in his country.
However, soon afterwards, the Malian Government began working with the Russian mercenary group Wagner and actively sought to interfere with the work of both the French-led and UN missions. The Wagner group is linked to mass human rights abuses. The Malian government’s partnership with Wagner group is counterproductive to lasting stability and security in their region.
Mr Speaker, this Government cannot deploy our nation’s military to provide security when the host country’s Government is not willing to work with us to deliver lasting stability and security.
However, our commitment to West Africa and the important work of the UN is undiminished. We’ve been working closely with our allies to consider options for rebalancing our deployment alongside France, the EU and other like-minded allies. On Monday and Tuesday next week, Mr Speaker, I will join colleagues from across Europe and West Africa in Accra to co-ordinate our renewed response to instability in the Sahel. (…)
Mr Speaker, we will of course co-ordinate with allies as we drawdown from Gao and have been sharing our plans with them over recent months. The Army will be issuing orders imminently to reconfigure the next deployment to drawdown our presence. We are leaving the MINUSMA mission earlier than planned and are, of course, saddened by the way the Government in Bamako has made it so difficult for well-meaning nations to remain there.
The work of our troops has been outstanding, and they should be proud of what they’ve achieved there. But through the Chilcott Report and our wider experience in Iraq and Afghanistan, we – like so many allies – are clear that the military instrument should not be deployed on counterinsurgency or countering violent extremism missions unless there is a clear and compelling commitment towards political progress.
Ein genaues Abzugsdatum nannte Heappey in seinem Statement zwar nicht, aber die Richtung ist klar: Die (west)europäischen Nationen mit größeren Truppenteilen ziehen sich aus MINUSMA zurück. Das militärische Oberkommando der Mission hat bislang der niederländische Generalleutnant Kees Matthijssen, dessen Amtszeit demnächst abläuft – die niederländischen Truppen haben Mali schon länger verlassen.
Damit wird für Deutschland die Frage um so drängender, wie es mit dem Engagement der Bundeswehr in dem westafrikanischen Land weitergeht: Die von der britischen Regierung angeführten Gründe, insbesondere die engere Bindung Malis an Russland, gelten ja auch für die Sicht der Bundesregierung. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte im September zugesagt, dass bis Jahresende eine Entscheidung über das weitere deutsche Verbleiben in Mali getroffen werde. Im jüngsten Beschluss des Bundestages zur MINUSMA-Mission im Mai ist dafür ausdrücklich eine Ausstiegsklausel enthalten.
Allerdings würde selbst ein Beschluss zum Abzug nicht ein sofortiges Ende der deutschen Mission bedeuten, in der derzeit gut 1.100 deutsche Soldat*innen eingesetzt sind, als letztes größeres europäisches Kontingent: Das Re-deployment, der Abzug des über die vergangenen rund zehn Jahre in Mali installierte und eingesetzte Material, würde sich über längere Zeit hinziehen. Unklar ist auch, was aus der deutschen Zusage an die Vereinten Nationen wird, bis 2024 Transporthubschrauber für MINUSMA zur Verfügung zu stellen.
Darüber hinaus befürchtet vor allem das Auswärtige Amt, dass ein Abzug des letzten großen europäischen Kontigents die UN-Mission insgesamt gefährdet und damit eine weitere Destabilisierung der Sahel-Region droht. Das würde auch durch ein verstärktes Engagement im benachbarten Niger nicht aufgefangen, wo die Europäische Union eine neue Mission erwägt.
Ergänzung fürs Archiv: In einem am 15. November bekannt gewordenen Schreiben kündigte die Elfenbeinküste (Côte d’Ivoire) ebenfalls den Abzug ihrer Soldaten und Polizisten aus MINUSMA an – nicht direkt überraschend, da ein Teil der aktuellen Spannungen zwischen der malischen Regierung und den an der UN-Mission beteiligten Staaten durch die Festnahme von 49 Soldat*innen aus diesem Land in Mali befeuert worden war.
