Baerbock und Lambrecht dringen bei Lindner auf mehr Geld für Ukraine-Waffen
Außenministerin Annalena Baerbock und Verteidigungsministerin Christine Lambrecht haben Bundesfinanzminister Christian Lindner in einem gemeinsamen Brief dringend aufgefordert, für das kommende Jahr mehr Geld für Waffenlieferungen in die Ukraine im Haushalt bereitzustellen. Die außen- und sicherheitspolitische Handlungsfähigkeit und internationale Reputation der Bundesregierung in diesem Konflikt hingen von der bedarfsgerechten Ausstattung des entsprechenden Etats ab.
In dem am (heutigen) Samstag bekanntgewordenen Schreiben (zuerst hatte der Spiegel darüber berichtet) geht es um den so genannten Ertüchtigungstitel im Kapitel 60 Allgemeine Finanzverwaltung des Bundeshaushalts. Daraus werden derzeit vor allem die militärischen Unterstützungsleistungen für die Ukraine bezahlt.
Die Grünen-Außenministerin und die SPD-Verteidigungsministerin verwiesen in dem Brief an den FDP-Finanzminister, der Augen geradeaus! vorliegt, auf die aus ihrer Sicht desaströse geplante Absenkung dieses Haushaltstitels. Während im laufenden Jahr angesichts des Ukraine-Kriegs die möglichen Ausgaben auf zwei Milliarden Euro erhöht worden seien, würden für das kommende Jahr nur noch 697 Millionen Euro für Ausgaben und weitere 100 Millionen Euro für so genannte Verpflichtungsermächtigungen vorgesehen.
Der Titel hat sich als das zentrale Finanzierungsinstrument erwiesen, mithilfe dessen Deutschland der Ukraine in Reaktion auf den russischen Angriffskrieg schnell und effektiv bei der Deckung ihrer militärischen Unterstützungsbedarfe helfen kann.
Konkret unterstützt Deutschland die Ukraine bei der Beschaffung militärischer Ausrüstung, indem sie bei Industrieunternehmen deren Finanzierung übernimmt. Auch zur Finanzierung der sogenannten „Ringtausche“ werden diese Mittel genutzt. Ebenfalls werden sie zur Wiederbeschaffung von notwendigem Material für die Bundeswehr, welches an die Ukraine abgegeben wurde, der Alimentierung der deutschen Pflichtbeiträge an die Europäische Friedensfazilität (EPF) und der fortgesetzten Ertüchtigung der Sicherheitsinstitutionen weiterer strategischer Partner weltweit eingesetzt.
warnten die beiden Ministerinnen in ihrem Schreiben. Konkret sollten die vorgesehenen Ausgaben auf 2,2 Milliarden Euro steigen: Die Forderung nach einer Erhöhung ist auch das Ergebnis der ressortabgestimmten „Perspektiven für die Fortsetzung der materiellen Unterstützung der Ukraine“, denen eine Abschätzung des mittelfristigen Unterstützungsbedarfs der Ukraine bis 2026 zugrunde liegt. Die zusätzlichen Verpflichtungsermächtigungen sollten auf eine Milliarde Euro angehoben werden.
Bei der Forderung von Baerbock und Lambrecht geht es zwar zunächst nicht um den Verteidigungshaushalt selbst, sondern um die Gelder für Beschaffungen für andere Länder – mittelbar hat die Höhe des Ertüchtigungshaushalts aber auch Auswirkungen auf die Bundeswehr und ihre Beschaffungen. So verweisen Außen- und Verteidigungsministerin darauf, dass die Abgabe von Waffensystemen der Bundeswehr – vor allem Panzerhaubitzen und Raketenwerfer – durch Ersatzbeschaffungen für die deutschen Streitkräfte kompensiert werden müsse.
Hinzu kommt ein weiteres Problem, das sowohl die Unterstützung der Ukraine als auch die Bundeswehr betrifft. Aus dem Brief der Ministerinnen:
Der Aufbau hochkomplexer militärischer Fähigkeiten und die Umsetzung militärischer Ausrüstungsprojekte sind erfahrungsgemäß mit überjährigen Produktions- und Vorlaufzeiten bei deutschen Industrieunternehmen wie auch am Weltmarkt verbunden. Zahlreiche Beschaffungsverträge können 2023 daher nur durch das gleichzeitige Eingehen von Zahlungsverpflichtungen auch für künftige Haushaltsjahre abgeschlossen werden. Für die Umsetzung überjähriger Ausrüstungsvorhaben bedarf es mithin einer überjährigen Verausgabungsmöglichkeit durch eine Verpflichtungsermächtigung in Höhe von 1 Mrd. Euro.