Das Schreiben der UN-Vertretung der Elfenbeinküste an die Abteilung für Friedensmissionen:
Im Auftrag der Regierung der Republik Côte d’Ivoire bestätigt die Ständige Vertretung den Beschluss zum schrittweisen Abzug des ivorischen Militär- und Polizeipersonals, das bei der Integrierten Multidimensionalen Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali (MINUSMA) eingesetzt ist, wie am 28. Oktober 2022 von dem stellvertretenden Minister Léon Kacou ADOM bei seinem Gespräch mit dem stellvertretenden Generalsekretär für Friedensoperationen, Herrn Jean-Pierre LACROIX, angekündigt wurde.
Infolgedessen können die Ablösung der in Mopti stationierten Schutzkompanie sowie die Entsendung der Offiziere des Generalstabs (MSO) und der Polizeioffiziere (IPO), die für Oktober bzw. November 2022 vorgesehen waren, nicht mehr durchgeführt werden. Ebenso plant Côte d’Ivoire nicht, die Soldaten und anderen Elemente der MINUSMA-Truppe im August 2023 abzulösen.
Die ivorische Regierung wäre daher dankbar, wenn die Abteilung für Friedensoperationen (DPO) geeignete Vorkehrungen für die sofortige Umsetzung dieses Beschlusses treffen würde.
Die ivorische Regierung stimmt dem von der DPO vorgeschlagenen Plan für einen geordneten und sicheren Abzug zu und möchte der DPO versichern, dass sie sich weiterhin für den Frieden einsetzen will. In diesem Zusammenhang ist sie bereit, die aus Mali abgezogenen Truppen in andere friedenserhaltende Missionen der Vereinten Nationen zu verlegen.
(Übersetzt mit deepl.com)
(Archivbild Juni 2022: Britische Soldaten der Long Range Reconnaissance Group (LRRG) Mali bei einer gemeinsamen Übung mit deutschen Soldaten und einem NH90-Hubschrauber der Bundeswehr in Gao – Sgt Luke Johnston/UK MOD/Crown copyright 2022 under Open Government License)
Da hat sich der Aufbau, und die damit verbundenen Querelen, des GBR Camps neben/an Camp Castor aber nicht gerade gelohnt.
„ But through the Chilcott Report and our wider experience in Iraq and Afghanistan, we – like so many allies – are clear that the military instrument should not be deployed on counterinsurgency or countering violent extremism missions unless there is a clear and compelling commitment towards political progress.“
Lessons Learned!
Guter Beitrag.
Auch die britische Logik ist an sich schlüssig und der Entschluss daraus folgerichtig.
Dennoch bleibt es eine Frage der strategischen Gewichtung und Balancierung. Insofern ist die Position des DEU AA in seinem Bemühen, RUS in Afrika nicht weichen zu wollen, ebenfalls nachvollziehbar und sicherlich nicht falsch.
Bleibt also zu sehen, was die UN machen. Es steht ja das ganze Mandat zunehmend geschwächt da.
Und was ist es uns wert mutmasslich eine ganze Region auf Jahre hinaus an den Gegner zu verlieren?
Wer Appeasement ablehnt, darf aus MLI nicht rausgehen.
Den Worten Heappey’s ist nichts hinzuzufügen.
Übersetzen-im Bundestag verlesen-Abzug der Deutschen Kräfte beschliessen-umsetzen.
Ausführung jetzt!
„was aus der deutschen Zusage an die Vereinten Nationen wird, bis 2024 Transporthubschrauber für MINUSMA zur Verfügung zu stellen.“
So schlimm kann dass doch nicht sein wenn jetzt schon mehrere Nationen ihre Zusage x Soldaten zu stellen mal eben kündigen. Und Wenn wir unsere Zusage von 1100 Soldaten aufkündigen machen dann die 4-5 Hubschrauber einen großen unterschied.
Derzeit macht der Einsatz in Mali so gut wie keinen Sinn mehr. Aufklärungskräfte werden aktiv daran gehindert aufzuklären, seit Wochen. So kann man weder die UN effektiv unterstützen, noch irgendwie zur Sicherheit des Landes auch nur ansatzweise beitragen, auch wenn es vorher auch schon maginal war.
Der Erosionsprozess ja eigentlich nicht mehr aufzuhalten. Aber vielleicht sollte man sich mit der Entscheidung nuch bis zum März Zeit lassen. Solange die Truppe in Mali ist muss man ihre Kaserne nicht heizen.