In Anbetracht der Volatilität der Lage und der Herausforderungen bei Beschaffungsmaßnahmen ist neben der Erhöhung des Ansatzes ein Höchstmaß an Flexibilität der Mittelbewirtschaftung notwendig. Die mehrfachen Anträge auf Bewilligung außer- bzw. überplanmäßiger Verpflichtungsermächtigungen im Haushalt 2022 sind Beleg für die Dynamik und den nur schwer zu prognostizierenden Bedarf im Verlauf eines bewaffneten Konflikts.
Wie teuer militärische Unterstützung der Ukraine noch werden kann, zeigt sich exemplarisch an einer Aussage des ukrainischen Ministerpräsidenten Denys Schmyhal: In einem Interview der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Link aus bekannten Gründen nicht) lobte er das deutsche Flugabwehrsystem Iris-T SLM, das erfolgreich in der Ukraine im Einsatz sei. Das Land benötige aber dringend weitere Raketen für dieses System, um russische Luftangriffe abwehren zu können – und jede dieser Raketen kostet mehr als eine Million Euro.
(Archivbild: Flugabwehrsystem Iris-T SLM auf der ILA 2022 in Schönefeld bei Berlin)
Das Handelblatt berichtet über große Streichungen beim 100-Milliarden-Euro-Paket.
Zitat:
„Auf der Kippe stünden unter anderem eine dritte Tranche der Korvette K130, neue Eurofighter für die elektronische Kampfführung, neue Fregatten und neue Panzerhaubitzen, die als Ersatz für die an die Ukraine gelieferten Systeme bestellt werden sollten.“
Hallo zusammen, habe mal eine Frage zu den Kosten, es gibt ja eine Inflation von ca. 10 % hat das auch Auswirkungen auf das Sondervermögen der BW, habe bei NTV gelesen das man eigentlich jetzt fast das doppelte braucht?
@all
Angesichts der mehrfachen Hinweise auf die Meldungen, dass Inflation etc. das Bundeswehr-Sondervermögen beeinträchtigen: Die Kommentare, in denen die hier nicht stattfindenden Links zu deutschen Verlagswebseiten stehen, habe ich gelöscht.
Ansonsten hat das natürlich mittelbar miteinander zu tun; greife ich ggf. noch gesondert auf.
Mehrere Projekte im Sondervermögen gestrichen, zumindest gekürzt.
@Bjoern__M
„Anstieg Inflation u. Zinsen schrumpfen #Bundeswehr Sondervermögen. Anpassungen in Prüfung:
– keine dritte Tranche Korvette K130
– keine ELOKA-Eurofighter
– keine neuen Fregatten
– kein Ersatz Ukraine PZH 2000 (wäre allerdings EP 60 / Ertüchtigung, Zusatz KPK)
– weniger F35 u. Pumas“?
Die mittleren Kräfte könnten auch betroffen sein, was bleibt überhaupt?
Im Gesamtzusammenhang
‚Baerbock und Lambrecht wollen 1,5 Milliarden Euro mehr für Ukraine-Waffen
Für Waffenlieferungen an die Ukraine sind knapp 700 Millionen Euro im nächsten Haushalt vorgesehen“. Beide wandten sich schriftlich an Christian Lindner. (Spiegel)
Naja, wir rutschen in eine fette Rezession. Der Bundeshaushalt ist nicht unendlich und der Finanzminister muss einen Haushalt Zusammenschustern. Irgendwo muss gespart werden….
@Küstengang01
Sauber, dann sparen wir halt da, wo wir die letzten Jahrzehnte schon immer gespart haben. Man hatte zwar festgestellt, dass die Streitkräfte nicht einsatzbereit sind, aber was schert das Geschwätz von gestern! Meanwhile, in China…
Und evtl. wachen jetzt die Verfechter von Flugabwehrraketensystemen mal auf – der Betrieb außerhalb von Übungen im Frieden ist leider sündhaft teuer… Gut, dass jetzt gefühlt alles auf Basis von IRIS-T laufen soll.
Wie sagte Fr. Strack-Zimmermann zu Beginn des Ukraine Krieg sinngemäß: Wenn man keine Fenster im Haus hat fange ich nicht mit dem Innenausbau an … äußere Sicherheit als DER Kernauftrag eines Staates.
Ich habe den Eindruck, dass dringt bei weitem nicht deutlich genug in alle Köpfe!
Ersatzeinkäufe der Bw Bestände, welche der Ukraine zur Verfügung gestellt wurden, sollten nicht aus dem Einzelplan finanziert werden.
Die Zuspitzung der Diskussion zum Sondervermögen ist ein weiteres Thema….
Da kommt vieles zusammen. Vielleicht greift der Hausherr das noch auf …?! Nach meiner Einschätzung wird das in den nächsten Wochen sicherlich eine interessante und ergiebige Geschichte, die systemische Defizite deutlich macht (Vergabe, Haushalt, Überbürokratismus, usw usw….)
Bei dem Thema beschäftigt mich recht viel:
1) Die abgegeben Materialien der Bundeswehr müssen dringend ersetzt werden… das erfolgt wohl außerhalb des EPL14 und des Sondervermögens…korrekt?
2) die Ukraine benötigt weiter zeitnahe mehr neues Material und Munition … vor allem Flugabwehr und Artillerie ist wichtig…und sehr entscheidend in der aktuellen Lage und in der aktuellen Art wie Krieg geführt wird!
Deutschland hat hier Weltklasse Produkte, welche aber auch produziert werden müssen…
macht es Sinn hier (ähnlich wie in Frankreich) auf eine Art „Kriegsproduktion“ bei bestimmten Herstellern umzustellen (finanziell unterstützt durch die Bundesregierung und Abnahme garantiert für Ukraine und Bundeswehr)
Interessant wären hier neue Iris-t SLS/M Systeme und Artillerie (PZH2000 und Boxer RCH155) ggf auch Nachfolger für den Gepard (Boxer Skyranger30)
Außerdem die Munition in großem Umfang für diese Systeme… eine Iris-t Rakete wird aktuell auch nicht am Fließband gebaut…
3) das gute alte Sondervermögen:
ich denke die Artikel die hier aktuell im Umlauf sind greifen teilweise auch altbekannte Fakten einfach auf…
klar wird man nicht alles bezahlen können was auf der Wunschliste steht…
Klar macht das ganze nur Sinn wenn der EPL14 in 2-3 Jahren auf 2% BIP steigt…
manche der Projekte benötigen eine gesicherte Anschlussfinanzierung…
Projekte wie FCAS oder MGCS machen keinen Sinn diese aus dem Sondervermögen zu bezahlen… da erst ab 2030 hier große Kosten entstehen…
und klar… dadurch dass noch nix fix bestellt wurde in Kombination mit Inflation und Schwäche Euro vs Dollar…bekomme ich für 100 Mrd weniger als vor einem Jahr!
ansonsten wollte man beschaffen was gebraucht wird und marktverfügbar ist…
Problem dabei ist dass die Mühlen aktuell so langsam mahlen dass noch NICHTS bestellt wurde!!
nichtmal Munition wurde bestellt… obwohl hier ja erstmal nur die Lager aufgefüllt werden müssten mit mehr von dem was man hat (also statt 5.000 Schuss 155mm vllt mal 50.000 bestellen!)
nichtmal für F35 oder STH gibt es Verträge!
für die wichtigen Heeresprojekte auch nicht…weil man gar nicht weiß was man will!! Kleiner Tipp… vllt schaut man mal in die Ukraine!
moderne Artillerie (PZH2000, Boxer RCH155)
moderne Flugabwehr (Iris-t SLS/M/X + Boxer Skyranger30 (als Gepard Nachfolger))
moderne Kampf- (Upgrade Leo2) und Schützenpanzer (2. Los Puma)
sind sehr sehr gefragt!!!
Panzerabwehrraketen (Spike usw) sind auch sehr relevant!
@Voodoo sagt:
22.10.2022 um 19:37 Uhr
Hab nicht gesagt das ich das begrüße. Lediglich das ich mir bewusst bin das Herr Lindner irgendwo Geld zusammen kratzen muss.
Und in Zeiten wo viele Wähler nicht wissen wie sie Finanziell über die Runden kommen sollen (dazu zählen ja auch viele Unternehmer, die traditionell FDP wählen) sind vielleicht andere Haushaltsposten wichtiger als die Rüstungshilfe für die Ukraine.