Man kann die britischen Streitkräfte nur beglückwünschen. Klare und plausible Entscheidung. Um Hilfe geben zu können muss der andere diese auch annehmen wollen.
Und die Bundesrepublik Deutschland?
Selbst wenn wir am Ende ganz alleine in Mali sein werden, wir werden weiterhin den tieferen Sinn der Mission suchen und nicht finden. Aber wir sind glücklich damit.
Ich denke die Bundeswehr sollte sich aus der MINUSMA Mission zurückziehen.
Falls das Auswärtige Amt dies nicht möchte sollte zumindest die Anzahl der Soldaten deutlich reduziert werden. (Und ich weiß daß das BMVg zuständig sein sollte ;-))
Aus meiner Sicht als mehrfacher Einsatzgänger in Mali sind wir mittlerweile sehr dicht am Afghanistan Desaster, das ja ausdrücklich fürderhin vermieden werden sollte.
Und wir können uns jetzt auch nicht in die Rolle des „Letzten vor Ort der halt leider nicht mehr weg kann“ drängen lassen.
Hoffen wir mal das die Entscheidung zur MINUSMA Mission nach objektiven Gesichtspunkten gefällt werden wird.
Die Träume vom ständigen Sitz im Sicherheitsrat sollten selbst beim AA begraben werden.
„Die Briten gehen bei MINUSMA vorzeitig raus“
Mit Recht!
(Mehr muss man(n) und Frau auch dazu nichtschreiben!)
Komisch, dabei hieß es zuletzt, dass die Briten ihren Einsatz in Mali ein wenig vrlängern würden.
Die Schweden gehen anscheinend raus, weil das so von Anfang an geplant gewesen sein soll. Das hat wohl nix mit dem Theater da zu tun.
Tja, die Transporthubschrauber, die fliegen eh nicht, weder als Rettungshubschrauber, noch als Transporthubschrauber. Dafür sorgt schon der Preis pro Flugstunde, den die UN nicht bezahlen will. Und wenn sich die UN denn dann mal dazu durchgerungen hat, die deutschen Hubis einzusetzen, dann scheitert das an den nicht vorhandenen Genehmigungen von Mali.
Vielleicht kann das Auswärtige Amt ja Mi-8 oder so chartern, um die vertraglichen Verpflichtungen zu erfüllen. Eäre auch billiger für die UN.
Mali hat sich in der aktuellen Abstimmung bzgl. UN-Sanktionen gegen Russland auf die Seite der ablehnenden Länder gestellt. Das Regime in Mali ist also weiterhin strikt auf Russland-Kurs und muss offenkundig erst scheitern, bevor eine Mission erneut aufgesetzt werden kann. In der derzeitigen Lage kann es keinen sinnvollen Auftrag für die Bundeswehr geben. Warum das Unvermeidliche hinauszögern? Raus da.
https://www.reuters.com/world/europe/un-general-assembly-calls-russia-make-reparations-ukraine-2022-11-14/
https://www.aljazeera.com/news/2022/4/8/russia-suspended-from-un-human-rights-body-how-countries-voted
@Eric Hagen
Grundsätzlich richtig, aber wir haben auf absehbare Zeit weder die Mittel noch den Willen, den Einsatz sinnvoll im Rahmen einer Sahel-Strategie alleine durchzuführen.
Wann war der letzte Heron 1 Einsatzflug?
„Wann war der letzte Heron 1 Einsatzflug?“
Nach meiner Kenntnis vor etwa 30 Tagen. Viel Stillstand und Bürokratie seitens der malischen Regierung.