Ich sehe das mit einer gewissen Portion Fatalismus, so war es ja eigentlich schon immer.
2010 musste ein gewisser Graf, ich meine mich zu erinnern 5 Milliarden einsparen und kam auf Ideen wie Aussetzung der Wehrpflicht und dem Dynamischen Verfügbarkeits Management und der Auflösung von Truppengattungen wie der Heeresflugabwehr.
Jetzt merkt man halt das Mal wieder keine Kohle für Landesverteidigung übrig ist. Nix neues.
@Grashüpfer und Obibiber:
Wenn die Bundeswehr Material abgibt, dann ist eine Nachbeschaffung aus dem allgemeinen Haushalt vorgesehen.
Hierfür muss aber eine ausreichende Vorsorge im Haushalt getroffen werden.
Dies ist offenbar bisher nicht erfolgt.
Daher nun dieser Brandbrief.
Am Ende muss nicht nur der Finanzminister, sondern auch der Haushaltsausschuss überzeugt werden.
Gute Planung sieht anders aus.
Laut dem ukrainischen Ministerpäsidenten Schmyhal wird dringend Munitionsnachschub für Iris-T benötigt (Ticker von ntv). Wie hoch mag die Produktionskapazität für die Raketen sein?
Falls die auf die dort erwähnten täglich 20-30 Kamikazedrohnen mit Iris-T schiessen, dürfte so oder so ziemlich bald das Ende des Möglichen erreicht sein. Spätestens beim Budget, Wenn ein Schuss 400k kostet sind nach 30 Tagen bei 20 Schuss täglich schon 240 Mio Euro erreicht.
[Quelle für die Aussage von Schmyhal ist nicht „im Ticker von n-tv“, sondern ein Interview der FAS, das hier oben zitiert ist. Kommentare, bei denen erkennbar noch nicht mal der Text oben zur Kenntnis genommen wird, finde ich ziemlich unsinnig und werde künftig entsprechend reagieren. T.W.]
Vielleicht hab ich ja was falsch im Kopf, aber sollte das Gerät von EU Geldern bezahlt werden, welches die Armeen an die Ukraine liefern?
Die Inflation mag ja ein Teil der Kostensteigerung sein, getrieben durch Gas. Wobei das bereits wieder um 50% im Preis gesunken ist.
Auch Stahl ist wieder billig.
Und Energie ist in den USA 1/8 so teuer wie hier.
Daher ist es fraglich, ob die Beschaffungen tatsächlich so stark im Preis ansteigen (?).
Zum Schluss noch eine Frage :
Die Industrie hat 50 Geparden.
30 davon sind an die Ukraine geliefert worden.
Was ist mit dem Rest?
Verzicht auf K130 ist kein großer Verlust, das spart wenigstens Besatzungen sowie Betriebskosten – beides kann für nützlichere Einheiten genutzt werden. Sinnvollerweise müsste man aber auch die anderen K130 und F125 nur so lange nutzen, bis die F126 zuläuft. Die vorhandenen K130 und F125 dann durch ein zweites Los F126 zu ersetzen, wird leider ein Wunsch bleiben.
Iris-T SL(S/M/X) für die Bundeswehr halte ich ebenso für nicht sinnvoll. Bei den zu erwartenden Stückzahlen wäre es besser, mehr PATRIOT zu beschaffen, ggf. mit einem Austausch oder einer Ergänzung der Radartechnik. Der FK scheint der Iris-T-Familie energetisch überlegen zu sein. Hier scheint „Made in Germany/Bavaria“ das ausschlaggebende Kriterium des Beschaffungswunsches zu sein.
Der Rest ist dann schon schmerzhaft.
@Küstengang01
Sorry, war auch kein Angriff auf Sie – eher Dünnhäutigkeit aufgrund von Frustration und (langsam aber sicher) auch etwas Resignation. Mir fehlt seit vielen Jahren das Agieren mit Weitsicht und realistischer Zielsetzung. Stattdessen erleben wir ein ums andere Mal Aktionismus, Klientelbefriedigung und „das mit den Fähnchen“…
Die Bundesregierung hat noch Sparmöglichkeiten . Ein Beispiel: Das Bürgergeld soll allein im Jahr 2023 Mehrkosten von 5 Milliarden Euro verursachen. Der Bundesrechnungshof kritisierte einige teure Regelungen des Bürgergeldes scharf.