Die augenblickliche Regierung in Mali stellt sich klar hinter Russland. Dafür hat Mali u.a militärisches Gerät wie u.a Flugzeuge und Hubschrauber von Russland erhalten und gestattet der Wagner-Militz Freiheiten und Rechte, welche die UN-Truppen niemals hatten und jemals zugestanden bekommen. Wir sind in Mali unerwünscht und setzen unsere Soldten unkalkulierbaren Risiken aus. Dazu kommen die Schikanen unserer Truppen, die auch die Sinn-Frage aufwerfen. Unsere politischen Entscheidungsträger(innen) müssen endlich die Realität anerkennen, dass wir derzeit nicht erwünscht sind und im Falle einer weiteren Eskalation wir unsere Soldaten dort ohne Unterstützung und nur sehr schwer zu evakuieren sind (Es sei wir bitten die Wagner-Milizen um Hilfe bei einem möglichen schnellen Abzug). Das kann es doch sein!
Koordiniert unsere Aussenministerin mit den anderen beteiligten MINUSMA Nationen oder erfährt die das auch so én passant aus der Zeitung, wenn mal wieder einer den Schuh macht. Wundert mich so ein bisschen, dass das so völlig unkommentiert „passiert“. Sie ist ja sonst auch nicht gerade maulfaul und will ja eine neue feministische Aussenpolitik installieren.
Fragen da mal unsere Qualitätsmedien nach?
@: Dude
Die UN zahlt nur dann, wenn gem. Vereinbarung zwischen BRD und UN (MOU) die Leistungen erbracht werden.
Das wird in regelmäßigen Abständen auch von der UN überprüft.
Wenn bei der Überprüfung dann festgestellt wird, dass ein Taktische Fahrzeug mit UN-Nummer, nicht die richtige Farbe mit Kennzeichnung hat, gibt es kein Geld für dieses Equipment. Obwohl selbst der anstrich und das entfernen der Farbe, zu Lasten der Vereinten Nationen gehen würde.
Nur ein Beispiel von vielen. Wo wir nach unseren Grundsätzen Dinge anders machen. Aber dann muss ich damit Rechnen, das der Kunde nicht Zahlt.
@Eric Hagen: Sehe den Zusammenhang mit Appeasement nicht?
Die deutsche Entscheidung rauszugehen, steht aus. Für Schnellschüße ist die deutsche Außenpolitik ja nicht bekannt. Und der Glaube ist bei uns häufig der Treiber mehr als die Vernunft. Unsere Interessen dort zu bleiben, kann ich derzeit nicht erkennen. Vielleicht kann das jemand bessser durchschauen und erklären. Da die Bundeswehr seit dem Ukrainekrieg abrüstet, aufgrund der laufenden Unterstützung durch abgebenes Material wäre es im deutschen Interesse, in Mali zugunsten dringenderer Aufgaben in Deutschland abzuziehen. Die Bundeswehr kann in Mali offenbar wenig bewirken, wird daran möglicherweise aktiv durch die dortige Regierung gehindert. Dem deutschen Missionierungseifer werden so die Grenzen aufgezeigt. Nicht neu.
Und es einfach kurz zu sagen:
Den Letzten beißen die Hunde….
Die Briten gehen halt nicht einer „sunk cost fallacy“ auf den Leim.
Durch die Junta macht es nunmal keinen Sinn mehr.
@AOR
Appeasement ggü. RUS bedeutet in diesem Falle der expansiven Einflusssphäre RUS in Afrika nicht entgegenzuwirken sondern Platz zu machen.
In 5-10 Jahren sind wird doch ohnehin wieder da, wenn das russ. Modell gescheitert sein wird und sich die Hände wieder nach westlichem Geld ausstrecken.
Vielmehr vor Ort zu bleiben, aktiv dem russ. Einfluss etwas entgegenzusetzen und „im Wege stehen“.
Natürlich braucht es dazu politischer Wille, sogar eine Art Strategie einschliesslich einer definierten Risiko-/Schmerzlinie. (Menschliche Opfer sollten nicht billigend in Kauf genommen werden.)
Ich räume ein, dass das von einer deutschen BuReg ziemlich viel verlangt ist, zumal niemand mehr zum „Anlehnen“ übrig zu bleiben scheint.
„Wann war der letzte Heron 1 Einsatzflug?“
Vor 36 Tagen, seitdem ist Stillstand, nicht einmal mehr technische Flüge werden genehmigt.
Gao . Bald ein einsamer Wüstenposten ?
Herr Wiegold ! Gute Besserung !