[Ein willkommener Anlass, darauf hinzuweisen, dass diese Debatte dann am Stammtisch geführt werden kann, welche Sozialleistungen z.B. gekürzt werden sollten. Hier nicht. T.W.]
@all
Es geht hier wieder munter Richtung Stammtisch. Ich bin mir nicht sicher, ob da einige wieder die Schließung der Kommentarfunktion provozieren wollen, aber es sieht schon sehr danach aus. Ich sag’s mal nur vorbeugend.
@MFG
Bei der dritten Korvetten-Tranche ging es um den vorzeitigen Ersatz der ersten fünf Einheiten. Die Marine will und braucht keine 15 Korvetten. Insofern werden bei einem Verzicht darauf auch keine Betriebs-Recourcen freigesetzt.
Bei den kolportierten Streichlisten in der Presse kommen einige Fragen auf. Was zum Beispiel verbirgt sich hinter der Kürzung bei den Fregatten? Der Verzicht auf die Option 5. und 6. Schiff F126, oder will man wirklich an den Vertrag für die ersten vier ran? Letzteres wäre ein ziemlicher Hammer und würde die Marine mit runtergelassenen Hosen zurück lassen. Ganz ohne Vorwarnung käme es allerdings nicht. Die heimische Industrie lobbyiert ja seit Jahren erfolgreich gegen das Projekt. Auch das hinterfragen des ECR-Typhoon (wenn auch fiskalisch durchaus nachvollziehbar) wirft Fragen auf. Bei gleichzeitiger Diskusion über reduzierte Lightning-Stückzahlen (was will man da eigentlich reduzieren, wir wollen doch eh nur ein einziges Geschwader ausstatten?), wäre die Tornado-Nachfolge wieder komplett offen. Keine gute Aussicht. Hoffen wir, dass es nur Gerüchte/interne Drohkulissen sind.
Es bringt nichts, wenn man streitet, welche Ausgaben wichtiger sind.
Was ich gerade im Interview mit Herrn Papperger gelesen habe (Wirtschaftswoche) :
Die Regierung hatte Anfang des Jahres mit einem Dollarkurs von 1,10 gerechnet.
Der Euro ist aber schwächer geworden, bei 1,00.
Das macht die STH und F 35 teurer.
@Nurso:
„ Die Regierung hatte Anfang des Jahres mit einem Dollarkurs von 1,10 gerechnet.
Der Euro ist aber schwächer geworden, bei 1,00.
Das macht die STH und F 35 teurer.“
und in einem Jahr kann der Kurs bei 1,3 oder 0,8 liegen…
man sollte sich halt einen gewissen Kurs sichern… bei 1,3 macht es eher Sinn auf heimische Produkte zu setzen!
Bei der aktuellen Inflation und Staatsverschuldung war zu erwarten, dass alle Rüstungsvorhaben auf den Prüfstand kommen.
Dass wir nun dummerweise die amerikanischen Produkte dringend brauchen und auf sie nicht verzichten können, ist ärgerlich.
Der teure Dollarkurs verteuert die P-8, die F-35 und die Chinook und lässt weniger Spielraum für die einheimischen Projekte.
Leider bahnt sich überall in Europa ein Streichkonzert der neuesten Rüstungsprojekte mangels Finanzierung an.
Gleichzeitig scheint sich eine Einigung bei FCAS zwischen Aurbus und Dassault anzubahnen. Leider ist auch das Projekt nicht mehr bezahlbar. Der Chef der italienischen Luftstreitkräfte hat diesen Monat genau deswegen erneut eine Fusion von Tempest und FCAS gefordert.
Russland hat erreicht, dass durch die Energieknappheit die Wirtschaft im Westen kaputtgeht und wenig Geld für die Streitkräfte zur Verfügung steht. So kann man auch Kriege gewinnen.
Ich bin überzeugt davon, dass niemand eine glaubhafte Erkärung dafür hat, dass für die Beschaffungsvorhaben, bzw. Nachbestellungen außer Ankündigungen seit mehr als
vielen Monaten nichts unternommen wurde – zumindest die Munition hätte man fest ordern müssen und auch können.