E. Hagen schrieb: „Vielmehr vor Ort zu bleiben, aktiv dem russ. Einfluss etwas entgegenzusetzen und „im Wege stehen“.
Warum? Mali war ursprünglich ein französisches Projekt, das von den Franzosen als gescheitert angesehen wird.
Wo ist der tiefere Sinn für Deutschland, praktisch alleine dort zu operieren.
@Eric Hagen: Ich unterstreiche ihre These, dass Mali/Sahel uns noch lange beschäftigen wird. Zudem ist ihre Argumentation auf der Makroebene schlüssig ( globale Konfrontation Einflusssphären RUS ).
Und gerade eingedenk der Tatsache, dass Strategie notwendig und eine sehr viel intensivere institutionelle Herangehensweise gefordert wäre. Ich frage – Bezug nehmend auf meine bisherigen Andeutungen zum Thema – ob eine in Anbetracht angezeigter Maßnahmen diese als beinahe passiv erscheinende Präsenz eher kontraproduktiv ist?
Zusammenhang: Unsere Präsenz in MINUSMA und begleitende Maßnahmen produzieren Sicherheit als einen externen Effekt ( Sicherheit als öffentliches Gut) dann auch für die Kooperation Wagner-Junta, scheitert aber dank Junta (und Grenzen des Mandats) daran, die für die Menschen nachgefragte Sicherheit tatsächlich herzustellen (Friedensabkommen. GWOT).
Wie sie zu Berichten wussten bedient sich Wagner bereits an den lukrativen Goldminen im Süden Malis um seine Präsenz zu finanzieren und die Abhängigkeit und Isolation der Junta auszubeuten. Denn wir wissen aus der Zentralafrikanischen Republik. Wagner und Ressourcen bedeutet Sklaverei.
So gut es also die Ministerin meint behaupte ich, unsere passive Präsenz hilft Wagner bei einer Betrachtung der Meso- und Mikroebene mittelfristig, wenn nicht gar langfristig.
Sicher ist eine dogmatische Debatte des ‚totalen Abzugs‘ vs. ‚Teil MINUSMAs bleiben’ einer sach- und lösungsorientierten Herangehensweise und Analyse wenig zuträglich. Dennoch sollten wir ehrlich kommunizieren, was der Einsatz tatsächlich bewirkt.
Gerade in Gedenken der gefallenen Kameradinnen und Kameraden des Afghanistaneinsatzes. Es bleibt das bittere Gefühl, dass am Ende korrupte Warlords profitierten, die Bevölkerung dies beobachtend euphorisch demokratisch beginnend über zwanzig Jahre jeden Tag etwas indifferenter zwischen Taliban und Warlords wurden, Ergebnis bekannt.
Unterm Strich: Die britische Kritik zur Begründung des Abzugs ist Understatement pur. Denn es fehlt nicht nur ein politischer Weg, der Beschrittene konterkariert gar unsere Interessen. Sage ich also: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende mit Ungewissen pro-russischem Ausgang in Weiterungen und Variationen?
Es ist vollbracht?
„Spätestens Ende 2023 sollen die deutschen Soldatinnen und Soldaten ihr Engagement bei dem UN-Blauhelmeinsatz Minusma einstellen“, heißt es aus Regierungskreisen in Berlin, so n-tv.
Warum noch über ein Jahr zuwarten? Eine Drucksituation im Stil Kabul muss vermieden werden.
[Ich rate dringend zur Vorsicht. Nach meinen Informationen von heute ist diese Entscheidung, die auch AFP so berichtet, noch nicht in der Bundesregierung insgesamt gefallen. Die Debatte mit „endlich!“ und „warum noch ein Jahr?!“ führen wir dann bitte, wenn feststeht, was wann wie passiert. T.W.]
Dafür hat Josep Borrell (EU) veine EU-Militärmission in Niger vorgeschlagen
Entscheidung 12-12-22 EU-Ratssitzung.
Ganz offensichtilich fahren die europäischen Nationen ihr Engagement in Mali zurück. Da stellt sich die Frage (vor allem vor dem Hintergrund einer gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik) was hält Deutschland noch in Mali? Das Personal und auch Material kann man in Deutschland i.R. LV/BV sicher sehr gut verwenden. Ich gehe davon aus, dass diese Thema in der BR sehr wohl diskutiert wird. Auf jeden Fall muss ein überstürzter Abzug, wie in Kabul vermieden werden.