Entweder will jeder der Entscheidungsträger wieder „eine Eier legende Wollmilchsau“, kaum finanzierbar, und deren Zuführung in 20-30 Jahren erst möglich ist, oder ist die eigentliche Bremse im Kanzleramt zu suchen.
Tatsache ist nun mal, was in 20 Jahren herruntergewirtschaftet wurde ist selbst mit noch mehr finanziellen Mitteln nicht in einer Legistratur zu beheben, zumal die Herrausforderungen vielfältiger geworden sind. Wer z. B. machte sich vor 20 Jahren Gedanken um Drohnen und Cyber. Dies alles muß jetzt berücksichtigt werden und in die Planung einfliessen. Jedes Fahrzeug, egal wie toll, ist ohne Abwehrmöglichkeiten von Drohnen verloren.
Vielleicht sollte man einen Blick Richtung Polen werfen, Erforderliche Ausrüstung, die in kurzer Zeit einsatzbereit sein muß, Panzer, Haubitzen, Raketenwerfer und Flugzeuge werden jetzt aus Südkorea beschafft. Die ersten 48 Haubitzen sind 2 Monate der Vertragsunterzeichnung bereits auf dem Weg nach Polen, kann Deutschland das auch?? Fakt ist, nachdem Polen Südkorea das Tor nach Europa geöffnet hat wird es für die Zukunft der Deutsche Industrie ziemlich eng.
@Nurso@Obibiber
Auch hier frage ich mich: warum hat das Risikomanagement im Verteidigungs- und Finanzministerium nicht früh genug auf die Wechselkurs- und auch die Inflationsproblematik hingewiesen?
Bereits in einem meiner Posts im April oder Mai, noch bevor das Sondervermögen inklusive Wirtschaftsplan im Bundestag und Bundesrat abgesegnet wurde, habe ich darauf hingewiesen, dass alle Beschaffungen die beispielsweise in den USA eingekauft werden, einem massiven USD Wechselkursrisiko ausgesetzt sind. Schon im April / Mai war der USD Wechselkurs tendenziell stark am Fallen. Auch viele andere Wirtschafts- und Finanzexperten haben schon im April/Mai für spätestens im Sommer 2022 eine USD Parität vorhergesagt. Trotzdem hat man den Wirtschaftsplan vollgehauen mit etlichen Beschaffungen, von denen man wusste das diese mit den USA realisiert werden (F-35, Chinook, P8, Patriot e.g.). Bitte nicht falsch verstehen, alle diese Projekte sind notwendig, aber der Wirtschaftsplan hätte schon im Entstehen realistischer aufgestellt werden müssen. Nun ist wieder Kommando zurück und das kostet Zeit.
Warum handeln die politisch Beteiligten (Politik, BAAINBw, e.g.) jetzt erst im Oktober? Ich meine, die sind ja nicht blöd, die haben die Entwicklung auch kommen sehen. Oder war der Bundesrechnungshof hier der Treiber?
Das gleiche gilt übrigens auch für die Inflation, hätten die Beteiligten/Verantwortlichen auch schon früher erkennen können/müssen.
Professionell ist irgendwie anders….
Ich meine, ich kann mich noch daran erinnern, dass die Munitionsbeschaffung schon sehr frühzeitig vom „Sondervermögen“ abgekoppelt und weiterhin langfristig erfolgen soll. Das triggert mich dann nicht so.
Ansonsten ist es aber schon ein Jammer. Unsere schöne Bundeswehr. Nur noch düstere Aussichten.
Nicht einmal Herr Bartsch hat Mitleid mit uns. So gesagt, in der Sommer-Spezialsendung der „heute-show“ zur Bundeswehr (ZDF-Mediathek).
Bei all den polnischen Ambitionen bin ich aber skeptisch. Das glaube ich erst, wenn alles fertig ist. Aufwuchs und Beschaffungen.
Was mich vorallem bewegt, dass Ampelpolitiker für die Ersatzbeschaffung immer wieder auf das Sondervermögen verweisen. Ich denke die Ampel will die Ersatzbeschaffung garnicht aus EP 60 laufen lassen und deswegen bestellt die BW auch nicht nach.
@Labacco : Tja, weil auch hier „Experten“ am Werk sind, die weder von Wirtschaft noch von Finanzen eine Ahnung haben.
Wechselkursrisiken kann man absichern. Zum Beispiel mit Terminkontrakten.
Auch Gaskäufe kann man absichern.
Hat man aber nicht.