@ORR sagt: 20.11.2022 um 12:55 Uhr
„Ganz offensichtilich fahren die europäischen Nationen ihr Engagement in Mali zurück. Da stellt sich die Frage (vor allem vor dem Hintergrund einer gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik) was hält Deutschland noch in Mali?“
Außenpolitische Verlässlichkeit und DEU Interessen in Westafrika. Bekannt ist ja, dass es innerhalb der BReg und innerhalb des BT Sympathien gibt den DEU Einsatz in MLI zu beenden (mit oder ggf. auch ohne Folgemission in NER). Aber solche Entscheidungen müssen halt bedacht getroffen werden und nicht überhastet.
„Das Personal und auch Material kann man in Deutschland i.R. LV/BV sicher sehr gut verwenden.“
Ehrlich gesagt nicht. Unterschiedliche Aufgaben, Personal, Material.
„Ich gehe davon aus, dass diese Thema in der BR sehr wohl diskutiert wird.“
In der Tat, steht ja auch im Artikel von T.W.
„Auf jeden Fall muss ein überstürzter Abzug, wie in Kabul vermieden werden.“
Wieso sind wir denn überstürzt aus Kabul abgezogen???? Verwechseln Sie hier vielleicht die EvakOp mit einem überstürzten Abzug?
@Koffer: Stimmt, Sie haben Recht, die DEU Interessen in Westafrika sind ja auch stets offen kommuniziert und sehr gut nachvollziehbar. Das in MLI eingesetzte Material kann man in DEU nicht gut verwenden = Schlage Auflösung vor. Und der Abzug aus AFG war sehr gut von langer Hand geplant. Wir leben ganz offensichtlich in unterschiedlichen Realitäten.
@Koffer
„„Das Personal und auch Material kann man in Deutschland i.R. LV/BV sicher sehr gut verwenden.“
Ehrlich gesagt nicht. Unterschiedliche Aufgaben, Personal, Material.“
Das verstehe ich nun nicht – es ist doch Material, das die Bw in der SollOrg hat? TPz, DINGO, FENNEK. Feldlagerschutz u.a. kann man auch in Europa einsetzen.
Oder was sehen Sie als nicht LV/BV fähig an?
@ORR sagt: 23.11.2022 um 20:11 Uhr
„Stimmt, Sie haben Recht, die DEU Interessen in Westafrika sind ja auch stets offen kommuniziert und sehr gut nachvollziehbar.“
In der Tat, wenn Sie wissen wollen warum wir da sind müssen Sie nur in den Mandatstext reinschauen und in die BT-Debate reinhören. Ob Sie die Argumente der BReg kaufen oder nicht (ich tue es) und ob Sie die Gesamtstrategie als klug bewerten oder nicht (ich tue das nicht), ist ja Ihre Entscheidung, aber zu sagen die Gründe wären nicht bekannt und kommuniziert, kann ich nicht nachvollziehen.
„Und der Abzug aus AFG war sehr gut von langer Hand geplant.“
Der DEU Abzug war gut und von langer Hand geplant. In der Tat. Logistisch ist er ja auch OK-ish gelaufen.
Politisch war er ein Desaster, aber das war ja nicht Ihre Aussage.
@Thomas Melber sagt: 23.11.2022 um 21:44 Uhr
„Das verstehe ich nun nicht – es ist doch Material, das die Bw in der SollOrg hat? TPz, DINGO, FENNEK. Feldlagerschutz u.a. kann man auch in Europa einsetzen.“
Nope. Mit Ausnahme des Fennek brauchen wir davon nichts bei LV/BV.
Und die Anzahl der verwendeten Fennek ist so gering, dass das kein Problem für LV/BV darstellt.
@Koffer
Dann ist das wohl so wie mit den GEPARD; in der UKR jetzt beinahe unverzichtbar und mit herausragendem Erfolg eingesetzt, für Bw jedoch vollkommen unnütz und überflüssig.