Man kaufte stets zum Höchstpreis. Broker wunderten sich nur, daß macht man bei jedem Geschäft so, dass man eine Verkaufsoption hat.
Es sei denn, man ist der Bund, bzw Trading Hub Europe (Handelsblatt vom 20.10.22).
@Claus: Ich habe es schon einmal geschrieben.
Polen wollte vor einigen Jahren beim MGCS dabei sein.
Frankreich und Deutschland haben abgelehnt, weil Polen – wie so oft – nichts dazu beigetragen würde, aber vom Technologietransfer profitiert.
Um dann-analog der Industrie – das selbe Produkt zu günstigen Preisen zu exportieren.
Dann hat Polen vor Jahren begonnen, sich um Südkorea zu bemühen.
Und kaum hat Rheinmetall den Panther vorgestellt, klopt nun, Polen an.
Das auch gerne die PzH 2000 in Polen warten will, natürlich braucht man dafür sämtliche Konstruktionspläne.
Seltsam, dass KMW das ablehnt, und lieber dafür nach Litauen verlegt.
Nehmen ist seeliger als Geben.
Was bedeutet dieses gemeinsame ministerielle Vorgehen für die nächsten Gehaltsrunden? Erinnert werde an den diesjährigen Finanzwarnbrief, wonach die nächsten Gehaltserhöhungen aus dem EPl. 14 bezahlt werden sollen, und nicht mehr aus dem EPl. 60. Das wäre bei der jetzigen Inflation der Stopper für viele Vorhaben, wenn die Abschlüsse über 3 Prozent liegen.
@Zivildienstverweigerer
Ich meine den Verzicht auf alle Korvetten. Welche unverzichtbaren Fähigkeiten haben die denn? Land Attack mit RBS15 – gibt es mittels Taurus an Tornado und Eurofighter preiswerter, schneller und flexibler.
@ MFG
wir sollen generell auf Korvetten verzichten, während andere europäische Länder sie einführen und sogar gemeinsam entwickeln?
Wir sollten auf das dritte Los verzichten und statt dessen 10 Schnellboote für die Ostsee beschaffen.
@Der Realist
Welche einmaligen Fähigkeiten haben denn die Korvetten, welche die Marine sonst nicht hat? „Andere kaufen das auch“, ist aus meiner Sicht keine tragfähige Begründung.
In einem Peer-/Near-Peer-Konflikt sind sie sowohl aus der Luft als auch Unterwasser sehr verwundbar, hier sind selbst die Fähigkeiten zum Eigenschutz nur sehr eingeschränkt (AAW) bzw. nicht vorhanden (ASW). Sie können ASuW und Land Attack sowie ein Seegebiet an der Oberfläche und im Luftraum überwachen bzw. aufklären. Das können aber andere Einheiten auch, und zwar mit deutlich mehr Flexibilität und Durchsetzungsfähigkeit.
Für Embargoüberwachung, Anti-Piraterie o.ä. fehlt ihnen der Helikopter.
Daher (wie auch die missratene F125) eine Fehlbeschaffung, die bereinigt werden sollte.
Schnellboote wären eine noch sinnlosere Beschaffung. Sie haben mal unter den Bedingungen des kalten Krieges Sinn ergeben, aber da sollten Sie sich mal bei den damaligen Offizieren über Einsatzszenario, Taktiken und Überlebenswahrscheinlichkeit informieren. Für die Abwehr umfangreicher Landungsoperationen im Rahmen eines Großangriffs des WP waren 80 bis 90% Verluste akzeptabel, unter aktuellen Bedingungen wohl eher nicht.
@ MFG
Der Verzicht auf einen Heli bei unseren Korvetten ist ein Fehler, der auch darauf beruht, dass uns in der Marine generell ein leichter Helikopter fehlt. Da hilft ein Blick nach Frankreich oder Schweden, um unserer Führung Möglichkeiten aufzuzeigen…
Aber ansonsten ist eine Korvette für die Ostsee und südliche Nordsee besser geeignet, als unsere Fregatten in Zerstörergröße. Deshalb sind sie eine gute Ergänzung.
Was uns fehlt, sind schnelle Einheiten für die Ostsee wie z.B. die schwedischen kleinen Visby-Korvetten, die man auch als größere Schnellboote aufgrund ihrer Kompaktheit und Geschwindigkeit bezeichnen könnte.